Schottland verbesserter sich im Zweiten Spiel und holt einen Punkt
Nach der 5:1 Niederlage im Eröffnungsspiel gegen die deutsche Nationalmannschaft, wollten die Schotten am Mittwochabend gegen die Schweiz eine Reaktion zeigen. Ob dies gelang und wie die Schweizer Nationalmannschaft die Schotten vor Probleme stellte, wird im folgenden Artikel beschrieben.
Was Schottland veränderte
Steve Clark veränderte die Startelf im Vergleich zum Deutschland Spiel auf zwei Positionen. Im Abwehrzentrum fing Hanley für den Rot gesperrten Porteus, im Mittelfeld spielte Billy Gilmour neben Mc Gregor von Beginn an. Zudem wechselten die Schotten ihre Grundformation. War es gegen Deutschland noch ein 5-4-1, so agierten die Schotten gegen die Schweiz aus einem 5-2-1-2. Mc Tominay fungierte als Zehner, während Mc Ginn mit Che Adams eine Doppelspitze bildete.
Mehr Druck auf den Ball
Was gegen die Deutschen ein großes Manko in der defensive war, war das die Schotten keinen Druck auf die erste Aufbauline des Gegners erzeugen konnten. Im Eröffnungsspiel wurde sehr passiv agiert. Durch die Umstellung auf zwei Stürmer, gelang es den Schotten mehr Zugriff auf den Aufbau des Gegners zu generieren. Hier wurde immer versucht gleichzahl zu schaffen. Auch in der Fünferkette wurde teilweise mutiger durchgeschoben. So schoben die beiden Flügelverteidiger, wenn möglich auf den Außenverteidiger der Schweizer. Dadurch konnten Mann gegen Mann Situationen am Flügel geschaffen werden und Balleroberungen generiert werden. Hier hatten die Schweizer Problem Lösungen zu finden, da die Schotten in diesen Momenten des Spiels sehr aggressiv waren. Das führte dazu das die Schotten gegen den Ball insgesamt aktiver waren als im Eröffnungsspiel. Hier mal ein Beispiel aus der 19 Minute. Schweiz eröffnet über die rechte Seite. Mc Gin presst Schär während Mc Gregor Freuler zustellte. Robertson schob aktiv aus der Fünferkette. Tierney deckte durch und So konnte ein Mann gegen Mann Situatin geschaffen werden und eine Balleroberung geschaffen werden.
Anlaufverhalten
Da die Schweiz zwischen Dreier- und Viereraufbau pendelte, war die Rolle von Mc Tominay unterschiedlich. Baute die Schweiz aus einer Dreierkette auf schob er mit in die erste Pressinglinie um eine Gleichzahl herzustellen. Bei einem Viereraufbau agierte er etwas zurückgezogen hinter den beiden Spitzen. Ziel der Schotten war es hierbei die Schweiz auf eine Seite zu isolieren und nicht rauszulassen, da aufgrund des Systems sich ballfern Räume ergaben. Versuchte die Schweiz die Seite zu verlagern liefen die Stürmer der Schotten immer von außen nach innen an, um aktiv zu verhindern das die Schweiz die Seite wechselt. Situativ gingen die Schotten in ein Angriffspressing über, was am 1. Spieltag nicht zu sehen war. Auslöser hierfür war beispielsweise Abstoß der Schweiz. In diesen Momenten des Spiels spielten die Schottland komplett Mann gegen Mann zugeschoben.
Schweiz bringt die Schotten ins Zweifeln
Die Schweiz spielte auf dem Papier ebenfalls aus einem 5-2-1-2 heraus. Ganz interessant hierbei war, dass kein Nomineller Mittelstürmer auf dem Feld stand. Startete gegen Ungarn Kwadwo Duah, so ersetzte Yakin diesen mit im zweiten Gruppenspiel durch Shaqiri. Aebischer, der gegen den Ball als linker Schienenspieler fungierte, rückte situativ im Ballbesitzt in den Halbraum ein. Rodriguez pendelte im Aufbau zwischen Halb- und Außenverteidiger. So konnte zwischen Dreier- und Viereraufbau variiert werden. Ndoye und Vargas positionierten sich meist sehr breit in der letzten Linie, um die schottische Fünferkette zu binden.
Probleme gegen das Hohe Anlaufen
Dies stellte die Schotten vor Probleme in der Absicherung. Den Shaqiri bewegte sich oft ins Mittelfeld. So stand Hanley vor der Entscheidung ihm zu Folgen oder in der Kette zu bleiben. Sollte er mit ins Mittelfeld folgen, entstand eine 2 gegen 2 Situation ohne Tiefensicherung in der letzten Linie. Ein Beispiel hierfür ist die 31 Minute. Hier schieben die Schotten Mann gegen Mann zu. Schottland hat in der letzten Linie eine drei gegen drei Situation. Shaqiri lässt sich fallen und zieht damit Hanley aus der Position. Per Steil Klatsch kann die Schweiz einen freien Fuß generieren und so eine Schnittstellenpass durch die Kette spielen, da Schottland keine Tiefenabsicherung im Zentrum hat. Die Lösung wäre gewesen, dass der ballferne Sechser nach hinten abkippt, sofern klar ist auf welche Seite die Schweiz eröffnet. Der Ballferne Stürmer, hier Adams müsste dann den Ballfernen Sechser aufnehmen. So kann der ZIV Shaqiri übergeben und hätte man in der letzten Linie eine +1 Überzahl, sowie die Tiefe besser abgesichert.
Spielsituation aus der 31 Minute
Probleme im Mittelfeldpressing
Ein weiteres Problem, dass sich durch die Positionierung der Schweiz auftrat, war das oft kein Druck am Flügel hergestellt werden konnte. Da Vargas und Ndonye sich breit Positionierten, standen die beiden Außenverteidiger permanent vor der Entscheidung, ob sie auf Rodriguez bzw. Widmer durschieben können. So konnte die Schweiz entweder einen Freien Fuß am Flügel kreieren oder den Raum dahinter bespielen. Teilweise attackierten die Sechser nach außen, was wiederrum Raum im Zentrum öffnete. Beispielhaft hierfür ist die 77 Minute. Die Schweiz positioniert in dieser Situation Ndonye und Vargas breit an den Außenlinien. Embolo lässt sich in Mittelfeld fallen und zieht dadurch Hendry aus der Position, der sich aus der Position ziehen lässt, um die Unterzahl im Mittelfeld auszugleichen. Beide Außenverteidiger der Schotten stehen im 2 gegen 1 Unterzahl am Flügel. Akanji spielt den Ball nach außen auf Rodriguez. Dieser kann ohne Gegnerdruck andribbeln.
Ralstone kann hier nicht durchschieben, da Hendry nicht in der Lage ist ihn abzusichern. Der Lösungsansatz wäre gewesen durch eine Tiefere Position der Sechser den zurückfallenden Stürmer aufzunehmen umso mit der Fünferkette durchsichern zu können und Druck auf Rodriguez zu erzeugen.
Spielsituation 77 Minute
Lang und weit bringt Sicherheit….
Auch mit dem Ball änderte sich die Struktur im Vergleich zum Auftaktspiel. Mc Ginn und Adams Positionierten sich breiter im Halbraum zwischen Halb- und Flügelverteidiger. Sofern der Gegner hoch anläuft, wählten die Schotten einen Langen Ball, meist auf die rechte Seite. Hier war Che Adams zusammen mit Ralstone die Zielspieler. Schottland versuchten dann mit viel Personal nachzuschieben, um den 2. Ball zu erobern. Auch in Phasen, als die Schweizer nicht hoch anliefen, wurde das Mittelfeld schnell überspielt. Am Flügel wurden Rauten gebildet und versucht Mc Ginn oder Adams Anzuspielen, die den Ball festmachen sollten. Im letzten Drittel war das Prinzip relativ klar, so schnell wie möglich in die Box zu kommen. Das konnte auch schon gegen die Deutschen beobachtete werden. Ein Vorteil, der sich hier durch den Systemwechsel ergab, war die Rolle von Mc Tominay. So konnte dieser aufgrund der Offensiveren Position gefährliche Läufe in die Box starten und seine Stärken ausspielen.
So hätten die Schotten mehr Torgefahr ausstrahlen können
Steve Clark muss unbedingt an der Offensive arbeiten, um gegen Ungarn erfolgreich zu sein. Schon im Eröffnungsspiel gegen Deutschland war das Offensivspiel der Breathhearts eher Mau. Schottland ist viel zu statische in den Positionen und kann so keine Dynamik erzeugen. Es fehlen Positionswechsel, um den Gegner ernsthaft vor eine Entscheidung zu stellen. So weiß der Gegner genau welcher Spieler sich in welchem Raum bewegt und kann Mann gegen Mann Situationen erzeugen, wie gegen Deutschland. Außerdem wird nur um den Block des Gegners herumgespielt. Dadurch hat der Gegner immer wieder Zeit zu verschieben und kann die Räume schließen. Schottland muss hier auch mal in den Druck reinspielen, um Räume zu kreieren. Zudem fehlen Tiefenläufe in der letzten Linie, um mal ernsthaft hinter die Kette des Gegners zu kommen.
Fazit
Schottland hat sich im Vergleich zum Eröffnungsspiel gesteigert, was aufgrund der Leistung aber nicht schwer war. Trotzdem waren noch viele Fragezeichen im Spiel der Schotten. Wo extreme Problem auftraten war in der Tiefensicherung. So kam die Schweiz zu einer Riesenmöglichkeit von Ndonye in der 58 Minute und zu einem Abseitstor in der 82 Minute. Trotzdem hat man die Chance im letzten Gruppenspiel weiterzukommen. Sollte das Spiel gegen die Ungarn erfolgreich gestaltet werden wäre der Einzug ins Achtelfinale mit 4 Punkten als Drittplatzierter ziemlich sicher. Ob es allerdings gegen die Ungarn reichen wird, zeigt sich am Sonntag um 21:00 Uhr in Stuttgart.
Die Schweiz ist durch das Unentschieden ziemlich sicher im Achtelfinale. Zum einen, weil 4 Punkte reichen sollten, um als Drittplatzierter weiterzukommen, zum anderen, weil Schottland eine Sechstore Rückstand aufholen müsste, um auf den zweiten Platz zu springen. Der nächste Gegner der Schweiz wird am kommenden Sonntag ebenfalls um 21:00 Uhr der Gastgeber Deutschland sein.
Zum Autor: VR hat vor Jahren angefangen, sich tiefgründiger mit dem Fußball zu beschäftigen und arbeitet seither neben der Ausbildung zum Sportkaufmann beim Bayrischen Rundfunk in der Sportredaktion. Er analysiert gerne und verfasst Artikel über das Spiel.
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