TEs Bundesliga-Check: Arthouse-Taktik und Poker
Großes Kino in der Bundesliga-Kolumne! TE erklärt, wie Hertha mit einer kleinen taktischen Änderung den BVB vor herbe Probleme stellte. Außerdem: Die Umstellungsschlacht zwischen Christian Streich und Julian Nagelsmann – ist das noch Taktik oder schon Poker?
Spielverlagerung-Autor TE sucht sich nach jedem Bundesliga-Spieltag zwei bis drei Aspekte heraus, die er kurz und knackig analysiert. TEs Bundesliga-Check ist der Analysehappen für Zwischendurch – eine Spielwiese für taktische Beobachtungen, die in den “langen” Spielanalysen keinen Platz finden.
Hertha: Einfache Änderung, große Wirkung
Zugegeben: Hertha BSC ist kein häufiger Gast auf Spielverlagerung, weder bei den Spielanalysen noch in meiner Kolumne. Manche interpretieren das als Abwertung ihrer Arbeit, als hätten wir ein persönliches Problem mit ihnen. Das mag vielleicht sogar sein. Nun ist es unter Liebhabern eines bestimmten Sachgebiets oft so, dass man im Zweifel eher die abwegigen, verrückten Sachen bevorzugt, die man nicht bereits tausendfach gesehen hat. So unterscheidet sich der Filmgeschmack von Kritikern oft von dem eines durchschnittlichen Kinogängers, was einfach damit zu tun hat, dass sie viel mehr Filme schauen und vieles sich irgendwann wiederholt. Ähnliches lässt sich wohl auch für Taktikblogger behaupten. So wird Herthas 4-4-2-Mittelfeldpressing definitiv gut ausgeführt, würde aber – um in der Film-Metapher zu bleiben – sicher keinen Preis auf dem Sundance Festival abstauben. Systeme wie jenes von der Hertha haben wir im Laufe der Zeit bereits zigfach analysiert – übrigens auch bei der Hertha selbst.
Dennoch soll an dieser Stelle – um die alte Kicker-Metapher aufzugreifen – mal „der Scheinwerfer gedreht werden“, und zwar auf die Hertha. Diese haben am Wochenende beim 2:1-Erfolg über Borussia Dortmund ihr typisches 4-4-1-1-Pressing etwas abgewandelt. Normalerweise sind sie recht Sacchi-esque unterwegs: Die Außenstürmer starten das Pressing und attackieren die gegnerischen Außenverteidiger. Sie sollen das Spiel des Gegners auf die Flügel lenken. Dort wird der gegnerische Außenstürmer isoliert. Im Spiel 4-4-2 gegen 4-4-2 entstehen dadurch recht eindeutige Zuordnungen.
Nun traf die Hertha auf Borussia Dortmund. Dortmund setzt seit geraumer Zeit auf eine Dreierkette, wodurch die typischen Hertha-Mechanismen zunächst einmal nicht greifen; ein Pressing Außenstürmer-gegen-Außenverteidiger ist durch die hohe Rolle der Dortmunder Außen kaum möglich. Hertha musste das Pressing also anders organisieren. Ich war durchaus überrascht, dass sie dies auf so offensive Weise taten. Hertha änderte das System von einem 4-4-1-1 auf ein 4-1-4-1. Die Außenstürmer attackierten innerhalb dieses Systems die gegnerischen Halbverteidiger. Statt sich weiter zurückzuziehen und die gegnerische Dreierkette kombinieren zu lassen, liefen sie die Halbverteidiger aggressiv an.
Gerade in der Anfangsviertelstunde gelang es ihnen, Dortmund im Spielaufbau ein offenes Spiel aufzuzwängen. Das ist normalerweise nicht Art der Berliner, hat aber hier gut funktioniert. Berlin hatte recht klare Zuordnungen auf dem Platz, was für ihr eher mannorientiertes Spiel gut ist. Ohne ihr eigentliches System zu revolutionieren, haben sie sich der Aufgabe gegen Borussia Dortmund angepasst. Das ist wiederum etwas für den Arthouse-Taktikfuchs in mir.
Ist das noch Taktik oder schon Poker?
Genießen konnten Arthouse-Taktikfüchse am Wochenende vor allem die Partie Freiburg gegen Hoffenheim. Es war schon fast ein bisschen Klischee-haft, dass das badische Duell zum Taktikgipfel ausartete. (Stichwort: süddeutsche Trainerschule um Ralf Rangnick, Joachim Löw & Co.)
In den ersten 20 Minuten wechselten beide Trainer so häufig die Taktik, dass man fast von einem Umstellwahn sprechen könnte. Ich versuche mal, die Anfangsphase chronologisch aufzuarbeiten: Als die Aufstellungen beider Teams bekannt wurde, sah es zunächst aus, als würden beide Teams in ihren typischen Formationen antreten: Freiburg in einem 4-4-2, Hoffenheim in einem 5-3-2. Doch als die Partie angepfiffen wurde, stellten sich beide Teams anders auf als erwartet. Julian Schuster agierte nicht im Mittelfeld, sondern in der Abwehr, sodass Freiburg zunächst im 5-3-2 auflief. Kevin Vogt wiederum, eigentlich zentraler Innenverteidiger der Hoffenheimer Dreierkette, war plötzlich auf der Sechs zu finden, Hoffenheim startete im 4-3-3.
Es folgte ein wildes Stelldichein der Taktikwechsel. Hoffenheim stellte früh von 4-3-3 auf 4-4-2 um. Freiburg wechselte zunächst kurzzeitig ins 5-2-3, ging dann aber nach Hoffenheims Umstellung zu einem 4-4-2 über. Nach 15 Minuten beerdigte Hoffenheim das 4-4-2 und kehrte zum 5-3-2-Stammsystem zurück. Freiburg passte sich nach 20 Minuten an und spielte nun durchweg im 5-2-3.
Das sind so viele Zahlenspielchen, das sich mir die Frage stellt: Ist das noch Taktik? Oder ist das schon Poker? Man könnte durchaus vermuten, dass beide Trainer von der Anfangsformation des Gegners so überrascht waren, dass sie erst einmal die richtige Taktik finden mussten – und das hat sich dann hochgeschaukelt.
Doch da kommen weitere Fragen auf, gerade auf Nagelsmanns Seite. Wenn Hoffenheim ernsthaft vorgehabt hätte, im 4-3-3 zu agieren, warum dann Vogt als Sechser aufstellen? Das Mittelfeld-Trio aus Rudy halblinks, Vogt im Zentrum und Demirbay auf halbrechts wirkt etwas improvisiert, gerade wenn man bedenkt, dass mit Polanski und Schwegler zwei ideale Akteure für ein 4-3-3-Mittelfeld auf der Bank saßen. Auch der Wechsel auf 4-4-2 erschließt sich nicht, waren Hoffenheims Defensivmechanismen innerhalb dieser kurzen Phase merklich anfälliger als in den häufiger praktizierten 5-3-2- oder 4-3-3-Defensivordnungen. Zumal ein 4-4-2 ja ein gefundenes Fressen für das 4-4-2-Pressing der Freiburger ist.
Spätestens seit Marti Peranaus Bücher tiefere Einblicke in Pep Guardiolas Arbeit gewährt, wissen wir, dass „Trick-Formationen“ keine Erfindung praxisferner Taktikfüchse ist. Guardiola schaut sich gerne die ersten zehn Minuten eines Spiels an, um erst danach seinen präparierten Matchplan umzusetzen.
Nun ist Nagelsmann ein Freund der Pep’schen Fußballphilosophie. Man könnte fast vermuten, dass Nagelsmanns Formationgeschiebe ein Trick war, um Freiburg zu locken. Hoffenheims 5-3-2-System hat klare Vorteile gegen ein 4-4-2-System. Das Pressing der Freiburger hat Probleme mit Fünferketten, hinzu kommt die klare Überzahl im Zentrum. War es von Beginn an Nagelsmanns Plan, Freiburg in ein 4-4-2 zu locken?
Das ist, zugegeben, eine etwas wilde Theorie. Man kann hier meinen zwei Wochen alten Rant aufgreifen, als ich „Taktik ist überbewertet“ als überbewertet dargestellt habe. Da wehre ich mich u.a. gegen die Idee, wir würden Fußballspiele in unseren Taktikanalysen überinterpretieren. In diesem Fall ist dies jedoch tatsächlich möglich, da ich hier versuche, die Gedanken des Trainerteams nachzuvollziehen. Es kann durchaus sein, dass Nagelsmann sich was völlig anderes dabei gedacht hat. Meine These von der Idee, Nagelsmann wollte Streich in eine Falle locken, steht tatsächlich auf leichtem Fuß.
Nur dass es diese Formationswechsel gab und dass diese kein Zufall waren, ist unstrittig. Was auch immer sich beide Trainer gedacht haben: Wenn es eines Spiels bedarf, um zu zeigen, dass Taktik nicht überbewertet ist, war es dieses Spiel in Freiburg.
Ausführliche Analysen des 24. Spieltags
12 Kommentare Alle anzeigen
Patrick Erdmann 19. März 2017 um 18:49
Hi,
könntet Ihr mal eine Analyse zu Dieter Hecking machen? Kann es sein das er etwas unterschätzt ist? Seine Arbeit bei WOB fand ich eher Mittelmäßig, bei BMG aber eigentlich ganz gut.
Todti 19. März 2017 um 21:11
In Ausgabe 2 des Ballnah-Magazins kann man ein langes Portrait von TR zu Hecking finden.
Gh 14. März 2017 um 09:00
Ich schlage mal einen alternativen Titel der wieder mal großartigen Kolumne vor: „Was wollte uns der Trainer damit sagen?“ oder auch: „Interpretieren Sie folgende Partie nach Form und Gehalt“.
Und ernsthaft: ich denke bei Trainern, die sehr viel direkte Anweisungen während des Spiels geben, und dazu zählen neben Pep auch Streich und Nagelsmann, kann man schon von ganz viel Reißbrett-Intention ausgehen, bei den Stoikern wie Ancelotti würde ich Anpassungen nicht auf vorher festgelegte „wenn-dann“ Überlegungen, sondern auf an Gegnerbewegungen orientierte Automatismen und Entscheidungen der Spieler aufm Feld zurückführen.
Izi 13. März 2017 um 23:27
„Jedes Mal, wenn man bei einem Team einen Aufwärtstrend zu erkennen glaubt, gibt es im nächsten Spiel wieder einen Rückschlag. Ausgeglichenheit durch taktische Variabilität oder Mittelmaß durch Unbeständigkeit?“
Ich glaube, beides. Mir scheint, jeder will die neuesten Trends ausprobieren und dabei hip sein, aber oft werden vor lauter Neuheiten die Basics wie ballorientiertes Verschieben dann vergessen… So gesehen ist die taktische Variabilität höher, aber wenig davon ist so gut choreographiert wie bei Atletico.
AP 13. März 2017 um 23:15
Da Nagelsmann hier in seiner Freizeit mitliest, wird er die Fragen sicherlich beantworten 🙂
Dr. Acula 13. März 2017 um 22:33
„Meine These von der Idee, Nagelsmann wollte Streich in eine Falle locken, steht tatsächlich auf leichtem Fuß.“ wieso, finde das nicht so abwegig. das ist nicht in so einem maß aus der luft gegriffen, dass man sich an den kopf fassen müsste und sich fragt, ob der escher wieder mit seinem stiefvater einen drauf macht. außer man heißt dieter mit vornamen und in Castrop-Rauxel geboren ist 😉 mich würde interessieren, was deine alternativen gedanken sind? das war alles komplett spontan und somit entwickelte sich das beschriebene hickhack? einem trainer ist in der planung ein fehler unterlaufen und in dem versuch das auszubügeln, haben sich beide einen umstellungswahn gegönnt?
FÜR deine these spricht übrigens das interview streichs nach dem bvb spiel, in dem er erst spät auf die 3 bzw 5er kette umgestellt hat. seine aussage war sinngemäß, dass „er die niederlage auf seine kappe nehme, weil er wusste, dass dortmund so spielen würde und er von anfang an das 5-3-2 hätte spielen lassen sollen.“ da ist die idee doch nicht weit, dass man dieses gedankenspiel (ich weiß, was der andere machen wird) dem gegnerischen coach ebenso zutraut und ihn somit mit einem „trick“ in die escher’sche falle locken möchte.. oder bin ich da zu befangen?
grüße
luckyluke 14. März 2017 um 09:30
Ich glaube es geht dabei eher darum, auf keinen Fall in die „ich-weiß-was-der-Trainer-sich-gedacht-hat-Falle“ zu tappen, die SV ja durchaus immer mal wieder vorgeworfen wird. Gerade mit dem Bezug auf seinen eigenen Text von vor zwei(?) Wochen.
Außerdem steht es dem sehr oft wiederholten Mantra des „wir-schreiben-nur-auf-was-wir-sehen“ gegenüber und ist somit zumindest im SV Kosmos eine sehr wackelige These, verglichen z.B. mit der These, dass ein Mittelstürmer auf die Art anläuft, um den Gegner irgendwo bestimmtes hinzulocken. Das ist im Endeffekt auch eine These (könnte auch Zufall sein), aber da der Effekt so offensichtlich ist, ist sie zumindest um einiges besser abgesichert.
Schorsch 13. März 2017 um 17:45
„Die Außenstürmer attackierten innerhalb dieses Systems die gegnerischen Halbverteidiger. Statt sich weiter zurückzuziehen und die gegnerische Dreierkette kombinieren zu lassen, liefen sie die Halbverteidiger aggressiv an.“
Und genau damit hatten die Dortmunder Halbverteidiger erhebliche Probleme. Insbesondere Kalou schien von dieser Spielweise Herthas zu profitieren. So präsent wie in der Anfangsphase gegen den BVB hatte ich ihn in den anderen Spielen der Hertha, die ich gesehen habe, nicht in Erinnerung. Aber auch der Unglücksrabe Ginter hatte (neben seinen Patzern) als zentraler IV so seine Schwierigkeiten.
Die von Tuchel gewählte personelle Zusammensetzung der Dreierkette und die gewählten Positionierungen fand ich dabei überraschend. Bartra auf der rechten Seite statt der linken Seite, Schmelzer als linker HV, Ginter zentral. Lagen die Schwierigkeiten, die Hertha der BVB-Dreierkette bereiten konnte, nun eher an dieser spezifischen personellen Konstellation oder einer fehlenden gruppentaktischen Umstellung/Reaktion des gesamten Dortmunder Defensivverbundes oder unabhängig von diesen beiden Aspekten generell an dieser Spielweise oder an deren qualitativen Durchführung durch die entsprechenden Hertha-Spieler?
Rasenschiller 13. März 2017 um 20:03
Ich denke, dass die personelle und terminliche Konstellation da neben der Taktik auch nicht zu unterschätzen ist. Die Dreierkette war suboptimal besetzt, Ginter als zentraler IV in der Dreierkette ist bei seiner Fehlerquote ein Hochrisiko. Ggf. hätte man gleich auf Merino setzen sollen und Bartra in die Zentrale schieben. Oder ggf. zum alten 4-1-4-1 zurückkehren und die Hertha damit überraschen. Kagawa hat mir übrigens in der Zehnerrolle sehr gut gefallen, ein klarer Hemmschuh in der Offensive ist Schürrle, den man für das BVB-Spiel in 80% der Spiel eigentlich nicht braucht, da er technisch zu unversiert ist, kaum ein 1:1 gewinnt und in Kontersituationen (eigentlich seine Stärke) mittlerweile auch komische Laufwege und Entscheidungsfindung hat. Man merkt ihm an, dass er unbedingt will, aber das verkrampft ihn natürlich auch.
Schorsch 13. März 2017 um 21:41
„personelle und terminliche Konstellation“ – nach einem CL-Spiel gab es beim BVB schon des öfteren im darauffolgenden Bundesligaspiel Punktverluste. Nicht auszuschließen, dass die erfolgten Maßnahmen (Rotation und Umstellungen) dafür mitverantwortlich sind. So genau wird man dies wohl kaum sagen können. Rotation ist eine Notwendigkeit. Besagte Aufstellung der Dreierkette allerdings erschien mir etwas sehr mutig. Auf diesen Positionen dürften die betreffenden Spieler bislang wohl noch nicht oder eher selten gespielt haben. Tuchel ist da bewusst ein Risiko eingegangen. Nicht, dass ich dies als Außenstehender ohne Einblick in die Gegebenheiten kritisieren möchte. Aber gewundert hat es mich schon, dass Tuchel eine solche bislang im Spiel unerprobte Variante bei einem sehr heimstarken unmittelbaren Konkurrenten um einen CL-Startplatz wählt. Und es wundert mich, dass nicht unmittelbar reagiert wurde, als nach sehr kurzer Zeit die Taktik der Hertha erkennbar war.
Im übrigen war dies wieder einmal ein Spiel des BVB, bei dem man sich im nachhinein fragt, warum man es eigentlich verloren hat. Hertha war sehr gut eingestellt und spielte konsequent, keine Frage. Dennoch war die Niederlage des BVB mMn keineswegs folgerichtig.
Kagawa hat mir ebenfalls sehr gut gefallen; er war für mich von allen BVB-Spielern am überzeugendsten (mit Abstrichen noch Castro). Er ist auf der ’10‘ mMn einfach am effektivsten für das Team; er kann dort seine Stärken viel besser zur Geltung bringen als z.B. als 8er. Ich glaube, dass es von Tuchel auch sehr geschickt war, gegen die defensiv kompakt agierende
Hertha den 10er-Raum konsequent besetzt zu halten, zumal mit dem wendigen Kagawa.
Was Schürrle anbelangt, so bin ich da mittlerweile eher ratlos. Ich sehe es wie Du, Engagement wird man ihm nicht absprechen können. Aber sonst? Fragezeichen…
Abgesehen von diesem Spiel: Eine merkwürdige Saison, finde ich. Die SGE vergeigt in der Rückrunde jedes Spiel und steht immer noch auf Rang 6. Kann aber, wenn es weiter so negativ läuft, sogar noch absteigen. Hertha mit solidem Spiel und eklatanter Auswärtsschwäche ist ein ernstzunehmender CL-Kandidat. Von Rang 6 bis 16 nur 9 Punkte Unterschied. Jedes Mal, wenn man bei einem Team einen Aufwärtstrend zu erkennen glaubt, gibt es im nächsten Spiel wieder einen Rückschlag. Ausgeglichenheit durch taktische Variabilität oder Mittelmaß durch Unbeständigkeit?
tobit 14. März 2017 um 09:20
Schürrle und Aubameyang zusammen scheint nicht unbedingt die beste Kombination in normalen Spielen zu sein. Beide sind als Stürmer eher passiv ausweichend unterwegs und sind mit dem Rücken zum Tor kaum präsent, was dann sehr viel Last auf den/die 10er legt. Solange nur einer von beiden spielt, ist das zu verkraften, aber beide zusammen beschneiden den Spielfluss dann doch erheblich, könnten aber bei „reinem“ Konterspiel (wie in der HR gegen Bayern) sehr nützlich sein.
Kagawa fand ich auch echt stark, wie er sich immer wieder von Stark gelöst oder auch einige Male erst alle drei Hertha-ZMs angelockt hat und dann die Enge aufgelöst hat. Auch die folgenden Pässe waren richtig gut gewählt (Quer/Zurück oder doch Steilpass auf Auba/Schü).
Die 3er-Kette in dieser Zusammensetzung hat mich auch etwas gewundert. Da aktuell Sokratis und Bender ausfallen und Piszczek wohl belastungstechnisch nicht mehr alle 2/3 Tage spielen kann, waren Bartra, Ginter und einer aus Merino/Schmelzer/Burnic die einzig mögliche Besetzung. Da die Linksfüße noch nie rechts oder zentral in der Abwehr gespielt haben, war die linke (Bartras Stammposition) Position vergeben und es war die Wahl zwischen Bartra und Ginter für rechts/zentral – das hätte ich genauso aufgestellt, da es am ehesten den Spielertypen (Bartra sehr attackierend, Ginter sehr passiv) entgegenkommt. Ohne Sokratis war Schmelzer dann wohl die defensiv sicherste Variante (Ginter und Bartra hatten beide schon ein paar Böcke drin, die Sokratis gerade so ausbügeln konnte).
Eine 4er-Kette hätte Hertha in ihrer normalen Mechanik anlaufen können, wo dann Firmkurs und Schmelzer leicht am Flügel zu isolieren gewesen wären – keine optimale Situation für die beiden. Ein weiterer Faktor wäre dann die wahrscheinlich tiefere Position der Herthaner AV gewesen, was Schürrle und Auba bei ihren Tiefenläufen behindert hätte.
Dass das Spiel genauso gut andersrum ausgehen kann, sehe ich genauso. Ohne den Plattenhardt-Freistoß wäre es das wohl auch, da der Druck in der Phase enorm war und die Hertha im Pressing überhaupt keinen Zugriff mehr hatte.
Dortmund hat nach CL-Spielen ziemlich oft eklige Auswärtsspiele gehabt, wie jetzt gegen die Hertha. Dass das bei einer jungen Mannschaft mit zeitweise vielen Verletzten Einfluss auf die Leistung hat, ist wohl logisch.
Davon sind z.B. die Bayern ziemlich verschont geblieben, sie hatten meist sogar eher „leichte“ Heimspiele
BS 18. März 2017 um 22:04
Zu Schürrle: Lange war er einer meiner Lieblingsspieler, weshalb ich mir zu ihm als Spielertyp ein Urteil erlaube. Schürrle ist leider kein zentraler Zielspieler, eher ein ganz typischer Außen und auch da nicht besonders variabel einsetzbar. Ein auf viel Ballbesitz ausgelegtes Spiel scheint nicht so recht seins zu sein. Wenn ich ihn zur Zeit in einem Team sehen würde dann eher bei Gladbach mit diesem nicht ganz so brutal intensiven Mittelfeldpressing und in Kombination mit sowohl spielstarken 6ern (Dahoud) als auch 9ern (bzw. eigentlich 10ern, Raffael und Stindl). Also vom System her irgendwie 4-4-2-0, 4-2-4-0, oder ein 4-2-3-1 mit nicht ganz so intensivem Mittelfeldpressing und passiven Phasen, das wäre ein Spiel für Schürrle als Außen.
Bei Dortmund ist das Spiel für Schürrle zu sehr auf Ballbesitz als auf Umschaltspiel ausgelegt, weiterhin taugt er bei einer Dreierkette wegen defensiven Schwächen nicht wirklich als ‚Wingback‘. Dieses Problem könnte höchstens behoben werden, wenn der andere Flügelspieler deutlich tiefer spielt und Schürrle von einer verschobenen Dreierkette mit einem an der Linie starken HV (Piszczek?) abgesichert wird.
Dass er als zentrale Spitze Aubameyang zu sehr ähnelt, um mit ihm zusammen aufgestellt zu werden, hat tobit oben ja schon dargelegt. Also wohin mit Schürrle, wenn Auba fit ist? … leider Bank…