Pfiffe auf Schalke
Eintracht Frankfurt bleibt weiterhin eines der Überraschungsteams der Bundesliga. Nach der 0:3 Niederlage gegen Leipzig kehrte das Team von Niko Kovac wieder auf die Siegerstraße zurück und konnte nach 18 Jahren wieder einen Sieg auf Schalke erringen. Während der einzige Treffer durch eine Standardsituation fiel, blieben die Schalker einiges schuldig.
Fünferkette ist nicht gleich Fünferkette
Nach seinem Siegtreffer gegen Ingolstadt durfte Neuzugang Burgstaller erstmals in die Startelf von S04. Weinzierl schickte seine Schalker dabei in der selben 3-1-4-2-Formation aufs Feld, welche bereits in der Hinrunde Großteils verwendet wurde. Gegen den Ball bildeten die Schalker jedoch weiterhin öfter Fünferketten-Staffelungen, weshalb die Defensivformation der Weinzierl-Elf zumeist zu einem 5-1-2-2/5-2-1-2 umgewandelt wurde. Diese „Telefonnummern“ hatten am Freitag-Abend durchaus ihre Relevanz, denn auf der Gegenseite schenkte Frankfurt-Coach Niko Kovac auch drei Innenverteidigern das Vertrauen. Im Abwehrzentrum starteten Abraham, Hasebe und Vallejo. Flankiert wurden sie dabei von Oczipka und Chandler. Griffen die Schalker jedoch über den Flügel an, stand der ballnahe Außenspieler jedoch schon eine Reihe weiter vorne im Mittelfeld, während der ballferne Flügelspieler sich Richtung Abwehr zurückfallen ließ. Die Frankfurter bildeten also ihre Viererkette eher aus einer Dreierkette, bei der ein ballferner Spieler sich zurückfallen ließ. Wir sprechen hierbei gerne von einer „pendelnden Viererkette“.
Im Gegensatz dazu agierten die Schalker aus einem Fünfer-Block heraus, in dem der ballnahe Abwehrspieler flexibel herausrückte. Diese Rausrückbewegungen waren dabei nicht so weit im Voraus vorbereitet, beziehungsweise waren die Auslöser für dieses Vordecken simpler. Erst wenn die Frankfurter sich offensiv auf dem Schalker Flügel durchgespielt hatten, rückte der ballnächste Abwehrspieler auf diesen heraus. Die restlichen Abwehrspieler agierten fortan als Viererkette.
Während diese Art von Umformung eine recht hohe Stabilität im letzten Drittel vorweist, hatten die Schalker in dieser Defensivformation jedoch Schwierigkeiten den Ballvortrag des Gegners zu unterbinden. Das lag auch daran, dass die restliche Schalke-Formation in den vordersten Reihen eine bemerkenswert hohe horizontale Kompaktheit aufweisen konnte. Damit waren die Flügelräume vor Kolasinac und Schöpf meist verwaist und für die Schalker so auch schwer zu kontrollieren.
Die Kovac-Elf schien dabei auch durchaus auf diese Besonderheit der Schalker eingestellt gewesen zu sein. Die Stürmer Meier und vor allem Hrgota wichen nämlich immer wieder auf den Flügel aus und banden dabei nicht nur den gegnerischen Außenverteidiger mit ihrer Positionierung, sondern blockten – wie beispielsweise Hrgota gegen Kolasinac – sogar physisch ihren Gegenspieler und sorgten dafür, dass die Schalker zu ihren Fünferketten-Staffelungen gezwungen wurden und nur ineffektiv auf dem Flügel herausrücken konnten.
Die Frankfurter hingegen hatten den ballnahen Flügel immer bereits mit ihrem ballnahen Außenspieler besetzt und waren für die Schalker dadurch auch schwieriger auszuspielen.
Schalke hat Probleme im Pressing…
Wie bereits erwähnt agierte Schalke in den vorderen Reihen sehr eng, oftmals war die Ausgangsstaffelung ein 5-2-1-2 mit Bentaleb und Geis auf der Doppelsechs sowie Choupo-Moting und Burgstaller im Sturm. Dazwischen agierte Goretzka als Bindeglied, eine Rolle welche der Jung-Nationalspieler bereits während dem erfolgreicheren Teil der Hinrunde ausfüllte. Die Schalker ließen mit ihrer horizontal sehr kompakten Pressingformation die Flügel frei, konnten den Gegner dort jedoch nicht richtig unter Druck setzen. Das lag zwar auch an den schwachen Zugriffsbewegungen auf den Flügel, vor allem aber an den schlecht geplanten Rausrückbewegungen von Schöpf und Kolasinac. Erschwerend kamen die Blockbewegungen von Hrgota hinzu.
Doch auch die zentralen Aufbauversuche der Frankfurter waren für die Schalker an diesem Abend nicht wirklich greifbar. Um gegen die zu dritt aufbauenden Frankfurter numerische Gleichzahl herzustellen, ließ Weinzierl seinen Zwischenspieler Goretzka immer wieder in die vorderste Reihe vorrücken, weshalb die Schalker immer wieder von einem 5-2-1-2/5-3-2 in ein 5-2-3 übergingen. Hierbei waren sie jedoch sehr instabil und offenbarten hinter der ersten Pressinglinie, mit Burgstaller, Goretzka und Choupo-Moting, viel Platz. Die Doppelsechs Geis/Bentaleb agierte sehr tief und schien dabei auch Angst vor dem langen Ball der Frankfurter zu haben. Mit Einbindung von Tormann Heinz Lindner konnten die Gäste dadurch immer wieder spielend über die erste Linie der Schalker kommen und fanden dahinter freie und strategisch günstige Flügelräume vor, welche von den ausweichenden Stürmern auch klug genutzt wurden. Am stabilsten war das Schalker Spiel gegen den Ball am ehesten, wenn die S04-Stürmer ihren jeweiligen Gegenspieler manndeckten und Lindner zu einem hohen Ball zwangen.
Durch das schwache Spiel gegen den Ball hatten die Schalker dementsprechend wenig Kontrolle über die Partie, erschwerend kam dabei aber das sehr schlechte Aufbauspiel hinzu und rundete einen (spiel-)schwachen Abend ab.
… und im Spielaufbau
Die Schalker haben im Laufe der Hinrunde in ihrem Spielaufbau einen immer ausgeprägterem Flügelfokus entwickelt, dieser wurde ihnen in dieser Saison auch oft zum Verhängnis. Gegen Frankfurt waren die Unzulänglichkeiten im Spielaufbau dabei ersichtlicher denn je.
Während man zu Beginn der Umstellung auf die Dreier/Fünferkette noch eher zentrumsfokussiert war, wurde man von den Gegnern mit Fortdauer der Hinrunde immer weiter auf den Flügel gezwungen, weil sich die Gegner auf das Schalker Aufbauspiel einstellten, die zentralen Räume verdichteten und vor allem den Spielaufbau von Weinzierls Mannschaft numerisch ausglichen. Die freigelassenen Flügelspieler waren dabei nicht zwangsläufig eine Schwäche, konnte man mit Alessandro Schöpf beispielsweise immer wieder Diagonalität herstellen und knifflige Situationen an der Seitenlinie lösen.
Gegen Frankfurt war jedoch schon der erste Ballvortrag der Halbverteidiger durchaus problematisch. Die Gäste aus Frankfurt konnten nämlich recht flexibel die ballnächsten Optionen der Halbverteidiger im Flügel und im ballnahen Halbraum zustellen bzw. belauern und kreierten damit immer wieder passende Pressingfallen gegen das Schalker Aufbauspiel.
Dies führte wiederum unweigerlich dazu, dass die Schalker den Spielaufbau recht schnell aufgaben und auf hohe Bälle setzten. Hier fiel auf, dass die drei Frankfurter Innenverteidiger nicht nur numerisch, sondern auch körperlich die Überhand im Luftduell gegen die beiden Schalker Stürmer hatten. Vielleicht deshalb versuchten die Schalker mit Fortdauer der Partie immer öfter die letzte Linie zu überladen und den Raum hinter der Abwehr mittels hoher Bälle zu erreichen. Dabei war dies aber ein äußerst ineffektives Mittel gegen an diesem Abend sehr clever verteidigende Frankfurter.
Fazit
Das entscheidende Tor fiel schlussendlich aus einem Standard, doch die Geschichte des Spiels hat viel mehr zu bieten. Weinzierls Umstellung auf ein 5-3-2/3-1-4-2 hat den Schalkern diese Saison zunächst dringend gebrauchte defensive Stabilität gebracht, inzwischen haben die Gegner aber die Schwachstellen im Spiel gegen den Ball ausfindig gemacht, welche die Gelsenkirchener nicht in den Griff bekommen. Die Flügelräume sind strategisch schlecht abgesichert, da die zentrale Kompaktheit ineffektiv und das Rausrücken der Außenverteidiger schlecht vorbereitet ist.
Offensiv hat man seit eben jener Umstellung einen immer größer werdenden Flügelfokus entwickelt, welcher zwar bisher nicht unbedingt negativ war, jedoch in dieser Form immer öfter zu Kontrollverlust und hohen Bällen führt.
Bleiben diese Probleme weiterhin in dieser Form bestehen, so wird es für die Schalker schwer bis unmöglich die Europacup-Plätze zu erreichen.
33 Kommentare Alle anzeigen
Michael Meier 4. Februar 2017 um 08:02
Eine interessante Analyse – aber bitte mehr Sorgfalt was die Rechtsschreibung betrifft: „am Stabilsten“, „am Ehesten“ – Adjektive werden klein geschrieben.
MA 5. Februar 2017 um 20:43
Danke für das Feedback! Hab mich soeben zu der Regel/Unterscheidung Substantiv vs. Adjektiv schlau gemacht und werde das in Zukunft einfließen lassen 🙂
lg MA
Cali 2. Februar 2017 um 15:46
Natürlich kann Badstuber das, gehört schließlich zu den aufbaustärksten IVs weit und breit. Und meine Güte, ist dieser Vallejo gut!!
Schorsch 1. Februar 2017 um 18:30
Kann es sein, dass hier posts verschwinden?
HK 2. Februar 2017 um 13:40
Ich bekomme seit Monaten nach jedem Post eine Fehlermeldung. Dann dauert es in der Regel eine bis mehrere Stunden bis der Beitrag erscheint. Zwei oder drei sind gar nicht mehr aufgetaucht, also im Sinne deiner Frage verschwunden.
tobit 2. Februar 2017 um 15:04
Die Fehlermeldung bekomme ich immer am Handy, am PC ist es nur eine leere Seite. Und dann dauert es auch immer, bis der Post sichtbar ist.
Schorsch 2. Februar 2017 um 15:05
Danke für die Antwort. Das Phänomen ist mir bekannt. Meine Frage bezieht sich genauer gesagt darauf, dass posts von mir und einem anderen user (als Antworten auf einen wiederum anderen, noch hier im Kommentarbereich existenten post) zunächst vorhanden waren und dann plötzlich verschwunden sind. Merkwürdig.
CHR4 2. Februar 2017 um 22:16
kommt mir auch so vor, als würde was fehlen …
Adler 1. Februar 2017 um 14:45
Mir kommt Frankfurt bei der Analyse etwas zu gut weg. Aus dem Spiel heraus gab es nur eine nennenswerte Torchance für die SGE und auch die nur nach einem haarstreubenden Ballverlust von Goretzka. Dafür, dass Schalkes Spiel gegen den Ball sehr unausgegoren war, kam da viel zu wenig bei rum. Das eine letztlich spielentscheidende Tor fällt aus einem Freistoß, den man nicht unbedingt pfeiffen muss, weil Naldo erst pennt und dann von Abraham gehalten wird. Da er den Ball wohl eh nicht erreicht hätte, muss man das nicht unbedingt pfeiffen, ein anderer Schiedsrichter hätte es im Hinblick auf die zweifelhafte Entstehung des Freistoßes aber getan. In dem Fall wäre das Spiel wohl klassisch 0-0 ausgegangen.
Ich weiß, viel hätte und würde, aber die Analyse liest sich nach einem sehr guten Spiel der Eintracht. Genau das war es aber nicht, sondern man hat lediglich quasi fehlerfrei gespielt ohne wirklich kreativ zu sein mit dem Ball und im Gegensatz zu Weinzierl lässt Kovac augescheinlich offensiv wie defensiv Standarts trainieren.
Tont 2. Februar 2017 um 10:41
Naja es war ein sehr gutes Spiel von Frankfurt.
Wir haben nach den ersten 10min die Spielkontrolle übernommen sind bereits in 33min in Führung gegangen und haben uns danach auf verteidigen konzentriert weil wir das einfach sehr gut können. Und Schalke hatte gefühlt 0 Torchancen. Was erwartest du? Wir sind Frankfurt und nicht Bayern. Ich glaube wir hatten 55% Ballbesitz kurz nach der Führung. Danach sah Schalke besser aus weil wir ihnen vollkommen die Spielkontrolle überlassen haben.
Dazu fehlten bei uns (nur potentielle Stammspieler) Hradecky, Russ, Anderson, Stendera, Fabian, Varela, Blum, Rebic und dazu nocheinige bei denen man über das Stammspielrpotential streiten kann. Aber alleine ohne Fabian, Huszti und Stendera….entschuldigung dass Schalke da nicht hoffnunglos an die Wand gespielt wird. Wir haben das was wir nach der Führung machen wollten perfekt gemacht und hätten nur Kontermöglichkeiten besser ausspielen müssen.
Just my two cents
Schorsch 4. Februar 2017 um 14:06
Auf Huszti wird man nun wohl endgültig verzichten müssen. Ihn zieht es wieder nach China. Für das Offensivspiel der SGE bedauerlich. Andererseits hat Huszti in der Hinrunde so viel mehr als erwartet zum Erfolg der Eintracht beigetragen, da erscheint es doch sehr fair, wenn der Club ihm keine Steine in den Weg legt.
Zu den Erwartungshaltungen hinsichtlich der Eintracht: Manche vergessen offensichtlich, woher die SGE kommt. Ein Fastabsteiger der letzten Saison, der sich nur dank kompromisslosem Setzen Kovacs auf defensive Kompaktheit mit Ach und Krach in der Bundesliga halten konnte. Kovac hat die Mannschaft (auch dank verschiedener personeller Änderungen) erstaunlich weiterentwickeln können. Selbstverständlich auf Basis besagter defensiven Kompaktheit. Dass da nun kein Feuerwerk des Offensivfußballs zu sehen ist, sollte niemanden überraschen. Der aktuelle Rang 3 in der Tabelle ist sicherlich auch diversen glücklichen Umständen gedankt, aber sicherlich auch nicht allein auf die Defensivstärke der Eintracht zurückzuführen. Tore fallen nicht allein durch Standards (die eine Stärke der SGE sind) oder Zufall. Dass ohne Schlüsselspieler wie Fabian oder Huszti das Offensivspiel eher mau daherkommt, sollte dabei niemanden überraschen. Der Kader der Eintracht gibt da einfach nicht mehr her.
In einem anderen Kommentarbereich hier zu Guardiola/ManCity wurde von verschiedenen usern nicht zu Unrecht darauf hingewiesen, dass Guardiola noch einige Zeit und auch z.T. andere Spieler benötige, um seine Vorstellungen von Fußball erfolgreich verwirklichen zu können. Ein Vergleich mit der Situation der SGE hinkt natürlich gewaltig und verbietet sich fast. Aber auch einem Kovac, der unter ganz anderen Bedingungen arbeitet, sollte man Zeit für die weitere Entwicklung der Mannschaft zugestehen. Bis jetzt dürften die Erwartungen da wohl deutlich übertroffen worden sein.
Viktor Dünger 5. Februar 2017 um 13:04
Bei Kovac frage ich mich aber schon ob er überhaupt in der Lage ist ein konstruktives Ballbesitzspiel/ Offensivspiel aufzuziehen, denn in der kroatischen Nationalmannschaft hatte er definitiv die Möglichkeiten (Modric, Rakitic, Kovacic,…) und hat weder erfolgreich noch gut spielen lassen.
Natürlich ist der Erfolg der Eintracht sein Verdienst und fantastische Arbeit, aber dass er die Eintracht dauerhaft (über mehrere Saisons) in den internationalen Plätzen hält, halte ich für sehr fragwürdig (bessere/konstruktivere Offensivspieler hin oder her).
Schorsch 5. Februar 2017 um 15:16
Das behauptet und erwartet auch niemand. Die Eintracht hat vor der Saison einen Platz im gesicherten Mittelfeld (was durchaus auch unteres Mittelfeld heißen kann) als Ziel ausgegeben. Hübner hat vor kurzem noch betont, dass ein einstelliger Tabellenplatz ein überragendes Resultat wäre. Die Fans aus der Kurve (und nicht nur die) dürfen sicherlich in dieser Saison von der EL-Qualifikation träumen, im Club selbst herrscht Realismus. Selbst wenn man sich für einen internationalen Wettbewerb qualifizieren sollte, dann droht in der nächsten Saison in der Liga infolge der Mehrfachbelastung ein Einbruch. Das haben die SGE, Freiburg, Mainz, Augsburg und andere alle schon erlebt.
Vergiss die Zeit von Kovac als Nationaltrainer. Es war sein erster Trainerjob und als Verbandstrainer ist die Arbeit schon sehr unterschiedlich zu der eines Clubtrainers. Kein Außenstehender weiß auch, was intern im Verband so abgelaufen ist. Vor allem aber: Kovac selbst hat bei seinem Amtsantritt darauf hingewiesen, dass er zwischenzeitlich bei Hochkarätern unter den Trainer hospitiert habe und sich dabei auch in einigen Bereichen neue Sichtweisen erarbeitet habe. Auch ein Trainer kann sich weiterentwickeln.
Ob Kovac „überhaupt in der Lage ist ein konstruktives Ballbesitzspiel/ Offensivspiel aufzuziehen“, kann zum jetzigen Zeitpunkt niemand beantworten. Die Frage ist auch, ob dies überhaupt das Maß der Dinge sein kann für die Eintracht. Offensichtlich hat Kovac den Spielstil gefunden, der für den aktuellen Kader passgenau ist. Und dass die Eintracht nun Bolzen würde, kann man auch nicht sagen.
Warten wir es einmal ab, in welche Richtung Kovac weiterentwickeln wird. Dabei wird es bestimmt nicht linear verlaufen, die Krisen werden noch kommen. Vielleicht ist er nächste Saison auch kein Eintrachttrainer mehr. Wer will darauf wohl Wetten annehmen? Wir sprechen von einer sehr kurzen Zeitspanne, in der Kovac sehr viel erreicht hat. Wie das auf längere Sicht sein wird, kann wie gesagt niemand wissen.
ES 31. Januar 2017 um 16:59
Danke für die sehr schöne und sehr verständliche Analyse. Interessant, dass ihr erstmals die Schwächen des Schalke/Weinzierl-Pressings ausleuchtet. Bisher war ja durchaus der richtige Eindruck, dass sich mindestens das gegenüber den Vorjahren verbessert hat, und im Gegensatz zu Keller-Zeiten höher und im Gegensatz zu Breitenreiter-Zeiten sauberer gespielt wird. Aber nicht zum ersten mal fällt die mangelnde vertikale Kompaktheit auf, oder viel schlichter ausgedrückt: Hinter der vordersten Pressingreihe ist in der Mitte ein großes Loch und weder Bentaleb noch Geis noch die Außen rücken da rein. Wenn sich aber auch kein gegnerischer Sechser da aufhält (wie bei Frankfurt), kann durch das Anlaufen der Dreierkette noch nicht einmal ein weiterer gegnerischer Spieler in den Deckungsschatten genommen werden, man nimmt mit drei Leuten also die gegnerische Dreierkette aus dem Spiel, sonst nichts, kein besonders effizientes Vorgehen. Es folgt der Schlag des Torhüters weit über die erste Pressingreihe weg, die dann leider zu weit entfernt ist, um beim logischerweise dann entstehenden Kampf um die zweiten Bälle Vorteile zu erzielen.
Was den Spielaufbau angeht, werden die Schwierigkeiten sehr knapp erläutert: Frankfurt stellt ein bisschen die Anspielstationen im Schalker defensiven Halbraum zu, und schon wird der Spielaufbau aufgegeben. Ja, so war es, aber ich kann nicht begreifen, warum man mit einer an sich spielstarken Dreierkette und mit Geis (weniger), Bentaleb und Goretzka, sowie unterstützenden wahlweise physisch (Kola) und spielerisch (Schöpf) starken Außen sich nicht (zumindest ab und zu mal) durch die Mitte durchkombinieren kann (Goretzka entschuldigte das später mit dem schlechten Rasen, na ja). Das liegt doch überhaupt nicht an der Formation. Liegt das nicht vor allen Dingen an der mangelnden Kompaktheit (in dem Fall mit Ball)?
O.k., und wenn man schon als Schlüsselstrategie hat, sich über die Außen durchkombinieren zu wollen, dann sind doch gegnerische Fouls an der Seite und damit Standards aus dem Halbfeld, sowie Ecken, so was von vorprogrammiert. Dann kann ich doch 50% meiner Trainingszeit an Standards basteln. Kein schöner Fußball, aber immerhin kämen mal Chancen heraus.
CHR4 31. Januar 2017 um 14:17
sehe ich auch so, dass Konoplyanka perfekt dafür passen würde und es eher am System liegt, dass man spielt, als an fehlenden offensiven Leuten, die auf dem Flügel spielen können
für mich ist das Manko derzeit eher auch die Chancenverwertung als das Kreieren
CHR4 31. Januar 2017 um 23:49
der Post gehört eigentlich ganz nach unten
Tont 31. Januar 2017 um 10:55
Moin. Erstmal danke für die Analyse.
Die Defensive der Eintracht sieht ja im Moment wirklich gut aus. Gefühlt jede Mannschaft sieht gegen die Eintracht schlecht aus weil sie wenig Chancen kreirt und die wenigen meist auch unter Bedrängnis abschließen muss.
Wie schätzt ihr aber das nächste Spiel gegen Darmstadt ein? Durch ein wahnsinnig strukturiertes Offensivspiel hat die Eintracht ja bisher nicht unbedingt geglänzt. Meistens lag da der Fokus ja eher auf dem Umschaltmoment. Ball erobern schnell raus auf Huzti der lässt prallen auf einen Offensivspieler (Fabian, Gacinovic, Blum, Seferovic oder Hrgotha) und ab nach vorne. Das wird jedeoch gegen Darmstadt vermutlich eher wenig zielführend sein.
Muss man sich auf die individuelle Überlegenheit verlassen und durch Einzelaktionen zum Erfolg kommen oder traut ihr Kovac und der Eintracht mit ihrem System auch einen wirklich spielerischen Ansatz zu?
Danke!
Peda 31. Januar 2017 um 10:27
Jetzt haben wir im Podcast und der Analyse viel darüber gelesen, was denn alles schief läuft bei den Knappen, aber was wären denn brauchbare Lösungsansätze?
Klammern wir die zahlreichen Verletzten vorerst einmal aus, wie sichert man die Flügel defensiv besser ab und bringt den Ball offensiv kontrolliert in wertvollere (zentralere) Zonen?
Als erstes fielen mir da sofort eine pendelnde Viererkette und eine formative Anpassung hin zu einem 3-4-2-1 ein. Außerdem kommt mir Schöpf als RAV immer noch komisch vor, Aber um das beurteilen zu können sehe ich zu wenig Schalker Spiele.
Wie seht ihr das?
FAB 31. Januar 2017 um 10:43
Ich würde auf ein simples 4-3-3 umstellen und Thilo Kehrer auf die 6 stellen, dazu Badstuber reinnehmen um den Spielaufbau zu verbessern, dazu mit Caligiuri und Konoplyanka aggressiver die offensiven Flügel bespielen.
Fährmann – Höwedes, Naldo, Badstuber, Kolasinac – Kehrer – Goretzka, Bentaleb – Caliguiri, Konoplyanka, Burgstaller
Koom 31. Januar 2017 um 10:21
Ein bisserl ist das momentan das Bundesliga-state-of-the-art: Köln, Berlin, Frankfurt, Schalke (vielleicht ein kleines Stück weit auch Hoffenheim) spielen alle ein System, dass darauf basiert, sehr wenig defensive Fehler zu begehen und vorne sehr konzentriert zu spielen. Bei direkten Duellen entscheiden dann meist Kleinigkeiten, wie bessere Eingespieltheit, Form oder auch einfach individuelle Klasse.
Bin gar nicht mal so sicher, wie „gut“ diese Herangehensweise ist, aber wohl eine Konsequenz aus dem jahrelangen Gegenpressing-Konterfußball, der die Tabelle ab Platz 5 komplett unberechenbar gemacht hat. Mit eben jener Idee sorgt man für etwas mehr Konstanz. Wenn aber mehrere darauf setzen, ist wiederum wenig gewonnen. Perspektivisch aber vielleicht nicht schlecht, wenn man das Offensivspiel wieder etwas weg bekommt vom „2 Bälle erobern über alles“ zu konstruktiveren Angriffen.
Luca 31. Januar 2017 um 10:04
Habe das Spiel leider nicht sehen können, daher erstmal danke für die Analyse. Auch wenn es als Schalker doch ein wenig schmerzt.
Beim Lesen haben sich mir zwei Fragen aufgetan.
Wie war Gacinovic auf der bisher ungewohnten Position als tiefster Sechser?
Sollte Schalke möglicherweise seine Formation wieder ändern/anpassen, da sie inzwischen „ausgelesen“ wurde?
Schorsch 31. Januar 2017 um 17:46
Mir persönlich hat Gacinovic nicht so überzeugen können. Er war einsatzfreudig und hat auch viel Laufarbeit verrichtet, das kann man ihm nicht absprechen. Aber seine Zweikampfführung fand ich nicht befriedigend, er war auch mMn für zu viele Ballverluste verantwortlich. Im Spielaufbau eher ‚unauffällig‘, um es einmal freundlich zu sagen. Mascarell hingegen hat nach meinem Eindruck eine sehr ansprechende Partie geliefert. Bester Spieler einmal mehr Hasebe.
Schorsch 31. Januar 2017 um 19:04
„Mich hat er nicht so überzeugen können“ oder wahlweise „Mir hat er nicht so gefallen“. Eine Kombination aus beidem geht dann doch wohl eher in die Hose… 😉
FAB 1. Februar 2017 um 14:15
Ich glaube MA hat in seiner Grafik Mascarell mit Gacinovic vertauscht. Für mich war eindeutig Mascarell auf der 6er, mit einem sehr guten Spiel, überhaupt ist er für mich einer der Schlüssel für das gute, pressingresistente Eintracht-Spiel im Aufbau. Gacinovic war OK, hat Marco Fabian ordentlich vertreten, nicht mehr, nicht weniger. Schalke hat es der Eintracht allerdings in den Halbpositionen auch sehr einfach gemacht.
Schorsch 1. Februar 2017 um 17:34
Ich habe mir die Grafik(en) angeschaut und ich glaube, Du liegst richtig. Wobei es schon Positionswechsel zwischen Mascarell und Gavinovic gegeben hat. Aber von der Grundformation her und so, wie es im Spiel überwiegend gelaufen ist, müssten die Positionen von Mascarell und Gavinovic getauscht werden.
MA 5. Februar 2017 um 20:45
Da habt ihr wohl Recht! Ich habe bei meinem Stream wirklich schlechte Qualität gehabt und konnte nicht immer sicher gehen welcher Spieler jetzt höher spielt, wobei Barkok schon klar höher gespielt hat. Werde es demnächst ausbessern 🙂 !
Luca 31. Januar 2017 um 10:03
Habe das Spiel leider nicht sehen können, daher erstmal danke für die Analyse. Auch wenn es als Schalker doch ein wenig schmerzt.
Beim Lesen haben sich mir zwei Fragen aufgetan.
Wie war Gacinovic auf der bisher ungewohnten Position als tiefster Sechser?
Sollte Schalke möglicherweise seine Formation wieder ändern/anpassen, da sie inzwischen „ausgelesen“ wurd
FAB 31. Januar 2017 um 09:52
Wie auch schon im Podcast taucht hier im Zusammenhang mit Schalke wieder der Begriff Flügelfokus auf. Das bezieht sich doch aber wohl nur auf die seltsamen Ausweichbewegungen im Mittelfeld beim Spielaufbau. Aus meiner Sicht ist es bei Schalke eher das Problem, dass es zuwenig offensiv Flügelfokus gibt. Schalke hat offensiv keine Spieler die sich gewinnbringend duchsetzen würde (Spieler vom Typus: Ribery, Robben, Coman, Dougals Costa usw.) genau solche Spieler würden Schalke unglaublich weiterbringen, stattdessen bleibt der offensive Flügel unbesetzt bzw. ist keine gefährliche Zone für Schalkes Gegner. Die Folge, die Außenverteidiger der Gegner können weiter rausrücken, ebenso können die zentralen MIttelfeldspieler weiter rausrücken und Schalkes Spielaufbau im Mittelfeld besser stören … Das Mittelfeld um Geis, Bentaleb und Goretzka machen daraufhin ihre unabgestimmten Ausweichbewegungen; Geis zurück, Bentaleb auf links, Goretzka ins Niemandsland, dazu mit Verteidigern die halt nicht in der Lage sind, Laserpässe zu spielen. Der Ball landet eher aus der Not heraus auf dem Flügel.
August Bebel 31. Januar 2017 um 11:38
Ich finde, Schalke hätte mit Konoplyanka sehr wohl einen solchen Spieler. Er spielt aber kaum mal von Anfang an. Auch Choupo-Moting hat jahrelang am Flügel gespielt und kann sich im Eins-gegen-Eins durchsetzen. Die Möglichkeiten, die offensiven Flügel zu besetzen, wären also da, Schöpf wäre eine weitere. In dieser Formation gibt es die offensive Flügelposition aber eben nicht.
Könnte Badstuber eigentlich „Laserpässe“ spielen?