RB Leipzigs Test gegen die Rangers aus Glasgow

4:0

Der Tabellenzweite der Bundesliga bereitet sich wie alle Konkurrenten im Moment auf den Start der zweiten Saisonhälfte vor. Bisher liefen die Testspiele für RB Leipzig durchwachsen. Ralph Hasenhüttls Team kassierte kürzlich eine 1:5-Klatsche gegen Ajax. Im Duell mit einer phasenweise überforderten Rangers-Mannschaft ließen die Sachsen jedoch im Schneegestöber nichts anbrennen und gewannen mit 4:0.

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Formationen in der ersten Halbzeit

Viele Augen waren am Sonntagnachmittag auf Neuzugang Dayot Upamecano gerichtet. Der 18-Jährige kam erst kürzlich vom Schwesterclub aus Salzburg und soll die Innenverteidigung kurz- oder wenigstens mittelfristig verstärken. Der Franzose stand gegen die Rangers nicht in der Startaufstellung, durfte sich aber nach seiner Einwechslung in der zweiten Halbzeit eine halbe Stunde lang präsentieren. „Es war wichtig, dass er gespielt hat. Er hat gezeigt, dass er ein körperlich robuster Spieler ist“, sagte Hasenhüttl über seinen Neuzugang nach der Partie.

Der RBL-Trainer vertraute einer Startelf, die bis auf einzelne Ausnahmen wohl auch am kommenden Wochenende gegen Eintracht Frankfurt auf dem Rasen stehen könnte. In der herkömmlichen 4-2-2-2-Grundordnung kamen Stefan Ilsanker und Diego Demme auf der Doppelsechs zum Einsatz; Oliver Burke und Marcel Sabitzer besetzten die offensiven Halbpositionen hinter beziehungsweise neben Timo Werner und Davie Selke. Naby Keïta, Yussuf Poulsen und auch der in der Bundesliga für drei Spiele gesperrte Emil Forsberg nahmen zunächst neben Upamecano auf der Bank Platz.

Die Rangers präsentierten sich wie gewohnt in ihrer 3-5-2-Formation. Josh Windass stürmte an der Seite von Routinier Kenny Miller, während der offensive Jon Toral auf halbrechts agierte. Auf dem linken Flügel sorgte Barrie McKay mit seiner quirligen Spielweise für gelegentliche Unruhe. Dies lag zunächst an Leipzigs Herangehensweise gegen den Ball. Die Sachsen zeigten sich in der ersten Phase des Spiels nicht von ihrer gewohnt kompakten Seite. Insgesamt wurde etwas isolierter verschoben, was Eins-gegen-Eins-Duelle verursachte, die erst mit der Zeit vermieden werden konnten, womit man den Rangers nahezu jede Möglichkeit nahm, in der Offensive gefährlich zu werden.

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Die Leipziger verschoben mit ihrem Block nicht immer schnell genug. Die eingezeichnete Fläche darf nicht zu groß werden, was einen wachsenden Abstand zwischen den beiden offensiven Halbspielern verbietet. Burke war sich auch aufgrunddessen in dieser Szene nicht sicher, ob er die Innenbahn bewachen oder den Passweg zum linken Flügelläufer attackieren sollte. Was es ansonsten noch mit dieser Fläche auf sich hat, erfahren die Hörer des SV-Podcasts am Freitag.

Die Leipziger waren derweil erfolgreich mit ihrem wie immer schnellen Umschaltspiel. Zunächst wurde Selke nach wenigen Minuten eine passable Chance vorbereitet, als Marvin Compper auf der linken Seite den Ball eroberte und Leipzigs Angreifer unmittelbar bedient wurde. Während Selke knapp verfehlte, ließ sich Werner in der 21. Minute die Möglichkeit zur Führung nicht nehmen. Zunächst gewann Marcel Halstenberg auf links ein Duell. Der Ball ging an die Rangers zurück, doch Rob Kiernan spielte die Kugel direkt wieder in die Füße der Leipziger. Sabitzer schaltete schnell und bediente Werner im Zentrum.

Der zweite Treffer Leipzigs im ersten Durchgang entstand kurz vor der Pause aus einem weiträumigen Konter – wieder von links. Burke sprintete die ballferne Seite entlang. Werner legte den Ball exakt am äußeren Rangers-Verteidiger vorbei und gab Burke die Chance einzunetzen. Doch nicht nur im Konter bekam Burke einigen Freiraum auf seiner Seite. Da McKay des Öfteren zockte, um sich in der Offensive einzuschalten, kam Burke mehrfach ins Eins-gegen-Eins mit Halbverteidiger Danny Wilson oder er konnte sich ballfern für Flanken anbieten.

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In dieser Situation bot sich Burke aktiv an der Außenseite der gegnerischen Dreierkette an. McKay konnte nicht eingreifen. Für den geradlinigen, explosiven Burke ergab sich eine nahezu perfekte Konstellation gegen seine Landsmänner.

Im Spielaufbau waren bei den Roten Bullen drei Varianten auffällig: Entweder beide Sechser standen auf halber Breite hinter der ersten Linie der schottischen Gäste, während zumeist mindestens ein tiefer Außenverteidiger für Überzahl sorgte. Oder ein Sechser kippte neben den ersten Block der Rangers. Oder aber Demme und Ilsanker blieben eng beieinander, während sich Sabitzer im linken Halbraum zurückfallen ließ. Diese Bewegungen des Linksaußen wurden zudem von Halstenberg entsprechend balanciert.

Problematisch im Offensivspiel der Leipziger war jedoch zuweilen die gestreckte Staffelung der Angriffsreihe. Nicht durchgängig positionierten sich Werner und Co. kompakt auf einer Seite, um das Spiel mit langen sowie zweiten Bällen erfolgsversprechend zu forcieren.

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In dieser Szene ist gut zu erkennen, wie gestreckt die Leipziger zuweilen standen. Der Aufbau erfolgte hier über Halstenberg. Beide Sechser befanden sich weit voneinander entfernt. Die Angriffsreihe war zu flach gestaffelt, was angesichts des geplanten langen Balls von Halstenberg keine perfekte Ausgangslage darstellte. Allerdings rückten die Flügelläufer der Rangers mannorientiert heraus, wodurch die Vertikalbahn offen war.

Zur Halbzeit nahm Hasenhüttl vier Wechsel vor. Neben Torhüter Peter Gulácsi gingen Sabitzer, Burke und Selke vom Feld. Sie wurden durch Marius Müller, Naby Keïta, Yussuf Pouslen sowie Kapitän Dominik Kaiser ersetzt. Keïta wurde auf der linken Seite getestet – eine mögliche Option für die ersten drei Partien in der Bundesliga angesichts der Sperre Forsbergs.

Im Verlauf von Angriffen aus dem offenen Aufbau heraus hielt sich Keïta eher etwas zurück und entschied sich nur gelegentlich für vorstoßende Läufe. Dafür war der 21-Jährige allerdings eine echte Waffe im Pressing. Mehrfach erzwang er Balleroberungen – so auch vorm dritten Tor der Leipziger in der 63. Minute. Nicht nur gewann er das Spielgerät direkt nach einem Einwurf der Rangers, er stieß mit Ball auch umgehend nach vorn und bediente den nach links ausgewichenen Werner an der Abseitskante. Poulsen verwertete die Hereingabe in gewohnter Manier.

Auch das 4:0 bereitete Keïta im Umschaltspiel vor. Abermals war es eine Verlagerung zum linken Flügel, die dann zur Hereingabe auf Poulsen führte, der erneut aus Nahdistanz einschob. Wenig später gab es allerdings einen Schockmoment für RBL und seine Anhänger, als Keïta verletzungsbedingt den Platz wieder verließ.

Angenommen Keïta stünde gegen Frankfurt und auch in den darauffolgenden Partien zur Verfügung, so hätte Hasenhüttl drei realistische Optionen, um den Forsberg-Ausfall zu kompensieren. Er könnte entweder Keïta oder auch Kaiser als eher spielmachende und passstarke Flügelspieler einsetzen, wobei Ersterer als individueller Pressingakteur noch druckvoller sein kann. Oder aber der geradlinigere Burke bekommt eine Chance, um gerade im Umschaltspiel neben Werner eine weitere Waffe für Tiefenläufe zu präsentieren.

Burke selbst sieht bei sich derweil an anderer Stelle Nachholbedarf. „Ich muss noch meine Defensivarbeit verbessern“, sagte er im Gespräch nach der Partie. Der 19-Jährige müsse laut eigener Aussage unter anderem am Timing im Pressing feilen. „Nicht nur Pressing, sondern auch Balleroberungen“ seien wichtig. Passendes Anlaufen ohne den erzwungenen Ballbesitzwechsel genüge in seinen Augen nicht.

Abgesehen von der interessanten Personalsituation im Offensivbereich brachte der Test gegen die Rangers keine grundlegend neuen Erkenntnisse. Dass gewisse Abläufe in einigen Szenen nicht derart druckvoll und präzise erschienen, sollte mit Verweis auf den typischen Testspielcharakter noch keinen Grund zu tiefgreifender Problemanalyse bieten.

danox 16. Januar 2017 um 15:00

Mir scheint die Anbindung der beiden offensiven Halbspieler an die Sechser im System bzw. taktischen Vorgehen der Leipziger elementar (vgl. Burke im ersten Bild/Screenshot)!
Rücken sie direkt zu weit nach außen, „erzwingen“ sie quasi direkt den Pass ins Zentrum, was ja nach ihrem Pressingplan nicht sofort erfolgen soll. Daher lassen sie zunächst den gegnerischen Außenverteidiger offen, um dann ins geplante Presiing gehen zu können. Sehe ich das richtig?

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CE 17. Januar 2017 um 08:38

Das System basiert nicht unbedingt auf den Verbindungen zwischen den einzelnen Akteuren, weil Kettenmechanismen nicht zur Anwendung kommen. Wir sprechen beim Podcast Ende der Woche genau darüber, sofern TE es nicht rausschneidet 😀

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Peda 16. Januar 2017 um 14:50

Alles klar! 😀

Schade, dass er in Salzburg nicht mehr zeigen durfte.
Die Wechsel gehen mir da eigentlich zu schnell und es verblüfft mich, dass der Übergang dabei noch so reibungslos funktioniert:
1. Juli: Keïta wechselt und kommt in 14 der 16 Hinrundenpartien zum Einsatz. In Salzburg versäumt dafür Bernardo kaum mehr eine Minute am Platz.
28. August: Bernardo wechselt und kommt aufgrund des späten Wechsels und einer Verletzung auf „nur“ 9 Einsätze. In Salzburg wird dafür Upamecano zur Stammkraft.
13. Jänner: Upamecano wechselt…

Ich kann mich auch täuschen, aber gerade ihm (drei Jahre jünger als die beiden, sehr positiver aber riskanter Stil als Innenverteidiger) hätte ein weiteres halbes Jahr in Salzburg nicht geschadet. Ein bisschen länger hätte man ihn die dominante Spielweise und die höhere Fehlertoleranz schon noch genießen lassen können.

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CE 17. Januar 2017 um 08:44

Bei der Upamecano-Verpflichtung spielte auf alle Fälle die anspannte Situation im Abwehrzentrum eine große Rolle. Ähnlich wie bei Bernardo, als sich Klostermann einen Kreuzbandriss zuzog. Das Projekt Atınç Nukan hat nicht funktioniert. Auch Kyriakos Papadopoulos bekam aufgrund seiner Probleme kein Bein auf den Boden. Womöglich hätte RBL einen 23-jährigen Innenverteidiger unter Vertrag nehmen können, aber Upamecano ist die Zukunft.

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Peda 16. Januar 2017 um 10:56

Danke für den kompakten Testspielbericht.

Aber war Upamecanos Erwähnung zur Beginn nur ein MacGuffin oder gibt es zu seinem Einsatz wirklich nicht mehr zu sagen?

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CE 16. Januar 2017 um 12:18

Ersteres. 😀 Vielleicht folgt demnächst ein Scouting-Bericht.

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