Am Rhein schlägt der Trend die spielerische Überlegenheit
Die zuletzt in der Liga stets torlosen Borussen aus Mönchengladbach empfingen den rheinischen Rivalen aus Köln. Im Duell Dreier- gegen Fünferkette konnten die Fohlen zwar mal wieder einen Treffer erzielen, aber die Punkte wanderten trotzdem nicht auf ihr Konto. Köln und Torjäger Modeste setzen ihren Höhenflug in der Tabelle fort.
Entgegen der aktuellen Tabellensituation übernahmen Schuberts Mannen direkt die Initiative. Aus einem der Dreiecksbildung förderlichen 3-2 Block, der in den Phasen höheren Kölner Pressings durch Sommer ballnah zu einer Raute ergänzt werden konnte, umspielten die Borussen geduldig die erste Linie der Kölner. Dahinter wurden insbesondere auf rechts mit Elvedi, Traoré, Dahoud, Stindl und gelegentlich Raffael extreme Lokalkompaktheiten gebildet. Mit schnellen Ablagen und Direktpässen wurden die ballnah mannorientierten Kölner herüber- und herausgezogen, um dann mit schnellen Chippässen in die Spitze oder nach Verlagerungen in die geöffneten Räume am ballfernen Flügel mit Tempo anzugreifen. Die Kölner boten immer wieder Lücken an und die Fohlen konnten sich in den ersten 10 min zwei Großchancen durch Hazard erarbeiten.
Die Kölner setzten dagegen auf eine Mischung aus 5-1-2-2 und 5-2-2-1. Durch die massive Zentrumspräsenz und das mannorientierte Zustellen des Zentralverteidigers und der Sechser sollten die Borussen schnell auf einem Flügel festgelegt und dort isoliert werden. Dazu rückten die Außenverteidiger heraus und die Achter schoben weit herüber. Nach Ballgewinnen sollte direkt in die offenen Räume neben den Sechsern der Borussia gekontert werden. Die massive Überzahlbildung der Borussen konnten sie jedoch zu Beginn nur schwer kontrollieren, so dass diese Strategie der Kölner nur bedingt aufging.
In der Folge zog sich das Mittelfeld der Geißböcke in einem Dreierblock etwas zurück, um die Breite besser abzudecken und auch die Abwehrkette achtete bewusster auf die Zwischenräume beim Herausrücken und Verschieben. Trotzdem blieben die Gladbacher am Drücker, nun vorallem durch Dribblings von Dahoud, der nach dem Überspielen der ersten Kölner Linie das Tempo anzog. Stindls Treffer in der 32. war die logische Folge der Überlegenheit.
Zur Halbzeit brachte Stöger mit Rudnevs für den verletzten Lehmann einen Stürmer. Die Kölner waren nun klarer im 5-2-1-2 mit Doppelsechs Hector/Höger organisiert. Modeste pendelte Stärker in Breite und Tiefe, während Rudnevs konsequent die Abseitslinie besetzte, wobei er diese des öfteren auch überschritt. Die Kölner pressten wieder höher und banden auch ihre Außenverteidiger, insbesondere Risse, offensiver ein. Die Borussia reagierte auf die höhere Offensivpräsenz mit einer pendelnden Viererkette mit tieferem Wendt. Vorher hatten sie Kölns enge Offensivanordnung noch in einer klaren 3-4-2-1 Anordnung gepresst, in der die Dreierkette sehr eng stand und nur gelegentlich von den Außenverteidigern aufgefüllt wurde. Insgesamt wurde die Elf vom Niederrhein etwas passiver, was den Kölnern mehr Spielanteile und den glücklichen Ausgleich ermöglichte.
Durch mannorientierte Spielweise beider Mannschaften gab es viele Zweikämpfe, Fouls und Freistöße. Auch wenn die Gladbacher nach dem Ausgleich wieder die Initiative übernahmen, waren die Kölner stets durch schnelle Bälle hinter die hohe Abwehrlinie der Fohlen gefährlich. Der glücklicher Siegtreffer der Kölner durch Risses Flatter-Sonntagsschuss fiel letztendlich aus einem indirekten Freistoß heraus. Die Gladbacher boten über weite Teile der Partie eine ansprechende Leistung, erarbeiteten sich auch nach ExpG eine deutliche Führung, standen aber am Ende wieder mit leeren Händen da.
13 Kommentare Alle anzeigen
August Bebel 24. November 2016 um 09:57
Ich verstehe einfach nicht, warum die Gladbacher Dreierkette im eigenen Aufbau so eng zusammen steht. Da besteht keinerlei Verbindung der Halbverteidiger zu den (recht hoch stehenden) Flügelspielern.
Tommy 22. November 2016 um 18:37
Hallo Zusammen,
für mich zeichnet dieses Derby sehr gut das Bild dieser/meiner Borussia Mannschaft.
Sind alle an Board und steht jeder soweit unter positiver Anspannung, dass die Konzentration Einzug erhält dann sind viele tolle Kombinationen und Spielzüge wie in der ersten Halbzeit drin. Selbst wenn die Ballkünstler nicht auf Top-Niveau agieren können sie bereits das Spiel dort entscheiden.
In der 2. HZ wird zu mindestens für mich das Fehlen eines Taktgebers sehr -fast schon provokativ- deutlich. Dahoud hat (noch) nicht den Charakter und die Spielintelligenz um den gladbacher Spiel das zu geben was es braucht, besonders in solchen Phasen. Strobl ist solide aber ein ähnlich ergänzender Typ wie Kramer ohne Präsenz mit und ohne Ball auszustrahlen. Kramer schafft es noch am ehesten aber verglichen mit den Spielern der Konkurrenten auf der Position oft zu passiv.
Zum Schluss versuchen sie dann wieder in die Konzentration zu kommen aber ohne den notwendigen Flow und zu krampfhaft. Wendt spielt zu defensiv, Johnson viel zu zentral. Anstatt das Spiel breiter zu machen, um Köln zu Lücken und Fehlern zu zwingen, schenken sie durch eigenes Positionieren ihnen Kompaktheit. Chancen sind dennoch da aber auch viele unnötige Ballverluste, Fragezeichen in Strobls Blick nach Anspielstationen und Ballverluste aus denen ein Freistoß resultiert der zum Tor des Monats führt.
Gladbach ist in einer schwierigen Phase mit zu mindestens spielerischer Aufwärtstendenz aber die Probleme der letzten Wochen resultieren nicht einzig allein aus dem Fehlen der Topspieler.
Frederik 22. November 2016 um 10:28
Man kann dieses Spiel sicherlich hin und her diskutieren. Aber im Gegensatz zu den vorherigen Spielen hat Gladbach dieses Spiel beherrscht, klare Torchance rausgespielt und wenig selbst zugelassen. Die zwei Tore sind ja auch entsprechend mehr zufällig gefallen und keineswegs „erzwungen“ oder gar herausgespielt. Insgesamt kann man dem Schubert-Team eigentlich nur die mangelnde Chancenverwertung (Traore, Johnson !, Stindel) vorwerfen. Aber es gibt solche Spiele. Aber hier auf die mangelnde Fitness zu verweisen (die Müdigkeit sah man in vielen Spielen VOR der Länderspielpause, aber nicht in DIESEM Spiel) – ist schlicht hanebüchen. Aber es wird ja auch in der Politik aktuell immer auf einfache Antworten auf eben nicht so einfache Fragen gesucht….
Sam Meyer 21. November 2016 um 17:25
Gladbach fehlte er letzte Wille in der zweiten Halbzeit. Das einige Gladbacher in der zweiten Hälfte „müde“ wurden, war in dieser Saison bereits bei anderen Spielen festzustellen – so auch von verschiedenen Betrachtern in diesem. Gut möglich, dass hier in Sachen Fitness nachlässig gearbeitet wurde. Wobei Gladbach keineswegs durch sonderlich hohe Laufleistungen glänzt, eher im Gegenteil. Dazu kommen im Vergleich zur Zeit unter Favre ungewöhnlich viele Verletzungen…
In Sachen Taktik hat Schubert vor Saisonbeginn taktische Flexibiltät angekündigt, und tatsächlich bereits einige Varianten spielen lassen. Jedoch wirkt das gerade in der Defensive selten wirklich sicher und einstudiert – ein allzu sytematischer Arbeiter ist Schubert sicher nicht. Seine Erfolge als er die Mannschaft von Favre übernommen hat, basierten immer noch auf dessen 4-4-2. Irgendwann hat Schubert das alles über Bord geworfen und seitdem sucht die Mannschaft nach Konstanz. Das wurde lange durch eine gewisse Heimstärke kaschiert, die jetzt auch wegbricht. Die Auswärtsbilanz von Schubert ist schon lange auf Absteigerniveau (ich glaube in den letzten 16 Auswärtsspielen gab es 1 Sieg, 2 Untentschieden und 13 Niederlagen!!). Unterm Strich eine Mannschaft im Sinkflug.
MrR 21. November 2016 um 11:47
Überschrift: „schlägt“ statt „schägt“ 😉 Danke trotzdem 🙂
Christian 20. November 2016 um 21:46
Meiner Meinung nach ist die Mannschaft durch die Rotation verunsichert und es fehlt ein Xhaka an allen Ecken und Enden . Hinten instabil – Vestergarth viel zu langsam und nur zentral effektiv – Ein Lenker im Mittelfeld ( Xhaka ) wird schmerzlich vermisst und wurde nicht ersetzt . Ein Kreativer Kopf wie es Arango lange war mit seinen tödlichen Pässen fehlt ebenso . Und zu guter letzt flattert auch der Torhüter .
Dahoud ist völlig überschätzt und Defensiv unwirksam . Es stimmt nicht in der Mannschaft , das sieht man .
Es kommt einiges zusammen was letzte Saison noch glücklich funktionierte läuft nun gegen die Borussia .
In der Summe wird mehr als Platz 9 -12 nicht drin sein diese Saison . Achtung nach unten !
RadicalEd 21. November 2016 um 09:16
Halte ich für etwas zu pessimistisch. Xhaka’s Qualitäten hätten BMG sicherlich in den letzten Wochen gut zu Gesicht gestanden, zumal er auch ein Spieler ist der sich gegen negative Trends stemmt, aber hier wird doch etwas zu einseitig schwarz gemalt.
Dahoud ist einer der talentiertesten Spieler des Jahrgangs in Deutschland und hatte letzte Saison als 19-Jähriger zentraler Mittelfeldspieler 14 Torbeteiligungen. Seine Fähigkeiten auf engem Raum und siene Pressingresitenz sind in meinen Augen im deutschen Fussball allenfalls mit Gündogan und vll. noch Kimmich zu vergleichen. Gleichwohl hat er natürlich diese Saison noch wenig abgeliefert (Schwankungen sind bei 20-Jährigen zu erwarten) und Schubert hat sich wohl auch schon eher negativ über seine Trainingsleistungen geäußert. Denke aber derzeit ist da nichts anderes als Geduld gefragt.
Man muss auch fair sein und sagen, dass Gladbach die letzten Jahre tendenziell eher leicht über ihren Möglihckeiten, doer zumidnest am oberen Limit ihres Potenzials performed hat. Wenn jetzt auf einmal mit Raffael und Hazard die beiden kreativsten Offensivspieler ausfallen und mit Xhaka/Nordveidt zwei Stützen des Erfolgs wegbrechen ist eine Schwächephase geradezu vorprogrammiert.
Denke aber das der Kader locker gut genug ist um sich in den oberen 9 Plätzen zu etablieren, wenn Hazard, Raffael und Stindl mal wieder ein paar Spiele zusammen gemacht haben und dahinter Kramer/Dahoud sich gefunden haben, ist man durchaus gut aufgestellt.
luckyluke 21. November 2016 um 12:03
Hinzu kommt noch, dass ausgerechnet die Verstärkung im zentralen Mittelfeld (Kramer) und somit mehr oder weniger der Xhaka Ersatz in einem Leistungsloch zu sein scheint, das mich schon fast verwundert. Gerade er könnte potentiell außer den langen Bällen Xhakas seinen Weggang mindestens kompensieren…
FR 21. November 2016 um 12:54
Naja, ich bin immer noch froh, das Xhaka für das Geld gegangen ist. Meiner Meinung nach Wurde er nicht ersetzt (von der Spielart her, nicht vom Menschlichen).
Es fehlt ein 6er, der das Spiel verlagert und die Position vor der Abwehr halt (als 1te Anspielstation und gegen Konter).
Xhaka hat letzte Saison circa 1/3 der Spiele durch Sperren und Verletzungen verpasst, es lag nicht nur an ihm, das BMG erfolgreich war.
Dahoud überbewertet?
Ich persönlich halte sehr viel von Ihm. Ihm Stadion sieht man, mit welch einer Leichtfüßigkeit er spielt, sein Freilaufverhalten ist super und seine Pressingresitenz sehr gut. Ich gebe dir Recht, wenn du sagst, dass er defensive zulegen muss. Aber man kann eine deutliche Steigerung gegenüber letzter Saison sehen.
Ich glaube eher, das die Spielweise von Kramer und Dahoud nicht gut zusammenpasst oder nicht gut koordiniert wird. Dadurch heben sich die Stärken gegenseitig etwas auf.
tobit 21. November 2016 um 15:31
Kramer und Dahoud sind halt beide offensiv ziemlich weiträumig unterwegs, das braucht dann viel Feintuning bis es als Doppel-6 funktioniert. Beide sind eher Nebenmänner von Spielern wie Xhaka, Xabi oder Sahin (um Mal eine mögliche Lösung des Problems ins Spiel zu bringen).
Sahin könnte ich mir sehr gut als Sechser bei Gladbach vorstellen, da er viele Tiefenläufe mit langen Pässen bedienen könnte und in der Abwehr eine ganze Reihe spielstarker und dynamischer Spieler zur Verfügung stehen, die zusätzlich zu Kramer/Dahoud vertikal vorstoßen können und so Raum zum Abkippen öffnen könnten. Damit könnte man dann öfter auf Strobl (der seine Sache meist gut macht) verzichten, oder ihn als Verteidiger bringen.
Eine Fomation könnte dann z.B. so aussehen:
http://lineupbuilder.com/?sk=d1n9
oder wenn man mit Dahoud und Kramer spielen möchte so:
http://lineupbuilder.com/?sk=d1ny8
Zu Dahoud: Der geht gerade durch das fast schon obligatorische Tal der zweiten Saison, das auch schon Meyer, Draxler, Hazard … hatten. Er scheint im Sommer nicht ganz fit gewesen zu sein und hatte auch mental einiges von der vergangenen Sasion zu verarbeiten (vom „NoName“ zum Leistungsträger, Transfer- und Vertragsgerüchte). Dazu kommen die generellen Problemchen der Gladbacher nach dem Abgang der gesamten Führungsgruppe des Kaders (Xhaka, Nordveidt, Stranzl, Brouwers) – da kann ein 20-jähriger schon Mal etwas hinten rüber fallen.
FR 20. November 2016 um 18:01
Danke für die Analyse!
Man konnte deutlich sehen wie Gladbach nach Pause schwächer wurde, was
1. an ein besser eingestelltes Köln lag
2. daran das Gladbach nicht fit war und läuferisch nachgelassen hatte (Hazard, Raffael)
Hättest du eine Umstellung bei Gladbach vorgenommen?
TW 20. November 2016 um 18:36
Ich glaube nicht, dass Gladbach nicht fit war. Die geringere Intensität nach der Pause war eher der Führung geschuldet. Schließlich wurde das Tempo direkt nach dem Ausgleich wieder angezogen. Mit Ausnahme des Dahoud-Wechsels in der 89. min fande ich die Umstellungen (Wendt tiefer) und die positionstreuen Auswechslungen nachvollziehbar. Gladbach war ja fast durchgehend überlegen.
Michael Meyer 21. November 2016 um 17:13
Das einige Gladbacher in der zweiten Hälfte „müde“ wurden, war in dieser Saison bereits bei anderen Spielen festzustellen – so auch von verschiedenen Betrachtern in diesem. Gut möglich, dass hier in Sachen Fitness nachlässig gearbeitet wurde. Wobei Gladbach keineswegs durch sonderlich hohe Laufleistungen glänzt, eher im Gegenteil. Dazu kommen im Vergleich zur Zeit unter Favre ungewöhnlich viele Verletzungen…
In Sachen Taktik hat Schubert vor Saisonbeginn taktische Flexibiltät angekündigt, und tatsächlich bereits einige Varianten spielen lassen. Jedoch wirkt das gerade in der Defensive selten wirklich sicher und einstudiert – ein allzu sytematischer Arbeiter ist Schubert sicher nicht. Seine Erfolge als er die Mannschaft von Favre übernommen hat, basierten immer noch auf dessen 4-4-2. Irgendwann hat Schubert das alles über Bord geworfen und seitdem sucht die Mannschaft nach Konstanz. Das wurde lange durch eine gewisse Heimstärke kaschiert, die jetzt auch wegbricht. Die Auswärtsbilanz von Schubert ist schon lange auf Absteigerniveau (ich glaube in den letzten 16 Auswärtsspielen gab es 1 Sieg, 2 Untentschieden und 13 Niederlagen!!). Unterm Strich eine Mannschaft im Sinkflug.