Eine harmonische Schlacht
Das Ruhrderby wurde durch 3-4-2-1-Varianten zu einem taktisch ausgewogenen Stück Fußball. Kleinigkeiten führten nach einer ereignisarmen Halbzeit zu einem Schlagabtausch im zweiten Durchgang.
In letzter Zeit setzt Tuchel normalerweise auf asymmetrisch organisierte Abwehrketten: Oft rückt einer der Außenverteidiger auf, während ein zweiter zurückbleibt, sodass eine Dreierkette entsteht. In den letzten Partien wurde auch vermehrt auf (ggf. situative) Fünferketten zurückgegriffen. Die restliche Mannschaft sortiert sich dann asymmetrisch mit einem Sechser, einem Achter, zwei Offensivspielern in den Halbräumen, die auch als Achter zurückfallen können, und einem Stürmer. Die Staffelungen im Mittelfeld schwanken daher zwischen 2-2-1, 1-2-2 und diagonalen Anordnungen, während fünf Spieler um diesen Fünferblock herum pendeln.
Diese Systematik ermöglicht in der Offensive, immer wieder flexibel in die gegnerischen Zwischenräume zu kommen, gleichzeitig die Flügel stabil zu besetzen und in der Defensive kann man das Zentrum kontrollieren und sich drum herum anpassungsfähig staffeln mit vielen Spielern in der Absicherung.
3-4-2-1 vs 3-4-2-1
Zuletzt reagierten schon Hoffenheim, Bremen und Augsburg auf diese Spielweise der Borussen mit Fünferketten, was nun auch André Breitenreiter adaptierte. Riether rückte zwischen Caicara und der restlichen Abwehr auf die rechte Halbverteidiger-Position; Sané rückte etwas mehr ins Zentrum und Belhanda spielte die halblinke Position.
So wie bei den Borussen rückten auch die Schalker Außenverteidiger sogar gegen den Ball weit aus der Kette, sodass die defensive Systematik beidseitig zwischen 5-2-2-1 und 3-4-2-1 anzusiedeln war. Offensiv waren es jeweils relativ klare Varianten des 3-4-2-1. Als großer Fan des 3-4-2-1 möcht ich diesen Umstand hervorheben, denn die Eigenschaften des Systems übertrugen sich auf das Spiel: Dadurch, dass
a) viele Spieler aus Zwischenpositionen agieren,
b) die Halbräume besetzt sind und
c) die Reihen jeweils über den Lücken der dahinter liegenden Reihe positioniert sind,
entsteht eine Struktur, die in der Ausgangsstellung viele Dreiecke hat und auch bei Positionswechseln sehr leicht balanciert werden kann und kaum Verbindungen verliert oder Zonen massiv verwaisen lässt. Die Räume werden sehr harmonisch und flexibel besetzt.
[Am eindrücklichsten sieht man das an den vielseitigen Rollen der beiden „Halbzehner“: Sie können als Achter oder Sechser zurückfallen, eher wie Flügelstürmer agieren, als zentrale Zehner oder Halbraumspieler kreativ werden oder dynamisch in die Sturmspitze aufrücken. Bei keiner der Varianten entstehen nennenswerte Disbalancen in der Grundstruktur.]
So entwickelte sich das Spiel auch taktisch sehr vielseitig und harmonisch. Beide Mannschaften kreierten unterschiedlichste Staffelungen und brachten immer wieder Spieler in wichtige Zwischenräume. Es entstanden gute Lokalkompakteiten, die Nutzung der unterschiedlichen strategischen Zonen war ausgewogen und es war permanent positionelle Bewegung auf dem Feld. Das Spiel war aus taktischer Sicht überaus smooth.
Defensivvarianten
Trotz dieser interessanten und kreativitätsfördernden Ausgangslage verliefen die ersten 45 Minuten ziemlich langweilig – auch aus Sicht des Taktikers, ja. Das hing zum einen damit zusammen, dass beide Mannschaften im Pressing relativ passiv agierten und immer wieder geschickt Tempo herausnahmen.
Die Schalker nutzten dafür immer wieder Mannorientierungen. Punktuell stellten sie mit den drei Offensivspielern sogar Dortmunds Innenverteidiger komplett zu; generell orientierte sich Sané ein bisschen mehr nach vorne, um Hummels Präsenz zu rauben. Die vertikale Kompaktheit der Schalker war etwas mangelhaft, was dann aber durch eine hohe Grundaktivität und gut gewähltes Herausrücken der Verteidiger aufgefangen wurde. Die Sechser hatten häufig zu viel Raum abzudecken, wurden dann aber punktuell unterstützt, indem Verteidiger als dritter Sechser herausrückte und freistehende Dortmunder Offensivspieler aus dem Spiel nahm. Die dadurch entstehenden Lücken in der Abwehr wurden eigentlich sogar eher schlecht zugeschoben, aber den Borussen gelang es aus verschiedenen Gründen (Verbindung, Rhythmus, Bewegung, Spieltempo) kaum, die Schwachpunkte zu bespielen.
Der BVB verschob in der hinteren Reihe positionstreuer und verteidigte im Mittelfeld deutlich kompakter. Die fünf offensiveren Spieler bildeten einen klaren Block, der sich dann immer wieder an die Situation anpasste. Dabei waren die Rollen leicht asymmetrisch verteilt: Leitner war naturgemäß höher als Sahin und Pulisic zudem höher als Kagawa, sodass oftmals die bereits erwähnten 3-2- oder 1-2-2-Blöcke entstanden. Die Seiten des Blockes waren dadurch jedoch etwas offener und das Zugriffsverhalten ein wenig verzögert. Insgesamt war dies jedoch die etwas sauberere und stabilere Defensivvariante.
Wenig Kreativität und Zusammenspiel in Hälfte eins
Der 3-4-2-1-Struktur fehlt dann etwas der direkte Zug in die Spitze, da beispielsweise im Vergleich zum 4-2-3-1 ein Spieler weniger in der Nähe der Abseitslinie positioniert ist. Angriffe aus dem 3-4-2-1 müssen eher über kluge Läufe, harmonische Positionswechsel und Kombinationen sowie Raumdribblings innerhalb dieser Dynamik entstehen; lineare Angriffe über einzelne Positionen (bzw. Spieler) sind schwieriger. Man ist quasi zu taktisch gutem Offensivfußball verdammt. Das wird natürlich erschwert, wenn beide Mannschaften mit sehr zusammengewürfeltem Personal oder frisch ausgepacktem System spielen; die fehlende Eingespieltheit war vor allem den Borussen im ersten Durchgang anzumerken.
Zudem waren für so eine Spielweise wohl einfach nicht genügend passende Spieler auf dem Platz. Geis und Sahin sind mit ihrer eher stationären Spielweise nicht optimal dafür geeignet. Höjbjerg und Leitner fanden beide lange Zeit nicht so gut ins Spiel; zweiterer ließ sich häufig zu sehr nach links ziehen. Sané und Pulisic suchten eher Einzelaktionen, während Huntelaar und Ramos sich wenig einschalteten. Zudem waren die Flügelläufer-Positionen relativ defensiv besetzt. Belhanda und Kagawa konnten daher nur ganz selten andeuten, dass sie die richtigen Spieler für diese Partie waren.
Mehr Dynamik nach der Pause
Mehrere Spieler, die für diese Art der Partie sehr gut geeignet gewesen wären, saßen indes auf der Bank oder waren verletzt. Schalke vermisste vor allem einmal wieder Goretzka, doch auch Meyer und Choupo-Moting kamen erst als die Partie etwas zerfahrener wurde.
Auf Dortmunder Seite kam bereits zur Halbzeit Mkhitaryan, der wohl einer der mustergültigsten 3-4-2-1-Spieler auf diesem Planeten ist. Allerdings spielte er als Rechtsverteidiger (bzw. rechter Flügelläufer), was seinen Einfluss reduzierte. Hin und wieder konnte er das Spiel dennoch mit einrückenden Aktionen ankurbeln. Damit einher ging, dass Dortmund sich nun auf den rechten Halbraum fokussierte; Leitner spielte nun aufrückender, Kagawa rochierte weiter herüber und Pulisic fokussierte sich stärker auf das Öffnen von Räumen. Diese drei Aspekte zusammen generierten auch das 0:1. Vor dem Freistoß zum 1:2 wurde der Ball im rechten Halbraum verloren, aber durch die immense Ballung der Borussen in dieser Zone dann am Flügel zurückerobert.
Dass die zweite Hälfte so rapid begann, lag trotzdem eher daran, dass die Borussen risikoreicher verteidigten. Sie standen nun im Pressing häufiger in einer Dreierkette mit beiden Flügelpositionen auf Höhe der Sechser. Dadurch entstand auch das 0:1 aus einer Art Konter im Anschluss an eine Angriffspressingszene. Die Schalker Tore fielen zudem beide, nachdem ein Spieler (erst Caicara, dann Sané) frei in Durms Rücken angespielt werden konnte, was dann zur Unordnung in der hektisch herausrückenden Dreierkette führte.
Bei beiden Toren muss aber auch Huntelaar gelobt werden, der mit geschickter Bewegung Unordnung verursachte. Vor dem Foul öffnete er erst Sané und dann sich selbst, indem er Bender in Sokratis hinein zog. Dabei stimmte – wie schon beim Gegentor gegen Liverpool – Dortmunds Abstimmung im Verteidigen hoher Bälle nicht.
Schalke mit Meyer im 4-2-3-1
In der 60. Minute nahm Breitenreiter seinen rechten Flügelläufer vom Platz und brachte dafür Max Meyer, was eine Umstellung auf das übliche Schalker 4-2-3-1 zur Folge hatte. Sané und Belhanda – später Choupo-Moting – spielten nun flügellastiger, was wohl zum einen die linke Defensivseite etwas stabilisieren sollte. Zum anderen sollte es wohl die Flügel in der Offensive überladen, was auch mehr einigermaßen gelang. Beim 2:2 kam Sané wie gesagt hinter Durm frei.
In der Endphase hatte die Borussia dann auch zunehmend Probleme, auf Schalkes breit angelegte Ballzirkulation noch Zugriff zu bekommen. Zu diesem Zweck formierten sie sich ebenfalls mittlerweile verstärkt 4-2-3-1-artig; Mkhitaryans Rolle wurde etwas nach vorne geschoben und er fiel nur noch vereinzelt neben die Kette zurück, in der Durm und Ginter jetzt wieder eher wie Außenverteidiger agierten (statt Innenverteidiger und Flügelläufer).
Ansonsten trug Breitenreiters Umstellung allerdings wenig zur Stabilisierung des Spiels bei, was vor allem an den Dortmunder Wechseln lag. Mit Gündogan und Aubameyang konnten sie sowohl mehr Druck auf die letzte Linie machen, als auch im Vorwärtsspiel durch die Zwischenräume bedeutend mehr Zug entwickeln. Mkhitaryan wurde nun auch stärker eingebunden. Direkt nach den Wechseln hatte der BVB deshalb eine extrem starke Phase und hätte das Spiel mit besserer Chancenverwertung entscheiden können. Hinten heraus ließ aber die Pressingintensität zu sehr nach, sodass die Schalker die Zeit mehr oder weniger herunterspielen konnten.
Fazit
Mich würde echt interessieren, wie die Spielerentwicklung im Jugendfußball wäre, wenn alle Teams (raumdeckende) 3-4-2-1-Systeme spielen würden. Das ist doch viel besserer Fußball. Mal im Ernst jetzt.
Achso, Schalke und Dortmund, ja. Waren beide ganz okay. Können aber mehr. Die systematische Flexibilität, die Dortmund zuletzt prägt und auch Schalke jüngst immer mehr, ist auf jeden Fall eine interessante Entwicklung.
22 Kommentare Alle anzeigen
Tomàs 12. April 2016 um 14:04
Im Zusammenhang mit Dortmunds 3-4-2-1-System und der zuletzt oft gezeigten asymmetrischen Viererkette plus Durm finde ich die Spekulation über eine mögliche Kuba-Rückkehr interessant. Gerade in der Flügelläufer-Rolle, die Durm zuletzt häufig gespielt hat, kann ich mir Blaszczykowski ziemlich gut vorstellen. Gegenüber Durm hat in meinen Augen den Vorteil, dass es ihm deutlich konstanter gelingt, sich aus etwas isolierten Situationen an der Außenlinie zu befreien. Außerdem ist er offensiv mMn sowohl kreativer als auch torgefährlicher. Defensive Qualitäten und Laufstärke bringt er auch mit. Klopp hat ihn nicht umsonst in wichtigen CL-Spielen als Achter im 4-3-3 aufgeboten.
Ich will nicht verhehlen, dass ich Kuba auch aus emotionalen (romantischen?) Gründen gerne wieder in schwarz und gelb sehen würde. Deshalb würde mich umso mehr interessieren, wie ihr, liebe SV-Autoren und -Kommentatoren, diese Personalie einschätzt?
Schorsch 12. April 2016 um 17:03
Klingt zwar kitschig, aber Du sprichst mir aus dem Herzen. ‚Fußballromantiker‘ zu sein ist zwar heutzutage ‚uncool‘ und ist wohl auch in der Tat spätestens in Zeiten, in denen arabische Petro-Dollars et al. den professionellen Fußball dirigieren, jenseits jeder Realität. Und auch wenn es ein wesentlicher Fortschritt ist, dass die nüchterne Wissenschaft den Fußball immer mehr bestimmt, ohne Emotionen ist nicht nur das Fußball-Leben kein Leben. Ist jedenfalls meine Meinung.
Zu Kuba: Auch ich mag den Jungen, vielleicht besonders wegen seiner Biographie. Seine Berufsauffassung ist vorbildlich. Ein Musterprofi. Bei der Fiorentina hatte er einen ordentlichen Beginn, dann kam seine Verletzung. Offensichtlich plant Sousa nicht mit ihm und er wird zurückkommen. Ob er dann verkauft, wieder verliehen oder in den Kader aufgenommen wird, ist völlig offen. Kuba ist auch schon 30 und die verletzungsbedingten Pausen häufen sich. In der polnischen Nationalmannschaft setzt man jedenfalls weiter auf ihn. In einer CL-Saison wird man einen gut besetzten, relativ breiten Kader benötigen. Einige Spieler werden den BVB verlassen, einige neue kommen. Warum also nicht Kuba als Rotationsspieler? Er ist sicherlich nicht so flexibel einsetzbar wie ein Tuchel sich das vielleicht wünscht. Aber für die Flügelläuferrolle halte ich ihn für absolut geeignet, da bin ich voll deiner Meinung. Weil er eben sowohl offensive, wie auch defensive Stärken hat. Das hat er unter Klopp immer wieder gezeigt. Und ich sehe ihn da auch einem Durm gegenüber als überlegen – wenn er fit ist. Also, warum nicht?
TobiT 12. April 2016 um 18:32
Könnte mir das nächstes Jahr im 3-4-2-1 auch gut mit Kuba vorstellen, diese Rolle als Flügelverteidiger hat er ja auch in Florenz meist gespielt. Ich könnte mir links auch jemanden wie Volland vorstellen, der das auch offensiver interpretiert, oder dann halt im Wechsel mit einem defensiveren {Schmelzer/Durm} und einem offensiveren {Volland/Kuba}. Leider wird Volland ohne Abstieg wohl sauteuer. Wenn man dann noch einen weiteren teuren Offensiven {Götze, Yarmolenko, …} möchte, wird das ein ganz schönes Brett zu bohren. Gleichzeitig müsste man eigentlich Subotic abgeben, da er zu wenig spielt. Dafür bräuchte es dann auch noch eher einen neuen Halbverteidiger {N’Koulou(ablösefrei!), Veltman, …}
Formativ könnte man das z.B. so spielen http://lineupbuilder.com/?sk=s3166
Der Kader bestünde dann aus:
TW: Bürki, Weidenfeller
ZIV: Sokratis, Bender (N’Koulou)
LHV: Hummels, Bender (Merino, N’Koulou, Ginter)
RHV: N’Koulou/Veltman, Ginter (Piszczek, Bender)
RWB: Kuba, Durm (Piszczek, Volland, Mkhitaryan, Passlack)
LWB: Schmelzer, Volland (Durm, Mkhitaryan, Passlack)
DM: Weigl, Sahin (Merino, Ginter, Bender)
ZM: Gündogan, Castro (Merino, Leitner, Weigl, Kagawa, Mkhitaryan)
ROM: Mkhitaryan, Götze, Kagawa (Volland, Reus, Pulisic, Kuba)
LOM: Reus, Götze, Kagawa (Volland, Mkhitaryan, Pulisic)
ST: Aubameyang, Götze, Volland (Reus)
2 TW, 20 Feldspieler, 3 Talente
Sichere Abgänge: Subotic, Park, Ramos
Mögliche Abgänge: Piszczek, Kagawa, Leitner
Zugänge: N’Koulou, Volland, Merino, Götze
freshAir 13. April 2016 um 14:22
Da Dortmund nächste Saison Champions-League spielt, sollten für das genannte 3-4-2-1 (was ich sehr gut finde) durchaus 2-3 Neuzugänge von internationalem Format kommen. Götze wäre da ein Anfang, wenn er das Comeback beim BVB besser schafft als Kagawa und Sahin. Neben Götze denke ich z.B. an Pepe, Mandzukic und Pirlo. Pepe und Hummels könnten eine der weltbesten IV bilden, während Mandzukic taktisch einige Varianten bietet, die mit Auba nicht infrage kommen (Flügelspiel mit hohen Flanken – statistisch nicht besonders erfolgreich, aber doch manchmal die nötige „Brechstange“). Pirlo könnte mit seiner Erfahrung im Mittelfeld die Strippen ziehen, sollte Gündogan tatsächlich zu ManCity wechseln. Aber auch bei einem Verbleib von Gündo wäre er mMn eine sehr gute Ergänzung zur Rotation/taktischen Variation.
TobiT 13. April 2016 um 19:42
Meinst du das alles ernst?!?
Mal zu deinen vorgeschlagenen Zugängen:
Mandzukic (29): gilt bei Stammplatzverlust als Stinkstiefel; letzte Wechsel jeweils >20Mio. Ablöse; 2 Wechsel in 2 Jahren; weder bei Atletico, noch Juve unumstritten; taktisches Profil bereits mit Ramos (30) im Kader vorhanden.
Pepe (33): harter Hund mit spielerischen Schwächen; Stammverteidiger bei Real Madrid; taktisches Profil mit Sokratis (27) und Subotic (27) abgedeckt.
Pirlo (36): Deep-Lying-Playmaker der ersten Stunde; mittlerweile Dynamik-Defizit; vor 1 Jahr in die USA gewechselt, zwecks Karriereausklang; kein aktueller Leistungsnachweis auf Champions-League-Niveau; hohes Gehalt; taktisches Profil durch Sahin (27 – erfahren!) und Weigl (20 – hochtalentiert) besetzt; kein Gündogan-Ersatz, da nicht als Verbinder zwischen den Strafräumen unterwegs.
Könntest du erklären, warum du an diese Spieler denkst, und nicht an Spieler, wie z.B. Malli, Dahoud, Tielemans, Coric, Pjanic, Yarmolenko, …, die bereits mit Dortmund in Verbindung gebracht wurden.
Warum denkst du, dass ein neuer Stamminnenverteidiger, ein neuer 6er und ein neuer Stürmer mit Stammplatzanspruch benötigt werden, um in der Champions-League bestehen zu können? Siehst du Bedarf an weiteren Spielern auf anderen Positionen (z.B. Wingbacks, 8er)?
Die von dir vorgeschlagenen Spieler verdienen außerdem auch auf europäischem Spitzen-Niveau, was sollte sie also veranlassen, zum als eher sparsam bekannten Dortmund zu wechseln?
In den kommentaren hier ist angeklungen, dass Sahin nicht die Perfekte 6er/8er-Besetzung in einem 3-4-2-1 wäre, warum möchtest du den älteren, langsameren, zweikampfschwächeren Pirlo, der zudem nicht das Local-Player-Kriterium der UEFA erfüllt, verpflichtet sehen?
Findest du, dass Hummels, Sokratis, Bender, Ginter (+Merino, Piszczek, Subotic) qualitativ und/oder quantitativ nicht für eine 3er-Kette ausreichen?
Benötigt man für Flügelspiel mit hohen Flanken (davon hat auch Aubameyang so einige versenkt) aber nicht auch entsprechende Flügelstürmer (auf Champions-League-Niveau), die diese Flanken schlagen? Solche Spieler stehen derzeit nicht im Dortmunder Kader, müssten also ebenfalls teuer zugekauft werden.
Das ergibt dann:
Zugänge:
Götze (20-30Mio. Ablöse // 8-12Mio. Gehalt)
Pepe (10-20Mio. // 8-10Mio.)
Pirlo (~1Mio. // 10-13Mio.)
Mandzukic (15-25Mio. // 7-10Mio.)
2 Flügelstürmer (z.B. Kostic) (je 15-30Mio. // je 4-10Mio.)
In Summe: 76-136Mio. Ablöse // 41-65Mio. Gehalt
Abgänge:
Subotic (8-15Mio. // 4-5Mio.)
Park (~1Mio. // 1,5-2Mio.)
Ramos (6-13Mio. // 3-4Mio.)
Gündogan (30-40Mio. // 6-8Mio.)
In Summe: 45-69Mio. // 14,5-19Mio.
Um diesen Strom von Zugängen möglich zu machen müsste man also wahrscheinlich neben Gündogan weitere Leistungsträger verkaufen. Z.B. Mkhitaryan (4-6mio. Gehalt), Hummels (5-7Mio.), Reus(8-11Mio.), Sahin (3,5-5,5Mio.) oder Aubameyang (5-7Mio.). Trotzdem würden der Lizenzspieleretat von aktuell 90-100Mio. sprunghaft auf 120-150Mio. steigen, dies ist ein Wert nahe an der Grenze des gesunden Wirtschaftens, dem sich Dortmund unter watzke verschrieben hat.
Diese „Lösungen“ wären enorm kostspielig aber gleichzeitig wenig nachhaltig, da Pirlo und Pepe sich spürbar dem Karriereende nähern (nicht jeder ist Ryan Giggs :)) ).
Davon ab halte ich Pirlo, Pepe und Mandzukic nicht für echte Kaderverstärkungen; Pepe und Mandzukic passen wohl nicht wirklich in Tuchels Spielphilosophie.
Dann zu Götze/Sahin/Kagawa: Was erwartet man denn? Dass die nach 3/1,5/2 Jahren ohne Form sofort wieder zum dominantesten Spieler werden? Sahin (damals 22), Kagawa (23) und Götze (21) wurden nach Saisons in absoluter Bestform abgegeben, konnten sich dann bei ihren neuen Clubs (die Weltvereine Real Madrid, Manchester United und Bayern München) aus verschiedenen Gründen (Verletzungen, Konkurrenz, schlechte Einbindung, …) nicht durchsetzen (Sahin gegen Xabi Alonso; Kagawa gegen Wayne Rooney/Juan Mata; Götze gegen Thomas Müller). Dann kommen sie nach Dortmund zurück, in ein Team, das massiv verstärkt wurde (Gündogan, Reus, Mkhitaryan, Aubameyang, Castro, Weigl, …) und sich durch Teilnahmen an Champions-Leauge- und DFB-Pokal-Finals, sowie (Vize-)Meisterschaften deutlich weiterentwickelt und verändert hat. Übrigens als Leihspieler mit Kaufoption zwischen 7 und 8 Mio. bzw. für ca. 8 Mio. (etwa so viel brachte ein Ivan Perisic damals ein). Ein in Dortmund auf fast ganzer Linie gefloppter Kampl kostete 11-12 Mio., aktuelle Leistungsträger waren zum Teil noch deutlich teurer (Reus, Mkhitaryan, Aubameyang, Sokratis, Castro).
Sahin und Kagawa wurden nach ihren Wechseln quasi sofort wieder zu Stammspielern. Sahin war dann, wie bei Madrid zuvor, häufig verletzt (fiel zuletzt fast 1 Jahr aus). Kagawa kam in ein Team, das dann die schlechteste Hinrunde der Vereinsgeschichte spielte (Platz 18 nach 18 Spieltagen) und zeigte, wie alle ausser Aubameyang, schwache Leistungen. In der Hinrunde der aktuellen Saison gehörte Kagawa zu den unumstrittenen Stammspielern, in der Rückrunde teilt er sich die Einsatzzeiten mit Castro. Zudem ist Sahin ein im Team anerkannter Führungsspieler.
Schorsch 13. April 2016 um 18:09
Wenn Gündogan (halte ich persönlich für sehr wahrscheinlich), Hummels, Mkhitaryan (beide durchaus möglich mMn) und Aubameyang (vielleicht eine Frage der Angebotshöhe) den BVB zur neuen Saison verlassen sollten, dann sind vielleicht andere Überlegungen notwendig. Aber wahrscheinlich stellt man diese in Dortmund schon an und es ist gut möglich, dass man ‚3-4-2-1 – taugliche‘ Spieler dabei im Visier hat.
Dr. Acula 12. April 2016 um 10:08
gesamter artikel quasi eine hommage an das 3-4-2-1.. nachdem ich dich bei twitter verfolgt habe, habe ich mit sowas gerechnet, aber ich muss zugeben, das spiel war schon verschenkt. da haben die beiden mannschaften ein so interessantes system spielen lassen, aber mit schlechten spielen. was für eine verschwendung. das ist, als holte man den Rolls-Royce Phantom III aus der garage, um ihn mit bobby-car-reifen und unter der hand eines fahranfängers fahren zu lassen…..
Dr. Acula 12. April 2016 um 10:09
spielern**
Todti 12. April 2016 um 12:04
Das ist sicherlich richtig, allerdings werte ich das Spiel aus Dortmunder Sicht als interessanten Test unter Wettbewerbsbedingungen. Man konnte sich ein besseres Bild von Pulisic machen, Sahins eher suboptimales Profil für (vermutlich) das bevorzugte System der näheren Zukunft erkennen, eine Halbzeit ohne Hummels testen und Mkhitaryan in einer ungewöhnlichen, aber interessanten Rolle sehen. Das geht meiner Meinung nach vollkommen in Ordnung, der Zeitpunkt des Derbys war halt ungünstig. Gerade der extensive EInsatz von Pulisic hat mich doch sehr gefreut und ich bin gespannt, welche Rolle er in Zukunft unter Tuchel spielen kann.
FAB 12. April 2016 um 12:57
Ja das 3-4-2-1, hoffen wir mal dass sich in diesem System nicht wieder eine übertrieben Mannorientierung entwickelt und plötzlich wieder Libero und Manndecker auftauchen, dazu vielleicht auf 3-4-1-2 umgestellt wird und es plötzlich wieder den Spielmacher gibt, der dann auch wieder manngedeckt werden muss. Dann wären wir wieder in den 80ern …
MH 12. April 2016 um 19:40
Zumindest von der Formation her glaube ich daran. Nach der Dreierkette wird das Comeback der zwei Stürmer der nächste Trend…
blub 13. April 2016 um 10:44
Aus welchem Grund sollte auf das Aufkommen der Dreierkette der zwei Mann Sturm folgen?
Der zwei Mann Sturm hat ein schlechtes Matchup gegen die Dreierkette.
MH 14. April 2016 um 13:11
Es war nicht als Kausalzusammenhang gemeint. Und außerdem richtet man ja typischerweise nicht primär die Angriffsformation nach der Abwehrstruktur des Gegners aus, eher vice versa (auch wenn es natürlich immer interdependent ist). Meine persönliche Vermutung ist, dass das noch stärkere Besetzen zentraler Offensivräume (bzw durch mehr Spieler) wieder stärker betont werden wird…
Koom 14. April 2016 um 14:39
Frei nach dem Motto „Geschichte wiederholt sich“ kann ich mir das auch vorstellen.
Würde mich auch nicht wundern, wenn der Trend auch bald wieder zur Ausbildung von Flügelspezialisten (Flanken) gehen könnte, um dann die immer besser werdenden Defensivreihen so zu knacken.
FAB 14. April 2016 um 16:17
Also das plötzlich 3-4-1-2 Formationen auftauchen glaube ich ehrlich gesagt nicht, war eher als Spaß gemeint. Keiner kann es sich leisten 2 Spieler nur für Offensivaufgaben abzustellen. Auch sind heute Offenisvspielzüge oft viel komplexer, weil natürlich die Defensivreihen sowohl flexibler als auch kompakter als früher sind, da reicht es halt nicht mehr, dass sich irgendein Stürmerstar irgendwie durchtankt, ohne das der Angriff irgendwie vorbereitet oder abgesichert ist.
Das mit dem Flügelfokus könnte natürlich mal ein Trend werden, aber auch nur kurzzeitig, weil sich das bestimmt auch wieder auslutscht.
Die interessanteste Weiterentwicklung fände ich dynamische Mischformationen, also entweder asymmetrische Formationen. Z.B. ein Flügelverteidiger spielt defensiver als der Andere (gibts ja heute schon), noch besser: wenn sich dann diese Asymmetrien dann auch noch während dem Spiel verändern oder einfach Wechsel von Formationen während dem Spiel (gibt es Gelegentlich auch heute schon). Sozusagen die Entwicklung hin zu einem strukturierten Chaos.
jugendtrainer 12. April 2016 um 09:41
„Mich würde echt interessieren, wie die Spielerentwicklung im Jugendfußball wäre, wenn alle Teams (raumdeckende) 3-4-2-1-Systeme spielen würden.“
Gerne. Leider lässt sich das bis zu den D-Junioren schlecht umsetzen… Dafür sind es dann leider zu wenig Spieler…
blub 12. April 2016 um 10:34
dann spielst man also 2321.
alles kein Problem 😉
FAB 12. April 2016 um 13:13
Ich glaube im 9er Team der D- Jugend hat aber gerade das 4-3-1 sehr viele Vorteile. Zwei gleichberechtigte Innenverteidiger für den Spielaufbau, Außenverteidiger die durch die Überzahl sehr offensiv spielen können und durch die gute defensive Absicherung sehr gute Möglichkeiten offensiv zu pressen … Ich finde die Dreierkette eher ab der B-Jugend interessant als weitere Variante …
JayJay 12. April 2016 um 14:16
@FAB
Sehe ich ähnlich. Lasse das auch so spielen. Hat allerdings bei meinen Jungs recht lange (fast die ganze Hinserie) gedauert, bis die Verteidiger (besonders außen) gemerkt haben, wie viel sie nach vorne tun können und müssen. Tun sie das nicht und bleiben sie in den, leider immer noch manchmal in unteren Altersklassen vermittelten, Mustern (hintenbleiben, Manndecken) verhaftet, ist man offensiv stets hoffnungslos in Unterzahl und kann eigentlich höchstens mal ein Kontertor erzielen. Mittlerweile spielen aber zum Glück alle mit und es sieht sehr oft nach Fußball aus.
jugendtrainer 12. April 2016 um 17:07
Ich glaube ich wurde ein wenig mißverstanden. Es ging darum, dass es BIS zu den D-Junioren schwierig ist, das System 1zu1 umzusetzen…
Aktuell sind es erstmal die F-Junioren … Ab der kommenden Saison dann die E.
Das heißt 7 Spieler. Spielsystem 2-3-1
Das Prinzip ist ähnlich. zwei Spielstarke (Innen-)Verteidiger, zwei Aussen (-Stürmer/Verteidiger), ein zentraler (spielmachender) Mittelfeldspieler und ein laufstarker Stürmer, der keinen festen Raum hat…
Das Problem liegt bei meinem Team eher darin, dass sie zu offensiv denken und dann nicht mehr mit zurück kommen. Stichwort: Gegentore aus Kontern…
blub 12. April 2016 um 00:38
Schön dich zurück zu haben 😉
Man merkt das du son bisschen eingerostet bist.
In Topbesetzung gewinnt Dortmund das locker aber es war ja das Ziel genau diese Spieler zu erholen. Shit happens. Ich fand das Spiel jedenfalls vergleichsweise schön anzusehen.
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FAB 12. April 2016 um 08:15
„eingerostet“ … war vielleicht die Generalprobe für die Liverpool-BVB Analyse