Liverpools 3-4-2-1 mit dem Sieg im Sechspunktespiel
Trotz schwachen Saisonstarts orientiert sich der Liverpool FC langsam in Richtung Champions League. Seit der Umstellung auf ein 3-4-2-1 verloren sie kein Spiel mehr in der heimischen Liga. Southampton wiederum überzeugt seit Saisonbeginn und versucht sich trotz kleinerer Probleme in den letzten Wochen oben zu halten und jenen Platz zu verteidigen, den Liverpool möchte. Dieses Spiel war also für beide Seiten fast schon ein „Sechspunktespiel“.
Liverpool weiterhin im flexiblen 3-4-2-1
Wie erwartet entscheiden sich die Reds von Brendan Rodgers abermals für ein 3-4-2-1, welches aber nur selten wirklich klar diese Staffelung zeigte. Meistens war es nur beim höheren Pressing – insbesondere vor der Führung – der Fall, dass man sich wirklich mit nur drei Verteidigern hinten, einer Vierreihe im Mittelfeld und zwei gleichzeitig höher stehenden hängenden Stürmern positionierte. Meistens war es ein Zwischending aus 5-4-1 (tiefe Flügelverteidiger, tiefe Flügelstürmer) und dem 3-4-2-1.
Das 5-4-1 gab es besonders nach der Führung natürlich öfter zu sehen. Coutinhos herausragender Distanzschuss hatte zum 0:1 geführt, woraufhin sich Liverpool zurückzog, das Pressing tiefer anlegte und Southampton den Ballbesitz weitestgehend überließ. Wenn Southampton den Ball in der ersten Aufbaulinie weit hinter der Mittellinie zirkulieren ließ und der Ball sich mittig befand, war das 5-4-1 Liverpools ziemlich eindeutig zu erkennen.
Coutinho und Lallana positionierten sich seitlich von der Doppelsechs und bildeten eine Viererreihe, die zwei Flügelverteidiger wiederum agierten in einer Linie mit den drei Innenverteidigern. Sobald Southampton aber versuchte die Sechser anzuspielen oder über die defensiven Halbräume aufzubauen, startete Liverpools Pressing wieder. Die Flügelstürmer rückten heraus und attackierten die zwei Sechser Southamptons, während sich die Sechser meist zurückhielten und die Mitte sicherten.
Mit dieser Spielweise wollte man in der Mitte kompakt stehen, die Sechser unterstützten die Fünferreihe hinter sich und den Gegner zur Seite leiten oder für gefährliche Balleroberungen in der Mitte sorgen. Häufig musste Southampton auf die Innenverteidiger spielen, welche wiederum die Außenverteidiger anspielten. In der Zwischenzeit kehrte der herausgerückte Flügelstürmer zurück und gliederte sich wieder ins Mittelfeld ein beziehungsweise unterstützte den Flügelverteidiger im Pressing.
Liverpools Flügelverteidiger rückte nämlich bei solchen Pässen oft schnell heraus, um Targett oder Clyne zu attackieren. Dadurch entstanden aus dem nominellen 5-4-1 für kurze Zeit 4-4-1-1-Formationen, wenn der ballnahe Flügelstürmer noch höher stand und der ballnahe Flügelverteidiger herausgerückt war. Die ballfernen Flügelspieler blieben eher tief und hielten sich zurück.
Southampton hatte damit einige Probleme, weil sie ihre einrückenden Flügelstürmer nicht ordentlich zwischen den Linien einbinden konnten. Gleichzeitig konnten sich ihre Außenverteidiger nicht konstant auf der Seite durchsetzen und adäquat in die Mitte spielen, obgleich Clyne in der Anfangsphase einige gute Aktionen gegen Markovic hatte, dies aber nach der Führung durch die tiefere und kompaktere Spielweise Liverpools sowie eine bessere Unterstützung der umgebenden Spieler nicht mehr so oft geschah.
Die besten Chancen hatte Southampton nach schnellen Kontern im offensiven Umschaltspiel, wenn sie die Flügelstürmer hinter den aufgerückten Flügelverteidigern und mit mehr Raum einbinden konnten. Ansonsten wurden sie häufig isoliert und es gab zahlreiche Abschlüsse unter Bedrängnis, aber keine Großchancen aus dem Spiel heraus. Doch auch Liverpool hielt sich nach der sehr intensiven und hochklassigen Anfangsphase offensiv etwas zurück und war nicht mehr so präsent in der Offensive. Dies lag nicht nur an der Führung.
Southamptons feine Umstellung
Zu Beginn spielten die Saints noch im 4-4-1-1, in welchem sich Ward-Prowse oftmals nach vorne orientierte und Pellè beim Pressing unterstützte. Teilweise spielte Ward-Prowse zwar auch tiefer und eng am Mittelfeld wie er es später konstant tun sollte, doch das Problem lag an der mangelnden Präsenz ganz vorne. Can, Skrtel und Lovren konnten relativ unbedrängt aufbauen, was den Sechsern sowie Lallana und Coutinho davor die nötige Zeit brachte, um sich freizulaufen und Verbindungen zu schaffen. Vielfach gab es in dieser Phase Überladungen des Zwischenlinienraums, welche nach längeren Pässen der Verteidiger oder Sechser mit schnellen Kombinationen von Coutinho und Co. bespielt wurden. Auch Ibe und Markovic kamen ein paar Mal gut ins Dribbling und sorgten mit diesen für Raumgewinn.
Nach der Anfangsphase stellte Southampton das Pressing etwas um. Aus dem 4-4-1-1 wurde ein 4-2-3-1, in welchem sich Ward-Prowse beim tieferen Pressing verstärkt nach hinten orientierte, die beiden Sechser Wanyama und Davis vermehrt (situative) Mannorientierungen auf Lallana und Coutinho übernahmen, während die Flügelstürmer Southamptons im höheren Pressing auf die Halbverteidiger Liverpools herausrückten.
Damit wollte man den Reds im Pressing mehr Probleme bereiten, doch Liverpool versuchte mit der Führung im Rücken einige lange Bälle, griff mit weniger Spielern ab und war für Konter deutlich abgesicherter als noch in der Anfangsphase. Southampton dominierte zwar in weiterer Folge das Spiel, es gab aber auf beiden Seiten weniger Tormöglichkeiten und Liverpool versperrte die gefährlichen Zonen.
Erst in der Schlussphase schien sich das für kurze Zeit zu verändern.
Liverpools Unsauberkeit in der Schlussphase führt zur Entscheidung
Bei Southampton kam schon zur Halbzeit Schneiderlin für Davis, Ward-Prowse und Djuricic msusten später für Mané und Tadic weichen. Die Formation blieb gleich, doch es sollte insbesondere mit Tadic als Zehner und der Flügelzange Mané und Elia für mehr Dynamik und Präsenz im Zwischenlinienraum Liverpools gesorgt werden. Desweiteren schoben die Außenverteidiger verstärkt nach vorne.
Liverpool reagierte etwas überraschend. Moreno kam zur Halbzeit für Markovic, was ein defensivorientierter, aber positionsgetreuer Wechsel ist. Ähnliches gab es mit dem späteren Wechsel von Glen Johnson für Ibe als rechtem Flügelverteidiger, doch die Einwechslung Sturridges für Lallana bedeutete eine Veränderung und in gewisser Weise auch mehr Offensivfokus.
Lallana ist ein defensiv sehr intelligent zuarbeitender Akteur, der sich in eigenem Ballbesitz geschickt und unterstützend bewegt. Sturridge hingegen ist ein ziemlich tororientierter Spieler, was sich auch in seinen Defensivpositionierungen zeigte. Sowohl er als auch Sterling standen häufig gegen den Ball relativ hoch und es entstanden vermehrt 5-3-2/3-4-1-2artige Formationen, denn Coutinho agierte meist tiefer als die beiden.
Ob dieses Zocken von Sterling als rechtem Flügelstürmer ein taktischer Schachzug oder eine Folge von Ermüdungserscheinungen war, ist nicht eindeutig zu bewerten. Auch Coutinho schaltete ein paar Mal ab und stand eher passiv da, obgleich er deutlich aktiver und generell eben tiefer als Sterlign agierte und weiterhin eine Rolle wie in der ersten Hälfte übernahm.
Allerdings führte diese höhere Positionierung von Sterling und Sturridge letztlich auch zur Entscheidung. Moreno fing einen Pass ab, während Sterling und Sturridge bereits adäquat für den folgenden Angriff positioniert waren und letztlich Sterling das 0:2 erzielte; game over.
Fazit
Das Bollwerk der Saints unterliegt Liverpools stabilem 3-4-2-1/5-4-1. Die Reds bewegten sich defensiv sehr gut und zu Beginn des Spiels entstand eine abwechslungsreiche, kurzweilige Partie. Nach der Führung verflachte dies etwas, da Liverpool sich stärker auf die Stabilität konzentrierte und sich offensiv zurückhielt, was zu Problemen bei Southampton führte. Das zweite Tor besiegelte letztlich den Auswärtssieg.
6 Kommentare Alle anzeigen
Bernhard 23. Februar 2015 um 13:34
Ich finds total schade, dass die Bayern Can gehen ließen. Eine Dreierkette mit ihm, Alaba wäre schon ziemlich cool.
HK 23. Februar 2015 um 09:48
Gibts eine Einschätzung zu Can? Spielt er jetzt eigentlich fix den linken Kettenmann?
Rabona 23. Februar 2015 um 19:11
Nein normalerweise spielt er als rechter Halbverteidiger, gestern hat aber Sakko gefehlt..
José 24. Februar 2015 um 15:24
Die englischen Fans sind übrigens recht begeistert von ihm. Einige sehen sogar jetzt schon den zukünftigen Kapitän in ihm.
HK 24. Februar 2015 um 16:11
Danke für die Info. Freut mich für ihn.
Er hat mich schon in seinem ersten Spiel im Profibereich begeistert.
brolylucia 22. Februar 2015 um 19:57
kleine Korrektur: vorm 2:0 hatte Moreno den Pass abgefangen, nicht Coutinho 😉
Rene, wie findest du eig Sterling als Mittelstürmer?