Everton und ManCity enttäuschen im vermeintlichen Offensivduell

1:1

Everton empfing zuhause Manchester City. Zwei der am stärksten auf das flache Kurzpassspiel fokussierten Mannschaften der Liga enttäuschen defensiv und im letzten Spielfelddrittel.

4-4-1-1 mit schwacher Kompaktheit

Einmal mehr nutzten die Citizens unter Manuel Pellegrini ein 4-4-1-1, welches einmal mehr Mängel in der Arbeit gegen den Ball aufwies. City hatte in den letzten Wochen und Monaten durchaus einzelne Verbesserungen aufgezeigt; die Stürmer arbeiteten mehr mit nach hinten, die Abstände waren kleiner und die gruppentaktischen Bewegungen insgesamt sauberer. Diese Ansätze sah man in diesem Spiel wieder seltener, phasenweise gab es zwischen den einzelnen Spieler sowohl in der Horizontale als auch in der Vertikale teilweise enorme Abstände.

Grundformationen

Grundformationen

Jüngst sprach Southamptons Trainer Koeman bzw. dessen Trainerstab davon, dass in der englischen Liga mehr Raum zwischen den Linien gewährt wird. Analysiert man Mannschaften wie City, so merkt man, dass diese Kritik wohl nicht nur den vertikalen Raum zwischen den horizontalen Linien betrifft, sondern auch die Abstände zwischen den Spielern in den Schnittstellen. Beim ballorientierten Verschieben werden enorme Lücken zwischen den jeweiligen Akteuren im gleichen band gelassen, wodurch aus herausrückende Läufe aus der Position nicht abgesichert werden und überaus riskant sind.

Citys größtes Problem in dieser Partie war allerdings der mangelnde Zugriff auf Evertons Ballzirkulation in den zwei Linien. Jovetic und Silva schlossen die Passwege in den ersten zwei Linien nicht und die Arbeit mit dem Deckungsschatten war ebenfalls unzureichend. Dadurch hatte Everton wenig Druck und konnte den Ball laufen lassen. Die Pressingversuche der oftmals nachschiebenden Mittelfeldreihe Citys funktionierten zwar manchmal, ließen aber zu viel Raum, um konstant Erfolg zu haben. Interessanterweise lag alles – sowohl der Pressingerfolg als auch der Pressingmisserfolg und sogar Evertons Offensivprobleme – an der strategischen Ausrichtung Evertons in der Zirkulation.

Evertons stabiles, aber zu simples Positionsspiel

Die Toffees spielten mit einem simplen Aufbausystem. Sie ließen den Ball geduldig zirkulieren, nutzten Barkley als weit zurückfallenden Zehner und hatten in den ersten zwei Linien eine enorme Präsenz. Die Flügelstürmer rückten ein, Naismith und McGeady gingen bis weit  in die Mitte und es entstanden durch den zurückfallenden Sechser auch häufig Rautenformationen im Spielfeldzentrum mit den zwei extrem weit aufrückenden Außenverteidigern als Breitegebern im letzten Drittel.

Das sorgte allerdings neben Stabilität im ersten Drittel auch für enorme Probleme beim Übergang ins zweite und letzte Spielfelddrittel. Die Bindung der gegnerischen Flügelstürmer nach hinten öffnete Ausweichräume in der Zirkulation und Aufrückmöglichkeiten für die breiten Innenverteidiger, doch im Spiel nach vorne fehlte es ab der Mittellinie an Organisation und passenden Strukturen. Die sehr hohen Außenverteidiger konnten nur selten effektiv eingebunden werden, durch die vielen Spieler in den ersten beiden Linien fehlten außerdem die Anspielstationen in den höheren Zonen im Zentrum.

In den Angriffsräumen war das strategisch durchaus intelligente und stabile Zirkulationsspiel plötzlich passé. Im letzten Drittel wurde Everton zu linear, versuchte meistens über die Flügelräume mit einzelnen Pärchenbildungen und isolierten Unterzahlangriffen aus dem Tor zu weit entfernten Positionen und insgesamt unpassenden Situationen durchzubrechen. Obwohl City das nicht allzu gut und effektiv verteidigte, gab es nur einzelne Chancen für Everton. Diese griffen einige Male auch auf ineffiziente lange Bälle ohne dazugehörige Struktur; einzig Lukaku als ausweichender Zielspieler auf dem rechten Flügel und das Vorrücken der umliegenden Spieler schien organisiert.

Desweiteren konnte City wiederum die Defensivprobleme Evertons einige Male gut bespielen.

City bespielt Evertons Lokalkompaktheitsprobleme

Auch die Elf von Roberto Martinez hatte einige Mängel in der Arbeit gegen den Ball. Sie spielten in einem 4-4-1-1, welches aber anders als bei City nicht in einer 4-4-2, sondern eher in einer 4-5-1-Rollenverteilung ausgelegt wurde. Häufig blieb nur ein Stürmer alleine vorne, Barkley ließ sich ins Mittelfeld zurückfallen und versuchte den Raum zu verengen. Dadurch waren die defensiven Probleme Evertons nicht ganz so auffällig. Auch ihnen mangelte es am kompakten ballorientierten Verschieben und den geringen Abstände, um Zugriff im Pressing erzeugen zu können.

Grundsätzlich wollte Everton in einem Mittelfeldpressing spielen. Das zu passive Verschieben wurde nicht nur nicht kompakt und nicht intensiv genug gespielt, sondern auch nicht harmonisch in der Verschiebebewegung selbst. Im Prinzip heißt das, dass z.B. die ballnahen Spieler  der Mittelfeldreihe mehr Meter zum Ball machten als die ballfernen Spieler und die Viererkette eine gänzlich andere Verschiebedynamik hatte. Theoretisch kann sowas auch positiv sein, in Evertons Fall schien es aber etwas desorganisiert und öffnete immer wieder einzelne Räume.

Die Mitte konnten sie zwar trotzdem kontrollieren, insgesamt war aber Everton nicht wirklich stabil gegen den Ball. Insbesondere eine bessere Einbindung Silvas hätte für enorme Probleme gesorgt, doch auch so konnte sich City ein kleines Chancenplus erarbeiten und hatte einzelne gute Torchancen.

Fazit

Kein allzu berauschendes Spiel zweier Mannschaften, die personell und von der Spielidee eigentlich mehr versprechen müssten. Beide Teams ließen sich zu sehr auf die Flügel schieben, das Kombinationsspiel war spätestens ab dem zweiten Spielfelddrittel häufig nur Stückwert und die Organisation ließ zu wünschen übrig. Trotz zweier nicht-britischer Trainer fehlte es auch an einem kompakten, ballorientierten und aggressiven Pressing auf beiden Seiten. Dadurch waren die beiden Teams potenziell instabil, konnten aber das jeweils andere nicht sauber bespielen.

Besonders interessant war, wie sich die Ballbesitz- und damit einhergehenden Rhyhtmuswechsel äußerten. Sobald der Ballbesitz wechselte, war die Mannschaft in Ballbesitz defensiv stabiler und offensiv instabiler. Die verteidigende Mannschaft zog sich zurück und überließ die Feldvorteile dem Gegner.

Everton versuchte nach dem Seitenwechsel die Außenverteidiger etwas diagonaler spielen zu lassen, Lukaku spielte verstärkt als Rechtsaußen und es gab mehr lange Bälle, wodurch aber auch der Ballbesitz fiel. Manchester City erspielte sich mit der Zeit eine Überzahl in Ballbesitz (59%) und bei den Chancen (18:10), doch ebenso wie Everton gab es keine wirklichen formativen oder größeren taktischen Anpassungen. Für Fernandinho wurde Lampard eingewechselt, für Jovetic kam Agüero, das System blieb aber im Prinzip gleich.

City ging letztlich verdient in Führung, doch nur wenige Minuten später konnte Naismith nach einem Freistoß ausgleichen. Das 1:1 sollte auch das Endergebnis darstellen und es ist ein Ergebnis, welches beiden Teams nicht besonders weiterhilft, City jedoch mehr schadet. Chelsea kann den Vorsprung somit auf zwei Punkte erhöhen.

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