United dominiert, aber holt nur einen Punkt in London

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Das Spitzenspiel am heutigen Tag – neben Southampton gegen Chelsea – fand in London statt. Tottenham empfing Manchester United, was ein Aufeinandertreffen von zwei der interessantesten Trainer der Premier League bedeutet: Mauricio Pochettino gegen Louis van Gaal.

Tottenhams Saison ist bislang noch überaus inkonstant, für viele waren sie durch die Verpflichtung Pochettinos ein Favorit auf die Top-Four in England, bislang können sie dem Anspruch aber nicht gerecht werden. Van Gaals Mannen hingegen haben trotz enormen Verletzungsproblemen und einem schwierigen Saisonstart die Balance gefunden. Wichtig ist dafür auch eine taktische Anpassung der letzten Wochen.

Van Gaals Fünferabwehr funktioniert

United startete einmal mehr mit drei Innen- und zwei Flügelverteidigern. Die Formation war insgesamt aber wieder einmal schwer zu beschreiben. Im eigenen Aufbauspiel schoben die Flügelverteidiger weit nach vorne und beackerten die Seiten alleine. Die drei Verteidiger positionierten sich wiederum häufig nicht in einer Linie, McNair baute als etwas tieferer Innenverteidiger zwischen den leicht höheren und situativ sogar in die Halbräume vorschiebenden Halbverteidiger Jones und Evans das Spiel auf.

Grundformationen

Grundformationen

Im Pressing wiederum entstanden häufig Fünfer- und Viererketten, weil die seitlichen Spieler sich zurückfallen ließen. Dies gab es jedoch nicht immer. Ballnah blieben die Flügelverteidiger hoch und hatten insgesamt eine sehr weiträumige und vielfältige Rolle. Situativ schoben sie sogar am gegnerischen Flügelstürmer vorbei und pressten den gegnerischen Außenverteidiger extrem weit vorne, nach Rückpässen verfolgten sie diese sogar ein paar Mal und dadurch gab es vereinzelt ein Anlaufen eines United-Flügelverteidigers auf einen der Innenverteidiger Tottenhams zu beobachten.

Zentral variierte Rooney seine Position ebenfalls häufig. Häufig stand er auf einer Höhe mit Mata vor Carrick, in anderen Situationen ließ er sich unterstützend neben Carrick zurückfallen – offensiv und defensiv. Somit wechselte United flexibel zwischen 3-1-4-2, 3-3-2-2, 3-2-3-2 und 3-2-4-1 bei zusätzlich ballfern zurückfallendem Flügelverteidiger.

Gepaart mit den vielen situativen Mannorientierungen wurde dadurch die Mitte weitestgehend abgeriegelt und die Red Devils standen stabil. Tottenham tat sich auch schwer über die Flügel Überzahlen zu erzeugen, was ihr Hauptanliegen in der Offensive war. Die zurückfallenden Flügelverteidiger Uniteds wurden durch das Zentrum, das ballorientierte Verschieben und die Halbverteidiger auf den Seiten passabel unterstützt, wodurch Tottenham zwar Raumgewinn verbuchen konnte, aber häufig unter Druck oder gar nicht zum Abschluss kommen konnte.

In einem durchaus interessanten und sehenswerten Spiel war United darum die etwas bessere Mannschaft. Insbesondere die Abläufe in der Offensive fielen auf.

Interessante Bewegungen im zweiten und letzten Spielfelddrittel

Tottenham hatte Probleme mit der Spielkontrolle gegen United, weil die Flügelverteidiger als Breitengeber und alleinigen Flügelspieler ihnen Kopfzerbrechen bei der Raumkontrolle und beim Übergeben bereiteten. Desweiteren hatte United nicht nur Überzahl in der Spielfeldmitte mit sechs gegen vier Spieler, sondern nutzte die Überzahl auch intelligent im Bewegungsspiel. Falcao und van Persie taten sich besonders hervor.

Die flexible Bewegung der zwei Stürmer erinnerte häufig an Lehrbuchbeispiele für gruppentaktisch saubere Zwei-Stürmer-Bewegungen. Sie wichen situativ beide in die Halbräume, zogen die Innenverteidiger auseinander und banden die Außenverteidiger, desweiteren öffneten sie mit ihren Bewegungen auch ein Loch zwischen den Innenverteidigern für Vorstöße Rooneys und besetzten gar situativ die Flügelzonen, um die Flügelverteidiger zu unterstützen. Dazu kreuzten Falcao und van Persie häufiger miteinander und sorgten ebenfalls für Übergabeprobleme bei Tottenhams Innenverteidigern.

Taktisch interessant war die Verbindung dieser Abläufe mit den Bewegungen aus der Tiefe und den Eigenheiten der Mitspieler. Falcao auf halblinks als der etwas weiträumigere Stürmer passte zum inversen Young auf der Position des linken Flügelverteidigers. Die intelligenten Läufe hinter die Abwehr von Falcao und Van Persie gaben nicht nur Tiefe, sondern wurden auch mit eingestreuten langen Pässen aus dem Mittelfeld bedient.

Die späten, nachrückenden Läufe Rooneys in den Strafraum ergänzten sich nicht nur perfekt mit den raumöffnenden Bewegungen der Stürmer, sondern auch mit der etwas tieferen Position im Vergleich zu Mata, welcher aber häufiger im Zwischenlinienraum auf die Seite auswich, Rooney Raum öffnete, gleichzeitig aber die Flügel unterstützte und gefährliche Diagonalpässe spielten konnte.

Darum gab es einige hochqualitative Chancen für United, die bei einer schwächeren Leistung Lloris‘ wohl sicher in der ersten Hälfte schon in Führung gegangen wären. Tottenham hatte zwar ein paar Chancen, vorrangig über einzelne Kontersituationen und Einzelaktionen, war aber klar unterlegen. Ihr 4-4-2/4-2-3-1 war verantwortlich für die Unterlegenheit.

Die Probleme von Tottenhams Ausrichtung gegen Uniteds System

Offensiv wie defensiv fand Tottenham gegen United seine Grenzen vor. Im eigenen Aufbauspiel konnten sie beispielsweise kaum konstruktiv aufbauen, weil sie keine Wege fanden, das Pressing Uniteds und deren mannorientierte Bewegungen sauber zu bespielen. Rooney und Mata verfolgten die Sechser mannorientiert, Falcao und Van Persie stellten schon früh die Innenverteidiger zu. Lloris musste darum entweder sofort lang abschlagen oder spielte auf unter Druck stehende Spieler.

Im eigenen 4-4-2-Pressing wiederum konnten sie kaum ordentlich Druck aufbauen. Die Flügelstürmer standen im luftleeren Raum, das Doppeln auf den Flügeln gegen die Flügelverteidiger wurde nicht praktiziert und dadurch verlor Tottenham effektiv zwei Spieler gegen den Ball. Einzig ein höheres 4-2-3-1-Pressing nach dem Seitenwechsel funktionierte besser, die tiefere 4-4-2-Variante scheiterte aber komplett. Die anfälligen tieferen Pressingausrichtungen bespielte und erzeugte United aber nicht konsequent genug.

Dadurch hatte Tottenham weder im Offensiv- noch im Defensivspiel Zugriff und tat sich schwer, Druck zu erzeugen. Einzig bei passender Einbindung Eriksens und eines der Flügelstürmer war man im Konterspiel gefährlich, doch das geschah nur vereinzelt. In der zweiten Halbzeit besserte es sich deutlich, doch es blieb weitestgehend beim gleichen Rhythmus des Spiels (nur mit einem viel stärkeren Tottenham) und dem 0:0.

Fazit

United dominierte das Spiel und hatte einige Großchancen, doch Tottenham hielt mit Glück und Lloris dagegen. Einzelne gefährliche Möglichkeiten für die Spurs hätten ihnen gar den Sieg bescheren können. Auch taktische Maßnahmen – obgleich die klarere 4-2-3-1-Staffelung gegen den Ball ohnehin dabei half – hätten Pochettinos Mannschaft zum Positiven verändern können. Das Zurückziehen Eriksens für ein 4-3-2-1, eine Raute mit breiten Stürmern für mehr Präsenz in der Mitte und passenderer Staffelung bei Kontern, vielleicht sogar schlicht verstärktes Zocken der Flügelstürmer oder eine extrem enge und zentrumsfokussierte Mittelfeldviererkette mit viel Herausrücken der vier Akteure hätten womöglich Wunder bewirkt.

Dennoch darf sich Tottenham über den wohl unverdienten Punktgewinn glücklich schätzen, während Uniteds Erfolgslauf der letzten Wochen einen kleinen Dämpfer erhalten hat. Die Überlegenheit Uniteds hätte sich aber konstanter und effektiver auf das letzte Drittel ausweiten müssen, um das Spiel zu gewinnen – das Schussverhältnis stand immerhin bei ausgeglichenen 9:9. Die vielen personellen Umstellungen (Rafael, Shaw, Smalling für Valencia, McNair und Evans sowie Dembele und Lamela für Townsend und Chadli) änderten letztlich kaum etwas.

alex teixeira fußballgott 28. Dezember 2014 um 21:10

hast du das spiel überhaupt bis zum ende gesehen? die punkteteilung war definitiv verdient. tottenham hat in der 2ten halbzeit manu dominiert. manu spielte ab der 70ten als würden sie bereits führen. falcao fand ich ziemlich bedürftig

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RM 28. Dezember 2014 um 22:39

Hm, das steht doch eigentlich auch so im Artikel:

In der zweiten Halbzeit besserte es sich deutlich, doch es blieb weitestgehend beim gleichen Rhythmus des Spiels (nur mit einem viel stärkeren Tottenham) und dem 0:0.

Auch taktische Maßnahmen – obgleich die klarere 4-2-3-1-Staffelung gegen den Ball ohnehin dabei half – hätten Pochettinos Mannschaft zum Positiven verändern können.

Erwähne auch mangelnde Konstanz Uniteds und geringe Effektivität im letzten Drittel sowie das ausgeglichene Schussverhältnis. Hätte man aber wohl noch deutlicher kennzeichnen können, ja.

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Fred 28. Dezember 2014 um 15:14

Das ist echt unglaublich wie du im positiven Sinne durchdrehst RM. Unglaublich wie viele qualitativ hochwertige Artikel du produzierst. Danke dafür!

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