Citys Offensivbewegungen knacken Palace‘ 4-5-1-Bunker

3:0

Meistens analysieren wir aus der englischen Premier League nur die absoluten Topspiele. Dieses Mal widmen wir uns einer Pflichtaufgabe Citys, welche Crystal Palace empfingen. Dabei überraschten die Gäste mit einem passablen Pressing und einer guten ersten Halbzeit.

Crystal Palace versucht zu pressen

Crystal Palace wollte Manchester City schon früh vor Probleme im Spielaufbau stellen und den Rhythmus des Spiels zum eigenen Gunsten verändern. Wenn Manchester City einen Abstoß hatte, schob Crystal Palace meist weit nach vorne und störte schon früh. Sie stellten die Innenverteidiger direkt zu und City mangelte es an den passenden Bewegungen, um dieses hohe Pressing zu umspielen. Anstatt beispielsweise sehr weit aufzufächern, die Sechser und den Torwart einzubinden, gab es viele direkte lange Bälle von Joe Hart auf die Flügel oder ins Mittelfeld. Erstere gingen öfters ins Aus, Letztere konnte Palace mehrmals für sich entscheiden.

Grundformationen

Grundformationen

Ansonsten konzentrierte sich Palace aber auf die Stabilität in einem interessanten Mittelfeldpressing. Sie formierten sich in einem 4-5-1/4-1-4-1, welches aber durch die etwas strikteren Mannorientierungen der Flügelstürmer häufig zu einem 5-4-1 oder 6-3-1 wurde. Die Abwehrlinie stand meistens ungefähr zehn bis zwanzig Meter vor der Strafraumlinie, das Mittelfeld formierte sich kompakt davor und auch der alleinige Mittelstürmer spielte sehr tief; phasenweise wirkt es wie ein 4-5-1-0 zwischen Mittellinie und eben zehn bis zwanzig Meter vor der Abwehrlinie.

Garniert wurde diese Formation mit vielen Mannorientierungen. Nicht nur die Flügelstürmer, welche dies am striktesten und eindeutigsten praktizieren mussten, manndeckten häufig; auch die Verteidiger und Sechser rückten immer wieder aus ihrer Position heraus, um sich an einem Gegenspieler zu orientieren. Diese Spielweise kreierte einige Probleme für Manchester City.

In der ersten Halbzeit kam der englische Meister auf nur sechs Abschlüsse und konnte die individuelle Überlegenheit nur selten ausspielen. Zentral waren die Räume durch das konstante Dreiermittelfeld verengt und obgleich Palace nicht allzu kompakt in der Horizontale war, konnten sie in den entscheidenden Zonen nahe am eigenen Tor und im Zwischenlinienraum für ausreichend Druck sorgen. Auch das ballorientierte Verschieben auf die Flügel und dortige Isolieren war passabel, die Kurzpassdurchbrüche und Flügelhereingaben Citys funktionierten darum nicht wirklich.

Gleichwohl ließ Palace aber offensiv etwas Potenzial brachliegen. Die Konter nach Balleroberungen funktionierten zwar hin und wieder, doch gegen City wäre auch in organisierteren Situationen eventuell mehr möglich gewesen. Palace litt allerdings unter der britischen Krankheit.

Crystal Palace versucht nicht aufzubauen

Vielfach bolzte Palace einfach den Ball nach vorne und fokussierte sich auf Angriffe nach erfolgreichen zweiten Bällen. Das hat natürlich seine Vorteile: Bei passender Staffelung und einem Gegner, dem man in dieser Beziehung überlegen ist, kann man schnell Raum überbrücken und für gute Chancen sorgen. Auch bestimmte Instabilitäten oder Zonen können direkt anvisiert werden, desweiteren drückt man den Gegner sofort weit weg vom eigenen Tor.

Allerdings wäre gegen das oftmals löchrige Pressing und nicht immer harmonische Verschieben der Citizens ein flacheres Aufbauspiel durchaus interessant gewesen. Natürlich kann man einwenden, dass Palace sich auswärts gegen einen individuell übermächtigen Gegner aus Stabilitätsgründen aus strategischer Sicht besser auf das Gebolze konzentrieren soll, doch sie hatten die meisten ihrer soliden bis guten Szenen, wenn City ihnen den Ball aufzwang. Dies geschah zum Beispiel nach gewonnen zweiten Bällen, die man nicht sofort nach vorne spielen konnte.

Palace‘ Ballzirkulation und Bewegungsspiel war dann besser als erwartet, es gab ein paar gute Seitenwechsel mit mehreren Kurzpässen oder Kombinationen innerhalb der Formation Citys. Darum waren die Gäste auch lange Zeit durchaus auf Augenhöhe, obwohl sich Pellegrini wegen der Verletzungen seiner Mittelstürmer etwas Neues hatte einfallen lassen.

Manchester City ohne Mittelstürmer

Ohne Tormaschine Sergio Agüero und seine sehr starken Ersatzspieler Dzeko und Co. erwarteten manche einen der Jungstars Citys im Sturm, doch auch hier fiel die erste Alternative José Angel Pozo aus. Pellegrini änderte die Formation kaum, stellte aber das System durch seinen neuen Mittelstürmer um. Im 4-2-3-1/4-2-2-2 agierte James Milner – seines Zeichens sonst Balancegeber auf der Sechs, der Acht und im Flügel – als Mittelstürmer, wurde hier von David Silva unterstützt beziehungsweise balancierte dessen Bewegungen.

Silva sollte als Nadelspieler im Zwischenlinienraum und situativ als zurückfallender Spielmacher agieren. Diese Rolle teilte er sich mit Samir Nasri. Der Franzose driftete vom linken Flügel in die Mitte, unterstützte auch die Sechser im Aufbauspiel oder bot sich eben im Zwischenlinienraum an. Milners Horizontalläufe im Zwischenlinienraum, das vereinzelte Besetzen des Sturmzentrums, das situative Ausweichen auf den Flügel und das gelegentliche Zurückfallen ins Mittelfeld sollten Räume für die beiden öffnen sowie als Absicherung nach Ballverlusten dienen.

Dazu kam noch Jesus Navas als Rechtsaußen. Diese Spielweise sorgte immer wieder für 4-3-3-, 4-2-3-1- und 4-2-2-2-Staffelungen, welche City nutzte, um möglichst wenig Bälle im Mittelfeld gegen Crystal Palace‘ Pressing zu verlieren und deren 4-5-1 nach hinten zu drücken. Das funktionierte eigentlich passabel, obgleich es natürlich einige Ballverluste auf den Flügeln und im Zwischenlinienraum gab.  Milner als individuell bester Gegenpressingspieler in der Offensivreihe sorgte aber einige Male sogar dafür, dass die Ballverluste zu guten Situationen für City wurden.

Auffällig war aber der große Unterschied zwischen dem Aufbauspiel im ersten und im zweiten Drittel bei City. Die Erfolgsstabilität war in höheren Zonen deutlich höher, was neben Harts Schwächen mit Ball am Fuß und den fehlenden Freilaufschemen bei Abstößen auch an der sehr guten Bewegung im Mittelfeld gegen das 4-5-1 Crystal Palace‘ lag.

Zentral gab es viel Bewegung. Die offenen Halbräume neben Palace‘ alleinigem Mittelstürmer wurden mit der Zeit immer besser besetzt, Nasri, die Sechser und vereinzelte Vorstöße der Innenverteidiger Citys nutzten diese Räume oft aus, um aus ihnen aufzubauen. Dazu rückten Fernandinho und Touré im Wechsel nach vorne und balanierten die zurückfallenden Bewegungen Milners, Silvas und Nasris.

Letztlich war es trotz Citys Problemen nur eine Frage der Zeit, bis sie entweder über einen kombinativen Durchbruch oder über die etwas unpassende Flügelverteidigung sowie Verschiebemechanismen Palace‘ zum Erfolg kommen würden. Herausrückende Flügelstürmer ohne direkte Mannorientierung und mit sauberem Übergeben an die Außenverteidiger sowie ein intensiveres ballorientiertes und kompaktes Verschieben hätten Palace womöglich schon gereicht, um City noch stärker und konstanter in der Offensive zu neutralisieren.

So führte letztlich ein Cutback (diagonaler Pass nach hinten in den Strafraumrückraum von der Seite aus) zum 1:0 durch Silva, der nach einer flachen scharfen Hereingabe des von Palace zu lange unbedrängt gelassenen Kolarovs auch das 2:0 besorgte. City ließ den Ball mit der Führung im Rücken locker laufen und gab Palace kaum noch eine Chance ins Spiel zu kommen. Diese blieben lange Zeit ihrem 4-5-1 weiterhin treu, jedoch konnte City nun gemächlicher aufbauen und fand auch immer besser die offenen Räume bei Palace.

Fazit

Ein letztlich klarer Sieg Citys, die in der ersten Halbzeit einige Probleme hatten. Nach dem 2:0 war das Spiel gelaufen, obgleich es mit ein paar Wechsel wie z.B. Lampard für Silva noch einige Veränderungen ab. City zeigte einige Probleme, war aber trotz der schwachen ersten Hälfte gegen ein gutes Crystal Palace die bessere Mannschaft und gewann verdient durch gute Offensivbewegungen, insbesondere ihrer Außenverteidiger. Sie legten auch noch das 3:0 vor und spielten eine sehr souveräne zweite Halbzeit, in der Crystal Palace kaum eine Chance hatte.

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