Anschwitzen fürs Finale
Real Madrid spazierte ins Finale der FIFA Klub-Weltmeisterschaft. CD Cruz Azul war von Beginn an überfordert und der amtierende CONCACAF-Champions-League-Titelträger unterlag schlussendlich mit 0:4 im Stade de Marrakech. Eine kurze Analyse.
Grundformationen
Die Madrilenen starteten wie gehabt in ihrer 4-3-3-Grundformation mit den bekannten Mechanismen. Toni Kroos agierte als zentraler Sechser, halbrechts neben ihm positionierte sich Asier Illarramendi, während Isco als halblinker Achter stärkere vertikale Pendelbewegungen zeigte. In der letzten Linie schob Cristiano Ronaldo immer wieder in den Zehnerraum und Gareth Bale besetzte hingegen konstanter die rechte Außenbahn, wobei sein Hintermann Daniel Carvajal erneut lange Wege ging und das Flügelspiel auf dieser Seite intensiver betrieben wurde.
Die Mannschaft aus Ciudad de México hingegen bot ein orthodoxes 4-2-3-1 als offensive Grundformation auf, während man vor allem in der ersten Halbzeit im 4-4-1-1 gegen den Ball arbeitete. Trainer Luis Fernando Tena ließ Nationalspieler Marco Fabián etwas überraschend auf der Bank, brachte dafür Joao Rojas in der offensiven Dreierreihe. Auf der Doppelsechs ersetzte Hernán Bernardello im Vergleich zum Viertelfinale Xavier Báez. Bernardello war der offensivere Part im zentralen Mittelfeld neben Kapitän Gerardo Torrado, indem er auch häufiger nach rechts schob und dort für kleinere Überladungen sorgte.
Kroos als Knotenpunkt
Da der europäische Champions-League-Sieger von Beginn an die Herrschaft über das Spielgerät hatte – 61 Prozent Ballbesitz in der ersten Halbzeit – konzentrierte sich viel auf den Aufbau der Madrilenen, wo es mehrere Facetten zu beobachten gab. Einerseits wird Toni Kroos vor allem seit dem Ausfall von Luka Modrić noch stärker fokussiert. Doch Illarramendi vertritt den kroatischen Passkünstler mit einer nahezu identischen Rolleninterpretation mehr als beachtlich. Kroos konnte so, wenn er zwischen Mittelstürmer Mariano Pavone und dem nachschiebenden Zehner Mauro Formica stand, den Ball immer wieder zu seinem Partner schieben, der im Anschluss beispielsweise im Zusammenspiel mit Carvajal die Angriffe weiterführte.
Jedoch zeigte sich Isco genauso in vielen Szenen tief im eigenen Sechserraum. Dort konnte er gleichfalls als Anspielstation für Kroos dienen und außerdem für neue Dreiecke auf seiner Seite sorgen, was gegen Rojas genügte, weil Rechtsverteidiger Gerardo Flores genauso wie sein Pendant Fausto Pinto nicht aus der tiefen Abwehrreihe nach vorn schob. Trotzdem bleiben Iscos Aktionen im defensiven Halbraum insgesamt wenig druckvoll. Die Einbindung in die tiefe Ballzirkulation wirkt eher wie eine Pflichterfüllung, während er im zweiten und letzten Drittel in kleinräumigen Situationen seine Dribblings effektiv einsetzen kann. Nichtsdestotrotz war der 22-Jährige in dieser Partie gruppentaktisch gut angeschlossen. Rückte Kroos als ballnaher Anspielmagnet in den linken Halbraum, schob derweil Isco für vertikale Pässe wieder etwas nach vorn. Dafür bot sich Illarramendi vor Pepe als Entlastungsstation an.
Ängstlicher Außenseiter
Mit dem Treffer in der 15. Minute wurden die ersten Weichen in dieser Partie gestellt. Sergio Ramos traf nach einem Halbfeldfreistoß von Kroos per Kopf und konnte sich beim vorbeifliegenden Jose de Jesús Corona bedanken. Die Mexikaner, im Übrigen nur auf dem 13. Platz in der Liga MX Clausura gelandet, wiesen einige Rhythmusprobleme in ihren Angriffen auf. So waren die langsam gespielten halbhohen Bälle der Außenverteidiger auf Formica und Pavone eher kontraproduktiv, weil sie damit recht simpel in die Pressingfänge von Kroos und Illarramendi gerieten. Auch die Konter, das bevorzugte Angriffsmittel, wurden durch unnötige Verzögerungen zerstört. Da in diesen Szenen zumeist mehrere Spieler, selbst in Gleichzahl, in die Deckungsschatten der spanischen Abwehr liefen, musste der jeweilige Ballführende die Dynamik abschwächen.
Hinzu kamen Abstimmungsprobleme, wie man sie auf der rechten Außenbahn beobachten konnte. Rojas lief in längeren Ballbesitzphasen nicht selten auf Höhe der letzten spanischen Linie nach innen und zog folglich Marcelo mit. Doch anstatt eines druckvolleren Aufrückens von Flores verharrte dieser im Rücken von Ronaldo und nachdem der mexikanische Rechtsverteidiger doch zum Lauf ansetzte, wurde das Zuspiel dann vom Portugiesen abgefangen.
Druckvoller Carvajal und der Torreigen
Das 2:0 fiel in der 36. Minute nach einem Durchbruch von Carvajal an der rechten Strafraumseite gegen drei Mexikaner. Der Rechtsverteidiger bot erneut eine sehr dominante Vorstellung, wobei er im Gegensatz zu Marcelo infolge der Grundstatik des madrilenischen Spiels auch die Option für längere Verlagerungsbälle von Kroos ist. Carvajals Läufe hatten zudem die Konsequenz, dass Bale vermehrt im letzten Drittel ins Zentrum zog und somit die Präsenz in der Nähe von Karim Benzema erhöht wurde.
Des Weiteren wurde Carvajal für Ablagen sehr passabel eingebunden. Besonders in der zweiten Halbzeit war bei Madrid häufiger eine Dreierkette bestehend aus Marcelo, Pepe und Ramos zu sehen. Pepe schob dabei etwas nach außen, Ramos agierte als Zentralverteidiger. Carvajal war der erste Zielspieler für scharfe Pässe, die er dann zu Illarramendi prallen ließ und dieser den Angriff fortführen konnte.
Insgesamt hatte der Rechtsverteidiger gegen die individuell unterlegenen Kicker von Cruz Azul leichtes Spiel. Ähnlich sah es bei Isco aus, der das 3:0 mit einer ansehnlichen Ballbehauptung vorbereitete, und das 4:0 nach einem leichtfüßigen Dribbling selbst erzielte. Cruz Azul, das im Viertelfinale über 120 Minuten gegen Western Sydney Wanderers gehen musste, war ab einem gewissen Zeitpunkt entnervt, gefrustet und mit den Kräften weitestgehend am Ende. Sie hatten die Möglichkeit des Anschlusstreffers in der ersten Halbzeit, nachdem Pavone im Strafraum von Ramos gefoult wurde. Doch Torrado vergab die Chance.
Nach der Pause presste Cruz Azul verstärkt im 4-4-2, wobei Madrid den ersten Block mit Pässen auf die Außenverteidiger umspielte oder die erwähnte Dreierkette bildete, wodurch sich neue Dreiecke ergaben. Im normalen 2-4-4-Aufbaumuster konnten die ballführenden Außenverteidiger wiederum mit diagonalen Zuspielen in den weiterhin offenen Zwischenlinienraum gelangen, denn die Mexikaner agierten partiell kompakter, aber nicht kompakt genug. Interessanterweise nahm Tena bei seinen Wechseln in der zweiten Halbzeit sogar Pavone und damit die einzig physische Komponente im offensiven Zentrum vom Platz. Für den 32-jährigen Mittelstürmer kam Flügelspieler Pablo Barrera, woraufhin Rojas in die Mitte ging, aber weiter mit Verzweiflungsflanken angespielt wurde.
Fazit
Real Madrid war zwei Nummern zu groß. Selbst die recht lasche Arbeit in der Endverteidigung wurde lediglich einmal mit einem Elfmeterpfiff bestraft, aber von Cruz Azul nicht ausgenutzt. Seit dem Saisonstart lief es für Tenas Mannschaft nicht rund, sodass sie sogar große Probleme in der heimischen Liga hatten und aus der Champions League bereits ausgeschieden sind. Im zweiten Halbfinale der Klub-Weltmeisterschaft treffen Club Atlético San Lorenzo und Auckland City, die schon zwei Runden überstehen konnten, aufeinander. Vor allem die Mannschaft aus Buenos Aires könnte dem Tabellenführer der Primera Division sicherlich mehr abverlangen.
3 Kommentare Alle anzeigen
Guergen 17. Dezember 2014 um 14:00
Da ich das Spiel nicht gesehen habe (und es in dem Spiel und ab der Zeit wohl auch keine großen Rückschlüsse zulässt) dennoch eine Frage: Kann jemand was zur Rolle im System von Khedira nach seiner Einwechselung für Kroos sagen?
CE 17. Dezember 2014 um 16:52
Khedira übernahm die Illarra-Rolle und spielte sie ähnlich. Seine typischen Vertikalläufe streute er außerdem ein.
HW 17. Dezember 2014 um 13:11
Dieser Wettbewerb ist immer schwer zu beurteilen. Jedes Jahr nehmen komplett unterschiedliche Teams teil, die sich nicht kennen. Eine Vergleichbarkeit, geschweige ein Lerneffekt bei kleineren Teams, ist nicht wirklich gegeben. Wenn die Teams dann richtig warm geworden sind, ist der Wettbewerb auch schon vorbei. Rein sportlich erwarte ich also nicht viel.
Gestern habe ich vor allem die erste Halbzeit verfolgt und war ein wenig enttäuscht. Ich hatte von Real einen druckvolleren Auftritt erwartet. Zwar ging man mit zwei Toren in die Pause, aber viele Angriffe fand ich zu schematisch und daher langweilig. Immer wieder der diagonale Ball auf Carvajal, der dann im 1 gegen 1 irgendetwas bewirken sollte. Vielleicht sehe ich auch einfach zu wenige Spiele von Real, aber bei dieser Sammlung von Talenten, ging mir zu viel über diesen einen Spieler. Allerdings hat es sich beim 2:0 ausgezahlt.
Auch die Mexikaner waren (erwartungsgemäß?) enttäuschend. Wenn sie mal eine Chance zum Angriffe hatten, ging alles viel zu behäbig und langsam. Ihnen fehlt natürlich jede Erfahrung gegen Real, aber man muss doch versuchen die wenigen Möglichkeiten irgendwie zu nutzen.
Eigentlich war es ein typisches Halbfinale. Die europäischen Teams sind einfach zu stark, wenn sie den Wettbewerb halbwegs ernst nehmen.
Die zweite Hälfte habe ich nicht mehr im Detail verfolgt. Sah von Real verbessert aus und sie konnten ihre Stärken bei den Toren wohl ausspielen.