Niederlande – Costa Rica 0:0 (4:3 n.E.)

Louis van Gaal hebt sich seinen obligatorischen Joker bis zum Elfmeterschießen auf. Bis dahin machte Costa Rica den Niederländern im Kampf der ungleichen 5-4-1/5-2-3-artigen Systeme das Leben schwer. Das Spiel bot trotz fehlender Tore einige gruppentaktische Leckerbissen.

Louis van Gaal hat unseren Podcast wohl aufmerksam verfolgt. Wie dort angeregt, brachte er Memphis Depay und Arjen Robben als klare inverse Außenstürmer, die versuchten in die von Costa Rica angeboten Lücken im Zwischenlinienraum zu kommen, um dort mit dem Mittelstürmer Robin van Persie zu kombinieren und schnell zum Abschluss zu kommen. Wesley Sneijder wurde als kreative Alternative auf die Achter- bzw. Sechserposition zurückbeordert, wo er als Partner von Georginio Wijnaldum die Ballzirkulation stärken und die Angriffe einleiten sollte. Das verletzungsbedingte Fehlen Nigel de Jongs wurde jedoch nicht positionstreu, sondern mit einer Rückkehr zur Dreierkette kompensiert. Der wiedergenese Bruno Martins Indi rückte für ihn die Mannschaft und bildete zusammen mit Ron Vlaar und Stefan de Vrij die eingespielte Dreierkette aus den Vorrundenspielen gegen Spanien und Australien. Wie gegen Mexiko ersetzte Dirk Kuyt dabei jedoch Daryl Janmaat auf der rechten Flügelläuferposition. Sein Pendant auf der linken Seite gab Daley Blind. Hollands System wandelte sich also von den bisher bekannten Varianten 5-4-1-2/3-5-2 und 4-3-3 zu einem Hybriden, der sich am ehesten als 5-2-3/3-4-3 bezeichnen lässt.

Costa Rica setzte auf sein bewährtes 5-4-1 mit dem weitgehend bekannten Personal. Nur der gesperrte Oscar Duarte musste in der Dreierkette durch Johnny Acosta ersetzt werden. Vor Torwart Keylor Navas bildete er zusammen mit Michael Umana und Giancarlo Gonzalez die sehr aktive Dreierkette, die von den beiden Flügelläufern Junior Diaz und Cristian Gamboa zur Fünferkette ergänzt wurde. Das zentrale Mittelfeld setzte sich Celso Borges und Yeltsin Tejeda zusammen. Im Angriff agierten Christian Bolanos, Bryan Ruiz und Joel Campbell, wobei Ruiz und Campbell zunächst, entgegen den bisherigen Spielen, die Positionen tauschten, so dass Ruiz im Zentrum und Campbell auf dem Flügel agierte. Die Idee dieser Umstellung war es wohl, die technische und spielmachende Stärke Ruiz durch zurückfallende Bewegungen in Umschaltsituation zu nutzen. So sollte er wohl in Abwesenheit de Jongs hinter die Niederländische Doppelacht kommen und die in die Spitze startenden Campbell und Bolanos einsetzen.

Costa Rica erteilt eine Lehrstunde im Pressing

Formationen und Bewegungen bei Ballbesitz der Niederländer

Formationen und Bewegungen bei Ballbesitz der Niederländer

Wie in den bisherigen Spielen konnte Costa Rica insbesondere durch sein flexibles und intelligentes Pressing beeindrucken. Die vorderen drei Spieler positionieren sich zwischen der im Aufbau genutzten Dreierkette und dem Viermittelfeld der Niederländer. Sie verteidigten dabei passwegorientiert. Ruiz stellte den tieferen Mittelfeldspieler Wijnaldum in seinen Deckungsschatten, während Bolanos und Campbell zwischen den Passwegen zu eingerückten Überbrückungsspielern Robben und Sneijder sowie den Flügelverteidigern pendelten. Dabei war zu erkennen, dass Bolanos dieses Spiel deutlich mehr liegt, da er deutlich höher und aktiver mit den Passwegen spielte. Campbell fiel häufig absichernd etwas zurück, um nach doch erfolgreichen Pässen mit seiner Dynamik Zugriff herstellen zu können. Die übliche Asymmetrie im Pressing Costa Ricas wurde also gespiegelt.

Die Lücken, die sich selbstverständlich hin und wieder mal auftaten, wurden durch die beiden Sechser sowie herausrückende Bewegungen der Halbverteidiger direkt zugelaufen. Dabei wurde geschickt zwischen einem mannorientierten Zugriff und einem Zustellen der wichtigen Räume variiert. Insgesamt wurde in der zweiten Verteidigungsreihe deutlich ballorientierter gespielt. Insbesondere die Halb- und Flügelräume konnten durch das gut abgestimmte ballorientierte Vorrücken der Flügelverteidiger sowie das Zurückarbeiten der Flügelstürmer und das Herausrücken der Sechser kontrolliert werden.

Die Niederländer versuchten deshalb häufig den kompakten Fünferblock durch lange Diagonalbälle zu überspielen, um dann in den häufig weit geöffneten Raum zwischen Costa Ricas Fünferabwehr- und Vierermittelfeldkette zu kommen. Besonders die rechte Seite mit dem höheren Kuyt und Robben sollte so Durchbrüche gegen Diaz erzielen. Doch auch gegen diese Bälle gelang es Costa Rica, durch das Zurückfallen der Viererkette sowie das Herausrücken der Halbverteidiger schnell wieder lokale Kompaktheiten herzustellen. Insgesamt war es beeindruckend, wie Costa Rica durch einen enormen und gut abgestimmten Laufaufwand trotz teilweise fehlender Kompaktheit eine gute Raumkontrolle erzielte.

…doch die Niederländer haben Gegenmittel

Beispiel für die dynamische Nutzung des rechten Halbraums

Beispiel für die dynamische Nutzung des rechten Halbraums

Doch auch gegen das herausragende Pressing der Costa Ricaner gelang es den Niederländern, immer wieder gute Szenen herauszuspielen. Dabei zeigten sie trotz der gezielten Nutzung der individuellen Stärken Robbens und Depays im Tempodribbling auch gut abgestimmte gruppentaktische Bewegungen. Beispielsweise war der halbrechte Raum neben dem zentralen Aufbauspieler Wijnaldum durch Sneijders leicht nach links versetzte Stellung sowie die asymmetrische Auslegung der Flügelläuferpositionen – Kuyt spielte deutlich höher als Blind – formativ verwaist. Ähnlich wie der Zehnerraum bei Atlético Madrid wurde dieser potentiell tote Raum jedoch durch vielseitige dynamische Bewegungen besetzt. So fiel Robben oft zurück, um dort Ball und Tempo aufzunehmen. Postierte Robben sich hingegen breiter zeigte Kuyt diagonale Aktionen, um diesen Raum zu besetzten. Insgesamt liefen 62 % der Angriffe der Niederländer über die rechte Seite. Das Ziel war es, Tejeda und Borges im tiefen Aufbau durch die versetzten Positionen von Wijnaldum und Sneijder sowie die tiefere Position Blinds und die breite Position Depays weit zum Verschieben zu zwingen, um dann mit schnellen Halbraumwechseln auf die eigentlich forcierte Seite dynamisch in den Zwischenlinienraum eindringen zu können.

Beispiel für die Wechselläufe und Kombinationen Robbens und van Persies

Direkt im Anschluss erfolgt ein Beispiel für die Wechselläufe und Kombinationen Robbens und van Persies

Auch die weiteren Bewegungen dieser Angriffe waren gruppentaktisch gut abgestimmt. Sobald Umana herausrückte, um Robben und Kuyt zu stellen, startete van Persie dynamisch in dessen Rücken, um durch Lochpässe eingesetzt zu werden. Nur dank der guten Abseitsfalle und einigen taktischen Fouls konnte Costa Rica in diesen Situationen Schlimmeres verhindern – Diaz und Umana wurden als erste Spieler mit Gelb verwarnt.

Konter und Schnellangriffe

Costa Rica versuchte nach Ballgewinnen, schnell über den zurückfallenden Ruiz vor die Abwehrkette der Niederländer zu kommen. Dies gelang jedoch nur selten. Wijnaldum sicherte den Sechserraum meist gut und ließ wenige solcher Pässe zu.

Pressing der Niederläne am Bespiel Robbens Ballgewinns in der 25. Minute

Pressing der Niederländer anhand Robbens Ballgewinns aus der 25. Minute

Ab der 20. Minute legten die Niederländer eine etwas reaktivere Phase ein, in welcher sie mit den fünf Offensivspielern das Zentrum verdichteten und auf Ballgewinne im Zentrum oder den Halbräumen durch Fehler Costa Ricas im Spielaufbau setzten. Sie griffen dabei auf eine ähnliche Staffelung wie Costa Rica zurück, spielten mit den drei Stürmern jedoch etwas zurückgezogener. Im Mittelfeld gab es die üblichen Mannorientierungen – insbesondere Sneijder gegen Borges und Wijnaldum gegen Tejeda, wobei bei einem Zurückfallen Ruiz je nach Höhe der Mittelfeldspieler auch flexibel an van Persie oder Vlaar übergeben wurde, um nicht in Unterzahl zu geraten. Die Flügelverteidiger positionierten sich tiefer und hielten erst einmal etwas Abstand zu ihren Pendants auf Seiten Costa Ricas.

Durch das zugestellte Zentrum und die freien Flügel wurde Costa Rica effektiv auf die Außen geleitet. Dort wurde dann der Ballgewinn durch ein aggressives Vorstoßen der Flügelverteidiger sowie ein herausrücken der Flügelstürmer gesucht. Die Chance nach Diaz leichtfertigem Rückpass in der 25. Minute zeigte diese einfachen, doch recht effektiven Mechanismen gut auf.

Um den Spielaufbau zu stärken und weil Campbell beim Pressing etwas Probleme hatte, stellte Costa Ricas Trainer Jorge Luis Pinto etwa in der 30. Minute um, und setzte Ruiz und Campbell wieder auf ihren angestammten Positionen ein. So konnte Ruiz außerhalb des Niederländischen Blocks in gewohnter Rolle vom rechten Flügel spielmachend agieren. Im Pressing wurde somit auch wieder die bekannte Asymmetrie mit einer eingerückteren, höheren Position Ruiz gegenüber Bolanos hergestellt. Das Verhalten Campbells war also voraussichtlich eher seiner Unsicherheit als einer taktischen Anweisung geschuldet.

Spielentwicklung und Umstellungen

Mit fortschreitender Spielzeit erhöhte die Niederlande langsam das Risiko. Das geregelte Pressing wurde zwar nach wie vor durchgeführt, d. h. die Dreierkette wurde freigelassen und die eigenen Flügelverteidiger blieben tief, um Costa Rica die Außenbahnen im Aufbau anzubieten. Im Ballbesitz schoben neben Sneijder und den Flügelverteidigern nun auch Wijnaldum und die Dreierkette weiter nach vorne, um mehr Präsenz im Gegenpressing zu haben und somit mehr Druck zu entwickeln. Costa Rica wurde nun in ein tiefes 5-4-1 zurückgedrückt, wobei jedoch der ballferne Außenstürmer in unterschiedlich ausgeprägter Extremität auf Umschaltsituationen nach Ballgewinnen zockte. Nach Rückpässen der Niederlande konnten so auch im Pressing durch ein Auffüllen der Lücke durch den entsprechenden Flügelverteidiger kurzfristig asymmetrische 4-4-2-Stellungen entstehen.

Der erste Wechsel, Jeremain Lens für Memphis Depay, war noch positionstreu. Lens interpretierte die Rolle als Flügelstürmer jedoch deutlich diagonaler und tororientierter. Diese Wahl war aufgrund der weit aufgerückten Stellung der Flügelverteidiger und dem Fokus auf Durchbrüche über den rechten Halbraum deutlich passender als die breite und invers orientierte Rolle von Depay. Die Niederländer erspielten sich somit zahlreiche Chancen und aussichtsreiche Freistoßsituationen, konnten die Verlängerung jedoch nicht verhindern.

Schlussoffensive im 4-2-4

Costa Rica musste noch in der regulären Spielzeit verletzungsbedingt Dave Myrie für Gamboa einwechseln. Später kam dann José Miguel Cubero für Tejeda. Beide Wechsel waren positionstreu. Der Präzision in Costa Ricas Pressing waren diese Wechsel jedoch abträglich. Die Kontrolle der Passwege gelang nicht mehr so stabil wie noch in weiten Phasen der regulären Spielzeit. Insbesondere die Übergänge von den asymmetrischen 4-4-2-Stellungen in das 5-4-1 wurden holpriger und boten einfache Lücken für den Aufbau über die Halbräume an.

Grundformationen in der zweiten Hälfte der Nachspielzeit

Grundformationen in der zweiten Hälfte der Nachspielzeit

Formativ weitgehendere Folgen hatte die Einwechslung von Klaas Jan Huntelaar während des Seitenwechsels der Nachspielzeit. Er kam für den verwarnten Halbverteidiger Martins Indi. Aus dem durch die immer höheren Positionen von Kuyt und Blind entstandenen dauerhaften 3-4-3, welches mit vielen sehenswerten gruppentaktischen Aktionen auf den Flügeln und Halbräumen, beispielsweise Robbens hohem Herauskippen hinter Kuyt oder Blinds diagonalen Vorderlaufen des ausweichenden Lens, garniert wurde, entstand ein klares 4-2-4.

Anstatt die offensive Durchschlagskraft weiter zu erhöhen, reduzierte dieser Wechsel eher die Stabilität. Die Umstellung auf zwei zentrale Verteidiger sorgte für Unsicherheiten in den Herausrückbewegungen Vlaars und de Vrijs, die dazu führten, dass die einrückenden Außenstürmer Ruiz und Bolanos Befreiungsschläge in den Räumen hinter und neben den aufgerückten Achtern der Niederländer aufsammeln konnten, was zu vielen potentiell gefährlichen Situationen führte. Diese konnten die Niederländer oft erst kurz vor dem Abschluss entschärfen oder Cillessen musste gar retten. In diesem Kontext sammelte auch der umtriebige Urena Pluspunkte, der durch seine Bewegungen und die Tiefensprints, beide Verteidiger intensiv beschäftigte.

Costa Rica nutzte diese Entlastungsangriffe, um mit dem gesamten Team nach vorn zu schieben und nach Ballverlusten ihr gewohntes Gegenpressing und Pressing aufzuziehen. Die Niederländer agierten nun zu hektisch und durchbruchsfokussiert. Die vier Angreifer beteiligten sich kaum noch am Pressing und Aufbauspiel, so dass die Niederländer sich kaum aus der Umklammerung lösen konnten. Das hervorragende Zusammenspiel zwischen Robben und Kuyt auf rechts und Blind, Lens und Sneijder auf links wurde zerrissen. Costa Rica übernahm optisch die Überhand.

Kurz vor Schluss wurden die Niederländer etwas ruhiger und konnten nach einem erfolgreichen Aufbau ihrerseits die Costa Ricaner in ihrer Hälfte einkesseln. Ein Tor wollte jedoch nicht mehr fallen, so dass van Gaal zu seinem letzten (taktik)-psychologischen Joker griff. Eine Minute vor dem Ende der Nachspielzeit brachte er Ersatzkeeper Tim Krul. Dieser hat eigentlich eine schlechtere Elfmeterbilanz als Cillessen, wurde jedoch im Vorfeld anscheinend mit guten Infos und ein paar Psychotricks versorgt. Der Favorit konnte sich im Elfmeterschießen durchsetzen.

Fazit

Costa Rica konnte erneut mit seinem starken Pressing beeindrucken. Die Niederländer fanden jedoch gute Antworten und zeigten tolle gruppentaktische Elemente. Arjen Robben beeindruckt dabei in vielen Aspekten. Seine Stärken im Tempodribbling sind bekannt. Doch auch sein Verständnis mit Neu-Außenverteidiger Dirk Kuyt sowie die Kombinationen mit Robin van Persie sind beeindruckend. Im Pressing brachte er viele gefährliche Ballgewinne. Über die asymmetrische Nutzung der Halbräume wird er aktuell ideal eingebunden. Spielen die Niederländer so weiter, könnten sie ein echter Prüfstein für Messis Argentinier werden, die sich grad in diesen Disziplinen noch etwas abschauen können.

Guus 8. Juli 2014 um 12:14

Als Niederländer lese ich hier gerne mit, damit ich normalerweise die Analysen der Bundesligaspiele verfolgen kann. Diesmal aber ein Spiel meiner Nationalmannschaft.

Die Einwechselung von Krul war nicht rein psychologisch, wenn ich die Aussagen von Van Gaal im niederländischen Fernsehen glauben darf. Im Training (also nicht durch den Statistiken von SV) hat sich Krul als der bessere Elfmetertorwart erwiesen. Vorher wurde abgesprochen, dass, wenn es die Möglichkeite gebe, Krul extra für die Elfmeter eingewechselt werden sollte. Die Möglichkeit tat sich her vor.

Sie haben auch Krul für diesen Job gewählt, weil er längere Arme hat. In der Premier League hat er übrigens auch schon mal Van Persie mächtig geärgert mit seinem Verhalten vor einem Elfmeter.

Der Nebeneffekt war sicherlich psychologisch. Costa Rica wollte es auf Elmeterschießen an kommen lassen und sich damit ein Vorteil verschafft als es tatsächlich so weit kam. Als dann der offenbar starke Elfmetertorwart eingewechselt wurde, war dieser Vorteil dahin.

Dieser Trick erinnert mich am am DFBPokalspiel (Viertelfinale am 27. Februar 2007) als Hannover 96 gegen den 1. FC Nürnberg gespielt hat als Daniel Kleber in der 119. Minute für Nürnberg eingewechselt wurde und anschließend zwei Elfmeter der Hannoveraner hielt.

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Ostkreuzkicker 8. Juli 2014 um 18:48

Der psychologische Aspekt wurde dann BEIM Elfmeterschießen für meinen Geschmack deutlich überstrapaziert. Das Gebaren von Krul fand ich ziemlich ekelhaft – unfassbar, dass der Schiri das alles durchgehen ließ. Es wäre sein Job gewesen, dieses unsportliche Verhalten zu ahnden.

Schade, dass die tapferen Ticos nun ungeschlagen nach Hause fahren müssen und dass ihrem saustarken Keeper Navas die Krönung als Elferheld versagt blieb.

In der Tendenz sind die Chancen dieser kleinen reaktionsstarken Torhüter, die häufig bei den Südamerikanern oder Afrikanern zu sehen sind, beim Penaltyschießen gegenüber den „klassischen europäischen Bahnschranken“ scheinbar deutlich geringer. Die Qualität der Schüsse – NED krass sicher – tat natürlich ihr übriges.

Trotzdem besonders an Dich als Niederländer: Glückwunsch zum Weiterkommen!

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Stricki 8. Juli 2014 um 07:02

Die Einwechslung von Krul war im Prinzip reines Psychospiel. Schon allein die Tatsache des Wechsels wirkt auf die Schützen. Man weiß, dass die Niederlande extra den Keeper wechselt für die Elfmeter, also muss er ja gut darin sein und der Druck erhöht sich nochmals etwas. Dass er dann nix unversuchtlässt die costaricanischen Schützen noch weiter zu verunsichern war sicherlich alles geprobt und besprochen.
Allerdings denke ich, dass das nur einmal funktioniert. Jetzt ist die Katze aus dem Sack, die Methode ist einleuchtend und für kommende mögliche Elfmeterschißen wird dieser Effekt wohl ausbleiben. Trotzdem waren Niederlandes Elfmeter bärenstark und wahnsinnig souverän. Ein Elfmeterschießen gegen Holland empfehle ich zu vermeiden.

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nougat 8. Juli 2014 um 07:48

„Ein Elfmeterschießen gegen Holland empfehle ich zu vermeiden.“

Louis van Gaal hat die niederlande von einem trauma befreit…

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sappydharma 8. Juli 2014 um 10:10

aber umgekehrt war auch der durck af krul hoch dann auch etwas besonderes zu leisten wenn er schon eingewechselt wird

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nougat 8. Juli 2014 um 16:43

der druck auf die schützen der holländer war ungleich höher, aber sie haben es mit bravour gemeistert, denn van Gaal hat ihnen die angst genommen. Krul wird an dieses elfmeterschießen sein leben lang mit großer freude denken. für ihn war es eine auszeichnung, dabei gewesen zu sein.

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Philo 8. Juli 2014 um 01:20

Mir ist aufgefallen, dass ihr in der WM-Vorschau nur zwei Sterne für Costa Ricas Pressing gegeben habt. Heute wäre es euch doch sicher drei eoder vier Sterne wert. Frei von jeder Häme möchte ich fragen: Sind die erst bei dieser WM so gut geworden oder ist euch das nur nicht aufgefallen, dass deren Pressing so gut ist?

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TR 13. Juli 2014 um 14:44

Hallo, sorry für die späte Antwort. 😉

Zum einen war das Pressing in der Vorbereitung noch nicht ganz so stark. Häufig war es eher noch in einem etwas riskanteren 5-1-3-1 angelegt, das Herausrücken der Halbverteidiger war zwar gut getimt, aber noch nicht so antizipativ und leitend, und schließlich war auch das Zurückziehen des Mittelfelds für die Isolierung im Zwischenlinienraum noch nicht so forciert und stark. Die grundsätzliche Methodik des Pressings haben wir im Artikel selbst aber ganz gut vorgestellt, denke ich, und auf die Defensivstärke in der Quali verwiesen. Zum zweiten kann es aber dennoch sein, dass wir bzw. ich sie doch ein wenig zu schwach gesehen und nicht ganz so stark eingeschätzt haben. Zum dritten darf ich hier zu meiner Verteidigung aber vorbringen, dass wir bei den Sternebewertungen manchmal etwas abgewertet haben, um nicht zu viele Teams zu gut einzuordnen – wobei das auch wiederum nicht so ganz ideal war :/ .

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Philo 14. Juli 2014 um 12:40

Danke für die Antwort. Die Ticos fand ich sehr ansehnlich, weil deren Spiel Struktur hatte. Das erkenne ich auch als Taktiklaie und obwohl ich die Struktur nicht beschreiben könnte. Struktur ist doch ein sehr wesentlicher Faktor für ästhetischen Genuss. Ich hatte übrigens, soweit ich das beurteilen kann, deren Pressing in eurer Beschreibung wiedererkannt – gerade deswegen hatte ich mich gewundert.

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Benator 8. Juli 2014 um 00:00

Hallo, wollte wissen, ob Netzwerkanalysen wie jene in der österreichischen Qualitätszeitung „Der Standard“ angeführten – siehe zB http://derstandard.at/2000002726319/Die-orange-Belagerung-costaricanischer-Chirurgen – für Euch einen Wissensgewinn für Eure Analysen darstellen, und wenn ja, welche. Alles Gute weiterhin für Eure tolle Arbeit

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Philo 8. Juli 2014 um 01:01

Auch wenn ich nicht angesprochen bin: Ich persönlich finde diese Netzwerkgrafik sehr interessant. Allerdings empfinde ich es als unglücklich, dass alle Spieler aufgenommen wurden, sodass manche Spieler der Grafik gar nicht gleichzeitig auf dem Platz waren.

Was hier interessant ist: Sneijder und Wijnaldum haben laut Grafik keinen Kontakt miteinander gehabt, obwohl sie im Grunde nebeneinander spielten. Einerseits zeigt das den Flügelfokus der Holländer, andererseits fürchteten sie sich wohl vor Pressingfallen im Mittelfeld. Inwiefern die beiden dann noch „Partner“ sind, sei mal dahingestellt.

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Benator 8. Juli 2014 um 03:28

@Philo
Danke für die Response

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Thilo 8. Juli 2014 um 11:31

Ergänzend zu den Fifa-Statistiken (die erwähnten „actual lineup“ und „passing distribution“; ergänzend noch der „Klassiker“ Heatmap [gibt’s als PDF nach dem Spiel und fast noch besser bei den Castrol-live-statistics] sowie die Laufleistungen/-intensitäten: zeigt schön die Athletik/Dynamik der Spieler über das Spiel hinweg: Überraschungen ohne Ende [zumindest für mich], z.B. war das Spiel der dt. N11 gegen FRA in Sachen Bewegung deutlich dynamischer als das der BRA am Abend) hier noch mal der Hinweis auf die Taktiktafel bei der sz: genial! kann man dann spieler- oder manschaftsweise und halbzeitenweise z.B. die angekommenen und Fehlpässe anschauen: auch wenn der ganze „Schnick-Schnack“ droht, einen denk- und „schau“-faul zu machen: mir hilft es immer, ein Spiel zu lesen (kann das wie gesagt live nur bedingt).

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tomci 8. Juli 2014 um 12:22

Ja, Philo, bei der letzten WM lief ja zwischen Sneijder und RvPersie wenig hin und her passtechnisch und man munkelte schon, dass das auf persönlichen Antipathien beruht.. Sneijder scheint jedenfalls ganz schön konsequent zu sein =)

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Philo 8. Juli 2014 um 12:31

Wobei der erste Link von Thilo ja zeigt, dass sich Sneijder und Wijnaldum den Ball sehr wohl ein paar Mal zugespielt haben, und gar nicht so wahnsinnig selten. Das relativiert meine Aussage (und die Grafik vom Standard) etwas.

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Thilo 8. Juli 2014 um 10:16

Hallo, sicherlich auch schon bekannt („Bälle zur Spielverlagerung tragen …), und grafisch nicht so schön umgesetzt, aber dafür mit der „echten“ Passanzahl zwischen den einzelnen Spielern: http://resources.fifa.com/mm/document/tournament/competition/02/40/06/72/59_0705_ned-crc_passingdistribution.pdf

Ich finds für die Analyse extrem aufschlussreich (oder besser: ergänzend zum Eindruck, den man sich beim Anschauen des Spiels gemacht hat). Wenn man z.B. die fünf Partien, die Brasilien bei der WM bisher geliefert hat, analysiert, fällt einem auf, wie defensiv im Sinne von wenigen Anspielen auf das offensive Mittelfeld die BRA-6er agieren: Spielaufbau/Anspiele in die Spitze erfolgen überwiegend über die beiden AVs, die 6er lassen eher auf die 4er-Kette zurückprallen, zwischen den 6ern gibt es so gut wie keine (ball)spielerische Verbindung; der höhere der beiden 6er, den man ja eher als offensiv ausgerichteten 8er vermuten würde, bringt das im Durchschnitt der betrachteten Pässe gar nicht (das offensive Spiel); war mir so beim Betrachten der Spiele nicht aufgefallen.

Bei einzelnen Pässen , die in der Statistik als „kleine Zahl“ verkümmern, mag das dann noch anders oder ggf. sogar spielentscheidend sein, aber Muster im Sinne von spielerisch umgesetzter taktischer Linie ist es dann wohl eher nicht – das zeigt die Statistik dann schon auf.

Klasse finde ich auch die „actual formation“ (http://resources.fifa.com/mm/document/tournament/competition/02/40/06/51/59_0705_ned-crc_actualformation.pdf), die zwar immer noch über einen größeren Zeitraum mittelt (und damit wie die Pass-Statistik die Gefahr birgt, mit Statistik-Analyse die einzelne Spielsituation zu „überdecken“), aber man kann schon wirklich klasse Muster in der taktischen Aufstellung /Raumaufteilung/-zuordnung erkennen. Z.B. für NED-CRC die unterschiedliche Positionierung der 6er (Breiten-/Tiefenstaffelung) oder die Höhe/Breite der Außen der 5-er-Kette.

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tomci 8. Juli 2014 um 11:21

Hmm, gerade für das Bra-Col Spiel hab ich keine passingdistribution-PDF googlen können ^^

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tomci 8. Juli 2014 um 11:55

=) Danke schön!

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TW 8. Juli 2014 um 11:55

Wow, danke für den Link. Sehr schöne Abbildung, die zum Glück meine Analyse bestätigt (insbesondere die gruppentaktischen Einheiten Kuyt/Robben und Blind/Sneijder, sowie den Umschaltfokus über Ruiz). Ich gehe eigentlich im Allgemeinen so vor, dass ich erst einmal eine Idee vom Spiel entwickelte und die Statistiken/ Analysegrafiken nachher als Bestätigung nutze. Andersherum neigt man dazu, bestimmte Effekte in Daten überzuinterpretieren.

Die FIFA-Daten werden von uns intensiv genutzt.

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DramaNui 7. Juli 2014 um 23:09

ich habe mich gefragt, obdie Einwechslung Huntelaars nicht auch im Hinblickauf das Elfmeterschiessen gemacht wurde. Huntelaar wäre der 5. Schütze gewesen. ich glaube sogar, dass Kruls Lockerungsübungen der Plan war und die direkten Ansprachen, die Spieler Costa Ricas davon ablenken sollten. Subliminale Botschaft!

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sappydharma 8. Juli 2014 um 10:13

Huntelaawr wurde wohl schon auch wegen seiner Torgefahr im Spiel und seiner starken Leistung gegen Mexico gebracht(eher zu spät für meinen Geschmack-van persie hätte man durchaus rausnehmen können)

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DramaNui 8. Juli 2014 um 11:15

Van Persie hat er im Hinblick auf das Elfmeterschießen drin gelassen. Er war der erste Schütze. Außerdem hat Van Gaal die besten Schützen zuerst schießen lassen, was spieltheoretisch die erfolgversprechendste Strategie ist.

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sappydharma 8. Juli 2014 um 15:58

Aber es war schon relativ gewagt von van Gaal sic derart aufs Elferschießen zu fokussieren anstatt alles zu versuchen in den 120 minuten das Spiel zu entscheiden und unter dem gesichtspunkt hätte er van persie schon rausnehmen können. dass er die erfahrensten schützen im penalty zuerst ranlässt finde ich dann eh sehr gut. gab auch andere varianten wie kroatien 2008 gegen türkei, wo alle jungen kroaten verschossen, anstatt dass bilic die erfahrenen ranließ

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TW 8. Juli 2014 um 16:07

Er hat ja bereits gegen Ende der regulären Spielzeit versucht, den Druck graduell zu erhöhen. Mit dem 4-2-4 ist er aus meiner Sicht sogar etwas zu viel Risiko gegangen. Generell finde ich es aber sehr nachvollziehbar, nach 105 Minuten ohne Tor, ein Elfmeterschießen zumindest in Betracht zu ziehen.

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sappydharma 8. Juli 2014 um 16:25

das 4-2-4 kam ab der 106.Minute, warum nicht ab der ersten Hälfte der Verlängerung? ein elferschießen ist und bleibt immer das größte risiko für die eigentlich bessere mannschaft

TW 8. Juli 2014 um 16:34

Das 3-4-3 funktionierte ja zu diesem Zeitpunkt sehr gut und hätte durchaus auch ohne Umstellung noch zu einem Treffer führen können. Eine weitere Umstellung kann ja auch nach hinten losgehen. Kann das schon verstehen.

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woody10 7. Juli 2014 um 23:08

Danke, nice!

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