Red Bull Salzburg unter Roger Schmidt 2014
Red Bull Salzburg sorgt für Diskussionen. Dies taten sie schon in den letzten Jahren wegen ihrer „Historie“, diese Saison tun sie es aber vornehmlich auf dem Platz – taktisch und spielerisch. Europaweit gehören sie zum sehenswertesten, was der Fußball in den letzten Wochen so bieten kann. Darum wollen wir in diesem Artikel ihre Spielweise präsentieren, wobei wir zuerst auf die Mannschaft selbst eingehen möchten, bevor wir uns den taktischen Hintergründen widmen.
Der Kader, der Trainer und der Mann dahinter
Darum haben auch schon einige Mannschaften die Fühler nach ihren Starspielern ausgestreckt. Der ehemalige Aalener Kevin Kampl (Link zu einer zweiteiligen Spieleranalyse) und der aus Frankreich gekommene Sadio Mané bilden eine hervorragende Flügelzange, welche Kreativität, Spektakel durch Dribblings, Defensivstärke und Torgefahr miteinander verbindet. Beide können sowohl als durchschlagskräftiger Konterstürmer als auch als Nadelspieler fungieren; eine überaus gefährliche Kombination.
Zentral gibt es mit Stefan Ilsanker eine „(Gegen-)Pressingmaschine“ (Link zu einer Spieleranalyse), welche die defensiven Aufgaben übernimmt, neben ihm agiert meistens der erfahrene und technisch sehr versierte Christoph Leitgeb; potenziell ebenfalls ein Nadelspieler, an sich aber ein Balance- und Verbindungsspieler und das Bindeglied nach vorne.
Mit Alan und Jonathan Soriano gibt es zwei „komplette“ Stürmer, die am Boden fast alles können, ob Kombinationsspiel, Abschluss oder taktisch intelligente Bewegungen. Ähnliches ist bei den Innenverteidigern der Fall, Hinteregger und Ramalho können beide auch als Halbverteidiger in einer Dreierkette oder als Sechser vor der Abwehr spielen, bestechen durch ihr proaktives Verteidigen, hohe Zweikampf- und Kopfballstärke sowie einen guten bis sehr guten Spielaufbau, wenn er ordentlich eingebunden wird.
Einzig die Außenverteidiger sind im Ligavergleich nicht das mehr oder weniger klar Beste vom Besten, obwohl beide sicherlich auch zu den stärksten der Liga gehören. Insbesondere Schwegler hat in den letzten zwei Jahren große Sprünge nach vorne machen können. Dazu kommt eine für österreichische Verhältnisse seltene Bankstärke.
Mit Valon Berisha, Valentino Lazaro und Yordy Reyna haben sie zum Beispiel einige große Talente sowie ein paar Ergänzungsspieler wie Robert Zulj oder Marco Meilinger, die bei den meisten anderen Vereinen der Liga wohl Stamm- und Führungsspieler wären. Ähnliches trifft in geringerem Ausmaß auch auf Stefan Hierländer, Isaac Vorsah, Dusan Svento oder Franz Schiemer zu. Ein großes Talent wie Havard Nielsen wurde sogar aus Gründen der Spielpraxis einfach verliehen.
Doch die spielerische Qualität und jugendliche Unbekümmerheit (ha, was für ein Klischee) sind natürlich nicht alles – und bei Spielverlagerung interessieren nicht nur die Spieler. Diesen Haufen talentierter Fußballer trainiert passenderweise ein überaus kompetenter und adäquater Trainer.
Roger Schmidt ist zwar ein No-Name, doch seine Erfolge können sich bislang sehen lassen – und ziehen sich durch alle bisherigen Trainerstationen. Den Verbandsligisten Delbrücker SC führte in die Oberliga Westfalen, bei Preußen Münster stieg er von der Oberliga in die Regionalliga auf und besetzte dort zum Zeitpunkt seiner Entlassung den vierten Platz. Beim Paderborner SC leistete er für eine Saison ebenfalls erfolgreiche und taktisch interessante Arbeit, bevor er zu Red Bull wechselte. Im ersten Jahr musste man sich trotz Rekordpunktzahl (77 Punkte in 36 Partien) Austria Wien geschlagen geben, die unter Peter Stöger eine historische Saison ablieferten.
Diese Saison hat Schmidt die Bullen aber noch stärker gemacht und belegt zurzeit mit über 20 Punkten Vorsprung den ersten Platz. Das Pressing ist harmonischer und strukturierter, ohne an Intensität verloren zu haben, das Gegenpressing noch stabiler und intensiver, das Offensivspiel alles in allem durchschlagskräftiger und abgestimmter.
Teilweise erinnern sie in der Defensive an ein individuell besseres und generell defensiv strukturierteres Rayo Vallecano, welches die strategischen Basissachen präziser umsetzt. Offensiv lassen sich nur schwer Vergleiche finden – vielleicht der BVB auf einer unangenehmen Menge an aufputschenden Stimulanzien?
Die Neueinkäufe und die Weiterentwicklung vorhandener Spieler sorgen für das Übrige. Zurzeit befindet man sich auf Kurs für eine Saison mit 110-120 Toren, im Schnitt einem Gegentor pro Spiel und einer Rekordpunktzahl. Im Achtelfinale der Europa League gegen den FC Basel kann man ihnen ebenfalls durchaus passable Siegchancen einräumen.
Doch neben dieser Ansammlung hochtalentierter Fußballer und einem überaus kompetenten Trainer ist es auch der Sportdirektor, der für diese Erfolge verantwortlich ist.
Ralf Rangnick, einer von Deutschlands Vorreiter des modernen Fußballs, ließ schon bei der TSG 1899 Hoffenheim einen auf Pressing fokussierten Fußball spielen. Diesen Weg scheint er sich bei Red Bull als wichtigstes Mantra auserwählt zu haben. Die Salzburger gelten als „Pressingmaschine“ und haben im Training sogar eine Uhr, die nach fünf Sekunden läutet, wenn der Ball nicht zurückerobert wurde.
Für viele sind sie eine der modernsten Mannschaften Europas zurzeit. Roger Schmidt und seine Mannschaft setzen ihr Pressing dabei phasenweise nahezu perfekt und teilweise mit enormer Extremität um, die in Europa womöglich wirklich ihresgleichen sucht.
Ein tiefes Angriffspressing im extrem flexiblen 4-4-2
Das Pressing der Salzburger beginnt schon am gegnerischen Strafraum. Sie wählen das Pressing sehr hoch, postieren sich weit vorne und formieren sich in einem 4-4-2. Die beiden Mittelstürmer pressen meistens die Innenverteidiger und lassen den Torwart in Ruhe; was in den Spielen gegen Ajax Amsterdam sogar dazu führte, dass Ajax‘ Torwart Cillesen die meisten Ballkontakte hatte und die Niederländer den Ball um den Strafraum herum zirkulieren lassen konnte, aber keinerlei Wege nach vorne fand.
Generell ist das Attackieren des Torwarts eine ambivalente Sache. Natürlich ist der Torwart selten ein pressingresistenter Spieler, ist im Passspiel oft unsauber und reagiert schnell mit langen Bällen auf leichtes Pressing. Beim Herausrücken auf den Torwart und dem Spielen langer Bälle hat man allerdings einen Mann weniger im Mittelfeld. Dadurch können zweite Bälle mit etwas höherer Wahrscheinlichkeit verloren gehen und der Gegner kann auch bei solchen langen Bällen schon früh bestimmte Zonen überladen; der BVB versuchte dies im CL-Finale sogar bewusst gegen Mandzukic zu tun und lockte diesen immer wieder an.
Red Bull nutzt darum das Pressing auf den Torwart nur situativ oder gegen bestimmte Gegner. Im Normalfall lassen sie etwas Raum auf die Innenverteidiger, die dann aggressiv angelaufen werden. Teilweise beteiligen sich sogar die ballnahen Flügelstürmer am Pressing auf einen Innenverteidiger, der Mittelstürmer stellt dann den Pass ins Mittelfeld zu oder hält sich generell etwas tiefer.
Wenn das Pressing startet und der Gegner versucht mit flacher Ballzirkulation zu kontern, rücken nicht nur die Offensivspieler nach vorne, sondern auch die Akteure hinter ihnen. Einer der Sechser schiebt auf Gegenspieler hinter den beiden Stürmern nach, der Flügelstürmer läuft wie erwähnt wenn möglich vor dem gegnerischen Außenverteidiger den gegnerischen Innenverteidiger an, dahinter schiebt immer wieder der eigene Außenverteidiger nach und presst den gegnerischen Außenverteidiger.
Dies öffnet zwar Räume für einen langen Ball auf den Flügel, doch unter Druck nach einer kurzen, schnellen Ballzirkulation präzise lange Bälle in eine andere Richtung und meistens außerhalb seines Sichtfelds zu spielen, ist schwierig. Wenn sie geschehen, schieben außerdem die Innenverteidiger sehr schnell zur Seite, gehen dort in Kopfballduelle und scheuen keine kurzzeitigen 3-gegen-3-Situationen. Der Außenverteidiger sprintet dann schnell wieder zurück und unterstützt rückwärtspressend den herausgerückten Innenverteidiger.
Letztere schieben nicht nur, wenn nötig, in den Halbraum und bis an die Grenze der Flügelzonen heraus, sondern auch in den Zwischenlinienraum oder ins defensive Mittelfeld. Lässt sich ein Stürmer fallen, um dort Bälle zu empfangen, dann verfolgen sie ihn mannorientiert und bedrängen ihn direkt bei der Ballannahme oder köpfen Bälle einfach wieder direkt nach vorne.
Dieses Herausrücken aus den Positionen von Innenverteidigern, Sechsern, Flügelstürmern und Außenverteidigern sorgt aber auch für eine gewisse Instabilität im Spiel der Bullen. Zwar versuchen sie das mit flexiblen Positionsübernahmen in allen Zonen zu kompensieren, doch das gelingt nicht immer. Die Stürmer wechseln oftmals im Spielverlauf die Seite und bleiben nach Ballverlusten dort, wenn Kampl oder Mané nach ihren Ausflügen in die Mitte nicht rechtzeitig zurückkehren können, jedoch sind dennoch kurzzeitig größere Räume öffnen; ähnliches trifft auch auf die Mittelfeld- und Abwehrreihe zu.
Wenn sich der Gegner aus dem Pressing oder Gegenpressing herauswinden kann oder generell aus dem Spiel heraus Chaos mit zeitlich passenden langen Bällen in die Salzburger Defensivstaffelung hineinbringt, so können diese Räume durchaus bespielt werden. Besonders schnelle Rückverlagerungen mit aufeinanderfolgenden raumgreifenden Diagonalpässen und direkte Durchbrüche hinter die Abwehr waren bislang in der österreichischen Bundesliga gefährlich.
Dazu muss aber gesagt werden, dass die meisten dieser Angriffe in der Endphase zu dynamisch werden und für schwierige Abschlüsse unter Druck bei unpassenden Staffelungen aus strategisch ungünstigen Zonen sorgen. Außerdem haben die Salzburger in den letzten Monaten und insbesondere in der Winterpause noch einen Sprung nach vorne gemacht, sie sind defensiv deutlich stärker und stabiler als noch zu Saisonbeginn.
Neben diesen Aspekten werden auch Konter immer wieder als mögliches erfolgsversprechendes Mittel gegen die Salzburger genannt; dabei muss angemerkt werden, dass sie über eine der besten Absicherungen der Welt verfügen – ein herausragendes Gegenpressing
Das Gegenpressing als Mittel für die Offensive und Defensive
Sofort nach Ballverlusten ziehen sich die Salzburger ballnah wieder zusammen und versuchen den Ball zurückzuerobern. Sie nutzen dabei überaus viele Spieler, sind extrem aggressiv und verschieben ballorientiert direkt auf den Ball, um möglichst schnell Druck zu erzeugen. Red Bull ist besonders stark nach Gegenkontern; sobald sie den Ball zurückerobern, greifen sie wieder an und sind dabei extrem gefährlich. Ihr Gegenpressing ist dabei so stark und die darauffolgenden Angriffe so effektiv, dass sie auch im Aufbauspiel oftmals den Ballverlust nutzen, damit sie ins Gegenpressing kommen und schnell nach vorne spielen können.
Dies äußert sich aber nicht wie z.B. bei Guardiola in Ballverlusten im letzten Drittel nach flacher Ballzirkulation, sondern durch das Spielen langer Bälle der Innenverteidiger in die Halbräume im zweiten Drittel; das klassische Spiel auf zweite Bälle also. Dort lassen sie den Gegner meistens den Ball kurz ungestört kontrollieren, woraufhin er sofort gepresst wird. Erobern sie den Ball und können attackieren, dann gibt es sofort einen schnellen Angriffsabschluss, wo der Ball oft durch kurze Dribblings, schnelle Kombinationen und Verlagerungen in den zweiten Halbraum bis vors Tor kommen soll.
Sie können dadurch auch das erste Drittel und den vorderen Teil des gegnerischen Pressings überwinden und schnell viel Raum gewinnen. Außerdem kommen sie einfach in die gegnerische Formation, was im Aufbauspiel nicht so einfach ist; insbesondere, weil hier die Staffelungen im 4-4-2 nicht ideal sind. Gegen kompakte oder hoch pressende gegnerische Mannschaften können sie auch direkt hinter die Abwehr und zum Angriffsabschluss nach Laufduellen kommen, für welche sie mit Mané und Kampl herausragend gewappnet sind.
Das heißt aber nicht, dass sie nur lange Bälle im Spielaufbau schlagen. Immer wieder gibt es auch ein Aufbauspiel mit mehr Geduld und flach am Boden. Manchmal stellen sie dabei auch ein 3-3-4 durch einen ab- oder herauskippenden Sechser (Leitgeb oder Ilsanker) her, während der zweite Sechser dann als Absicherung und Jäger im zweiten Drittel (Ilsanker) oder als spielintelligenter Verbindungsakteur und situativer Nadelspieler (Leitgeb) fungiert.
Allerdings ist sogar hier die Geschwindigkeit der Pässe, ihre offensive Ausrichtung und das Pfeifen auf mögliche Ballverluste oft zu sehen. Sehr oft sind diese Pässe aus der Abwehr heraus überaus riskant, raumgreifend und versuchen mit sehr schnellen und durchaus schwierig zu verarbeitenden Pässen direkt ins gegnerische Mittelfeld oder sogar dahinter zu kommen. Dann folgen wieder die typischen Schnellangriffen, obwohl sie gelegentlich natürlich auch längere Ballzirkulationen haben, die dann meistens aber schnelle Passstafetten in der Horizontale sind, wo die Flügelstürmer und Mittelstürmer sich viel bewegen, das Dribbling und den Schnittstellenpass suchen.
Ohnehin spielen die Flügelstürmer in allen Angriffsschemen eine tragende Rolle. Nicht nur bei den schnellen Gegenkontern nach Balleroberungen, wo sie durch ihre Pressingresistenz die engen Räume des Gegners um- und bespielen sollen, sind sie wichtig, sondern auch nach Balleroberungen im Pressing. Dies wird dabei gekonnt mit ihren defensiven Aufgaben gepaart und ist einer der aus taktischer Sicht spektakulärsten Aspekte der Bullen.
Die polyvalente Rolle der eingerückten Flügelstürmer
Sobald der Gegner sich aus dem hohen Pressing herausgewunden hatte oder wenn aus taktischen Gründen nicht hoch gepresst wurde, formieren sich die Salzburger in einem überaus kompakten 4-4-2; die beiden Stürmer positionieren sich im gegnerischen defensiven Zwischenlinienraum und versuchen Anspielstationen nach hinten zu versperren. Besonders interessant ist jedoch die enorme horizontale Kompaktheit, mit der die Salzburger agieren.
Der jeweils ballferne Flügelstürmer rückt sehr weit nach innen herein und agierte bei gegnerischen Flügelangriffen in der Spielfeldmitte oder noch näher am Ball. Im Sinne der Raumverknappung orientiert er sich somit am Ball und rückt enorm weit ein. Bei Einwürfen steht der Flügelstürmer teilweise sogar näher am Flügel der anderen Seite als der Mitte. Auf dem Papier sieht es so aus als wäre Red Bull dadurch anfällig für Seitenverlagerungen und hätte an sich keinen positiven Effekt durch dieses extreme Einrücken.
Doch das Gegenteil ist der Fall. Spielt der Gegner direkte Pässe in die Mittelfeldzonen, können die Sechser freier agieren, da Mané oder Kampl als Unterstützung dienen können. Die Sechser sichern sich gegenseitig ab, der ballnahe Sechser den ballnahen Flügelstürmer und den ballfernen Sechser sichert der ballferne, weit eingerückte Flügelstürmer ab. Das hilft übrigens nicht nur defensiv, sondern auch offensiv.
Nach Balleroberungen sind die Flügelstürmer sofort in der Nähe der Mitte beziehungsweise des Halbraums. Das macht sie einerseits auch unter Druck mit einfachen Kurzpässen anspielbar, was die Pressingresistenz des Kollektivs in solchen Situationen und die Geschwindigkeit des Einleitens der Konter erhöht, andererseits haben die Flügelstürmer sofort eine strategisch gute Positionierung, aus der sie viele Optionen haben.
Auf den Flügeln könnten sie einfach abgedrängt werden, durch die enge Position können sie sofort offene Räume anvisieren und haben viele Anspielstationen in unmittelbarer Nähe. Durch die aufgefächerte Formation des Gegners können sie sogar direkt Räume überladen, in Richtung Tor ziehen und zwingen den gegnerischen Außenverteidiger zu einem schnellen Sprint nach hinten und in die Mitte – woraufhin der eigene Außenverteidiger schnell aufrücken und Breite geben kann.
Theoretisch kann man versuchen das zu umspielen, indem man schnell die Seite verlagert. In diesem Fall muss man aber schon enorm stark sein, um das zu schaffen, weil Kampl und Mané enorm schnell sind. Bei langen Seitenwechseln auf die andere Seite können die beiden mit schnellen Sprints sofort Druck auf der anderen Seite herstellen; bei einer ungenauen Ballannahme von diesen schwierigen langen Bällen ist es vermutlich sogar wahrscheinlicher, dass der Ball wieder verloren wird als dass man einen effektiven Angriff über den (vermeintlich) offenen Flügelraum fahren kann.
Wenn man diese Verlagerungen nicht über einen langen Seitenwechsel spielt, sondern über eine Aneinanderreihung von kurzen oder mittleren Pässen, dann bewegen sich Mané und Kampl intelligent.
Sie verschieben bei jedem Pass immer leicht zurück in Richtung ihrer ursprünglichen Position und konzentrieren sich darauf, dass keine Diagonalbälle oder Vertikalpässe aus der Mitte nach vorne gespielt werden können. Stattdessen bieten sie den Raum auf der Seite an, machen diesen aber sukzessive kleiner, um dann bei gespieltem Pass auf die Seite wieder überfallartig zu pressen. Dieses leitende Element sorgt dafür, dass diese Kurzpassverlagerungen ebenso wenig zum Tragen kommen wie die langen Seitenwechsel.
Eher sind es Seitenverlagerungen mit zwei mittleren Pässen, die dann diagonal wieder in die Mitte zurückkommen und die Verschiebebewegungen bespielen, welche das weite Einrücken der Flügelstürmer knacken können.
Situativ schieben die Flügelstürmer aus der eingerückten Position auch blitzartig nach vorne, statt weiter zur Seite zu gehen. Sie pressen dann den gegnerischen Sechser oder Achter, während die Sechser Salzburgs in das entstehende Loch schieben. Kommt der Ball doch noch auf die nun offene Seite, was durch bogenartige Läufe der Flügelstürmer aber oft vermieden werden kann, dann rückt wie erwähnt der Außenverteidiger aus seiner Position und presst, die verbliebene Dreierkette sichert die Räume und Gegenspieler dahinter, auch in Gleichzahlsituationen.
Doch die Flügelstürmer rücken nicht nur defensiv ein. Auch offensiv schieben sie immer wieder in die Mitte und die Halbräume, um die offensiven Kernprobleme des 4-4-2 zu beheben, welches von den Salzburgern überaus fluid interpretiert wird.
Die spezielle Stärke des flexiblen 4-4-2
Das offensiv größte Problem beim 4-4-2 ist der offene Zehnerraum und die mangelnde Verbindung zwischen Mittelfeld und Angriff über die Mittelfeldzonen und die Staffelung im letzten Drittel in den strategisch wichtigen Zonen. Bei Red Bull gibt es gleich mehrere unterschiedliche und variabel genutzte Lösungsansätze für dieses Problem.
Das am stärksten und auffälligsten genutzte taktische Mittel sind natürlich die weit einrückenden und frei spielenden Flügelstürmer. Sie agieren von ihrer Rolle her als verkappte „Zehner“, bieten sich immer wieder im zentralen Mittelfeld und in den Halbräumen an, um dort für Anspielstationen zu sorgen. Kampl (und ansatzweise auch Mané) bewegen sich sogar in Richtung Sechserraum, damit sie dort den Ball erhalten und aus tieferen Zonen an Fahrt aufnehmen können.
Im Normalfall überladen sie aber die Halbräume und suchen nach Kombinationsmöglichkeiten im Zwischenlinienraum. Sie bieten sich oft für Schnittstellenpässe hinter das gegnerische Mittelfeld an, versuchen sich schnell zu drehen und zum Tor auszurichten, um mit Dribblings für Gefahr, Überzahlen und Kombinationsmöglichkeiten zu sorgen. Teilweise rücken auch beide soweit ein, dass sie miteinander kombinieren können; die beiden Außenverteidiger fungieren dann als Breitengeber.
Unterstützt werden diese Bewegungen von den beiden Mittelstürmern. Sie binden in der ersten Phase der Angriffe die Innenverteidiger und sorgen für zwei Anspielstationen vorne, wodurch sie als Ablagestationen für Läufe der Flügelstürmer dienen können. Zusätzlich bewegen sie sich ebenfalls sehr flexibel und intelligent.
So starten Soriano und Alan immer wieder zur Seite, wenn die Flügelstürmer einrücken. Sie binden somit zuerst die Innenverteidiger, wodurch diese nicht früh herausrücken können, um dann mit den ausweichenden Bewegungen entweder die Schnittstellen zwischen den Innenverteidigern zu öffnen oder die gegnerischen Außenverteidiger zu binden, wenn diese versuchen Mané/Kampl mannorientiert zu verfolgen.
Diese ausweichenden Bewegungen werden gelegentlich auch weiter weg vom Strafraum genützt und sind nicht nur ausweichend, sondern dienen als Kombinationsmöglichkeit; der Flügelstürmer spielt vertikal in den offenen Raum auf einen ausweichenden Stürmer, der andere besetzt die Mitte und läuft auf den kurzen Pfosten, während die beiden Flügelstürmer den zweiten Pfosten und den Strafraumrückraum bei Hereingaben besetzen, meistens rückt noch ein Sechser von hinten nach.
Diese variablen Bewegungen der beiden Stürmer und das flexible Besetzen der Mitte nach ausweichenden Läufen sind wegen der Präsenz vorne, der Dynamik und Schnelligkeit der Einzelspieler sowie der hohen gruppentaktischen Sauberkeit schwer zu verteidigen. Die Mitte dient zusätzlich als Verbindungsstation für diagonale Pässe in die Halbräume, wenn Leitgeb oder Ilsanker nach vorne spielen und die Flügelstürmer dann einrücken, um den übernächsten Pass zu erhalten.
Alles in allem wird der Zehnerraum dieses nominellen 4-4-2 somit variabel von drei bis vier Spielern besetzt. Beide Flügelstürmer, einer der Stürmer und einer der Sechser kümmert sich um die Aufgabe. Besonders entscheidend ist aber die Besetzung um den Zehnerraum herum, insbesondere die starke Besetzung der Halbräume, die eine der strategisch wichtigsten Zonen sind, wie ich bald in einem taktiktheoretischen Artikel noch näher ausführen werden. Somit ähnelt dieses 4-4-2 eher einem 4-2-2-2 in einer 4-2-4-Rollenverteilung, was auch die offensive Komponente des Salzburger Stils eher widerspiegelt.
Neben dieser intelligenten Spielweise und der gruppentaktischen Sauberkeit in den Bewegungen, u.a. auch bei den aufrückenden Außenverteidigern oder der Bewegung nach langen Bällen, muss dem Trainer Roger Schmidt auch für Anpassungen an bestimmte Spiele und Gegner ein Lob geäußert werden.
Spezielle Anpassungen möglich
Personelle Veränderungen aus Rotationsgründen werden von Schmidt meistens mit taktischen Beweggründen verbunden. So passt Schmidt sein Spielermaterial meistens gut an den Gegner an und nutzt auch in gewissen Partien oder in bestimmten Phasen andere Formationen als das 4-4-2/4-2-2-2/4-2-4. In einigen Spielen wurde beispielsweise schon in einem 4-1-4-1/4-3-3 gespielt, in anderen war es dann ein 4-2-3-1, wo Valon Berisha in die Mannschaft rückte und die Zehnerposition besetzte; sogar ein 4-3-2-1 in einer Tannenbaumanordnung gab es bereits schon.
Manchmal wurde auch die Pressinghöhe oder die Angriffsspielweise verändert. Ein spezifisches Beispiel für kleinere Anpassungen innerhalb des formativen Rahmens gab es in der Partie gegen Austria Wien in dieser Saison zu beobachten. Dort wurde Austrias-Starstürmer Philipp Hosiner vor eigenen möglichen defensiven Umschaltmomenten manngedeckt. Ramalho beziehungsweise Hinteregger orientierten sich z.B. schon kurz vor der Ausführung von eigenen Ecken an Hosiner und manndeckten sie. Klärungsversuche oder Pässe auf ihn gingen dadurch ins Leere, Austrias meistens einzige Entlastungsmöglichkeit wurde dadurch ausgeschaltet und seine Bewegungen kamen kaum zum Tragen. Auch solche kleinen, gegnerspezifischen Anpassungen zeigen die Klasse Roger Schmidts (Link zur dreiteiligen Analyse dieser Partie).
Ein anderer Aspekt wird aber womöglich unterschätzt – die Trainingsarbeit. Denn dort regt sich schon etwas Widerstand.
Dopingvorwürfe: Das ausruhende und das falsche Pressing
Die intensive Spielweise der Bullen führte in letzter Zeit auch zu einzelnen kritischen Kommentaren und impliziten Hinweisen auf mögliche unlautere Maßnahmen in der körperlichen Ausbildung der Bullen. Ob da etwas dran sein könnte, kann man als Taktikanalyst natürlich nicht sagen. Was man aber sagen kann ist, wie genau das Pressing aussieht und ob es womöglich andere Erklärungen für ihre Pressingeffektivität gibt.
Sie haben nämlich immer wieder Phasen drinnen, wo sie nicht extrem intensiv sind oder ihre Intensität nicht konstant über längere Spielsituationen aufrechterhalten können. In Endphasen einzelner Partien haben beispielsweise Mané und Kampl durchaus Probleme damit all ihre taktischen Aufgaben zu erfüllen und wirken müde; in anderen Partien wird das Pressing aber durchaus neunzig Minuten lang mehr oder weniger durchgezogen, wobei auch hier eine taktische und eine taktikpsychologische Komponente zu beobachten sind, welche diese Leistung relativieren.
Besonders im Spiel gegen Ajax war einer dieser Aspekte auffällig, nämlich das Ausruhen im Pressing. Hierbei wird das Pressing beendet, ohne es wirklich zu beenden. Klingt paradox? Ist es auch. Es funktioniert dadurch, dass man nur gewisse Anspielstationen offen lässt, aber weiterhin sehr hoch steht, Zugriff auf die anderen gegnerischen Spieler hat und somit jederzeit ins Pressing gehen kann. Dem Gegner wird somit Luft zum Atmen (sprich: Raum und Zeit zum Zirkulieren) gelassen, aber er kann keine akute Gefahr ausüben.
Die psychologische Komponente dahinter ist, dass Red Bull zuvor so erfolgreich und aggressiv gepresst hat, dass weder riskante Kombinationsversuche nach vorne noch vermeintlich sichere Pässe unbedrängt gespielt werden konnten. In diesen Phasen scheint der Gegner der Bullen geistig erschöpfter zu sein, als die Bullen es physisch sind.
Gegen Ajax war es so stark sichtbar, weil Ajax diese Staffelungen der Bullen nicht zu bespielen versuchte. Andere Gegner schlagen dann lange Bälle und versuchen zumindest zu attackieren, doch Ajax war der perfekte Gegner für dieses „ausruhende Pressing“. Die Niederländer ließen den Ball hinten zirkulieren, nutzten die zwei oder drei offenen Anspielstationen, die man ihnen bewusst anbot und spielten dann wieder zurück zum Torwart. Red Bull hatte darum immer mal wieder am gegnerischen Strafraum kurze Ausruhphasen, wo sie nur kompakt ihren Block mit geringer Laufintensität verschoben und Kraft für ein neues, überfallartiges Pressing schöpfen konnten.
Der zweite Aspekt geht Hand in Hand mit diesem Aspekt. Es ist das „falsche Pressing“, welches wir schon ein paar Mal auf unserer Seite geschildert haben und das auf Valeriy Lobanovskiy zurückzuführen ist. Falsches Pressing bedeutet, dass man nicht wirklich kollektiv intensiv presst, sondern nur einzelne Spieler vorgeben es zu tun, der Gegner aber wegen vorherigem intensiven Pressing zu einfach und früh in Panik gerät und die Bälle wie beim Pressing verliert. Auch dieses taktische Mittel sorgt dafür, dass die Bullen teilweise mehr Druck machen als es ihr Laufaufwand vermuten lassen würde.
Ob an den Gerüchten trotzdem etwas dran ist, kann man natürlich nicht sagen. An sich ist das für diese Analyse eigentlich eh egal – letztlich war es nur ein schöner Aufhänger um die zwei speziellen Aspekte ihres Pressings einbinden zu können.
Fazit: Dynamikfußball und ein kleiner Zukunftsausblick
Die aktuelle Aufregung um Red Bull Salzburg – noch nie erhielt ich in so kurzer Zeit so viele Wünsche um eine Mannschaftsanalyse – nach ihrem für viele überraschenden, für mich aber auch in der Höhe erwarteten Weiterkommen gegen Ajax Amsterdam scheint somit durchaus berechtigt. Sie verkörpern das projizierte fußballerische Ideal ihres Sportdirektors in den letzten Wochen nahezu perfekt; setzen sie ihre Rückrundenform so fort, dann könnten sie sich zu einer der fünf besten Mannschaften im deutschsprachigen Raum mausern.
Sie überzeugen insbesondere durch die extreme Dynamik, welche sie ins Spiel bringen. Viele Pässe werden riskant und schnell gespielt, ihre Kombinationen leben von den Ablagen, Kurzpasskombinationen und Schnittstellenpässen. Durch die teilweise auch improvisierte Entscheidungsfindung im letzten Drittel mit dem Erzeugen lokaler Kompaktheiten und dem versuchten Zerspielen von engen Räumen durch dynamische Nadelspieler wie Kampl und Mané erzeugen sie auch sehenswerte Rhythmuswechsel im Passspiel, die zu spektakulären Angriffen führen.
Diese Verbindung aus Schnelligkeit und Risikobereitschaft im Kombinationsspiel (nur Kampl kommt von allen Stammspielern in der Europa League auf über 80% Passgenauigkeit) mit dem hohen Pressing und dem tollen Gegenpressing führt zu einem Team, welches sich aktuell zum Favoriten auf die Europa League mausert. Ihre Spielweise ist bezüglich Attraktivität, gruppentaktischer Umsetzung, der strategischen Komponente und der individuellen Stärke als sehr hoch einzustufen.
Dabei verbinden sie diesen Stil vom Konterspiel im offensiven Umschaltmoment auch mit ihrer Spielweise in Ballbesitz, wo sie immer wieder versuchen die gegnerische Abwehr mit Dynamik zu durchbrechen und Schnellangriffe zu fahren, was in diesem Ausmaß zurzeit keine Mannschaft in Europa wohl so spielen lässt.
In mittelfristiger Zukunft könnten sie sich dadurch womöglich sogar schon zu einem CL-Achtelfinalisten mausern, der gegen bestimmte Gegner auch Chancen auf ein Weiterkommen hätte.
Das ist aber natürlich keine absolute Aussage; gegen chaotische Teams mit viel Dynamik (à la einem individuell stärkeren Hoffenheim) oder individuell starken „Bolzern“ (gegen welche, wie uns unser Leser Woody10 aufmerksam machte, man in der Champions-League-Qualifikation in Person von Fenerbahce ausschied) oder auch gegen Teams, welche die kurzzeitigen Instabilitäten des Pressings bespielen können, beispielsweise Bayern oder Real Madrid, könnte man auch bei weiterer Verbesserung chancenlos bleiben; wobei man die Bayern in einem Freundschaftsspiel schon überraschend klar bezwungen hat (Link zu einer dreiteiligen Analyse des Spiels).
Insgesamt lässt sich aber sagen: Wenn diese Mannschaft zusammenbleibt und mit dieser Intensität weiterspielt, wäre es durchaus im Rahmen des Möglichen die CL-Gruppenphase zu überstehen und eventuell für eine kleine Überraschung zu sorgen. Dazu ist in Anbetracht der Kaderpolitik seit Rangnicks und Schmidts Amtszeiten sogar zu erwarten, dass sich die Mannschaft noch steigern wird. So wurde bereits der junge polyvalente Außenverteidiger Peter Ankersen vom dänischen Esbjerg fB verpflichtet.
Weiters kommen Talente wie Braunschweigs Havard Nielsen und dessen Landsmann Valon Berisha, das erst 18jährige Riesentalent Valentino Lazaro, Yordy Reyna sowie eine fokussierte Jugendarbeit und einzelne Talente beim Farmteam FC Liefering hinzu, wo man schon André Ramalho erfolgreich parken konnte. Langfristig dürfte mit den Österreichern also zu rechnen sein. Das Projekt Red Bull Salzburg ist – trotz großer Kritik am Verein als solchem – aus taktischer Sicht ein überaus spannendes.
42 Kommentare Alle anzeigen
Schimanski 25. April 2014 um 15:10
Ich bin gespannt, wie und ob er die Spielideen aus Salzburg bei Leverkusen implementieren kann. Es wird nicht einfach (charakterlich un von der Kaderauslegung), aber wenn`s gelingt hängen sie die Schalker im Kampf um den Platz hinter Bayern und Dortmund auf jeden Fall ab 😉
Sindagorn 25. April 2014 um 13:39
Eben lese ich, dass Roger Schmidt zu Bayer Leverkusen geht.
Na DAS ist ja mal spannend. Ob Leverkusen damit endlich aus der Langweiler-Ecke kommt? Gut, dass man in Manchester keinen österreichischen Fußball guckt 😉
mk 18. März 2014 um 21:34
Ich weiß, Nachfragen wie „Analysiert ihr das und das Spiel?“ sind zurecht verpönt und ich will auch gar nichts fordern. Aber da Donnerstag nach allem was ich weiß zum ersten Mal im frei empfangbaren Fernsehen RB Salzburg kommt: Ist es angedacht, dass einer von euch das Spiel analysiert? 😉
Ich mein ich gucks so oder so, aber vielleicht noch ein bisschen konzentrierter wenn ich wüsste, dass ihr was dazu schreibt. Und ich denke durch die freie Empfangbarkeit gucken vielleicht noch ein paar Leute mehr zu. Der Mehrwert der Analyse wäre also NOCH größer…
Aber wenn ihr keine Zeit oder Lust habt oder was dazwischen kommt kann ich auch damit leben 😉
TE 19. März 2014 um 09:22
Here you go! (Wir müssen echt mal unsere auswärtigen Artikel besser verlinken)
mk 19. März 2014 um 10:51
Cool, danke!
Und ja, macht das mal wenn ihr Zeit habt.
MZB 17. März 2014 um 21:23
Hat leider nichts mit dem Artikel zu tun, weiß aber nicht wo ich die Frage sonst stellen soll:
Gibt es Artikel zu denn allgemeinen Problemen von ManUtd unter Moyes? Wenn ja, kann mir jemand bitte einen Link geben? Und wenn nein, ist sowas evtl. in Planung/Arbeit?
Peda 18. März 2014 um 15:42
Einen allgemeinen Artikel habe ich dazu leider nicht gefunden, vielleicht hilft dir aber diese rein grafische Aufarbeitung schon weiter. 😉
Peda 12. März 2014 um 09:24
Ich hätte noch eine Frage zum ausruhenden und falschen Pressing:
Gibt es online frei zugängliche Statistiken, aus denen man die Laufleistungen der Mannschaften ablesen kann?
Auf den meisten Seiten finden sich nur detailreiche Aufschlüsselungen aller Defensiv- und Offensivaktionen, aber eben nicht zu den abgespulten Kilometern.
Auf abseits.at wurden bei den Leistungschecks der Legionäre immer wieder die gelaufenen Gesamtkilometer, intensive Läufe und Sprints angegeben. Es wäre toll, wenn sich das bei Salzburg nachprüfen ließe wie hoch die Laufleistung wirklich ist – im Vergleich zur nationalen und auch internationalen Konkurrenz.
Stefan 17. März 2014 um 11:15
Für die dt. Bundesliga gibt es die Daten auf http://www.bundesliga.de unter den einzelnen Spielen auf „Analysen“ oder auf zdftext.de ab Seite 252.
Auf http://www.bundesliga.at konnte ich noch keine Statistiken zur Laufleistung finden, obwohl „Heatmaps“ verfügbar sind und somit die Spielerpositionierungen gemessen werden müssten.
Peda 18. März 2014 um 15:38
Danke für deine Antwort, es hilft mir nur leider nicht wirklich weiter. 🙁
Bei den Heatmaps auf bundesliga.at steht als Hinweis, dass die „Darstellung [..] auf registrierten Spieleraktionen mit dem Ball“ basiert. Ich denke also nicht, dass damit auch die Spielerpositionierungen aufgezeichnet werden, sondern bei z.B. einem Zweikampf die beteiligten Spieler einfach mit dem Zeitpunkt und der Ballposition verknüpft werden.
LFDM 6. März 2014 um 13:33
Allerherzlichsten Dank für den Artikel, auch ich konnte es nicht lassen, RM mit einem Mail bezüglich diesem zu nerven 🙂
Schön auch, wie klar hier der so wichtige Aspekt der einrückenden Flügelspieler herausgearbeitet wurde.
Noch ein paar Worte zum letzten Teil, der psychischen Komponente: Meines Erachtens ist das ein ganz wichtiger Faktor, den Salzburg sehr bewusst einsetzt.
Beide Spiele gegen Ajax wurden eigentlich in den ersten 30 Minuten des Hinspiels gewonnen, da man es schaffte Ajax vollkommen zu brechen.
Durch die fast schon absurde Pressingintensität zu Beginn des Spiels wurde Ajax immer schlechter – teils katastrophale Fehlpässe, ohne Not, weil in vielen Fehlen eben nur „falsch“ gepresst wurde und dem Spieler eigentlich gar nicht so schlechte Optionen offenstanden.
Mich hat das indirekt an manche Ligaspiele Barcelonas vor einigen Jahren erinnert: Hatte da oft das Gefühl, dass sich die Gegner unter Wert verkaufen, selbst wenn Barca mal eigentlich so stark nicht auftrat. Das bloße Wissen um die Gefahr Barcas wirkte hemmend.
Ganz ähnlich sah das für mich bei Ajax aus. Ganz zu Beginn des Spiels konnte man sich einige Male durchaus gefällig – riskant, aber sicher – durch die Pressingreihen kombinieren, das wurde aber von Minute zu Minute, von Fehler zu Fehler schwächer. Die Bewegung im Mittelfeld, um im Spielaufbau unterstützend einzugreifen wurde immer weniger, der Mut, auch mal einen scharfen Schnittstellenpass zu spielen, schwand beinahe völlig, meist wurde der Pass zum Tormann gewählt oder ein (oft auch ungenauer) langer Wechselpass. Die zunehmende Verunsicherung der Ajax-Akteure war wirklich greifbar.
Eine bestimmte Situation hat für mich sehr schön versinnbildlicht, wie bewusst man es auf einen solchen Effekt anlegt: Der Anstoß von Ajax nach dem ersten Gegentor.
Ausgehend von Ilsanker und Schmidt wurden alle Salzburg-Spieler sobald der Ball sich Richtung Mittelpunkt bewegte nach vorne getrieben. Die Sechser postierten sich am Mittelkreis, Kampl, Mane, Soriano und Alan an der Mittellinie in Sprint-Ausgangsstellung, nur auf den Pfiff des Schiedsrichters wartend um in die gegnerische Hälfte zu drücken. Ist ein fast nebensächliches Detail, habe ich so in der Form aber noch nie gesehen. Maximal in der Nachspielzeit, wenn es einer Mannschaft darum geht, noch ein Tor aufzuholen – nur war’s hier noch nicht mal eine Viertelstunde gespielt!
Dieses kompromisslose, keine einzige Sekunde Nachlassen in der ersten Spielhälfte führte zu einem stetigen Verfall von Ajax, sodass man eigentlich mit enormer Leichtigkeit den 0-3 Sieg mitnehmen konnte.
Habe mich in letzter Zeit wirklich zu einem großen Fan entwickelt und freue mich jedesmal, diese Mannschaft sehen zu dürfen. Man hat auch das Gefühl, dass die momentan einfach eine große Freude am Spiel haben, sehr starker Zusammenhalt untereinander, sehr positive Ausstrahlung des Trainers, auch den Spielern gegenüber. Alles natürlich begünstigt dadurch, dass es schon ziemlich lange keinen Rückschlag mehr gegeben hat…
sharpe 7. März 2014 um 11:13
Mir ging es ähnlich. Als ich Salzburg gg Bayern sah, tat ich mich eine gewisse Zeit gar nicht so leicht, Salzburgs Leistung richtig einzuordnen. Als Bayern-Fan sehe ich so gut wie jedes Bayern-Spiel und das letzte Mal, als sie ähnlich vorgeführt wurden, war in Barca beim 0:4. Anfangs dachte ich noch, o.k. ein Freundschaftsspiel, das nimmt Bayern nicht so ernst, aber dann konnte ich schon erkennen, das die Bayern eigentlich schon wollten, aber eben nicht konnten.
Ich war dann wirklich gespannt auf das RB-Spiel bei Ajax und die erste Hälfte hat mich total in Fußball-Ekstase versetzt und seitdem hat Salzburg einen Fan mehr. Bzw. die Herren Rangnick und Schmidt, auf deren Mist das ganze ja gewachsen ist. An den Beispielen Dortmund und Bayern in den letzten Jahren kann man gut erkennen, was rauskommen kann, wenn ein guter Trainer mit dem Rückhalt eines kompetenten Sportdirektors vernünftig arbeiten kann. Leider gibt es in der Buli immer noch viele „große“ Vereine wie Schalke, HSV oder Leverkusen, die nicht die entsprechende Fußball-Kompenz an den wichtigen Stellen haben und entsprechend hinterher hinken.
Trequartista 7. März 2014 um 12:12
Ein guter Punkt den du da ansprichst sharpe, mit der Kompetenz bei so Clubs mit Potential wie dem HSV.
Oft wird es ja der Bundesliga positiv ausgelegt dass sich da Teams abwechseln, Stichwort Spannung usw., aber ohne stabile und gut geführte Clubs wird man mittel und langfristig schwer haben sich weiter international die Punkte zu holen.
Hat ja auch was mit dem Thema zu tun was vom BVB immer wieder kommt, von wegen Bayern zerstören die Liga usw., erst mal sollten manche Vereine schauen was bei ihnen falsch läuft, Geld ist die eine Sache aber ohne Kompetenz und klare Linie bringt das auch nix.
ES 7. März 2014 um 13:32
An welchen Stellen gibt es denn bei Leverkusen oder Schalke keine Fussball-Kompetenz? Haben doch beide kompetente Sportdirektoren oder würdet Ihr das bei Heldt oder Völler abstreiten? Und Schalke (Heldt) hatte doch den zu recht hochgelobten Rangnick als Trainer geholt. Bitte kommt jetzt nicht mit den Vereins-Vorsitzenden oder dem Aufsichtsrats-Chef. Da hatte ich hier schon mal Diskussionen darüber, dass der 1) in den meisten Vereinen kein Fussbalfachmann ist 2) das auch nicht sein brauch. Beim HSV ist es anders. bei denen habe ich das problem, dass die Vereinsstruktur nicht stimmt.
Koom 7. März 2014 um 14:20
Von Völler halte ich eher nicht so viel. Als Trainer überzeugte er eher nicht, kam eher über die Motivationsschiene.
Heldt agiert zumindest relativ bedacht und lässt sich nicht so sehr vom Boulevard treiben und handelt auch mal unpopulär. Wie sehr er in Sachen Fußballphilosophie taugt, ist schwer zu beurteilen. Ich denke aber, dass die Verpflichtungen idR recht sinnvoll ausschauen.
ES 7. März 2014 um 15:01
O.k., Völler kann man gut oder weniger gut finden. Nur, grundsätzlich hat er doch Fussballsachverstand, oder? Und für die Größe des Clubs und seine Mittel steht doch Leverkusen gar nicht schlecht da (Platz unter den ersten 5,. Teilnehme CL etc.). So brutal viel falsch hat er dann doch nicht gemacht. Ich mag halt die Pauschalisierungen nicht so, wenn es heisst: „Es gibt nicht genug Fussballsachverstand bei den Clubs“, und dann wird gerne Schalke und der HSV in einen Topf geworfen (Leverkusen ist neu in der Runde – hätte sich übrigens am Ende der Hinrunde keiner getraut zu sagen, so vergänglich sind die Urteile!).
Jetzt hat RBS (um auf das Thema zu zurück zu kommen) einen Ralf Rangnick als sportlichen Leiter. Da muss man (im vorhinein!) auch erst einmal auf die Idee kommen, dass er das kann. Wenn ich mich recht erinnere, war er in Hoffenheim mal an Spielerkäufen beteiligt, die eher unglücklich waren. Aber nun gut. Er macht gute bis sehr gute Arbeit. Holt den richtigen Trainer, der mit ihm die Fussballphilosophie teilt. Das ganze ist erfolgreich und auch noch schön anzusehen. Aller sehr schön und gut. Warum kommt dann gleich die Reaktion: Die anderen haben keine Ahnung und keinen Fussballsachverstand und warum machen die es nicht genau so? Ist mir zu einfach.
sharpe 7. März 2014 um 16:00
ich will hier Heldt oder Völler auch gar nicht übermässig kritisieren, aber aus meiner Sicht findet in den letzten Jahren eine Entwicklung im Fußball statt, die sie nicht mitgehen. Leverkusens Fußball hat mir schon in der Vorrunde nicht gefallen, da haben zwar die Punkte gestimmt, aber wenn man sich die Spiele genauer anschaut, wurden einfach viele ausgeglichene Spiele gewonnen und sie hatten einen Lauf. Bei Schalke kommt für das vorhandene Personal viel zu wenig raus.
Meine Sichtweise: aktuell setzt sich immer mehr der Fußball durch, bei dem man auch gg den Ball aktiv arbeitet, die Gegner ständig unter Druck setzt, in bestimmte Richtungen leitet. Aber da läuft ja bei Lev und Schalke nichts in diese Richtung. Die verteidigen immer noch passiv, versuchen nur die Räume zuzustellen und so viele Leute wie möglich hinter den Ball zu bringen. Gerade die Topteams sind inzwischen viel zu stark, um gegen sie so zu gewinnen. Denn wenn man denen Zeit gibt, um das Spiel zu gestalten, generieren sie auch gg kompakte Teams viele Chancen. Und wenn sie mal den Ball verlieren, gibts Gegenpressing und schon sind Schalke oder Lev den Ball wieder los. Weil sie diese Art des Spiels auf diesem Niveau nicht gewohnt sind. RB Salzburg und der BVB sind doch die besten Beispiele, wie man auch mit Mitteln, die auch Schalke oder Lev haben würden, guten, modernen Fußball spielen kann. Aber dass muss man unbedingt wollen und dann auch genau den passenden Trainer verpflichten. Hypiä oder Keller sind es nicht.
Koom 7. März 2014 um 16:19
Naja, Menschen entwickeln sich auch, im Idealfall. Im Grunde ist das ja auch das, was man Leverkusen und Schalke vorwerfen kann: Fehlende Entwicklung. sharpe beschreibt es ja auch gut: man spielt dort ein bisserl Fußball von gestern, der wegen der absolut vorhandenen individuellen Klasse noch einen gewissen Erfolg bringt.
Das sowas mit Risiken behaftet ist, ist ja auch normal. Vielleicht schnitzt Hyppiä demnächst _die_ neue Trendtaktik, wenn der Status Quo, den er gerade noch zusammenzuhalten versucht, mal zusammenbricht. Kloppo durfte einst in Mainz auch 7mal am Stück verlieren, nur um sich und sein Team dann weiterzuentwickeln. Und auch in Dortmund gab und gibt es solche Phasen. Aber bei Klopp weiß man auch, dass er nicht in alten Mustern verweilt, sondern auch was Anderes probiert, gerne auch was Unerprobtes.
Ein sportlicher Leiter (Manager, Vorstand) sollte min. soviel vom Fußball verstehen, dass er ein Spiel unabhängig vom Ergebnis und gegebenfalls auch Statistiken (!) lesen kann, bzw. diese korrekt interpretieren kann. Er muss verstehen, was der Trainer will und ihn darin unterstützen. Bei Schalke wirkt es eher so, dass man zwar grundsätzlich individuell gute Spieler holt, die aber nicht unbedingt zum Team passen, bzw. steht da keine Spielphilosophie dahinter.
ES 7. März 2014 um 16:57
Ich gebe Euch ja zu einem großen Teil recht. Mir ist bei Schalke (um bei einem Beispiel zu bleiben) auch zu wenig Entwicklung da. Und der Keller-Fußball gefällt mir nicht. Aber ich glaube, das ist der unglücklichen Entwicklung auf dem Trainerposten geschuldet. Heldt hat z.B. Neustädter mal als Königstransfer vor 1,5 Jahren geholt. Da war sich sonst kaum jemand dessen Qualitäten bewusst (außer bei Spielverlagerung natürlich:-)). Er holt Höger, Goretzka und hat keinen Augenblick gezögert als Aogo beim HSV vom Hof gejagt wurde. Lauter taktisch sehr starke Spieler. Er hat Jones rauskomplimentiert als er gesehen hat, dass der Trainer das nicht alleine kann. Nach und nach werden die jungen Spieler weiter eingebaut. Da ist man doch prinzipiell auf einem guten Weg. Beim Auf- und Ausbau der Mannschaft ist also eine gute Entwicklung da. Nun der Trainer: Heldt hat Rangnick geholt, das war sein Trainer der Wahl, und Keller als renommierten Jugendtrainer von Stuttgart geholt. Auch ein guter Zug. Jetzt fällt der Rangnick am Anfang der Saison (!) unglücklicherweise aus gesundheitlichen Gründen aus. Da findet Heldt mit Stevens jemanden, der zunächst unkompliziert zu Schalke passt. Der hat aber leider in der zweiten Saison gar keinen Erfolg mehr, und in der Winterpause muss man wieder auf einen Notlösung, und zwar auf eine interne zurückgreifen. Und da nimmt er Keller. Dem gibt er jetzt Zeit, auch weil alle anderen besseren Trainer langfristig gebunden sind.
Ja, modernen Fußball würde ich auch gerne auf Schalke sehen. Und ich glaube, das will auch Heldt. Der ist auch nicht so doof, dass er nicht weiss was das ist. Abwarten. Irgendwann wird noch ein guter Trainer nach Schalke kommen.
karl-ton 7. März 2014 um 17:58
Bei Keller frage ich mich ja immer ob da nicht auch einfach ein taktisch versierterer Co-Trainer reichen würde. Weil das Verhältnis von ihm zum Verein und zur Mannschaft scheint ja recht gut zu sein. Aber ich bin auch kein Trainer und habe keine Ahnung wie in Trainerteams die Arbeit aufgeteilt wird.
RM 7. März 2014 um 18:06
Naja, Kellers Co-Trainer gilt ja als taktisch sehr versiert.
karl-ton 7. März 2014 um 18:47
Ah okay, das wusste ich nicht. Dann hängt’s wohl woanders 🙂
wombat 7. März 2014 um 18:45
nur so, im drüberlesen, das alte ärgernis. brauchT
ES 7. März 2014 um 20:05
sorry, „braucht“ wäre in der Tat korrekt gewesen. Zusatzfrage: Schreibt man Ärgernis und Drüberlesen nicht groß?
Andi 5. März 2014 um 21:24
Danke für die hervorragende Mannschaftsanalyse. Du siehst ja Salzburg als Favorit gegen den FCB. Hast du eine Idee, wie sich Basels 3er-Kettenformation auf das Pressingverhalten Salzburgs (positiv oder negativ) auswirken könnte?
Peda 6. März 2014 um 09:48
Ist denn von Basel gegen Salzburg eine Dreierkette zu erwarten?
Ich dachte die gab es nur gegen Maccabi Tel Aviv, weil Defensivapostel Murat Yakin liebend gerne die Formation seines Gegners spiegelt – zumindest legen das die Player Positions auf whoscored für mich nahe.
Aber ob es gegen Salzburg so klug ist auch im 4-4-2 zu agieren wage ich zu bezweifeln.
Es wäre aber natürlich super, wenn zu dieser Frage eine fundiertere Antwort aus der Redaktion kommen würde, wie es generell zu begrüßen wäre, wenn denn der Wissensdurst der anwesenden Mitleser von einem Autor gestillt werden könnte! 😀
Hollywood 7. März 2014 um 07:23
Die 3er Kette kann gehörig schiefgehen, hat man bei den Bayern im Testspiel gesehen, wobei hier natürlich auch ein Grund Martinez als RIV war, der nicht dynamisch genug war. Denke generell das die 3er Kette gegen diese extrem aggressiv und hoch pressenden Bullen eher negativ als positiv zu werten ist.
RM 7. März 2014 um 23:57
Aus Zeitgründen nur eine kurze, oberflächliche Antwort:
4-4-2 gegen 4-4-2 kann gegen Salzburg ganz passabel sein, wenn man gerne auf lange Bälle mit Schnellangriffen mit viel Absicherung agieren möchte.
Ein 4-3-3 wäre generell relativ interessant, um die herausrückenden Außenverteidiger der Salzburger bespielen zu können und hinter den ersten Pressingwall zu kommen.
Ein 3-5-2 könnte u.U. katastrophal sein, wenig Präsenz über die Flügel, keine Überladungsmöglichkeiten und auch keine Überzahl in der Mitte, Red Bull würde sich wohl auch sehr gut an die Dreierkette im Aufbau anpassen; auch das 3-2-4-1/3-4-2-1 der Bayern war diesbezüglich überaus problematisch.
Trequartista 5. März 2014 um 18:23
Wie oben schon erwähnt wurde ein gut geschriebener Artikel, der gut zu lesen ist, trotz einer gewissen Länge, so mag ich das.
asti80 5. März 2014 um 16:57
Ein interessanter Artiekl finde ich. Das zeigt schon jetzt wie stark eigentlich RB Salzburg ist. Es trägt tatsächlich die Handschrift von Ralf (Rolf?^^) Rangnick. Der war schon zu S04er und vorallem später in Hoffenheimer Zeiten bekannt und beliebt für sein brutales Pressing.
Und das setzt er auch in Salzburg konsequent fort. Er hat in Schmitt einen Trainer der genauso denkt und das funktioniert gut.
Ein gutes Beispiel für brillanten Konterfussball diente das Testspiel gegen Bayern. Zwar ein Testspiel gegen übermüdete Bayern, aber selten erlebt, wie eiskalt die Bayern ausgekontert wurden.
SCP-Poker 5. März 2014 um 15:04
Sehr schöner, sehnsüchtig erwarteter Artikel, vielen Dank.
Ich hatte das Vergnügen, das Hinspiel gegen Ajax sehen zu können und war wirklich beeindruckt von RBS. Eine der besten Leistungen im Pressing die ich in den letzen Monaten gesehen hab und ich sehe jedes BVB-Spiel.
Das bringt mich zum nächsten Punkt. Die Hoffnung ein Spiel zwischen diesem Team und dem BVB zu sehen. Es wäre wohl eine enorme Pressing- Gegenpressingschlacht, das relativ offen wäre für mich (solange Gündogan fehlt, dann wird auch das BVB-Spiel mit Ball wieder besser.)
Ich nehme nur an, dass es leider nicht dazu kommen wird, da RBS vielleicht, ich weiss nicht wie die BL-Perspektive von RBL aussieht, einige Spieler ziehen lassen muss, oder auch den Trainer. Das harte Los eines guten Teams in einer (individuell) schwächeren Liga.
Aber wenn sich RBL vornimmt in 2 Jahren BL zu spielen kann man bestimmt einige überzeugen noch ein Jahr mit einem „Wechsel“ in eine große Liga zu warten.
mk 5. März 2014 um 14:09
Das kam letzten Sonntag in der Sportreportage und war sehr TV-untypisch, weil Schmidt da sogar für mehr als 10 Sekunden an einer Taktiktafel stand und was erklären durfte. War natürlich nicht besonders tiefgehend, aber dafür haben wir ja auch die SV-Jungs ;).
http://www.zdfsport.de/die-sportreportage-ueber-das-fussball-imperium-red-bull-salzburg-32166072.html
Und was in zwei anderen Kommentaren schonmal anklang:
Nimmt Salzburg den Ballverlust im Spielaufbau nur in Kauf oder setzen sie ihn bewusst ein, um gezielt ins Gegenpressing gehen zu können (im Artikel in meinen Augen nicht ganz eindeutig formuliert)? Letzteres fänd ich extrem lässig. In irgendeinem älteren Taktiktheorie-Artikel habt ihr diese Möglichkeit glaube ich mal kurz angerissen, da hab ich mich schon gefragt, ob sich jemand trauen würde das umzusetzen. Wär ja schon ganz nice, wenn die das hin und wieder einstreuen würden. (Oder hat das schonmal ne andere Mannschaft gemacht?)
traunstroem 5. März 2014 um 16:03
Der Bericht über Roger Schmid ist wirklich sehr sehenswert.
In dieser einen Szene nach dem Anstoss bin ich davon überzeugt, dass der Ball wirklich bewusst ins Out gespielt wurde. Aber wie schon gesagt, ist mir das bis jetzt noch nicht aufgefallen, ich sehe aber auch nur Spiele die im Free-TV übertragen werden.
JS 6. März 2014 um 08:41
Ohne unterstellen zu wollen, dass es hier der Hintergrund ist: Ball nach Anstoß ins aus schlagen ist auch ein Klassiker beim Wettbetrug. Spieler lassen sich leichter dazu übereden und Wetten der Art „Erster Einwurf“ sind damit manipulierbar.
Peda 5. März 2014 um 13:48
Direkt nacht dem Anstoss für Salzburg in der 2ten Hälfte wurde der Ball, aus meiner Sicht absichtlich, weit in der gegnerischen Hälfte ins Out geschossen um dort direkt wieder ins Pressing zu kommen. Ist dir so ein Vorgehen öfter aufgefallen?
Gerade gegen Ajax wurde ja oft auch ohne jegliche Bedrängnis von Ramalho und Gulacsi bewusst der lange Ball gewählt, um eben in solche Situationen zu kommen. Bei Salzburg selbst ist mir das sonst noch nicht aufgefallen, da das ja ziemlich eindeutig speziell auf den Gegner zugeschnitten war.
Aber mir ist ganz finster in Erinnerung, dass das in der deutschen Bundesliga auch schon einmal gemacht worden ist, jedoch ohne Erfolg. Mainz unter Tuchel 2010/11 daheim gegen die Bayern? Kann das sein? Rene?
Edit: Das sollte eine Antwort auf traunstroems Kommentar werden, sorry!
Pad 5. März 2014 um 16:41
https://www.youtube.com/watch?v=wUFbLdpgiME
Hier ein Video vom anderen Brause-Klub, dass in die selbe Kerbe schlägt.
Finde so kurze Taktiksequenzen innerhalb von Spielen recht interessant, da sie brutal schwer zu verteidigen sind, gerade wenn man entsprechende Spielertypen hat die exzellent auf zweite Bälle gehen können( hat man sowas schonmal bei Juve mit Vidal gesehen?:P).
traunstroem 5. März 2014 um 13:23
Ich war auch schon ganz gespannt, wann ihr endlich mal Salzburg erwähnt. Eher hät ich ja in einer Folge „Blick über den Tellerrand“ damit gerechnet, aber so ist es natürlich noch besser.
Eine Szene ist mir im Spiel gegen Ajax aufgefallen. Direkt nacht dem Anstoss für Salzburg in der 2ten Hälfte wurde der Ball, aus meiner Sicht absichtlich, weit in der gegnerischen Hälfte ins Out geschossen um dort direkt wieder ins Pressing zu kommen. Ist dir so ein Vorgehen öfter aufgefallen?
Das wäre dann schon sehr besonders, wenn man nicht nur Ballverluste durch die riskantes Passspiel in Kauf nimmt, sondern den Ball bewusst dem Gegner überlässt um anschließend über das Pressing Torchancen zu generieren.
lg traunstroem
a_me 5. März 2014 um 12:39
Sehr schöner Artikel! Da bekommt man tatsächlich als Deutscher mal richtig Lust auf österreichischen Fußball. Schade, dass man den auf normalem Wege hier kaum verfolgen kann.
SCP-Poker 5. März 2014 um 15:05
Läuft ganz normal bei SKY
blub 5. März 2014 um 12:11
Sehr nice, eine interesante Mannschaft.
Du hast nur den Absatz Vergessen: wie schlägt man RB Salzburg?(und ich meine nicht: „Kaufe Luka Modric“)
Bitte lies den Text nochmal. da sind vegressene Wörter, und ein paar komsiche kostruktionen drin. z.B. im letzten Abschnitt ist der erste Absatz einfach mal mitten im Satz zu Ende.
Peda 5. März 2014 um 12:06
Hach schön, Rene hat’s endlich gemacht. 😉 Vielen herzlichen Dank dafür!
Kleine Frage:“Sie verkörpern das projizierte fußballerische Ideal ihres Sportdirektors in den letzten Wochen nahezu perfekt; setzen sie ihre Rückrundenform so fort, dann“ – was dann? Fehlt da ein Teil, oder war das ein bewusstes Stilmittel?
Zu den Dopinggerüchten ob der Intensität hätte ich noch ein paar Anmerkungen:
in Inverting The Pyramid (glaube ich?) meint Jonathan Wilson sinngemäß, dass sich Pressing trotz seiner eigentlichen Überlegenheit als Spielweise deswegen nicht flächendeckend durchsetzt, weil historisch belegt jede erfolgreiche Pressingmannschaft nach maximal drei Jahren eingeht, physisch und/oder psychisch.
Jetzt spielt die Einserpanier in dieser Intensität erst seit gut einer Halbsaison, die spektakulären Akteure sind alle sehr jung und haben noch keinen einzigen Titel auf der Vita, sind also verdammt hungrig (Kampl, Mané, Ramalho, Ilsanker). Skepsis wäre also mMn erst angebracht sollte man Ende der nächsten Saison mit mindestens zwei Titeln mehr immer noch so durchziehen.
Es könnte sich womöglich aber auch der Fluch kleiner Ligen (Spieler in Topform werden abgeworben) für Salzburg als Segen erweisen: es ist nur so ein Gedanke, aber wenn man es schafft eine gewisse Fluktuation aufrecht zu erhalten und immer wieder Talente mit entsprechendem Potential nachzuholen, dann wird sich kaum einer überspielen können, weil er nach spätestens zwei Jahren in der Stammelf eh weg ist.
Ach ja, noch was: gibt es denn Daten zu den Laufleistungen der Spieler (Kilometer, intensive Läufe, Sprints), um wirklich zu beurteilen ob die Spielweise denn so intensiv ist wie sie wirkt (Stichwort: falsches Pressing)?
El entrenador 5. März 2014 um 11:54
Vielen Dank für diese Analyse. Höchst interessant! Liest sich extrem gut und verständlich. Habe Salzburg noch nie wirklich, bis auf Zusammenfassungen im TV, spielen sehen. Deshalb betone ich die Verständlichkeit der Analyse. Ich bilde mir nämlich ein verstanden zu haben wie Salzburg agiert.
In diesem Zusammenhang ein vielleicht interessanter Link: http://www.youtube.com/watch?v=VHGgzCNkz24
Vom Internationalen Trainerkongress, wo Herr Rangnick ein wenig ausführt, wie bei Salzburg trainiert wird und die Philosophie aussieht.