Newcastle United – Arsenal 0:1

Lange Zeit konnte Newcastle United am letzten Spieltag des Jahres den Tabellenführer der Premier League in seinen Aktionen begrenzen. Am Ende fehlten den Magpies gegen Arsenal allerdings die Mittel, um einen Punkt zu erkämpfen.

Grundausrichtung

Alan Pardew stellte seine Mannschaft in erster Linie äußerst kompakt ein. In einer Mischung aus 4-3-3- und 4-2-3-1-Grundformation wirkte die Doppelsechs von Newcastle in Verbindung mit dem ebenfalls defensiv arbeitenden Yohan Cabaye als eine Art Gegenmittel gegen die Gunners-Offensive. Zudem ließ Pardew den offensiveren Hatem Ben Arfa auf der Bank und bot für die rechte Offensivposition Moussa Sissoko auf, der seine Qualitäten eher als zentraler Allrounder hat. Bei schnellen Angriffen wurden prioritär Loic Remy und Linksaußen Yoan Gouffran als Zielspieler anvisiert. Sissoko zog dafür bei gegnerischem Spielaufbau oftmals in die Mitte, um vor allem Laurent Koscielny anzulaufen. Dafür schuf insgesamt Mathieu Debuchy mehr Breite auf der rechten Seite.

Grundformation zu Spielbeginn

Grundformation zu Spielbeginn

Beim Gegner aus Nordlondon ergaben sich infolge einiger Verletzungen und Schonungen partielle Veränderungen im Grundgerüst. Arsene Wenger vertraute einer 4-1-4-1-Grundformation, wobei Mathieu Flamini den Part von Mikel Arteta als stabiler Solosechser begleitete. Vor ihm rotierten in aller Regel Tomas Rosicky und Jack Wilshere in den Räumen, wobei Santi Cazorla zudem viel zentrumsfokussierter war als sein nominelles Pendant Theo Walcott.

Defensives Schutzschild in Schwarz und Weiß

Durch Vurnon Anita und Cheik Tiote hatte Pardew zwei zweikampfstarke und zugleich in der Mannorientierung aggressive Sechser auf dem Feld, die es der Passzirkulation Arsenals in der eigenen Hälfte äußerst erschwerten. Hinzu kam Cabaye, der sich systematisch darum bemühte, den Spielaufbau vor Arsenals letzter Reihe anzulaufen. Häufig erfolgte nach einem kurz herausgespielten Ball der eigentliche Angriffsimpuls im Sechserraum der Gunners – meist durch Flamini, manchmal auch durch die zurückfallenden Achter oder sogar Cazorla – und dadurch war es an Cabaye infolge kurzer Pressingangriffe den nächsten Pass in die Zonen der beiden eigenen Sechser zu leiten, damit diese die jeweiligen aufnehmenden Spieler gut stellen konnten.

Arsenals Fluidität und fehlende Durchschlagskraft

Allerdings funktionierte diese Defensivvariation auch dadurch, dass Wengers Mannschaft bei aller Fluidität und dem ständigen Ausbrechen aus der eigentlichen Grundordnung ein wenig den richtigen Zug in die Vertikale vermissen ließ. Ein Beispiel war dabei Cazorla, der in vielen Situationen von seiner Position auf der linken Seite in Richtung Flamini lief und dort an der zentralen Ballverteilung beteiligt war. Durch diese tiefe Zentrumsüberladung ergaben sich aber keine Vorteile, vielmehr verknappte man sich selbst den Raum und brachte keine stringenten Angriffe zusammen. Obwohl Kieran Gibbs durch sein Aufrücken wieder Breite schuf, stand er natürlich mangels fehlender Absicherung nur halbhoch und unternahm selten riskante Vorstöße. Somit fehlten den Gunners beim Herauskombinieren die Möglichkeiten die aggressive Doppelsechs der Hausherren durch ein schnelles Zuspiel nach außen schlagartig des Zugriffs zu entziehen. Viele Pässe innerhalb der Mittelfeldakteure erfolgten kurz und waren meist durchschaubar. Die Zentrumsüberladungen brachten nur Vorzüge, wenn es in höheren Räumen war oder es im Drittel von Newcastle zu richtigen Rochaden kam, wodurch die zentralen Defensivspieler der Magpies kurzzeitig ihre Fokussierungen ändern mussten. Ließ sich allerdings noch Olivier Giroud zurückfallen, war Arsenals Offensivbereich nochmals künstlich verknappt und nicht unbedingt wirkungsvoll.

Die Gastgeber waren aber keineswegs nur auf Destruktivität in ihrer Spielanlage ausgerichtet, sondern versuchten spätestens nach einer Viertelstunde selbst mehr Druck auszuüben und auch über längere Ballbesitzanteile den Gegner zu bespielen. Interessant war in dieser Phase das Verhalten der Außenverteidiger, insbesondere von Debuchy, der schon beim Spielaufbau die Linie entlang sprintete und auf längere Bälle an der Abseitsgrenze wartete. Ansonsten fehlten aber trotz des Drangs zur eigenen Spielkontrolle die richtigen und auch entscheidenden Kombinationsstrategien. Remy wich viel auf die linke Seite aus und überlud dort mit Gouffran und Davide Santon zusammen. Es ergaben sich dennoch wenige Optionen zur Ablage. Der Zehnerraum wurde von Cabaye nicht so stark besetzt. Der Franzose neigte gerade in Drucksituationen zu einer etwas überhasteten Entscheidungsfindung und wurde mit seinen vertikalen Anspielen ungenau oder ließ bereits bei der Ballaufnahme zuweilen die Konzentration vermissen. Aus tieferen Positionen heraus, wo Arsenal passiver blieb, konnte er hingegen gute längere Bälle in die höheren Schnittstellen beziehungsweise hinter die letzte Linie der Gunners bringen.

Zweite Halbzeit: Führungstreffer und Fünferriegel

2013-12-29_Newcastle-Arsenal_Schlussphase

Schlussphase: Newcastle offensiv – vielfach wurde der rechte Raum vornehmlich von Debuchy und Ben Arfa bespielt. Wenger zog Sagna stärker in die Mitte und brachte Jenkinson, der aber die Freiräume auf seiner Seite nicht nutzte.

Auch nach der Pause ließ Arsenal in der Offensive klare Strukturen vermissen, wurde aber trotzdem dominanter. Während im ersten Durchgang die Ballbesitzverhältnisse noch ausgeglichen waren, übernahmen die Londoner das Spiel wieder weitestgehend, was ihnen aber nicht unbedingt in die Karten spielte. Sie konnten selten Lücken im Verbund der Magpies schaffen. Es fehlten Mechanismen für schnelle und größere Raumverlagerungen, um Chaos im gegnerischen Gefüge zu stiften. Schlussendlich war es eine Freistoßflanke und der wache Giroud im Strafraum, der den Führungstreffer im St. James‘ Park besorgte. Im Anschluss passte Wenger seine Mannschaft nach und nach defensiver an. Er musste Arteta für den angeschlagenen Gibbs bringen und damit Flamini auf die linke Defensivseite beordern. In der 80. Minute kam Carl Jenkinson für Walcott, womit die Londoner die restliche Zeit im 5-4-1 überstehen wollten. Nachdem Pardew offensiv einwechselte, wurde vor allem konsequent die rechte Seite überladen, wo sich Cazorla einerseits nicht konsequent verhielt und Flamini andererseits im Defensivverhalten auf der Außenbahn nicht immer sicher stand. Zudem waren durch die tiefstehende Vierer- und situative Fünferreihe die Abstände nicht mehr optimal bei Arsenal, die sich dadurch etwaiger Umschaltmöglichkeiten selbst beraubten. Newcastle fehlten hingegen selbst noch spielerische Mittel und sie setzten zuweilen auf lange Zuspiele in Richtung Shola Ameobi, wobei vor allem Per Mertesacker den Luftraum im Sechzehner in der Schlussphase beherrschte.

Fazit

Das Spiel im St. James‘ Park war wahrlich kein Glanzstück an Offensivfußball. Dafür war Newcastle zu stark an der eigenen Ordnung und Kompaktheit interessiert und Arsenal war, womöglich auch aufgrund der hohen Belastung einiger Akteure, im eigenen Angriff zu unwirksam. Den Gunners fehlten oftmals Ideen gegen das aggressive Pressing und die konsequenten Raumverdichtungen der Magpies. Am stärksten bemüht und auch erfolgreich war im Mittelfeld noch Wilshere, der sich mehrmals dem Zugriff entziehen konnte und in höheren Zonen gefährlicher auftauchte, gleichzeitig aber in der eigenen Hälfte um einen durchdachten Spielaufbau bemüht war. Flamini konnte seinerseits bis zur Beorderung auf die Linksverteidigerposition als zentraler Sechser überzeugen, verbuchte Balleroberungen für sich und war aggressiv in den Zonen vor der eigenen Abwehrreihe.

Bei Newcastle stachen gerade die beiden Außenverteidiger, Debuchy und Santon, heraus, die noch in den letzten Minuten auf dem rechten Flügel Druck entwickelten, aber auch ansonsten fehlende Intensität der Londoner Flügelspieler in der Mannorientierung durch einige Läufe die Linie entlang zu nutzen versuchten.

Nach dem Gegentreffer war Newcastle nicht mehr in der Lage entscheidenden Druck in den Halbräumen zu entwickeln oder Löcher zu erzeugen und zu nutzen. So blieb den Magpies zum Jahresabschluss nur die Gewissheit, lange Zeit gut gegen den alten und neuen Tabellenführer der Premier League gearbeitet zu haben.

king_cesc 15. Januar 2014 um 15:19

Und was haltet ihr von der Aussage “ Draxler soll wie RvP zum Mittelstürmer werden“? Wenn man ihn richtig einbindet kann das doch durchaus funktionieren oder?

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CF 15. Januar 2014 um 16:38

Könnte gut werden aber dann müsste man ihm andere Strukturen bauen als Giroud. Ist sowohl von den Bewegungsmustern als auch von den Fähigkeiten ganz anders und passt Momenten halt nicht in das Team. Eher wie Özil strategisch noch ein bisschen besser dann kann das von den jetzigen Strukturen schon ziemlich passen.

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paul 29. Dezember 2013 um 22:50

Top Analyse.
Ich hab das Spiel auch gesehen und habe noch ein paar Fragen an dich:

1.Arsenal hat sich im Vergleich zu den letzten Spielen in Sachen Pressingintensität verbessert. Glaubst du wurde das einfach besser umgesetzt, oder liegt es daran, dass Özil gefehlt hat? Ihm wird ja oft Schwäche im Pressing vorgeworfen.

2. Warum wurde Podolski nicht zur Pause statt Cazorla eingewechselt? Durch Arsenals leichten Rechtsfokus waren relativ viele Freiräume im linken Bereich, die Gibbs, warum auch immer, sogut wie gar nicht ausgenützt hat. Podolski wäre da als geradliniger Flankengeber eine gute Alternative gewesen.

3. Ist mir noch aufgefallen, dass Rosicky in der Schlussphase extrem intelligent gespielt hat. Er war ja eigentlich nach der Jenkinson Einwechslung Rechtsaußen und 10er zu gleich, hat die Aufgabe aber oft mit intensivem Anlaufen der Innenverteidiger, selbst in Newcastles Schlussoffensive, quasi im Alleingang gelöst.

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CE 29. Dezember 2013 um 23:19

Besten Dank. Zu deinen Fragen/Anmerkungen:

1. Ich habe diese Saison schon Spiele von Arsenal gesehen, wo das Pressing mit Özil intensiv war und sehr gut funktioniert hat. Özil agierte dabei häufig in Wechselwirkung mit Rosicky. An sich kann aber gerade ein Zentrum Rosicky-Wilshere mit den entsprechenden Nebenleuten eine Wucht sein.
2. Das weiß nur Wenger 😉 Ich hatte auch die ganze Zeit auf Podolski gewartet. Er hätte die Freiräume bespielen können und ist in vielen Situationen einfach geradliniger. Das war schon gegen West Ham auffällig. Wenn er nicht aggressiv angelaufen wird, kann er die Möglichkeiten des Öfteren nutzen.
3. Du hast es schon geschrieben. Rosicky war klasse und richtig intelligent in der Schlussphase, hatte aber auch noch einige Möglichkeiten, weil Haidara relativ solo die Außenbahn übernahm/übernehmen musste. Trotzdem machte er das gut in dieser hybriden Position und durch das Anlaufen der letzten Newcastle-Spieler.

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blub 30. Dezember 2013 um 00:11

Die Beschreibung von Arsenals offesivspiel liest sich wie ein fettes „hier fehlt Özil“, weil man zu viele Ballfokussierte Akteure hat die nicht gut auf die vertikale umschalten können oder mal den mut oder die fähigkeit haben sich ballfern abzusetzen um lücken zu reißen. Also im Prinzip wie letztes Jahr.

Eine möglichkeit warum Poldi nicht zum zuge kam: mit Carzorla auf links kann man in Ballbesitz effektiv die Mitte überladen was wenigstens sowas wie Kontrolle simuliert auch wenn es erstmal nicht in Torchancen mündet. Unser Poldi ist halt kein Zentrumsspieler.

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david 30. Dezember 2013 um 02:22

zu Podolski: ich glaube das Tor fiel für einen Einsatz Poldis einfach zur falschen Zeit. Wahrscheinlich traut ihm Wenger noch keine ganze Halbzeit zu. Als er dann hätte kommen können, ich denke mal wenger hätte spätestens zur 70. min reagiert, fiel das Tor und Wenger brauchte für das Offensivspiel niemanden mehr bringen. Mit der Führung wurde dann nur noch defensiv gewechselt. und am ende bringt man wohl eher einen bendtner für die langen Bälle als Podolski. Am Ende geben die 3 Punkte dem Trainer ja recht.

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Spielverderber 30. Dezember 2013 um 10:44

Die Asymmetrische Besetzung der Flügel ist doch bei Wenger seit den Invincibles Tradition:
-Ein eher direkter Typ, der Breite gibt und von dort mit Tempo kommt und torgefährlich ist (Ljungberg, Walcott, Gervinho, Podolski, Chamberlain)
-Ein eher kreativer Typ, der das Zentrum unterstützt (Pires, Nasri, Rosicky, Ramzey, Cazorla)

Dazu dann die aktuelle Situation: Man ist nicht in Topform, man muss das Zentrum verletzungsbedingt (Özil/Ramsey) neu besetzen, Newcastle auswärts ist auch kein Selbstläufer…
Da setzte Wenger eben auf die etwas konservativere Option. Der Mangel an Durchschlagskraft wurde in Kauf genommen für etwas mehr Kontrolle.

P.S.: Stichwort Newcastle – Arsenal
The Iceman, The non-flying Dutchman, Dennis the Menace, BERGKAMP!

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