AC Milan – AS Roma 2:2

Milan war gegen die Roma lange Zeit ohne wirklichen Zugriff, hatte aber einzelne gute Phasen und schaffte am Ende noch ein Remis.

milan-roma-2013An der Spielkontrolle der Gäste war relativ früh ersichtlich, dass Milan in der Defensive einige Probleme mit ihrer Kompaktheit hatte. Dabei ließen sie sehr große Aufbaulücken hinter ihren beiden Stürmern, die viel zu hoch über der recht flachen Mittelfeldraute standen und damit de Rossi und Co. Raum für die Einleitung der Angriffe gaben. Einige Male versuchten es Balotelli und Kaká mit einem plötzlichen Rückwärtspressing, das allerdings zu improvisiert, gleichzeitig mechanisch und gar nicht so überraschend wirkte, weshalb sich das gegnerische Mittelfeld meist noch zu lösen wusste. So war der Haupteffekt dieser Unkompaktheit die Tatsache, dass die Roma zu viel Ruhe und Raum für den Aufbau erhielt und sich in der Kettenreaktion daraus häufig irgendwo anders freie Lücken ergaben, wenn Milans hintere Akteure reagieren wollten. Diese konnten die Gäste dann recht logisch und aus einer übersichtlichen Situation heraus anspielen, ohne konstant kreativ werden zu müssen.

Die Offensive der Roma

Die Mannschaft von Rudi Garcia postierte sich in diesen Lücken auch immer wieder geschickt, passte die eigenen Bewegungsmuster daran an und zeigte eine insgesamt fluide Ausrichtung. Vor dem absichernden, anpassenden und gegebenenfalls als Anker fungierenden de Rossi agierten auch Bradley, der immer wieder seine typischen Vertikalsprints einbrachte und dabei gerade im Zusammenspiel mit Maicons diagonalen Aktionen für Auflockerung sorgte, und Strootman sehr vielseitig. Letzterer wechselte zwisschen verschiedenen Aufgaben, füllte wieder seine Rolle des unauffällig mitkombinierenden Allrounder aus und bewies bis auf wenige Aussagen das richtige Gefühl für den Rhythmus der jeweiligen Situationen.  Gerade durch de Rossi und Strootman, die etwas präsenter waren als Bradley, entstand eine gewisse Linkslastigkeit im  Römer Aufbau, da besonders der niederländische Nationalspieler gerne etwas auf diesen Flügel tendiert.

Dies ergänzte sich gut mit den Eigenheiten der Sturmreihe, die auf der nominell linken Seite ihren spielmachendsten Akteur beheimatete – Adem Ljajic zog immer wieder sehr weit ins Zentrum hinein, agierte dort kombinativ – vor allem mit Strootman – und wirkte teilweise gar wie der Zehner einer Mittelfeldraute, wofür ihm die Linkslastigkeit mit vielen Optionen in der Nähe zum Zusammenspiel den Boden bereitete. Auch seine beiden Sturmkollegen – Gervinho und Destro, die zwischen Flügel und Zentrum nicht nur immer wieder rochierten, sondern auch untereinander die Plätze in der Grundstellung tauschten – unterstützten den Serben in dieser Hinsicht Ljajic . Gerne wich der Ivorer aus der Mitte weit auf einen der beiden Flügel aus, um schematische Freiräume neben der Raute zu attackieren und in Dribblings zu kommen, wobei er die linke Seite für bessere Absicherung durch die Kollegen bevorzugte und dabei gleichzeitig Ljajic Raum für das Einrücken öffnen sowie Gegner binden oder blocken konnte.

Abgerundet wurde das Ganze schließlich durch Destro, der teilweise auch mal Gervinhos Posten besetzte, meistens aber von rechts einrückte und in die letzte Linie schob, diesen Bereich vom ausweichenden Ivorer also im Zuge einer Rochade übernahm. Natürlich gab es auch genauso Phasen, wo er konstant als beweglicher Mittelstürmer auftrat -und auf diese Weise erzielte der Italiener nach einer Kombination von Ljajic und Strootman über links auch das frühe 0:1. Doch trotz dieses Treffers und ihrer Überlegenheit schafften es die Gäste nicht, konstant Durchschlagskraft aufbauen zu können. Zwar hatten sie in ihren Bewegungen sowie deren Verknüpfungen und Synergien sehr gute Anlagen, doch gelegentlich artete dies ein wenig aus – dann wurden sie teilweise gar zu fluid, verloren an Struktur und ihre Offensivaktionen erhielten etwas leicht Zusammenhangloses.

Milan mit schwacher Raumbesetzung

Auch in der Offensive hatten die Hausherren bei dieser Partie einige Probleme. Vor allem die schwachen Staffelungen – ob in den tieferen Aufbauszenen oder weiter vorne bei den Aktionen im letzten Drittel – fielen hier als ein zentraler Kritikpunkt ins Auge. Besonders die beiden Achter Poli und Muntari schoben zu früh zu weit in höhere bzw. in Strafraumnähe in die letzte Linie vor, wodurch die Formation zu flach, Kombinationsspiel erschwert und die Mittelfeldbesetzung nicht mehr präsent gehalten wurde. Im Aufbau sah die Problematik vor allem so aus, dass die Roma Milans Innenverteidiger freiließ und sich mit ihrem Dreiersturm gegen die Linie aus de Sciglio, de Jong und Emanuelson aufstellte. Der Sechser sollte vom Mittelstürmer der Roma – Destro nahm dies häufiger wahr als Gervinho – verschluckt werden und in dessen Deckungsschatten verschwinden. Meist gelang dies auch – wenn de Jong dann mehr Einfluss haben wollte, musste er bis hinter die letzte Linie der Gäste zurückfallen, was aber die Mittelfeldverbindungen seines Teams weiter schwächte. Auch hier standen die Halbspieler zu hoch und wurden gegebenenfalls von Bradley oder Strootman mannorientiert verfolgt, wobei diese beiden eine sehr gute Balance fanden. Gelegentlich konnten sie auch herausschieben und mit ihrem Deckungsschatten arbeiten, weil Milan etwas riskantere Stellungen durch ihre schwache Raumbesetzung in den zentralen Bereichen nicht konsequent zu bestrafen wusste.

Nicht zu beneiden war in diesen Phasen Riccardo Montolivo, der als Zehner aufgeboten war und in seiner aktuell mäßigen Form noch stärker unter den Problemen des Teams litt. Schon im Aufbau fiel er manchmal zurück, um de Jong zu helfen, doch verschlimmerte sich das Grundsatzproblem der Mannschaft dadurch eher noch, wenngleich Montolivo durch seine nach halbrechts verschobene Positionierung einige Male kleinere Lücken ansteuern konnte. Sobald Milan einmal weiter nach vorne gerückt war und sich ins letzte Drittel gespielt hatte, folgten dort aber die nächsten Schwierigkeiten. Auch hier war Montolivo in einem großen Raum aufgrund der zu hoch geschobenen Achter alleine gelassen und hatte aufgrund der schwachen Besetzung dieses Bereiches kaum Anspieloptionen. Einzig Kaká versuchte hier etwas konstanter Abhilfe zu schaffen, indem er sich gelegentlich etwas in den linken Halbraum fallen ließ, doch auch zu zweit mussten sie viel improvisieren und hatten einige Male keine Alternative zu Pässen, die überkompliziert schienen oder nur geringe Erfolgsaussichten mitbrachten. Kurz gesagt: Sowohl im Aufbau als auch in Strafraumnähe hatte Milan ein unbesetztes Loch zwischen den ballführenden und den vorderen Akteuren, in dem sich die Roma ausbreitete.

Durchwachsen und wechselhaft

Ansonsten kamen die Rot-Schwarzen viel über recht spontan angelegte Konter oder Schnellangriffe, bei denen sie sich meistens auf Balotelli oder Kaká und deren Einzelläufe fokussierten, wofür beispielsweise Muntari immer wieder raumschaffend zu wirken versuchte. Allerdings konnten sie damit die auf Passivität ausgerichtete Roma-Abwehr noch nicht gefährden. Ihre beste Phase hatten die Hausherren in den 15-20 Minuten vor der Halbzeitpause, in die auch Zapatas Ausgleich nach einer Ecke fiel. Nicht nur hatten sie nun vermehrt erfolgreiches Aufrücken zu verzeichnen, sondern konnten sich auch am Strafraum einige gute Szenen erspielen. Über ansehnliche Linksüberladungen, die sie hier besonders fokussierten und auch konsequent anlegten, kamen sie zu einigen Halbchancen oder Standards. Getragen wurden diese Szenen vor allem von dem individuell starken und anpassungsfähigen Emanuelson, dem sich gut positionierenden Montolivo und auch Kaká. Beim Tor war es ein Abschluss des Linksverteidigers, der sich gut gegen Maicon behauptet und mit seinem Versuch  dann die Ecke erzwungen hatte.

In dieser Phase stellte die Intensivierung des Pressings der Mailänder einen weiteren Versuch dar, mehr Kontrolle in die Partie zu bekommen. Dafür attackierten sie sehr hoch und liefen die gegnerischen Verteidiger direkt an, was aber anfangs kaum funktionierte. Zum einen hatten sie generell keine Kompaktheit zwischen den Linien, so dass die Roma mit Chips in schematische Lücken die Wellen der Hausherren einige Male recht locker umschiffte. Zum anderen mussten die beiden Halbspieler immer erst auf die Außenverteidiger der Gäste herausrücken, was für ein solch hohes Pressing ziemlich umständlich war. Diese Kombination aus Problemen in der Konsequenz und Kollektivität sowie den suboptimalen Mechanismen erlaubte der Roma einige Diagonalbälle von Maicon oder Dodo in zentrale Lücken hinein. Diese Möglichkeiten für Schnellangriffe wurden vom Tabellenzweiten im Ansatz gut ausgespielt, aber dann in der letzten Aktion um den Strafraum herum – genau wie die vielen Konterszenen des zweiten Durchgangs – etwas zu ungenau behandelt.

Milans beste Phase und die zweite Halbzeit

Es dauerte einige Minuten, bis Milan sich auch im Pressing besser verhielt und dort – wie bei den Linksüberladungen – anfing, wirklich zu überzeugen. Dafür kam es eine kurzfristige Umstellung von Trainer Allegri, der seine beiden nominellen Spitzen etwas zur Seite schob und schematisch zwischen den Innen- und Außenverteidigern positionierte. Angetrieben wurde das Pressing in dieser besten Mailänder Phase vor allem von Montolivo, der sich sehr hoch und jagend aufstellte, sowie den beiden Halbspielern dahinter. Mit dieser zentrumslastigen Ausrichtung brachten sie die Roma in Verlegenheit, stellten die Mittelfeldoptionen zu und provozierten einige etwas hektische Bälle zwischen den Innenverteidigern. Wenn einer von diesen nach einer solchen Verlagerungen etwas zur Seite aufdrehen wollte, kam gelegentlich entweder Balotelli oder Kaká von außerhalb des Sichtfelds und attackierte, was bei der Roma für einige weggeschlagene Bälle sorgte und Milan besser ins Spiel brachte.

Die grundsätzlichen Eigenschaften der Partie blieben über den zweiten Durchgang hinweg konstant, wenngleich Milan das hohe Pressing nicht aufrechterhalten konnte und gelegentlich wieder an den Unkompaktheiten litt. So war es nicht unverdient, dass die Gäste durch einen Elfmeter von Strootman recht früh erneut in Führung gingen. Auch danach hatten sie kontrollierte Ballbesitzphasen und einige ansatzweise gefährliche Konter, scheiterten dabei aber an schlechten Entscheidungen beim letzten Pass und die kleinen Detail-Probleme der ersten Halbzeit. Mit der Einwechslung von Totti gab es dann noch einige zusätzliche Ansätze und Kombinationen im Zehnerraum, doch die Abschlussaktionen waren zu sehr auf Gevinhos Inkonstanz und die Läufe von Maicon oder Bradley angelegt. So verpasste die Roma, das Spiel mit einem dritten Treffer klar zu machen, und gab Milan die Chance auf den Ausgleich, als diese sich noch einmal steigerten. Es war der Vorteil einer solchen Spielweise mit vielen Akteuren in letzter Linie – nach einem natürlich über links gelaufenen Angriff und starkem Pass von Kaká nutzte Milan die hohe Präsenz und Muntari konnte nach etwas Gewühle zum Abschluss kommen.

CF 17. Dezember 2013 um 19:35

De Rossi war für mich auch sehr wichtig guter Einsatz von dem Deckungsschatten und immer wieder enge und kompliziert zu bespielende Situationen erzeugt.

Die mit Totti auftretenden Mechanismen haben sie auch Ansatzweise kopiert. So ist Destro auf die Flügel rochiert und agiert Raumschaffend für Adem der sich dann in dem bespielen bestimmter Mechanismen sehr Totti ähnlcih verhielt. Für mich war es auch so das es Milan nie gelang die Breite im Roma Spiel zu pressen, weshalb es der Rom gelang über die AV Verbindungen ins letzte Drittel herzustellen.

Gerade im Aufbauspiel ist Rom sehr schwer zu pressen und kommen immer wieder ins letzte Drittel wo sie mit bestimmten Bewegungen und Schablonen immer wieder zu Chancen kommen. Garcia scheint mit ein Trainer der im Training eher bestimmte Abläufe, Mechanismen usw. trainieren lässter eher wie Löw und nicht wie Guardiola.

Das provozieren von Abschlüssen wurde auch in diesem Spiel verwendet. Sie lassen die Halbräume halbfrei, wenn sie aber bespielt werden zwingt meistens de Rossi den Spieler zu einen schnellen Handlung und provoziertd den Abschluss. Dies klappt besonders bei Spielern mit langsamer Entschiedungsfindung. Balotelli hatte z.B 5 Abschlüsse auch, wenn seine Entscheidungsfindung nciht sehr schlecht ist aber halt unkonstant.

Bei Milan ist echt viel mehr drin spielen die meisten langen Bälle.

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