Techniken und Superslow-Methode zur Knie-Rehabilitation

Die meisten unserer Leser werden schon die eine oder andere größere Verletzung beim Fußballspielen erlitten haben. Weil Fußball ein Wettkampf- und Rotationssport ist, reicht eine konservative Behandlung nur selten aus, wenn Bänder oder Sehnen reißen. Darum gibt es operative Eingriffe, bei denen die Erholung respektive die Rückkehr auf den Platz enorm lange dauern.

Ich kann ein Lied davon singen – aktuell erhole ich mich von einer Kreuzband-OP. Mit ein paar sehr simplen Kniffen habe ich es geschafft, schon relativ schnell wieder eine Belastungsfähigkeit herzustellen, weshalb ich meine Vorgehensweise mit euch teilen möchte. Zuvor möchte ich aber auf die grundlegenden Aspekte einer Operation, mit Fokus auf dem Kreuzband, eingehen.

Abbau und Neuaufbau

Bei Kreuzbandrissen leidet beispielsweise der Oberschenkelmuskel enorm darunter, wegen der Operation und dem Absaugen vom entstehenden Bluterguss kann das Bein oftmals einen bis eineinhalb Tage lang gar nicht bewegt werden. Dadurch wird der Oberschenkelmuskel kaum gefordert und kann auch nicht belastet werden. Die Schläuche im Knie verhindern jegliche Bewegung. Diese Zeit sorgt bereits für einen extremen Muskelabbau (Atrophie).

Wegen der Schwellung ist auch die Funktionsfähigkeit eingeschränkt, wegen der Operation sind außerdem andere Muskelgruppen beeinträchtigt. Heutzutage werden die meisten Kreuzbandoperationen mit einer Kreuzbandplastik gemacht, wo das „neue“ Kreuzband aus einer Muskelfaser/-sehne (die Semitendinosussehne) gestellt wird.

Dies führt zu Schmerzen bei Belastung im hinteren Teil des Oberschenkels, wo sich der Großteil der Muskelsehne befand, und direkt unter dem Knie, wo der vordere Teil der Muskelsehne an das Schienbein andockte. Manchmal wird deswegen ein Teil der Patella genommen, um eine frühere Belastung herzustellen; allerdings gilt diese als langfristig weniger effektiv und sicher.

Zumeist gibt es bei beiden Operationsarten eine mehrtägige Phase, in welcher man das Bein kaum bewegen und belasten kann. Diese postoperative Inaktivitätsphase sorgt für eine weitere Muskelatrophie. Im Buch „Rehabilitation“ von Christoph Schönle  (Auflage von 2004) steht beispielsweise auf Seite 95 folgendes:

„Eine Minderbeanspruchung oder eine postoperative Teilbelastung eines Beines ruft eine Muskelatrophie hervor. (…) Der Muskelschwund kann noch über Jahre nachweisbar bleiben: Noch 1-2 Jahre nach Kreuzbandoperationen oder nach Implantation einer Knieendoprothese wurden Kraftdefizite des M. quadriceps festgestellt, während sich die Kraft der ischiokuralen Muskulatur regenerierte.“

Auf der gleichen Seite geht es interessant weiter:

„Die völlige Ruhigstellung eines Gelenkes (Gips, Schiene oder auch nur Lagerung im Bett etc.) hat eine Reduktion der Eiweißsynthese des Muskels und einen beschleunigten Abbau des Muskeleiweißes zur Folge. (…)Nach 6-wöchiger Immobilisation ist die elektrische Aktivität des M. quadriceps um 79% vermindert.

Vor allem in der ersten Woche einer Immobilisation tritt ein her Verlust der Muskelkraft auf. Schon am ersten Tag der Immobilisation ist ein Verlust der mitochondrialen Kapazität zu verzeichnen. Die Hälfte des zu erwartenden Verlustes der Muskelmasse erfolgt zwischen dem 2. und 9. Tag: Hier wird ein messbarer Kraftverlust von 1-6% pro Tag angenommen.“

Weiters wird in diesem Buch noch ausgeführt, dass die oxidativen Typ-1-Fasern betroffen sind, weil diese einen höheren Eiweißumsatz und mehr oxidative Enzyme benötigen, wodurch sie abhängiger von einer adäquaten Sauerstoffversorgung sind. Der Muskel wird also nicht nur schwächer, sondern auch langsamer.

Es stellen sich also drei große Fragen:

  • Wieso wird natürliches Gewebe genommen, wenn es dadurch Nebenwirkungen in der Muskulatur und mehr Schmerz gibt?
  • Wie kann man das bekämpfen?
  • Und gibt es andere Möglichkeiten, um diese Aspekte zu verkürzen?

Die erste Frage ist einfach zu beantworten.

Natürliches Gewebe heilt schneller und besser. Ist es das eigene Gewebe, erkennt der Körper das und schafft Verbindungen. Dies wird auch als Vaskularisation bezeichnet. Dadurch kommt das neue Kreuzband von der Funktion perfekt an das alte ran und ist fast gleich stark. Vornehmlich ist es, wie oben geschildert, die Muskulatur, welche langfristig darunter leidet. Die OP entfernt normalerweise auch mithergehende Meniskus- und Knorpelschäden. Genaueres zur OP  findet sich unter diesem Link.

Widmen wir uns Frage 2. Die Bekämpfung der Muskelatrophie ist relativ einfach. Der Muskel sollte möglichst früh wieder aktiviert und kontrahiert werden. Gleichzeitig sollte verstärkt Protein zu sich genommen werden, während man Omega-6-Fettsäuren meiden sollte; allerdings ist Fett nicht gleich Fett. Omega-3-Fettsäuren gelten zur Bekämpfung von Entzündungen als empfehlenswert.

Bei der Quantität der Ernährung muss beachtet werden, dass der Energieverbrauch wegen mangelnder Bewegung natürlich geringer ist. Dennoch wäre es falsch, aus Eitelkeitsgründen die Nahrungsaufnahme (drastisch) zu reduzieren. Vielmehr sollte die Ernährung verstärkt auf Proteine umgestellt werden, um eine Proteinzufuhr zum Muskel aufrechtzuerhalten, aber gleichzeitig die Kalorienmenge leicht zu senken.

Auch in der Reha sollte dies berücksichtigt werden, ebenso wie viele Vitamine und Mineralstoffe.

Bei Frage 3 kommen wir nun näher zur ursprünglichen Intention dieses Artikels. Ideal ist eine mögliche frühe und schmerzorientierte Belastung der Muskulatur (böse Zungen behaupten, Deutschland spielte früher einen schmerzorientierten Fußball). Damit wird versucht, dem Verlust von Muskulatur wegen Immobilität entgegenzuwirken. Sobald man auf Krücken gehen darf, sollte man dies auch machen und das Bein dabei leicht belasten, während die Krücken stabilisieren. Empfehlenswert ist auch eine Physiotherapie vor der Operation – zuerst lässt man sich die Schwellung punktieren (Blut und ggf. Gelenksflüssigkeit aussaugen) oder natürlich vergehen, danach macht man eine kurze, intensive Physiotherapie und geht dann mit mehr Muskulatur zur Operation.

Kevin Tipton, Professor an der School of Sport and Exercise Science der University of Birmingham, rät von einer künstlichen Hemmung von postoperativen natürlichen Entzündungen durch Schmerzmittel ab, um den Heilungsprozess nicht zu hemmen. Eine logische Konsequenz bei einem relativ frühen Verzicht auf Schmerzmittel ist ebenfalls, dass man die Schmerzgrenzen und ausführbaren Bewegungen alsbald kennenlernt, was zu einer effektiveren Physiotherapie führen kann.

Kommen wir aber nun zu dem entscheidenden Aspekt dieses Artikels – der Rehabilitation.

Worauf kommt es an und wie intensiviert man die Reha?

Zuerst: Alle Sachen sind individuell unterschiedlich und es sollte in jedem Fall der Rat des Physiotherapeuten und der Ärzte befolgt werden. Alles in allem sieht das Vorgehen aber zumeist relativ ähnlich aus.

Zu Beginn tastet man sich langsam an die Herstellung der einfachen Funktionen an. Das Knie wird, zumeist in der Vertikale stabil („Kniescheibe schaut immer nach vorne“), bewegt. Fuß nach vorne geht relativ bald relativ gut, einzig die Schwellung stört hier. Fuß nach hinten ziehen ist etwas schwerer, aber abgesehen von Problemen am Schienbeinkopf und hinten am Oberschenkel sollte es funktionieren.

Später beginnt man mit Übungen. Diese Übungen beschäftigen sich meist mit einfachen Stabilisierungen, einer Aktivierung der Muskulatur im Oberschenkel und ums Knie herum sowie gleichzeitiger Verbesserung der intramuskulären Koordination. Leichte und hohe Kniebeugen werden genutzt, Wadenheben ebenfalls, dazu Gleichgewichtsübungen auf dafür geschaffenen Platten.

Ist man über die Anfangsphase hinweg (normalerweise 3-5 Wochen), bleiben die Übungen gleich – werden eigentlich nur schwerer, länger und intensiver. Allerdings wird auch hier nach wie vor der eingeschränkten Bewegung Tribut gezollt.

Darum habe ich mir eine bestimmte Trainingsmethode überlegt.

Anleihe aus dem Bodybuilding

In der Physiotherapie geht es zu Beginn nicht um Hypertrophie (Muskelaufbau), sondern eine Rückkehr der ursprünglichen Muskulatur durch leichte Aktivierung mit einfachen Übungen und viel Stabilisationstraining. Wie erwähnt leiden die Übungen hier unter der mangelnden Beweglichkeit des Knies. Doch dies kann umgangen werden.

Im Bodybuilding gibt es unterschiedliche Übungen zur Intensivierung einzelner Trainingsübungen. „Erzwungene Wiederholungen“ sind beispielsweise unmöglich. Das Knie würde überfordert werden, die Ausführung wäre unpräzise – was an sich kein Problem wäre, aber beim noch frisch operierten Knie zu einem Riss des noch nicht perfekt in den Körper integrierten neuen Bandes führen könnte.

Stattdessen gibt es eine andere Alternative. Im Hochintensitätstraining, dem HIT, gibt es zwei große Richtungen: Heavy Duty (selbsterklärend) und Superslow. Letzteres ist insbesondere bei solchen Funktionsbeschränkungen hilfreich.

Das Prinzip ist dabei denkbar einfach. Bei der Superslow-Methode wird eine Übung enorm langsam ausgeführt, wodurch sie sehr intensiv wird. Ein Satz dauert hierbei circa 1-2 Minuten und eine Wiederholung folgt (beispielsweise) einem 8-4-8-Takt; acht Sekunden in der konzentrischen Phase, vier Sekunden am Endpunkt halten, acht Sekunden wiederum in der exzentrischen Phase.

Selbst Ausführungen in einem 4-2-4-Takt und etwas mehr Wiederholungen sorgen für Erfolge. Dies ist für Rekonvaleszente enorm praktisch, um den Druck zu verringern.

Man sucht sich eine einfache Übung, beispielsweise eine leichte Kniebeuge, und führt sie langsam aus. Durch die Langsamkeit kann sich der Patient auf die richtige Ausführung konzentrieren und sein Knie stabilisieren. Gleichzeitig kann er den Muskel intensiver fördern. Diese erhöhte Intensität belastet den Muskel stärker und führt zu – eventuell der einzig möglichen – Belastung in einem Ausmaß, die eine Hypertrophie erzeugt.

Dabei sollte man die grundlegenden Prinzipien des HIT beachten. Der Muskel sollte mit 1-2 Sätzen belastet werden. Eine Sache kann man aber ignorieren – nach der totalen Erschöpfung des Muskels sollte man ausnahmsweise keine zusätzliche, forcierte Serie machen, um das Knie zu schonen. Das Superslow-Prinzip könnte aber in der Physiotherapie bei dafür zugeschnittenen Übungen (einbeinige Kniebeugen mit stabilisierender Unterstützung) wohl zu enorm guten Wirkungen führen.

Wegen der Beanspruchung empfehle ich persönlich aber anfänglich eine „Slow“-Methode statt einer „Superslow“-Methode. Die Dauer und Intensität kann mit mehr Übung gesteigert werden. Alternativ kann man sie mit isometrischen Übungen ergänzen.

Im Selbsttest (ja, ich habe mir nur für euch das Kreuzband operieren lassen)  scheint es wie in der Einleitung erwähnt sehr gut zu klappen. Nach weniger als drei Wochen nach der OP (Kreuzbandplastik und Meniskus) bin ich im Stande die Superslow-Methode statt der verkürzten Slow-Methode anzuwenden, kann ohne Probleme schwere Einkäufe über einen Zeitraum von einer Viertelstunde schleppen oder ohne Stütze Stiegen steigen und bin dabei absolut schmerzfrei.

Persönlich nutze ich beispielsweise eine sehr einfache Übung: Eine einbeinige Kniebeuge, wobei ich den Oberkörper leicht nach vorne lehne und mich mit meinen Händen in Schulterhöhe an stabilen Gegenständen (Wand z.B.) anhalte. Ich mache diese und andere Übungen (Wadenheben z.B.) abends, um tagsüber mit einem fitten Muskel private Dinge erledigen zu können; abends wird er dann ermüdet und im Schlaf sofort erholt. Eine Trainingsintensität von 5-15 Minuten pro Tag sowie viel einfache Bewegung (Spazieren, etc.) scheinen aktuell ideal zu sein.

Alle Angaben aber ohne Gewähr und Umsetzung auf eigene Verantwortung.

Peter Buschman 25. März 2021 um 09:41

Mein Freund hat kürzlich eine Knieverletzung gehabt und sein Kreuzband ist auch beschädigt. Es ist gut zu wissen das man bei der OP auch natürliches Gewebe benutzen kann damit das Knie schneller heilt. Hoffentlich findet er einen Arzt der ihm da gut helfen kann. https://www.orthopaede-mueller.at/spezialgebiete/spezialgebiet-knie

Antworten

Maerker 2. April 2015 um 13:55

in sehr interessanter Artikel.
Ich habe schon 3 OPs an Knieen hinter mir – Ende des Vergangenen Jahrhunderts…: rechts und links eine VKB-Plastik. Die 2 Semitendinosussehnen sind also verbaucht. Über eine Athroskopie wegen Meniskussschaden davor rede ich nicht mehr. Das ist “pillepalle“. Plastiken des VKB haben es aber in sich-in der Reha-Phase.
Nun ist (gesichert) mein VKB rechts wieder hinüber. Wie lange schon – weiß ich nicht, erhlich. Es kann schon etwas länger (Monate?Jahre?) sein.
Meinungen von 2 Kniechirurgen.
Nr. 1: Erst rief er laut (Mit $-Zeichen in den Augen): das muss sofort operiert werden. Er wusste nicht, dass ich was von VKB-OPs verstehe… Auf meine Nachfragen, was er denn nun mit den OPs erreichen will… kam nur noch warme Luft. Am Ende sagte er: also eigenlicht muss man nicht operieren 🙂
Nr. 2: hat einen sehr guten Ruf. Sagte gleich: man kann operieren, aber in Anbetracht meines Alters (62) ist das so eine Sache. Man kann es auch sein lassen, wird aber mit den Folgen (Athrose) leben müssen. Als “Ersatzteil” kam die Quadirizeps – Sehne in Diskussion. Ich habe einen Riesen – Horror vor der Reha – Phase nach einer OP, insbesonderer mit der Quadirizeps – Sehne als Transplantat.
Neige dazu, die ganze OP sein zu lassen, da ich im Moment fast Schmerzfrei bin.
Und gelernt habe: VKB – OPs halten keine 15 Jahre….

Aber ein falscher Tritt und die Schmerzen sind doppelt heftig da.
Also ist mein Kopf den ganzen Tag im Kniegelenk. Das nervt. Also doch operieren?

Gibt es hierzu Meinungen/Erfahrungen?

Antworten

RM 2. April 2015 um 16:32

Hallo,

ich hatte bisher Hüftbruch, Hüfttumor, verschobene Rückenwirbel, Schlüsselbeinbruch, Riss sämtlicher Bänder und Sehen im linken Sprunggelenk und Mittelfuß, einen Knorpelschaden im linken Knie und einen Kreuzbandriss im rechten Knie. Es begann ungefähr, als ich 12-13 Jahre alt war, pünktlich zu mehreren Einladung einer Profijugendmannschaft. Damals hatte ich fast drei Jahre Pause wegen des Hüftbruchs, woraufhin ich erst mit 16einhalb wieder Fußball spielen konnte. Ich bin allerdings ziemlich groß und breitschultrig, was letztlich im Verbund mit dieser längeren Pause in der Jugend zu hoher Verletzungsanfälligkeit führt.

Mir ist im Herbst das zweite Mal mein Kreuzband im rechten Knie gerissen. Meine Semitendinosussehne nach der ersten Operation hielt keine drei Jahre. Das Knie wird jetzt öfter steif, ich muss es regelmäßig ausstrecken und es schmerzt ebenso wie mein linker Knöchel, weswegen ich öfers nicht einschlafen kann.

Allerdings funktioniert die Bewegung ohne Kreuzband selbst bisher ganz gut, wenn ich keine ruckartigen Rotationsbewegungen mache. Ich kann sogar Trainings besuchen und auf Amateurniveau spielen, so ganz ohne Kreuzband (auf Holz klopf, dass das so weitergeht). Operieren will ich mich eigentlich nicht mehr, trotz häufiger Schmerzen. Diese werden durch den Sport eigentlich nicht schlimmer, nur bei höherer oder unpassender Belastung. Insofern könnte es also durchaus empfehlenswert sein, dass du dich einfach nur schonst und Muskelaufbau machst, obgleich eine Einzelerfahrung natürlich nicht auf andere anwendbar sein muss. Mit guter individueller Periodisierung und Muskelaufbautraining scheint es also zumindest bei mir alltagstauglich zu sein. Ich habe allerdings eine sehr starke und umfassende Muskulatur, besonders im Beinbereich, weswegen ich da wohl Vorteile im Vergleich zum Durchschnitt habe. Langfristig tue ich meinem Knorpel natürlich nichts Gutes.

Neben der Superslowmethode zum vorsichtigen Muskelaufbau, Gleichgewichtsübungen und simpeln Muskelaufbauübungen fand ich auch lockeres Laufen ohne Richtungswechsel mit vielen Pausen auf weichem Belag hilfreich. Wie ist das bei dir?

Antworten

Gh 2. April 2015 um 20:25

Quadrizeps aufbauen, also Radlfahren z.B., locker und recht weit unterhalb der „Schmerzgrenze“, dafür durchaus länger (Stichwort Kraftausdauer). Gleichgewichtstraining zur Förderung der Tiefensensibilität (Chi Gong oder ähnliches oder gezielt bei der Physio), verhindert langfristig das ein oder andere „Vertreten“. Selbst unhappy triad seit 2000 mit zwei Reläsionen, nie operiert, Fussball und Skifahren, anfangs selbst Brustschwimmen, und alles was sonst wie retraumatisiert ist tabu, leider.

Antworten

Gh 2. April 2015 um 20:42

p.s… eine neuerliche Kreuzbandplastik wird aufgrund des Alters keinen grossen Einfluss mehr auf die Arthroseentwicklung haben, also auf die Frage, ob irgendwann mal eine Knie-TEP her muss.

Antworten

wombat 27. März 2013 um 19:24

als leidgeplagter mit einem spät erkannten hinteren kreuzbandriss senf von mir:
grundübel, die hier nicht erwähnt werden:
die op ist eine ziemliche metzgerei.
die entnahmestelle der semimembranosus/semitendinosus-sehne führt über monate! zu erhöhter muskelspannung.
tiefe blutergüsse ziehen extrem langsam an die oberfläche.
bei der op werden lymphgefäße und nerven durchtrennt, auch welche vom vegetativum.
die lange ruhigstellung führt außer den bekannten problemen auch zu einer minderversorgung des knorpels.
wenn der retropatellare knorpel geschädigt ist, kann das bei der reha extrem nervig sein, wg. entzündung.
der muskelschwund im quadriceps führt oft dazu, dass die patella nach außen (lateral ) rutscht.
grund: der medialis lässt sich kaum isoliert trainieren.
führt zu reizungen.

fazit: die operateure sind bei ihren anweisungen an die physios sehr vorsichtig.
physios haben wenig erfahrung mit hinterem kreuzband, weil es rel. selten ist.
bei problemen schauen, dass man ein mrt bekommt und jemanden findet, der es lesen kann UND feine händchen hat.
selber so schlau wie möglich machen, damit man die ursache der probleme verstehen lernt.
wenn es auf höchstem niveau überhaupt wieder funktionieren soll, halte ich 1,5 jahre für realistisch.

Antworten

Adrianaldo 26. März 2013 um 22:43

Spannender Artikel…. und Grund genug für mich auch mal was zu schreiben!

Ich bin selbst Fussballer, Trainer und arbeite aber hauptsächlich als Sportphysiotherapeut und habe deshalb viel Erfahrung mit VKB Reha.

Da ich nicht der grosse Schreiber bin hier einfach ein paar Gedanken zum Thema:

Ob man die operative oder konservative Methode wählt hat bei guten Ärzten oft damit zu tun ob man noch Begleitverletzungen hat oder nicht. Ist nur das VKB futsch wird man mit konservativer Behandlung oftmals genau die gleichen Resultate erziehlen können und hat das Thema „verfrühte Arthrose“ erst einmal umgangen.

Nach einer Operation steht wie teilweise bereits erwähnt eher die Entnahmestelle im Vordergrund. Teils ist es so dass der Arzt die eine Technik einfach lieber hat und besser beherrscht, oft aber geht es so dass die Qualtität der Semitendinosus beurteilt wird und für gut oder zu schwach empfunden wird. Ist es bereits die zweite/dritte OP muss man natürlich auch eher die Patellasehne verwenden.

Ganz wichtig ist es in den ersten 3-4 Wochen die volle Streckung des Kniegelenks zu erreichen, die Beugung ergibt sich meistens von selbst. Noch wichtiger (v.a. bei Patellasehne) ist die Aktivierung der Quadriceps, die braucht man zur Stabilisation des Knies beim Gehen/Belasten.

Den Aufbau über aktive Übungen (am Beispiel Kniebeugen) mache ich so:
zuerste koordinativ, sprich z.B. 3×15 Wiederholungen mit geringem Gewicht. Die nächste Phase (oftmals vergessen) beinhaltet Kraftausdauer (intensive/extensive) z.B. 3×25/3×20 Wiederholungen. Danach Hypertrophietraining um dann später ins exzentrische Training zu wechseln, dabei Rhythmus 5 – 1 – 1. Als nächstes kommt ein Transfertraining Richtung Schnelligkeit, z.B. 2×10 Kniebeugen so schnell wie möglich. Bei all diesen Methoden geht es um den Aufbau der Belastbarkeit und Rekrutierung der verschiedenen Muskelfasern, grob gesagt: zuerst langsame Fasern, später schnelle Fasern.

Danach arbeite ich mit Sprüngen, konzentrische (Squatjumps) auf einen Kasten, später Dropjumps und zum Schluss Countermovement Jumps.

Nebenbei natürlich immer schön stabilisierende Übungen für den Rumpf, bzw. die Beinachse. Ab 3 Monaten Lauf-ABC/Sprung-ABC und spätestens im 4. Monat sollte Jogging möglich sein.

6 – 8 Monate dauert die Reha immer, je besser der Verlauf, desto mehr kann der Patient selber machen.

Leider ist jedes Knie anders, einige können nach 15 Tagen voll belasten, andere haben noch Schwellung nach 9 Wochen.
Es gibt ein paar schöne Studien zum Thema „Return to sports“. Die Funktionalität ist nach 2 Jahren oft kein Problem, das Vertrauen ins Knie und den Körper hindert aber viele daran ihre Sportart weiterhin auf dem gleichen Niveau auszuführen.

Antworten

grasnarbe 27. März 2013 um 00:27

wow, physiotherapeut und dann training von kraftausdauer gefolgt von hypertrophie gefolgt von schnelligkeit in einer te.

das is ein ziemlicher bock.

schnelligkeit –> hypertrophie –> ka. wenn überhaupt in einer te. zuerst ft-fasern, dann st.

Antworten

Adrianaldo 27. März 2013 um 08:09

sorry, das war vielleicht aus meinem Text zu wenig ersichtlich, aber ich spreche hier von Rehaphasen und nicht von Trainingseinheiten.

1. Phase Koordination
2. Phase Extensive/Intensive Kraftausdauer
3. Phase Extensive Rekrutierung („Hypertrophie“)
4. Transfertraining Schnelligkeit (nicht = Schnelligkeit)
5. Phase Aufbau Schnellkraft
6. Phase Funktionelles Training

Antworten

grasnarbe 27. März 2013 um 11:40

ah, ok. dann habe ich das missverstanden. danke für die aufklärung!

Antworten

no.12 26. März 2013 um 22:11

Als Sportler (mehr oder weniger ehemalig) und Physiotherapeut habe ich auch ein paar Worte beizutragen.
Ich kann bestätigen, daß die Atrophie des entsprechenden Oberschenkelmuskels ein großes Problem darstellt und man durch frühzeitiges Kräftigen des Muskels dem entgegenwirken kann. Von „superslow“ habe ich noch nichts gehört, sieht aber für diesen Zweck vernünftig aus.
Das meines Erachtens weit größere Problem tritt erst dann zu Tage, wenn wieder belastet werden und Sport getrieben werden darf. Es ist oben ja auch schon angeklungen, daß sich gerne Ausweichbewegungen (z.B. „Humpeln“) und eine mehr oder weniger große Ängstlichkeit einschleicht. Dies muß den Bewegungsabläufen abtrainiert werden. Leider (oder zum Glück) lernt unser Gehirn durch Wiederholungen und wenn zu unphysiologischen Bewegungsabläufen, die in der Akutphase ja zuhauf eingeübt werden, auch noch Angst kommt, ist die Gefahr, sich erneut zu verletzen sehr groß. Das Vertrauen ins Knie kommt nicht durch einen super trainierten Oberschenkelmuskel zurück, sondern allein durch Wiederherstellung der normalen Bewegungsabläufe! Und unser Gehirn kennt auch den einzelnen Muskel nicht, die Aktivierung des Oberschenkels wird in die komplexe Bewegung des Laufens, Rennens, Schießens usw. eingebaut und wenn da was nicht genau paßt, kann es wieder schief gehen.
Auch aus diesem Grund gibt man Profis ein halbes Jahr Rekonvaleszenz mit Reha und glaubt mir, die trainieren nur zu einem geringen Teil Muskelkraft und zu einem hohen Anteil Koordination, Kraftausdauer und normale Bewegungsabläufe.

Antworten

Hauke 26. März 2013 um 18:11

Ich hab mir im August das vordere Kreuzband und den Innenmeniskus gerissen, bin aber erst Anfang November operiert worden. Hatte direkt nach meinem Krankenhausaufenthalt ein Tens-Geraet von meinem Chirurgen mitgekriegt (Das Ding, was Muskeln im Takt stimuliert) und fleißig genutzt, sowie eine gute Physiotherapie (sehr viel Uebungen zuhause). Mein Chirurg hat mich zum Abschluss meiner Reha noch zu einem Isokenetiktest/Cybextest geschickt, bei dem geguckt wird inwieweit die Oberschenkelstrecker/-beuger vom operierten und gesunden Oberschenkel aehnlich stark sind. Es war bei mir so, dass das operierte Bein sogar staerker war, woraufhin mir der Arzt dann schon relativ frueh die Freigabe zum kompletten Sportprogramm gab (nach 5 Monaten). Bin nun schon fleißig joggen, auf Rasen sowie Straße, merk das Knie kaum. Aber keiner kennt dein Knie besser als du selbst.

Antworten

grasnarbe 26. März 2013 um 16:14

erstmal gute besserung an alle kreuzbandgeplagten!

man hat festgestellt, dass „superslow“ keine vorteile gegenüber konventionellem training hat. denn die „time under tension“ reicht bei mittlerer wdh-zahl vollkommen aus, um einen reiz zu setzen; ebenso zur energiespeicherleerung. das gute bei superslow ist sicherlich die absolut kontrollierte ausführung, besonders in der exzentrischen (nachgebenden) phase. das sollte man auch beachten, wenn man die konzentrische phase schneller ausführt.

mittlerweile trainieren bodybuilder (athleten verschiedenster sportarten sowieso seit jeher) mit einer schnellen konzentrischen bewegung, weil diese besonders die fast twitch-fasern anspricht, die ein grösseres wachstumspotential haben.

zur reha ist sicherheit natürlich vorrangig. nur sollten im späteren verlauf eines krafttrainings auch schnelle konzentrische bewegungen dabei sein, gerade wenn sie auf fussballspielen vorbereiten sollen!

Antworten

RM 26. März 2013 um 16:19

Richtig, aber hier geht es ja auch einzig um jene Phase, wo man kein konventionelles Training machen kann, aber die Eigenarten der Superslow-Methode eben speziell greifen. Sobald die Phase um ist (und das entscheidet letztlich der Physio, wann man z.B. laufen oder normal trainieren darf), sollte man sich langsam an diese „schnelle konzentrische Bewegung“ herantasten.

Wobei unterschiedliche Muskeln unterschiedlich stark auf unterschiedliche Ausführungsdauer reagieren, habe dazu mal irgendwo ein Buch gehabt…

Antworten

SAMsg 26. März 2013 um 13:59

Interessanter Artikel! Wie so viele, die sich hier melden, habe ich in dieser Thematik auch meine Erfahrungen sammeln dürfen: 3 Kreuzband-Operationen in 10 Jahren. 🙂

Was im Artikel für meine Wahrnehmung etwas aussen vor gelassen wird, ist die „Wiederherstellung der Beweglichkeit“. Im Gegensatz zu meiner ersten Kreuzband-OP wurde bei den letzten beiden grosser Wert auf „möglichst schnelles Wiederherstellen der Beweglichkeit“ gelegt. So wurde das Knie in „betäubtem Stadium“ bereits mit der Maschine auf 20-30 Grad bewegt – die Maschine blieb praktisch rund um die Uhr eingeschaltet.

Mein Arzt hat auch grossen Wert auf intensive Physiotherapie mit grossem Zeitaufwand gelegt. In einer ersten Phase war die Therapie aufgrund von Schwellungen noch nicht wirklich intensiv. Dies änderte sich nachher schnell – mti 3x wöchentlich 2 Stunden musste/durfte ich sehr viel Zeit aufwänden. Der Fokus lag dabei erst auf Muskelaufbau und Koordination. Nach 3 Monaten wurde eine Einheit komplett ins Fitnesscenter „verschoben“. In der Therapie wurde weiterhin intensiv (auch konditionell anspruchsvoll) mit zahlreichen koordinativen Elementen gearbeitet (Luft-Kissen, Laufschule, Sprünge, Slack-Line).

3 und 5 Monate nach der Operation wurde eine Messung der Kraft/Schnellkraft durchgeführt. Es war interessant zu sehen, wie schnell sich intensives Training auswirkt.

Natürlich ist es irgendwie übertrieben, wenn ein „Nicht (mehr) Sportler“ ein solches Programm verordnet bekommt :). Nur versucht der Arzt mit diesem Vorgehen, dass jeder – ob Büro-Gummi oder Handwerker – in mindestens 6 Monaten keinerlei körperliche Beschwerden mehr hat.

Antworten

RM 26. März 2013 um 15:37

Das ist ja verrückt. Also ich habe bereits jetzt volle Beweglichkeit – nach 18 Tagen.

Antworten

SAMsg 27. März 2013 um 10:06

In der Streckung hatte ich diese auch sehr schnell. Die Biegung machte da mehr Probleme – und ist mehr ganz so, wie es „zuvor war“.

Antworten

PS 26. März 2013 um 13:56

Faszinierender Artikel – und inhaltlich gut zu lesen sowie zu verstehen. Ist ja bei solchen Themen nicht immer so einfach ohne Fachvokabular.
Daher ein dickes DANKE dafür!

Zum Thema: Kreuzbandverletzungen passieren normalerweise bei unüblichen Bewegungen (na gut, bei Verletzungen ist das immer so) und die lange Regenerationszeit liegt eher an der Komplexivität des Knies denn an der Schwere der Verletzung, oder? Entsprechend müsste dann ja eine Einschränkung bei einigen Bewegungen vorhanden sein, die nicht anderweitig kompensierbar sind. Diese müsste man zusätzlich trainieren; aber wäre ein Training der Beine zusammen dann nicht sinnvoller, damit nicht eines deutlich stärker wird bzw. eine Fehlhaltung durch Überbelastung entsteht?

Kann man dann durch eine verstärkte Muskulatur das Verletzungsrisiko senken, da der Bewegungsapparat stabiler ist?

Zumindest bei leichteren Verletzungen kenne ich das.

Off topic: Dir noch gute Besserung!

Antworten

RM 26. März 2013 um 15:38

„Kann man dann durch eine verstärkte Muskulatur das Verletzungsrisiko senken, da der Bewegungsapparat stabiler ist?“ – Ja, genau darum geht es. Aber man sollte sehr sehr viele Stabilisationsübungen machen, um die intramuskuläre Koordination zu trainieren, die fast ebenso wichtig ist.

Antworten

Fabian 26. März 2013 um 13:39

Heyo Leidensgefährte. Meine Plastik des VKB ist schon 5 Jahre her mittlerweile und meine aktive Fußballerkarriere berufsbedingt etwas verflacht. Ich wünschte ich hätte deinen Artikel damals schon zur Verfügung gehabt.
Mir hat man damals ein tolles kleines Gerät gegeben, mit dem man die Muskulatur über aufgeklebte Elektroden stimuliert hat. War echt witzig, aber ob es viel gebracht hat kann ich nicht sagen. Man konnte vor allem schon nach ein paar Tagen sehen, welch ein enormer Unterschied zum gesunden Bein bestand (krass wie sich da die Muskelberge herausgehoben haben, wenn man die Elektroden angebracht hat). Man konnte auch bei mir noch nach 2 Jahren einen Unterschied im Muskelumfang messen, wobei es mich leistungsmäßig gefühlt aber nicht eingeschränkt hat, da war die Herstellung der vollen Beweglichkeit wichtiger.
Ich wünsche dir gute Besserung!

Antworten

AK 26. März 2013 um 12:54

Schöner, interessanter Artikel!
Schade dass es den damals bei meinem Kreuzbandriss noch nicht gab.

Ich habe mir vor 3,5 Jahren im Alter von 17 Jahren das vordere Kreuzband gerissen und den Innenmeniskus angerissen.
Das Kreuzband wurde durch die Semitendinosussehne ersetzt und der Meniskus konnte genäht werden, wodurch ich allerdings 10 Wochen auf Krücken angewiesen war. In dieser Zeit war an Muskelaufbau als solches noch nicht zu denken; möglich war nur Physiotherapie mit Lymphdrainage, Elektrotherapie, Ultraschall und Bewegungstherapie.
Nach diesen 10 Wochen waren dann auch Fahrradfahren auf dem Hometrainer und leichte Kniebeugen möglich. Außerdem ging ich regelmäßig ins Fitnessstudio um die Muskeln wieder aufzubauen.
Was ich sehr hilfreich fand waren leichte Ausfallschrittkniebeugen auf einem Balancekreisel.
Erst nach ca. 4 Monaten konnte ich (auch aufgrund Eis und Schnee) wieder anfangen draußen zu Joggen. Zum Training der Stabilisierungsmuskulatur bin ich beispielsweiße barfuß auf Wiesen gejoggt oder habe Übungen auf dem Trampolin gemacht.

Nach ca. 7/8 Monaten war die Sicherheit wieder da, normalen Sport wie Tennis oder Leichtathletik zu treiben und nach der Sommerpause, 9 Monate nach der OP stand ich erst zum ersten Mal wieder bei einem Fussballspiel auf dem Platz.
An sich bin ich eigentlich zufrieden mit dem Heilungsprozess, aber mit etwas mehr Wissen aus dem Bereich Bodybuilding/Muskelaufbau (bspw. auch HIT) wäre bestimmt mehr drin gewesen. Kreuzband und Meniskus sind sehr stabil und machen überhaupt keine Probleme mehr.

Doch die Oberschenkelrückseite macht mir immer wieder zu schaffen. Dort wo ein Teil der Semitendinosussehne entnommen wurde ist immer noch eine große Lücke und unterm Ultraschall ist eine große Muskelnarbe zu erkennen/ertasten, die auch durch spätere Massagen und gezieltes Muskeltraining nicht wegzubekommen ist.

Dies macht sich auch im Fussball bemerkbar:
Immer wieder spüre ich nach sehr anstrengenden Spielen für etwa 4-5 Tage ein Schmerzhaftes Ziehen ähnlich einer Zerrung an der Oberschenkelrückseite.
Im Schnitt bestimmt alle 1,5 Monate.
Hat hier jemand ähnliche Probleme bzw. könnt ihr mir dazu evtl. Tipps geben um dieses Problem zu lösen?

Ein weiterer negativer Aspekt ist meine Fussballerische Leistung.
Während ich vor der OP als defensivstarker aber auch passsicherer Secher gespielt habe komme ich heute (berechtigterweise) fast nur noch in der Innenverteidigung oder auf der Außenbahn zum Einsatz. Sowohl Passsicherheit/-genauigkeit, Pressingresistenz als auch Dribbling und dadurch auch Selbstvertrauen am Ball haben sich im Gegensatz zur Defensivleistung durch die lange Pause spürbar verschlechtert und ich bin auch heute noch nicht auf dem Level von vor der OP.

Was ich auf jeden Fall jedem der vor einer Kreuzband-OP steht raten würde, ist sich einen kompetenten Sportarzt zu suchen der im Gegensatz zu einem „normalen“ Krankenhauschirurg auf jeden Fall auch die Regeneration an Sportler anpasst und hier nicht zu konservativ vorgeht.
Ansonsten hilft nur die Selbstmotivation mit dem Ziel wieder auf dem Platz stehen zu wollen.

Antworten

Fabian 26. März 2013 um 13:54

Interessanter Beitrag. Ich habe (bzw. hatte während meiner aktiven Karriere) nach meiner OP auch regelmäßig nach Belastungen leichte Probleme bekommen. Allerdings wurde bei mir noch die Patellasehne zur Plastik genommen, und die Probleme die folgten lassen sich wohl größtenteils als Patellaspitzensyndrom beschreiben. Es bleibt definitiv ein Narbengewebe zurück und es kann dadurch bei Belastung immer schneller zu Reizungen kommen als bei gesunden Sehnen/Muskeln. Voltaren und Kühlen bekamen das bei mir aber schnell in den Griff.

Fußballerisch war ich merkwürdigerweise nach der OP besser als vorher. Einerseits war ich durch das spezifische Krafttraining fitter und stabiler, andererseits habe ich schon früh als Co-(Spieler)Trainer im Verein wieder angefangen und (dummerweise?) schon nach etwa 3 Monaten bei Trainingseinheiten ohne Gegner bzw. zur Technik mitgemacht. Durch den Blick auf die Spiele von außen habe ich wohl ein besseres taktisches Verständnis bekommen und durch das konzentriertere Techniktraining mich auch im Passspiel verbessert. Ob so ein früher Einstieg allerdings zu empfehlen ist, wage ich zu bezweifeln. Zurückblickend glaube ich, dass ich ganz schön Glück hatte mir nicht wieder war zu reißen…

Antworten

AK 26. März 2013 um 14:46

Voltaren gehört bei meiner Fußballtasche auch zum Inventar 😉
Aber das hilft auch außer Schmerzlinderung auch nicht viel.
Teilweise habe ich für wichtige Spiele auch zu Schmerzmitteln gegriffen, wodurch ich dann während dem Spiel keine Probleme hatte; deshalb denke ich auch dass es eher Entzündungen sind und keine Muskelverletzungen (Zerrungen). Aber nach dem Spiel war es dann umso schlimmer und ich bin auch sonst nicht so begeistert von Sport unter Einwirkung solcher Mittel.

An ein so frühes Einsteigen ins Training war bei mir auf keinen Fall zu denken. Durch die Meniskusnaht und die 10 Wochen Krücken war die Muskulatur fast komplett verschwunden und ich hatte noch lange ein ungutes Gefühl bzw. leichte Schmerzen bei unkontrollierten Bewegungen und hätte mein verletztes Bein weder als Stand- noch als Schussbein benutzen können/wollen.
Solange ich gesund bin, sind Fitness, Schnelligkeit und Dynamik echt super.
Auch in Sachen Taktik/Stellungsspiel bin ich eher besser geworden. (was auch an dieser hervorragenden Seiten liegen mag 😀 )
Nur die Ballbehandlung geht mir ab, wobei ich diesen Bereich auch aufgrund Beruf/Studium nicht so intensiv trainieren kann wie die anderen.

Antworten

tobi 26. März 2013 um 17:51

Genau diese Probleme treten bei mir auch oft im Oberschenkelbereich auf.
Operiert wurde ich vor knapp 4 Jahren auch mit dem Semitendinosus-Ersatz.
Das „Loch“ ist deutlich sichtbar, aber erst wenn man einmal richtig mit der Hand fühlt merkt man wie viel dort Muskulatur fehlt.

Es wundert mich daher wenig das die verbleibende Muskulatur Schwierigkeiten mit der Kompensation bekommt.
Ich trage jetzt immer eine Radlerhose um den Oberschenkel warm zu halten und ab und zu auch mal Voltaren.
So richtig toll ist das allerdings auch nicht. Man hat ja das „gesunde“ Bein als Referenz.

Das Knie an sich ist wieder Top, aber aus meiner Sicht ist die Entnahme der Semitendinosussehne ein riesengroßer Eingriff in den Oberschenkel.

Antworten

TaunusT 26. März 2013 um 12:52

Sehr interessanter Artikel, vielen Dank dafür!

Ich möchte an dieser Stelle mal kurz meine Verletzungshistorie darstellen, um auch die (im wahrsten Sinne des Wortes) Konservativen mal zu Wort kommen zu lassen:

Im Dezember 2004 habe ich mir beim Kicken in der Soccerhalle eine sehr kuriose Verletzung geholt: Ich habe mir das vordere Kreuzband und das Syndesmoseband in der gleichen Situation (!!!) gerissen. Ein Gegenspieler kam zu spät, ich knickte mit dem Fuß um und verdrehte mir dabei das Knie. Nix böses, ist einfach blöd gelaufen. Der Arzt, der mich untersuchte und sich die MRT-Bilder ansah, war auch sehr verdutzt: „Sie haben es geschafft zwei der hartnäckigsten und schlimmsten Sportverletzungen gleichzeitig zu bekommen.“

Nun ja, zunächst war ich geschockt. Knie und Fuß mussten erstmal abschwellen, an eine OP war zunächst nicht zu denken. Zudem standen im Januar Klausuren an der Uni an, so dass ich die OP auf den Februar verschieben wollte. Aus Februar wurde dann März, aus März April. Während dieser Zeit habe ich aber gemerkt, dass es auch so langsam besser wurde. Ich habe dann, nach Absprache mit meinem Hausarzt, wieder vorsichtig mit dem laufen angefangen.

Parallel dazu habe ich drei Monate Physiotherapie, also klassische konservative Behandlung, und intensiven Muskelaufbau betrieben. Wohlgemerkt für beide Verletzungen. Das erste Mal gegen den Ball getreten habe ich dann wieder im Sommer 2005. Bilanz seitdem: Der Fuß ist wieder perfekt im Schuss, null Probleme, 100% belastbar. Dem Knie würde ich je nach Sportart zwischen 90 und 99% geben. Skifahren kann ich wie früher, auch beim Badminton macht es keine Probleme. Lediglich bei Kontaktsportarten muss ich aufpassen, denn wenn, wie es beim Fusball oft passiert, eine Attacke kommt, die ich nicht sehe und bei der ich die Muskeln nicht angespannt habe, dann wird es kritisch. Da ich aber sowieso immer nur ein A- oder B-Liga Kicker war, habe ich mit dem „richtigen“ Spielen aufgehört und kicke seitdem nur noch in meiner Thekenmannschaft.

Ich fahre seitdem im Sommerhalbjahr sehr viel Mountainbike und gehe ganzjährig joggen. Das hält meine Muskulatur absolut fit, so dass ich beispielsweise vor drei Woche bei +10 Grad und sehr schwerem Schnee problemlos Skifahren konnte. Ich habe mal einen befreundeten Physiotherapeuten, den ich erst lange nach der Verletzung kennengelernt habe, einige Tests mit meinen Knien machen lassen: Er konnte nicht feststellen, welches das verletzte ist. Daran kann man ja schon sehen welche Mögichkeiten es so gibt…

Zusammenfassung: Wer damit leben kann, dass er nicht mehr 100% geben kann, der sollte zumindest zeitweise mal eine konservative Therapie in Erwägung ziehen. Grade bei der Sydesmose-Verletzung kann ich sagen dass ich alles richtig gemacht habe, denn ich merke keinen Unterschied zu früher. Beim Knie ist es sicher etwas schwieriger. Hier muss jeder sehen was er machen will. Das wettbewerbsmäßige Kicken ging mir eh auf den Keks, mit Laufen und Mountainbiken (und anschließendem Fussball gucken und Bierchen) 🙂 fühle ich mich sowieso viel wohler. Von daher kam eine konservative Therapie für mich in Frage. Will man weiter „richtig“ Fussball spielen, dann kommt man an einer OP sicher nicht vorbei.

Hintergrund war, dass etliche meiner Kumpels auch einen Kreuzbandriss hatten, operiert wurden und dann ein oder zwei Jahre später wieder auf dem Tisch lagen. Hinzu kommt, dass es nach wir vor keine Langzeitstudien zum Thema Kreuzbandplastik und Arthrose gibt. Da es diese Methode noch nicht so lange gibt, kann mir einfach keiner sagen ob ich nicht trotz OP ein erhöhtes Arthrose-Risiko habe. Die Ärzte betonen natürlich, dass eine OP dieses Risko minimiere, aber ich habe mittlerweile beruflich im Gesundheitswesen zu tun, daher kann ich sagen: Auch Ärzte wollen erstmal ihr „Produkt“ verkaufen. Natürlich sehe ich mittlerweile trotdem den Sinn einer OP, denn ich werde nächstes Jahr 30 und mir fehlt so langsam die Zeit, um meine Muskulatur so fit zu halten wie mit Anfang 20. Wenn dann noch Kids kommen,dann wird es noch enger…
Von daher werde ich mich demnächst mal mit diesem Thema beschäftigen.

Trptzdem wollte ich euch mal meine Erfahrungen zu diesem Thema schildern. Wenn ihr Fragen habt, fragt gerne…

Antworten

argifutbol 26. März 2013 um 12:30

Kenne ich gut die Situation. Wurde im Januar operiert (vKB und Außenmeniskus), übrigens das zweite Mal innerhalb gut zwei Jahren, gerecht auf beide Knie verteilt. Was man bei dem ganzen Aufbauprozess auch oftmals vernachlässigt ist der richtige Gang. Oftmals gewöhnt man sich ein Humpeln an, von dem man gar nicht mehr so leicht wegkommt. Das ist dann richtig schlecht für Hüfte und Leiste. Eine weitere Herusforderung ist das Zurückgewinnen an Vertrauen zum Knie. Ich denke, dass war bei mir auch der Grund des zweiten Risses. Man sollte sich auf jeden Fall viel Zeit für die Rehabilation, Stärkung und Koordination beider Knie lassen und erst wieder kicken, wenn man sich wieder richtug gut und sicher fühlt. Ansonsten, toller Text!!

Antworten

blub 26. März 2013 um 12:11

Jetzt da du Kreuzband hast kannst du ja endlich wieder Anfagen ein paar Artikel zu schreiben.
Und das es keine Spiele gibt ist keine Ausrede! 😉

Antworten

RM 26. März 2013 um 12:28

„Endlich wieder anfangen?“ Bin ja die #1 bei unseren Artikeln (quantitativ). Da muss man sich auch mal zurücknehmen und die anderen aufholen lassen.

Antworten

blub 26. März 2013 um 12:48

Ich brauche dringend ne Signatur ala „Kann spuren von Ironie enthalten.“

Ich weis das du die Artikelliste souveräner anführst als Bayern die BuLi. Eines von beiden bedauere ich zutiefst.

Gehört der Security code jetzt eigentlich wieder zum standard oder liegt das an meiner Ghosteryeinstellung?

Antworten

TE 26. März 2013 um 20:04

Ist wieder Standard. Wir haben es einige Zeit lang ohne versucht. Mittlerweile hatten wir aber rund 500 Spam-Kommentare pro Tag. Dieses Captcha sollte allerdings ohne Probleme funktionieren.

Antworten

FS10 26. März 2013 um 11:39

sehr guter artikel! ich selber habe mir vor 1 1/2 jahren das hintere kreuzband angerissen (wurde allerdings nicht operiert) und bin leider immer noch nicht komplett fit. immer wieder merke ich das knie noch, allerdings nicht in den spielen, sondern eher im alltag (auf nem stuhl sitzen, im bett liegen). liegt das vielleicht daran, dass ich seit gut einem halben jahr nichts mehr für die muskeln/das knie mache? oder sollte ich vielleicht doch nochmal zum arzt gehen?

Antworten

RM 26. März 2013 um 12:05

Ich bin kein Experte – darum würde ich auf jeden Fall zu einem Arztbesuch raten. Zusätzlich würde ich mir genau überlegen, wann es wehtut, bei welchen Bewegungen, wo und wie genau, etc.
Es kann gut sein, dass es deswegen ist. Ich hatte es zuerst konservativ probiert – solange ich täglich Physio gemacht habe und mein Muskel nicht ermüdet war, konnte ich sogar sprinten, Fußball spielen und mein Knie „rotieren“. Es „riss“ nochmal, als ein Vorbereitungsspiel fast vorbei war; war wohl die Ermüdung.

Antworten

Hinterlasse eine Antwort

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

*