Real Madrid – FC Barcelona 1:1

Der Clásico ist das Derby der vergangenen Jahre gewesen. Kritiker meinten aber unlängst, dass das Tempo und die Intensität aus den letzten Partien verschwunden seien. Zu viele Aufeinandertreffen hatten für eine Normalisierung dieses speziellen Spiels gesorgt. Doch das Spiel vergangene Woche in der Copa del Rey macht nach wie vor Lust auf mehr. Wir blicken darauf, wie diese hochklassige und spannende Partie zustande kam.

Real – Pressing statt Bunker

Grundformationen zu Beginn

Grundformationen zu Beginn

José Mourinho machte das extrem tiefe Stehen salonfähig. Mit seiner Niederlage im Nou Camp 2010 sicherte er sich das Weiterkommen und es schien, als ob sich ein paar Mannschaften diese Spielweise zum Vorbild nahmen. In den letzten Clásicos gab es diese Spielweise aber nicht zu sehen. Stattdessen traute sich Real heraus, presste hoch und aggressiv, wodurch sie Barcelona einige Male vor große Probleme stellen konnten.

Auch in dieser Partie wurde dies praktiziert. Real begann in einem 4-2-3-1-Pressing. Dabei orientierte sich Mesut Özil als nominelle Zehn immer wieder variabel an Sergio Busquets, neben Mittelstürmer Karim Benzema oder gar als einziger Mittelstürmer. Mourinho hatte nämlich Busquets als wichtigsten Ballzirkulator in der katalanischen Passmaschinerie ausgemacht.

Mit dem 4-2-3-1 konnte man sich immer wieder an ihm orientieren und einen der beiden Innenverteidiger pressen. Dabei bleibt zwar immer ein Innenverteidiger frei, aber im Endeffekt stellt dies kein großes Problem dar. Presst man beide Innenverteidiger, entsteht nämlich durch den abkippenden Busquets und den mitspielenden Torhüter ohnehin eine Raute, die den Ball halten kann. In dieser Partie hätte man diese Spielweise wegen dem spielschwächeren José Pinto im Tor Barcelonas eventuell besser umsetzen können, ein Risiko wäre es dennoch gewesen.

Hier orientiert sich ein Real-Spieler an Busquets...

Hier orientiert sich ein Real-Spieler an Busquets…

... und hier der andere.

… und hier der andere, als der vorherige draufgeht.

Ein noch aggressiveres Pressing – also inkl. Pressing auf den Torhüter – öffnet nämlich woanders freie Räume und führt zu noch mehr physischer wie psychischer Erschöpfung durch längere, oft ineffektive Sprintwege. Dank der Öffnens einer höheren Positionierung der gegnerischen Innenverteidiger und dem damit verbundenen Fokus auf einen geringeren Raum zwischen ihnen und der Mittellinie konnte das Angriffspressing besser gespielt werden. Die Real-Mannschaft war kompakter und konnte attackieren, ohne große Lücken zu öffnen.

Dies war enorm wichtig, weil sich mit Andrés Iniesta als einrückendem Flügelspieler sowie Cesc Fabregas und Lionel Messi als wechselnder Unterstützung zu viele kreative und pressingresistente Spieler im Zwischenlinienraum aufhielten. Mit dem Öffnen eines Innenverteidigers und der Beachtung von Busquets‘ spezieller Rolle konnte in gewisser Art und Weise dieses Problem durch hohe Kompaktheit eingedämmt werden.

Khedira bleibt halbrechts, er hat zwei Referenzpunkte, während Xabi Alonso sich situativ manndeckend an Pedro(!) orientiert und den Ball erobert

Khedira bleibt halbrechts, er hat zwei Referenzpunkte, während Xabi Alonso sich situativ manndeckend an Pedro(!) orientiert und den Ball erobert

Barcelonas Anpassungen

Wie schon oft erwähnt, besitzt Barcelona einerseits den Trainer, andererseits auch die Spieler dazu, sich auf gegnerische Maßnahmen innerhalb des Spiels irrsinnig schnell anzupassen. So ließ sich ab der fünften Minute Xavi Hernandez öfters zurückfallen und Sergio Busquets schob sich auf die Seite. Er ging vom Ball weg und bewegte sich gezielt so, um Räume zu öffnen. Wenn dies nicht funktionierte, dann bewegte sich sogar Xavi raumöffnend und man öffnete Räume für Iniesta und Fabregas.

Fabregas geht zurück, Xavi und Busquets öffneten den Raum, Iniesta infiltriert den Zwischenraum - Anpassungen in der gruppentaktischen Bewegung

Fabregas geht zurück, Xavi und Busquets öffneten den Raum, Iniesta infiltriert den Zwischenraum – Anpassungen in der gruppentaktischen Bewegung

Diese Zwei kamen öfters zurück und ließen den strategisch wichtigen Zwischenlinienraum numerisch schwächer besetzt, um zuerst für Raumgewinn zu sorgen. Jedoch war diese Spielweise relativ vorhersehbar, wenn man die Spielphilosophie und Spielertypen der Katalanen kennt. Darum konterte Real und sorgte für eine längere Anpassungsphase Barcelona.

Beispielsweise gab es situative Manndeckungen, so verfolgte in einer Szene Mickael Essien seinen nominellen Gegenspieler Andrés Iniesta weit in die gegnerische Hälfte. Beeindruckend dabei war die Kommunikation beim Übergeben an einen Mitspieler oder dem Überlassen in den Raum. Einige Male rückte zum Beispiel Jordi Alba früher als üblich auf, woraufhin Essien auf seiner Position blieb. Dort orientierte er sich an Alba, während Callejon einrückte und den Raum um Iniesta komprimierte.

Mit dieser Spielweise konnte sich Real überraschend lang in der gegnerischen Spielhälfte anpassen. Die Probleme bezüglich der Abnahme der Pressingintensität kamen eigentlich nach dem Gegentreffer.

Mentale und körperliche Folgen des Rückstands

Nach der couragierten und aggressiven Leistung der ersten Hälfte wurde Real nach einem Ballverlust durch Lionel Messis Gegenpressing bestraft. Der 0:1-Rückstand kam in eine Phase, als Real weiter aggressiv zu pressen und das Tempo hoch zu halten schien. Allerdings war es keineswegs so, dass Real das Pressing und die grundlegende hohe Formation später einstellte.

Sie versuchten weiterhin hoch zu pressen, doch es gab mehrere Probleme, welche dafür sorgten, dass es nicht so stark wie in der ersten Hälfte war:

  • Weniger Aggressivität und Dynamik, wodurch Barcelona stabiler in der Passsicherheit wurde.
  • Der Rückstand sorgte dafür, dass Barcelona ruhiger an die Sache gehen konnte.
  • Das normale Pressing als solches war gut strukturiert, aber das Gegenpressing (welches sehr von der Mentalität abhängt)wurde schwächer.
    • Das bedeutete wiederum, dass Barcelona sich nach Ballgewinnen herauskombinieren konnte und Real sich im üblichen Pressing neu formieren und tiefer stellen musste.
    • Damit wurde dann das Spiel sukzessive in die gegnerische Hälfte verlagert, wodurch Barcelona wiederum wegen geringerer Distanzen besser im Gegenpressing und offensivstärker wurde.
    • Die Dynamik im defensiven Umschaltspiel – auch stark von der Mentalität abhängig – wurde geringer, ein paar Mal konnten dadurch die freien Räume von Barcelona bespielt werden. Siehe die Großchance von Pedro.

Sonst noch?

Um genau zu sein: es gab sogar zwei interessante taktische Maßnahmen von José Mourinho. Punkt eins betraf die Formation. Mit der Einwechslung von Luka Modric veränderte sich das Pressing zu einem 4-5-1 mit zwei Achtern, die situativ einrückten und eng hereinschiebenden Flügelstürmern. Damit wollte man den offensiveren Dani Alves und Alba weniger Raum gewähren. Bereits zuvor war nach Überspielen des hohen Pressings die Mannschaft in ein 4-5-1 verfallen, nun wurde es schon im Pressing praktiziert. Ob sich Mourinho etwas von Jürgen Klopp und Zeljko Buvac abgeschaut hat?

Ein gutes Beispiel für die Kommunikation und das 4-5-1 in der Tiefe: Iniesta rückt ein, das Real-Mittelfeld auch. Essien bliebt breit und orientiert sich an Alba. Jetzt geht Iniesta in das Loch und Essien wird darauf aufmerksam gemacht, er rückt nun ein.

Ein gutes Beispiel für die Kommunikation und das 4-5-1: Iniesta rückt ein, das Real-Mittelfeld auch. Essien bliebt breit und orientiert sich an Alba. Jetzt geht Iniesta in das Loch und Essien wird darauf aufmerksam gemacht, er rückt nun ein.

An sich war das 4-5-1 eine stabilisierende Maßnahme. Man wollte mit der Fünferkette das Pressing breiter machen und der Erschöpfung durch mehr Stabilität entgegenwirken. Gleichzeitig gab es mit Xabi Alonso und Luka Modric auf den Halbpositionen sowie Cristiano Ronaldo und Mesut Özil auf den Seiten eine herausragende Spielerbesetzung für Konter und Schnellangriffe, die auch defensiv einigermaßen stabil war.

4-5-1 mit Cristiano auf rechts und auf Alves pressend

4-5-1 mit Cristiano auf rechts und auf Alves pressend

Cristiano Ronaldo wurde sogar sein Zocken und seine Freirolle teilweise erlaubt. Einige Male spielte man dann einfach im 4-4-2, wo Xabi Alonso auf den linken Flügel herausging. Manchmal kam dann Cristiano zurück auf seine Position oder gliederte sich zentral in die Fünferkette ein.

Mal was Neues: Cristiano als zentraler Sechser

Mal was Neues: Cristiano als zentraler Sechser; auffällig auch die situative Manndeckung Arbeloas

Das zweite taktische Mittel betraf die Individualtaktik. Mourinho nutzte etwas, was ich instinktiv als Umlaufen bezeichnen würde. Dabei wurde der Innenverteidiger – aus kontextuellen Gründen insbesondere nach der Führung natürlich – nicht gepresst, sondern umlaufen. Man setzte ihn nur indirekt unter Druck durch Raumkompression und versperrte primär den Pass zurück. So konnte man sich ebenfalls die langen unnötigen Wege zum Torhüter sparen.

Fazit

Ein intensives Spiel mit vielen Fouls von Real und vielen guten Ideen. Defensiv standen sie relativ solide, ließen aber mit mehr Spielzeit auch mehr Chancen zu. Außerdem zeigte sich Vilanovas Fehlen, denn die Anpassungszeit dauerte länger als üblich und wurde teilweise nie überwunden.

Die situativen Manndeckungen, das Beachten von Busquets‘ Wichtigkeit und die Kompaktheit sowie sehr viel Kommunikation zwischen den Realspielern zeigten Wirkung. Dennoch war das Unentschieden gerecht und in der zweiten Hälfte hätte Barcelona das Spiel wohl sogar zu ihren Gunsten entscheiden können.

Zum Spieler des Spiels könnte man trotzdem einen Real-Spieler küren. Raphael Varane zeigte unter schwierigen Umständen eine starke Leistung. Er musste sich wie Ricardo Carvalho in situative Manndeckungen einbringen, was Schwierigkeiten beim Übergeben zufolge haben kann. Trotz seiner Jugend schaffte er das auf hohem Niveau und sicherte einige Male als schnellerer der beiden für Altstar Carvalho ab, wenn der auf Messi herausrückte.

Danke an laola1.tv für das Bildmaterial!

Bernhard 6. Februar 2013 um 17:30

Wie laufen grundsätzlich eure Analysen ab? Schaut ihr die Matches zweimal,oder nur einmal ohne Ton und schreibt ihr immer mit? Wie schaut hier eure Taktik aus?

Antworten

RP 6. Februar 2013 um 14:55

Ich finde es genial, dass ihr immer öfter Bilder von bestimmten Spielsituationen einfügt, so kann man sich das ganze viel besser vorstellen. Wie ein anderer Kommentar schon sagt, wäre es der absolute Höhepunkt wenn ihr ab und an eine Videoanalyse machen würdet.

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pate33 6. Februar 2013 um 16:09

Hier der Link zu Iniesta + Messi. Die Quelle ist marca.com – es hat aber gestern auch sinngemäß in anderen Fußball Internet Portalen gestanden.
http://www.marca.com/2013/02/04/en/football/barcelona/1359994155.html

Mit Videoanalysen kann ich leider zur Zeit nicht dienen- behalte Deine Vorstellung aber einmal im Auge.

Ist schon mal jemandem aufgefallen wie das Internetportal von
http://www.fussballeuropa.com/
strukturiert ist?
1. La Liga Spanien
2. PL England – mit Arsenal ganz oben und ohne Liverpool
3. BL – ohne Leverkusen
4. Serie A Italien- ohne Neapel ( Cavani )
5. Ligue 1 Frankreich
6. Süper Ligue Türkei

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Brasco 6. Februar 2013 um 11:19

Gibt es taktische Gründe dafür, dass Messi so blass blieb? Oder hat er einfach einen schlechten Tag erwischt?

Ich habe noch nie ein so schlechtes Spiel von ihm gesehen…

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pate33 6. Februar 2013 um 14:03

Ja gibt es. Iniesta hat mit angezogener Handbremse gespielt. Zwei Tage später fand sich folgende Aussage von Iniesta in den Medien:
„Barca ist besser mit Messi und Messi ist stärker mit Barca“. Es ging vor allem um die aktuelle Vertragsverlängerung Messis. Und Iniesta hat hier klar gemacht dass bei einem möglichen Wechsel Messis kein Iniesta zur Hand ist.
Ohne die Voarbeit von Xavi und Iniesta ist Messi nur die Hälfte wert. Es gab regelrechte „Jagdszenen“ auf Messi und Özil auf der anderen Seite. Wir kennen das Doppeln aber hier standen mehrfach gleich 3 oder 4 gegen Einen und haben ihn unter Druck gesetzt. Man hat Messi schlicht und einfach Alleingelassen- keine weitere Anspielstation vorne.

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Morris 5. Februar 2013 um 22:41

„Außerdem zeigte sich Vilanovas Fehlen, denn die Anpassungszeit dauerte länger als üblich und wurde teilweise nie überwunden.“ – Mich würde interessieren ob die „schwächeren“ Resultate Barcelonas in letzter Zeit auch auf das Fehlen Vilanovas zurückzuführen sind ? Also genauer genommen, ist Vilanova Jordi Roura taktisch überlegen oder gibt es eurer Meinung nach andere Gründe (z.B. Erschöpfung bzw Müdigkeit) dafür, dass Barca jetzt schon ein paar mal Punkte liegen lies bzw. im Copa del Rey „nur“ unentschieden spielte ?

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pate33 6. Februar 2013 um 14:14

Korrekt, die Anpassungsphase hat erstaunlich lange gedauert. Zumal man ja auch weis dass Mourinho häufig in den ersten 15 Minuten zeigen will wer Herr im Hause ist.

Wenn sich das Gehirn nicht weiter entwickelt wie funktioniert dann der Körper Doc Morris? Genau, er greift auf bekannte Automatismen zurück. Stillstand ist ein anderes Wort dafür.

Um es kurz zu machen: Barca und Real sind dieses Jahr einfacher zu knacken.
Wir wollen hierbei nicht vergessen dass Beide in der Saison 2011 / 2012 im CL Halbfinale rausgeflogen sind nachdem sie wenige Tage zuvor einen rassigen Classico um die Entscheidung in der Meisterschaft ausgefochten haben.

Natürlich macht es sich bemerkbar wenn ein Perfektionist wie „Guard“ oder sein Assist Tito Villanova nicht mehr vor Ort präsent sind.

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IV 5. Februar 2013 um 22:19

Ich bin ein wenig überrascht. Mir ist eine komplett „neue“ Strategie von Real Madrid aufgefallen. In der 2 Halbzeit wo man den Ausgleich unbedingt erzielen wollte schien es so, dass Real bewusst mit extrem viel Raum zwischen den Linien gespielt hat. Die erste Pressingwelle war extrem hoch aber die 2 Welle(Innenverteidung, Alonso) tief. Außerdem schien es so als ob die Außenspieler manchmal manngedeckt wurden. Es schien so als ob Mourinho bewusst auf ein risikoreiches, offenes Spiel ab der 70min setzte. Man hatt gemerkt wie Barcelona leicht zu Kontern gekommen ist (Pedro). Extrem riskant aber dadurch konnte Barcelona ihr langsames, unendliches Ballbesitzspiel in der eigenen Hälfte nicht durchsetzen und musste (!!!) schnell kontern, indem sie ja nicht wirklich sehr gut sind da ein extrem riesiger Raum vor ihnen war und durch Reals Rückwertspressing mit 3,4 Mann. Dies ergab mehr Ballbesitz für Real durch die erfolglosen Konter Barcelonas und ein noch schnelleres Umschaltspiel da durch erste Angriffslinie Reals sich immer 3,4 Spieler in Barcas Hälfte aufhielten und die dadurch einfach mit präzisen Bällen aus der Verteidung bespielt werden konnten. Dadurch wurde das Spiel segr schnell aber auch riskant, welches sich am Ende aber auch auszahlte.

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amani 5. Februar 2013 um 20:18

Vielen Dank für Eure Analyse des „Classico“ der wahrlich ein Klassiker war da Mou diesmal taktisch keine Neuigkeiten anzubieten hatte. Zudem lag das allgemeine Niveau eine Klasse unter dem des letzten Classico im Camp Nou ( 2:2 ). Trotzdem ein interessantes und abwechslungsreiches Spiel.

„Pressing statt Bunker bei Real“ ist korrekt und auch die Wahl für Varane als “ Player of the match“.

Ausgangssituation:
Real ohne komplette Verteidigungsreihe ( inklusive Torhüter ) und da habe ich mir bei Barca Im Angriff Einiges mehr versprochen.
Zudem steht Mou auf dem Abstellgleis und die Mannschaft ist komplett verunsichert. Der Tabellenstand in der Liga spricht Bände.
Barca in Bestbesetzung ( sehen wir mal davon ab dass Villa zur Zeit nicht in Bestform ist und somit nicht zur Stamm 11 zählt ). Zudem vorher die Vertragsverlängerungen von Puyol und Xavi. Alles in bester Ordnung könnte man denken. Nicht vergessen sollte man dass der etatmäßige Trainer Tito Villanova in den USA beim Sloan Kettering zur Krebsbehandlung weilt ( Dr. Franke der bekannte Dopingjäger hier in Deutschland ist Krebsforscher).

Zum Spiel: Benzema „versemmelt“ 2x große Torchancen. Ronaldo ist komplett abgemeldet. Als er mehr aus Verzweiflung in der 74. Minute mit Özil die Seite wechselt springt Mou hoch von der Bank und erinnert seine Spieler ( hier speziell Ronaldo + Özil ) an die taktische Disziplin. Und er hat völlig recht da eine Flanke Özils in der 81. Minute den Kopfballtreffer Varanes zum letztendlich verdienten 1:1 ermöglichte.
Aber bis dahin hätte Barca längst den Sack zumachen müssen. Wollten sie dies eigentlich?
Bei Real steht Arbeloa als linker Verteidiger ( aus Not da weder Marcelo noch Coentrao zur Verfügung standen ) und neben ihm ein völlig überforderter Carvalho. Die beiden zusammen haben „so manchen Bock geschossen“ an diesem Abend. Die linke Seite stand bei Real an diesem Abend offen wie das besagte Scheunentor. Nur gut ( aus der Sicht von Real ) dass Barca nach dem 1:0 den Fisch hat vom Haken gleiten lassen hat.
Symptomatisch in diesem Zusammenhang der schnelle Konter über Xavi zu Pedro der frei auf Diego Lopez zuläuft und dann „versiebt“. Pedro ist kein Killer und hat schon so manche Großchance in wichtigen Spielen vergeben. Keine Überraschung also. Messi war bis auf seinen Assist beim 1:0 durch Fabregas weitestgehend abgemeldet. Lag dies nun an Real oder an ihm selber? Wohl an Beiden.
Messi und Ronaldo haben diesem „Classico“ eben diesmal nicht ihren Stempel aufgedrückt.
Geglänzt hat ein Varane ( 19 Jahre alt ) der zusammen mit Essien die rechte Seite bei Real weitestgehend Dicht gemacht hat. Das Tor des jungen französischen Nachwuchstalentes krönte seine herausragende Leistung.
War die Leistung von Varane für Insider keine Überraschung so musste man sich doch bei der fehlerfreien Leistung von Reals Ersatztorhüter Diego Lopez ein wenig die Augen reiben.
Enttäuscht hat mich vor allem Iniesta der weit hinter seinen Möglichkeiten geblieben ist- und ergo kam auch Messi nicht wie gewohnt ins Spiel.
Busquets und Alonso in einer Art Pattsituation.

Die Ausgangslage für das Rückspiel ist klar: Barca hat alle Trümpfe in der Hand. Aber, wie sagt doch Benzema heute in der Marca: „Wir sind Real Madrid. Wir geben niemals auf“.

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GH 5. Februar 2013 um 20:33

Dass Ronaldo komplett abgemeldet war, kann ich nicht zustimmen. Auch er hatte 2 oder 3 Chancen aus denen er ein Tor hätte machen können/ müssen. In den andern Clasicos war Ronaldo sonst auch abgemeldet, hat jedoch die 1 oder 2 sich ergebenden Chancen genutzt.

Außerdem hätt ich noch ne Frage:
Wieso spielt Real 44% (laut whoscored) über die rechte seite? lag das an arbeloa? oder lag das an den inversespielenden iniesta, der ein wenig platz auf der seite für real lies?

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pate33 6. Februar 2013 um 14:29

1. Ronaldo hatte keine Großchance. Bei einem schnellen Konter in Halbzeit 2 flankt Özil wie gewohnt in die „Danger Zone“ also in den 5m Raum. Pique rettet unter „Einsatz seines Lebens“, heißt in allerletzter Not, unter anderem vor Ronaldo. Solche Spielsituationen führen bei Real sehr häufig zu Toren- mehrfach auch durch Ronaldo.

2.Es lag vor allem an einem mit angezogener Handbremse spielenden Iniesta ( Du nennst das inversiv, also nach innen gerichtet um diese Flanke offen zu lassen ).
Innen machen Khedira und Alonso komplett dicht. Ergo weicht Iniesta in der Regel auf die Außenbahn aus- diesmal absichtlich vernächlässigt um Messi „im Regen stehen zu lassen“.

Wenn Du die letzten Spiele von Real verfolgt hast gingen viele spielentscheidende Angriffe Reals über rechts und hier Özil im Speziellen. Bezeichnenderweise fehlte Özil gegen Granada und da lief also gar nichts. Das schwächste Saisonspiel von Real überhaupt. So spielt eine Mannschaft wenn sie ihren Trainer „absägen“ will.

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GH 6. Februar 2013 um 17:25

Mit den Großchancen dachte ich an den Kopfball von 5 Metern, der knapp vorbeiging, oder bin ich jetzt im falschen Spiel??

Antworten

GH 6. Februar 2013 um 17:32

Ich würd eher sagen, dass einerseits das Fehlen eines nominellen linken Verteidigers die Nichtnutzung verstärkte und andererseits hat Barca, behaupte ich jetzt einfach mal, Real bewusst auf die rechte seite gelenkt. Essien und Callejon sind bei weitem keine Stammbesetzung für rechts. Und ein so großer rechts Fokus mit 44%, wenn es normalerweise in einem Verhältnis von 35% links, 31%Mitte und 34% rechts, kann nicht an einem Spieler liegen.

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pate33 6. Februar 2013 um 17:55

1. Bei besagtem Kopfball stimmte die Passgenauigkeit nicht- kam zu hoch.
Grundlegend gebe ich Dir Recht dass Ronaldo bei den zurückliegenden Classico seine wenigen Chancen wirklich ausgenutzt hat.

2. Essien ist eigentlich DM, verständlich also dass er gerade auch nach dem Rückstand mehr nach vorne arbeitet- zumal er auch gesehen hat dass Varane brilliant absichert. Ist ein gesunder Villa dabei kann er dieses Risiko sicher nicht so eingehen.
Da war ein „Super Safe“ von Varane am 5er dabei. Parallele zu Pique auf der anderen Seite. Varane war die Entdeckung des Spiels- das haben wohl Alle so gesehen.

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AP 5. Februar 2013 um 21:41

Tolle Zusammenfassung. Liest sich fließend. Da brauche ich nicht auf Bild.de zu gehen.

Im übrigen, hab gehört das die amerikanischen Besitzer von ManU, lieber Mou auf der Trainerbank sehen wollen, weil er Ihnen lieber ist, als so ein Schottenrock. Nun verliert Mou extra seit Wochen und wird im Sommer wieder nach England gehen. Desweiteren gebe ich Dir mit all deinen Beispielen Recht, Juve ist ja angeblich in die Spielmanipulation verwickelt und nur deshalb haben die Chinesen nun Anelka dort platziert. Er wird ganz Italien nun rocken. Und dann verkauft Fiat wieder mehr Autos. Genauso bei den Türken in Istanbul. Ein Herr Drogba soll dort als CIA Mitarbeiter für die „richtigen“ Ergebnisse sorgen. Hoffe habe da nichts verwechselt.

Es bleibt spannend.

Antworten

pate33 6. Februar 2013 um 14:38

Es ist auffällig dass es gerade ein „Dreierpack Mou“ gegeben hat.
Sneijder, Balotelli und Drogba haben alle unter Mou gespielt.
Hat auch Mou in der zurückliegenden Transferperiode bereits einen neuen Vertrag unterschrieben?
Gibt es eine bessere Besetzung für Wettanbieter als den völlig unberechenbaren „Bad Boy“ Balotelli?

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Lino 5. Februar 2013 um 20:05

Könntest du nochmal erklären, wo sich Mourinho von Klopp/Buvac etwas abgeschaut haben soll. Das hab ich nicht ganz kapiert…

Antworten

blub 5. Februar 2013 um 20:09

Das 4-5-1 sieht sehr nach dem aus was Dortmund gegen Real und City gespielt hat. Details in den passenden artikeln.

Antworten

Jose Mourinho 5. Februar 2013 um 20:47

Gegen Real war es ein 4-2-3-1 ich glaube du meinst gegen Bayern?

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blub 5. Februar 2013 um 21:36

Kann sein, bei einem Sicher, beim anderen weis ichs nicht, dafür gabs aber genug andere beispiele. Mou hat ja bestimmt nicht nur die 2 spiele vom BVB gesehen. 😉
Gegen Bayern wurde wie du sagst 451 gespielt.

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RM 5. Februar 2013 um 21:53

Das war nicht gaaaaanz so ernst gemeint – aber es sah halt verblüffend nach einer ähnlichen Umstellung von 4-2-3-1/4-4-2 auf 4-5-1/4-3-3 aus, wie sie die Dortmunder gerne vornehmen.

Antworten

TW 5. Februar 2013 um 17:45

Wie weit geht eigentlich die Nutzungserlaubnis der Bilddaten bei LaOla? Ihr scheint ja ganz gut mit den Leuten im Kontakt zu stehen. Es wäre der absolute Hammer, wenn es zumindest zu den Clasicos Spielanalysen im Stile von 44quadrat geben würde. Die Bilder sind sehr nett, aber die „unbekannte Taktikmaschine“ 😉 konnte mit seinen Live-Ausführungen und den Mitteln der Videobearbeitung alles noch deutlich transparenter machen.

Wenn es rechtlich nicht geht oder zu viel Aufwand ist, dann seht diesen Kommentar einfach nur als Lobgesang auf die Analysen bei 44quadrat. Auch so ist Eure Seite einzig- und großartig!

Antworten

blub 5. Februar 2013 um 17:43

Gute Analyse, du hast noch ein paar lose halbsätz drinstehen über die man beim lesen stolpert.

„Raphael Varane zeigte unter schwierigen Umständen. “ da fehlt was vermutlich sowas wie ‚herausragende Leistung‘.

Was krass war wie viel besser Real wurde als Modric auf einmal zentral gespielt hat. das war schon nach 2-3 aktionen ersichtlich.

Als CR in der Mitte afutaucht und sich auf einmal beteiligt hat dachte ich das man ihm wohl die details dieser taktik erspart hat und einfach dort den Raum füllt wo er nicht ist 😉

Alonso und Midric auf den halbpositionen im 451? ich weis es nicht mehr, aber intuitiv macht doch alonso tief und khedira rechts hoch viel mehr sinn.

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AP 5. Februar 2013 um 17:30

@RM. Du sprichst ein paar mal von der Mentalität beim Gegenpressing und beim Umschalten in der Defensive. Was meinst du damit genau? Ich könnte es mir zwar zusammenreimen aber deine Ausführung würde mich doch sehr interessieren…

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RM 5. Februar 2013 um 17:36

Das Gegenpressing ist sehr stark von der Mentalität abhängig. „Nicht-Abschalten“ nach Ballverlusten, sofortiges Reagieren, nicht-aufgeben und in gewisser Weise auch das Ignorieren von Rückschlägen (= Ballverlust) muss nicht nur taktisch, sondern auch psychologisch eingetrichtert werden. Das muss man verbal durchgehend kommunizieren und darauf achten, sonst wird es immer unkonstant und somit instabil praktiziert werden.

Beim Umschalten in die Defensive geht es neben körperlicher Erschöpfung (beim Gegenpressing weniger) auch um die Einstellung – bringt sich das Kämpfen noch was? Beim offensiven Umschaltspiel hat man eig. bis zu relativ extremen Verhältnissen (0:3-Rückstand) noch Motivation, manchmal sogar länger, einfach weil man einen Ehrentreffer oder bisschen Rehabilitation will. Beim defensiven Umschalten ist diese Motivation meiner Meinung nach geringer und der psychologische Effekt kommt früher ein, insbesondere, wenn die Spieler körperlich ohnehin schon müde sind.

Antworten

AP 5. Februar 2013 um 17:46

Dankeschön

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