1899 Hoffenheim – Borussia Dortmund 1:3

Hoffenheim gegen Dortmund – das Spiel zwischen der früheren und der aktuellen Top-Vertikalmannschaft.

Dortmunds 4-3-3

Ähnlich wie die Hoffenheimer unter Ralf Rangnick begannen die Dortmunder in dieser Partie mit einem 4-3-3, statt eines 4-2-3-1 oder 4-5-1, die sonst zumeist genutzt wurden. Mit der Formation veränderten sich die Laufwege, die Zugriffe und Verbindungen, was sich positiv wie negativ ausübte.

Grundformationen erste Halbzeit

Grundformationen erste Halbzeit

Ein eigentlich positiver Aspekt hätte die Kompaktheit in der Mitte sein sollen. Mit Ilkay Gündogan als tiefliegendem Spielmacher auf der Sechs hatten sie einen Organisator und eine pressingresistente Anspielstation nach Balleroberungen. Moritz Leitner und Kevin Großkreutz spielten auf der Doppelacht, wobei Leitner der auffälligere Akteur war. Großkreutz sollte vorrangig die gegnerischen Konter behindern, im Verschieben seine Laufarbeit effektiv ins Spiel bringen und gelegentlich nach vorne stoßen.

Leitner hingegen übernahm die Aufgabe mit den Flügelstürmern Marco Reus und Mario Götze zu kombinieren, im letzten Spieldrittel kreativ zu wirken und vorzugsweise im linken Halbraum für Überladungen sorgen. Die linke Seite war ohnehin die kollektiv stärker besetzte, weil dort der sehr offensive Linksverteidiger Jakub Blaszczykowski wirkte und auch Mario Götze über diese Position am gefährlichsten wurde.

Auf rechts gab es mit Lukasz Piszczek und Marco Reus zwar auch zwei Sehr offensivstarke Spieler, aber sie wurden von den Hoffenheimern wegen der mangelnden Hilfe eines Dritten sowie der Bevorzugung der linken Seite aus dem Spiel genommen. Die Dortmunder versuchten aber ohnehin über ein anderes taktisches Mittel Gefahr zu entfachen.

Flexibilität, Bewegung und Fluidität

Defensiv waren die Aufgaben im 4-3-3 für die Außenstürmer relativ klar verteilt. Reus und Götze pressen die Außenverteidiger beziehungsweise der ballnahe schiebt darüber hinaus, nimmt den Außenverteidiger in seinen Deckungsschatten und bewegt sich auf den Innenverteidiger zu. Letztendlich war aber das Ziel, dass die drei Stürmer die drei Verbindungen (Innenverteidiger zu Innenverteidiger sowie der jeweilige Außenverteidiger zu seinem Innenverteidiger) möglichst effektiv kappen und sich oftmals enger positionierten.

Pressing der drei Stürmer

Pressing der drei Stürmer

Offensiv hingegen waren die Aufgaben nicht so klar verteilt. In der einen oder anderen Szene war sogar Robert Lewandowski im Pressing auf dem Flügel zu finden, weil der Angriff zuvor in der Rochadenbewegung von Götze und Reus unterbrochen worden war. Die beiden tauschten oft miteinander die Seiten, bewegten sich viel ins Zentrum und in die Halbräume, was zu asymmetrischen Anordnungen in der Offensive führte.

Allerdings hatten sie einige Probleme wegen der enormen Breite dieses Systems, in welchem die Flügelstürmer mit den Außenverteidigern kombinieren und beim schnellen Herausspielen situativ die Breite im letzten Drittel geben sollten. Sie konnten kaum Kontakt zueinander aufnehmen und das Dortmunder Spiel wirkte deutlich stärker auf den individuellen Aspekt ausgelegt, als dies in den vergangenen zwei Jahren oder auch diese Saison in der Champions League üblich war. Die extrem schnellen Kombinationen im letzten Spielfelddrittel über mehrere Stationen wurden zur Mangelware. Dies lag aber in der ersten Hälfte auch an den Hoffenheimern.

Hoffenheims Defensivkonzept

Die Gastgeber formierten sich in dieser Partie in einem 4-1-4-1, obwohl die Aufstellung vor dem Spiel auch auf ein 4-4-2 hätte vermuten lassen können. Kevin Volland spielte aber auf dem linken Flügel und sollte mit Stephan Schröck auf rechts über die Flügel das Konterspiel gegen die aufgefächerte und sehr hohe Formation Dortmunds vorantreiben.

Zentral ließen sich die Hoffenheimer aber auf keine Spielereien ein: mit Tobias Weis hatten sie jenen Terrier aus der erfolgreichen 2008/09er-Hinrunde in ihrer Aufstellung, der mit Sejad Salihovic die Doppelacht vor Sebastian Rudy bildete. Mit diesem Dreieck wollte Hoffenheim im Mittelfeld Druck entfachen und kompakt stehen, Rudy hatte ähnliche Aufgaben wie Gündogan bei Dortmund in einer anders ausgerichteten Mannschaft.

Teilweise gingen die Hoffenheimer sogar in eine Art 4-3-2-1 über. In der ersten Spielhälfte ließen sie Dortmund im ersten Spielfelddrittel unbedrängt den Ball zirkulieren, pfiffen auf den Ballbesitz und warteten bis kurz vor der Mittellinie. Ab da starteten sie das Pressing, gelegentlich verfolgten die beiden Achter den Rückpass mit und versuchten Druck zu erzeugen, indem das Kollektiv nachschob. Daraus entstand dieses 4-3-2-1, welches aber nur selten beobachtet wurde – die meisten Angriffe kamen letztlich über die Seite oder maximal die Halbräume bei den Dortmundern.

Dortmunds Formationswechsel

Dortmunds Formationswechsel

Dies lag aber auch an dem Hoffenheimer 4-1-4-1 mit den drei laufstarken zentralen Akteuren, die das gegnerische Spiel immer wieder auf die Seiten schoben und es dort fokussierten. Von dort aus nach innen zu kommen war dann die Chance für Dortmund, die Hoffenheimer Formation auszuheben, doch die Halbräume wurden lange Zeit gut gesichert und meist nur in Verbindung mit Leitners Überladungen erschlossen. Darum reagierten die Schwarz-Gelben auch zur Halbzeit.

Dortmunds 4-2-3-1: Dortmunds Gegenpressing und die Offensivkompaktheit

Nach dem Seitenwechsel formierten sich die Dortmunder wieder in einem 4-2-3-1. Leitner und Gündogan bildeten eine Doppelsechs und agierten sehr spielgestalterisch, während Großkreutz auf die linke Seite geschoben wurde. Dadurch konnte Götze in die Mitte gehen und mit mehr Spielern kombinieren, was einer der Schlüsselaspekte im Dortmunder Spiel ist.

Er schuf die nötigen Verbindungen zwischen Mittelfeld und Angriff, behauptete Bälle und leitete Angriffe ein – wie beispielsweise beim zweiten Treffer durch Großkreutz, als Götze den Ball durch eine enge Schnittstelle auf Reus durchstecken konnte.

Durch diesen formativen Wechsel erhöhte sich somit die Offensivkompaktheit in Ballbesitz, die Distanzen wurden geringer, die Kombinationen schneller und flüssiger. Auch das Gegenpressing wurde besser, weil die Laufwege kleiner wurden und dadurch der Gegner wieder effektiv nach Ballverlust bedrängt werden konnte. Im 4-3-3 waren es zumeist drei Akteure auf einer Seite, die eng beieinander standen und der Rest war deutlich breiter aufgestellt – im 4-2-3-1 hingegen gab es vier Spieler.

Fazit und taktische Feinheiten

Mit diesen zwei Teams sind die wohl spektakulärsten Vertikalmannschaften der letzten Jahre verbunden: Rangnicks Himmelsstürmer, deren Spielweise nur noch eine Erinnerung ist, und Klopps zweifacher Meister, der das Sinnbild des Rangnick’schen Fußballs in noch größerer Vielfalt verkörpert. Hoffenheim war keineswegs schlecht, aber wurde von den Dortmundern für kleine Unachtsamkeiten bestraft und das Trainerduo Klopp/Buvac passte sich im Spielverlauf ebenso gut an, wie ihre Spieler. Auch wenn das Spiel als solches bei den Dortmundern nicht so stark wie sonst war, haben sie sich diesen Sieg verdient.

Ein paar interessante Aspekte wie das horizontale Verschieben der Achter und dem raumfüllenden Gündogan dahinter, der situativen Stürmerlosigkeit trotz (beziehungsweise wegen des ausweichenden) Lewandowski oder die Horizontalläufe im 4-3-3. Die große Frage wird lauten, ob Klopp und Buvac dieses System ebenfalls so perfektionieren können, wie das 4-2-3-1/4-4-2 und das 4-5-1 – eine dritte hervorragend abgestimmte Variante würde die Gefahr der Dortmunder nochmals klar erhöhen.

Wiktor-Maslow 17. Dezember 2012 um 14:04

Dortmund arbeitet also weiter an noch höherer taktischer Flexibilität. Dabei stellt sich nur die Frage, in welchen Situationen genau das 4-3-3 eingesetzt werden soll. Vielleicht soll es als kraftsparendere Alternative dienen, indem man mehr auf Ballsicherheit und die individuelle Stärke der Flügelspieler setzt, anstatt so fluid wie gewöhnlich zu spielen, was ja immer einen immensen Aufwand bedeutet. Oder Klopp sieht das 4-3-3 als Alternative gegen hohe Abwehrreihen, weil die Außenspieler einfacher durch die Schnittstellen der Viererkette stoßen können, womit man zu weites Herausrücken bestrafen könnte. Allerdings ergäbe dann Hoffenheim als Testgegner nicht so viel Sinn.

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barcaberlin 18. Dezember 2012 um 12:13

Hoffenheim ist ja nicht das erste Mal das dieses Jahr in diesem System gespielt wurde. Beispielsweise glaube ich das wir auch in der Champions League gegen ManCity und Real schon das ein oder andere Mal diese Formation gewählt haben. Meiner Meinung nach haben wir zumindest gegen ManCity zweimal dieses System gespielt und auch gegen Bayern München in der Liga (bei Real bin ich mir nicht mehr sicher). Sicherlich spielte dabei eine Rolle das man diese Mannschaften mit sehr hochstehenden Viererketten erwartete und dadurch erhoffte Götze und Reus gleich in aussichtsreiche Positionen zu bringen.
Gleichzeitig glaube ich allerdings dass man durch das 4-3-3 auch die defensive Stabilität erhöhen wollte. Erstens ist man im Zentrum dadurch natürlich unheimlich dicht und zweitens können die Außenverteidiger extrem gut durch doppeln unterstützt werden.
Ähnliches wird wohl der Grund dafür gewesen sein, dass Klopp dieses System am Wochenende hat spielen lassen. Mit Schmelzer fiel der einzige LV aus dem Klopp vertraut in unserem Kader und als Ersatz hat er dann Kuba gebracht und damit dieser als Rechtsfuß und eigentlich Mittelfeldsspieler nicht zum Sicherheitsrisiko wird hat das 4-3-3 gewählt so dass er eigentlich immer Untersützung hatte.

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Wiktor-Maslow 18. Dezember 2012 um 17:10

Gegen City und Bayern spielte man defensiv mit einem 4-5-1. Der
Zweck war aber sicher ein ganz anderer als gegen Hoffenheim. Beide sind individuell sehr stark und haben viele gestaltenden Spieler im Zentrum. Mit einem 4-4-2 läuft man dann Gefahr, im Zentrum in Unterzahl zu geraten. Im 4-5-1 kann man den Raum besser verdichten. Gegen Hoffenheim musste man jedoch selber das Spiel aktiv gestalten. Ich habe die erste Hälfte der Partie gegen Hoffenheim nicht gesehen, allerdings deutet die Graphik ja auch an, dass das 4-3-3 nicht so flach gespielt wurde wie gegen City oder Bayern, weshalb ich beide Systeme nicht gleichsetzen würde.

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Rasengrün 17. Dezember 2012 um 12:44

Schönes Grau… 😉

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RM 17. Dezember 2012 um 13:01

Nur für dich!

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Rasengrün 18. Dezember 2012 um 13:36

Yeah, Kundenservice!

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SR 17. Dezember 2012 um 11:50

Zunächst einmal wie immer vielen Dank für die tolle Analyse!

Sie gibt sehr gut die Besonderheiten des Spiels wieder. Meiner Meinung nach hätte man das offensichtlichste Problem der Dortmunder in der ersten Halbzeit noch weiter ausführen können: der fehlende Verbindungsspieler im Mittelfeld und wie es dazu kam.

Meine Ausführungen dazu:
In der ersten Halbzeit klaffte im Dortmunder Mittelfeld fast immer ein riesiges Loch, da Gündogan sich oft zwischen die IV fallen ließ und Leitner viel zu offensiv oft auf einer Höhe mit der offensiven Dreierreihe stand. Großkreutz war völlig unauffällig in der 1. HZ und meist nicht dort, wo er als 8er in einem 4-3-3 eigentlich gebraucht wurde. Dazu kam, dass die beiden AV sehr breit standen und nach vorne schoben anstatt wie die Bayern aktuell mehr die zentralen Halbräume zu besetzen. So schuf der BVB sich das Problem der Bayern von letzter Saison und der Holländer zur EM: eine strikte Trennung in Abwehr und Angriff. Phasenweise standen 4-5 Dortmunder auf einer Höhe am 16er und der Rest auf Höhe der Mittellinie; dazwischen ein riesiges Loch. Das Problem war so offensichtlich, dass ich mich fragte, warum Klopp nicht schon während der ersten 45min auf das gewohnte 4-2-3-1 umstellte. Glücklicherweise (aus Dortmunder Sicht) erkannte er das Problem und tat dies dann in der Halbzeitpause. Welche Auswirkungen dies hatte, hast du sehr gut beschrieben.

Was lernen wir daraus?
Das 4-3-3 kann für den BVB funktionieren, allerdings nicht in dieser Besetzung bzw. Aufstellung.
Kuba als LV war pure Verschwendung. Warum Löwe momentan absolut keine Rolle bei Klopp zu spielen scheint, ist mir ein Rätsel, jedoch hätte Großkreutz die Position ebenso gut auskleiden können ohne damit Kubas Offensivpotential zu verschwenden sowie das polnische Duo zu trennen. Zudem war Großkreutz im zentralen MF völlig überfordert. Wie ich bereits erwähnte, fand GK in der 1. HZ so gut wie nicht statt.
Leitner hat weiterhin noch zu viel Offensivdrang und sein Defensivverständnis lässt weiterhin zu wünschen übrig. Er agiert eher wie ein 10er als ein 6er oder 8er. Ich musste gestern zwangsläufig immer wieder an Toni Kroos denken.
Götze ist seit dem Abgang von Kagawa zu wichtig für den kreativen Spielaufbau und damit als Außenspieler verschenkt. Nahezu alle Angriffe laufen über ihn. Er hätte als 8er oder halber 10er die offensive und verbindende Rolle im zentralen Mittelfeld perfekt ausfüllen können.

Nehmen wir die gestern aufgestellten Spieler, würde „mein“ 4-3-3 so aussehen:

Weidenfeller
Piszczek – Subotic – Hummels – Großkreutz
Leitner (8) – Gündogan (6) – Götze (8)
Kuba – Lewandowski – Reus

Einziger Nachteil ist, dass man im ZMF physisch unterlegen wäre, was die spielerischen Qualitäten der 3 MF-Akteure sicher mehr als wett machen würden.

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EvS 17. Dezember 2012 um 13:24

löwe ist zur zeit verletzt…aber er hätte wohl auch nicht gespielt wenn er fit gewesen wäre

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SR 17. Dezember 2012 um 13:27

Ah danke, hab ich gar nicht mitbekommen so sehr ist er momentan in der Versenkung verschwunden. Frage mich was da vorgefallen sein mag. Er hatte doch in seinen wenigen Partien eigentlich nie eine schlechte Leistung gezeigt?

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LdB 17. Dezember 2012 um 13:55

Löwe hatte ’ne Leisten-OP, wenn ich das richtig im Kopf habe. Und ist dementsprechend nicht einsatzfähig.
Ansonsten schließ ich mich deinen Ausführungen zu Großkreutz und Kuba an. Kann mir höchstens noch vorstellen, dass Klopp Kuba nochmal auf der Linksverteidiger-Position testen wollte, nachdem er das ja schon phasenweise gegen Wolfburg gespielt hat. (Also etwas spontan aus der Not geborenes nochmal mit vorhergehender taktischer Vorbereitung auf Tauglichkeit prüfen. Die Eindrücke aus dem Hoffenheim-Spiel geben sicherlich mehr her als die gegen Wolfburg)

Bei Götze auf der 8 ist halt die Frage, wie viel von seiner Kreativität und Torgefahr er dann noch in Tornähe bekommt oder ob er sich dann schon eine Ebene tiefer aufreibt. Aber sicherlich kein Ding der Unmöglichkeit das auszubalancieren.

Ich, als einer von 82 Millionen Bundestrainern und drölftausendster Dortmund-Coach, hätte trotzdem genauso aufgestellt wie du. Allein schon, weil ich bei der Vorstellung einer überladenen linken Seite mit Reus, Götze + Gündogan und/oder Leitner so schön ist. 😀

(Und natürlich Großkreutz, ich will ja hier kein professionelles Großkreutz-Bashing aufziehen, der Junge ist mir sympatisch :D)

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SR 17. Dezember 2012 um 15:32

Die Frage ist doch, warum Löwe auch nicht verletzt momentan absolut keine Rolle bei Klopp zu spielen scheint? Im Zuge dessen habe ich mal ein wenig recherchiert in diversen Fußball- und BVB-Foren, allerdings keine Hinweise dazu finden können. Eventuell kann uns jemand einen Hinweis geben, der ab und zu das Training beobachtet?

Mit der Konstellation Gündogan – Leitner – Götze müsste man wahrscheinlich noch anmerken, dass vor allem Götze und Leitner sich fluid die Aufgaben der 8 und der (halben) 10 teilen müssten. D.h. einer der beiden hält immer die Verbindung zur Defensive, wenn der andere Vorstöße macht bzw. eine Seite überlädt. Somit ergäbe sich situativ eine klare Staffelung in einen defensiven 6er, einen verbindenden 8er und einem vorstoßenden/offensiven 8er.

Den Verbindungsspieler würde dann wie gesagt einer der AV unterstützen, indem er zentraler einrückt, während der gegenüberliegende AV vorstößt. Auf der Seite des einrückenden AV sorgt der offensive Außenspieler durch die Natur des 4-3-3 weiterhin für ausreichend Breite, damit die Mitspieler auf der überladenden Seite genügend Lücken und Freiräume zum Kombinieren haben.

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PS 18. Dezember 2012 um 03:47

Nach langer stiller Mitlese sehe ich hier die Chance etwas konstruktiv beizutragen.

Vornweg zwei Dinge. Bitte wundert euch nicht ueber meine Schreibweise, bin zur Zeit im Ausland ohne „deutsche“ Tastatur. Zweitens, viel wichtiger, ein grosses Lob an SV. Ich stimme hier gerne in den generellen Tenor, der ja auch unter anderen Artikeln zu finden ist ein und moechte mich ganz herzlich fuer das, was ihr hier auf die Beine stellt bedanken.

Zum Thema Chirs Loewe. Diesbezueglich hat sich Klopp auf einer der Pressekonferenzen nach dem Schalke spiel geaeussert. Er betonte sein generelles Vertrauen in den Spieler, wollte Loewe aber nicht in dieses heisse Spiel werfen, da aufgrund der zeitgleichen Spielansetzung von Profis und Amateuren es diesem an Spielpraxis mangelt.
Wenn man dazu noch beruecksichtigt, dass Klopp, insbesondere in der Viererkette, kein Freund grosser Rotation ist und Schmelzer eigentlich immer spielen konnte, findet man hier das Problem fuer Loewe. Dass dann noch das grosse Pech hinzukommt, dass wenn man mal spielen koennte, man aufgrund eines Leistenbruchs aber ausser Gefecht ist, hat man alle Zutaten fuer eine verlorene Hinrunde.

Zum 4-3-3 des BVB. Ich halte das System trotz der nominell offensieveren Ausrichtung fuer das Zur Zeit defensivere Konzept des BVB. Was ich damit sagen moechte, ich hoffe es kommt rueber, mit Ilkay, Moritz und in diesem Fall Kevin, sind eher 3 als Achter denkende Spieler auf dem Platz, als min. ein Sechser der druch Bender/Kehl verkoerpert wuerde. Mit dem 4-3-3 Ansatz zieht man diese daher vllt. etwas weiter zusammen und erhoeht so die Kompaktheit, bzw. Stabilitaet im Spiel und kann somit die Zweikampfdefiziete gegenueber Bender/Kehl im Zentrum ausgleichen. Wenn ich nicht komplett falsch liege versucht der BVB seit Klopp doch schon immer zuerst das Zentrum zu schliessen, um den Gegner auf die Aussen zu draengen und dort mit sehr starkem Veschieben der gesamten Mannschaft auf die ballnahe Seite Baelle zu gewinnen, um dann schnell umzuschalten.

Soviel zu meinem bescheidenen Beitrag. Vielen Dank SV. Immer weiter so!

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Schlicke 17. Dezember 2012 um 19:09

Gute Überlegung, aber das Mittelfeld Götze, Leitner, Gündogan ist Klopp und Buvac (finde es toll, dass er hier gewürdigt wird) wegen der physischen Unterlegenheit zu schwach. Er hat auf einer PK dazu auch mal Stellung bezogen und erwähnt, dass er es zu riskant findet, wenn man im ZM alle Kopfballduelle verliert. Ich weiß nicht mehr, um welches Spiel es ging, aber er hatte dann Perisic statt Leitner aufgestellt. Für Leitner wird es daher schwer werden, sich in diese Mannschaft zu spielen, wenn das Grundgerüst der Mannschaft so gehalten werden kann. Er wirkt auch noch viel zu verspielt und ist daher auch langfristig beim BVB wohl nur Ergänzungsspieler.

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Daniel_DM 18. Dezember 2012 um 12:43

Mir stellt sich die Frage ob Dortmund gegen ballbesitzorientierte Mannschaften mit sehr kompaktem Zentrum so etwas ähnliches wie Leverkusen gegen Bayern spielen möchte, quasi ein Pressingnetz bestehend aus der offensiven Dreierreihe im Rückwärtspressing und der Mittelfeldreihe im normalen Pressing.

Das scheint mir einer der großen defensiven Vorteile eines 4:3:3. Die Frage ist, ob Dortmund die Spieler dafür hat. Aber bei Mannschaften, die flache Pässe besvorzugen ist Handlungsschnelligkeit sicherlich wichtiger als Robustheit.

Ich sehe zum Beispiel, dass in der Copa Barca mit einem relativ kompaktem Zentrum gespielt hat und sich Real im Pressing darum herum positionierte.

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SR 18. Dezember 2012 um 16:51

@Schlicke:

Ich sagte ja auch bereits, dass die physische Unterlegenheit einer der wenigen Mängel dieser Aufstellung wäre und man darf auch nicht vergessen, dass diese Aufstellung aus der personellen „Not“ gewählt wurde. Ein 4-3-3 mit Bender/Kehl als absichernden 6er und Gündogan + Götze als 8er könnte ich mir jedoch weiterhin sehr gut vorstellen. Der BVB verfügt über das entsprechende Pressing, um gezielt auf die zweiten Bälle zu gehen bzw. den Empfänger sofort unter Druck zu setzen. Kopfballduelle im zentralen MF könnten Götze und Güngogan schlichtweg ignorieren. Barca macht das doch auch ganz ähnlich.

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Daniel 17. Dezember 2012 um 08:53

im grunde genommen spielen doch die dortmunder das aktuelle leverkusen-system, oder nicht?
wenn ich mich recht erinnere, hat kloppo schon zu mainzer zeiten ein 4-3-2-1 spielen lassen (von mir aus kann man es auch als 4-3-3 bezeichnen), damals mit babatz auf der 6, da silva und gerber auf der 8, thurk und zidan als hängende spitzen sowie benni auer als zentraler stürmer!

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barcaberlin 18. Dezember 2012 um 12:18

Auch bei Dortmund gab es solche Experimente unter Klopp schon seit geraumer Zeit. Immer mal wieder wurde zumindest in Schlussphasen auf das Tannenbaumsystem umgestellt in dem man Großkreutz auf die 8 zurückzog.

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blub 17. Dezember 2012 um 00:05

Meine wahl wäre ja gewesen Großkreutz und Kuba zu tauschen. dann haben von den 6 offensiven 5 schon mehrmals zusammen gespielt.(bayern, City, nicht gleich aber ähnlich)
Ich denke das das kollektive angriffsspiel besonders deutlich zurückgeht wenn man „spontan“ ein neues System spielt. im 4231 der letzten Jahre kann die Mannschaft das immernoch abrufen, aber die individuelle stärke erlaubt es jetzt auch neue systeme zu spielen und dann immernoch aufgrund der individualkönner gefährlich zu sein ohne die ganz großen synergien abrufen zu müssen.

Großkreutz ist immer wenn man sowas probiert sehr wichtig weil er sich taktisch extrem gut verhält und wenn er mal falsch steht läuft ers wieder zu, er ist imo ne versicherung für solche „expertimente“

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Holger 16. Dezember 2012 um 21:48

Ich muss es mal fragen, weil es mir immer wieder auffällt:

Großkreutz sollte vorrangig die gegnerischen Konter behindern, im Verschieben seine Laufarbeit effektiv ins Spiel bringen und gelegentlich nach vorne stoßen.

Woher wisst Ihr das? Ihr sprecht ja vor dem Spiel nicht mit dem Trainerstab, nehme ich an. Also könnt Ihr doch nur beschreiben, was umgesetzt wird – nicht, was geplant war. Oder? Nutzt Ihr diese Formulierungen bewusst? Und wenn ja – wann?

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RM 16. Dezember 2012 um 22:16

Man weiß ja, dass Großkreutz kein Spielgestalter ist. Wenn ein Trainer Großkreutz bringt, dann kann man gewisse Dinge ausschließen und gewisse Dinge vermuten. Großkreutz ist kein Dribbler, kein Spielgestalter, kein Organisator und kein Abräumer. Er ist jemand, der viel läuft, viel kämpft, sich einem klaren taktischen Konstrukt gut bewegt und sehr gut umschaltet.

Wenn er sich dann auch dementsprechend bewegt und eine passende Position spielt, kann man sich relativ sicher sein. Außerdem tat er es ja, nur nicht so oft und effektiv, wie man es sich wohl gewünscht hätte. Wenn ich auf links Blaszczykowski aufstelle oder mich für Felipe Santana entscheide, gibt es ebenfalls einen klaren Unterschied, den man schon vor dem Spiel relativ gut einschätzen kann, zumindest das Motiv dahinter.

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MyNameIsMud 17. Dezember 2012 um 02:20

Wo du die LV-Position ansprichst. Ich war sehr verwundert, dass man dort Kuba aufgestellt hat und nicht GK. Damit hat man ja nicht nur die rechte Seite „geopfert“, sondern zwei Spieler auf sehr untypischen Positionen (für sie jeweils selbst gesehen) gebracht. Zudem wäre für mich von der Veranlagung GK gar kein so schlechter AV. Zwar hat er „keinen“ linken Fuß, aber dies kann ja Kuba auch nicht vorweisen. Mir ist klar, dass Kuba eine unheimliche Power in der Offensive hat, aber hättest du damit gerechnet?

Außerdem fand ich das 4-3-3 ziemlich stockend. In einer Variante mit Bender oder Kehl als 6er und Gündogan plus X davor sicherlich eine dauerhafte Möglichkeit. Aber aktuell sehe ich keinen 2ten Spielmacher passend für die Position bzw. eben nicht mit den Qualitäten. Perisic, Leitner und Bittencourt kommen ja derzeit nicht auf das Level. Götze spielt weiter vorne. Mir fehlt ein wenig das Personal für diese Variante zumindest ein zweiter Spielmacher mit nem Toplelvel. Vielleicht kommt ja doch Sahin zurück ;).

Daher – War das nicht mehr aus der Not heraus als eine dauerhafte Option für die Zukunft? Ich hatte ja schon ein wenig damit gerechnet, dass man event. doch noch mal ein 3-5-2 auspackt. Nach dem Derby scheint dies erst mal nicht tragbar. Rechnest du mit einem erneuten Versuch bei diesem System?

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AlexF 17. Dezember 2012 um 11:41

Also das ist auch ein Punkt den ich nochmal gerne sehen würde, das 3-5-2. Sehe das aber genau so, dass das System nach dem Versuch im Derby, jetzt wohl erstmal in der Mottenkiste landet.

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Holger 17. Dezember 2012 um 19:28

Danke, dann verlasse ich mich mal auf Euren Sachverstand. Ich lese ja immer nur mit und lerne. Habe, glaube ich, noch keinen einzigen irgendwie fußballtaktischen Kommentar hier abgegeben. 😉

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Janne 16. Dezember 2012 um 19:17

Die höhere fokussierung auf die individualität ist mir auch aufgefallen aber ich würde das als eine Art Anweisung Klopps verstehen.
Denn wenn man die Entwicklung der Dortmunder anschaut ist das ein weiterer Schritt zur Spitzenmannschaft.
Während man in den Jahren zuvor das taktische System und das Kollektiv auf die Basis einer Topmannschaft gehievt hat, kommt jetzt die individuelle Klasse hinzu.

Aber bevor man individuelle Klasse auch wirklich effektiv aufs Spielfeld bringen kann muss man Sicherheit gewinnen und eben das üben.

So glaube ich wird diese Saison/Hinrunde versucht auszuloten was mit der Induvidualität alles möglich ist und im nächsten Schritt dann die individuelle Klasse mit einem hohen Taktischenniveau zu kominieren und so den letzetn Schritt zur Spitzenmannschaft zu gehen.

Auch erreichen viele Spieler, allen voran Götze, jetzt ein Alter und eine Erfahrungsstufe wo eine solche Spielweise möglich ist.

Desweiteren wird Dortmund sich auch personell weiterentwickeln und Spieler des Typs Großkreutz, die ihre Stären im Kollektiv haben, werden (wie auch schon diese Saison) eine abnehmende Rolle einnehmen.

Und wenn Dortmund dieses Spagat, die Kombination eines taktisch Kollektivs auf Topniveau mit Spieler die ihre individuelle Klasse auf den Rasen bringen können, schafft, wird man den letzen Schritt zur absoluten Topmannschaft in Europa machen.

Und da in den letzten Jahren im BVB nichts ohne mittelfristigen und langfristigen Plan gemacht wurde glaube ich, dass diese Spielweise nicht zufällig ist, sondern bis zu einem gewissen Grad verordnet wurde und auch evtl. Punktverluste die damit einhergehen in Kauf genommen wurden.

gruß

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Julian 16. Dezember 2012 um 18:26

Zwar sind die Dortmunder anders als vor 4 Jahren mehr an der Weiterentwicklung des Fußballs beteiligt als die Hoffenheimer, dennoch gab es auch im heutigen Hoffenheimer Spiel interessante Aspekte:

Zum einen war das Hoffenheimer Mittelfeld zwar nicht unbedingt in der Grundformation, aber doch in den eingesetzten Spielertypen asymmetrisch aufgestellt:

Mit dem kreativeren Salihovic und Volland, unterstützt vom offensivstärkeren Johnson, war die linke Seite die stärker auf Konterbewegungen ausgerichtete, während auf der rechten Seite mit Weis und Schröck die aggressiveren und eher pressenden Spieler standen. Diese Stärken wurden dann auch beim Tor ausgenutzt: Nach einem Dortmunder Einwurf an der eigenen Eckfahne wurden der Gegner mit vielen Spielern unter Druck gesetzt (sogar Delpierre rückte weit auf), Hummels wurde sofort von Schipplock angelaufen, drosch den Ball ins Aus und der Einwurf wurde von Salihovic auf die linke Seite weitergeleitet, wo Johnson und Volland mit viel Tempo den Treffer von Schipplock vorbereiteten.

Dazu kam auf der rechten Hoffenheimer Seite zumindest in der ersten Halbzeit ein hohes Maß an Flexibilität, als Beck, Schröck und Weis oft von ihren Positionen abrückten und von den anderen ersetzt wurden, ohne dass sich in meinen Augen Nachteile daraus ergaben.

Das Gegentor in der ersten Hälfte hat für mich nicht mit fehlender Defensivqualität, sondern vor allem der individuellen Qualität von Gündogan, der einen tollen Pass durch einen sehr schmalen freien Korridor zwischen Weis und Rudy auf Leitner spielt, und Götze, der Beck schlecht aussehen lässt und perfekt abschließt, zu tun.

In der zweiten Halbzeit fand ich interessant, dass bei Hoffenheimer Ballbesitz die Außenverteidiger Beck und Johnson, insbesondere nach der Einwechslung von Ochs, nicht mehr die Linie entlang gingen, sondern grundsätzlich in die Mitte zogen. Auch durch diese Überzahl kam Salihovic in der zweiten Hälfte zu einigen Fernschüssen, andererseits waren Ochs und Schröck auf den Außenpositionen dann fast völlig wirkungslos.

Was die beiden Gegentore in der zweiten Hälfte anbelangt: beim ersten Tor genügen die Ballbehandlung von Götze und dass Delpierre im Gegensatz zu seinen Mitverteidigern die Dortmunder Angreifer nicht abseits stellt, beim zweiten Tor ist erneut Delpierre nicht gedankenschnell genug, der Ball prallt von ihm ab und wird zur Vorlage für Lewandowski, doch anstatt dem Ball nachzugehen, orientiert sich Delpierre an Lewandowski, versucht kurz, ihn zu halten und trabt dann hinterher. In den entscheidenden Situationen setzte sich daher in meinen Augen Dortmund aufgrund der höheren individuelle Qualität durch.

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RM 16. Dezember 2012 um 18:34

Sehr schön dargelegt! 🙂

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AlexF 16. Dezember 2012 um 17:54

„[…] und das Dortmunder Spiel wirkte deutlich stärker auf den individuellen Aspekt ausgelegt, als dies in den vergangenen zwei Jahren oder auch diese Saison in der Champions League üblich war.“
Also dass ist auch eine der Sachen, die mir bei Dortmund in dieser Hinrunde aufgefallen sind. In der Bundesliga ist das Spiel lange nicht so temporeich und kombinationssicher wie in den letzten beiden Jahren. Inwieweit das daran liegt, dass unterbweusst der Fokus doch auf der CL liegt, oder durch die hohe vorhandene individuelle Klasse provoziert wird ist natürlich Spekulationssache.

Wo ich dir vollkommen zustimme ist, dass das 4-3-3 eine Unberechenbarkeit hinzubringen würde. Ich halte dass auch für das beste System um Götze, Reus und LEwandowski zusammen spielen zu lassen. Ich hoffe, dass Klopp es vermehrt spielen lässt in der Rückrunde, ich würde aber die Mittelfeldbesetzung Bender-Gündogan-Kuba bevorzugen.

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