Chelsea – Newcastle 2:0

Chelsea anfangs mit viel Ballbesitz und einem spielfreudigen Hazard. Newcastle mit zu wenig Breite und fehlender Anbindung zwischen Mittelfeld und Sturm.

Grundformationen

Startformationen

Newcastle agierte in einem leicht asymmetrischen 4-4-2. Coloccini und S.Taylor bildeten vor Torwart Krul die Innenverteidigung. Die beiden Außenverteidiger Santon (links) und Simpson (rechts) hielten sich offensiv sehr zurück und konzentrierten sich bei eigenem Ballbesitz hauptsächlich auf das Absichern der Konterräume.

Vor der Viererkette gab Cabaye den spielmachenden, sich eher horizontal bewegenden Sechser. Neben ihm kam Neuzugang Anita zum Einsatz. Der dynamische Niederländer sollte mit seinen Läufen die Anbindung zur Doppelspitze gewährleisten, was aber nur selten gelang.

Die linke Außenbahn wurde von Pardew mit Jonas Gutierrez recht defensiv besetzt. Der Argentinier spielte recht weit eingerückt, teilweise sogar als dritter Sechser.Sein Gegenüber, Hatem Ben Arfa zog ebenfalls oft in die Mitte, aber eher in den Zehnerraum.

Vorne spielte Cissé als klassischer Mittelstürmer, während Demba Ba in Ballbesitz häufiger auf die linke Seite auswich, um Gutierrez´ Einrücken zu kompensieren. Bei gegnerischem Ballbesitz orientierte sich Ba oft an Mikel, um im Mittelfeld für Gleichzahl zu sorgen.

Roberto di Matteo ließ Chelsea in einem asymmetrischen 4-2-3-1 auflaufen. Die Innenverteidigung bildeten David Luiz und Gary Cahill, die von Ivanovic (rechts) und Cole (links) flankiert wurden.

John Obi Mikel und Raul Mereiles liefen im defensiven Mittelfeld auf. Mikel agierte hier etwas tiefer und absichernder, während Mereiles sich immer wieder in den Angriff einschaltete.

Auf der linken Außenbahn spielte Ryan Bertrand, der aber immer wieder einrückte, um Raum für Cole zu schaffen. Juan Mata und Eden Hazard spielten sehr eng beieinander, sodass man fast schon von einer Doppelzehn reden kann. Zusammen mit Torres versuchten sie einige Male, die Halbräume  zwischen Newcastles Sechsern und Außenverteidigern zu überladen.

Chelseas flexibles System garantiert viel Ballbesitz

Bis zur 60. Minute hatte Chelsea um die 65% Ballbesitz, zwischenzeitlich sogar über 70. Newcastle bekam aufgrund der cleveren Bewegungen von Torres, Mata und Hazard kaum Zugriff auf die Zentrale. Das Trio bewegte sich häufig als zusammen hängendes Dreieck über das Feld und zwang Newcastles Sechser, sehr tief zu stehen.

Dies bedeutete wiederum viel Raum für Chelseas Doppelsechs. Erwähnenswert ist hierbei, dass diese je nach Angriffsseite von unterschiedlichen Spielern gebildet wurde. Kam Chelsea über links, Rückte Bertrand ein und orientierte sich an Mikel. Mereiles stieß in diesen Szenen über rechts vor, wo sich durch Matas Lauf ein großer Raum auftat.

Bauten die Londoner über rechts auf, blieben Mereiles und Mikel zentral, während Bertrand vorne links das Loch in der Formation ausglich. Der britische Olympiateilnehmer fiel defensiv wie offensiv nicht sonderlich auf, verhielt sich taktisch aber sehr gut und erkannte stets, welche Räume er zu füllen hatte.

Newcastles Spiel nicht breit genug

Newcastle hatte bis Mitte der zweiten Hälfte kaum einmal längere Ballbesitzphasen. Erkämpften sie sich den Ball, spielten sie ihn viel zu häufig lang und hoch in Richtung Cissé/Ba. Dies war gegen Chelseas Innenverteidiger, unterstützt durch Ivanovic und/oder Mikel nicht erfolgsversprechend.

Newcastle in Ballbesitz mit einer 3-1-2-Stellung. Die Außenverteidiger zeigten nur äußerst selten Vorstöße, das Spiel wurde zu eng.

Bei den wenigen, ruhigeren Aufbausituationen zeigte sich, dass das Spiel der Magpies nicht breit genug angelegt war. Ben Arfa zog es immer wieder ins Zentrum, was angesichts des Lochs zwischen Sturm und Doppelsechs im Prinzip auch nicht falsch war.

Problematisch war dabei aber die Tatsache, dass Simpson den Franzosen selten hinterlief und der rechte Flügel somit komplett verwaist war.

Dazu kam dann noch, dass Gutierrez auf der anderen Seite ebenfalls weit einrückte, ohne dass sein Hintermann Santon sich auf dem Flügel mit einschaltete.

Gegen Chelseas enge 4-4-1-1-Defensivordnung formte Newcastle praktisch nur ein 3-1-2. Erwartungsgemäß war es ein Leichtes für die Blues, schnell wieder in Ballbesitz zu kommen.

Die letzte halbe Stunde: Chelsea passiver, Newcastle weiterhin nicht zwingend

In der letzten halben Stunde spielten die Blues deutlich passiver und überließen Newcastle bedenkenlos mehr Ballbesitzanteile. Mit Ramires brachte di Matteo einen defensivstärkeren Akteur für Mata, sodass Chelsea kompakt mit zwei Viererketten hinter Hazard und Torres verteidigen konnte.

Newcastle fehlte es an Kreativität und Klasse, um diesen Riegel zu knacken. Ba und Ben Arfa liefen zwar viel, konnten aber selten Anspielstationen finden. Die zurückhaltenden Außenverteidiger der Gäste erlaubten es Chelsea, sehr eng zu stehen und somit permanent Überzahlsituationen in Ballnähe herzustellen.

Mit den vielen kopfballstarken Akteuren besaß Chelsea erwartungsgemäß die Lufthoheit, fast 70% der Luftduelle gingen an die Blues. Zum Ende schlug Newcastle einige Bälle hoch in den Strafraum, konnte aber keine Gefahr erzeugen und verlor so letztendlich verdient.

Torres, Mata, Hazard – Das neue Traumtrio?

Auch wenn es nach drei Ligaspielen vielleicht etwas früh ist, um Lobeshymnen zu singen, ist ganz klar zu sehen, dass Roberto di Matteo versucht, Chelsea einen neuen, attraktiveren Stil zu verpassen.

Mit Mata, Hazard und Torres, die sich untereinander auf dem Feld schon prächtig verstehen, hat man im Vergleich zur Vorsaison deutlich mehr Möglichkeiten, ein dominantes und vor allem kohärentes Offensivspiel aufzuziehen.

Die drei zeigen sich sehr beweglich und kombinationsstark. Sie können mit ihrer geballten Bewegung Überzahlsituationen im letzten Drittel herstellen und gleichzeitig Raum auf der anderen Seite für die nachrückenden, dynamischen Spielertypen schaffen. Ramires in Topform könnte hier noch eine wichtige Rolle spielen, da er für die Aufgabe, die Räume auf der ballfernen Seite anzulaufen, wie geschaffen ist.

Torres findet sichtlich sein Selbstbewusstsein zurück, sein Weltklassetor in diesem Spiel wird da sicherlich noch weiter zu beitragen. Ohne Anelka und Publikumsliebling Drogba im Nacken hat er vielleicht auch nicht mehr so viel Druck, was allerdings sehr spekulativ ist.

Zusammenfassung und weitere Randaspekte

  • Chelsea bis zur Mitte der zweiten Halbzeit sehr dominant
  • Das Dreieck Mata-Hazard-Torres scheint sich zu einer echten Waffe zu entwickeln
  • Hazard nun schon an sieben von acht Chelsea-Toren beteiligt
  • Newcastle mit zu wenig Breite und Kreativität
  • Chelsea mit physischen Vorteilen, nicht zuletzt in der Luft
  • Bertrand mit ansprechender taktischer Leistung: Seine Aufgabe des „Ausgleichens“ der Räume war zwar nicht besonders auffällig, dafür aber sehr wertvoll für die Balance
  • Terry scheint schlechte Karten zu haben, wenn Chelsea weiterhin mit einer hohen Linie und viel Ballbesitz agiert


Fazit 

Chelsea gewinnt verdient und relativ ungefährdet mit 2:0. Hazard tut ihnen sichtlich gut, was nicht nur an den messbaren Werten festzumachen ist. Seine technischen Fähigkeiten und seine Kreativität helfen Mata und Torres, ihre Qualitäten besser einzubringen.

Gerade für Torres ist ein Spieler, der im letzten Drittel stets für Doppelpässe bereit ist und häufig Schnittstellenpässe riskiert, enorm hilfreich.

Newcastle kämpfte aufopferungsvoll, wirkte aber in Ballbesitz nicht gut geordnet. Die Flügel waren über weite Strecken beide verwaist, was es Chelsea sehr einfach machte, zu verteidigen.

Die Defensivleistung der Gäste war angesichts der guten Offensivabteilung der Blues recht akzeptabel. Insgesamt fehlte es Newcastle aber an spielerischer Klasse, vor allem im zentralen Bereich, wo außer Cabaye kein guter Passspieler auf dem Feld stand.

Gerät man gegen Chelsea in Rückstand und hat spielerisch keine guten Lösungen parat, ist es erfahrungsgemäß schwierig, das Spiel umzubiegen. Den Strafraum mit Flanken und eigenen Spielern fluten, ist gegen die kopfballstarken Londoner nicht das beste Rezept.

Es wird auf jeden Fall sehr interessant sein, wie sich Chelsea in der nächsten Zeit entwickelt. Ein gut organisiertes, kompromisslos verteidigendes Team sind sie schon seit Jahren. Mit Hazard haben sie jetzt noch einiges an spielerischem Mehrwert dazu bekommen, der ihnen ein attraktives und erfolgreiches Spiel möglich macht.

Leonidas 28. August 2012 um 14:34

Ich empfehle „footylounge.org“ , dort kann man sich komplette Spiele herunterladen (gibt so gut wie jedes Spiel, selbst von Swansea). Komplett kostenlos natürlich, wunderbare Seite.

Zum Spiel: Wo war Tioté? Der hat deutlich gefehlt. Anita brauch noch etwas Zeit , um sich an die PL zu gewöhnen. Und was ist Ben Arfa bitte für ein wahnsinnig guter Techniker? Unglaublich.

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Toni 27. August 2012 um 20:52

Guter Artikel.
Ich wuerde sehr gerne einen aktuellen Artikel zum Aufsteiger Swensea City lesen. Sie haben beide Spiele klar gewonnen. 5-0 und 3-0!
Nur ein Vorschlag meinerseits.

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Jx 27. August 2012 um 21:45

Dem kann ich mich nur anschließen. (Außer das Swansea nun schon im zweiten Jahr in der Premiere League spielt ;))

Zu dem Artikel:
Wie immer sehr informativ, gerade für mich als Chealsea-Fan ohne Sky ^^ Mich freut sehr, dass Hazard so schnell einschlägt. Das Marin in dieser Mannschaft als Stammkraft eine Chance hat, bezweifel ich momentan zwar, aber als eine Alternative für die letzten 15-20 Minuten kann ich ihn mir schon vorstellen. Für ein schnelles Dribbling im letzten Drittel ist er immer gut und daher gerade auch gegen tiefstehende Gegner eine Option.

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GH 27. August 2012 um 22:26

Aber wo sollen dann noch ein Oscar, der um einiges teurer war als Marin, und Moses hinstellen. Beides sehr offensive Spieler mit ähnlichen Fähigkeiten wie Marin.
Dürfte schwer werden.

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Valentin 29. August 2012 um 17:29

chelsea spielt heuer in 6 wettbewerben also keine sorge alle spieler in dem kader werden zu ihren spielen kommen 🙂

oscar braucht noch seine zeit sich an die pl zu gewöhnen und wird dann langsam den part von frank lampard einnehmen. spielt ja jetzt auch schon immer etwas tiefer.

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PP 27. August 2012 um 23:12

Leider hat Sky bisher noch kein Spiel von Swansea gezeigt 😉 Aber das wird sich bestimmt bald ändern.

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huppi 28. August 2012 um 00:08

Du bezahlst Sky und die zeigen nicht mal alle PL-Spiele? Ich empfehle Sopcast 😉
Wäre zwar durchaus interessant zu sehen, wie Laudrup Brendan Rodgers System verändert, aber dazu müsstest du ja wissen, wie Swansea letzte Saison gespielt hat 😉
Vielleicht ließe sich noch mehr Stoff raus holen lassen, wenn man sich Liverpool anschaut und analysiert, was Rodgers da jetzt anstellt. Joe Allen musste schon aushilfsweise Lucas im DMF ersetzen und das hat super funktioniert. Die haben ein enorm hohes Potential im zentralen Mittelfeld (nicht nur da ^^)

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MR 28. August 2012 um 01:43

Einen ausführlichen Swansea-Artikel gab es vergangene Saison.

https://spielverlagerung.de/2012/03/14/als-schwaches-team-spielerisch-siegen-swansea-schlagt-manchester-city/

Zu den neuen Entwicklungen wird es sicher in den kommenden Wochen auch was geben.

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HerrHAnnibal 27. August 2012 um 20:36

Ist doch schöner bei Chelsea auf der Bank zu sitzen als in Bremen… (vermutlich auch besser bezahlt)
Trotz der Bremer Personalprobleme war er ja kein Stammspieler.

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James 27. August 2012 um 20:19

@ huppi
Özil und Khedira hätte man den Durchbruch bei Real in dem Sinne auch nicht zu getraut. Wenn jemand vor der ersten Saison gesagt hätte Özil kommt und verdrängt Kaka wäre er das Gespött gewesen aber manchmal passt es einfach. Zu ein paar Spielen wird er sicherlich kommen und früher war er ja eines der Größten deutschen Talente.

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huppi 27. August 2012 um 19:57

Kann mir mal ein Mensch erzählen, wie Marin jemals Einzug in diese Mannschaft halten soll? Mata und Hazard kann er nicht vderdrängen und für Bertrands Rolle hat er weder die physischen noch die taktischen Fähigkeiten. Ähnlich schwachsinniger (oder größenwahnsinniger?) Wechsel wie der Sahins zu Real.

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