England – Italien 2:4 n.E.

Italien siegt erst im Elfmeterschießen, da sie vorher zu ungeduldig und ungenau waren. England lässt Pirlo frei und bekommt erst am eigenen Strafraum Zugriff auf den Gegner.

Formationen

Italien spielte im gewohnten 4-3-1-2. Bonucci vertrat erwartungsgemäß den verletzten Chiellini und bildete mit Barzagli die Innenverteidigung, Abate und Balzaretti komplettierten die Viererkette auf den Außenbahnen. Vor dem tiefliegenden Spielmacher Pirlo agierten Marchisio (rechts) und de Rossi (links) auf den Halbpositionen, Montolivo rückte für Motta ins Team und bildete die Spitze der Raute. Im Sturm liefen Balotelli und Cassano auf, wobei sich Letzterer häufig ins Mittelfeld fallen ließ oder auf den Flügel auswich

Startformationen

England verteidigte wie schon im ganzen Turnier recht tief und eng. Die Viererkette konnte sehr eng stehen, da Italiens Außenverteidiger nicht allzu häufig bis ins letzte Drittel vorstießen. Im Mittelfeld behielt man diese Enge bei, orientierte sich also stark an Italiens Raute. Young und Milner spielten dementsprechend sehr zentral, sodass Italien zwei eng stehende Viererketten umspielen musste, um in den englischen Strafraum zu gelangen.

Raute gegen flache Vier

Bei einem Duell zwischen Raute und flacher Vier ergeben sich einige schematische Vor- und Nachteile für die beiden Mannschaften.

Mit einer Raute im Mittelfeld ist das Zentrum sehr verdichtet und es gibt kurze Passwege zwischen den Mittelfeldspielern. Für die Breite im Angriffsspiel müssen die Außenverteidiger sorgen, die dann wiederum meistens von einem der Mittelfeldspieler abgesichert werden.

Problematisch bei dieser Formation ist, dass die gegnerischen Außenverteidiger frei gelassen werden. Für den höchsten Mittelfeldspieler, also den nominellen Zehner, sind die Wege bis zum jeweiligen Außenverteidiger sehr weit. Rückt einer der Halbspieler (Achter) heraus, entstehen in den Halbräumen zu große Lücken, die ein gegnerischer zentraler Mittelfeldspieler nutzen kann.

Der große Vorteil der flachen Vier gegen einen Gegner mit Raute ist, dass man extrem eng verteidigen kann, da der Gegner ja keine nominellen offensiven Außen hat. Durch die sehr enge Staffelung müssen die gegnerischen Außenverteidiger zwangsläufig offensiv spielen, was wiederum Räume für Konter freilegt.

Ein weiterer Vorteil der flachen Vier gegen eine Raute ist die oben beschriebene Freiheit der Außenverteidiger. Durch eine ambitionierte Interpretation ihrer Rollen können sie die bestimmenden Akteure gegen einen Gegner mit Raute sein.

Ein großer Nachteil der flachen Vier ist, dass man den tiefliegenden Spielmacher der Raute kaum zu fassen bekommt, wenn man nicht einen seiner Stürmer auf ihn abstellt.

Wer konnte seine theoretischen Vorteile besser nutzen?

Italien übernahm wie erwartet die Kontrolle über das Spiel und hatte mehr als zwei Drittel Ballbesitz. Die Außenverteidiger agierten zunächst recht Offensiv, was Italien auch einige gute Angriffe ermöglichte. Im Verlauf der Partie spielten Abate und Balzaretti aber immer zurückhaltender, was wohl dem engen Spielstand geschuldet war.

Pirlo wurde nur extrem selten von einem der englischen Stürmer bedrängt – ein großer Fehler gegen Italien. Ohne gegnerischen Druck konnte Pirlo das Spiel nach Belieben diktieren. Er streute viele Spielverlagerungen ein, was unheimlich half, da die Engländer wie bereits erwähnt sehr eng standen. Auch einige Bälle über die Abwehr hinweg sorgten für Gefahr im englischen Strafraum.

Im Pressing zeigten sich die Italiener recht variabel. Als die Achter einige Male die englischen Außenverteidiger pressen wollten, zeigten sich sehr große Abstände zwischen den Mittelfeldspielern. England nutzte dies nicht, jedoch erkannte Italien wohl die Gefahr. Im weiteren Verlauf rückten dann Montolivo und die beiden Stürmer so auf die Seite, dass Cole/Johnson nur lange Bälle nach vorne oder Rückpässe auf Hart blieben.

England hingegen konnte die Vorteile des eigenen Systems kaum ausspielen. Cole und Johnson, die ja ohne nominellen Gegenspieler waren, kamen bei Ballbesitz nur vereinzelt mit nach vorne. Mit etwas mehr Mut hätten die beiden entscheidende Faktoren werden können, da die englischen Angriffe nur dann gefährlich wurden, wenn zumindest einer der Außenverteidiger vorrückte.

Das Prinzip des abkippenden Achters auf der rechten Seite

Nur selten gelang es England, den Passweg auf Pirlo zuzustellen.

Rooney und Welbeck positionierten sich in diesen Situationen eng beieinander und stellten Pirlo so in ihren Deckungsschatten.

Der gute Ansatz wurde jedoch von den Italienern schnell umspielt.

Abate rückte dann weit auf, den Raum hinter ihm besetzte Marchisio. Da Young den Fehler machte, Abate zu weit zu folgen – Cole hinter ihm war ohne Gegenspieler – wurde so viel Raum für Marchisio frei.

Dieser konnte sich dort die Bälle abholen und aufgrund des veränderten Passwinkels viele Pässe ins Zentrum um die englischen Stürmer herum spielen.

Auf der anderen Seite praktizierten Balzaretti und de Rossi das gleiche taktische Mittel, jedoch nicht so häufig wie Abate und Marchisio auf der rechten Seite.

Teilweise blieb de Rossi dann sogar in der Kette, um es Balzaretti zu ermöglichen, noch höher aufzurücken.

Viele Torschüsse, wenige Chancen – Italien nicht konsequent genug

Italien schoss zwar häufig aufs Tor (36 Torschüsse), sorgte aber angesichts ihrer Dominanz zu selten für akute Gefahr. Viele der Schüsse wurden aus schlechten Positionen abgegeben, sodass die Zahl der abgeblockten Schüsse (13) und derer, die nicht aufs Tor gingen (15), nicht verwunderlich ist.

Mit etwas mehr Geduld und Übersicht hätten die Italiener auch im letzten Drittel noch häufiger kombinieren können. Die englischen Spieler warfen sich oft in die Schüsse – eigentlich eine Einladung für einen technisch versierten Spieler, um einen Haken zu schlagen. Durch die vielen Abschlüsse war Italien aber immerhin wenig anfällig für Konter.

Viel Raum für Pirlo: Was Hodgson sich dabei dachte und warum es nicht funktionierte

Ob in der Nationalmannschaft, früher bei Milan oder heute bei Juventus: Andrea Pirlo bekommt in der Regel einen Sonderbewacher vom Gegner zugewiesen. Bei Gegnern mit zwei Stürmern lässt sich dann einer der Angreifer fallen, um den italienischen Regisseur unter Druck zu setzen, also war vor dem Spiel zu erwarten, dass sich hauptsächlich Rooney um Pirlo kümmern würde.

Doch Rooney spielte fast die kompletten 120 Minuten als zweite Spitze und ließ Pirlo Raum und Zeit im Überfluss. Die englischen Mittelfeldspieler konnten aufgrund der italienischen Überflutung des Zentrums – zwei Achter, ein Zehner, zwei Stürmer – keinen Druck auf Pirlo ausüben, ohne Lücken hinter sich zu offenbaren.

Warum wies Hodgson also keinen seiner Stürmer an, Pirlos Raum einzuengen oder ihn gar zu decken? Möglicherweise hoffte Hodgson, dass Italien im Verlauf der Partie die Geduld verlieren würde und beide Außenverteidiger weit aufrücken ließe. So hätten 2gegen2-Situationen entstehen können, bei denen Rooney und Welbeck mit ihrer Geschwindigkeit für Probleme gesorgt hätten.

Da die italienischen Außenverteidiger sich aber nur dosiert einschalteten und England nach Ballgewinn viel zu ungenau spielte, ergaben sich solche Situationen allerdings nicht. Teilweise wirkte es sogar so, als wolle England gar nicht kontern, zu selten rückten Mittelfeldspieler nach, zu häufig wurde Hart angespielt. Der Keeper war schon zum wiederholten Male der Spieler mit den meisten Ballkontakten im Team der Three Lions.

Zusammenfassung

  • Pirlo dominierte das Mittelfeld, da das schematische Loch zwischen Englands Stürmern und Mittelfeldspielern auch auf dem Platz zu sehen war
  • England verteidigte sehr eng und gut organisiert
  • Viele Schüsse der Italiener waren aus schlechter Position, weiteres Ausspielen wäre auch im letzten Drittel möglich und nötig gewesen
  • Alle vier Außenverteidiger machten zu wenig für die Offensive
  • Wieder einmal eine Verlängerung ohne jegliches Risiko

Fazit

Italien gewann erst im Elfmeterschießen, da sie ihre guten Chancen nicht nutzten. Sie hätten in der regulären Spielzeit mit etwas mehr Geduld und Übersicht aber noch zu viel mehr klaren Chancen kommen müssen. Der Sieg ist auf jeden Fall verdient, da England fast gar nichts für das Spiel tat – sogar Kontern wollten sie nicht wirklich.

Pirlo ist und bleibt Italiens Schlüsselspieler. Jogi Löw wird sich im Halbfinale etwas einfallen lassen müssen, um ihm den benötigten Raum und die Zeit am Ball zu nehmen. Unter Druck ist Pirlo mangels Dynamik maximal halb so gut wie in diesem Spiel.

England schlug sich unter dem neuen Coach Hodgson wacker, überzeugte jedoch nicht. Dass sie vorsichtig agieren und den Gegner erstmal mit ihren beiden Viererketten vorm Strafraum erwarten, ist angesichts der angespannten Personallage und der neuen Situation verständlich. Dass sie aber derart wenige Offensivaktionen zustande bekamen, ist schon überraschend. Mit Young, Milner, Walcott, Welbeck und Rooney verfügte man immerhin über einige gute und schnelle Konterspieler.

Warum sie so wenige Konter fuhren, ist unklar. Vielleicht war es Anweisung, nur zu zweit oder zu dritt zu kontern. Vielleicht lag es an der Fitness, dass nur so wenige Spieler an den Gegenstößen teilnahmen. Vielleicht mangelte es auch einfach an Mut.

Mit Italien setzte sich letztendlich die bessere Mannschaft durch. Deutschland erwartet nun also ein schwer zu spielender Gegner. Bekommen sie Pirlo in den Griff und fordern die italienischen Außenverteidiger, stehen die Chancen auf einen Finaleinzug jedoch gut.

1ng0 27. Juni 2012 um 12:54

der erste löwe schießt vorbei
der zweite knapp daneben
der dritte in die wallachei
so ist das löwenleben

er stolpert, tändelt, wackelt rum
voll angst zuckt ihm die mähne
und ist der spuk dann endlich um
verdrückt er manche träne

dabei gilt er als königstier
so stark, so schön, so weise
doch elfer sind nicht sein pläsier
da ist der löwe scheiße

Antworten

Alexander 27. Juni 2012 um 12:30

Ich glaube, daß die “maulwurf-Affäre“ ein gezielte Indiskretion sprich Desinformation seitens der deutschen Trainer ist, um ein anderes “Schlachtfeld“ aufzumachen, abzulenken und die Konzentration der Gegner zu stören ……Eventuell eine Reaktion zu provozieren.
Denn alle werden auf eine erneute Vorab-Info warten.

Antworten

Stoney 27. Juni 2012 um 00:11

http://www.welt.de/sport/fussball/em-2012/article107264846/Halbfinal-Schiedsrichter-wirft-mit-Karten-um-sich.html

Oh ne! Wir kriegen einen Schiri mit nervösem Finger am Abzug 😉 Das spielt wohl dem Team dass geschicktere Tacklings macht und sich autentischer fallen lässt in die Karten ……. 🙁 Deswegen: Evtl Boateng auf die Bank?

Antworten

Herbst 26. Juni 2012 um 14:04

Ich finde das hier einfach nur ein Auge auf Pirlo gworfen wird. Die stärke von Italien ist das dynamisch bissige Mittelfeld, bestehen aus De Rossi, Marchisio, Motta, Pirlo, Giaccerini. Achja und Pirlo langsam? nur weil re selten Sprints aufzeigt, ich sag nur Spanien wo er 3 Gegner einfach überrannte. Pirlo hat nur diesen Platz und die Freiheiten da Marchiso und Motta immer wieder zwischen die gegnerischen Linien (Abwehr-Mittelfeld) laufen, die nominativen Gegenspieler gezwungen sind entweder nachzurücken und so Pirlo Platz zu geben, oder die IV müssen aufrücken – was aber dann Freiraum für Cassano-Ballotelli bringt. Zudem kann und darf man nicht Marchisio frei spielen lassen, er hat im ähnlichen Spielsystem von Juventus 13 Tore geschossen, von De Rossi weiß man um seine Schussqualitäten. mMn ist Italien bei weitem die am härtesten zu knackende Nuss der EM. Dauerhaft unterschätz und schwach geredet von den dt Medien. Italien ist Spielstark und defensiv bei weitem die stärkste Mannschaft. Zudem kann Italien um die 5 verschiedene Systeme spielen, die 3 Juvesyteme und dann die klassischen. Zudem wird Italien Deutschland mit Sicherheit nicht kombinieren lassen wie gewünscht, das hatt man bei Spanien auch nicht gemacht, zudem ist das italienische Zweikampfverhalten/können 1A.

Antworten

Jay 26. Juni 2012 um 22:32

Ja, klar, aber Pirlo war der überragende Mann bei Italien und nicht zum ersten Mal. Das liegt natürlich auch daran, dass die Engländer ihn haben frei gewähren lassen, aber wenn man ihn konsequent aus dem Spiel nimmt (nicht einfach!), dann ist das schon mal der erste Schritt. Er hat gegen England mit Abstand die meisten Pässe geschlagen und darunter waren einige brandgefährliche.

Der nächste Schritt ist die Aussen unter Kontrolle zu haben, weil sie einfach das Spiel breit machen und immer wieder gefährlich nach vorne kommen. Dann kann man aber auch die Lücken, die sie dann hinten lassen, intelligent ausnutzen. Die Engländer waren dazu nicht in der Lage.

Das Diamond-Mittelfeld ist natürlich enorm stark und, was ganz wichtig ist, enorm eingespielt. Das Verschieben und Übergeben der deutschen Spieler wird daher enorm wichtig sein. Auf der anderen Seite werden es die Italiener auch nicht so leicht haben wie gegen England, weil sie gegen Özil und Co. auch defensiv wesentlich mehr arbeiten müssen.

Aber klar, das wird ne ganz ganz harte Nuss.

Antworten

trompetenmann 26. Juni 2012 um 12:53

Hallo erstmal Zusammen,

bin neu hier, finde die Seite sehr interessant, auch wenn ich nicht so der versierte Fussballtaktiker bin.
Mich hat Pirlo auch stark an Kaiser Franz erinnert, und das Spiel der Italiener war in meinen Augen Fussball von vor 40 Jahren. Pirlo als SPielmacher, der aber überhaupt keine Variabilität zeigte, sondern einfach immer aus der Mitte die Bälle verteilte. In meinen Augen sehr leicht ausrechenbar.
Das Spiel der Deutschen scheint mir viel variabler und deshalb auch viel gefährlicher. Aber wie gesagt, ich bin nicht der Taktik-Profi!
Die ganze Rhetorik seitens der Italiener scheint mir eher eine Art Mutmachen, weil sie genau wissen, dass Deutschland der härteste Brocken in der EM wird.
Es gibt nur zwei Möglickieten: entweder einklarer Sieg der Deutschen, oder eine ganz klnappe Niederlage. Als Optimist tippe ich ein klares 3:1!

Antworten

Sven 26. Juni 2012 um 10:28

Was mich am, ansonsten sehr guten Text, etwas verwundert: Die Mutter aller Taktik ist die Fitness und Physis des Teams. Und wenn nach 60 Minuten der Spiritus Rector der Engländer, Steven Gerrard, mit Krämpfen zu tun bekommt, dann kann man sich eigentlich jede taktische Betrachtung schon sparen und nur verwundert den Kopf schütteln, wie die Engländer sich trotzdem noch ins Penalty retten konnten.
Mir kam, bei allem Respekt vor dem MotM Pirlo, das Spiel der siegreichen Italiener trotzdem vor, als sähe ich ein Spiel aus den 70er oder 80er Jahren: Ball annehmen, dann erstmal hochschauen, Mitspieler suchen und Ball wieder abspielen.

Antworten

Joshua 26. Juni 2012 um 00:28

Moin,
das Pirlo der Faktor ist, haben wir ja jetzt festgestellt. Finde aber, dass er keineswegs so überragende Qualitäten gezeigt hat, dass einem Angst und Bange werden muss und die DFB-Elf mit einem Umrühren ihres Kaders reagieren muss. Spielt man im Mittelfeld die überlegene Athletik aus und geht Pirlo und Montolivo stark an, werden sie wegen ihrer mangelnden Beweglichkeit (Pirlo) und ihrem mittelmäßigen Antizipationsvermögen scheitern und keine genauen Pässe mehr zu Balotelli spielen können. Andere Mittel hab ich offensiv kaum gesehen und ein Tor haben sie sogar gegen England damit nicht erzielt. Wenn Deutschland ins Tempo findet und die Innenverteidiger keinen langen Ball über den Scheitel rutschen lassen, wirds für Italien schwer.

Antworten

Heiko 26. Juni 2012 um 09:35

So sehe ich das auch. Könnte mir sogar die Startaufstellung der Gruppenspiele gut vorstellen. Freue mich schon auf das Duell, Löw sollte das aber eher unaufgeregt angehen.

Antworten

Stoney 27. Juni 2012 um 13:41

Interessanterweise redet Pirlo selbst ganz offen darüber wie er sich selbst einschätzt (überraschend bescheiden) und wie die anderen wohl reagieren werden. Die Engländer kommen dabei schlecht weg =)

http://www.telegraph.co.uk/sport/football/teams/italy/9357843/Euro-2012-Italys-Andrea-Pirlo-says-Germany-far-more-dangerous-opponents-than-cautious-England.html

Antworten

Ruudie 25. Juni 2012 um 23:14

da wir ja eindeutig Halbfinal-Vorschau abdriften:

Wie denkbar oder schlau wäre ein 3-4-3, in dem ein Bender für Boateng spielt, einfach etwas auf- und einrückt und sich halbrechts zu Khedira und Schweini gesellt, um Italiens starke Zentrale in Empfang zu nehmen..?
Vorne behalten wir alle Optionen und ganz hinten haben wir noch eine 3 zu 2 Überzahl gegen Balo + Cassano…

Antworten

Tobias 25. Juni 2012 um 23:28

Ich würde am System nix ändern. Kroatien hat in der 2. Halbzeit quasi auf das deutsche System umgestellt (https://spielverlagerung.de/2012/06/14/kroatien-italien-11/): 4-2-3-1 mit breiten Außenspielern, Zehner der auf die Flanken abdriftet, einem absicherndem und einem aufrückender 6er/8er. Damit hatte Italien die größten Probleme während der gesamten EM.

In dem Artikel wird auch sehr schön erklärt, dass Pirlo bei einem hohen Pressing im Kollektiv seine Kreativität nicht entfalten kann. Die Devise lautet also Vollgas.

Antworten

Felix 26. Juni 2012 um 00:28

Wäre eine Möglichkeit und 3er-Kette hat Löw ja schonmal getestet. Laut Medien ein totaler Fehlschlag, aber Löw hat daraus gelernt. Ich denke aber nicht, dass das umgesetzt wird. Wenigstens nicht so klar. Falls Bender für Boateng spielen sollte, könnte er schematisch höher stehen als Lahm links und somit eine verkappte 3er-Kette entstehen. Aber ich bin mir nicht sicher, ob das nötig ist. Ich denke es gibt andere, Möglichkeiten, vorallem angesichts der Alternativen auf der Bank.
Italien ist die älteste Mannschaft, mit aggressivem Pressing haben sie Probleme, hängen stark von Pirlo ab und sind zentrumslastig. Wenn die AVs die Breite herstellen müssen, haben wir die Spieler um diese Sachverhalte eiskalt zu nutzen.
Mit Spanien hatten sie Probleme und wir sind ebenfalls extrem ballsicher, nur noch direkter beim Weg nach vorne. Ist die Frage, ob die Italiener nach den 120Minuten gegen England und kürzer Pause, nochmal so einen Kraftakt leisten können. Denn Deutschland wird ihnen alles abverlangen!

Antworten

Stoney 27. Juni 2012 um 11:15

Ja, habe in meinem Kommentar zum neuesten Podcast auch so argumentiert, mit Verweisen auf das Vorbild der krass unterschiedlichen Hin-und Rückspielergebnisse beim CL-Duell AC Milan vs Arsenal. Allerdings besteht bei hohem aggressiven Pressing ein erhöhtes Foulspiel-Risiko …und der Schiri soll ja sehr gerne Karten spielen..

Antworten

Jay 25. Juni 2012 um 21:31

Habe mir das Spiel eben nochmal angesehen.

Also: „Die Außenverteidiger agierten zunächst recht Offensiv“ ist wohl eine Untertreibung. Balzaretti hat ja fast einen linken Aussenstürmer gespielt. Unglaublich. So weit vorne wie er da teilweise agiert hat, hat es Poldi in diesem Turnier kaum getan! Das ging dann etwas zurück in HZ2, aber weshalb sich Rooney und Welbeck nicht auf Balzarettis Seite orientiert haben bei diesen Vorstoessen, um den Platz auszunutzen, wird ihr Geheimnis bleiben.

Immer wieder hat sich dann auch De Rossi in die Abwehrkette zurückfallen lassen, also ein 3-5-2 bei Ballbesitz, wobei Abate nicht ganz so weite Wege ging und De Rossi sich dann auch immer wieder selbst oft nach vorne orientiert hat. Die Italiener haben mit ganz viel Risiko gespielt in der ersten HZ. Das werden sie sich gegen Deutschland so keinesfalls erlauben können.

Bei ENG hat man wieder einmal gesehen, dass lange Bälle auf den „big man upfront“ als einizge Marschroute einfach nicht funktioniert. Es ist bezeichnend, dass die häufigste Passkombination bei England die von Hart zu Carroll war (und der auch erst in der 60. Minute eingewechselt wurde).

Auch wenn jetzt wieder die Devise beim DFB heisst „Italien ist mehr als Pirlo“, ist es (nicht erst seit dieser EM) vollkommen klar, dass Pirlo konsequent angegangen und gedoppelt werden muss. Das hat mit Rooney und Welbeck exakt zehn Minuten ordentlich funktioniert, aber dann war es ihnen wohl zu anstrengend und auch Parker und Gerrard haben es vorgezogen, Pirlo zuzuschauen. Dass die Italiener mit schnellem, aggressiven Angriffpressing Probleme haben, hat man ja selbst gegen die Iren gesehen.

Cassano habe ich sehr schwach gesehen und auch Montolivo wird wohl seinen Platz für Motta räumen müssen.

Ich denke, wir haben ne sehr gute Chancen gegen Italien – aber nur, wenn wir unser „Italien-Trauma“ ablegen können.

Antworten

diospeo 25. Juni 2012 um 23:20

sehe ich genauso. dieses „Italien-trauma“ ist der knackpunkt. deutschland wird physisch ( vor allem konditionell) überlegen sein, taktisch bestens vorbereitet sein und trotzdem verlieren.

Antworten

96Friese 26. Juni 2012 um 15:30

Immer dran denken, dass der Kern dieser Mannschaft die U21-Europameister sind, die auf dem Weg zu ihrem Titel 2009 die Italiener im Halbfinale geschlagen haben. Manchmal wiederholt sich Geschichte doch 😉

Antworten

Rarehero 26. Juni 2012 um 17:52

Die Fans haben ein Trauma, denn es sind noch die gleichen wie vor sechs Jahren. Von den Spielern, die 2006 so schmerzhaft aber verdient verloren haben, sind nur noch drei übrig, wenn ich mich nicht irre, und überhaupt haben die Spieler in der Zwischenzeit unzählige Erfahrungen und (individuelle) Erfolge gesammelt. Die Spieler haben kein Trauma, und sie glauben weder an einen Fluch, noch dass das Schicksal ihnen hold ist.

Antworten

crs 25. Juni 2012 um 20:13

klare analyse 🙂

btw
die hereinnahme von montolivo hat dem italienischen spiel mehr als gut getan, da er konstant eine verbindung zwischen mittelfeld und sturm geschaffen hat.
ganz im gegensatz zum vorherigen spiel, indem motta die rolle viel zu tief interpretierte und somit kaum akzente setzen konnte.

Antworten

Geoffrey 25. Juni 2012 um 19:58

Italien liegt den Deutschen nicht. Phrase oder Realität?

Deutschland konnte in den zurückliegenden Tunieren gegen Italien nichts holen. Aber bedeutet das zwangsläufig, dass die Italiener uns nicht liegen? 1970 war es ein Jahrhundert-Fight in dem die glücklichere Mannschaft mit 4:3 nach Verlängerung gewinnen konnte. 1982 und 2006 verloren die Deutschen gegen den Weltmeister! Italien war in all diesen Spielen eine Macht, doch diesmal ist es umgekehrt. Italien spielt abgewichst, sie wissen was sie können und vor allem was sie nicht können. Bisher konnte noch keine Mannschaft Italiens Schwächen ausnutzen, da die Klasse fehlte. Die Deutschen wissen auch was sie können und sie werden am Donnerstag schnell merken, dass sie die Italiener mit schnellem Kurzpassspiel mehr als in Verlegenheit bringen können. Spanien hat sich zwar ebenfalls die Zähne an den Italienern ausgebissen, allerdings brauchen sie auch zu lange, bis der Pass in die Spitze erfolgt. Deutschland kombiniert annähernd schnell wie die Spanier, alerdings mit mehr Drang zur schnellen Vollendung des Spielzugs. Özil, Reus und Klose werden das offensive Herzstück gegen die Italiener bilden. Spannend wird nur, ob wir Podolski oder Müller sehen werden. Für beide gibt es Argumente, ich persönlich würde auf Podolski setzen. Ich schätze seine präzisen und wuchtigen flachen Flanken so wie seine gewaltigen Distanzschüsse. Müller wirkt hingegen müde auf mich.
Italien wird sich am Donnerstag der deutschen Offensivkraft beugen müssen, aber Vorsicht! Italien beherrscht ein effektives Konterspiel. Auch wenn die Begegnung es auf den ersten Blick nicht vermuten lässt, könnte es ein torreiches Spiel werden. Deutschland gewinnt mit 3:2

Antworten

Tank 25. Juni 2012 um 17:57

Schöne und vorallem sehr klare Analyse!

Was mich am Spiel der Italiener unter anderem begeistert hat, war wie viele Pässe, die der Passgeber in einen für ihn nicht einsehbaren Bereich spielte, ankamen. Hier sind definitiv einstudierte Automatismen am Werke. Oft ist es aus meiner Sicht eher eine Schwäche, wenn eine Mannschaft im Spielaufbau zu solchen no-look-Pässen gezwungen ist, erscheint es doch viel effizienter, wenn man stattdessen über 3 Spieler in einer Z-Förmigen Aufreihung passt, so dass niemand einen Ball in den eigenen Rücken spielen muss, um das Spiel weiter nach vorne zu verlagern. Bei Italien klappt das inzwischen aber beachtlich gut und das liegt, neben der individuellen Klasse der Spieler (Pirlo!), auch daran, dass man es offensichtlich schon länger einstudiert. Zu Beginn des Turniers und in der Vorbereitung sah man dieses Mittel auch schon, doch führte es reihenweise zu Ballverlusten. Jetzt, da man mehr Routine bei sowas gewonnen hat, versprechen solche Kombinationen jedoch ein schnelles, überraschendes und mit wenig Personal ausführbares Spiel nach vorne, auch wenn natürlich ein Restrisiko des leichten Ballverlustes bleibt.

Antworten

Florian 25. Juni 2012 um 17:56

„Warum wies Hodgson also keinen seiner Stürmer an, Pirlos Raum einzuengen oder ihn gar zu decken?“

Vielleicht gab es ja eine entsprechende Anweisung, nur wurde sie nicht befolgt?

ZM hat folgendes beobachtet:
„after half an hour when Pirlo’s dominance had become clear, Joe Hart was clearly heard shouting at Rooney to pick him up. Hodgson clearly wanted Rooney to do this, because for much of the game Rooney could be seen half-heartedly jogging towards Pirlo. (…) It’s odd that Rooney’s tactical indiscipline has become such a problem“

Antworten

jannn 26. Juni 2012 um 08:39

deckt sich mit meinen beobachtungen ganz selten in der ersten hälfte hat rooney pirlo richtiggehend verfolgt.. ich denke mal das wurde ihm einfach zu blöd das ganze spiel über und er wollte lieber offensiv gefährlich werden.. kann mir eig nicht vorstellen, dass ein trainer so etwas offensichtliches ansonsten nicht versucht zu verhindern oder?

Antworten

Rasengrün 25. Juni 2012 um 17:53

Pirlo, Pirlo, Pirlo… und klar war er der beste Mann auf dem Platz, aber der Schlüssel gegen Italien liegt nicht nur in der Frage wie man ihn aus dem Spiel nimmt. Mindestens so entscheidend sind die Außen. Da lag auch der Kardinalfehler der Engländer, man hat sich den nominellen Vorteil in der Breite selbst genommen und zwar schon von vornherein durch eine zu wenig mutige Besetzung auf beiden Seitenpositionen. Fast schon paradox, wie stark sich Abate und Balzaretti einschalten konnten, obwohl nominelle Überzahl der Engländer bestand. Man sagt oft, dass man sich nicht in die Breite ziehen lassen darf, in diesem Spiel hat man gesehen, dass das Gegenteil genauso zutreffen kann.

Antworten

Chris 25. Juni 2012 um 18:27

Hallo Rasengrün: Es ist natürlich nicht unwichtig, die Außen aus dem Spiel zu nehmen, jedoch liefen die meisten gefährlichen Aktionen durchs Zentrum und zwar über Pirlo. Über die Flügel wurde, soweit ich mich noch erinnere, eigentlich nur der Kunstschuss von De Rossi wirklich eingeleitet. Ansonsten zeigten sich die Flügel der Italiener eher als limitiert!

Nimmt man Pirlo aus dem Spiel, dann lahmt der Spielfluss der Italiener völlig. Immer wenn er sich Pausen nahm, ging nicht viel nach vorne. Aber das eine gewisse Flexibilität nötig ist und man sich dann eben, wenn Pirlo sich seine Pausen nimmt, vllt auf die „Breite des Feldes“ einstellen muss, weiß die Mannschaft schon.

Das dies in der Theorie einfacher klingt als in der Praxis ist auch klar 😉

Antworten

kune 25. Juni 2012 um 23:00

Ich denke, dass Italien defensiver gegen Deutschland agieren wird. Wir werden wohl eher das 3-5-2 der Spiele gegen Kroatien und Spanien sehen. Pirlo ist dann nur ein Faktor.

Antworten

Rasengrün 26. Juni 2012 um 02:02

Ich war da vielleicht etwas missverständlich, es geht mir nicht darum die italienischen Flügel zu neutralisieren, sondern darum aus ihrer relativen Schwäche Kapital zu schlagen. Ich bin mir völlig drüber im Klaren, dass da keine Überspieler stehen. Aber trotzdem haben die Beiden gegen Englands 442 und damit gegen eine nominelle Überzahl völlig ausgereicht um dem italienischen Spiel Breite zu geben. Wie ist im Artikel ja recht genau beschrieben. Das wäre einfach genug zu vermeiden gewesen, der Raum, in den Marchiso sich da gerettet hat, hätte erst gar nicht so unbedroht sein dürfen. Das war wie ein Notausgang.
Ob nun im 4312 oder im 352, nimmt man die Flügel raus, dann erstickt das italienische Spiel in der eigenen Enge. Pirlo ist nur dann stark, wenn er Optionen hat das aufzulösen. Nimmt man ihm die, dann bleibt ein ballsicherer, aber alles andere als dynamischer Sechser. Ein Element sind die Flügel, das andere sind die Bälle über die Abwehr. Hier wird Neuers antizipatives Spiel sehr wichtig werden, sollte den Lehmann machen… Im zentralen Mittelfeld selbst sehe ich, vorausgesetzt Özil erwischt defensiv einen seiner besseren Tage (und die sind wesentlich häufiger geworden seit er bei Madrid spielt), wenig Probleme. Was die Flügel angeht, so ist es da eben wichtig auf den offensiven Positionen die richtige Balance zu finden. Die Breite… und das heißt für mich schon mal mindestens kein Schürrle und eigentlich auch grundsätzlich keine inverted winger.

Antworten

RainerVernünftig 26. Juni 2012 um 11:39

Ich habe mir das Spiel (die ersten 90. Min) soeben angeschaut. Ich kann die Einschätzung, dass Pirlo zuviel Raum gelassen wurde und das Spiel über ihn lief nicht bestätigen.
1. Manndeckung von Pirlo
Offensichtlich war es zunächst Welbecks Aufgabe sich zurückfallen zu lassen und Pirlo zu attackieren. Das ist ihm auch relativ gut gelungen Pirlo war in der ersten Halbzeit an drei entscheidenden Situationen beteiligt.
25. Min. Angriff von England wird abgefangen. Pirlo erhält den Ball im eigenen 16er, läuft unbedrängt bis fast zum zum Mittelkreis und passt vertikal über die noch unorganisierte englische Abwehr auf Balotelli im 16er.
41. Min. Flanke aus dem Halbfeld auf Cassano. Hier ist zu beachten, dass Welbeck vorher an der eigenen Grundlinie geklärt hatte und nicht schnell genug zu Pirlo zurücklaufen konnte.
43. Min. Fehlpass Pirlo bei eigenen Freistoß leitet englischen Konter ein.

Außerdem war auffällig, dass Welbeck und Rooney versucht haben Pirlo zu übergeben.

In Halbzeit zwei schien Welbeck konditionell einzubrechen, so dass Pirlo sowohl in der
53. Min. einen gefährlichen Vertikalpass spielen konnte und in der
56. Min. einen Diagonalpass auf Abate.
Hodgsen scheint das nicht entgangen zu sein und er hat Caroll in der 60. gebracht.
Es ist nicht ganz ersichtlich, ob Caroll die Rolle von Welbeck gegen Pirlo übernehmen sollt, oder ob diese Rolle nun jeweils von Rooney oder Caroll übernommen werden sollte. Mir scheint aber, dass Rooney weiterhin nicht explizit für Pirlo zuständig war.
Nach der Einwechslung hatte Pirlo noch folgende Szenen:
63. Diagonalpass auf de Rossi
69. Seitenwechsel auf Abate
88. Vertikalpass ins Toraus
In der Nachspielzeit hat er dann seine Position im 2. Drittel verlassen und ist offensiver ins 3. Drittel gegangen. Dabei hat er durch Ballverlust einen englischen Konter eingeleitet.

2. Defensivarbeit
Defensivarbeit von Pirlo hat quasi nicht stattgefunden. Durch die Raute mit Pirlo im defensiveren Bereich war eine erhebliche Lücke zwischen Abwehr und Mittelfeld, die die Engländer aufgrund technischer Schwächen häufig bei Ballgewinn nicht nutzen konnten.
Prandelli hat mehrfach darauf hingewiesen, dass Mittelfeld und Abwehr enger stehen müssen.
Um die Lücke nicht weiter zu vergrößern, hat Pirlo sich so gut wie nie ins 3. Drittel vorgewagt. Seine Genialität ist im 2. Drittel aber verschenkt.

Insgesamt hat Italien Glück gehabt, dass die Engländer aufgrund erheblicher technischer Schwächen oder Passungenauigkeit die Lücken, die sich ergeben haben, nicht genutzt haben. Gegen Deutschland würde Italien meiner Meinung nach mit der gleichen Taktik ins offene Messer laufen. Wenn Italien eine solche Raute spielt, müsste Pirlo an der Spitze spielen und seine Position durch einen defensiv stärkeren Spieler besetzt werden. Damit wäre aber kein Platz für Montolivio, von dem weit mehr gefährliche Aktionen ausgingen (möglicherweise wegen der Position). Mithin glaube ich, dass Italien es schwer haben wird, eine Formation zu finden, die dem deutschen Offensivspiel über konsequente Flügel viel entgegensetzen kann, ohne die eigene – ohnehin schwache Offensive – noch weiter zu gefährden. Mein Tipp ist, dass Italien mit einem 4 – 1 -4 – 1 – System antreten wird. In der Spitze Balotelli, Dahinter Motta, Pirlo, Montolivio, Marchisio, als Verbindungsspieler zwischen Abwehr und Mittelfeld – De Rossi

Antworten

Jay 26. Juni 2012 um 20:23

Sehr gut analysiert, RainerV.

Pirlo-Bewachung:
Ich fand, dass entweder die Anweisungen von Hodgson nicht konsequent umgesetzt wurden (sei es wegen mangelnder Disziplin oder körperlicher Schwäche) oder es gab solche Anweisungen in der Form nicht. In den englischen Medien gibt es hierzu unterschiedliche Versionen. Wie dem auch sei – Pirlo hatte viel zu viel Platz, sein Spiel aufzuziehen.

Pirlos Position:
Pirlo spielt sehr oft direkt vor der eigenen Viererkette. Vor allem, wenn das MF dicht besetzt ist, kann er dann mit seinen extrem genauen Pässen auf Cassano oder Balotelli für Gefahr sorgen. Ich denke nicht, dass ihm da seine Stärke beraubt wird. Wenn er aber konsequent angegangen wäre, hätte er dies so nie umsetzen können und sich dann eventuell weiter nach vorne orientiert.

Stimme Dir zu, dass Italien mit so einer offensiven Spielweise gegen uns ganz böse nass gemacht würde. Ich denke, sie werden wesentlich vorsichtiger agieren. Vor allem durch die aufrückenden Aussen (insbesondere Balzaretti) haben sie teilweise ganz grosse Lücken gelassen.

Ich glaube nicht, dass Montolivo beginnen wird, sondern dass Motta reinkommt und Prandelli wieder mit Cassano / Balotelli beginnt. Deine Variante wäre aber auch interessant, finde ich.

Antworten

Lena 25. Juni 2012 um 17:46

Ich hätte mal folgende Aufstellung im Angebot. Eine enge 4-2-(1)-2-1, die halt von 4-3-2-1 auf 4-2-3-1 switcht.
Khedira in einer klarer offensiveren Rolle + Pirlo stopfen.
http://img440.imageshack.us/img440/7784/spieldeutschlanditalien.jpg
ich bitte um Nachsicht, dass ich in Eurer Spielanalyse rumgefuscht hab. 🙂

Antworten

Jx 25. Juni 2012 um 19:43

Sehe ich als höchst unrealistisch an; Khedira ist bei all seinem Offensivdrang kein 10er und Özil spielt in der Nationalmannschaft nicht auf den Außen. Zudem sehe ich Kroos im Moment nicht in der Startelf.
Das System wird in meinen Augen ebenfalls das selbe bleiben; aber ich gehe davon aus, dass Reus links spielen wird und Müller rechts.

Antworten

Diggler 25. Juni 2012 um 23:24

Schicke Pfeile 😉 Aber Bitte Bitte Bitte!!! Bender wird nicht Schweinsteiger ersetzen und Götze nicht Podolski, und was ich sonst noch alles gehört habe.

Es besteht wirklich absolut kein Grund die Aufstellung oder das ganze taktische Konzept an einem guten gegenerischen Spieler auszurichten. Haben wir nicht für Ronaldo gemacht, und nicht für van Persie. Nur weil England gestern gezeigt hat wie man es definitiv nicht macht, heißt das noch lange nicht, dass Löw alles über den Haufen schmeißen muss. Deutschland fährt gut damit, das eigene Ding durchzuziehen. Klar wird es marginale Änderungen in den taktischen Vorgaben geben, aber es werden definitiv keine abenteuerlichen Personalwechsel benötigt.

Antworten

Wolle 25. Juni 2012 um 17:34

Schürrle hat in dem Griechenlandspiel nicht wirklich überzeugt, zudem sind in meinen Augen zwei Inverse auf einer Seite verschenktes Potenzial. Ich denke daher, dass Poldi wieder spielen wird, zumal er in der Nationalmannschaft taktisch äußerst diszipliniert und mannschaftsdienlich spielt.
Rechts würde ich mich über Reus freuen, die Kombi Reus-Özil(-Klose) hat mir (vor allem für das erste gemeinsame Spiel) sehr gut gefallen und Müller scheint nicht so richtig ins Turnier zu finden.

Antworten

Wolle 25. Juni 2012 um 17:34

Sry, das sollte als Antwort auf CRE stehen…

Antworten

Chris 25. Juni 2012 um 17:25

Eine gute Analyse eines Spiels, welches i.m.A. von einigen meiner Kollegen und auch von Scholl gestern in der Halbzeitpause etwas zu gut geredet wurde. Ich fand beide Teams nicht sonderlich stark und das Niveau des Spiels nicht überragend.

England hat 120 Minuten lang keinen Zugriff auf das Spiel gefunden. Einzig nach der großen Chance von Johnson bis zur 20. Minute ungefähr sah es so aus, als könnte es ein offenes Fußballspiel werden. Die Torchancen von Johnson (Hereingabe wurde nur unzureichend geklärt) und die von Young im 2. Durchgang (auch wieder durcheinander nach einer Hereingabe) waren eher dem Zufall geschuldet.

Überrascht war auch ich über die Freiheiten von Andrea Pirlo.

„Pirlo ist und bleibt Italiens Schlüsselspieler. Jogi Löw wird sich im Halbfinale etwas einfallen lassen müssen, um ihm den benötigten Raum und die Zeit am Ball zu nehmen. Unter Druck ist Pirlo mangels Dynamik maximal halb so gut wie in diesem Spiel.“

Pirlo hatte in diesem Spiel alle Freiheiten, die er für sein Spiel braucht. Er musste sich gar nicht groß bewegen um die Engländer zu dominieren, da sie ihn einfach spielen ließen. Das er wunderbare Bälle spielen kann und einen echten „Zauberfuß“ hat weiß man ja nicht erst seit heute. Ich kann mir, um eine kurze Vorschau auf Donnerstag zu wagen, nicht vorstellen, dass Löw ihm diesen Raum lässt.

Darüber hinaus war ich gestern zum wiederholten Male geschockt, wie wenig Flexibilität und Variabilität die Teams zeigen. Da wirken die Deutschen in diesem Jahr doch deutlich stärker als alle anderen Mannschaften, die ich bislang gesehen habe. Italiens Spiel wirkte gestern phasenweise so flüssig, weil die Engländer im Mittelfeld, bis auf Gerrard, nur noch durchschnittlich besetzt sind. Millner, Young und Parker sind europäischer Durchschnitt und in solchen Partien einfach überfordert. Da ist keine Kreativität, kein Spielwitz und kein Überraschungsmoment. Das kann auch Kampfschwein Gerrard nicht alleine richten! Das wäre für mich auch eine Beantwortung der Frage, warum so wenig Konter gespielt wurden – den Spielern fehlt, außer Rooney und Gerrard, in der Offensive die Qualität. Auch Welbeck ist kein hochklassiger Spieler!

Fakt ist für mich: Wenn die Deutschen

1.) Schlüsselspieler Pirlo neutralisieren,

2.) die Abwehrkette, die wahrscheinlich von Chiellini wieder angeführt wird (auch wenn er nicht ganz fit ist, ein Vorteil!), mit variablem Spiel a la Griechenland, ins „laufen bringen)

3.) die Viererkette wieder sicherer agiert und Balotelli/Cassano somit schon bei der Ballannahme stören können,

müsste der Weg ins Finale geschafft werden! Diese 3 Punkte zu erreichen scheint, zumindest auf den ersten Blick, kein Ding der Unmöglichkeit zu sein…

Ich bin gespannt

Antworten

Diggler 25. Juni 2012 um 23:12

Vollste Zustimmung!! Vor dem Turnier hab ich mir noch in die Hose gemacht bei dem Gedanken auf Italien zu treffen, aber das gestrige Spiel war sehr ernüchternd.
England hat sich teilweise derart stümperhaft angestellt. Eine Szene ist mir da besonders in Erinnerung geblieben, das war in der ersten Halbzeit in der Velängerung und irgendwie symptomatisch: Pirlo in der eigenen Hälfte am Ball, A.Caroll war mehr oder weniger auf der Höhe des Balles und läuft Pirlo horizontal an, der musste nur einen Schritt nach vorne machen und hat den Ball bis weit in die gegnerische Hälfte schleppen können. Mir ist das einfach unerklärlich, das kann doch nicht wirklich die Anweisung vom Trainer gewesen sein!? Paar Meter diagonal zurück laufen und schon ist Pirlo abgedrängt oder zumindest überhaupt unter Druck…
Bin der Meinung dass sich die Italiener mehr den Kopf über Deutschland zerbrechen müssen, als Deutschland etwa vor Pirlo Ehrfurcht haben muss. Spaniens Spiel ist Italien recht entgegen gekommen, und ansonsten hat mich die italienische Mannschaft noch nicht beeindrucken können.

Antworten

Felix 26. Juni 2012 um 00:18

Auf jeden Fall wird Italien nicht unterschätzt. Und ich glaube Löw kann deren Potenzial und deren Stärken und Schwächen schon sehr gut einschätzen. Und mit dem breiten und starken Kader in der Hinterhand auch viele Möglichkeiten, zu reagieren.
Die Italiener scheinen mit einem Sieg gegen uns zu rechnen, aber ich denke deren große Töne sind zum Teil Ausruck von Respekt und Unsicherheit und der Befürchtung, wir könnten zu stark sein. Ich glaube sie machen sich selber mehr Mut, als dass sie wirklich ernsthaft glauben, uns zu schlagen würde leicht.
Ich kann aber die Stärke der deutschen Mannschaft nicht wirklich einschätzen. Wir sind stark ja, aber wie stark? So ganz sind wir uns unserer Stärke glaube ich nicht bewusst. Der Respekt vor den Italienern zeigt das.
Die Italiener haben bisher gut gespielt, aber auch einige Dinge aufgezeigt in ihren Spielen. Beispielsweise die Engländer haben gezeigt, wie man es nicht macht und auch andere Spiele liefern unserem Trainerteam denke ich viele wichtige Infos.
Löw wird eine Lösung finden und dann hoffen wir, dass sie Erfolg hat.

Antworten

Stoney 27. Juni 2012 um 12:25

Wundert mich ehrlich gesagt auch, wie altbekannt das aussieht bei Italien. Der Pirlo verteilt die Bälle so ruhig und behäbig als wärs 2006. Vielleicht waren die Engländer einfach so grottenschlecht, dass ein Uralt-Fußball wieder auferstehen konnte.
Viele Mannschaften bei dieser EM sollen sich ja angeblich an Chelsea orientieren,…wollen angeblich „passiv verteidigen“ und so „viele aber qualitativ niedrige“ Torchancen“ zulassen. Angeblich sei Englandso ein typischer Fall, aber selbst Deutschland habe in der Gruppenphase so ne Tendenz gehabt..
Ich bin mir nicht sicher, ob diese „Passivität“ wirklich so oft ein bewusstes Mittel ist, und finde dass das Endresultat in jedem Fall äußerst fragwürdig war. England kam mit extrem viel Dusel aus der Gruppe und gegen ITA war auch deutlich mehr Glück als Verstand involviert. Auch Deutschlands Siege (obwohl ich bei ihnen keine so extreme Passivität sah, nur die Tendenz keine 3 Spieler nach vorne kombinieren zu lassen- Poldi blieb zurück) waren, besonders gegen Portugal auch ungewohnt glücklich.
Man muss Italien halt einfach hoch pressen oder zumindest seine eigenen Konter gut ausspielen, um sie zumindest etwas zurückzuwerfen, sonst kreiren sie so viele Chance, dass selbst Balotelli mal treffen muss.

Antworten

Geoffrey 25. Juni 2012 um 17:11

Italiens Ruhe und Geduld macht Angst!
Die italienische Mannschaft beherrscht die Kunst 120 Minuten lang konsequent jegliches Risiko zu vermeiden, ohne dabei Zweifel über den Sieger aufkommen zu lassen. Der Abschluss erfolgte in der Regel aus der zweiten Reihe, gelegentlich versuchten sie ihr Glück über die Flügel. Das Spiel über die Flügel war für die Italiener in der Regel nur dann interessant, wenn der Raum vollkommen frei war. Eins gegen eins Situationen mieden die Italiener somit konsequent. Die Ballverluste, die die Italiener zu verzeichnen hatten waren quasi ausschließlich jene, welche mit Torschüssen einhergingen. England musste das Spiel immer von ganz hinten aufbauen und das bedeutete, dass Konter der Briten Mangelware waren. Ihre eigentliche Stärke konnten sie dank der italienischen Nüchternheit nicht ausspielen.

Antworten

Jx 25. Juni 2012 um 19:37

„Italiens Ruhe und Geduld macht Angst!
Die italienische Mannschaft beherrscht die Kunst 120 Minuten lang konsequent jegliches Risiko zu vermeiden, ohne dabei Zweifel über den Sieger aufkommen zu lassen.“

Das sehe ich anders; in eine KO-Spiel konsequent seine Chancen bei solcher Dominanz so zu vergeben und dann ins Elfmeterschießen zu müssen, ließ für mich jeden Zweifel darüber, ob
Italien weiterkommt. Denn im Elfeterschießen ist es nunmal auch gegen England 50/50 und die Dominanz vom Spiel voher hat kaum noch Einfluss darüber, ob der Torwart hält oder nicht.

Antworten

CRE 25. Juni 2012 um 17:00

Was denkt ihr wie Löw gegen Pirlo spielen lassen wird? Wäre hier Klose der bessere Mann, der sich bei italienischem Ballbesitz zurück fallen lässt um ihn zu beackern während Özil dann weiter vorne auf Konter lauert?
Eine andere Möglichkeit wäre Khedira auf ihn abzustellen, doch ich befürchte das könnte zu offensiv sein?

Und wie sollen wir vorne spielen? Da die Italiener nicht so stark über die Flügel sind könnte man ein weiteres mal auf einen eher defensiveren Podolski verzichten und Schürle nochmal eine Chance geben, eine andere Möglichkeit und meine Wunschaufstellung wäre Müller wieder auf rechts auflaufen zu lassen und Reus auf links spielen zu lassen.

Sorry, das ich nichts zum gestrigen Spiel schreibe, aber meine Gedanken drehen sich jetzt schon ausschließlich um das Halbfinale. Was meinen die Taktikexperten?

Antworten

severalseasons 25. Juni 2012 um 18:16

@CRE: Man kann diese Dinge nicht mit Sicherheit vorausssagen, aber es scheint, dass Löw tatsächlich auch an eine Reihe mit Reus-Özil-Müller denkt. (Wäre auch meine Präferenz). Die WÄHREND des Griechenland-Spiels vorgenommenen Einwechselungen deuten daraufhin, denn Poldi musste draußen bleiben. Immer wieder wird hier auf seine Linksfüßigkeit als Vorteil hingewiesen, aber hat sich das bisher im Turnierverlauf mal gezeigt, gab es derartige starke Laufwege von Podolski, und tolle Zuspiel oder Flanken??? Da war ein Zuspiel für Müller im Dänemark-Spiel, und vielleicht ein zwei andere Aktionen, aber sonst???

Antworten

Ruudie 25. Juni 2012 um 19:10

Bin zwar eher Laie, aber Klose mit seiner super Defensivarbeit bietet sich natürlich an, Pirlo zu attackieren. Hier könnten einige Ballgewinne rausspringen, da Pirlo nicht mehr der schnellste ist und sich auch gern mal Zeit für sein Abspiel lässt.
Frage: Was passiert, wenn Pirlo einfach von der 6 auf ne 8 tauscht? Dann müsste sich Deutschland umorientieren, oder? Die Laufwege für Klose wären ja dann zu weit.
Nächste Frage: Müsste nicht ITA vor D mehr Respekt haben und sein Spiel an das deutsche anpassen? Welche Maßnahmen sollte Prandelli eigentlich ergreifen?

Antworten

Jx 25. Juni 2012 um 19:35

Für mich stellt sich die Frage, ob man wirklich einen Spieler nur darauf abstellen muss, um Pirlo in Manndeckung zu nehmen, oder ob ein „gutes“ Pressing durch die beiden 6 nicht ausreichend sein kann gegen den doch recht langsames Pirlo. Ich sehe auch unsere Innenverteidigung nicht so anfällig für lange Bälle, da Badstuber und Hummels beide sehr stark im antizipieren von Pässen sind.

Antworten

Jericho 25. Juni 2012 um 20:32

Ich kann mich nur erinnern, dass Löw meinte, dass er sich vorstellen könnte Bender auf einen bestimmten Spieler einzusetzen. Vielleicht wäre das was, aber ist die Frage, ob das notwendig ist, da man ja dann auch selber sein Spiel verändern muss…?

Khedira würde man ja dann eher nicht rausnehmen. Schweinsteiger eventuell oder auch Kroos reinnehmen. Auf jeden Fall sieht man nur immer mehr welche Variabilität im deutschen Kader steckt.

Antworten

Felix 25. Juni 2012 um 21:06

Ich denk das „Pirlo“-Problem könnte auf ganz verschiedene Arten gelöst werden. Wie angesprochen durch Klose, der dann in der Defensive Pirlo bewachen und in der Offensive wieder als Prellbock dienen könnte, bzw aus einer tieferen Position (für einen Stürmer), eine Anspielstation in der Mitte sein, den Ball an Özil oder einen anderen weitergibt und sich dann selbst nach vorne orientiert.
Oder man lässt es die 6er machen, wobei dort die Frage ist, ob sie wirklich zugriff auf ihn bekommen würden. Vllt ist auch eine Mischung möglich. Klose drängt ihn nach vorne und dort wird er von unseren 6ern empfangen.

Möglich wäre auch eine Systemumstellung: Mit 3 6ern, bzw 1 6er und 2 8ern. Kroos oder auch Bender wären da Kandidaten, dass Mittelfeld zu unterstützen. Bender kann zu dem auch auf rechts spielen und ist dynamisch.
Wer dann allerdings vorne dafür geopfert würde ist die Frage. Möglich wäre es, mit Özil, Reus und entweder Podolski oder Schürrle zu spielen (praktisch 4-3-1-2), oder Özil auf links und Reus auf rechts zu ziehen, dann aber wieder mit Klose oder Gomez.

Löw hat viele Optionen und viele Alternativen. Einige seiner Trümpfe hat er gegen Griechenland schon gezeigt, aber unser Kader bietet da noch mehr.
Vielleicht kann man sogar die „Maulwurf“-Affäre nutzen, um die Italiener mit falschen Infos zu verunsichern…

Antworten

Jay 25. Juni 2012 um 21:44

Pirlo spielt ja quasi kurz vor der italienischen Viererkette, also da müssen ihn sowohl Klose (Gomez) und Özil direkt attackieren. Wenn er sich dann weiter nach vorne bewegt, muss Khedira übernehmen. Ich denke, das wird komplizierter gemacht als es ist. Welbeck und Rooney haben Pirlo in den ersten zehn Minuten ein, zwei Mal sehr gut angegangen und das hat funktioniert. Natürlich kostet das Kraft, aber das muss konsequent betrieben werden.

Glaube kaum, dass Löw Pirlo einen „Kettenhund“ anlegen wird (obwohl das ja schon einige Mannschaften erfolgreich praktiziert haben).

Antworten

JAS 25. Juni 2012 um 22:01

Ich wuerde ja sowohl gegen Spanien als auch schon gegen die Italiener die Mitte verdichten. Zweikampfstaerke und Kompaktheit werden dort noetig sein:

Klose
Reus. Oezil
Schweini Khedira Bender
Lahm Badstuber Hummels Boateng

Khedira sollte derjenige sein, der rausrueckt und Pirlo und Xavi uebernimmt. Bender gegen de Rossi und Iniesta, Schweini gegen Marchisio und Silva. Oder doch besser andersrum?

Anyway. Loew wird wohl eh sein System beibehalten. Macht ja auch Sinn, da eingespielt. Fuerchte aber, dass Schweini und Khedira schon gegen Italien nicht genug Dichte in die Mitte bekommen werden. Pirlo wird das gnadenlos ausnutzen. Aber wer weiss, dieser Bundestrainer ueberrascht mich immer wieder. Vielleicht faellt ihm ne Loesung ein, ohne das System zu aendern…. Ich hoffe es sehr.

Antworten

tmaxim75 25. Juni 2012 um 17:00

Ich empfand die Engländer in der ersten Halbzeit gar nicht so schlecht, da waren doch einige wenige gefährliche Torszenen dabei. Letztlich ist aber das Passspiel der Three Lions so zweitklassig, dass nicht mehr zu erwarten war.

Das große Fragezeichen bleibt für mich die Rolle von Rooney. War das wirklich taktische Anweisung, den Stehgeiger zu spielen und Pirlo nicht anzugehen? Ich bin mir da nicht so sicher, auf mich wirkte er geistig total abwesend.

Antworten

Jay 25. Juni 2012 um 21:38

Bei Rooney fehlte auch einfach die Matchfitness. Der hat ja nach 25 Minuten schon geschwitzt wie nach ner Stunde in der Sauna.

Antworten

Edeljoker 25. Juni 2012 um 16:49

Schöne Analyse, die die Wechselwirkungen der Formationen gut erklärt!

Ich habe mir beim Elfmeterschießen die Frage gestellt, ob Pirlo mit seiner Lässigkeit in dieser kritischen Situation das Elfmeterschießen vorentschieden hat, indem er das psychologische Momentum auf die Seite der Italiener brachte (auch wenn dieser Punkt wenig zu einer klassischen Taktikanalyse gehört).

Antworten

cdx 25. Juni 2012 um 18:18

Stimme ich voll zu! Pirlos Elfmeter war der Knackpunkt am Ende.

Ansonsten wie immer gelungene Analyse. Fürs Halbfinale bin ich aber zuversichtlich, dass die Deutschen das taktisch deutlich besser als die Engländer lösen werden und Pirlo entsprechend weniger glänzen können wird.

Antworten

Ruudie 25. Juni 2012 um 18:51

zum Elfer: Pirlo ist mit dem Panenka – ums mal in der Pokersprache zu sagen – „all-in“ gegangen. Geiles Psycho-Spielchen, aber macht er garantiert bei ner Führung.

Antworten

Ruudie 25. Juni 2012 um 18:52

(edit) garantiert NICHT bei ner Führung

Antworten

Jay 25. Juni 2012 um 21:35

Der Elfer war natürlich der Hammer.

Aber – der Trick funktioniert nicht immer: http://www.youtube.com/watch?v=u3uAurHNHDg

Übrigens hat Helder Postiga den Engländer bei der EM 2004 auch mal so einen eingeschenkt.
http://www.youtube.com/watch?v=3R9JSf6N_Hs

Antworten

Stoney 27. Juni 2012 um 11:43

Jay, das waren geile Videos =D danke..
Ja, die größten Virtuosen haben eben auch die größte Fallhöhe. Ihre tollsten Tricks sind vll wirkl 90% Psychologie, im Sinne dass sie Risiken eingehen um den Gegner zu demütigen.
Das psychologische Element fehlt meines Erachtens bei Deutschland im Vergleich zur Einlulltaktik der Spanier und der Einlull/(Balotelli-)Einschüchterungs-Taktik Italiens.
Einzig Gomez verwirrt den Gegner indem er ihn bei vielen Aktionen in der Sicherheit wiegt er hätte es mit Kreisklasse-Spielern zu tun um dann eine Brazilero-Drehung mit nem Tor abzuschließen 😉 Ach ja und Jogi tut so als wäre er ein unterbelichteter hinterwäldler Kuckucksuhrenbauer der den ganzen Tag über Schlager und womöglich Musikantenstadl hört (vll deswegen die Nibelungentreue zu Poldi!?)- während er es in Wirklichkeit auch ist, aber zugleich ein genialer Trainer.

Antworten

typhson 25. Juni 2012 um 16:49

Ich habe ja nichts gegen defensiv spielende Mannschaften, aber man kann doch nicht das Ziel haben in einem KO-Spiel das Elfmeterschießen zu erreichen, oder? Also von daher kann man den Sieg von Italien wohl schon als verdient bezeichnen..

Druck auf Pirlo spricht wegen Rückwärtspressing für Gomez? Im Zentralen Mittelfeld Kroos für vertikale Pässe und Poldi + Müller (Reus) auf Außen um nach Ballgewinnen schnell nach vorne zu spielen? Muss man mit einer 5er (3er) Kette der Italiener rechnen? Wenn ja ist es natürlich Essig mit dem schnell nach vorne spielen und Kontern..

Antworten

PP 25. Juni 2012 um 16:51

zu deinem ersten Absatz: Volle Zustimmung!

zum zweiten: Da wird noch eine gewohnt ausführliche Vorschau kommen 😉

Antworten

Benjamin 25. Juni 2012 um 17:48

Wie hoch ist wohl die Chance, dass Italien, wie bisher fast jede unterlege Mannschaft bei der EM, eine „Chelsea-Verteidigung“ wählt? Ich traue denen nicht zu, gegen unser Mittelfeld den offenen Schlagabtausch zu suchen.
Einen Unterschied gäbe es aber immerhin: Italien ist tatsächlich über Konter gefährlich und nicht über Standards.

Man darf gespannt sein *zzz*

Antworten

Jx 25. Juni 2012 um 19:26

Das sehe ich änhlich; gerade den spielstärkeren Akteuren (vor allem Pirlo und Cassano) fehlt es an Dynamik und körperlicher Fitness um es mit dem deutschen Mittelfeld (vor allem Khedira) aufzunehmen. Daher werden sie wohl ein tieferes und vorsichtigeres Pressing – wenn sie überhaupt ein spielen – wählen, um sich nicht selber müde zu laufen. Aber sobald Deutschland das erste Tor erzielt, werden die Italiener wohl kommen müssen.

Antworten

Tobias 25. Juni 2012 um 17:03

Dreikette sehe ich wegen des deutschen Einstürmersystems als nicht sinnvoll an. Da hätte man einen freien Mann verschenkt.

Antworten

Daniel_D 25. Juni 2012 um 18:11

Man verschenkt gegen ein 4:3:2:1 keinen Abwehrspieler, sondern hat dann einen zu wenig.

Du spielst mit drei Abwehrspielern gegen 3 torgefährliche Spieler. Wenn du dann Dreiecke bilden willst, hat in jedem Fall einer der Spieler freien Zugang zum Tor.

Eine Dreierkette ist deswegen effektiv gegen zwei Stürmer, weil du in jedem Fall ein Spieler mehr hast.

Ich frage mich aber, wieso Italien nicht mit Dreierkette gespielt hat. Vermutlich war die Dreierkette eher der Not geschuldet denn eine taktische Erfindung.

Dagegen muss gegen zwei Stürmer bei einem 4:3:3 der AV einrücken. Das ist aber nicht so tragisch, weil meistens die gegnerischen Außenspieler eines Zweiersturms im Aufbau nicht so weit nach vorne rücken.

Gegen ein 4:3:3 mit starken Außenspielern geht man aber mit Raute und Dreierkette normalerweise gnadenlos baden, weil man nie genug Druck auf die Außen erwirken kann.

Antworten

Tobias 25. Juni 2012 um 21:06

Seit wann spielt Deutschland denn ein 4-3-2-1 ?

Die beiden Flügelspieler des 4-2-3-1 würden die Wingbacks übernehmen. Im Wesentlichen ist eine Dreierkette mit Wingbacks defensiv eine Fünferkette. Özil spielt zu tief, um von der Dreierkette aufgenommen zu werden. Er wird es voraussichtlich mit de Rossi als defensiver Halbspieler in der Raute zu tun bekommen.

Antworten

Magic Hand 25. Juni 2012 um 16:48

IMHO sollte der deutschen Mannschaft die Anfälligkeit für Pässe durch die Schnittstellen entgegen kommen. England hat das gestern ein paar mal probiert und wäre England nicht so schlecht gewesen dann hätte das eigentlich jedes Mal recht gefährlich werden können. Dass Italien etwa defensiv gegen Spanien recht gut ausgesehen hat war denke ich zu großen Teilen dem Ballrumgeschiebe der Spanier geschuldet. Ich erwarte, dass sich so für Deutschland einige Gelegenheiten ergeben werden.

Antworten

PP 25. Juni 2012 um 16:47

Meiner Meinung nach lag dies an Young und Milner selbst. Sie verfolgten ihre Gegenspieler, also die AVs, so weit zurück, dass sie im extremsten Fall sogar schon die Abwehrkette erweiterten. Ich persönlich finde, wie im Absatz zum abkippenden Achter hoffentlich deutlich wurde, dass Milner/Young etwas höher hätten spielen müssen, da der jeweilige Außenverteidiger hinter ihnen ja in der Regel frei war.

Dass nach der überraschend offenen Anfangsphase offensiv kaum noch was von den Engländern über die Außenbahnen nach vorne kam, lag an mehreren Faktoren:

-Italien schloss sehr viele Angriffe ab –> weniger Kontergefahr
-England wirkte so, als ob sie gar keine Konter fahren wollten
-Italien verschob clever, sodass die freien englischen AVs kaum Anspielmöglichkeiten hatten

Antworten

Tobias 25. Juni 2012 um 17:12

„Meiner Meinung nach lag dies an Young und Milner selbst. Sie verfolgten ihre Gegenspieler, also die AVs, so weit zurück, dass sie im extremsten Fall sogar schon die Abwehrkette erweiterten.“

Meinst Du damit, dass sich Young und Milner ihrer offensiven Gefährlichkeit beraubt haben und somit Italiens Außen sicherer wurden?

„England wirkte so, als ob sie gar keine Konter fahren wollten“

Das kann doch nicht wirklich sein? Welche taktische Maßgabe sollte dahinterstecken?

„Italien verschob clever, sodass die freien englischen AVs kaum Anspielmöglichkeiten hatten“

Das hatte ich auch schon vermutet und nachher auch in ein paar Situationen beobachtet. Interessant wäre herauszuarbeiten, was Italien genau in der Raumaufteilung beim Zustellen verändert hat. Ich meine Rossi hat tiefer und breiter gespielt und somit den Raum hinter Balzaretti zugestellt (Ich sehe grad, das steht sogar in der Analyse). In der Verlängerung konnte auch oft beobachtet werden, wie Pirlo zwischen die IV und AB einrückt, um das Spiel aufzubauen. Das lag wohl auch daran, dass nach der Auswechslung Abates ein Wingback statt einem AV gespielt hat.

Antworten

Benjamin 25. Juni 2012 um 17:45

Mein Eindruck war auch, dass Italien hauptsächlich eben deshalb aus jeder Lage geschossen hat, um zu verhindern, dass die Engländer den Ball erobern können und einen Konter laufen.
Das hat soweit auch gut geklappt, man hat tatsächlich keine (gefährlichen) Konter von England gesehen. Allerdings auch keine wirklich gefährliche Situation von Italien.

Antworten

Jay 25. Juni 2012 um 21:56

„Meiner Meinung nach lag dies an Young und Milner selbst. Sie verfolgten ihre Gegenspieler, also die AVs, so weit zurück, dass sie im extremsten Fall sogar schon die Abwehrkette erweiterten.“

Habe ich nicht so gesehen. Ich fand Young und Milner haben sich viel zu sehr in die Mitte ziehen lassen, um das Zentrum dicht zu machen (was auch nur bedingt funktioniert hat). Erst das hat vor allem Balzaretti seine wilden Ausflüge auf links ermöglicht. Im Gegenzug waren sie dann nicht in der richtigen Position, um bei schnellen Kontern den Platz auszunutzen. Dazu kommt, dass lange Pässe vornehmlich auf die beiden Stürmer gespielt wurden und nicht auf Young oder Milner.

Antworten

JAS 25. Juni 2012 um 22:19

Ja auf jeden Fall. Das war ganz offensichtlich taktische Marschroute, dass Young und Milner in die Mitte gehen um Kompaktheit herzustellen. Die Italienischen Aussenverteidiger wurden doch meist erst von den Englischen Aussenverteidigern gestellt. Das sah doch meistens so aus:

– Young Parker Gerrard Milner –
Cole. – Lescott. Terry – Johnson

Sehr kompakt. Aber Dennoch oft ausgehebelt durch einen genialen Spielmacher.

Antworten

Tobias 25. Juni 2012 um 16:34

Ich habe schon den ganzen Tag auf die Analyse gewartet und muss zugeben, dass ich etwas enttäuscht bin, dass sie der Analyse von ZM nur sehr wenig hinzufügt. Mich würde vor allem interessieren, wie es die Italiener geschafft haben, ihre Außen dicht zu bekommen. In den ersten 15 Minuten gab es ständig 1-1 Situationen der AV, die oft auch zu gefährlichen Flanken in den italienischen Strafraum führten. Danach konnte dies kaum noch beobachtet werden. Bei ZM finden sich dazu bestätigende Passgrafiken, die jedoch nicht taktisch erläutert werden.

Ich vermute, dass dies mit einem Einkippen von De Rossi in die 4er-Kette zu tun hat. Dieser Verdacht wird auch deutlich durch die durchschnittlichen Positionen bei WhoScored.com bestätigt. De Rossi ist dort schematisch zwischen Balzaretti und Bonucci zu finden, deutlich tiefer als Marchisio und sogar Pirlo.

Antworten

Hinterlasse eine Antwort

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

*