Griechenland – Russland 1:0

Griechenland schafft die Überraschung und wirft Gruppenfavorit Russland aus dem Turnier.

Grundformationen 1. Halbzeit

Abseits des „Endspiels“ in der Gruppe A zwischen Tschechien und Gastgeber Polen trafen im Parallelspiel auch Tabellenführer Russland und der enttäuschende Tabellenletzte Griechenland aufeinander. Doch war die Situation weit weniger klar, als es schien, denn mit einem Sieg konnten auch die Griechen aus eigener Kraft noch das Weiterkommen erreichen, während die Russen das Viertelfinale also noch längst nicht in der Tasche hatten. Gegen eine defensive Mannschaft wie die Griechen, die die Räume eng macht, konnte man bei den Russen Schwierigkeiten vermuten, während ihnen auch das griechische Flügelspiel potentiell Probleme bereiten konnte – es schien im Vorhinein also sehr gut möglich, dass die Wechselwirkungen der Ausrichtungen die spielerische und taktische Unterlegenheit der Griechen kaschieren und diese zu einem passenden „Konter“-Team gegen die Russen machen könnten.

In der Realität sollte sich dies allerdings kaum bewahrheiten – dennoch gewannen die Griechen am Ende und kamen weiter, doch dies geschah auf eine andere Art, als es vorher zu vermuten gewesen war.

Russland trat im gewohnten und typischen 4-3-3 an, wobei im Mittelfeld Glushakov anstelle von Zyryanov auflief. Personell wie taktisch deutlich weniger vorhersehbar waren die Griechen: In der Defensive kehrte Sokratis nach Sperre zurück, während Tzavellas für Holebas spielte. Im Mittelfeld agierten Katsouranis, Maniatis und Karagounis, wobei das nominelle 4-3-3 oftmals eher wie ein  4-4-1-1 oder 4-2-3-1 wirkte, während auch die Aufteilung im Mittelfeld-Zentrum neu gemischt war. Überraschend spielte Maniatis auf halblinks und war fast schon der tiefste Mittelfeld-Akteur, während Karagounis eine recht hohe Rolle bekleidete.

Russlands Überladen isoliert Torosidis

Der auffälligste und wohl auch prägendste Aspekt des Spiels im ersten Durchgang, der die vielen Chancen der Russen in dieser Phase erzeugte, war die starke Rechtslastigkeit ihres Angriffsspiels. Damit passte man sich an die Schwachstellen der Griechen an, die in beiden vorherigen Gruppenspielen massive Probleme mit den auf der rechten Offensivseite überladenden Gegnern gehabt hatten.

Auch die Russen wollten in diesem Raum Überzahlsituationen gegen die Griechen herstellen und diese in ihrer Unsicherheit ausspielen. Als Schwachstellen waren dabei wohl die beiden griechischen Außenspieler ausgemacht worden – Außenverteidiger Holebas mit seinen Problemen in der Positionierung sowie der defensiv zu langsame und recht zentral agierende Samaras. Ersterer spielte zwar nicht, doch auch sein Ersatz Tzavellas war keine wirkliche Idealbesetzung.

Somit dominierten die Russen die Griechen über die halbrechte Seite und spielten enorm viele ihrer Angriffe durch diese Zonen – 39 % durch die Mitte und 39 % über rechts. In der Tat hatte Samaras einige Male Probleme mit den kraftvollen Vorstößen Anyukovs (weshalb zwischenzeitlich Karagounis ins linke Mittelfeld wechselte), während das russische Mittelfeld stark auf die rechte Seite verschob, Arshavin als Spielmacher agierend weit einrückte und Dzagoev sich etwas nach vorne zum dafür nach links ausweichenden Kerzhakov orientierte. Mit dem russischen Rechtsdrang war Griechenlands Rechtsverteidiger Torosidis isoliert, da er in seinem Raum nicht gebraucht wurde, so dass effektiv eine Überzahl der Russen auf halbrechts entstand. Mit zunehmender Dauer der ersten Halbzeit spielten die Russen das Überladen der Griechen immer besser aus, vergaben allerdings die daraus resultierenden Chancen auf schwache Art und Weise.

Die beschriebene Extrem-Formation in ihrer ungefähren Anordnung

Teilweise entstanden gar bizarr asymmetrische Formation beim Team von Dick Advocaat: In mehreren Szenen rückte Arshavin enorm weit auf rechts und okkupierte Tzavellas, womit er Dzagoev Freiheiten gewährte, während sich auch Glushakov als Raumblocker nach vorne bewegte. Schließlich schaltete sich auch Shirokov weit mit nach vorne und nach halbrechts ein, zog seinen Gegenspieler Katsouranis damit in die russische Überzahl mit hinein und bekam dadurch einige Freiheiten, so dass letztlich er und Dzagoev jene Spieler waren, die am meisten von diesen Szenarien profitierten – zwischen den Linien und in den Halbräumen sorgten sie im Tandem für einige schöne Spielzüge.

 Von passiver Verteidigung und der Balance beim Tempo

Dass diese Spielzüge allerdings nicht in Form eines Tores veredelt wurden, war nicht allein der schwachen Chancenverwertung der Russen geschuldet. Ebenfalls spielten die griechische Verteidigungsstrategie und auch die Art des russischen Angriffsspiels dort mit hinein. Auch in Strafraumnähe verteidigten die Griechen in einer sehr passiven Haltung – und folgten damit einem generellen Trend bei dieser Europameisterschaft, welcher sich an den Aufritten von Chelsea unter di Matteo auf dem Weg zum CL-Titel orientiert.

In diesem Spiel schien es zunächst so, als wären die Russen dazu in der Lage, diese Strategie zu sprengen. Zum einen waren die Räume zwischen den griechischen Reihen im Zuge ihrer Hinhalte-Taktik zur Chancenqualitäts-Entschärfung deutlicher vorhanden als es vorher zu vermuten gewesen war, was den Russen gelegen kam. Wichtiger war aber noch, dass die Russen es zunächst gut verstanden, das richtige Timing beim Explodieren der Angriffe zu finden, was beispielsweise den Franzosen noch einige Probleme bereitet. Anders als beispielweise die Tschechen in deren ersten Spiel machten die Russen nicht den Fehler, gegen die nicht optimal geordnete, sehr passiv verteidigende Defensive zu schnell zu spielen und damit die vorhandenen Räume zu verschenken. Stattdessen spielte man bedacht und in der richtig gezügelten Geschwindigkeit – durch ihre bisweilen verträumte und etwas träge Spielweise beim Kombinieren schienen die Russen die nötige Balance aus Tempo und dem Auskosten der Räume gegen die griechische Taktik zu finden.

In der ersten Halbzeit war die Anzahl der Chancen daher logischerweise sehr groß und auch ihre Qualität aufgrund der guten Anpassung an die griechische Strategie noch ziemlich hoch. Doch schon in der Phase unmittelbar vor dem Seitenwechsel merkte man, dass die Russen immer weniger Durchschlagskraft zeigten, da die Griechen ihre vordere Reihe zurückzogen, sich nicht mehr um das Isolieren Denisovs im Spielaufbau kümmerten, sondern stattdessen den Russen das Sprengen ihrer Defensivtaktik durch die Verkleinerung der Räume erschwerten. Nach der Pause offenbarte sich dann endgültig, dass die Russen keine hochwertigen Chancen mehr erspielen konnten: Dabei spielte auch eine Rolle, dass sie selbst die Balance verloren und mit zu wenig Geschwindigkeit in ihren Kombinationen agierten. Man spielte zu lässig, schläferte sich dadurch selbst etwas ein und konnte die Balance folglich nicht mehr halten. Dies wirkte sich umso gravierender aus, da die Griechen in ihrer defensiven Balance zur gleichen Zeit etwas besser wurden, indem sie sich leicht aktiver gegen den Mann ausrichteten. Es gelang den Russen nicht mehr, den knappen Rückstand aus der Nachspielzeit der ersten Hälfte aufzuholen.

Griechenlands Offensivspiel

Dass es überhaupt zu diesem Rückstand gekommen war, hatte auch etwas mit der Thematik der Passivität zu tun. Eigentlich waren die Griechen in der Offensive zu harmlos, litten also an ihrem typischen Problem (auch wenn man von ihrem Flankenspiel gegen die Russen eine höhere Effektivität hatte erwarten können). Ihre Außenstürmer waren recht weit zurückgedrängt, Torosidis nutzte seine Freiheiten offensiv nur sporadisch, durch die tiefe Stellung von Maniatis gab es weniger Ideen aus dem Mittelfeld und sie rückten mit zu wenigen Spielern nach vorne auf, wodurch sich erneut nicht genügend Verbindungen zwischen den Spielern aufbauten.

Weil die Russen aber relativ passiv agierten, konnten die Griechen immerhin viele ihrer gefährlichen Standards herausholen, die diesmal mehrfach zu Toren hätten führen können. Und auch ihr Führungstreffer entsprang einer zu passiven Verhaltensweise der russischen Defensive, die auf Karagounis überhaupt nicht aufpasste und sich gar nicht daran zu stören schien, wie er in den 16er eindrang – mit seinem Treffer belohnte sich Karagounis jedenfalls, bewegte er sich doch viel, verschob immer wieder horizontal und war diesmal mit seinen Bewegungen sehr schwer zu greifen, was beim 1:0 ebenfalls mit hinein gespielt haben mag.

Jedenfalls war die passive Verteidigung der Russen ein entscheidendes Problem: Auch im zweiten Durchgang wurde dies immer wieder ersichtlich, als er, der mit seinen Dribblings die Räume im russischen Mittelfeld füllte, sich oftmals zu einfach durchspielen durfte und die Griechen bei Konterangriffen gegen die russische Passivität sich nach vorne arbeiten, den Ball halten und Zeit gewinnen konnten.

Fazit

Erst in der durch das verstärkte offensive Einschalten Denisovs eingeläuteten Schlussphase konnten die Russen diese Problematik beheben, da man weiter aufrückte und die Griechen sich auch nur noch auf eine Abwehrschlacht (Sinnbildlicher Wechsel: Holebas für Gekas) konzentrierten. Allerdings wirkten die Russen mit ihren eingewechselten Stürmern nun auch nicht mehr beweglich genug und kamen in die Räume zwischen den Linien kaum mehr hinein. Betrachtet man die zweite Halbzeit, könnte man aufgrund der russischen Schwäche und der griechischen defensiven Stabilisierung wohl von einem verdienten Sieg sprechen.

Die bezeichnende Statistik des Tages liegt gewissermaßen im Trend des Turniers: Zwar verbuchten die Russen in ihrer Überlegenheit 31 Schussversuche, doch gingen davon nur ganze zwei wirklich auf das Tor – letztlich gelang es den Griechen exzellent, die Chancenqualität gering zu halten, was Russland durch ihre verloren gegangene Balance nicht verhindern konnte. Somit fährt die Sbornaja nun nach Hause, obwohl sie eigentlich zu den modernsten und interessanten sowie spielstärksten Teams des Turniers gehört hatte.

Auch für die Griechen lässt sich eine passende Statistik finden: Trotz nur 31 % Ballbesitz und eines einzigen Schussversuches aus dem Spiel heraus konnten sie dank ihrer Gefahr bei Standards und einer ordentlichen bis starken Defensive den Sieg erringen. Mehr als das Viertelfinale scheint angesichts der potentiellen Gegner (Deutschland?) nicht möglich zu sein – doch bei diesen Griechen weiß man nie. Dass man sie klar schwächer einschätzen muss als das Team von 2004, untermauert diese These eigentlich nur noch. Es ist also möglich, dass Griechenland sich irgendwie durchkämpft, weil sie teilweise so unorthodox, statisch und offensiv harmlos spielen, dass sie das schon wieder stark macht.

Jay 17. Juni 2012 um 12:21

Gute Analyse, finde ich.

Es zeigt sich mal wieder, dass schon ein Gegentor bei dieser EM tödlich sein kann. Das haben die Holländer gegen die Dänen erfahren und gestern die Russen gegen die Griechen. Deshalb würde unser Spiel gegen die Griechen (wenn’s denn so weit kommt) sicherlich ein Geduldspiel werden. Irgendwann werden wir vorne schon treffen, ganz egal, wann das passiert. Viel wichtiger ist, zunächst auf Sicherheit zu spielen und die Griechen gar nicht erst vor unser Tor zu lassen.
Mit Respekt, einen Gekas oder einen Samaras sollten wir im Griff haben.

Antworten

Wettinho 17. Juni 2012 um 08:30

Die Griechen können machen, was sie wollen. Gewinnen sie gibts Häme, verlieren sie gibts Häme. Fakt ist, dass sie im ersten Spiel mit dem Punktgewinn sogar unzufrieden sein konnten und dass sie Russland nach Hause geschickt haben, die für viele nach dem ersten Spiel schon fast im Finale standen.

„Es ist also möglich, dass Griechenland sich irgendwie durchkämpft, weil sie teilweise so unorthodox, unterlegen, statisch und offensiv harmlos spielen, dass sie das schon wieder stark macht“

Das Einzige was mich an diesem Satz stört ist das „unterlegen“. Ich hatte zu keiner Zeit des Spiels das Gefühl, die Griechen wären unterlegen und ich hab auch nicht wirklich die vielen Chancen gesehen, die das Überladen von Torosidis Seite gebracht hat in der 1. Halbzeit.

Ansonsten gute Analyse, aber ich glaube ab und zu hat sich der Autor, von seinen Sympathien beeinflussen lassen. Was natürlich verständlich ist.

Antworten

TR 17. Juni 2012 um 10:20

Hmm, naja, habe die Russen ja auch schon kritisiert 😉

Bezöglich der „Häme“ für die Griechen, verweise ich mal auf meinen obigen Kommentar: https://spielverlagerung.de/2012/06/17/griechenland-russland-10/#comment-8331

Okay, muss dir aber zustimmen, dass „unterlegen“ kein passendes Wort ist. Das sollte man streichen (was ich jetzt tue), aber mir fiel mitten in der Nacht kein besseres ein. Leider. Aber ich hoffe, es ist klar, wie ich den Satz meinte.

Antworten

Wettinho 17. Juni 2012 um 10:44

Sorry ich meinte mehr die Reaktionen auf den Sieg von Griechenland generell als jetzt deinen Beitrag. Hab das nicht wirklich verdeutlicht.

Wie gesagt, dass einzige was mich störte, war das „unterlegen“ find ich gut, dass man im Internet auch Leute findet, die so auf Kritik reagieren.

Antworten

Rasengrün 17. Juni 2012 um 07:44

Manchmal findet man die Antwort auf Probleme der Gegenwart eben nicht in visionärem Denken, sondern in der Vergangenheit. Obwohl das eigentlich auch noch ungenau ist, vielleicht besser so: die modernen, beweglichen Offensiv-Formationen sind in der ein oder anderen Form alle als Antwort auf die taktischen Fortschritte in der Defensive entstanden, die ihrerseits wieder… usw und so fort. Die Intuition, die zu solchen Offensiv-Systemen immer auch gehört (die Kehrseite der Automatismen, allein schon der Plural impliziert halt die Notwendigkeit schneller Entscheidungsfindung), entwickelt sich eben an den regelmäßig vorgefundenen Abwehrformationen _und_ ihren typischen Verhaltensweisen. Wie auch immer, jedenfalls ist der Gedanke keinesfalls so abwegig, wie ein empörter Vorposter zu denken scheint, dass in taktischer Hinsicht gerade eine scheinbare Schwäche sich durch ihr asynchrones Heraustreten aus der allgemeinen Entwicklungstendez als effektive Stärke erweist und zwar gerade dann, wenn man es mit einem limitiertem und unausgewogenem Kader zu tun hat. Für den kann eben genau darin das Optimum liegen. Kommt dazu ein starker Match-Trainer, dann kann das Berge versetzen, zumindest in einem Turnier. Die Griechen haben das schon einmal bewiesen. Ob die jetzige Generation wirklich so deutlich schwächer als die von 2004 ist? Sie ist jedenfalls ähnlich stark bei Standards und hat dazu jetzt schon mehr Feldtore (iirc)… Und erinnert Samaras nicht irgendwie an Charisteas? WTH?

Antworten

Kaiser-Hummels 17. Juni 2012 um 01:38

„Es ist also möglich, dass Griechenland sich irgendwie durchkämpft, weil sie teilweise so unorthodox, unterlegen, statisch und offensiv harmlos spielen, dass sie das schon wieder stark macht.“
Unterlegenheit, Statik und Harmlosigkeit sind keine Stärken. Aus Laster können keine Tugenden entstehen.
Der einzige „Vorteil“ wäre der, dass ihre Finalgegner sie unterschätzen. Da es allerdings darauf hinausläuft, dass sie gegen die DFB-Elf antreten müssen, fällt dieser Punkt weg. Kann mir nicht vorstellen, dass die Jungs diese Griechen unterschätzen.

Ich bin sehr darauf gespannt wie die Bayern-Fraktion mit dieser Spielweise umgeht. Es wird ein Dejavu´-Erlebnis aus dem CL-Finale geben und so wird es sehr interessant, welche Ideen Löw hat, um die griechische Di-Matteo-Mauer-Konter-Taktik zu knacken. Mehr Flanken; mehr Schüsse aus der zweiten Reihe, um darauf zu hoffen, dass die abgeblockten,zweiten Bälle einem Deutschen vor die Füße fallen; schnellere Passfrequenz usw.

Ich erkenne darin allerdings auch eine Chance für Schweinsteiger: Kann er die Jungs zu einem Sieg gegen „Di-Matteos Griechen“ führen, so verarbeitet er das CL-Finale möglicherweise besser und kann noch stärker in die letzten Finalspiele einziehen.

Antworten

DB 17. Juni 2012 um 02:10

Gerade diese massive Anzahl an Schüssen aus zweiter Reihe (dies fiel mir besonders in der ersten Hälfte auf, als eigentlich noch gar kein Druck auf den Russen lag) war meines Erachtens nach eines der Probleme: zu häufig versuchten sie aus teilweise unmöglichen Lagen den Ball irgendwie auf das Tor zu bringen, anstatt dann auch um den 16er die nötige Geduld zu bewahren und die Chancen zu Ende zu spielen.

Vielleicht wäre das Duell Deutschland gegen Griechenland sogar eine passende Möglichkeit unter Wettbewerbsbedingungen ein 3-5-2 zu testen? So hätte man die Möglichkeit mit zwei „echten“ Stürmern aufzulaufen und trotzdem genügend Kreativität im Mittelfeld aufzubieten, um die nötigen Vorlagen zu liefern und den Ball laufen zu lassen.
Gegen den griechischer „3er“ Sturm sollte man – mit intelligenten Flügelspielern“ auch so gut ankommen.

Hier eine parallele zum Champions-League-Finale zu ziehen und mögliche psychologische Auswirkungen auf die Bayern-Spieler zu diskutieren, halte ich für sehr weit hergeholt.
Selbst wenn die passive Verteidigung der Griechen um den eigenen Strafraum dem „di-Matteo-Style“ ähneln mag, kann man diese Mannschaften schon allein ob der spielerischen Qualität gar nicht miteinander vergleichen, auch die deutsche Mannschaft weicht – trotz einem großen Bayern-Block – meiner Meinung nach durchaus von der Spielweise des FC Bayern ab.

Antworten

Kaiser-Hummels 17. Juni 2012 um 03:03

Aber statt einen weiteren Doppelpass in einem extrem engen Raum zu suchen, sollte man meiner Meinung nach lieber auf das Tor schießen. Mit Gomez hat man einen exzellenten Strafraumstürmer, der immer einen „Abstauber“ gut ist. Zudem können hieraus einige Ecken enstehen und mit Gomez, Khedira, Badstuber, Hummels haben wir großgewachsen, kopfballstarke Spieler, die in der Lage sind, ein Luftduell zu gewinnen. Außerhalb des 16-ers könnte man Podolski, Schweinsteiger und/oder Kroos(?) postieren.

Die Idee des 3-5-2 finde ich gut!

Antworten

tom24 17. Juni 2012 um 08:29

Das wäre doch ein spannendes Moment unter Wettbewerbsbedingungen ein 3-5-2 gegen def. Griechen arbeiten zu lassen, aber ich würde eine Wette eingehen, dass unser Jogi dies nicht unternehmen wird, er wird bei seiner Vierer-Kette bleiben. Wobei bei aller Defensivkunst der Griechen sie die 90 min chelsea konzentration im di-Matteo-Style nicht durchhalten werden, trotz meines geschätzten Werder-IV Sokratis.
Außerdem fand ich den Artikel witzig humorvoll gehalten, und unter taktischen Gesichtspunkten kann man die Drachmen-Kicker 🙂 schon etwas herunterputzen. Also locker bleiben

Antworten

tom24 17. Juni 2012 um 08:40

Ach so .. was ich vergessen habe: ich sehe ja gute Ideen im Spielaufbau, vertikal … , Schnittstellenpässe… nur sehe ich bei der dt. Mannschaft eher eine geringere Kompetenz bei Ecken und z.Z. Freistößen, hier wurde doch echt keine große Variabilität eingeübt, und auf Ecken gegen die Griechen würde ich nicht setzen.

Antworten

Fabian 17. Juni 2012 um 09:00

Ein 3-5-2 halte ich für keine gute Idee, weder gegen die Dänen noch gegen die Griechen.

1) Es erhöht das Risiko in einen Konter zu laufen und dem Gegner der hinten drin steht in die Karten zu spielen.

2) Die deutsche Mannschaft ist im neuen System nicht eingespielt. Automatismen in der Rückwärtsbewegung sind sicherlich in der aktuellen Formation ausgeprägter.

3) Die deutschen besitzen mit Lahm nur einen Spieler, welcher den Flügel besetzen könnte. Die Alternative Podolski halte ich für zu offensiv. Zudem besteht das Problem, dass wenn Lahm auf dem Flügel spielt man Mertesacker oder Höwedes in die IV einbauen müsste. Das wiederum hätte den Nachteil, dass das Aufbauspiel aus der IV, welches bisher sehr gut funktionierte verlangsamt wird. Gegen tief stehende Gegner ist es enorm wichtig schnell das Spiel zu verlagern.

4) Auf dem rechten Flügel wären Bender/Höwedes die Alternativen. Beide sind nicht bekannt für ihr Offensivspiel am Flügel. Es verpufft somit das deutsche Offensive Flügelspiel. Ohne die Anspielstationen Müller/Podolski würde sich das deutsche Spiel in die Mitte verlagern. Vielleicht würde Klose oder Özil manchmal auf den Flügel ausweichen, aber man kann nicht davon ausgehen, dass die Räume von ihnen konsequent besetzt sind.

5) Sollte Lahm in der IV spielen könnte Bendter oder Samaras im Kopfballspiel stark davon profitieren. Sowie Zigic im 2. Spiel in Südafrika.

Fazit: Gegen einen defensiv starken Gegner benötigt man offensiv starke Flügelspieler, damit man das Spiel in der gegnerischen Hälfte in die Breite ziehen kann. Löw brachte gegen die Ukraine bei seinem letzten Versuch eines 3-5-2 mit Träsch und Aogo zwei defensive Flügelspieler, die offensiv das Spiel nicht beleben konnten. Ich sehe keine Notwendigkeit das erhöhte Risiko einer Dreierkette einzugehen, da die Deutsche Elf, wenn sie ihre Leistung abruft den Griechen und den Dänen überlegen sein dürfte.

Antworten

muffin 17. Juni 2012 um 09:39

kann mir mal jemand erklären warum ein 3-5-2 plötzlich die Lösung aller Probleme sein soll? ein variabel gespieltes 4-2-3-1 ist einem 3-5-2 in beinahe allen belangen unterlegen. wie hier schon ein Vorredner erwähnte ist die Raumaufteilung in einem 3-5-2 offensiv einfach sehr schwer.
das was aber am deutlichsten dagegen spricht ist die unerfahrenhaeit ALLER deutschen Spieler in dem System. zudem sehe ich überhaupt keine Notwendigkeit für dieses veraltete System. gegen Dänemark würde man sich, so aufgestellt, selbst schwächen und Griechenland ist zwar defensiv eingestellt, stand aber zu keinem Moment des Spiels so tief wie chelsea gegen Bayern oder England gegen Frankreich (außer vielleicht in den letzten zehn Minuten).
und zum Thema spanien möchte ich anfügen, dass diese momentan noch lange nicht das Niveau erreicht haben, welches deutshland gegen Holland zeigte. weiterhin zeigen die siege von chelsea gegen barca und der starke auftritt Italiens gegen Spanien, dass es mehr als ein mittel gibt Spanien(/barca-light) zu schlagen.
ich bin der Meinung, dass eine gut eingestellte deutsche Mannschaft es schafft Spanien zu schlagen und zwar nicht durch reaktive defensivtaktiken sondern durch ein dominierendes, überlegenes spielprinzip.

zudem bin ich mal gespannt, wie Spanien sich nach dem „furiosen“ 4:0 gegen amateurhafte Iren oder gegen einen vermeintlich shwachen viertelfinalgegener (Ukraine) verhält. ich erinnere mich an die wm 06 als man im letzten Gruppenspiel die gesamte 11 wechselte, trotzdem den dritten sieg im dritten spiel holte und dann mit einer unterirdischen Leistung im Achtelfinale rausflog.

Antworten

pb 17. Juni 2012 um 10:41

Es wäre doch völlig absurd, in einem EM-Viertelfinale nach Siegen gegen drei der Top10 der Weltrangliste mal eben ein ganz anderes System zu „testen“.

Wenn’s schiefgeht, kann der Bundestrainer nicht einfach einen alten Spielstand laden und nochmal probieren.

Antworten

Tobias 17. Juni 2012 um 15:55

In einem anderen Thread wurde ja auch schon sehr schön beschrieben, wie aus dem 4-2-3-1 sehr schnell (temporär) ein 3-5-2 wird. Lahm rückt im Spielaufbau auf (zwischen Podolski und Schweini) und einer der Spieler (voraussichtlich Müller oder Özil) startet in die Spitze… Tadaa. Wenn GRE aber auf der linken Abwehrseite zu kriegen ist (wie im Artikel beschrieben), dann denke ich auch, dass das aktuelle System inkl. Überladen der linken Abwehrseite mit Özil, Müller, Boateng und Khedira/Schweini viel erfolgsversprechender ist.

Antworten

DB 17. Juni 2012 um 16:04

Das Problem mit der mit mangelnden Effektivität bei Standards sehe ich genauso, abgesehen davon, dass zumindest die Griechen hier sehr stark im Verteidigen sind, sehe ich die Deutschen (trotz einiger guter Kopfballspieler) hier klar im Nachteil (wenngleich Löw lt. Medienberichten in letzter Zeit vermehrt Standards üben ließ).

Mit der Idee der Nutzung des 3-5-2 gegen einen Gegner wie die Griechen (gegen Dänemark sähe ich hier auch ein zu großes Risiko) wollte ich hier keine Systemdebatte lostreten, aber mann sollte sich natürlich auch überlegen, wie man reagiert, wenn es nach 60-70 Minuten immernoch 0:0 steht oder man gar in Rückstand ist.
Die ganze Spielzeit über mit dem gleichen Schema gegen eine tief stehende passive Defensive anzurennen zeigte sich in letzter Zeit als nicht besonders effektiv (siehe Barcelona oder Bayern gegen Chelsea).
Wie stark die Flügel in einem solchen System mit Dreierkette besetzt sind, hängt natürlich nicht nur von den defensiven Flügelspielern (ich sähe hier rechts vor allem Bender als durchaus überlegenswerte alternative) ab, sondern auch von der Aufteilung und den jeweiligen Spielertypen im offensiven Mittelfeld und dem Sturm.
Möglicherweise wäre so auch eine fluidere Spielweise möglich, die einerseits das Vorstoßen der Flügelspieler und andererseits die Vorwärtsbewegung von einem zentralen IV (hier wäre Hummels sicher der sinnvollste Kandidat) ermöglicht.

Wie gesagt, das sind alles nur Gedankenspiele eines ahnungslosen Laien, aber vielleicht kann einer unserer SV-Experten einen kurzen Kommentar zu Sinn und Unsinn eines 3-5-2 (vielleicht auch 3-3-1-3?) gegen bspw. die Griechen abgeben?

Antworten

Horatio 17. Juni 2012 um 00:41

Was ist denn das für eine Schwachsinns Analyse? Hier wird Griechenlands Leistung kleiner gemacht als sie war. Daher ist das, das erste mal in dem ich von euch enttäuscht bin.

Antworten

Horatio 17. Juni 2012 um 00:42

Vor allem der letzte Satz ist schon eine Frechheit…

Antworten

Kaiser-Hummels 17. Juni 2012 um 03:18

Der letzte Satz ist tatsächlich großer Schwachsinn.

Antworten

Jose Mourinho 17. Juni 2012 um 05:29

Vielleicht wollte der Autor auch bisschen Humor einbringen? Und hier von Frechheit zu reden finde ich höchst respektlos.

Zu der Einschätzung der Griechen, da bin ich gleicher Meinung mit dem Autor. Aber wir sprechen uns spätestens nach dem Viertelfinale, da können wir gerne nochmal diskutieren ob die Griechen wirklich so stark sind wie du sie siehst.

Antworten

TR 17. Juni 2012 um 10:18

Ich zitiere mal den Beitrag von @rasengrün:
„die modernen, beweglichen Offensiv-Formationen sind in der ein oder anderen Form alle als Antwort auf die taktischen Fortschritte in der Defensive entstanden, die ihrerseits wieder… usw und so fort. Die Intuition, die zu solchen Offensiv-Systemen immer auch gehört (die Kehrseite der Automatismen, allein schon der Plural impliziert halt die Notwendigkeit schneller Entscheidungsfindung), entwickelt sich eben an den regelmäßig vorgefundenen Abwehrformationen _und_ ihren typischen Verhaltensweisen. Wie auch immer, jedenfalls ist der Gedanke keinesfalls so abwegig, wie ein empörter Vorposter zu denken scheint, dass in taktischer Hinsicht gerade eine scheinbare Schwäche sich durch ihr asynchrones Heraustreten aus der allgemeinen Entwicklungstendez als effektive Stärke erweist und zwar gerade dann, wenn man es mit einem limitiertem und unausgewogenem Kader zu tun hat. Für den kann eben genau darin das Optimum liegen. Kommt dazu ein starker Match-Trainer, dann kann das Berge versetzen, zumindest in einem Turnier.“
😉

Antworten

Rayson 17. Juni 2012 um 00:31

Es ist also möglich, dass Griechenland sich irgendwie durchkämpft, weil sie teilweise so unorthodox, unterlegen, statisch und offensiv harmlos spielen, dass sie das schon wieder stark macht.

Ok, also schließt euer Blog. (Bitte nicht wirklich ;-))

Antworten

Schreibe einen Kommentar zu Kaiser-Hummels Antworten abbrechen

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

*