Glasgow Rangers – Celtic FC 3:2

Von den traditionellen Old-Firm-Derbys in Schottland ist man einiges gewohnt, doch dieses Aufeinandertreffen war allemal ungewöhnlich.

Spätestens durch den 10-Punkte-Abzug ist der Meistertitel für die Rangers dieses Jahr nicht mehr drin, umso wichtiger war es natürlich, nach dem ersten gewonnen und dem zweiten verlorenen Derby  die dritte Partie gegen den Rivalen für sich zu entscheiden.

Celtic: Isolierte Stürmer und fehlende Anspielstationen im Spielaufbau

Grundformationen

Schon nach nur 10 Minuten wurden dafür auch die Weichen gestellt, indem Akulo die Hausherren in Führung brachte. Praktisch das komplette Spiel über waren die Rangers die bessere Mannschaft gegen einen Tabellenführer, der nach endlosen Siegesserien scheinbar ein wenig seine Form verloren hat. Schon vor kurzem bei der überraschenden Ligapokal-Final-Niederlage gegen Kilmarnock wirkte das bevorzugte 4-4-2 von Trainer Lennon ungewohnt statisch und rigide und fand nie ins Spiel (obwohl man in diesem Spiel in den ersten zehn Minuten ein 4-5-1 mit Samaras auf links spielte, was aber nicht weniger eng war).

Auch in dieser Partie kam von den Gästen kaum etwas nach vorne. Die Außenspieler Brown und Ledley, die oftmals auch im zentralen Mittelfeld spielen, rückten viel zu stark ein und machten das Spiel unnötig eng – Nutzen konnten sie daraus aufgrund von technisch beschränkten Fähigkeiten nicht ziehen. Vielmehr fehlten so echte Außenspieler, die in einem 4-4-2 das Loch im zentralen offensiven Mittelfeld auffangen und so als Verbindung zwischen Mittelfeld und Angriff fungieren müssen. Diese fehlte bei  Celtic, weshalb der tiefstehende Spielmacher Ki wie schon im ersten Duell der Saison keinerlei Anspielstationen fand und die Abwehr – gerade die Außenverteidiger wurden von den abkippenden Rangers-Stürmern gepresst und hatten vor sich auf dem Flügel keine Anspielstationen – den Ball meistens hoch und weit auf die beiden isolierten Spitzen spielen mussten, die daraus allerdings – das muss man Celtic zugutehalten – zunächst einige gute Chancen produzierten, die McGregor mit Mühe entschärfen konnte.

So mussten die Außenverteidiger selbst mit nach vorne gehen und für Breite oder Flanken auf die beiden Stürmer sorgen, doch bestand darin die Gefahr eines Konters. Nach einer halben Stunde verlor man den Ball im Aufbau, Wallace konnte im Sprintduell mit Du-Ri Cha die Räume hinter dem aufgerückten Außenverteidiger nutzen und eine Rote Karte für diesen provozieren. Darauf reagierte Lennon mit der Umstellung auf 4-4-1, doch fehlte nun neben der Verbindung zum Sturm auch die dortige Durchschlagskraft – Samaras schlug sich beim Gewinnen langer Bälle wacker, doch konnte alleine nichts Gefährliches herausholen.

Rangers und der Systemwechsel

Deutlich interessanter und vielschichtiger war die Formation der Hausherren, welche eine Mischform zwischen einem 3-5-2 und 4-4-2 darstellte, wobei dies je nach Spielsituation mehr in die eine bzw. mehr in die andere Richtung tendierte.

Bei gegnerischem Ballbesitz formierte man eher zwei solide Viererketten – Whittaker spielte eine Mischung aus Rechtsverteidiger und rechtem Wing-Back und würde die Viererkette bilden, während Edu ins rechte Mittelfeld verschöbe – um die Räume gleichmäßig abdecken zu können, wobei Papac durch seine leicht engere Stellung auch gegen die Celtic-Stürmer helfen und Edu durch seine etwas engere Stellung zusätzlich die Mitte versperren konnte.

Dagegen stellte man in der Offensive oftmals eher auf die 3-5-2-ähnliche-Variante um. Dies erschien insoweit sinnvoller, da man somit zwei Spieler auf den Außenbahnen hatte, die konstant die Breite hielten, drei Innenverteidiger als Absicherung und drei zentrale Mittelfeldspieler, die für mehr Dominanz in diesem Bereich sorgen sollten und in der Tat eine gute und sichere Ballzirkulation initiierten.

McCulloch und Aluko: Bewegliche Stürmer

Ein weiterer großer Vorteil für die Rangers war, dass sie zwei deutlich beweglichere und spielstärkere Stürmer auf dem Platz hatten, welche immer wieder nach hinten oder auf die Außenbahnen auswichen, Anspielstationen boten und für jene Verbindung zwischen Mittelfeld und Angriff sorgten, die Celtic auf der Gegenseite abging. Auch Steven Davis trug mit energischen Vorstößen aus der Tiefe hierzu bei.

Gerade der enorm wendige Aluko hatte dabei einen enormen Drang zum Tor, während McCulloch sich etwas konservativer ausgerichtet mehr mit dem Sichern, Halten und Verteilen von Bällen oder dem Schaffen von Räume befasste. In Kombination mit den hervorragenden Vertikalpässen des sehr umsichtigen jungen Sechsers McCabe war Aluko eine brandgefährliche Waffe. Er lief mit sehr gutem Gespür in die Räume  zwischen den Linien und konnte dort mehrere solcher guter Vertikalpässe erreichen. Bestes Beispiel war das 1:0 (11.), als er von halbrechts kommend in den Raum hinter dem höher stehenden Ki startete, das vertikale Zuspiel annahm, die komplette Abwehrreihe Celtics austanzte und den Ball dann frech ins kurze Eck schob.

Entwicklungen im zweiten Durchgang

Spätestens nach dem zweiten Platzverweis für Celtics Wanyama, der mit beiden Beinen gestreckt in den Mann ging, schien die Partie vorentschieden (58.). Mit zwei schnell aufeinanderfolgenden Toren durch den eingewechselten Little (Standardsituation, 72.) sowie Wallace (Ballgewinn im Mittelfeld und schneller Konter, 77.) gaben die Rangers ihrer Überlegenheit dann auch auf dem Papier Ausdruck.

„Herbe 0:3-Schlappe im Old-Firm-Derby gegen die Rangers“ war zu dieser Zeit bereits mit flinken Fingern niedergetippt worden, doch in den letzten zwei Minuten überschlugen sich noch einmal die Ereignisse – der verdiente Rangers-Sieg schien gar noch ins Wanken zu kommen. Zunächst sah Bocanegra die Rote Karte für eine Notbremse an Samaras, der einen langen Ball gegen drei Mann verwertete (88.), dann verwandelte Brown den fälligen Strafstoß (89.) und schließlich verkürzte Rogne nach einem Freistoß auf nur noch 3:2 (90.+2). Dies half allerdings nichts mehr, denn ein weiterer Treffer für das Wunder gelang nicht.

Fazit

Ein unglaublich attraktives und unterhaltsames Old-Firm-Derby, in dem beide Teams interessante taktische Dinge versuchten. Am Ende waren die Rangers überlegen und siegten deshalb verdient, was vor allem an ihrer Hybrid-Formation sowie ihren beiden spielstarken Stürmern lag.

An der Ausgangslage in der Liga ändert es aber wenig: Celtic wird ohne Zweifel den Titel holen. Wichtig für die Rangers war der Sieg aber insofern, als dass Celtic somit nicht im Stadion der Rangers feiern konnte. Wie ein Reporter sagte: „Die Rangers spielen so, als wollten sie eine starke Botschaft aussenden: ´Ihr werdet den Titel gewinnen, Celtic, aber ihr gewinnt ihn sicherlich nicht hier´“

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