Real Madrid – Espanyol Barcelona 5:0
Mit einem furiosen 5:0-Sieg über Espanyol Barcelona konnte Real Madrid seine konkreten Meisterschaftsambitionen erneut festigen.
Die Mannschaft von José Mourinho trat erneut mit der in den letzten Wochen üblichen Formation an, welche Mesut Özil und Kaká zusammen in der Offensivabteilung vorsah, während Higuaín den Posten im Sturmzentrum bekam und Ramos erneut in der Innenverteidigung auflief.
Auf der Gegenseite traf man mit Espanyol auf einen Gegner, den man durchaus als Überraschungsteam bezeichnen kann – trotz der letzten Schwächephase von fünf sieglosen Spielen konnte die Mannschaft weiterhin ihre Chance auf die Champions-League-Teilnahme wahren, was für die Qualität der vorherigen Spiele spricht. In Anbetracht dieser kleinen Krise konnte man aber dem Tabellenführer nicht das erhoffte Paroli bieten und wurde nach dem ersten Gegentor durch Ronaldo (23.) schließlich überrollt.
Espanyols geteilte Defensive wird überladen und geködert
Das maßgeblich entscheidende Hauptproblem bei den Gästen war die schwache Verbindung zwischen der Offensive und dem Mittelfeld, welche zu vielen Situationen führte, in denen man nur mit sechs oder sieben Spielern wirklich gegen den Ball arbeitete, so dass man ein hervorragend aufspielendes „weißes Ballett“ nicht ernsthaft stören konnte. Oftmals wurde dies auch durch fehlgeschlagenes und zu aggressives Pressing bewirkt – die Heimmannschaft zog ihren Gegner genug in die Breite und identifizierte außerdem die Außenverteidiger als individuelle defensive Schwachpunkte.
Zwar versuchte Romaric die vertikalen Läufe Khediras abzublocken, während Verdú sich als Unterstützung oftmals auf die Außenbahnen fallen ließ und hier im Besonderen gegen Marcelo die Lücken stopfen wollte, doch der brasilianische Linksverteidiger konnte nicht konsequent genug eingeengt werden.
Vielmehr wurde Romaric so stark von Khedira, Özil hinter ihm sowie dem ziemlich zentral agierenden Arbeloa gebunden, dass er seinem Partner Forlín nicht mehr richtig helfen konnte, welcher schließlich gegen die jeweils weit nach innen ziehenden und kombinierenden Marcelo und den ebenso starken Ronaldo keine Chance hatte. Hinzu kamen die Bewegungen Kakás, der aus dem Zentrum immer wieder das Zentrum durch Ausweichen auf links aufmachte und dort je nach Situation für Breite sorgte oder gar selbst als primärer Stürmer auftrat und den beweglichen Higuaín ergänzte. Unbeachtet blieb dabei Mesut Özil, der gelegentlich teilnahmslos wirkte, um dann im richtigen Moment ebenso in der Mitte aufzutauchen, wofür ihm Higuaín die Wege öffnete, und an der entscheidenden Aktion teilzunehmen.
Insbesondere auf halblinks (46 % ihrer Angriffe), aber auch auf halbrechts (30 % ihrer Angriffe), ergaben sich somit zu viele Möglichkeiten zum Kombinieren für die Hausherren, welche diese ihn ihrer starken Form dankbar und intelligent zu fünf Treffern nutzten. Beim zweiten Treffer, dem wohl schönsten des Abends, waren trotz immerhin acht Spieler hinter dem Ball zwei zentrale Prinzipien bei Real offensichtlich – das Überladen durch die nach innen ziehenden Flügel und den vorstoßenden Khedira sowie die „Köderrolle“ Arbeloas, der durch seine Zwischenposition mehrere Spieler auf sich zog.
Reals Pressing und Espanyols fehlende Unterstützung
In der Offensive waren es im Grundsatz durchaus ähnliche Probleme, die für zu wenig Gefahr durch den katalanischen Klub sorgten, doch auch hier trug Real Madrid durch eine geschickte Ausrichtung seinen eigenen großen Anteil dazu bei.
Wichtig war hier die Pressingstrategie, welche eine wellenförmig wechselnde Intensität vorsah und so für die bestmögliche Erfolgsrate sorgen sollte. In der Tat war Espanyol in beiden Fällen unterlegen, wurde auch psychologisch ausgelaugt und bekam nicht genug Zeit, mögliche Schwachstellen anzuvisieren.
Die aktivere Variante des Pressings sorgte direkt für die Situation des 1:0 – der Innenverteidiger wurde durch Higuaín und den ballnahen Außenspieler (Ronaldo) geschickt beidseitig isoliert, die 4-2-4-0-Grundformation leicht zur Seite abgewinkelt, so dass der zentrale Spieler (Kaká) mit den beiden offensiven Kollegen ein Dreieck gegen den Ballbesitzer bilden konnte, während dahinter der vierte offensive Akteur (Özil) mit den beiden Mittelfeldspielern sich in die andere Richtung abwinkeln würde. Auf diese Weise entstand insgesamt ein „Z“, welches den gefährlichen Pass ins Zentrum provozieren und gleichzeitig eine zweite Absicherungswand aufbauen konnte. Sehr gut erkennen kann man im Bild ebenfalls das Loch Espanyols im Mittelfeld.
In der abwartenderen Variante standen die Madrilenen dann etwas tiefer, zumeist in der eigenen Hälfte, hatten aber kaum Probleme gegen Espanyol. Während Álvaro die entstandenen Lücken stopfte, agierten die drei offensiven Spieler sehr fluid und frei und versuchten oftmals alle auf einer Seite (73 % der Angriffe gingen über außen) überladend zu kombinieren doch ohne die dauerhafte Unterstützung anderer Spieler funktionierte es gegen die wesentlich kompakteren Hausherren so nicht – gelegentlich rückte Romaric ein Stück mit auf, doch gerade die Außenverteidiger standen zwar hoch, aber schlossen absichernd Räume. Dafür entstanden diese dann im Rücken und wurden von den Königlichen genutzt, die in Person von Ronaldo und Kaká die rechte Abwehrseite bei Kontern mehrfach überliefen.
Fazit
Schon die großen Unterschiede in Sachen individueller Klasse und derzeitiger Form zwischen diesen beiden Teams hätten das Spiel entschieden, doch auch taktisch war der Rekordmeister überlegen – man nutzte die zu großen Räume zwischen den Mittelfeldspielern intelligent aus, indem man gezielt Romaric überlud und abtrennte und damit für Ronaldo, Özil und Marcelo die zentralen Räume öffnete. Unterstützt wurde dies von den intelligenten Läufen aller Spieler und dem hervorragenden Pressing, was einmal mehr für eine sehr fluide Leistung sorgte und die aktuelle Stärke dieser Mannschaft unterstrich. Auch bezogen auf die proaktive und gestalterische Komponente der Taktik ist Mourinhos Madrid längst zur absoluten Elite im Weltfußball geworden.
Ein ganz herzliches Dankeschön an die Kollegen von laola1.tv für das zur Verfügung Stellen der Spielszenen.
3 Kommentare Alle anzeigen
Zirkeltraining 6. März 2012 um 14:03
Klasse Analyse!
Meine Beobachtungen:
Mit zunehmender Spieldauer schien mir Real eine Art Dreierkette in der Abwehr bei Ballbesitz zu formieren indem Marcelo sich aus dem Abwehrverbund löste und (häufig in die Zentrale) vorschob.
Vielleicht wollte man so die durch Kakás hohe schematische Postion (mir schien es manchmal eine Art 4-1-1-4 zu sein) bedingte Unterbesetzung in der Zentrale ausgleichen.
Ich meine mich zu erinnern, dass Espanyol einige wenige Male versuchte, eben dieses Loch hinter Marcelo bei Kontern zu nutzen. Dass das nicht gelang lag daran, dass mit Ramos der dynamischere Innenvertidiger diese Lücken schnell zu schließen vermochte, sowie zum Teil am stark mitarbeitenden Kaká (einmal grätschte er glaub ich kurz vor der Grundlinie).
Seht ihr das ähnlich?
hansihansen 6. März 2012 um 23:45
genau so war es! was marcelo angeht geb ich dir vollkommen recht!
Andre 5. März 2012 um 16:29
Jetzt ohne den Artikel gelesen zu haben: Die Spielernamen von Espanol lassen sich kaum lesen.