Bayer Leverkusen – 1899 Hoffenheim 2:0

Es war ein glanzloses Freitagsspiel zwischen Bayer Leverkusen und 1899 Hoffenheim: Am Ende setzten sich die Gastgeber angemessen mit 2:0 sicher durch.

Grundformationen

Mit einem 4-4-2 setzte Bayers Trainer Robin Dutt nach dem 3:3-Remis bei Hertha BSC aus der Vorwoche ein überraschendes Zeichen, denn vielmehr als die bloße Formation war die Besetzung der Mannschaft ungewöhnlich offensiv. Mit Rolfes wurde der defensivste zentrale Mittelfeldspieler für den neu hineinkommenden Kießling geopfert. Ansonsten gab es keine Personaländerungen, bis auf den Tausch von Castro für Toprak.

Holger Stanislawski baute nach der eher schwachen Leistung gegen Freiburg ebenfalls einige Male um – allerdings auch notgedrungen. So kehrte Beck nach Gelbsperre zurück und ersetzte Johnson, der nun auf den linken Flügel wechselte, wo Obasi ebenso wie Firmino verletzt fehlte. Letzter wurde durch Sigurdsson vertreten. Auffällig bei den Gästen war, dass sie deutlich weniger rochierten als noch in den letzten Spielen, da man sich vermutlich zunächst auf Stabilität, Verdichtung des Mittelfelds und geradlinige Pässe hinter das offensive Leverkusener Mittelfeld konzentrieren wollte.

Vor zwei Wochen verloren die Hoffenheimer beim wieder erstarkten HSV mit demselben Ergebnis. Was zunächst relativ belanglos klingt, ist insofern ein guter Einstieg in den Artikel, als dass die Kraichgauer im Ballbesitz sich schematisch ähnlich orientieren wie der damalige Gegner Hamburg. Weil das Team von Robin Dutt wiederum gegen jene Mannschaft eine sehr gute Defensivtaktik zur Hand hatte, konnte man das auch diesmal erwarten.

In besagtem Treffen mit den Hansestädtern spiegelte man deren Formation im Spielaufbau, indem sich die beiden Flügelspieler fallen ließen und den aufrückenden Außenverteidigern des Gegners folgten, während man mit den zentralen Spielern den Spielaufbau störte.

Leverkusen legt den Spielaufbau der TSG lahm

Ähnlich ging die Werkself auch hier vor, besonders in Bezug auf das Verhalten der Flügelspieler, doch aufgrund des 4-4-2 und der in den Feinheiten sich unterscheidenden  Mittelfeldspieler der Hamburger und Hoffenheimer gab es auch wichtige Unterschiede. Williams und Salihovic strukturierten bei den Hoffenheimern die Angriffsbemühungen, mindestens einer der beiden war sehr tief zu finden. Mit fortschreitender Spieldauer immer häufiger agierte einer oder situativ gar beide von der Außenverteidiger-Position, die Beck und Compper  beim Aufrücken geöffnet hatten.

Leverkusen gelang es in diesem Spiel wie schon gegen Hamburg herausragend, den Gegner durch das eigene Konzept überhaupt nicht zur Entfaltung kommen zu lassen – durch die beiden disziplinierten Viererketten isolierte man das Offensivquartett von den aufbauenden Spielern, während das Sturmduo in vorderster Front sehr unorthodox und asymmetrisch stand und verschob, aber dadurch auch Williams und Salihovic untereinander isolierte, so dass ein Zuspiel auch aufgrund der oft großen Distanz zwischen beiden fast nur über den Umweg der beiden Innenverteidiger erfolgen konnte.

Deren Vertikalpässe waren das einzige Stilmittel, dessen man sich in dieser Situation bedienen konnte, doch solche Anspiele zwischen die Linien gelangen höchst selten und so kamen die Gäste kaum einmal zu einer Torchance und mussten bis zur 87. Minute auf ihren ersten Versuch auf den Kasten von Bernd Leno warten.

So enttäuschend und harmlos man sich nach vorne auch präsentierte – hinten standen die Mannen von Holger Stanislwaski weitestgehend sicher, wobei ihr gesamtes Unternehmen auch durch eine frühe Führung nach einem effetvollen Schürrle-Freistoß durch Derdiyok (10.) sichtlich beeinträchtigt wurde.

Hoffenheim defensiv weitgehend gut

1899 presste recht gut und bildete spätestens im Bereich vor der Mittellinie einen sehr kompakten Mittelfeld-Block aus fünf Spielern, so dass die für solches Pressing anfälligen Leverkusener einige Male große Probleme hatten und sich aus brenzligen Situationen nur sehr knapp und oftmals glücklich befreien konnten, was aber die Moral der dann wiederum knapp scheiternden Gäste nicht erhöhte.

Hier ließ sich Salihovic nicht – wie in Ballbesitz – gar tiefer fallen, sondern rückte auf und lief sogar extrem die Gegner an. Die beiden Leverkusener Mittelfeldspieler wurden jeweils einzeln und mannorientiert gepresst, während der dritte 1899-Mittelfeldakteur ebenfalls weit vorschob, situativ seinen Kollegen half und mit sicherte. Zwar war Kießling so immer zwischen den Linien frei, doch seine Positionierung halblinks war nicht immer ideal, da er so hinter Williams verdeckt war und nur nach Ablagen an Bälle kam bzw. sich fallen lassen musste.

Diese Ablagen nach langen Bällen waren eine von drei kleineren Kniffen, mit denen die Leverkusener zu ihren Chancen kamen. Auch wenn es nicht viele waren und die TSG durchaus gut verteidigte und wenig zuließ, waren die so entstandenen Chancen doch genug für die Bayer-Elf, um einen souveränen und glanzlosen Sieg einzufahren.

Dutt und die drei taktischen Kniffe

Erstens setzte man gegen das pressende Mittelfeld der Weiß-Blauen eben auf jene lange Bälle, die Derdiyok und Kießling gegen die Innenverteidiger gewannen.

Zweitens nutzte man eine interessante Maßnahme zum Freispielen der Außenstürmer Sam und Schürrle. Wie Robin Dutt nach dem Spiel im sky-Interview zu Protokoll gab, hätte man deshalb Probleme nach vorne gehabt, weil die beiden Flügel im Spielaufbau zu hoch gestanden hätten und die Anspielstationen gefehlt hatten – ähnlich wie bei den Bayern gegen Dortmund. Mit etwas Geduld gelang aber das Freispielen – die Außenverteidiger gingen nach innen und zogen Gegenspieler mit, so dass die Innenverteidiger direkt auf die Außenstürmer passen, die mit Tempo nach vorne starten konnten.

Drittens waren zwei sehr bewegliche Stürmer viel effektiver als einer darin, die gegnerische Verteidigungslinie in Bewegung zu halten (ein besonderes Lob an dieser Stelle an Stefan Kießling, der zwar oft unkontrolliert läuft, hier aber mit 11,9 km Gesamtstrecke und dem Bestwert von 71 intensiven Läufen sehr effektiv arbeitete), wovon der gerne einlaufende Andre Schürrle raumtechnisch profitierte, da er oft vom Gegner nicht aufgenommen werden konnte.

Fazit

Ein Spiel, das kaum ein Fußballfan lange in Erinnerung behalten wird: Beide Teams standen hinten weitgehend sicher, doch während Hoffenheim komplett von Leverkusen neutralisiert wurde, konnten diese mit einigen netten Aktionen und taktischen Zügen gefährlich genug werden, um die zwei Tore zu machen.

Für die Bayer-Elf ist es also wohl nicht mehr als eine Stabilisierung und tabellentechnisch der Anschluss an die Spitze. Die Frage nach der Zukunft von Robin Dutt lässt sich also immer klarer dahingehend beantworten, dass man das Unternehmen in die richtigen Bahnen gelenkt hat und weiter an der Entwicklung arbeitet. Für Hoffenheim dagegen besteht langsam aber sicher etwas Anlass zur Sorge, denn seit Wochen agiert man offensiv schlampig und lässt besonders die Durchschlagskraft komplett vermissen.

Leider stehen aktuell noch keine Daten der bundesliga.de-Spielmatrix zur Verfügung. Wenn sich dies ändert, werden sie in die Analyse eingebunden. 

Markus 3. Dezember 2011 um 16:04

Das war eine sehr schöne Aufstellug, ich finde es auch absolut vertretbar mit beiden Stürmern zu spielen. Der eine ist sehr viel unterwegs, der andere ein begnadigter Techniker und Knipser. Ich hoffe Dutt sieht das auch so und lässt die Jungs jetzt noch paarmal so spielen.

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Pseu 3. Dezember 2011 um 14:54

Ah, okay. Danke.

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Pseu 3. Dezember 2011 um 14:23

Zwei Anmerkungen:

1.) „…wo Obasi ebenso wie Firmino verletzt fehlte.“
Sie fehlten nicht verletzt, sondern wurden afgrund von Disziplinlosigkeit suspendiert. Also: selbst schuld auf diese zu verzichten.

2.) könntet ihr besser angeben, was hinter den Links verlinkt ist? Ich will ungern bei 20 Links in einem Text nachsehen, ob da jetzt Spieldaten oder zuvor beschriebene Spiele verlinkt sind.

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TR 3. Dezember 2011 um 14:25

Kursiv geschriebene Links führen immer zur Spielmatrix, das stand bei den anderen Artikeln immer dabei, diesmal habe ich es leider rausgelassen.

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