Queens Park Rangers – Manchester City 2:3
In ihrer bislang spektakulären Kampagne um den Meistertitel in der Premier League mussten die Citizens auswärts bei den Queens Park Rangers auftreten. Eine vermeintlich leichte Aufgabe, doch die Hausherren spielten sehr gut dagegen, überzeugten nicht nur kämpferisch und taktisch, sondern waren spielerisch lange Zeit auf hohem Niveau und konnten sich einige Torchancen erspielen. Dennoch gewann die Mannschaft von Mancini und verteidigte damit die Tabellenführung.
Wechselwirkung der Formationen
Ohne Nasri, aber mit Milner trat City etwas überraschend in ihrem klassischen System an, einem extrem engmaschigen und asymmetrischen 4-2-3-1/4-4-2-Hybridsystem, bei welchem man Silva abermals in seiner Rolle als primären Spielmacher beobachten durfte. Einmal mehr rückte der nominelle Linksaußen zu großem Teil ins Zentrum und fungierte als Strippenzieher nahezu sämtlicher Spielzüge im letzten Drittel, unterstützt wurde er von Milner, der nicht nur den rechten Flügel ausfüllte, sondern ebenfalls oft im offensiven Zentrum oder gar auf der linken Seite zu finden war. Kolarov auf der Position des Linksaußenverteidigers agierte deswegen schematisch etwas höher als Richards, doch beide hatten die Aufgabe, dem Spiel die nötige Breite zu verleihen, was allerdings nicht konstant gelang. So kam es, dass Agüero vorne etwas isoliert war, denn Edin Dzeko wich oft auf die Seiten aus und spielte etwas tiefer als der Argentinier, der sich zwar ebenso viel bewegte, aber besonders zu Beginn des Spiels schematisch zu hoch postiert war. Auf der Doppelsechs konnte man bei City keine Rotation feststellen, mit Yaya Toure und Barry spielten die beiden defensiven Mittelfeldspieler mit den meisten Einsätzen in diesem Jahr und teilten sich klassisch die Seiten auf, doch in der Innenverteidigung kam der junge Montenegriner Savic zum Einsatz, er durfte neben Joleon Lescott beginnen und zeigte eine akzeptable Partie.
QPR ließ sich allerdings von diesem namhaften Starensemble nicht beeindrucken und versteckte sich keineswegs, sondern zeigte eine attraktive Spielweise trotz ihres preiswerten Kaders. Ferdinand und Gabbidon bildeten die Innenverteidigung neben den Außenverteidigern Young auf rechts und Traore auf links, wobei die letzteren beiden relativ offensivorientiert waren und fast auf einer Höhe mit Barton und Faurlin spielten, welche als box-to-box-midfielder fungierten. Vor dieser Doppelsechs kam Bothroyd zum Einsatz, eigentlich als Stürmer, doch er half oft hinten aus und sorgte für eine Verbindung zwischen Helguson als Wandstürmer und der Mittelfeldreihe, dadurch konnten allerdings die beiden Flügelstürmer etwas höher und enger agieren, sie sorgten für Torgefahr und mussten weder dem Spiel zwanghaft Breite im letzten Drittel geben noch mit Flanken für Gefahr sorgen, sondern konnten sich auf ihre eigenen Stärken verlassen. Diese flexible und eigentlich relativ einfache Formation sorgte dafür, dass QPR fast den großen Favoriten Punkte geklaut hätte.
QPR, Ballkontrolle und der kleine Platz
Besonders auffällig war hierbei, dass QPR keineswegs mit rabiaten Spielern auftrat, sondern Feuer mit Feuer bekämpfte – der Großteil der Spieler bei den Hausherren zeigte eine technisch gute Partie, ging elegant und ruhig mit dem Ball um und kaufte dadurch sogar in gewisser Weise seinem Gegenspieler den Schneid ab.
In der Defensivarbeit war diese eigentliche Schwäche sogar eine Stärke, denn das Spielfeld von QPR gehört zu den kleinsten in den englischen Eliteligen und deshalb ist es von eminenter Wichtigkeit, möglichst wenig Fehlpässe zu begehen und den Ball halten zu können – ein positiver Nebeneffekt ist natürlich, dass der Gegner das Spiel nicht so breit machen kann und man einfacher kompakt und eng stehen kann, was bei City zu großen Problemen führte, besonders in der Anfangsphase fand man kaum ein Loch in der gegnerischen Abwehr und ging das erste Mal in dieser Saison in Rückstand. Immer wieder konnte QPR die Lücken im eigenen Defensivverbund schließen, bevor City nach vorne kam und es war deshalb wenig verwunderlich, dass die Gastgeber bis kurz vor der Halbzeit die etwas stärkere Mannschaft waren und am Ende des Spiels sogar mehr Schussversuche für sich verzeichnen konnten als der Gegner (21:18). Doch kurz vor dem Halbzeitpfiff kam dann der große Auftritt Dzekos, welcher auf den Flügel rochierte und so Unordnung in die gestaffelte Abwehr der Gegner brachte, ein tolles Solo beendete er mit einem eiskaltem Schuss und sorgte für den Ausgleich. Nach der Halbzeit hatte man einen psychologischen Vorteil und das Spiel verschob sich immer mehr zu Gunsten der favorisierten Gäste, welche allerdings auch nach 90 Minuten die Mannschaft mit dem geringeren Ballbesitz waren, obwohl die Gastgeber nur sechs Fouls dafür anwenden mussten.
Citys Spielweise
Einer der Gründe dafür war allerdings ebenso die Spielweise Citys, da bei ihrer Formation hauptsächlich die Außenverteidiger für die nötige Breite sorgen und man auf diese Art und Weise bei einem solch kleinen Platz riskiert, extrem schnell ausgekontert zu werden – darum hielten sich die Außenverteidiger in bestimmten Situationen zurück und ließen QPR im Spielaufbau gewähren, das Pressing war nicht so aggressiv und hätte vermutlich aufgrund der Spielweise der beiden Flügelspieler, insbesondere Silva natürlich, nicht effektiv und konstant funktioniert. Allerdings zeigte sich auch ein Vorteil bei City, man hatte mit Dzeko und Agüero zwei technisch extrem starke Stürmer, die beide in ihrer aktuellen Form absolute Weltklasse verkörpern und mit ihrer Ballbeherrschung auf engstem Raum jeder Innenverteidigung der Welt Angst einflößen können.
Mit Silva als zentralem Spielmacher kann man diese beiden sehr gut einsetzen, doch ohne die nötige Breite im Spiel sind die Schnittstellen zu klein und darum ist Edin Dzeko oder auch ein Spielertyp, wie es Tevez wäre, von nicht zu unterschätzender Wichtigkeit, da sie durch das Ausweichen in die Tiefe oder auf den Flügel Löcher reißen – wie man bei den ersten beiden Toren Citys hervorragend beobachten konnte.
Des Weiteren war die Positionsauslegung der Innenverteidiger wichtig, welche sich mehr zutrauten und sich im Spielaufbau breiter formierten, um den Außenverteidigern Raum nach vorne zu gewähren. Savic zeigte sich mutig und in der Antizipation gut, er machte das Spiel als Innenverteidiger breit.
Dzeko, der komplette Stürmer
Bereits zu Saisonbeginn wurde die Entwicklung des ehemaligen Bundeligatorschützenkönigs gelobt, doch sogar seitdem hat er sich etwas verbessert und zeigt unglaubliche Ausdauer und hervorragenden Elan, welcher sich zu seiner körperlichen Stärke und starken Ballkontrolle gesellt. Am Anfang dieser Spielzeit kam er noch als Mittelstürmer zu Einsatz, der sich in die Tiefe fallen ließ oder vorne wichtige Defensivarbeit in Pressingform verrichtete, doch nun rochiert er sogar auf die Flügel und kann innerhalb eines Spiels unterschiedlichste Positionen einnehmen. Dank seiner Effektivität und seinem Ehrgeiz scheint die Entwicklung zu einem absoluten Weltklassestürmer nicht zu stoppen.
Fazit
Ein extrem interessantes und gutes Spiel von beiden Teams, in welchem City vor große Probleme gestellt wurde und letztlich knapp den Sieg davontragen konnte. Es ist wenig verwunderlich, dass Edin Dzeko nach dem Spiel zu Protokoll gab, dass QPR die stärkste Mannschaft war, gegen die man bislang in der Liga angetreten sei.
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