Manchester United – Sunderland 1:0|Chalkboards
Zum 25-jährigen Dienstjubiläum gab es für Sir Alex Ferguson „nur“ einen zähen Arbeitssieg seiner Mannschaft gegen Sunderland zu sehen.
Ferguson behielt das 4-4-1-1 aus der Vorwoche bei, ersetzte allerdings Evans durch Ferdinand und Cleverley durch Nani. Sein Gegenüber, Steve Bruce, musste im gewohnten 4-4-2 einige Änderungen vornehmen. So wurde der verletzte Mignolet im Tor von Westwood vertreten, auf der rechten Abwehrseite spielte Bardsley für O´Shea sowie im Mittelfeld Catermole für Vaughan. Zudem verletzte sich Youngster Wickham direkt zu Spielbeginn und wurde durch Ji ersetzt.
United dominierte die Partie über weite Strecken, hatte allerdings große Mühe, zu Chancen zu kommen. Erst nach einer halben Stunde gab es den ersten Schuss auf das Tor von Westwood, die einzigen beiden guten Chancen entstanden nach Eckbällen – eine wurde in der Nachspielzeit verwandelt. Folglich öffnete sich die Partie im zweiten Durchgang mehr und vor allem United bekam einige Chancen, doch viele entsprangen auch dem Zufall, die Mehrheit (9 von 14 insgesamt) Standardsituationen, und wurden vom starken Gäste-Torhüter entschärft. Insgesamt war es eine äußerst zähe Angelegenheit im Old Trafford – einige Gründe sowie weitere Aspekte der Partie werden im Folgenden mit Hilfe einer Chalkboards der Guardian kurz erläutert.
Isolation des Angriffes
Der Schlüssel zur vor allem in der ersten Halbzeit guten Defensivleistung Sunderlands war die disziplinierte Bildung von zwei Viererketten, die eng beieinander standen und die Räume verengten, aber besonders wie eine Schutzmauer die Angreifer von den Mittelfeldspielern isolieren konnte, so dass aus den fast 65 % Ballbesitz der Hausherren nichts Zählbares entstand.
So brachte man in Halbzeit eins im letzten Drittel bis auf Flanken aus verschiedenen Positionen fast ausnahmslos keine Pässe an den Mann und Chicarito sah als vorderster Stürmer kaum einen Ball.
Fehlende Abstimmung bei United
Eine sehr interessante Maßnahme der Gäste-Mannschaft war es, dass mit dem eingewechselten Ji die leicht hängerendere Spitze bei gegnerischem Ballbesitz sich an Uniteds tiefstem Mittelfeldspieler Darren Fletcher orientierte und ihn konsequent abdeckte. So wollte man verhindern, dass es für United immer eine leichte Anspielstation gab, wenn man in eine Sackgasse bzw. sogar Pressing-Falle geraten war oder schnell eine Spielverlagerung einleiten wollte.
Ji übte seine Sonderaufgabe sehr geschickt und durchaus diszipliniert aus, allerdings gelang es Fletcher immer besser, sich zu entziehen, indem er sich einfach weiter fallen ließ oder sehr weit aufrückte. Diese Gegenmaßnahme war ein zweischneidiges Schwert, da sie zwar auf der einen Seite Fletcher aus der Deckung befreite und für Bewegung und Überraschungsmomente im Mittelfeld sorgte, allerdings musste man auch gelegentlich bei manchen Spielzügen einen Umweg nehmen – genauer gesagt: die Abstimmung passte bisweilen nicht richtig.
So waren bestimmte Spielfeldbereiche über- oder unterbesetzt und manche Akteure schienen sich bezüglich ihrer Rollen etwas unsicher – hier kommt man wieder zu jenem Konflikt, dass das ruhige, ausgewogene, sachliche, bedächtige und solide System der letzten Saison und das fluide, freie, offensive, spektakuläre und riskante System vom Beginn dieser Spielzeit ziemlich gegensätzlich sind. Beispielsweise schien Welbeck in manchen Situationen bezüglich seiner Positionierung etwas unsicher.
Auffällig war auch, dass das Spiel der Red Devils ziemlich linkslastig war (40 % der Angriffe über diese Seite), denn mit dem aufrückenden Evra, dem sehr gut aufspielenden und schwer einer Position zuzuordnendem Park sowie Rooney hatte man hier drei Spieler, die recht ordentlich miteinander kombinierten, während auch Fletcher gerne dazustieß. Zusammen mit Rooney verteilte der Schotte die Bälle, während Park gewohnt fleißig war und sich immer wieder mit kurzen Pässen und Ablagen als guter Spielpartner erwies. Allerdings war die Formation somit doch auffällig asymmetrisch und nicht ideal balanciert, so dass man auf halbrechts ein großes Loch hatte, welches nicht gut genug gefüllt bzw. besetzt wurde.
Patrice Evra
In der jüngeren Vergangenheit war es schon häufiger aufgefallen, dass Patrice Evra nicht mehr die Form und/oder Klasse hat, welche ihn beispielsweise noch in jener Saison auszeichnete, als United die Champions League gewinnen konnte.
In diesem Spiel zeigte sich Evra ein wenig verbessert. Häufig nutzte er die freien Räume vor sich für energische Vorstöße, die zwar nicht immer produktiv – so verlor er einige seiner Dribblings, weil er sich festlief – waren, aber ein deutliches Bemühen Evras demonstrierten, einige Freistöße brachten und vor allem den Spielschwerpunkt nach vorne verlagerten, um die Isolation der Angreifer aufzubrechen.
Beide Teams defensivstark
Woran das Spiel der Hausherren in letzter Instanz ebenfalls krankte, waren die vielen schwachen Flanken (2/16 angekommen), mit denen vielversprechende Ansätze im Kombinationsspiel durch die fehlende Produktivität bei der Hereingabe entwertet wurden. Insbesondere Nani (0/8 angekommen) tat sich hier negativ hervor.
Allerdings muss man auch dem Gegner ein Kompliment machen, dem es gelang, selbst bei einem Durchbruch eines gegnerischen Spielers noch genügend Absicherung durch Kollegen oder gut nachsetzende und helfende Spieler zu haben. Einsatzwille, Organisation und Geschick wurden schließlich mit einer extremen Menge an gewonnenen Tacklings und Interceptions kurz vor der gefährlichen Schusszone belohnt. Dass dies eine Spezialität der Mannschaft ist, zeigt auch das Chalkboard vom Spiel der Black Cats gegen Arsenal.
Eine ähnlich gute Leistung muss man auch der Defensivreihe auf der anderen Seite bescheinigen – Ferdinand und Vidic schlugen sich sehr achtbar, nachdem sie zuletzt oft nicht mitwirken konnten. So kam Sunderland zwar zu einigen Konterchancen und wurde insgesamt vor allem über rechts gefährlich, wo man Evras Schwächen nutzen wollte und Larsson gute Unterstützung von seinen Offensivkollegen erhielt, die sich ebenfalls zu dieser Seite gruppierten, doch ihr zentrales Defensivduo konnte viele dieser Aktionen entschärfen, so dass Sunderland nur einen Schuss auf das Tor brachte.
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