Real Madrid – Real Betis 4:1
An diesem Wochenende empfingen die Königlichen, welche noch mit den letzten Resten ihrer Minikrise zu kämpfen hatten, die Mannschaft von Betis. Der Gegner aus Sevilla trat mutig an und aufgrund der Aufstellung Reals mit vier sehr offensiven Spielern war man gespannt auf eine unterhaltsame Partie, welche sich aber in der ersten Halbzeit nur selten einstellte und erst nach dem Seitenwechsel konnte Real Madrid wirklich überzeugen.
Wechselwirkung der jeweiligen Formationen
Beide Mannschaften begannen mit relativ offensiven Systemen. Die Gäste traten mit einem 4-3-3 an und versuchten schnell vor das gegnerische Tor zu kommen, während die Außenstürmer in der Defensive mithalfen und die Außenverteidiger den Raum vor sich beackerten. Lange Zeit stellte man die Madrilenen so vor Probleme, doch trotz der guten Leistung konnte man keinen wirklichen Stich setzen. Zwar war man in der Lage, den Ball zu erobern und insbesondere in der ersten Halbzeit konnte man die Gastgeber neutralisieren, doch vorn scheiterte man an Ramos und Pepe und man erspielte sich nur drei Schüsse auf das Tor in den gesamten neunzig Minuten, was viel zu wenig war.
Real hingegen trat mit einem sehr interessanten System an, sowohl Özil als auch Kaká begannen das Spiel und vorne trat das Sturmduo aus der prä-Mourinho-Ära an, nämlich Higuain neben Ronaldo, wobei letzterer in einer Zwischenposition aus Winger und Mittelstürmer agierte. Die Ursache darin war, dass man versuchte, möglichst viel Kreativität mit einer hohen Präsenz in und um den gegnerischen Strafraum zu verbinden, was in der zweiten Halbzeit durchaus gelang. Den Raum hinter diesem Vierersturm sicherten einerseits Diarra im halbrechten Raum im Verbund mit dem Rechtsverteidiger Arbeloa und Marcelo indirekt mit Ronaldo, da sie durch die Gefahr, die sie in der Offensive ausübten, den Gegner hinten banden und dadurch die eigene Defensive etwas entlasteten. Es war allerdings kein Zufall, dass mit Ramos ein eigentlicher Außenverteidiger als halblinker Innenverteidiger agierte, um so den offenen Raum hinter Marcelo besser sichern zu können, während Pepé sich etwas ins Zentrum der Verteidigung verschob.
Tödliche Pässe und die Außenbahnen
Besonders auffällig war, wie geradlinig Real nach Ballgewinn oder nach Wechselpässen in die Spitze spielen wollte. Mit Özil und Kaká besitzt man zwei Spieler, deren Stärken genau dort liegen, dennoch scheiterte man oftmals mit diesen Versuchen – ganze 9mal war ein Spieler Reals im Abseits und „nur“ 59% Ballbesitz zeugen von dem stark vertikalen Spiel der Madrilenen. Allerdings war es dann exakt einer solcher Pässe, der die Dynamik und Geschwindigkeit Ronaldos sowie Higuains nutzen konnte, der Portugiese gewann ein Laufduell und bediente sein Pendant mustergültig zum Führungstreffer. Häufiger sah man solche Aktionen und es schien, als ob Özil und insbesondere Kaká langsam das richtige Timing fanden und darum dafür sorgten, dass die Mannschaft aus der Hauptstadt vier Treffer in der zweiten Halbzeit erzielen konnte.
Auch die Außenbahnen mit den aufziehenden Außenverteidigern waren ein wirksames taktisches Mittel der Madrilenen, viele Angriffe kamen über die Seiten, da das Zentrum sehr dicht war und man außerdem die Dynamik der Außenverteidiger sowie des Offensivquartetts nutzen wollte. Allerdings waren die effektivsten Angriffe dennoch jene, die schnell und präzise mit einem Ball in die Schnittstellen gespielt wurden.
Özil, Kaká und Ronaldo
Interessant war ebenso die Wechselwirkung zwischen Özil, Kaká und Ronaldo. Da Higuain sich zwar beweglich zeigte, aber dennoch klar als zentraler Mittelstürmer spielte, hatte man ein asymmetrisch orientiertes Trio um ihn herum, welches ihn bedienen sollte oder seine Bewegungen für sich nutzen sollte, um selbst zum Abschluss kommen, was sich insbesondere Ronaldo hätte zunutze machen können bzw. sollen. Kaká wechselte sich im Besetzen des Stürmerpostens hinter Higuain ab, wenn Ronaldo dort war, rochierte Kaká in den Räumen um die beiden herum und kam entweder von der Seite oder agierte als Spielmacher, während Özil dann die andere Seite besetzen würde. Wenn Ronaldo sich auf die Seite fallen ließ, so rückte Kaká auf und Özil nach innen, damit war wieder eine Seite verwaist, das Sturmzentrum doppelt und die Spielmacherposition einfach besetzt, was das Hauptschema in dieser Partie war. Higuain roamte um den Strafraum herum und wartete auf Lücken, spielerisch dürfte er Benzema unterlegen sein, aber in den klassischen Stürmerbereichen dürfte er neben Ronaldo der stärkste im Kader sein und mit seinem Hattrick stellte er dies eindrucksvoll unter Beweis. Ronaldo legte ihm trotz angeblicher persönlicher Differenzen zweimal selbstlos auf und unterstützte ihn somit tatkräftig, während einen weiteren Treffer, nämlich jenen zum 2:0, der Brasilianer Kaká erzielte. Dadurch, dass diese drei Spieler um Higuain herum sehr eng aneinander agierten und versuchten, sich gegenseitig Anspielstationen im letzten Drittel zu geben, war auch die Offensivleistung der Außenverteidiger eminent wichtig, Marcelo und Arbeloa mussten deswegen aufrücken und die nötige Breite im Offensivspiel bringen, auch, um den zentralen Spielern Raum zu geben, doch oftmals gelang dies nicht und man musste zwangsläufig die Außenverteidiger stark ins Offensivspiel einbinden, doch mit besserem Timing und einer Gewöhnung an dieses System sollte es gelingen, diese beiden taktischen Mittel effektiver zu vereinen.
Fazit
Es war keine berauschende Leistung, doch ab der zweiten Halbzeit war es eine gute und damit kann man dank der vier Tore und den drei Punkten sicherlich leben, auch wenn Mourinho sicherlich einige Mängel in dieser taktisch sehr interessanten Formation finden wird. Betis spielte in der ersten Halbzeit gut mit, doch als Higuain wenige Augenblicke nach dem Seitenwechsel den Führungstreffer erzielte, steigerten sich die Madrilenen und konnten das Spiel klar für sich entscheiden.
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