Newcastle United – FC Arsenal 0:0

Das erste Saisonspiel bestritt Arsenal gestern bei Newcastle United, ein Duell, welches letzte Saison durch ein 4:4 fast schon legendär wurde.

Diesmal wollte Arsenal jedoch gewinnen und sich gegen die Kritiker wehren, welche  die aktuelle Mannschaft mit den wahrscheinlichen Abgängen von Fabregas und Nasri als die schwächste in den letzten 10-15 Jahren betiteln.

Wechselwirkung der Formationen

Grundformationen

Arsenal trat in seinem klassischen 4-3-3 an und spielte ohne seine Stars Fabregas, Nasri und Wilshere. In der Abwehr agierte das Stammduo, welches letzte Saison kaum Spiele zusammen hatte, Koscielny und Abwehrchef Vermaelen, flankiert wurden sie von Bacary Sagna auf rechts und Clichy-Nachfolger Gibbs auf links. Etwas überraschend war die Nominierung Rosickys auf der Doppelacht neben Ramsey und vor Alexandre Song. Vorne in der Offensive agierte die nominell stärkste Formation mit Arshavin auf links und Gervinho auf rechts, während im Sturmzentrum der Niederländer Robin Van Persie auflief.

Newcastle reagierte auf seine spielerische Unterlegenheit  gegenüber den Londonern mit einer sehr defensiven und kampfstarken Formation. Aufgestellt in einem 4-4-2 spielte man im Mittelfeld mit vier defensiven Spielern, Joey Barton und Jonas Gutierrez beackerten die Seiten und sollten trotz defensiver Absicherung Impulse nach vorne setzen. Dies funktionierte im Laufe des gesamten Spiels nicht, zwar konnte man das Zentrum Arsenals effektiv zustellen und deren kreative Schaltzentrale auf Querpässe beschränken, doch selbst war man nie konstant gefährlich. Ein einziger Schuss auf das Tor von Szczesny in 90 Minuten bezeugt diesen Umstand deutlich.

Arsenal hatte zwar mit 64% Ballbesitz deutlich mehr Spielanteile, doch man konnte sich gegen die disziplinierte Abwehr der Magpies kaum Chancen herausspielen. Eines der Hauptprobleme war nicht nur die doppelte Viererkette des Gegners, sondern vielmehr die eigene Unzulänglichkeit im Offensiv- und Kreativspiel. Ramsey und Rosicky konnten nur in Ansätzen ihr kreatives Potenzial zeigen, aber sie ließen stärker erkennen, dass Arsene Wenger seine Mannschaft auf dieser Position bei einem Fabregas-Abgang verstärken muss.

Die Gunners ließen den Ball laufen, doch es fehlte an Dynamik, um Löcher im gegnerischen Defensivverbund zu öffnen und so kamen einzig über die Außen und dank Einzelaktionen gefährliche Szenen zustande. Während Arshavin sich kaum zeigen konnte, war sein Pendant auf rechts um einiges auffälliger. Gervinho spielte sich bei seinem Debüt immer wieder mit guten Dribblings durch die Abwehrreihe Newcastles, doch fehlende Präzision seiner Pässe im letzten Drittel und Van Persies Verspieltheit in und um den Sechzehner entwerteten Gervinhos eigentlich vielversprechende Leistung.

Generell war das Spiel im letzten Drittel ein großes Manko bei Arsenal wie auch bei Newcastle. Beide Teams hatten kaum kreative Pässe in die Spitze, besonders Newcastles Mittelstürmer hingen in der Luft. Ameobi und Demba Ba, welcher in der Halbzeit für Obertan ausgetauscht wurde, sahen kaum einen Ball und litten unter der guten Leistung der Gunners Defensive ebenso wie an dem zu tiefen und kampfbetonten eigenen Mittelfeld.

Bei Arsenal war das Problem die fehlende Dynamik beim Passspiel und die Bewegung ohne Ball – eigentlich zwei Dinge, welche Arsenal immer ausgezeichnet hatten. Die Ursache dafür liegt wohl nicht nur im Fehlen der Automatismen und der abgenommenen individuellen Stärke, sondern eher im psychischen Bereich. Die jungen Spieler haben kein Vorbild, an dem sie sich hochziehen können und kaum Führungsspieler, insbesondere in der Offensive ist nur der launische Robin Van Persie ein potenzieller Antreiber. Bereits letztes Jahr hatte sich Fabregas über das Fehlen großer und erfahrener Spieler in der Mannschaft beklagt, dieses Jahr geht mit ihm selbst wahrscheinlich die letzte Person, an der sich die jungen Spieler aufrichten können.

Positiv bei den Gunners war die Leistung der Innenverteidigung, die souverän agierte und nahezu alle Zweikämpfe für sich entscheiden konnte – falls dann doch etwas durchkam, dann hatte der modern und technisch stark agierende Szczesny kein Problem und ließ während des gesamten Spiels keine Anzeichen von Unsicherheit erkennen.

Vermaelen und Koscielny scheinen sich in Bezug auf Größe, Dynamik und Spielweise perfekt zu ergänzen und fast schon paradoxerweise könnte diese Saison die Defensive das Prunkstück Arsenals werden, wobei man hier die künftigen Leistungen des Sechsers Alex Song abwarten muss. Song begann eher schwach und übereifrig, doch nach seiner gelben Karte ging er überlegter in die Zweikämpfe und konnte nach den neunzig Minuten als der beste Mittelfeldakteur der Gunners angesehen werden.

In der zweite Hälfte das gleiche Bild wie in der ersten Halbzeit. Newcastle beschränkte sich auf das Verteidigen und versuchte Konter, während Arsenal ideenlos den Ball durch die eigenen Reihen laufen ließ. Die Einwechslung von Theo Walcott für Arshavin brachte zwar etwas frischen Wind in die Partie, aber spätestens ab der roten Karte für den nun links spielenden Gervinho, welcher nach einer Auseinandersetzung mit Joey Barton eine Tätlichkeit beging, war das Spiel faktisch gelaufen.

Als Arsenal auf zehn Spieler dezimiert worden war, reagierte Newcastle und brachte mit dem ehemaligen Schalker Lövenkrands für etwas mehr Offensivstärke und wäre fast mit dem Siegtreffer belohnt worden, doch Koscielny konnte die letzte Chance des Spiels entschärfen.

Fazit

Newcastle zeigte eine sehr defensive Ausrichtung im eigenen Stadion und konnte sich dadurch einen Punkt holen, was der disziplinierten Kollektivleistung der gesamten Mannschaft geschuldet war. Offensiv hätte man sich etwas mehr zutrauen sollen, bezeichnend war, dass von acht Schüssen sieben übers Tor gingen und drei davon vom linken Außenverteidiger abgegeben wurden.

Arsenal hingegen zeigte spielerisch keine schlechte Leistung, war jedoch zu ungenau im letzten Drittel des Spiels und es fehlte der letzte Funken Laufbereitschaft und Kreativität. Arsene Wenger sollte auf seine Fans hören, welche während des Spiels mit „spend some money“ eine passende Antwort auf die letzten Vorgänge im Verein fanden.

Nachdem die Defensive relativ sicher erscheint, sollte das Augenmerk Wengers auf gutem Ersatz für Fabregas und Nasri liegen – das Geld ist da, die Gerüchteküche brodelt (Juan Manuel Mata soll laut transfermarkt.de ein heißer Kandidat sein) und mit ein paar weiteren Ergänzungen für die Bank könnte Arsenal wieder ein Mitfavorit auf das Titelrennen in England werden.

Marxelinho 15. August 2011 um 09:29

Ich fand Ramsey eigentlich relativ vielversprechend, aber die fehlende Laufbereitschaft bei Arsenal fiel schon das ganze Frühjahr hindurch auf. Das hat sicher damit zu tun, dass da eine taktische Auffrischung nötig wäre, denn das Kurzpassspiel allein sorgt ja nicht für das Durchkommen. Ramsey zeigte eine gute Aggressivität und kam auch immer wieder in den Strafraum, aber gerade bei Kontermöglichkeiten konnte man gut sehen, dass Arsenal nicht nur neue Spieler braucht, sondern auch seine Systemidee neu justieren muss. Ich würde gern zumindest einmal noch sehen, dass Arshavin zentral eine Chance bekommt, auf dieser Position war er in Russland ein Gigant, in London durfte er dort nie spielen, dabei hätte Wenger durchaus auch Rosicky austauschen können und Arshavin vor Ramsey weitermachen. Insgesamt würde ich über das Newcastle-Spiel sagen: Depression auf hohem Niveau.

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Andreas 16. August 2011 um 09:33

Arsahvin würde ich auch nur zu gerne mal in der Mitte sehen, in der Russischen NM oder bei Zenit war er dort echt ein Gigant.
Allerdings gibt es diese Position einer hängenden Spitze, wie sie von Arshavin in der Vergangenheit so bezaubernd gespielt wurde, nicht. Und Wenger baut sein System eben nicht für einen Spieler um, deshalb muss er sich bei Arsenal auf dem Flügel austoben.

@ RM:
Das Kombinationspiel, welches Arsenal eigentlich sonst auszeichnet, war wirklich erschreckenderweise fast nicht vorhanden. Das man in de Vergangenheit Fabregas doch des öfteren ersetzen musste, ist der psychische Ansatz durchaus ein anzunehmender, aber ich weis jetzt nicht ob man sich wirklich an Cesc aufrichten kann, der dafür eigentlich zu häufig mit Verletzungen draßen sitzt, oder?

Keine Kritik, sondern ein Hinweis: Den Vereinsnamen „Arsenal London“ gibt es nicht. Die Stadt London ist nicht im Vereinsnamen des Arsenal Football Club enthalten.

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Marxelinho 20. August 2011 um 21:32

Die Rolle, die Fabregas letztes Jahr bei Arsenal meistens spielte, hinter Chamakh bzw. van Persie, war eigentlich genau die Rolle, die Arshavin bei St. Petersburg spielte. Für Arsenal nach Abgang von Fabregas und Nasri (?) wäre eine Formation zum Beispiel Song-Wilshere-Gervinho-Walcott-Arshavin-van Persie (wenn nicht gerade wieder alle gesperrt, verletzt oder demotiviert sind). Gegen den Ball ist das natürlich eine eher weiche Formation. Und noch ist das Transferfenster ja offen.

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Heinz 14. August 2011 um 16:09

Bringt ihr keine Spielanalyse zum Spiel Woflsburg vs FC Bayern?

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RM 14. August 2011 um 16:28

Wir wurden gebeten dieses Spiel bei und für 11freunde abzuhandeln, hier kann man es nachlesen.

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datschge 14. August 2011 um 21:45

Klasse. Könnt Ihr derartige externe Artikel von Euch nicht irgendwo sichtbar verlinken (z.B. auf der rechten Seite)?

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xc 15. August 2011 um 16:11

agree at datschge

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TE 15. August 2011 um 18:08

Die Idee ist natürlich gut, aber wir veröffentlichen ja eigentlich kaum Artikel auswärts. Die beiden 11 Freunde Artikel waren eher die Ausnahme als die Regel. Eine Liste würde da ziemlich verwaist wirken. Wenn wir wirklich regelmäßig woanders was veröffentlichen, dann werden wir in der Sidebar etwas einbauen. Solange es aber einmalige Aktionen sind wie jetzt, denke ich, dass ein Blick auf unseren Twitter bzw Facebook Account reicht.

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datschge 15. August 2011 um 21:47

Dann könnt Ihr ja Eure Twitterliste rechts hintun. 😉

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xc 15. August 2011 um 21:50

einfach einen normalen blogeintrag machen und die geschichte verlinken -_-‚

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