Liverpool – Sunderland 1:1

Zum Auftakt der Premier League durfte der FC Liverpool, der mit großen Erwartungen und Hoffnungen in die Saison geht, die Mannschaft des FC Sunderland in seinem Stadion erwarten.

Die Traditionsmannschaft von der Merseyside hatte sich in den letzten zwei Transferperioden verstärkt und es lastete dementsprechender Druck auf dem Team.

Wechselwirkung der Taktiken

Grundformationen

Beide Mannschaften traten in einer 4-4-1-1-Formation an, doch bei einer näher gehenden Betrachtung kann man deutlich Unterschiede feststellen.

Sunderland agierte mit defensiveren Außenverteidigern und einer defensiv ausgerichteten Viererkette im Mittelfeld, welche als Absicherung für die beiden Starstürmer Sessegnon und Asamoah Gyan fungieren sollte.

Beim FC Liverpool spielten mit Downing, Henderson und Adam gleich drei Neuzugänge im Mittelfeld. Downing und Henderson agierten auf dem Flügel und sorgten für eine kleine Überraschung, da viele ein 4-3-3 erwarteten. Der Grund, wieso Kenny Dalglish sich für diese beiden klassischen Flügel und ein Duo im Sturmzentrum entschied, dürfte die Kopfballstärke von Andy Carroll sein.

Das gesamte Spiel über konnte man zahlreiche Pässe und hohe Bälle auf Carroll beobachten, der als Ziel- und Wandspieler fungierte und diese Aufgabe solide löste. Außerdem versuchte man mit dieser Maßnahme die Innenverteidiger an den extrem kopfballstarken Stürmer zu binden und dadurch Raum für Suarez zu schaffen, was teilweise gelang.

Zu Beginn des Spiels zeigte sich der Favorit aus Liverpool deutlich stärker und konnte mit schönen Spiel und einer breiten schematischen Formation schnell viel Raum überbrücken und setzte die Abwehr Sunderlands unter Druck.

Die Gäste versuchten mit weiten Pässen das Spielfeld zu überbrücken, kamen in der Anfangsphase jedoch kaum zu Chancen, da Liverpool hinten sicher stand und mit Carragher und Agger das Gros der weiten Bälle für sich behaupten konnte.

Ein weiterer Faktor für die Ineffektivität dieses kick’n’rush war, dass Liverpool vornehmlich in der gegnerischen Hälfte agierte bzw. agieren wollte und so auch angekommene Flanken des Gegners nicht in die Gefahrenzone kamen.

Die erste wirklich gefährliche Situation entstand, als Suarez mit seinem Pressing den Ball erobern konnte und alleine auf den Torhüter zulief. Während des Umkurvens des Torwarts wurde er von hinten umgerissen und es gab Elfmeter, welchen der Gefoulte selbst schoss – ein Fehler. Ganz nach dem Sprichwort, dass der Gefoulte nie selbst schießen soll, verfehlte Suarez den gesamten Kasten und es blieb vorläufig beim 0:0.

Doch bereits in der 12. Minute fiel das 1:0, als Suarez eine scharfe Flanke nach Freistoß von Adam mit dem Kopf ins Tor lenkte. Die Abwehr Sunderlands hatte sich zu sehr auf Carroll und Co. konzentriert, was dem herausragenden Standardschützen Adam nicht entgangen war.

Sunderland versuchte sich von diesem Schlag zu erholen und spielte etwas mutiger nach vorne, doch Asamoah Gyan war zugestellt und zeigte eine schwache Leistung, was im Grunde dafür sorgte, dass die Innenverteidigung der Reds leichtes Spiel hatte.

Die Angriffswellen Liverpools dauerten die gesamte Halbzeit an und hatten ihre Höhepunkt im leider abgepfiffenen Tor von Andy Carroll und dem Lattenknaller von Downing.

Downing zeigte im Gegensatz zu seinem Mitspieler auf dem gegenüberliegenden Flügel eine sehr starke Leistung in der ersten Halbzeit. Er rochierte auf die andere Seite, unterstützte das Zentrum und brachte ein paar Flanken und schöne Kombinationen mit José Enrique auf links.

Nach der Halbzeit ein anderes Bild. Liverpool verlor nach den vergebenen Chancen langsam das Momentum und die Ursache dafür dürfte die schwache Leistung Flanagans auf rechts sein und das schwächere Pressing der gesamten Mannschaft.

Sowohl Flanagan, als auch Suarez, der später ausgewechselt wurde, waren unerwartet in die Aufstellung gerutscht. Beim 18jährigen Eigenbauspieler Flanagan hatte man eher einen Bankplatz erwartet und Konkurrent Kelly von Beginn an, während Suarez als noch zu erschöpft von der Copa America galt. Beide spielten und beide zeigten in der zweiten Halbzeit Mängel im taktischen Bereich.

Zwei Chancen auf der rechten Seite, als Flanagan seinem Gegenspieler Larsson zu viel Platz gewährte, die zweite Chance sitzt und sorgte für den Ausgleichstreffer.

Zwar versuchte sich Liverpool wieder zu fangen, doch ohne Suarez und ohne Führungsspieler in der Offensive wirkte man etwas ideenlos und nervös, was sich in den Angriffsbemühungen äußerte. Downing und Adam, die in der ersten Halbzeit so toll spielten, waren in der zweiten Halbzeit von ihrer Normalform entfernt. Einzig Carroll und José Enrique stemmten sich gegen das Unentschieden, doch trotz gutem Einsatz konnten sie das Spiel nicht drehen.

José Enrique gewann sämtliche Zweikämpfe und kann durchaus als Man of the Match betrachtet werden, während Carroll noch etwas zu oft mit seiner Rolle als alleiniger Stürmer haderte. Zwar presste er sehr hoch und ging weite Wege, doch sobald er die fehlende Unterstützung seiner Mannschaftskameraden bemerkte, winkte er ab und reihte sich in den Trott der anderen Spieler ein.

Sunderland darf sich nach der ersten Halbzeit glücklich schätzen über den Punkt, doch die ebenbürtige und disziplinierte Leistung in der zweiten Halbzeit sorgte dafür, dass der Punktgewinn trotz nur 40% Ballbesitz berechtigt war.

Fazit

Das Team aus Liverpool begann trotz müder, angeschlagener und/oder verletzter Spieler sehr gut und schien in der ersten Halbzeit die positiven Erwartungen der Fachwelt erfüllen zu können. Im Laufe der Partie wurde man jedoch immer nachlässiger und die Nervosität des jungen Flanagan, der in der letzten Saison noch der Shootingstar war, wurde bestraft. Ohne wirkliche Führungsspieler kam man nicht mehr in die Spur und muss sich mit einem Unentschieden begnügen.

Ein Vorwurf ist auch an Kenny Dalglish zu machen, welcher  mit diesem Spielermaterial eher auf ein 4-3-3 hätte bauen oder Kuyt statt Henderson auf dem rechten Flügel hätte aufstellen sollen.

 

YNWA 14. August 2011 um 19:46

Gute Analyse – bin eben zum ersten Mal über diese Seite gestolpert, da die Mutter aller Analysen – zonalmarking.net – leider das Spiel nicht analysierte.
Kuyt statt Henderson und Kelly statt Flannagan! Bin mir sicher, dass der King das als Konsequenz nächste Woche beherzigen wird (falls nicht Johnson wieder fitt ist). Man darf nicht vergessen, dass das neue Sturmduo noch keine 10 Partien zusammen gespielt hat, der King gleich vier LFC-Debuts aufstellte und mit Gerrard der Kapitän fehlte – angesichts davon bin ich guter Dinge, dass das eine gute Saison wird. Enrique hat sofort seinen Job gemacht (was man von Dossena, Aurelio, Insua, Konchesky nur viel zu selten schreiben konnte), Adams langen Diagonalbälle erinnern mich ein wenig an Xabi Alonsos beste Zeiten, Downing wird noch viel Freude bereiten; und da ja nicht jeder Einkauf gleich fruchten kann, bekommt Henderson wohl die Bank zu spüren…
Bin gespannt auf das Duell gegen Arsenal (ohne Nasri und Fabregas, vielleicht mit X und Y…).
YNWA!!!

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xc 14. August 2011 um 11:46

„doch Demba Ba war zugestellt und zeigte eine schwache Leistung“
fix it! 😉

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