Frauen-WM: USA – Kolumbien 3:0
Mit einem ungefährdeten Sieg über Kolumbien haben die USA den Einzug ins Viertelfinale bereits fix gemacht.
Im Vergleich zum Sieg gegen Nordkorea eine Veränderung bei den US-Girls: Im Mittelfeld wurde Boxx durch Lindsey ersetzt, welche den offensiveren Mittelfeldpart von Lloyd übernahm, wobei diese oft aus der Tiefe nach vorne stieß. Kolumbien tauschte vier Spielerinnen aus.
Taktisches
Die Geschichte des Spiels ist schnell erzählt. Die US-Amerikanerinnen waren die dominante Mannschaft, vergaben aber Chance um Chance. Dabei nutzten sie vor allem ihre individuelle Klasse aus, profitierten aber ebenso von der körperlichen Unterlegenheit, Naivität und der hohen Fehlerzahl aufseiten ihrer Gegnerinnen.
Im Spielaufbau verloren die Südamerikanerinnen zu oft zu schnell den Ball. Wenn zwei oder drei der physisch stärkeren Amerikanerinnen auf eine Kolumbianerin zustürmten, geriet diese auch unter psychologischen Druck – meistens war das Attackieren erfolgreich und die Amerikanerinnen kamen zu Ballgewinnen in sehr aussichtsreichen Positionen – exemplarisch zu sehen am Führungstreffer durch O`Reilly, als Kolumbien schon am eigenen Strafraum attackiert wurde und die Amerikanerinnen mit sechs Spielern um den gegnerischen Strafraum standen.
Die linke Mittelfeldspielerin Kolumbiens, Rodallega, wurde von der offensiven Krieger weit nach hinten gedrückt, spielte deshalb bisweilen eine fünfte Verteidigerin und stieß erst sehr spät nach vorne, womit sie dann zu oft als mögliche Anspieloption im Spielaufbau ausfiel.
Doch so stark war das amerikanische Pressing nicht, es haperte an der Restverteidigung. Schließlich zeigte Kolumbien offensiv individuell ordentliche Ansätze und die amerikanische Defensive wirkte häufig wackelig, wenn die starke erste Pressingwelle einmal überspielt war, wobei die Verteidigung sehr hoch stand und deshalb die kolumbianischen Sturmspitzen fast immer noch rechtzeitig vor dem Tor abfangen konnten.
In solchen Situationen zeigte sich dann das, was auch in der Defensive bei Kolumbien zu sehen war: Das Land hat keinen eigenen Ligabetrieb und nur die wenigsten Spielerinnen sind Profis – wenn sie überhaupt einen Verein haben.
In der zweiten Halbzeit gab es keine großen Änderungen. Die Kolumbianerinnen brachten nach 55 Minuten ihr neues Wunderkind Yoreli Rincón, doch das Supertalent konnte keine Akzente setzen. Die USA brachten die schnelle Rapinoe, welche für viel Bewegung von außen sorgte. Cheney rückte dafür hinter die einzige Spitze Wambach und drehte auf, versprühte viel Kreativität – beim zweiten Treffer sah man dies, als Rapinoe nach starkem Laufweg von innen nach außen Cheneys Traumpass verwandelte.
Fazit
Der Sieg für die USA hätte noch deutlich höher ausfallen können – allein Superstar Wambach hätte noch drei Tore besteuern können – was sich durch 27 Abschlüsse belegen lässt. Allerdings schafften es die Kolumbianerinnen auch nie, die fehlende Restverteidigung der USA zu nutzen.
Ohne die Leistung der US-Girls schmälern zu wollen, muss aber auch gesagt werden, dass einige Faktoren sie in ihrer Leistung unterstützten. Dass beide Teams ein 4-4-2 wählten, betonte die individuellen Duelle und damit die individuelle Überlegenheit der USA noch mehr. Auch der schnelle, temporeiche, physisch geprägte und enthusiastische, aufgedrehte Charakter dieses Spiels war den Amerikanerinnen genehm, denn so ist ihre Spielweise. In der ersten Halbzeit gegen Nordkorea war es eher ein ruhiges Spiel und das passte den USA nicht so.
Das rasende Wesen dieser Begegnung steht allerdings symbolisch dafür, dass die USA einen zu schwachen Gegner hier klar ihren Stempel aufdrücken konnten, und sinnbildlich für ihre Spielweise: Die schnellen Rodriguez und die für jene eingewechselte Rapinoe, die bullige Wambach, die extrem dynamische O`Reilly auf der rechten Seite sowie die energische Antreiberin Lloyd, die mit dem 3:0 den Schlusspunkt setzte.
Dieses 3:0 zeigte die Naivität Kolumbiens noch einmal auf. Die amerikanische Linksverteidigerin Cox wurde von beiden Mittelfeldspielerinnen Kolumbiens planlos angelaufen, was im Zentrum – Rodallega war in die Abwehrkette eingerückt – riesiges Loch für Lloyd riss, deren Distanzschuss, den sich dann auch noch die Torfrau selbst ins Tor beförderte, den amerikanischen physischen Spielstil wiederspiegelte.
2 Kommentare Alle anzeigen
BenHasna 4. Juli 2011 um 15:36
@Uncle Jack: super Link, danke!
Alle, die meinen in den USA hätte man keine Ahnung von Fussball, oder Frauen könnten keine Fussballspiele analysieren, sollten da mal vorbei schauen.
Uncle Jack 3. Juli 2011 um 18:43
Interessante Analyse – vielen Dank.
Für diejenigen, die sie noch nicht kennen … eine interessante Webseite, die die Spiele des USWNT analysiert ist: http://www.beulahsports.com/
Beulah’s Analysen sind mit klarer Sympathie für das USWNT geschrieben und konzentrieren sich auf die Diskussion/Bewertung der Leistungen der einzelnen Spielerinnen, aber ich finde sie trotzdem immer sehr interessant.