USA – Mexiko 2:4
Goldcupfinale, 25. Juni 2011.
Drei Uhr mitteleuropäischer Zeit, eine unsäglicher Termin für ein Fußballspiel – aber als Fußballverrückter bequemt man sich dennoch aus dem Bett, gähnt laut und schaut sich um 02:30 die Vorberichte zum CONCACAF-Finale an.
Die USA, das Gastgeberland, treten gegen den ewigen Erzrivalen Mexiko an – ein Heimspiel ist es trotzdem nicht, zahlreiche Mexikaner sorgen für laute Stimmung in Pasadena.
Die Aufstellungen etwas überraschend, zumindest bei den US-Boys – Freddy Adu, das ehemalige Wunderkind, durfte von Beginn an spielen und auch Landon Donovan freute sich über einen Startelfeinsatz. Das bisherige Sturmduo Kljestan und Agudelo blieb auf der Bank, was mit ihrer schlechten Leistung im Halbfinale gegen Panama zu begründen ist.
Mexiko unverändert seit den Dopingsuspendierungen, unter anderem gegen den Ex-Stuttgarter Osorio und Startorwart Guillermo Ochoa.
Taktische Wechselwirkung
Von Beginn an zeigten sich die unterschiedlichen Spielauffassungen. Die Mexikaner agierten mit einer hochstehenden Verteidigungslinie und offensiven Außenverteidigern, die US-Boys standen tiefer und agierten vorsichtiger.
Bemerkenswert war, dass trotz dieser unterschiedlichen Verteidigungsphilosophie die gleichen Fehler bei beiden Mannschaften gemacht wurden – die Viererketten standen zu weit auseinander und boten dem Gegner Raum.
US-Trainer Bob Bradley ließ die Außenverteidiger zumeist hinten und spielte mit einem langen Ball nach vorne. Die zwei zentralen Mittelfeldspieler wurden instruiert, von Strafraum zu Strafraum zu spielen.
Eindeutig ein Fehler, insbesondere bei Jermaine Jones wurde aufällig, dass diese Rolle seine Schwächen betonte.
Das amerikanische Spiel war somit zwar hochdynamisch, aber auch eintönig und ideenlos.
Mexiko hingegen spielte ein schnelles Kurzpassspiel und war sehr fluid im Angriff. Die Außenverteidiger sorgten für Breite im Spiel, die zentralen Mittelfeldspieler Torrado und Castro konzentrierten sich auf die Defensive und sicherten ab.
Dadurch ergab sich im Mittelfeld ein 2vs2-Duell, welches Mexiko aufgrund der passenderen Spielerrollen gewann.
Torrado und Castro spielten nahezu das Gegenteil von Jones und Bradley, die beiden Mexikaner ließen sich immer wieder in die Viererkette fallen und kümmerten sich um einen geregelten Spielaufbau – weite Bälle gab es kaum und das kleingewachsene Quartett im Sturm profitierte davon.
Die Außenstürmer Barrera und Guardado attackierten die geweiteten Schnittstellen in der amerikanischen Abwehr pausenlos und den Raum, den Bradley und Jones hinterließen, nutzte Giovani herauragend.
Der ehemalige Spieler des FC Barcelona avancierte zum Mann des Abends und krönte seine Leistung mit einer Vorlage, einem Traumtor und zahlreichen schönen Soloaktionen.
Zum Spieler des Turniers wurde jedoch der Mittelstürmer Chicharito von Manchester United gewählt, der durch seine hohe Spielintelligenz und seine Bewegung ohne Ball immer wieder Chaos in die Verteidigung der USA brachte.
Die Soccerboys verloren auch in dieser Höhe verdient, sie wurden den Mexikanern nur bei Standards und den Rotationen zwischen Donovan und Dempsey gefährlich – so fielen auch die ersten beiden Tore. Trainer Bradley hat nicht das erste Mal eine falsche Taktik gewählt und man muss sich fragen, wieso er Donovan nicht konstant auf seiner Paradeposition im linken offensiven Mittelfeld spielen ließ.
Der späte Wechsel von Freddy Adu, der in Halbzeit eins gut begann und dann stark nachließ, wirft ebenso Fragen auf.
Das Todesurteil der US-Boys unterschrieb Trainer Bradley selbst: Die Einwechslung von Agudelo für Bedoya erwies sich als absolut ineffektiv, der Kampf um das Mittelfeld ging durch die Einwechslung eines zusätzlichen Stürmers endgültig verloren.
Fazit
Ein Paradebeispiel für ein Spiel, wo die höhere individuelle Qualität einer Mannschaft durch eine richtige Taktik weiter verstärkt wurde. Mexiko war neunzig Minuten lang die überlegene Mannschaft und die beiden Tore der USA fielen nach einem Standard und eine Rochade von Donovan und Dempsey, welche Donovan eiskalt vollstreckte.
Die Tore Mexikos waren ausnahmslos direkte Konsequenzen ihrer Fluidität im Angriff und ihrer Taktik:
Tor #1 fiel, als Chicharito sich fallen ließ und dem ins Loch stürmenden Barrera den Ball mustergültig vorlegte.
Der Ausgleichstreffer kam nach einem Solo Giovanis am Flügel, drei Leute ließen ihre Zuteilung missen und Guardado konnte den Abpraller unbehelligt verwerten.
Der Führungstreffer wurde von Guardado aufgelegt, abermals Barrera verwertete – Giovani und Chicharito hatten Löcher in die Abwehr gerissen.
Ebenso tat es „die kleine Erbse“ bei Tor #4, welches Giovani in unnachahmlicher Manier verwertete. Ein toller Schlusspunkt für ein hochinteressantes und extrem schnelles Spiel.
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