Taktische Trainingsperiodisierung für den HSV

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In diesem Beitrag soll eine vereinfachte taktische Periodisierung für die nächsten Wochen des HSV dargestellt werden.

1         Einleitung

1.1          Kurzeinführung: Was ist die taktische Periodisierung?

Die taktische Periodisierung ist ein Konzept in der Vermittlung von Trainingsinhalten, welches einem methodologischen Ablauf folgt, um qualitativ und quantitativ maximale Entwicklung im Training zu ermöglichen. In den späten 90ern wurde es von Vitor Frade entwickelt, zahlreiche moderne Spitzentrainer, allen voran José Mourinho, nutzen das Konzept oder eine Abwandlung davon heute erfolgreich im Hochleistungsfußball.

Das Training folgt einem ganzheitlichen Ansatz, nach welchem mentale, körperliche, psychologische und taktische Aspekte gemeinsam in jeder Trainingsübung situationsspezifisch vermittelt werden. Die Inhalte werden auf die vier Phasen eines Fußballspiels nach Louis van Gaal aufgeteilt (def. Umschaltmoment, gegnerischer Ballbesitz, off. Umschaltmoment, eigener Ballbesitz), als fünfter Aspekt werden die Standards noch zusätzlich trainiert.

Bei der Umsetzung der taktischen Periodisierung gibt es mehrere Prinzipien, welche beachtet werden sollen.

1.2          Grundlegende Aspekte sportwissenschaftlicher Art in der taktischen Periodisierung

Eines davon ist das Prinzip der Spezifizität. Bei diesem Prinzip geht es darum, dass die jeweilige Trainingsübung die Sportart, die Situationen in dieser Sportart und die Trainingsziele abbilden soll. Darum sind beispielsweise sehr abstrakte oder sehr simple Übungen verpönt. Das Training soll bestenfalls eine Simulation von taktischen Spielsituationen sein. Dafür werden dann auch die Ziele, eine hohe Konzentration, eine adäquate Belastung und Coachingkompetenzen benötigt.

Wichtigstes Ziel ist die Operationalisierung des Spielmodells. Das Prinzip der Operationalisierung der taktischen Prinzipien ist somit wechselwirkend mit dem Prinzip der Spezifität verbunden.  Das nächste Prinzip, jenes der hierarchischen Gliederung der taktischen Systeme und Subsysteme, ist ein weiterer Schritt zur Operationalisierung der Taktik und dient dem Verständnis der jeweiligen Umsetzungsmöglichkeiten. Damit ist die schon erläuterte Unterteilung in „Maximen“, „Prinzipien“ und „Subprinzipien“ gemeint. Diese Art der hierarchischen Gliederung soll die Organisation der taktischen Prinzipien stabilisieren.

Das Prinzip der horizontalen Variation der Spezifizität ist im Grunde eine Periodisierung der Trainingsintensität und –übungen innerhalb der taktischen Periodisierung. Meistens gibt es hier einen bestimmten Mesozyklus, der aus Aufbautagen umgeben von Erholungstagen, um die Spiele am Wochenende, besteht. Diese Aufbautage, normalerweise in der Mitte von nicht-englischen Wochen, werden ebenfalls in Teilziele segmentiert. Theoretisch entspricht dies einer wellenförmigen Periodisierung mit Erholungstagen vor den Wettkämpfen.

Das Prinzip der Leistungsstabilisation hängt mit diesem Prinzip zusammen. Die Leistungen sollen durch einen trainingsmethodisch intelligenten und konsistenten Plan stabil bleiben und nicht innerhalb der Saison variieren, sondern konstant auf einem festen Niveau bleiben. Auch diese Idee entspricht in der Theorie einer wellenförmigen Periodisierung.

Beim Prinzip der konditionierten Übung geht es um eine weitere Konsequenz und Maxime der situationsnahen Abbildung des Spiels. Die Bewegung, die im Spiel vollführt werden soll, soll möglichst häufig im Training auftauchen. Dabei soll sie auch öfter auftauchen als Bewegungen, die seltener gemacht werden. Dies soll gewährleisten, dass man im Spiel danach handelt. Die Idee dahinter ist, dass die Spieler sich an dies gewöhnen und in ihren natürlichen Bewegungsablauf einbauen.

Taktisch bedeutet dies, dass viele Defensivübungen zu verstärktem Fokus auf die Defensive und zu besonders stabilen Abläufen in der Defensive führen. Physiologisch gibt es eine ähnliche Konsequenz. Wird immer das langsame Verschieben trainiert und nicht das intensive Pressing mit Sprintintervallen, dann wird im Spiel auch öfters langsam ohne Forechecking verschoben.

Das Prinzip der komplexen Progression bezieht sich auf das Voranschreiten innerhalb der Periodisierung des Spielmodells und einer Gliederung der Themenkomplexe. Dabei wird der geplante Fortschritt segmentiert. Wie trainiere ich über die Saison, wo will ich hin? Wie mache ich das im Wochenzyklus? Wie setze ich das im Training genau um?

Ein wichtiger Aspekt dieses Prinzips ist das Training der Defensive als fixem Ausgangspunkt, woraufhin die Umschaltmomente kommen. Die Logik dahinter: Steht die Null, kann man immer ein Tor machen. Gleichzeitig gilt die Offensive als etwas schwieriger und abstrakter zu trainieren, während die Defensive ohnehin das Fundament darstellt.

Das letzte Prinzip, nämlich jenes der taktischen Ermüdung und Konzentration, ist eine Variation der Intensität und des Volumens in den Trainingseinheiten. Auch hier werden nach dem Prinzip der Leistungsstabilität die Intensität und das Volumen nach einem vorher festgelegten Plan variiert. Der Grundgedanke ist, dass die Spieler körperlich und geistig überfordert werden, wenn immer mit hoher Intensität trainiert wird. Darum gibt es einzelne Trainingseinheiten mit einer geringeren Belastung taktischer Natur und andere mit einer größeren Belastung, um eine ideale Anpassung an die Belastungsmöglichkeiten der Spieler zu erreichen.

(Auszug aus meinem Artikel)

1.3          Neuartige Aspekte sportwissenschaftlicher Natur zur zusätzlichen Integration

Bei der Konzeption des Trainingskonzeptes werden weitere sportwissenschaftliche Erkenntnisse genutzt und in die taktische Periodisierung eingebunden. Exemplarische Konzepte werden hier kurz eingeführt.

Differenzielles Lernen: Die Übungen werden dauernd variiert und verändert. Damit wird ein „Einschleifen“  verhindert, der Lerneffekt ist durch die sich ständig ändernden Bedingungen größer und die Übung selbst effektiver. Gleichzeitig wird durch die Variation auch das Grundprinzip hinter der Handlung besser erkennbar, was im Bereich Fußball zu mehr Spielintelligenz führt. Es stammt vom Mainzer Professor Wolfgang Schöllhorn.

Implizites und angeleitetes entdeckendes Lernen: Ein Grundprinzip des Fußballtrainings, welches schon in den 90ern von Volker Finke genutzt wurde. Trainingsübungen sollen so gebaut werden, dass sie die Spielsituationen simulieren, den Spieler unbewusst direkt darauf vorbereiten und gleichzeitig zu einem „Aha-Erlebnis“ führen, welches rein durch den Trainingsaufbau entstehen soll.

Explizites Lernen: Als Ergänzung – und nicht als Substitut – zum impliziten Lernen soll durch Anleitungen, Videoanalysen, Trainingsanalysen und explizite Anweisungen (bspw. beim Freezing von Trainingsübungen) konstruktive Fehleranalyse betrieben oder schlichtweg auf besser oder gar dynamisch veränderte Entscheidungsmöglichkeiten hingewiesen werden.

Einbau von Life Kinetik / Gehirntraining ins normale Fußballtraining: Selbsterklärend. Michel Bruyninckx in Belgien beim RSC Anderlecht oder die Konzepte von Horst Lutz können als Erklärung und Beratung genutzt werden.

Weitere (Eigen-)Konzepte wären die emotionale und taktischpsychologische Trainingssteuerung, ein synergistisches Training, Training der Augenbewegungen oder explizite Situationsanalysen in virtueller Form.

1.4          Vermeiden klassischer Fehler

2         Trainingsziele

Die Trainingsziele dienen als Blöcke für die Trainingsgestaltung. Sie fungieren als Maxime in den zugehörigen Trainingsübungen. Sie sind hierarchisch gegliedert und bezüglich der vier Phasen des Spiels von van Gaal aufgeteilt.

2.1       Eigener Ballbesitz

Bei eigenem Ballbesitz sollen Automatismen geschaffen werden, um die Sicherheit der ballführenden Spieler zu erhöhen. Die Grundidee basiert auf der Initiierung von Schnellangriffen aus einer tiefen Ballzirkulation. Auf diese Weise können Trainingsabläufe aus dem eigenen Ballbesitz und dem offensiven Umschaltspiel kombiniert werden.

2.1.1      Tiefes und sicheres Aufbauspiel

Das tiefe Aufbauspiel dient zum Locken des Gegners  und zur Vorbereitung der Strukturen für die Schnellangriffe. Diese Punkte sollen als Prinzipien für die Spielformen dienen. Subprinzipien sind das Schaffen von Ausweichzonen, z. B. durch eine tiefere Stellung der Außenverteidiger, Zurückfallen eines Sechsers oder aktives Anbieten des Torhüters, die Dreiecksbildung bzw. der Aufbau von Passdynamik sowie die Anleitung zur Geduld.

2.1.2      Automatisierte flexible Bewegungen im zweiten und letzten Drittel

Durch die Prinzipien einer erhöhten Flexibilität in der Positionsbesetzung bei gleichzeitiger Nutzung von einstudierten Laufwegen sollen Übergabemomente beim Gegner erzeugt werden, welche als Auslöser für die Schnellangriffe dienen. Subprinzipien sind das horizontale (Flügelspieler und Stürmer) und vertikale bzw. diagonale (Sechser und Zehner bzw. Flügelspieler) Kreuzen.

2.1.3      Übergang in die Angriffsphase

Maßgebliche Prinzipien für den Übergang in die Angriffsphase sind das Ausnutzen von Dynamik und die Sicherheit durch Automation. Die Dynamik entsteht durch die entsprechenden Mechanismen in den beiden vorher beschriebenen Trainingspunkten (z. B. den Aufbau der Passdynamik im Defensivspiel und die Übergabemomente im zweiten und letzten Drittel), die Sicherheit wird durch das Setzen von Triggerpoints (Auslösepunkten) gewährleistet, welches die Ausführung der Automatismen an bestimmte Aktionen anschließt (z. B. diagonaler Rückpass auf Badelj in zentraler Position löst das horizontale Kreuzen aus).

2. 2      Umschaltspiel defensiv

Die Trainingsmaßnahmen zielen auf das implizite Erlernen von Spielintelligenz und eine gute Entscheidungsfindung im Umschaltspiel ab. Wenn immer möglich, sollen Ballverluste durch kollektiv organisiertes Gegenpressing abgefangen werden. Die Sicherheit und die Grundlage für dieses Spiel sollen durch das Etablieren einer guten Staffelung für den Umschaltmoment bereits im Ballbesitz geschehen.

2.2.1      Staffelung und sofortiges Gegenpressing

Als Maxime dient der Wunsch nach einem adäquaten Gegenpressing nach Ballverlusten, welches durch richtige Entscheidungsfindung und Kompaktheit ausgezeichnet sein soll. Hierbei dient ein mannorientiertes Gegenpressing in Anbetracht des Spielermaterials und der Einfachheit als Prinzip, ebenso wie die Kompaktheit und Absicherung in gegenpressingnahen Zonen.  Zur Verbesserung der Effektivität gibt es die Subprinzipien der pressenden ballnahen und absichernd-einrückenden ballfernen Spieler, dem Ablenken in Unterzahlzonen und dem passenden Timing im Anrücken.

2.2.2      Entscheidungsfindung und Kommunikation

Wichtig sind hierbei der Aufbau von Spielintelligenz und die Bestimmung von Führungsspielern im Auslösen von Pressingmechanismen. In den Trainingsübungen sollen dazu die relevanten Fähigkeiten analysiert sowie durch direkte Entscheidungen in komplexen Situationen die Entscheidungsfindung geschult werden. Dies ist ein situativer und optionaler Aspekt, weswegen ein Prinzip und Subprinzip schwer auszumachen ist, dafür aber in der Analyse als Konsequenz sichtbar wird. Auch dient das Training im gesamten Aufbau und der Umsetzung als Unterstützung  und Analyse der Spielintelligenz.

2. 3      Gegnerischer Ballbesitz

Die Trainingsmaßnahmen zielen darauf ab, bei gegnerischem Ballbesitz kollektiv den Raum zu verengen und sich gegenseitig zu coachen. Die Mentalität soll sich weg von der Vermeidung von „Eigenfehlern“ hin zu „Einer für Alle, Alle für Einen“ ändern. Der Fokus soll dabei nicht auf der Umsetzung einer speziellen Pressingformation, sondern viel mehr auf dem Erlernen von gruppentaktischen Mechanismen liegen.

2.3.1      Pressing und Kommunikation

Das Pressing folgt den Prinzipien des ballorientierten Verteidigens und des gegenseitigen Coachens. Subprinzipien sind das Übergeben der Mannorientierungen und die Erzeugung ballnaher Überzahlen (Doppeln, Trippeln).

2.3.2      Pressingformationen und –fallen

Auf Basis der in 2.3.1 erlangten Grundlagen sollen verschiedene Pressingformationen mit gegnerangepassten Pressingfallen liegen. Neben der Einbindung der gruppentaktischen Grundlagen sind hier das Öffnen und Schließen (Fressen) von Räumen als Subprinzip zu etablieren.

2.3.3      Strafraumverteidigung und -kontrolle

Das Verteidigen des Strafraums stellt eine Situation mit besonderen Anforderungen dar. Deswegen soll durch maßgeschneiderte Trainingsmaßnahmen die Staffelung bei Flügeldurchbrüchen (Bällen in den Rücken der Abwehr) trainiert werden. Als Prinzipien sind hier horizontale Kompaktheit, Zusammenschieben sowie das richtige Timing im Herausrücken zu schulen.

2.4       Umschaltspiel offensiv

Das Umschaltspiel soll sofort die Unordnung des Gegners ausnutzen. Die Mechanismen der Schnellangriffe aus dem eigenen Aufbauspiel sollen direkt durch den Ballgewinn getriggert werden. Der Angriffsvortrag soll dabei flach erfolgen, da keine ordentlichen Zielspieler für lange Bälle vorhanden sind.

2.4.1      Automatismen im Konter

Die Konter sollen möglichst flach über die Mitte und die Halbräume vorgetragen werden, um direkte Abschlüsse zu erzielen, mehr Optionen zu schaffen oder Räume auf Außen für den weiteren Angriffsvortrag zu öffnen. Subprinzipien sind dabei Räume schaffen und nutzen, Einsatz von Dribblings, Kontrolle der Dynamik und Besetzung des Strafraums.

2.5       Standardsituationen defensiv

2.5.1      Zuteilung und Bereiche

Prinzipiell soll eine zonale Manndeckung gespielt werden, um möglichst hohe Stabilität zu gewährleisten, welche auch konstant trainiert werden kann. Aus einer tiefen Positionierung als Prinzip soll dynamisch nach vorne gewichen werden (Subprinzip), um auf den Ball zu gehen. Als Subprinzip fungieren auch die passende Staffelung bei unterschiedlichen Ausführungspunkten und die Besetzung strategisch wichtiger Räume. Innerhalb der eigenen Zone wird der Mann gedeckt, außerhalb wird er in den Raum oder zu einem Mitspieler übergeben. Die strategisch wichtigsten Räume sollen doppelt bzw. eng besetzt sein, um Überladungen zu verhindern.

2.5.2      Gegnerorientierte Anpassung

Reaktion auf gescoutete Standardvarianten (sh. Problemanalyse), Zuweisung von Schlüsselspielern oder –strategien.

2.6       Standardsituationen offensiv

2.6. 1     Laufwege und Ausführungsmöglichkeiten

Aufbau eines Sets von einstudierten Varianten mit Verteilung von Nummern und Rollen zu den jeweiligen Spielern, welche dann bestimmte Laufwege haben. Je nach Variante wechselt die Nummer oder die Ausführung der Nummer, um unberechenbar zu bleiben und Spielereigenheiten zu nutzen. Auch Trickspielzüge sollen eingeübt werden.

2.6.2      Gegnerorientierte Anpassung

Bespielen von Manndeckungen (Blockerläufe, Kreuzen) und Raumdeckungen (Übergabezonen, Schaffen ungleicher Duelle) nach Videoanalyse.

3         Periodisierung und Trainingsplanung

Im Folgenden wird die Auswahl und Gewichtung der Trainingsinhalte für die ersten vier Trainingswochen beschrieben. Diese Angaben sollen eine grobe Richtlinie bieten und werden je nach Trainingsfortschritt gegebenenfalls angepasst und dosiert. Die Grundlage basiert dabei auf der defensiven Stabilität und dem Umschaltspiel, welche anschließend um ein Konzept für den Spielaufbau und gegnerorientierte Anpassungen bei Standardsituationen und Pressing ergänzt wird.

Zu Wochenbeginn wird primär die Kraftausdauer trainiert, wobei sie auch unter der Woche mit anderen körperlichen Fähigkeiten in den Spielformen fokussiert wird (vgl. Verheijens langsame Periodisierung, vgl. ganzheitlicher Ansatz). Zu Ende der Trainingswoche gibt es gesonderte Gegnervorbereitung und aktive Regeneration für die unmittelbare Spielvorbereitung. Dazwischen sollen in drei Einheiten je drei Aspekte punktuell und gezielt trainiert werden, wobei die Reihung über die Priorität und somit die zeitliche Fokussierung innerhalb der Einheiten Aufschluss gibt.

3.1       Woche 1 (17. Februar bis 22. Februar)
(jeweils sortiert nach Priorität/Trainingsvolumen)

  1. Gegnerischer Ballbesitz – Ballorientiertes Verschieben und Kommunikation (2.3.1)
  2. Umschaltspiel offensiv – Automatismen im Konter (2.4.1)
  3. Umschaltspiel defensiv – Staffelung und sofortiges Gegenpressing (2.2.1)
  4. Umschaltspiel defensiv – Entscheidungsfindung und Kommunikation (2.2.2)
  5. Gegnerischer Ballbesitz – Strafraumverteidigung und Kontrolle (2.3.3)
  6. Standardsituationen offensiv – Laufwege und Ausführungsmöglichkeiten (2.6.1)
  7. Standardsituationen offensiv – Gegnerorientierte Anpassungen (2.6.2)
  8. Standardsituationen defensiv – Zuteilungen und Bereiche (2.5.1)
  9. Eigener Ballbesitz – Tiefes und sicheres Aufbauspiel (2.1.1)

22. Februar: Dortmund (h)

3.2       Woche 2 (23. Februar bis 1. März)

  1. Eigener Ballbesitz – Tiefes und sicheres Aufbauspiel (2.1.1)
  2. Eigener Ballbesitz – Automatisierte flexible Bewegungen im zweiten und letzten Drittel (2.1.2)
  3. Eigener Ballbesitz – Übergang in Angriffsphase (2.1.3)
  4. Gegnerischer Ballbesitz – Ballorientiertes Verschieben und Kommunikation (2.3.1)
  5. Umschaltspiel defensiv – Staffelung und sofortiges Gegenpressing (2.2.1)
  6. Umschaltspiel defensiv – Entscheidungsfindung und Kommunikation (2.2.2)
  7. Standardsituationen offensiv – Gegnerorientierte Anpassungen (2.6.2)
  8. Gegnerischer Ballbesitz – Strafraumverteidigung und Kontrolle (2.3.3)
  9. Standardsituationen defensiv – Zuteilungen und Bereiche (2.5.1)

1. März: Werder (a)

3.3       Woche 3 (2. März bis 8. März)

  1. Gegnerischer Ballbesitz – Pressingformationen und -fallen (2.3.2)
  2. Umschaltspiel offensiv – Automatismen im Konter (2.4.1)
  3. Umschaltspiel defensiv – Staffelung und sofortiges Gegenpressing (2.2.1)
  4. Umschaltspiel defensiv – Entscheidungsfindung und Kommunikation (2.2.2)
  5. Gegnerischer Ballbesitz – Ballorientiertes Verschieben und Kommunikation (2.3.1)
  6. Eigener Ballbesitz – Tiefes und sicheres Aufbauspiel (2.1.2)
  7. Eigener Ballbesitz – Automatisierte flexible Bewegungen im zweiten und letzten Drittel (2.1.2)
  8. Eigener Ballbesitz – Übergang in Angriffsphase (2.1.3)
  9. Standardsituationen defensiv – Gegnerorientierte Anpassungen (2.5.2)

8. März: Frankfurt (h)

3.4       Woche 4 (9. März bis 16. März)

  1. Umschaltspiel offensiv – Automatismen im Konter (2.4.1)
  2. Eigener Ballbesitz – Tiefes und sicheres Aufbauspiel (2.1.2)
  3. Eigener Ballbesitz – Übergang in Angriffsphase (2.1.3)
  4. Eigener Ballbesitz – Automatisierte flexible Bewegungen im zweiten und letzten Drittel (2.1.2)
  5. Gegnerischer Ballbesitz – Ballorientiertes Verschieben und Kommunikation (2.3.1)
  6. Gegnerischer Ballbesitz – Pressingformationen und -fallen (2.3.2)
  7. Umschaltspiel defensiv – Staffelung und sofortiges Gegenpressing (2.2.1)
  8. Umschaltspiel defensiv – Entscheidungsfindung und Kommunikation (2.2.2)
  9. Standardsituationen offensiv – Gegnerorientierte Anpassungen (2.6.2)

16. März: Nürnberg (h)

4          Exemplarische Trainingsübungen

In der Folge werden exemplarische Trainingsübungen vorgestellt, um die gewünschten Maximen und Prinzipien umzusetzen und zu erlernen. Alle Übungen nutzen das differenzielle Lernen und kombinieren verschiedene Aspekte, um die Spieler nicht durch Monotonität zu ermüden und die Motivation hoch zu halten.

4.1       Übung zu Tiefes und sicheres Aufbauspiel (2.1.1)

Prinzipien: Dreiecksbildung, Aufbau von Passdynamik, Anleitung zur Geduld, Ballbehauptung unter Druck, Flexibles Positionsspiel

Ablauf: Durchführung eines Zonenspiels, in welchem drei Zonen zu unterscheiden sind. Dabei wird ein großes Viereck aufgebaut, in welchem eine größere und nahezu quadratische Zone sowie zwei breite, dafür aber kurze rechteckige Zonen unterteilt werden. In diesem Bereich agiert eine Mannschaft im 3-2-3, die andere spielt quasi mit einem 2-2-2 dagegen. Somit entstehen ein 3-gegen-2 in den äußeren Vierecken und ein 2-gegen-2 in dem inneren Viereck.

Übung 1, das Zonenspiel

Übung 1, das Zonenspiel

Für jeden Spieler in den äußeren Rechtecken werden im Schnitt ungefähr 60 Quadratmeter an Raum veranschlagt. Die äußeren Rechtecke kommen darum auf eine Aufteilung von 10 m Länge und 30 m Breite. Dies entspricht auch ungefähr einer verengten vertikalen Staffelung bei passenden Breitenabständen einer aufbauenden Abwehrreihe.

Zentral sind die Räume größer, da hier die Möglichkeit gegeben werden soll, dass die Sechser als Ablagestation fungieren. Sie sollen zwar Druck haben, aber im Idealfall als Ablagestation für offene Spieler in der Abwehr dienen oder Passwege in die andere Zone öffnen. Bei ihnen wird die Breite wegen des Laufaufwands und zum Training der Passgenauigkeit der äußeren Spieler (keine Isolationen auf dem Flügel, aber simulierte Halbräume) um jeweils 7,5 Meter an den Seiten eingeengt, die Länge liegt bei 15 Metern.

Variationen: Erlauben von Zonenwechseln einzelner Spieler der Ballbesitzmannschaft, wenn hierbei ein Akteur aus der Mitte in die Zone fällt. Auch flexible Wechsel der ballbesitzenden Mannschaft sind möglich. Wird der Ball erobert, so rücken die drei ballnahen Akteure zum Gegenpressing ein, während die erobernde Mannschaft versucht sich mit den ballfernen Akteuren in dem 3-2-3 zu formieren. Bei erfolgreichem Befreien aus der Gegenpressingsituationen wird „getauscht“.

Mitteln: Aktives Loben für Nutzen der Trigger und gute Entscheidungen im Gegenpressing

Ziele: Sichere Ballzirkulation auf engen Raum im ersten Rechteck durch Ausspielen der Überzahl,  Ballbehauptung unter Druck durch klare Mannorientierungen im mittleren Rechteck, Implizites Lernen des Nutzens der Trigger und bestimmter Freilaufmuster, Verfestigen der Entscheidungsfindung im Gegenpressing

4.2       Übung zu Automatisierte flexible Bewegungen im zweiten und letzten Drittel (2.1.2)

Prinzipien: Horizontales (Flügelspieler und Stürmer) und vertikale bzw. diagonale (Sechser und Zehner bzw. Flügelspieler) Kreuzen, Überladungen, ballorientiertes Verteidigen, gegenseitiges Coachen

Ablauf: Es handelt sich um eine Spielform mit zwei Teams mit 9 Leuten und einem Ball. Die Breite des Spielfelds liegt bei 50 Metern, um die individuelle Raumaufteilungslast einer Viererkette auf die Dreierkette umzumünzen. Es darf bei der verteidigenden Mannschaft in einer 3-3-3-Formation keine Mannorientierungen geben, sondern Positionsorientierungen und innerhalb einer zonalen Aufteilung des Spielfelds (tiefer und hoher Abwehrraum, tiefer und hoher Mittelfeldraum, tiefer und hoher Angriffsraum) sowie zonale Manndeckungen in diesen Räumen.

Die Länge wird dazu auf 80 Meter heruntergesetzt. Je 15 Meter gehören dann einem Mannschaftsteil, wobei von der verteidigenden Mannschaft niemals mehr als vier Zonen von einem Spieler besetzt sein dürfen (exkl. Torwart). Gleichzeitig dürfen aber nie weniger als zwei Spieler in einer Zone sein.

Zonenmatch

Zonenmatch

 

Die Raumverknappung wird durch die Regeln forciert, indem zum Beispiel bei jedem Angriff über den linken Flügel kein Spieler des Gegners mehr am ballfernen Flügel in der dort dargestellten Zone vorhanden sein darf. Ansonsten gibt es einen Strafstoß. Rückt ein Stürmer beispielsweise jagend nach vorne und erzwingt einen schlechten Pass, dann schiebt natürlich sein Partner ebenfalls in die offene Zone. Damit der Angriff nicht abgebrochen wird, muss auch das Mittelfeld sofort reagieren und einer der Mittelfeldreihe schiebt eine Ebene nach vorne, um eine 3-2-2-2 Stellung herzustellen, welche noch im Rahmen des Akzeptablen ist. Nach erzielten Toren werden die Positionen in der Vertikale gewechselt, nach Gegentoren in der Horizontale.

Zonenmatch - Beispiel beim Verschieben

Zonenmatch – Beispiel beim Verschieben

Variationen: Vertikale Positionswechsel (der Torschütze muss ein aufgerückter [und abgesicherter] Verteidiger sein), herauskippende Sechser, zurückfallende Stürmer, etc. Der Torwart spielt hierbei als potenzieller Überzahlgeber ebenfalls eine wichtige Rolle.

Mittel: „Freezing“ zur Erklärung bestimmter Raumöffnungsstrategien oder Positionsfehler kann genutzt werden, „Pushing“ und Anleiten von Pressingsituationen ebenfalls, um die Komplexität und Konzentration zu fördern.

Ziele: Da es in diesem 3-3-3 formativ keine offenen Räume gibt und der Gegner durchgehend kompakt und eng sein muss, kann die angreifende Mannschaft nur durch strategisches Bespielen der gegnerischen Dynamik oder Positionswechsel und Überladungen nach vorne kommen.  Die defensive Mannschaft muss sich aufgrund der komplexen Regeln gegenseitig coachen, ballorientiert verschieben und viel übergeben.

4.3       Übung zu Entscheidungsfindung und Kommunikation (2.2.2)

Prinzipien: Schulung der Entscheidungsfindung, Kompaktheit

Ablauf: Trainingsspiel 11 gegen 11, in jeder Reiche der jeweiligen Formation wird ein Führungsspieler benannt. Bei einem Pfiff des Trainers muss der ballführende Spieler einen Fehlpass spielen zu einem ballnahen Gegner spielen (kein Bolzen). Der Führungsspieler aus der ersten Reihe vor dem Ball gibt sofort einen Befehl zum Gegenpressing oder verzögerndem Rückzug. Die ganze Mannschaft muss diesem Befehl folgen.

Mittel: Freezing mit Befragung (Warum hast Du diesen ballnahen Gegner gewählt? Warum hast Du Dich für Gegenpressing oder Rückzug entschieden?)

Ziele: Spielintelligenz fordern und überprüfen, Entscheidungsfindung stabilisieren, geeignete Spiele für Führungsrollen identifizieren.

4.4       Übung zu Ballorientiertes Verschieben und Kommunikation (2.3.1)

Prinzipien: ballorientierten Verteidigen, gegenseitiges Coachen; Subprinzipien: Übergeben der Mannorientierungen, Erzeugung ballnaher Überzahlen (Doppeln, Trippeln)

Ablauf:

Spieler stellen sich in 4-4-2 Formation auf, in jeder der Viererketten wird zufällig einem der Spieler die Augen verbunden (Wechsel alle 1-2 min). Vor den Viererketten stehen jeweils drei Leute (zwei Außen einer Zentral), die sich den Ball horizontal oder vertikal zuwerfen. Der Verbund verschiebt jeweils ballorientiert. Die verbunden Spieler werden von ihren Nebenmännern gecoacht („Rück raus“, „Rück ein“, „Übernimm“, etc.).

Mittel: Freezing

Ziele: Förderung von Kommunikation und gegenseitigem Coachen, Aufbau von Vertrauen, Überprüfung des gruppentaktischen Verständnisses, Regeneration bzw. Aufwärmen

4.5       Übung zu Strafraumverteidigung und Kontrolle (2.3.3)

Prinzipien: ballorientierten Verteidigen, gegenseitiges Coachen; Subprinzipien: Übergeben der Mannorientierungen

Ablauf: Das verteidigende Team steht im 3-2 (Absicherungsformation), das gegnerische Team greift im 1-3 an und hat noch einen weiteren Spieler im Rückraum. Der Ball wird auf den bereits sprintenden zentralen Spieler gespielt, die beiden Außen sprinten ebenfalls. Die angreifenden Spieler müssen mit zwei Pässen (Außen, Flanke) zum Abschluss kommen. Bei Ballgewinn der defensiven Mannschaft soll direkt der Pass auf einen der beiden vorderen Spieler kommen und auf zwei außen positionierte Hütchentore gekontert werden. Der absichernde und die ballverteilende Spieler versuchen, diese mannorientiert unter Druck zu setzen.

Variante 1

Variante 1

Variation: Hütchentore werden durch großes Tor ersetzt. Bei Ballgewinn der defensiven Mannschaft kommen drei Spieler von hinter dem Tor neu aufs Feld, Regeln nun wie oben mit veränderten Rollen

Variante 2

Variante 2

Mittel: Freezing

Ziele: Einrücken und Übergeben der drei Abwehrspieler (ballnah stellt den einlaufenden Angreifer, ballfern rückt ins Zentrum ein), Absprache der Mittelfeldspieler (Sicherung ballnaher Pfosten, Rückraum), Automatismen im Umschaltspiel, Verteidigen von Flügeldurchbrüchen, mannorientiertes Gegenpressing

4.6       Übung zu Automatismen im Konter (2.4.1)

Prinzipien: Mitte-Außen-Mitte-Außen-Mitte (MAMAM); Subprinzipien: Vertikalpass vorbereiten, Räume öffnen und nutzen, Besetzung des Strafraums, Absicherung schaffen

Ablauf:

  1. Simulation des Ballgewinns: Der Ball wird zu zufällig wechselnd zu einem der Spieler gespielt
  2. Vertikalpass vorbereiten: Flügelspieler legen ab, zentrale Spieler leiten direkt ein
  3. Räume öffnen und nutzen: Ballnaher Flügelspieler rückt in den Halbraum zur Annahme des Vertikalpasses, ballnaher Außenverteidiger rückt auf und attackiert den geöffneten Raum
  4. Besetzung des Strafraums: Ballnaher Flügelstürmer bzw. Zehner besetzt Rückraum, MS rückt zum kurzen Pfosten, Ballferner Flügelstürmer rückt ein
  5. Absicherung: Sechser sichern ab, machen Mitte dicht, unterstützen situativ; ballferner Außenverteidiger wartet und bildet Dreierkette, rückt wenn nur spät und situativ nach vorne

Stufen der Übung: Ohne Gegenspieler, gegen drei Gegenspieler (Druck gegen Passempfänger, zentralen Aufbauspieler und einrückenden Außenspieler), gegen komplette Mannschaft (Verteidigen der Situation)

Stufe 3

Stufe 3

Ziele: Automatismen generieren, Differenzielles Lernen durch immer andere Startsituationen, Ballorientiertes Verteidigen, Kommunikation und Übergeben (in dritter Stufe)

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