Positionen: Stürmer

Defensivstürmer:

Als Flügelspieler positionierter Akteur, der nicht nur als Stürmer spielt, sondern auch und in manchen Fällen sogar vor allem sich stark auf die Defensivarbeit konzentriert. Da die Außenverteidiger, die Gegenspieler der Flügelstürmer, in den letzten Jahren im Angriffsspiel immer wichtiger und sehr essentiell geworden sind, mussten jene defensiv immer mehr mithelfen. Die Defensivstürmer – Paradebeispiele finden sich mit Park, Valencia und evtl. Rooney bei Manchester United – sollen die Außenverteidiger bearbeiten, abdecken, attackieren, jagen und damit neutralisieren.

Falsche 9:

Synonyme: Falscher Stürmer, False 9, Fake-Stürmer

Eine Falsche 9 ist ein Spieler, der nominell als einzige Spitze spielt, sich aber immer wieder fallen lässt, um Überzahl, Raum und eine Verbindung zwischen Mittelfeld und Angriff zu schaffen, womit er die gegnerische Defensive vor ein Dilemma stellt. Folgen die Verteidiger der Falschen 9, so entblößen sie ihre Defensive, halten sie ihre Position, haben sie niemanden zu decken – was auch psychisch beeinträchtigen kann – und der Gegner an anderen Orten eine Überzahl, häufig im Mittelfeld. Wie effektiv und schwer zu verteidigen eine Falsche 9 ist, zeigt Lionel Messi beim FC Barcelona, gegen den man noch kein Mittel gefunden hat. Das Prinzip einer Falschen 9 war schon in den 50er-Jahren bei Ungarn und Nandor Hidegkuti und in den 70er-Jahren bei Johann Cruyff und dem Totaalvoetbal zu sehen. In der Moderne wurde das Prinzip eher zufällig vom AS Rom 2005 mit Francesco Totti als Falscher 9 aufgegriffen, von Manchester United verfeinert und schließlich von Messi  fast perfektioniert.

Flügelstürmer:

Synonyme: Außenstürmer, Winger, Outside-out-Winger

Ein auf der Außenbahn platzierter Stürmer eines Dreiersturms oder sogar Vierersturms, wie es früher häufiger war. Die Flügelstürmer gehörten in der Fußballgeschichte lange Zeit zu den wichtigsten Waffen eines Teams, da sie sich meistens durch Schnelligkeit, Trickreichtum und gute Flanken auszeichneten. Die Erfindung des 4-4-2 Mitte der 60er-Jahre sowie die Blütezeit des 3-5-2 in den 80er- und 90er-Jahren ließen den Flügelstürmer in Vergessenheit geraten, woraufhin ein frustrierter Johan Cruyff „den Tod des Fußballs“ aufgrund des Aussterbens der Flügelstürmer verkündete. Doch das flache 4-4-2 und die 4-5-1-Systeme sowie das dadurch wiederkehrende 4-3-3 ließen in den letzten Jahren die Flügelstürmer wieder auferstehen – allerdings vermehrt als spielmachende oder torgefährliche, häufig seitenverkehrte Akteure.

Hängende Spitze:

Synonyme: Halbstürmer, Zweite Spitze

Ein leicht zurückhängender Angreifer, der hinter einem echten Mittelstürmer und meistens „um ihm herum“ spielt. Die Hängende Spitze kann verschiedenartig interpretiert werden, als Zuarbeiter, als Spielmacher oder als aus der Tiefe vorstoßender Torjäger. Entstanden durch das Zurückziehen der Innenstürmer des klassischen 2-3-5 gehören die HS – auch Halbstürmer genannt – zu DEN Schlüsselspielern eines Teams.

Inverted Winger:

Synonyme: Inside-out-Winger

Flügelstürmer, die auf dem „falschen Flügel“ spielen, meistens seitenverkehrt. Die Vorzüge solcher Spielertypen, die es bereits in Einzelfällen seit einiger Zeit gab, wurden aufgrund der Enge des Raumes im Zentrum entdeckt und erstmals in den 2000er-Jahren durch Spieler wie Pires, Ronaldinho und später Lionel Messi sowie Arjen Robben demonstriert. Häufiges Angriffsmusters eines Inverted Wingers ist das Nach-Innen-Ziehen vom Flügel, welches per Torschuss mit dem starken Fuß abgeschlossen werden kann oder mit einem tödlichen Pass. Auch wenn den Spielern beim Nach-Innen-Ziehen viele Handlungsoptionen offen stehen, so kann das Aktionsmuster selbst doch durchschaubar und sogar bei individuell starken Spielern berechenbar werden. Manche Spieler sind daher effektiver, wenn sie richtigfüßig aufgestellt sind, aber zwischen der eher klassischen Spielweise und der des Inverted Wingers wechseln können. Daher können richtigfüßige Spieler Inverted Wingers sein.

Mittelstürmer:

Synonyme: Stoßstürmer, zentraler Stürmer, 9er

Der Mittelstürmer oder Stoßstürmer ist der vorderste, zentrale Spieler eines Teams – 9er genannt wegen der Rückennummer, die der Mittelstürmer in den historischen Nummern-Systemen zugeteilt bekam. In der Vergangenheit verband man den Mittelstürmer, der in allen gängigen Systemen seinen Platz findet, mit einem klassischen Strafraumstürmer vom Schlage Gerd Müller, dessen einzige Aufgabe das Tore-Erzielen war. Heute findet man eher noch den Torjäger, der mit seiner Schnelligkeit in die Tiefe geschickt wird, um Tore zu erzielen. Spieler auf der Position des Mittelstürmers haben heute aber zunehmend andere Aufgaben: Vor allem die einsame Spitze im 4-5-1 spielt immer häufiger als hart arbeitender Raumschaffer, der Platz für seine nachstoßenden Kollegen kreiert, oder Wandspieler – bei vornehmlich hohen Bällen auch Zielspieler –, der Bälle für jene hält und ablegt. Auch im Defensivspiel müssen die Stürmer in Zeiten von Pressing und Verschiebeaktionen deutlich mehr helfen. Ihre Aufgabe ist dabei meistens, die gegnerischen Innenverteidiger anzufgreifen, um den Ball zu gewinnen, oder anzulaufen und sie dahin lenken, wo man den Ball gewinnen will.

Schattenstürmer:

Der Schattenstürmer ist ein von Louis van Gaal eingeführter und maßgeblicher gepägter Begriff. Er bezeichnet einen Offensivmann, der nominell im offensiven Mittelfeld oder als hängende Spitze spielt und einen Hybrid aus einem Mittelfeldspieler und Stürmer gibt. Er unterstützt sowohl das Mittelfeld, strahlt aber durch seine Läufe aus der Tiefe in den Strafraum viel Torgefahr aus.

Er ist somit ein verkappter Stürmer, der aus dem Schatten kommt und deshalb schwer zu verteidigen ist. Nicht klar ist, ob es sich um einen Oberbegriff oder einen sehr speziellen Term handelt. Da van Gaal Jari Litmanen und Thomas Müller als Schattenspitzen bezeichnete, ist es möglich, dass dies nur auf sehr intelligente und polyvalente Spieler zutrifft, die eine extreme Torgefahr und auch besondere defensive Eigenschaften vorweisen.

Aktuell verbreitet sich das Wort weiter und wird dabei hauptsächlich als recht generelle Bezeichnung und oft auch als Synonym für Falsche 10er wie Shinji Kagawa verwendet.

Zwei-Mann-Sturm:

Synonyme: Doppelspitze, Sturmduo

Als Sturmduo bezeichnet man eine Partnerschaft von zwei zentralen Stürmern in einem 2-Mann-Sturm, der für gewöhnlich in einem 4-4-2 auftritt. Das klassische Standard-Duo besteht meistens aus einem großen Torjäger und einem unterstützenden, spielenden Stürmer – wie bei Bayern einst Toni und Klose.

Besonders effektiv haben sich weiterhin die Kombinationen aus einem großen und einem schnellen sowie einen spielmachenden und einem schnellen Stürmer gezeigt, da sie die gegnerische Abwehr in eine Zwickmühle bringen. Spielt man gegen erstere Gegner eine tiefe Abwehrlinie, so sind lange Bälle in den Strafraum höchst gefährlich. Spielt man eine hohe Abwehrlinie, hat man zwar den großen Zielspieler weitestgehend entschärft, doch im Rücken der Abwehr ist viel Platz für den schnellen Angreifer, was nicht minder riskant ist. Ein ähnliches Dilemma ergibt sich gegen ein Duo aus Spielmacher und schnellem Stürmer, da eine hohe Abwehrlinie wieder besagtes Risiko birgt und man durch eine tiefe Abwehrlinie – um den Raum für den schnellen Stürmer zu begrenzen – dessen Partner zu begrenzen, der nun zwischen den Linien mehr Platz findet und von dort gefährliche Pässe oder Dribblings einleiten kann. Ein sehr gutes Beispiel für ein solches Duo sind Wayne Rooney und Javier Hernandez von Manchester United, während Peter Crouch und Jermaine Defoe eines für erstere Partnerschaft im Sturm darstellen.

Aber nicht alle Stürmer sind für ein Sturmduo geeignet, wo sie ihre Stärken ausspielen oder vom Partner profitieren können. Andere Spieler – wie beispielsweise Fernando Torres – kommen in einem 2-Mann-Sturm überhaupt nicht zurecht. Das liegt daran, dass seine Stärken – das Lauern und Starten in Schnittstellen, die Bewegung ohne Ball und seine Schnelligkeit bei Steilpässen in den Raum – dort nicht so zum Tragen kommen. Vielmehr muss man sich für Kurzpässe anbieten, den Ball auch mal über kurze Distanzen am Fuß führen, sich fallen lassen und ohne Ball die gegnerischen Innenverteidiger unter Druck setzen. Dass er sich fallen lassen muss, kommt Spielertypen wie Torres überhaupt nicht entgegen. Nicht nur, dass dies nicht zu ihrer Spielweise passt, sondern auch, dass ihnen ihr Zuspieler, den es in einem 1-Mann-Sturm gäbe, fehlt – in Torres´ Fall Steven Gerrard – und sie diesen auch noch ersetzen müssen. Dort wo ein Torres sich am liebsten aufhalten würde, klaut ihm sein Sturmpartner bisweilen auch noch den Raum. Deswegen funktionieren Stürmer wie Torres in einem 2-Mann-Sturm nicht.