Positionen: Mittelfeldspieler

Die Mittelfeldspieler gehören seit jeher in jedes Fußballsystem. Früher häufig noch „Läufer“ genannt, hat sich mittlerweile der Begriff „Mittelfeldspieler“ etabliert. In letzter Zeit haben die Anzahl der verschiedenen Systeme und die Vielfalt der individuellen Rollen zugenommen. Im Mittelfeld wird dabei unterschieden zwischen defensiven, zentralen und offensiven Mittelfeldspielern (vertikale Aufteilung) sowie linken, zentralen und rechten Mittelfeldspielern (horizontale Aufteilung).

Zentrale Mittelfeldspieler

In fast jedem modernen System spielt mindestens ein defensiver Mittelfeldspieler. Er spielt direkt vor der eigenen Abwehr, jedoch gibt es sehr unterschiedliche taktische Ausrichtungen für den defensiven Mittelfeldspieler:

Der moderne defensive Mittelfeldspieler ist heutzutage weit verbreitet. Hauptaufgaben sind das Ordnen der Mittelfeldspieler und Stürmer sowie die Einhaltung der passenden Abstände zwischen Abwehr, Mittelfeld und Sturm. Außerdem ist er häufig für die Kommandos zum Vorschieben und Pressen verantwortlich. In der Offensive übernimmt der Sechser eine wichtige Rolle im Spielaufbau. Er muss den Ball aus der Abwehr abholen und nach vorne spielen. Bei zwei Sechsern bleibt zumeist einer zur Absicherung während des Offensivspiels zurück, während der andere sich nach vorne einschaltet, am Angriffsspiel teilnimmt oder in die Spitze stößt.

Hier unterscheidet man bezüglich der Ausrichtung eines defensiven oder zentralen Mittelfeldspielers auch, ob er horizontal oder vertikal spielt. Der absichernde Spieler weist vor allem horizontale Laufwege vor, während der vorstoßende Akteur vertikal spielt. Beispiele für eine derartige Aufgabenverteilung sind das Mittelfeld-Duo Jarolim (horizontal) und Zé Roberto (vertikal) beim HSV oder in der Saison 2009/2010 Bastian Schweinsteiger (horizontal) und Mark van Bommel (vertikal) beim FC Bayern.

Es ist allerdings auch möglich, dass die beiden Spieler vor der Abwehr keine feste Aufgabenverteilung vorweisen, sondern situativ sich auf den Partner abstimmen und die Spieler vorwiegend auf ihrer Seite des Feldes aktiv sind. Gerade im Amateurbereich sind im defensiven Mittelfeld solche Allrounder zu finden, während im Profifußball häufig eine weitere Differenzierung in einzelne Spielertypen vorgenommen wird.

Ein vor wenigen Jahren noch sehr gefragter Spielertyp ist der Box-to-Box-midfielder. Die Box steht dabei für den Sechzehner und soll ausdrücken, dass diese Spieler den gesamten Raum zwischen den Strafräumen beackern. Solche Spieler – Inbegriffe des vertikalen Mittelfeldspielers – sind allerdings immer noch anzutreffen, ein Beispiel ist Sami Khedira. Zu den großen Vertretern dieser Rolle gehören Lothar Matthäus, Bryan Robson, Frank Lampard und Patrick Vieira.

Im defensiven und auch im zentralen Mittelfeld etabliert hat sich mittlerweile der deeplying-playmaker (tiefstehender Spielmacher) in Europa etabliert: Noch vor weniger als zehn Jahren galt dieser Spielertyp als ausgestorben, doch inzwischen ist ein europäisches Topteam ohne tiefspielenden Spielmacher kaum noch vorstellbar. Die einfache Aufgabe dieses Spielertyps besteht darin, das Angriffsspiel der eigenen Mannschaft zu strukturieren, dabei spielt die ständige Anspielbarkeit eine entscheidende Rolle. Es gibt Systeme, in denen dieser Spieler eher als absichernder Sechser eingesetzt wird und somit direkt vor der Abwehr spielt, die Bälle von den Innenverteidigern abholt und verteilt und darüber hinaus als sichere Anspielstation hinter dem Ball fungiert – wie beispielsweise der Italiener Andrea Pirlo, Xabi Alonso bei Real Madrid und Michael Carrick von Manchester United.

In anderen Systemen ist der Spieler nicht so sehr an eine Position gebunden, sondern hat sich immer in Ballnähe anzubieten. Dies ist konditionell sehr anspruchsvoll, zudem muss der Spieler neben einer obligatorischen Passsicherheit auch über ein gutes Zweikampfverhalten mit Ball verfügen. Solche Spielertypen spielen meistens den offensiveren Part eines Mittelfeldduos vor der Abwehr und sind im Vergleich zu den Spielmachern auf der Sechs (s. oben) eher zentrale Mittelfeldspieler – auch Achter genannt. Typisches Beispiel hierfür ist Xavi vom FC Barcelona, aber auch Nuri Sahin oder – wenn er in der Nationalmannschaft aktiv ist – Rafael van der Vaart gehören dazu.

Zuletzt gibt es auch Mannschaften, die in ihrer Taktik mehrere dieser Spielertypen unterbringen und so versuchen ein dominantes, auf Kurzpassspiel ausgelegtes, Kombinationsspiel zu spielen. Bestes Beispiel dafür ist der FC Barcelona mit Passspieler Busquets, der die Bälle verteilt und eher weniger den tödlichen Pass spielt, im defensiven  sowie Xavi und Iniesta im zentralen Mittelfeld.

Eine vergleichsweise simple Aufgabe als defensiver Mittelfeldspieler übernimmt der Abräumer. Gerade im lange vorherrschenden 4-4-2 waren die Aufgaben im zentralen Mittelfeld sehr klar verteilt: Der Spielmacher war für die Gestaltung des Offensivspiels zuständig und genoss sämtliche Freiheiten, während der Abräumer dafür da war, den Spielmacher der gegnerischen Mannschaft zu bearbeiten und ihn nicht ins Spiel kommen zu lassen. Charakteristisch waren eine enorme Zweikampfstärke des Abräumers sowie eine gute Laufleistung, jedoch auch relativ schwach ausgeprägte Techniken und wenig Kreativität. Heutzutage ist die Rolle des Abräumers ebenso wie die des klassischen Spielmachers beinahe ausgestorben, eben weil durch dessen Abwesenheit keine Aufgabe mehr existiert, die den Einsatz eines Abräumers rechtfertigen würde.

Der klassische Spielmacher ist keiner speziellen Position im Mittelfeld zuzuordnen. Vielmehr sind es gewisse Fähigkeiten, die ihn lange Zeit zu DER entscheidenden Figur in einer Fußballmannschaft machten: Kreativität, Passsicherheit, aber auch Führungsstärke und das Übernehmen von Verantwortung. In den älteren Systemen stand und fiel eine Mannschaft mit der Form ihres Spielmachers, schaffte es der Gegner diesen Spieler aus dem Spiel zu nehmen, fand das Offensivspiel kaum statt. Der Begriff des Spielmachers ist dennoch stark mit der Rückennummer 10  und dem offensiven Mittelfeld verwurzelt und durch Spieler wie Zinedine Zidane, Roman Riquelme oder Diego Maradona geprägt.

Mit dem Verschwinden des klassischen Spielmachers verteilte sich die Last der Spielgestaltung im folgenden auf viele Schultern: Die Innenverteidiger, die defensiven und zentralen Mittelfeldspieler, die Außenspieler und die offensiven Mittelfeldspieler. Zwar laufen noch viele Spieler unter dem Begriff des „Spielmachers“ auf, doch keine europäische Spitzenmannschaft kann es sich erlauben, ihr Spiel auf einen einzigen Spieler auszurichten, und so ist der klassische Spielmacher inzwischen beinahe gänzlich ausgestorben.

Ebenfalls häufig als Spielmacher bezeichnet wird der so genannte falsche 10er, weil er genauso wie die klassischen Spielmacher vom Schlage Riquelme, Diego oder Rui Costa in modernen Systemen im zentralen offensiven Mittelfeld zum Einsatz kommt. Jedoch ist der falsche Zehner nicht zentrale Figur des Angriffsspiels. Vielmehr nimmt er relativ wenig an den Kombinationen teil und fällt stattdessen eher durch sein Spiel ohne Ball auf. Hauptmerkmal ist nicht sein Passspiel und seine Kreativität, sondern sein Spiel ohne Ball, seine Fähigkeit Löcher zu reißen und in solche vorzustoßen sowie sein Torabschluss. Typische Vertreter sind Mesut Özil und Shinji Kagawa.

Außenspieler

Früher waren es die klassischen Flügelstürmer (s. Stürmer), mit dem Aufstieg des 4-4-2 verlagerte sich die offensivste Außenposition ins Mittelfeld. Mit dem 4-2-3-1 gelten zunehmend wieder die Spielertypen des Flügelstürmers in seinen verschiedensten Variationen (s. Stürmer) auf dem Vormarsch und der des klassischen Außenmittelfeldspielers als verjährt.

Der Unterschied zwischen einem äußeren Mittelfeldspieler und einem Außenstürmer äußert sich zunächst einmal in der defensiven Verantwortung und Rolle. Während die Außenstürmer hauptsächlich darauf bedacht sind, die gegnerischen Außenverteidiger abzudecken, müssen die äußeren Mittelfeldspieler ihrer schematisch tieferen Position gerecht werden und sich fallen lassen, um mit dem Mittelfeldduo vor der Abwehr eine zweite kompakte Viererkette zu bilden.

Dies ist nötig, weil die beiden Außen in diesem Fall 2 Spieler (die beiden Stürmer) vor sich hätten und nicht nur einen wie im 4-2-3-1 bzw. dem 4-3-3, zu welchem das 4-2-3-1 sich mehr und mehr transformiert, daher defensiv „stärker“ benötigt sind und das System dieses auch so vorgibt – eben deshalb.

Auch in der Offensive gibt es einen Unterschied zwischen äußerem Mittelfeldspieler und Außenstürmer. Da Ersterer tiefer steht, bekommt er den Ball tiefer und hat daher, wenn er zum Dribbling gegen den Außenverteidigung startet, schon ein höheres Tempo, was ihn schwerer zu verteidigen macht.