Ein klar strukturiertes 4-4-2 für den HSV

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Zur Stabilisierung der aktuellen Spielanlage eignet sich eine 4-4-2-Grundformation. Der Hamburger SV setzte in dieser Saison bereits partiell auf dieses System, sodass man auf der bisherigen Systematik aufbauen kann. Allerdings müssen entsprechende Detailverbesserungen vorgenommen werden. Der Vorteil des 4-4-2 besteht in der grundsätzlich identischen Aufteilung in Defensive wie Offensive. Insofern kann gegen den Ball genauso formativ wie nach Balleroberung agiert werden. Zudem ergeben sich allgemein klare Strukturen, die vor allem in einer Phase der Unsicherheit helfen können.

In der Defensivarbeit sollte auf ein enges Zusammenrücken der Linien gesetzt werden. In der Weiterentwicklung wäre ein kollektives Raumverknappen das richtige Mittel, um den Gegner unter Zeit- und Raumdruck zu setzen. In diesem Fall müssten alle Feldspieler in der Grundformation in kurzen Abständen zueinander stehen und im Kollektiv in Richtung Ball verschieben. Allerdings erfordert dieses Vorgehen einen hohen Grad der Abstimmung und kein Rädchen im Getriebe darf versagen. Trotzdem eignen sich die Grundcharakteristika eines kompakten 4-4-2 mit einem klaren sowie einfachen Linienspiel und passen zum aktuellen Material im Kader.

Aufteilung mit offensiveren Außenverteidigern. Jirácek und Ilicevic besetzen die Halbräume.

Aufteilung mit offensiveren Außenverteidigern. Jirácek und Ilicevic besetzen die Halbräume.

So hat der Hamburger SV in der ersten Mannschaft verschiedene Spielertypen für die Außenpositionen in der Viererkette und im Mittefeld. Mit Dennis Diekmeier sowie Marcell Jansen stehen zwei offensivorientierte Außenverteidiger zur Verfügung. Synergieeffekte könnten sich mit Petr Jirácek oder auch Ivo Ilicevic ergeben, die nominell auf der Außenbahn in der Mittelfeldkette spielen, aber auch stabilisierend wirken, gut die Halbräume besetzen und von den Außenverteidigern hinterlaufen werden könnten. Dies würde in der Endkonsequenz einen Flankenfokus in der gegnerischen Hälfte hervorbringen, wobei Pierre-Michel Lasogga oder auch Jacques Zoua Abnehmer im Zentrum wären.

Ein anderer Ansatz würde sich ergeben, wenn man auf den Außenverteidigerpositionen auf defensivstärkere Spieler setzt, die zugleich nicht so breit wie im ersten Beispiel stehen würden und beim trapezförmigen Zusammenziehen der Viererkette im Rückwärtsgang gut mitwirken können. Tomás Rincón und Heiko Westermann stellen Optionen dar. Beide wären weniger für lange Läufe die Seitenlinie entlang geeignet, könnten aber situativ in den Sechserraum einkippen beziehungsweise die in diesem Fall breiter stehenden Flügelspieler im Mittelfeld vorderlaufen. Ola John oder auch Zhi Gin Lam, der auf der Außenverteidigerposition falsch eingesetzt ist, würden davor agieren. Beide nutzen einerseits ihr Tempo auf dem Flügel und hätten zugleich die Möglichkeit, diagonal einzulaufen und in den Zehnerraum vorzustoßen. Je nach Gegner würden diese Bewegungen anpassungsfähig sein und mit dem zentralen Mittelfeld des HSV korrelieren.

HamburgerSV_442-Grundformationen_1

Eine andere Option wäre die defensive Stabilisierung durch Westermann und Rincon, die gegebenenfalls auch einklappen können.

Dort verfügt man mit Milan Badelj über einen hervorragenden Spielgestalter aus der Tiefe heraus. Allerdings wird der Kroate zu selten in den Aufbau eingebunden. Insgesamt muss der Spielaufbau klarer strukturiert werden und in erster Linie über Badelj laufen. Mit dem technisch versierten Tolgay Arslan an seiner Seite könnte man eine gewisse Dominanz im Zentrum entwickeln. Zur höheren spielerischen Präsenz würde sich anbieten, an der Variante mit Rafael van der Vaart und Hakan Çalhanoğlu (oder auch mit einem wiedergenesenen Maximilian Beister) als vordere Spieler festzuhalten. In einem 4-4-2, das offensiv zu einem 4-2-4-0 beziehungsweise 2-4-4-0 wird, können beide aufgrund ihrer technischen Klasse schärfere Vertikalbälle beim Umschalten gut verarbeiten und sich zugleich im offenen Spielaufbau gegen einen geordneten Gegner als Kombinationsstationen anbieten. Es gäbe allerdings keine festen Anspielpunkt, der dann gezielt vom Gegner ausgeschaltet werden würde. Optional bilde sich mit Lasogga zudem auch eine Mischung aus 4-4-2 und 4-2-3-1 und dieser würde für hohe Anspiele nützlich sein. Zur Kontrolle des Zentrums dienen sogleich die einrückenden Jirácek und Ilicevic, die jeweils auf den Halbpositionen in Kombination mit herausschiebenden Sechsern oder Neunern über das Passspiel den Rhythmus steuern und zugleich die Defensivreihen des Gegners auseinanderziehen. Insgesamt kann es mit einer so großen Anzahl an technisch versierten Spielern und einer Verknappung des Aktionsraums zu höherer Dominanz in der Folge des eigenen Spielaufbaus kommen.

Die vorgeschlagenen Varianten würden auch hinsichtlich des Pressings eindeutige Aufgabenaufteilungen zulassen. Die beiden vorderen Spieler könnten dabei entweder direkt die spielaufbauenden Innenverteidiger anlaufen und die gegnerischen Sechser im Deckungsschatten abschirmen oder gezielt tiefer stehen und die Sechser mannorientiert attackieren und dadurch die kollektive Kompaktheit verstärken. Ähnlich verhält es sich bei den Akteuren auf den Außenbahnen. Setzt man auf die zwei offensiveren Jansen und Diekmeier, so könnten Jirácek und Ilicevic auch situativ in die tieferen Halbräume abkippen und den Gegner aus dem Zentrum heraus beziehungsweise auf die Flügel leiten. Bei einer Aufstellung mit Westermann und Rincon als Außenverteidiger würden diese eher zentraler stehen und die erste Attacke über ihre Vordermänner John und Lam erfolgen. In diesem Fall könnten neben klassischen Dopplungen zugleich vereinzelte Herausrückbewegungen der Außenverteidiger stattfinden, die dadurch wiederrum Durchbrüche im Zentrum verhindern.

Insgesamt muss der Fokus auf defensive Kompaktheit und einen klaren Spielaufbau gelegt werden. Es sollte weniger Abkippbewegungen und Freirollen im Mittelfeld geben. Die Entwicklung sollte über eine Stabilisierung der Mannschaft erfolgen und dafür würde sich ein klar strukturiertes 4-4-2 mit den entsprechenden Synergieeffekten innerhalb des Kaders eignen.

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