Alarmierende statistische Kennwerte
Bevor wir in die sportliche Analyse einstiegen, muss mit einem Mythos aufgeräumt werden. Dieser Mythos wird von den Verantwortlichen genährt und gefüttert. Es handelt sich um den „Mythos des Eigenfehlers“. Dieses Wort wird vom Vorstand des Hamburger SV bemüht, um die schlechten Ergebnisse der Hamburger zu erklären. Doch nicht alle Probleme, die der Hamburger SV derzeit hat, lassen sich über individuelle Fehler erklären.
Um dies zu untermauern, lohnt sich ein Blick auf die Kennzahlen der Hamburger. Mit 51 Gegentreffern hat der HSV nicht nur die meisten Tore kassiert, er lässt außerdem laut Whoscored.com die fünftmeisten Schüsse zu (durchschnittlich 15,1 pro Spiel). Offensiv sieht es beim Blick auf die nackten Zahlen besser aus, dort ist man mit 14,9 Schüssen pro Spiel Vierter. Stellt man die eigenen und die gegnerischen Schüsse nach dem Total Shots Ratio Modell (TSR) in Relation, ist der HSV Neunter.
Allerdings ist nicht jeder Schuss gleich. Wir baten Sander Ijtsma von 11tegen11, sich die Qualität der Schüsse der Hamburger anzuschauen. Sander Ijtsma ist der Erfinder eines Modells, das jedem Torschuss eine statistische Wahrscheinlichkeit zuweist, ein Torerfolg zu werden. Sein ExpG-Modell sieht den HSV eher in Reichweite der Abstiegskandidaten:
Noch deutlicher wird die Lage der Hamburger, wenn man sich die Qualität der eigenen und der gegnerischen Schüsse anschaut. Das Modell von Sander Ijtsma ermöglicht dies:
Die statistische Auswertung lässt sich im linken unteren Teil der Grafik nachverfolgen. Demnach haben 47% der Schüsse der Hamburger eine Torwahrscheinlichkeit von unter 5%, werden demnach aus suboptimalen Positionen bzw. Situationen abgegeben. Damit liegt man weit über dem Ligaschnitt von 34%. Der Anteil an Großchancen an den Schüssen des HSVs (13%) ist hingegen wesentlich unter dem Ligaschnitt (19%).
Ähnliches lässt sich bei den Schüssen beobachten, die der Hamburger SV zulässt. Der Anteil an gegnerischen Schüssen mit einer geringen Erfolgswahrscheinlichkeit liegt unter dem Ligaschnitt, der Anteil jener Schüsse mit einer höheren Erfolgswahrscheinlichkeit leicht darüber.
Ein Verein, der solche Kennzahlen aufweist, macht nicht nur individuelle Fehler. Hinter den Problemen der Hamburger stecken tiefergehende Ursachen. Diese wollen wir im nächsten Teil untersuchen.