Manchester City – Tottenham 3:2
In einem spannenden Spiel konnte sich der Tabellenführer aus Manchester knapp gegen Tottenham durchsetzen. Die beiden Topteams der englischen Liga zeigten in der ersten Halbzeit eine interessante Partie, bei dem sich die beiden Mannschaften neutralisierten und in der zweiten Halbzeit entwickelte sich dann ein herausragendes Spiel. Als Defoe kurz vor Ende eine Riesenchance vor dem leeren Tor vergab, sorgte mit dem Abschlusspfiff der eingewechselte Balotelli via Elfmeter für die Entscheidung. Eigentlich hätte der Italiener eine rote Karte sehen müssen, nur wenige Minuten, nachdem er für Edin Dzeko gekommen war. Mit dieser schicksalhaften Entscheidung wurde ein großes Spektakel drehbuchreif vorbereitet.
Wechselwirkung der jeweiligen Formationen
Die Gastgeber begannen mit ihrem klassischen 4-2-3-1/4-4-2-Hybridsystem. In dieser Formation agierte man mit zwei verkappten Zehnern auf den Außenbahnen, welche beide einen unterschiedlichen Typus von Taktgeber darstellen. Über links kam Nasri und zog vermehrt Richtung Spitze, während Silva sich um den Spielaufbau kümmerte, auch aus der Tiefe heraus. Er ließ sich teilweise sehr weit bis in die eigene Hälfte fallen und organisierte das Angriffsspiel bereits ab dem zweiten Drittel. Dabei wurde er von Milner unterstützt, welcher den Vorzug vor De Jong erhielt und neben Gareth Barry spielte. Barry kümmerte sich eher um die Defensive, während Milner, der auch als Flügelspieler agieren kann, offensiv wie defensiv Lücken füllte. Ganz vorne spielte Dzeko als eine Art Wandspieler und wurde von Agüero unterstützt. Im Normalfall ist Agüero der höhere Spieler, wenn diese beiden miteinander auftreten, doch Mancini zeigte, dass er in größeren Spielen und generell in den letzten Wochen verstärkt auf einen tiefer postierten Agüero setzt. Die nötige Breite bei den inversen Flügelstürmern gaben Clichy und Richards, besonders erstere rückte oft weit auf und dahinter sicherten Lescott sowie Savic die Defensive. Savic, der statt dem gesperrten Abwehrchef Kompany in die Aufstellung rutschte, spielte etwas tiefer und wurde einige Male bei Stellungsfehlern ertappt.
Tottenham spielte mit einer sehr ähnlichen Formation, wobei sich Van der Vaart eindeutig als offensiver Mittelfeldspieler präsentierte. Im Gegensatz zur Rolle des hängenden Stürmers, die er ebenfalls einige Male einnahm, kümmerte er sich nun verstärkt um das Einleiten von Angriffen und das Kombinationsspiel im letzten Drittel, diese Aufgabe teilte er sich mit Luka Modric. Nicht selten sah es so aus, als ob hier eine offensive Doppelacht am Werke war, die von Parker als Sechser abgesichert wurde. Fast könnte man sagen, dass sich hier eine ähnliche Aufteilung wie bei Barcelona bot, mit einem Sechser, einer defensiven spielmachenden und einer offensiven einleitenden Acht, wenngleich van der Vaart etwas offensiver spielte. Ganz vorne trat man mit Defoe statt Adebayor an, letzterer durfte aufgrund einer Klausel nicht gegen seinen Stammverein antreten. Defoe mit seiner Dynamik sollte Lochpässe finden und sich in Zweikämpfen sowie im Pressing aufreiben, während Bale und Lennon ihn über die Flügel unterstützen sollten. Ein kleines Problem war hier, dass Lennon von Clichy und Lescott sowie Barry als defensivem Part der Doppelsechs extrem gut abgeschirmt wurde. Bale übernahm die Rolle und kombinierte sehr gut mit dem Mittelfeld, rückte teilweise sehr stark Richtung Zentrum und bewegte sich sogar frei im Feld. Eine herausragende Leistung von Gareth Bale ergab sich in der zweiten Halbzeit, sein Tor war nur die Krönung mehrerer guter Aktionen gegen eine individuell stark besetzte Mannschaft. Walker und Assou-Ekotto unterstützten die beiden Flügelstürmer, wobei sie sich offensiv etwas zurückhielten im Vergleich zu anderen Spielen und zumeist für eine enge Viererkette mit Kaboul und King sorgten.
Kompaktheit bei Tottenham, Pressing bei City
City versuchte zu attackieren, ohne groß Achtung auf ihre defensive Stärke zu geben. Ziel war es hierbei, sofort den Ball zu erobern oder sich danach langsam zurückzuziehen, weil man den Gegner zu einem erschwerten und somit weniger direkten Spielaufbau zwingen wollte.
Bei Tottenham war es ein ähnliches Prinzip, man attackierte früh, doch trennte die Mannschaftsteile. Die offensiven Spieler und zumeist die Außenspieler griffen vorne an, während sich die Viererkette und die Doppelsechs, manchmal allerdings ohne Modric, in der eigenen Hälfte formierte. So provozierte man oftmals weite Bälle und Fehlpässe von hinten heraus, falls sich City jedoch aus dem Klammergriff der Spurs befreien konnte, wartete hinten eine geordnete Abwehr auf sie. Bale und Lennon würden dann zumeist wieder zurückeilen und zwei Viererketten herstellen, welche sehr schwer zu überwinden waren.
Generell spielten beide Teams defensiv relativ gut, es gab wenige hochklassige Chancen auf beiden Seiten und beide Verteidigungsphilosophien hatten ihr Für und Wider. Bei City wurde hin und wieder sehr gut Unordnung erzeugt, indem Bale seine Dynamik und seine Positionsfreiheit nutzte, während Tottenham sich defensiv teilweise sehr einigeln musste und City mit acht Feldspielern um den gegnerischen Sechzehner spielen konnte.
Dieser Unterschied in der Spielweise zeigte sich letztlich auch in der Statistik. Tottenham, mehr auf Sicherheit konzentriert, befreite sich öfter durch lange Bälle und versuchte mit jenen ebenfalls, die aufgerückte Mannschaft Citys zu überfallen. City hingegen spielte mit Kurzpässen und vielen spielerischen Elementen geduldig nach vorne, ließ sich nicht beirren und verbuchte einen deutlich größeren Anteil an kurzen Pässen.
Nasri, Clichy und Silva
Ebenfalls eine tolle Beobachtung konnte an Nasri, Silva und Clichy gemacht werden. Silva als nomineller Rechtsaußen ließ sich fallen und holte sich Bälle vor der eigenen Abwehr ab, instinktiv bewegte er sich gerade nach vorne oder schräg nach links, immer auf der Suche nach Lochpässen. Nasri rannte in diese Räume und hoffte auf ein Erfolgserlebnis (wodurch unter anderem das Tor entstand), während Clichy hoch aufrückte. Dadurch entstanden aber nicht nur Lochpässe, sondern ein generelles Bewegungsmuster.
Denn wenn sich Nasri nicht freilaufen konnte, bewegte sich Silva weiter Richtung links und konnte sich nur schwer zurück in den zentralen bzw. rechten Raum drehen, hier rückten zumeist Milner auf oder Agüero nach hinten, während Nasri sich wieder zurück bewegte. In der Zwischenzeit versuchte Silva sich mit Kurzpässen zu Clichy oder individuellen Aktionen zu befreien, später natürlich dann der Rückpass ins Mittelfeld, die Flanke oder der Pass auf den in seine Stammposition zurückgekehrten Nasri. Dieses Schema konnte man mehr als einmal im Spiel beobachten und es wurde von Tottenham zwar gut abgedeckt, sorgte dennoch für einen sehenswerten Treffer.
Fazit
Ein gutes Spiel, welches beide Mannschaften gewinnen hätten können. City mit etwas Glück, einer guten Einwechslung und somit einem wichtigen Sieg gegen einen der stärksten Verfolger. Tottenham zeigte kämpferisch eine gute Leistung und war in der zweiten Halbzeit das bessere Team, doch es reichte nicht ganz zum großen Triumph.
4 Kommentare Alle anzeigen
Diether R. 1. Februar 2012 um 23:00
Mal wieder eine treffende Spielanalyse mit einem gutem Auge auf die vorkomisse. Mich wurde aber interessieren postet RM iwo anders? Oder wie man in kontakt tretten kann?
HW 2. Februar 2012 um 00:22
Du kannst das Team unter [email protected] per Mail erreichen. Wenn du dich direkt an RM wendest, dann wird die Nachricht sicher ankommen und er wahrscheinlich auch antworten.
Flowbama 23. Januar 2012 um 23:36
Gareth Bale und Aaron Lennon sind eine sensationelle Flügelzange – dazu noch Qualität wie Modric/van der Vaart/Parker im Mittelfeld. Schade dass Tottenham zu fahrlässig mit den Chancen umging… der Sieg wäre verdient gewesen und die Spurs hätten einen großen Schritt Richtung Meisterschaft gemacht.
Ian 23. Januar 2012 um 22:52
Die falsche Mannschaft hat gewonnen.