Unterzahlprobleme im Emirates – MX

2:1

Arsenal holt sich mit einem 2:1-Sieg gegen Brighton & Hove Albion die Tabellenführung in der Premier League zurück. In der ersten Halbzeit dominierte man die enttäuschenden Seagulls, ließ die Partie in Halbzeit 2 aber unnötig spannend werden.

Die Grundformationen

Die Elf von Mikel Arteta kam nach einem 1:0-Auswärtssieg gegen Everton am zweiten Weihnachtstag mit einer 4-3-3-Grundformation ins Emirates: Raya agierte im Tor, davor Saliba und Hincapié im Zentrum, während Rice und Lewis-Skelly die Außenverteidiger gaben. Zubimendi besetzte die Sechserposition, Ødegaard und Merino liefen als äußere Achter auf. Saka und Trossard agierten auf den Flügeln um Gyökeres herum. Man traf dabei auf Brighton, die nun seit fünf Spieltagen ohne Sieg waren und aus einer 3-4-3-Grundformation heraus agierten: Verbruggen stand im Tor, davor bildeten Dunk, van Hecke und Coppola die Dreierkette. De Cuyper und Kadioglu besetzten die Schienenpositionen, dazwischen agierten Hinshelwood und Ayari auf der Acht. Gomez und Gruda spielten als Außenstürmer, Rutter agierte in der Mitte.

Brighton zu zögerlich 

Nach dem Spiel sprach Brighton-Coach Fabian Hürzeler von fehlendem Mut und zu großer Passivität in der ersten Hälfte, was sich auch im 5-2-3-Mittelfeldpressing gegen das 4-3-3 des FCA widerspiegelte. Die erste Pressinglinie aus dem Dreiersturm agierte dabei beim Ballspiel von Hincapié zunächst blockend ins Zentrum, da Brighton dort gegen das Dreiermittelfeld in einer 2-gegen-3-Unterzahl agierte. Entsprechend bestand die Priorität darin, über den engen Dreiersturm die Passwege zum freien Sechser Zubimendi zu isolieren.

Dies führte einerseits dazu, dass Rutter das Pressing auf Hincapié entweder gar nicht oder nur sehr zögerlich auslösen konnte, da er sichtbar Probleme hatte, die Bewegungen Zubimendis in seinem Rücken einzuschätzen. Positionierte sich Zubimendi zwischen den Stürmern, hatten auch die Außenstürmer ähnliche Probleme in der Pressingauslösung. Insgesamt ließ sich Brighton in den ersten Minuten eine gewisse Zögerlichkeit attestieren. Gerade weil sich Arsenals erste Aufbaureihe bewusst mit einem gewissen Abstand zur ersten Pressinglinie Brightons positionierte, bekam man aus dem Pressing kaum Zugriff auf diese. Zubimendi wurde dort auch vereinzelt angespielt und konnte sich im Sechserraum aufdrehen. In der Folge versuchte Brighton, improvisierend mit den Achtern auf ihn auszupressen, was in der Gesamtheit auch etwaige Dribblings im Zentrum gut unterband.

Brighton im 5-2-3-Mittelfeldpressing

Das war aus Brightons Sicht insbesondere auf der linken Seite durchaus fatal, da man dort in einer 1-gegen-2-Unterzahl agierte: Linksaußen Gomez stand dem Rechtsverteidiger Rice und dem rechten Innenverteidiger Saliba gegenüber. Der Rechtsverteidiger agierte dabei in einer höheren Grundposition, wodurch sich innerhalb der Viererkette von Arsenal insgesamt eine gewisse Asymmetrie ergab, und Rice ließ sich erst beim Pressing von Gomez auf Saliba fallen.  Zwar sollte Gomez über einen Bogenlauf auf Saliba den Passweg auf Rice isolieren, aufgrund des großen Abstands zwischen Arsenals erster Aufbaulinie und Brightons erster Pressinglinie konnte er diesen jedoch kaum sauber ansetzen. Folglich konnte Saliba immer wieder auf Rice in die Breite ablegen und damit Gomez überspielen. Dieser erhielt auf den Rechtsverteidiger dadurch nur noch von hinten Zugriff, was Rice das Andribbeln ermöglichte. In der Folge wurde Saka immer wieder früh durch Rice in der Breite in Dribblings gebracht.

Diese Andribblings des Rechtsverteidigers führten zudem dazu, dass der linke Flügelverteidiger De Cuyper nicht direkt die Breite von Rechtsaußen Saka aufnahm, sondern erst beim Anspiel herausschob. Saka besaß dadurch wiederholt einen Dynamikvorteil gegenüber De Cuyper, konnte mehrfach nach innen ziehen und daraus auch den Abschluss suchen. Früh waren zudem Rotationen zwischen Rechtsverteidiger Rice und Achter Ødegaard zu erkennen. Gerade weil Ødegaard im Dribbling sowie im Aufdrehen nach Anspielen von Saliba noch etwas mehr Tempo aufwies, verschärfte sich das Problem des Überspielens von Gomez bereits in der Anfangsphase. So stand Saka nach vier Minuten nach einem inversen Dribbling gegen den zu passiv herausschiebenden De Cuyper nach einem Anspiel des Norwegers allein vor Keeper Verbruggen. Teilweise schob Achter Hinshelwood zwar in die Breite auf den freien Rechtsverteidiger heraus, musste dafür jedoch seine Mannorientierung im Zentrum auflösen. Dadurch wurde der nun freie Achter im Halbraum immer wieder über den Rechtsverteidiger anspielbar, auch weil Hinshelwood aus der zentralen Position kaum Zugriff in die Breite bekam. Insgesamt ist das Zusammenspiel von Rice und Ødegaard hier klar hervorzuheben – sowohl in den Rotationen als auch im Bespielen von Hinshelwoods Rücken, sobald dieser herausschob – demnach rückte Hinshelwood später auch nicht mehr aus.

Unterzahlprobleme von Gomez

Andere Probleme wie De Cuyper gegen Saka hatte Kadioglu in der rechten Breite gegen Trossard. Letzterer bewegte sich sehr früh in tiefere Zonen, was der türkische Nationalspieler nicht direkt aufnahm. Dadurch konnte sich Trossard im höheren Aufbauspiel zwar mehrfach lösen und den Ball annehmen, die Folgeaktionen des Belgiers gestalteten sich jedoch im Passspiel schwierig – auch weil er sich kaum für Dribblings aufdrehte. Einerseits agierte Merino im rechten Halbraum zu hoch und Ayari zu eng am Spanier, sodass Trossard kaum auf den Achtern ablegen konnte. Andererseits war auch der Rückpass auf Lewis-Skelly kaum möglich, da Gruda im Restpressing sehr eng am Linksverteidiger verblieb. In der Konsequenz wurde Trossard immer wieder zu einer gewissen Direktheit gezwungen und spielte mehrfach aus der Drehung direkt tief auf Gyökeres. Dies führte bereits nach zwei Minuten zu einer großen Torchance, als sich Gyökeres nach dem langen Ball gegen van Hecke durchsetzte und frei vor Verbruggen auftauchte. Obwohl Brighton mit der Fünferkette eigentlich stets ein 2-gegen-1 gegen den Portugiesen herstellen konnte, gelang es ihm dennoch, sich phasenweise in die Tiefe zu lösen.

Zubimendi kippt aus, Brighton übergibt

Trossard hatte jedoch gegen den rechten Halbverteidiger Coppola noch deutlich größere Probleme als gegen Flügelverteidiger Kadioglu. Gegen diesen agierte er vor allem dann, wenn Kadioglu in die erste Pressinglinie vorschob. Dies war zumeist im höheren Mittelfeldpressing der Fall, wenn Zubimendi diagonal in den rechten Halbraum in die erste Aufbaulinie auskippte und der Dreiersturm Brightons perspektivisch keinen direkten Zugriff auf Linksverteidiger Lewis-Skelly herstellen konnte – sowohl aufgrund der numerischen Unterzahl, da Gruda dementsprechend auf Hincapié herauspresste und nicht auf Lewis-Skelly. Anders als auf der linken Seite wollte man die Unterzahl gegen Linksverteidiger Lewis-Skelly jedoch nicht hinnehmen, sondern legte großen Wert darauf, ihn direkt und vertikal anzupressen. Dadurch sollten dessen Passwege in den Halbraum auf Stürmer Gyökeres oder Achter Merino isoliert werden und der Pass auf Trossard in die Breite weiterhin forciert werden.

Zubimendi kippt aus, Kadioglu muss aufschieben

Der sehr lange Übergabeweg Kadioglus auf Lewis-Skelly war zwar perspektivisch problematisch, doch da der Türke sehr früh erkannte, wann Gruda auf Hincapié auspressen musste, bewegte er sich auch in der Vororientierung rechtzeitig höher und konnte dadurch Lewis-Skelly immer wieder direkt anpressen – insgesamt war auch das Tempo in der ersten Aufbaulinie von Arsenal etwas zu niedrig, um diesen langen Weg auszunutzen. Lewis-Skelly legte dann meist auf den Belgier in der Breite ab, der infolge extrem großer Probleme gegen den physisch starken Coppola mehrfach den Ball an der Seitenlinie verlor. Zwar hätte Trossard im Bewegungskomplex durchaus Vorteile gegenüber dem Halbverteidiger, nutzte diese jedoch kaum.

Hier sei zudem erwähnt, dass Kadioglu sich nach den Pässen von Lewis-Skelly auf Trossard sehr gut in der Breite fallen ließ und so mehrmals ein 2‑gegen‑1 gegen den Belgier mit Coppola herstellte, wodurch auch etwaige Rückpasswege auf Lewis-Skelly isoliert wurden. Das Problem des inversen Trossard, der als starker rechter Fuß linksaußen agiert, war insgesamt, dass er sich zwar immer wieder nach innen aufdrehen wollte, aber einerseits Coppola dies gut antizipierte und sich auch Achter Ayari gut ausschob, sodass der Weg in den Halbraum blockiert war. Insgesamt waren die Unterstützungsbewegungen aus dem Zentrum durch Achter Merino ebenfalls weiterhin zu wenig vorhanden. Die Gefahr kam demnach vor allem über die rechte Aufbauseite der Gunners – über diese fiel nach einem Ballgewinn im Mittelfeld dann auch schließlich das 1:0 (14.), nachdem De Cuyper zunächst keinen Zugriff auf Saka bekam und dieser in den offenen Rückraum auf Ødegaard ablegen konnte.

Arsenal kontrolliert Gomez/Gruda

Dass der Führungstreffer nach einem Ballgewinn fiel, war dabei keineswegs ein Zufall, denn insgesamt zeigte sich der FC Arsenal gegen den Ball an diesem Sonntagnachmittag sehr stabil. Dies zeigte sich vor allem im 4-2-3-1-Mittelfeldpressing gegen das 3-4-3/3-2-4-1 von Brighton. Dabei löste Mittelstürmer Gyökeres das Pressing auf van Hecke aktiv diagonal aus und stellte mit seinem Deckungsschatten den spielstarken rechten Achter Ayari zu. Zehner Ødegaard bewegte sich derweil meist zwischen den Achtern Brightons und markierte den ballnahen Achter beim Ballspiel der Halbverteidiger. Vor diesem Festlegen, insbesondere beim Ballspiel van Heckes, waren zwar vereinzelt Ausweichbewegungen vor der Pressinglinie Arsenals durch die Achter oder auch ein Aufschieben im Halbraum zu erkennen, jedoch funktionierte es insgesamt gut, dass Ødegaard dann diese Bewegungen verfolgte, während der ballferne Achter Brightons in den Momenten, in denen Ødegaard seine zentrale Position verließ, durch den ballfernen Achter Arsenals markiert wurde. Entsprechend war kaum zu beobachten, dass Brighton einen der Achter offen anspielen konnte.

Insgesamt hatten auch die Halbverteidiger Dunk und Coppola Probleme in der Spieleröffnung, da Saka und Trossard das Pressing direkt und vertikal suchten und entsprechend die Passwege auf die hängenden Außenstürmer Brightons isolierten. Insgesamt spielten diese Außenstürmer eine entscheidende Rolle, da sie nicht von Arsenals Außen- oder Innenverteidigern verfolgt wurden, sondern die Achter meist mannorientiert auf Gomez und Gruda agierten. Diese erfüllten ihre Aufgaben dabei sehr gut: Einerseits verfolgten sie die Abkippbewegungen im Halbraum sehr eng, sodass sich die Außenstürmer bei Anspielen dort kaum aufdrehen konnten, andererseits wurden auch die Tiefenläufe konsequent aufgenommen, wodurch sie kaum in Richtung Tor andribbeln konnten und in die Breite abgedrängt wurden.

Brighton im Aufbauspiel gegen 4-2-3-1-Mittelfeldpressing

Dies war auch deshalb wichtig, da Brighton relativ früh Diagonalbälle auf die Schienenspieler suchte. Da Arsenals Außenverteidiger aus ihrer halbräumigen Grundpositionen nicht sofort Zugriff herstellen konnten auf die breiten und etwas tieferen Schienenspieler von Brighton, drehten sich De Cuyper bzw. Kadioglu meist auf und legten tief auf die Außenstürmer ab. Insgesamt blieb dieses Mittel jedoch weitgehend wirkungslos. In der Anfangsphase war es vielmehr etwas enttäuschend, dass sich Rutter kaum aus der Doppelung durch Arsenals Innenverteidiger löste und im Zentrum praktisch komplett isoliert blieb, ebenso wie die Schienenspieler Brightons, die kaum Dribblings suchten. Dabei hätte insbesondere Kadioglu durchaus die Anlagen dafür gehabt, es fehlte jedoch sowohl an dem von Hürzeler angesprochenen Mut als auch daran, dass Lewis-Skelly trotz des langen Pressingweges durchaus aktiv in den Zweikämpfen war.

Mitte der ersten Halbzeit rotierten die Schienenspieler (De Cuyper/Kadioglu) zwar immer wieder mit den Außenstürmern (Gomez/Gruda), zudem agierte Brightons erste Aufbaulinie etwas breiter, sodass man vermehrt direkte lange Bälle hinter die Viererkette Arsenals auf die durchschiebenden Schienenspieler forcierte. Insgesamt änderte dies jedoch wenig an den grundlegenden Problemen, da man die langen Bälle in der Breite kaum festmachen konnte. Gerade der herausrotierte Gruda tat sich dabei gegen Lewis-Skelly extrem schwer. Insgesamt fehlte es Brighton – auch weil Rutter gedoppelt wurde und die Achter deutlich zu tief agierten – an direkter Unterstützung für die Breitengeber. Die Halbraumspieler, die unterstützend ausschoben, wurden durch Arsenals Achter gut isoliert, sodass sich nur wenige Anschlussoptionen ergaben.

Ähnliche Probleme, die letztlich auch zum Gegentor führten, zeigten sich im 2-4-4-tiefen Aufbauspiel gegen Arsenals Manndeckung, in das man vor allem nach Rückpässen auf Keeper Verbruggen aus dem höheren Aufbau heraus immer wieder zurückfiel. Dort präsentierte Brighton zwar erneut interessante Staffelungen, indem die Achter teilweise sehr hoch agierten und durch die Bindung von Arsenals Achtern Ødegaard und Merino einen großen Raum zwischen Verteidigungs- und Mittelfeldlinie öffneten. In diesen Raum lief insbesondere van Hecke immer wieder im Rücken Gyökeres ein und wurde dort vereinzelt auch diagonal von Dunk gefunden. Aus dieser 3-gegen-2-Überzahl der Torwartkette gegen Arsenals Doppelsturm heraus konnte er anschließend frei ins Zentrum andribbeln.

2-4-4 gegen manndeckenden FCA

Das Problem dieser Staffelung mit im Rücken aufschiebendem Innenverteidiger lag jedoch darin, dass man zwar individuell die Manndeckung in der ersten Aufbaulinie (vereinzelt) aushebelte, sich die 1-gegen-1-Zuordnungen im Mittelfeld aber nicht auflösten und Brighton in der Folge zu statisch agierte. Dadurch schuf man kaum (Tiefen)optionen für van Hecke. Arsenal war darauf insgesamt aber gut vorbereitet: Einerseits isolierte Gyökeres mit seinen diagonalen Anläufen auf Verbruggen das diagonale Aufschieben van Heckes weitgehend – abgesehen von einzelnen Szenen -, zudem agierte Saka im Verlauf der Partie bewusst enger und zentraler in seiner Grundposition, um im Falle des Überspielens von Gyökeres Zugriff auf van Hecke zu haben. Andererseits löste Arsenal, selbst wenn van Hecke andribbeln konnte, die Manndeckung im restlichen Mannschaftsteil eben bewusst nicht auf. Die Folge war, dass Arsenal van Hecke über Rückwärtspressing der Stürmer sowie der Flügelspieler unter Druck setzen konnte, sodass dieser in Druck hineinpassen musste. Gerade die Angriffslinie Brightons hatte dabei insgesamt – auch bei langen Bälle – große Probleme gegen die sehr aggressiv und direkt mitverteidigende Abwehrlinie Arsenals.

Das Überspielen der Manndeckung aus dieser Staffelung entfaltet nur dann Wirkung, wenn aus dem Andribbeln heraus auch in anderen Zonen eine Auflösung der Manndeckung erfolgt – genau das gelang Brighton an diesem Tag nicht, auch weil Van Hecke zu wenig bewusst auf Gegner zudribbelte, sondern eher aus dem gegnerischen Druck heraus. (Auch ein Grund, weshalb ich eine ähnliche Staffelung, wie sie aktuell etwa bei Como stark gehypt wird, kritisch sehe. Das Andribbeln auf den Manndeckungsblock führt sehr oft zu teils riskanten Pässen in den Druck ins Zentrum, was problematisch ist, da man die gegnerischen Achter in diese Räume vor der Verteidigung gezogen hat, die im Umkehrschluss im Rückwärtspressing direkten Zugriff auf die eigenen Angreifer haben. Andererseits ist man dadurch extrem anfällig für Konter im Sechserraum, den man bewusst offen gelassen hat. Insgesamt macht es Sinn, gegen eine Manndeckung gewisse Isolations- und Freizieheffekte herbeizuführen, jedoch stehen Hype, Sinn und Nutzen in diesen Beispielen in einem etwas ungesunden Verhältnis.)

Positiv an dieser Staffelung war, dass man über die sehr hohen Achter bei zweiten Bällen nach langen Pässen auf die Stürmer Gruda/Rutter direkten Zugriff hatte. Gerade Ayari konnte mehrfach den zweiten Ball sichern und anschließend ins höhere Aufbauspiel übergehen. Insgesamt ließ dieses Vorgehen jedoch nach, nachdem Arsenal die Muster, insbesondere über den engen Saka, recht gut unterband. Brighton agierte mit den Achtern weitgehend wieder tiefer und versuchte stattdessen über breite Achter, den Passweg vom Torwart Verbruggen ins Zentrum auf abkippende Stürmer zu öffnen, die dann im Ablagespiel auf die durchschiebenden Achter spielen sollten. Gerade Gruda hatte dabei Probleme gegen Hincapié, so auch beim 1:0, als ihm der Ball zuvor am Verteidiger verloren ging.

Leichte Anpassungen auf Seiten der Seagulls

Nach dem Führungstreffer bzw. Mitte der ersten Halbzeit blieb die Kräfteteilung ähnlich wie zuvor. Dennoch passten sich die Gäste etwas im höheren Mittelfeldpressing im 5-2-3 an, was vor allem die linke Seite betraf, wo man in den ersten 25 Minuten immer wieder mit Gomez gegen Rice und Saliba in Unterzahl gewesen war. Im grundsätzlichen Aufbau verblieb man dabei, schob nach flachen Verlagerungen innerhalb der Viererkette jedoch nun immer wieder linker Flügelverteidiger De Cuyper auf Rechtsverteidiger Rice auf. Begründet ist dies vor allem damit, dass die Abstände in der Viererkette Arsenals nach Verlagerungen besonders groß sind, wodurch auch der Weg von Gomez im Unterzahlpressing gegen Saliba/Rice praktisch nicht überbrückt werden kann. Dementsprechend ist es durchaus sinnvoll, dass der Flügelverteidiger aufschiebt. Das Problem aus Brightons Sicht war jedoch, dass der Pressingweg des Niederländers auf Rice relativ lang war und er etwas zu spät herausgeschoben ist, sodass er nicht genügend Zugriff auf den englischen Nationalspieler bekam. Rice konnte sich dadurch immer wieder aufdrehen und das Spiel eröffnen.

Anpassung von De Cuyper

Gegen den vertikalen Pressingwinkel De Cuypers auf Rice konnte dieser immer wieder diagonal eröffnen, einerseits in die Breite direkt auf Saka, der sich immer wieder tiefer bewegte – dabei muss man ähnlich wie auf der rechten Seite feststellen, dass sich Saka gegen den Halbverteidiger im Rücken deutlich schwerer tat als beispielsweise gegen den Flügelverteidiger, da er gerade im Aufdrehen gegen den extrem physisch starken Dunk Probleme hatte. Brighton tat sich jedoch beim Spiel Rice in den Halbraum schwer. Insgesamt merkte man bei Arsenal, dass man gegen diese temporäre Viererkette auf Seiten von Brighton nun deutlich mehr Abkippbewegungen im Halbraum sah – einerseits einkippend von Saka, andererseits von Stürmer Gyökeres -, da Brighton diese nicht mit den Verteidigern aus der Viererkette verfolgte. Dementsprechend konnten sie immer wieder frei dort gefunden werden und sich teilweise aufdrehen, jedoch rückten die Achter von Brighton improvisierend gut in den Halbraum aus und unterbanden etwaige Dribblings.

Arsenal versuchte, diesen Mechanismus von Brighton auszuhebeln, indem sich Gyökeres immer wieder früh nach rechts fallen ließ, um Halbverteidiger Dunk zu binden, und auch Saka in der vollen Breite agierte, um De Cuyper in der Verteidigungslinie zu binden. Dieser konnte somit nicht herausrücken bzw. in der Verteidigungslinie übergeben. Dementsprechend wurde BHA wieder passiver und ließ sich immer wieder fallen – dabei agierte man im Laufe der ersten Halbzeit zunehmend tiefer gegen den Ball aus einem 5-4-1. Im letzten Drittel schoben dabei Arsenals Außenverteidiger immer wieder in den Halbraum beim Ballspiel der Flügelspieler in der Breite durch. Die Flügelspieler von Brighton hatten dadurch Probleme, die Tiefenläufe von Lewis-Skelly und Rice zu verfolgen, wodurch diese mehrfach im letzten Drittel hinter der Verteidigungslinie gefunden wurden. Daraus entstanden vereinzelte gefährliche Aktionen in der Box, wobei gerade van Hecke und Dunk gegen Gyökeres eine gute Leistung zeigten. Hier zahlte es sich aus, dass man in Überzahl gegen die Portugiesen agierte. Dennoch konnte Arsenal gegen dieses tiefe Verteidigen den Ball immer wieder gut um die Box zirkulieren lassen, gerade weil sich die Achter Ødegaard und Merino vor den Block von Brighton fallen ließen und als Ballverteiler auf die halbräumigen Außenverteidiger agierten.

Arsenal ging damit völlig verdient mit einer Führung in die Halbzeit, bei 15:0 Schüssen und 2,11:0,00 xG. Tendenziell kann man sagen, dass die Boxverteidigung Brightons das Ergebnis noch rettete – gerade die Belastung in der Breite gegen die andauernd andribbelnden Flügelspieler von Arsenal war zunehmend spürbar. Brighton brauchte eine Leistungssteigerung in den zweiten 45 Minuten.

Brighton findet die Aktivität

Kadioglu agiert direkter

Fabian Hürzeler reagierte dementsprechend und brachte Außenstürmer Minteh für Gruda sowie Flügelverteidiger Wieffer für De Cuyper, wobei nun Kadioglu auf der linken Seite agierte und Wieffer als rechter Flügelverteidiger. Kadioglu agierte dabei als linker Flügelverteidiger im Mittelfeldpressing bzw. nach Verlagerungen Arsenals deutlich aktiver pressend auf Rechtsverteidiger Rice als noch zuvor De Cuyper. Dadurch konnte sich der Engländer kaum noch aufdrehen, und ein diagonales Spiel war aufgrund des direkten Zugriffs kaum noch möglich – nun sah man vor allem lange Bälle auf Saka, der sich gegen Dunk, gerade bei diesen hohen Bällen, weiterhin sehr schwer tat. Zudem ließ Kadioglu sich nicht so leicht in der Verteidigungslinie von Gyökeres ausschieben, wodurch Sakas breite Grundposition vor dem Aufrücken in die erste Pressinglinie gebunden wurde – ein Teil der Aktivität, die nun zu sehen war. Folglich ließ man sich deutlich weniger nach Arsenals Verlagerungen ins Tiefe verteidigen als noch in Halbzeit 1.

Der Anschlusstreffer durch Zusammenspiel Minteh/Wieffer und Ablage von Rutter für Gomez

Auch im eigenen Aufbauspiel brachte gerade Minteh etwas mehr Direktheit. Da er viel mit Wieffer rotierte und oft im höheren Aufbauspiel als rechter Schienenspieler agierte, legte er häufig direkt aus dem Aufdrehen heraus in den Halbraum durch. Tendenziell fehlte diese Direktheit in der ersten Hälfte noch etwas, sodass die Achter Arsenals die Tiefenbewegungen aus dem Halbraum von Brighton gut antizipieren konnten. Minteh brachte nun ein paar Mal Wieffer gut im Halbraum in die Tiefe, wobei dieser aber noch etwas Tempo-Probleme und Schwierigkeiten bei der Ballbehauptung gegen Achter Merino hatte. Insgesamt steigerte Minteh jedoch deutlich die Spielstärke in der Breite sowie seine Stärke im 1‑gegen‑1, die über die Schienenspieler zuvor etwas fehlte. Auch Rutter im Mittelsturm zeigte nun deutlich mehr Abkippbewegungen und Dynamik vor die Innenverteidiger von Arsenal . Dadurch konnte er diagonal aus der Breite immer wieder angespielt werden und den Ball mehrmals im Wandspiel festmachen. Da er dabei auch immer wieder einen Innenverteidiger herauszog, konnte dieser Raum tief belaufen werden. So tauchte beispielsweise Minteh hinter Hincapié auf, der Rutter in den Zwischenlinienraum verfolgt hatte, und Raya musste im Herauslaufen klären.

Brighton kam also endlich mit Torgefahr in die Partie, doch am Ende war es Arsenal, das nach einer Ecke in der 52. Minute das Momentum wieder auf seine Seite zog. Die Gäste blieben zwar im Spiel und zeigten weiterhin Aktivität, insbesondere über Rutter und das permanente Anspiel der Achter zwischen den Linien, wodurch Merino und Zubimendi immer wieder heraustreten und verteidigen mussten. Über das Zusammenspiel von Minteh und Wieffer in der rechten Breite – wobei Minteh nach Doppelpass den abkippenden Rutter fand, der auf Gomez ablegte – erzielte dieser aus dem Rückraum den Anschlusstreffer in der 64. Minute, der auch durchaus verdient war. Insgesamt gab es nun zudem deutlich mehr Rotationen zwischen Rutter und den Außenstürmern sowie teilweise auch mit den Achtern, was eine deutlich verbesserte Dynamik im Angriffsspiel erzeugte, da Rutter relativ frei in seinen Positionierungen war. Die Rotationen ergaben sich dann aus der Nachbesetzung der Achter bzw. der Außenstürmer (je nachdem, wo sich Rutter bewegte), die dadurch immer wieder im Höhenspiel angespielt werden konnten – so auch etwa vor dem Anschlusstreffer, als Gomez nur im Rückraum rechts vor der Box agierte, weil er zuvor mit Rutter rotiert hatte.

Danach bis zum Ende des Spiels blieb das Spiel in ähnlichem Grundtenor: Brighton war nun die aktivere Mannschaft, während Arsenal insbesondere in den letzten 20 Minuten etwas mehr Stabilität zurückgewann – vor allem durch Gabriel in der Innenverteidigung, der für Lewis-Skelly gekommen war, und Hincapié, der nun als Linksverteidiger agierte. Dadurch gewann Arsenal nochmals an Physis, die bei den vielen Flanken Brightons wichtig wurde. Dennoch bekam man Rutter nicht wirklich unter Kontrolle: So konnte dieser in der 76. Spielminute auf Minteh aus dem Abkippen heraus legen, der in den Rücken Rutters geschoben war, nachdem Merino Rutter verfolgt hatte. Minteh kam aus 14 Metern zum Abschluss, traf fast den Winkel, doch Raya parierte glänzend. Dies blieb Brightons beste Chance. Die Schlussphase war zwar umkämpft, doch gerade Gabriel zahlte sich nun als entscheidend aus, da er immer wieder die Tiefe schloss, wenn der eingewechselte Welbeck diese suchte, und auch dessen Abkippbewegungen in den Zwischenlinienraum wurden gut durch den Innenverteidiger verfolgt – anders als Rutter konnte der Engländer kaum Bälle festmachen. Über die Dribblings von Martinelli und Saka nach Ballgewinnen gegen die immer weiter aufrückenden Schienenspieler Brightons konnte Arsenal zudem Entlastung schaffen, sodass auch der eingewechselte Jesus in der Höhe ein paar Bälle festmachen und das Spiel beruhigen konnte.

Fazit

Brighton enttäuschte in der ersten Halbzeit gegen ersatzgeschwächte Gunners. Gerade mit dem Ball zeigte man auch in Halbzeit 2, was möglich gewesen wäre – zumal auch Arsenal kein perfektes Spiel ablieferte. Dennoch gewannen die Londoner, vor allem aufgrund ihrer starken Leistung gegen den Ball, verdient mit 2:1 gegen Brighton, die im Dezember noch ohne Sieg sind und sich aktuell in einer schwierigen Phase befinden. Übermorgen gegen den Drittletzten West Ham dürfte sich eine nächste Standortbestimmung ergeben.

MX machte sich in Regensburg mit seiner Vorliebe für die Verübersachlichung des Spiels einen Namen. Dabei flirtete er mit der RB-Schule, blieb aber heimlich immer ein Romantiker für Guardiolas Fußballkunst.

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