Dortmund öffnet ambivalent den Zwischenlinienraum – MX
Der aktuelle Bayern-Verfolger Eintracht Frankfurt traf am Freitagabend auf ein schwächelndes Borussia Dortmund. Der 2:0-Sieg wirkt für Frankfurt wie eine Bestätigung ihres positiven Trends, während der BVB dadurch tiefer in eine Krise abrutscht.
Eintracht Frankfurt setzt sich in der Spitzengruppe der Bundesliga fest – und hat nach dem Sieg gegen Borussia Dortmund bereits jetzt 5 Punkte Vorsprung auf die Nicht-Champions-League-Plätze. Die Dortmunder haben hingegen bereits den Anschluss an die Champions-League-Plätze verloren. Vor dem Duell in Frankfurt war eine Partie vorausgegangen, die der BVB sang- und klanglos in Kiel mit 0:3 verlor und in der die Mannschaft einem Trümmerhaufen glich. Dementsprechend hoch war der Druck – und dementsprechend größer ist die Enttäuschung nach der Niederlage gegen die Eintracht.
In den letzten Tagen drehte sich hingegen bei Frankfurt fast alles um den nach Manchester abgewanderten Omar Marmoush. Gegen Dortmund erhielt dementsprechend Ansgar Knauff den Vorzug. Im Angriffspressing agierte die Eintracht in einem stark mannorientierten 5-3-2. Knauff übernahm dabei die Position des linken Außenspielers in der zweiten Pressinglinie (Grundformation als zweiter Stürmer), während Götze und Ekitiké die erste Linie bildeten.
Angriffspressing der Eintracht
Dabei lief der ballnahe Stürmer den ballführenden Innenverteidiger konsequent im Bogen an, während Götze in ähnlicher Weise Druck auf Kobel ausübte. Die Eintracht fokussierte sich in ihrer Pressingausrichtung häufig darauf, von links nach rechts im Bogen anzulaufen, um Schlotterbeck gezielt zu isolieren und den Aufbau über Can zu lenken.
Der ballferne Stürmer, hier Götze, schob meist etwas höher und isolierte dabei sowohl Kobel als auch den ballfernen Innenverteidiger Schlotterbeck. Dadurch war eine Zirkulation innerhalb der Torspielerkette effektiv unterbunden.
In der zweiten Linie agierte die Eintracht im 5-3-2 gegen den 2-4-Aufbau von Dortmund mit ballorientiertem Verschieben. Der Außenspieler rückte ballnah auf den Dortmunder Außenverteidiger heraus, während der ballferne Außenspieler einrückte, um das Zentrum zu mannorientiert zu sichern. Diese zentralen Mannorientierungen hielt die Eintracht äußerst eng – ein Ansatz, der sich auch in der Verteidigungslinie wiederfand.
Der ballferne Schienenspieler orientierte sich hingegen lose am Dortmunder Außenverteidiger auf seiner Seite, wobei bei möglichen Verlagerungen aggressives Herausrücken vorgesehen war. Dies sollte verhindern, dass Dortmund durch schnelle Seitenwechsel Zugriff auf die Halbräume gewann.
Dortmunder Zentrumsfokus schnell neutralisiert
Der BVB hatte mit der Spielweise der Eintracht gegen den Ball enorme Probleme. Besonders in der Anfangsphase versuchte Dortmund, über dynamisch abkippende Zentrumsspieler wie Nmecha und Groß Anspielstationen zu schaffen. Ziel war es, durch die Abkippbewegungen im Rücken der Mannorientierungen Tempovorteile zu generieren. Diese Ansätze sollten insbesondere ausnutzen, dass Götze beim Abstoß der Dortmunder immer wieder in einem weiten Bogenlauf ansetzte, wodurch Pässe ins Zentrum zunächst möglich erschienen. Über Ablagen, vor allem durch Groß, wollte Dortmund den initial isolierten Schlotterbeck einbinden, um anschließend gezielt das Spiel aufzubauen.
Trotz einer vielversprechenden Anlage scheiterte dieses Muster jedoch direkt in der ersten Minute: Ein ungenauer Pass von Kobel auf Groß, der nicht präzise in den ballnahen Fuß gespielt wurde, verhinderte die notwendige Weiterleitung mit dem ersten Kontakt. Die Eintracht nutzte diese Unsauberkeit, schaltete blitzschnell um und kam beinahe zur frühen Führung.
Diese Fehlpasssituation verdeutlichte (oder verfälschte sogar) das hohe Risiko-Nutzen-Verhältnis des Dortmunder Musters, wodurch es im weiteren Verlauf seltener angewandt wurde. Hinzu kam, dass Larsson und Shkiri die synchronen Abkippbewegungen der Dortmunder Mittelfeldspieler eng und aggressiv verfolgten, sodass Kobel zunehmend auf diese Option verzichtete.
Groß reagierte auf die Anpassungen der Eintracht und kippte fortan nicht mehr dynamisch ab, sondern positionierte sich systematischer etwas tiefer. Nmecha setzte die abkippenden Bewegungen hingegen weiterhin fort. Dadurch eröffnete sich für Groß zwar etwas mehr Raum, da Shkiri diese weiten Wege nicht immer mitging, doch Kobel suchte ihn weiterhin nur selten.
Lange Bälle statt flache Alternativen
Tendenziell tat sich Kobel zunehmend schwer, alternative Lösungen zu finden. Wie bereits im oben beschriebenen Beispiel agierte der nicht im Bogen anlaufende Stürmer, meist Ekitike, zunehmend höher, um den direkten Pass auf den Innenverteidiger – in diesem Fall Can – zu unterbinden. Dies gelang Frankfurt zunehmend gut, wodurch Kobel seltener flache Anspielstationen suchte und stattdessen verstärkt auf lange Bälle in die überladene letzte Linie setzte. Ein Problem, das dabei entstand, war jedoch das Abkippen der Zentrumsspieler: Der Zwischenlinienraum blieb nahezu unbesetzt, wodurch Frankfurt, begünstigt durch das fehlende Nachrücken der Dortmunder, deutlich besseren Zugriff auf den zweiten Ball erhielt.
Genau dieser Punkt war problematisch, denn Außenspieler Knauff nahm in der zweiten Pressinglinie häufig eine halbräumige Position ein, während Außenverteidiger Anton die volle Breite suchte. In dieser Konstellation hätte Anton durchaus über Can angespielt werden können – auch wenn der direkte Druck auf Can durch Ekitiké erfolgte. Aus seiner breiten Position hätte Anton das Spiel geschickt aufbauen können, um Frankfurts Pressing in der Breite auseinanderzuziehen. Zusätzlich wäre es ihm möglich gewesen, diagonale Pässe in die Spielfeldmitte zu spielen oder Ryerson in der Breite vor ihm zu integrieren. Diese Option wurde jedoch von Kobel oft nicht genutzt, was das offensive Potenzial von Dortmund in dieser Phase stark einschränkte.
Es wirkte jedoch auch so, als würde sich Anton teilweise zu hoch positionieren, was auch Can davon abhielt, den Pass zu spielen. Eine etwas tiefere Stellung und ein sicherer Passwinkel hätten hier wohl förderlicher wirken können.
Durch die vielen langen Bälle, das Fehlen eines konstruktiven Aufbaus aus dem eigenen Drittel und die frühen Fehler geriet der Rhythmus zunehmend auf die Seite der Frankfurter. Vermutlich würde man darüber anders sprechen, wenn Guirassy, der Zielspieler bei langen Bällen, einen besseren Tag in der Luft erwischt hätte, doch er gewann nicht einmal die Hälfte der Luftduelle. Die fehlende Besetzung bei zweiten Bällen verstärkte dieses Muster noch und beeinflusste das Spiel negativ. Es entwickelte sich ein Momentum, von dem Frankfurt profitierte.
Götze als tiefer Strippenzieher
Dieses Momentum spiegelte sich unter anderem in der Ballbesitzphase wider, die Frankfurt aus einem 2-3-3-2 oder 2-4-2-2 im eigenen Drittel aufbaute. Besonders auffällig war die aktive Einbindung von Trapp, wobei die Abstände zwischen ihm und den rotierenden Innenverteidigern bewusst groß gehalten wurden. Beim 2-3-Aufbau agierten zumeist Shkiri und Koch als Innenverteidiger, während beim 2-4-Aufbau Shkiri als zweiter Sechser aufrückte und Collins neben Koch in der Innenverteidigung spielte.
Die Breitenstaffelung war hierbei von besonderem Interesse, da Dortmunds erste Pressinglinie, bestehend aus Brandt und Guirassy, sich immer wieder unsicher zeigte, wann und wie Trapp angelaufen werden sollte. Die Fokussierung lag dabei klar auf den breit stehenden Innenverteidigern, was den Pressingweg auf Trapp verlängerte. Guirassy schob zwar situativ auf Trapp zu, presste jedoch nie konsequent durch, wodurch der Torspieler immer wieder viel Raum und Zeit für seine Aktionen hatte.
Das stellte sich auch als Schlüssel heraus, denn beim Ballspiel von Trapp suchte Götze relativ tiefe Bewegungen im Halbraum, um zusammen mit Kristensen ein 2v1 gegen Bensebaini zu bilden. Das funktionierte mehrfach erfolgreich: Götze konnte in dieser Halbraum-Position angespielt werden und dabei von seiner Pressingresistenz profitieren. Dies lag auch daran, dass Bensebaini Götze einerseits schlichtweg nicht konsequent anpressen konnte, da sich dieser mit seinem ersten Kontakt schnell und effektiv von ihm wegdrehte. Andererseits musste Schlotterbeck oft einen weiten Weg aufwenden, um herauszuverteidigen, was die Effektivität dieses Musters zusätzlich verstärkte.
Dieses Muster auf der rechten Seite diente nicht nur dem flachen Aufbauspiel, sondern wurde auch gezielt für lange Bälle von Trapp genutzt. Frankfurt bereitete sich darauf vor, indem Knauff sich zwischen Can und Bensebaini positionierte, um Zuordnungsprobleme zu provozieren. Im Anschluss suchte Trapp häufig Knauff als Zielspieler, während in der Ballung Götze und Kristensen sehr aggressiv ballorientiert nachschoben und auch die ballfernen Spieler etwas einschoben. Dadurch gelang es Frankfurt mehrfach, lange Bälle zu sichern. Allerdings war die Präzision von Trapps Zuspielen nicht immer optimal; und Knauffs Kopfballstärke war in diesen Szenen ebenfalls situativ begrenzt.
Nmechas Ambivalenz
Ein weiteres Problem für Dortmund war die Rolle von Larsson im 2-4-Aufbau der Frankfurter. Immer wieder konnte er als linker Sechser von Trapp angespielt werden, da sein direkter Gegenspieler, Nmecha, Larssons tiefe Positionierung nicht konsequent verfolgte. Stattdessen konzentrierte sich Nmecha darauf, den Zwischenlinienraum abzudecken, vermutlich mit dem Ziel, die Bewegungen von Götze zu kontrollieren – insbesondere dessen Dribblings ins Zentrum.
Diese Fokussierung führte jedoch dazu, dass Larsson häufig frei angespielt werden konnte. Der Druck von Nmecha kam in diesen Situationen entweder zu spät oder blieb vollständig aus. Allgemein schien Frankfurts flexibles Aufbauspiel darauf abzuzielen, die Mannorientierungen der Dortmunder gezielt zu manipulieren. So rückte beim 2-4-Aufbau der eigentlich als Außenspieler agierende Groß ins Zentrum, um Shkiri zu markieren, während Ryerson, normalerweise eher defensiv ausgerichtet, auf Theate vorschob. Dies ließ jedoch große Räume im Zwischenlinienraum entstehen, die Frankfurt wiederholt ausnutzen konnte.
Da Larsson einen exzellenten ersten Kontakt und präzise Aufdrehbewegungen besitzt, konnte er den entstandenen Freiraum effektiv nutzen. Häufig drehte er sich direkt auf und spielte mit dem nächsten Kontakt auf Götze, der sich infolge des Ballspiels in den geöffneten Raum löste. Diese Abläufe führten regelmäßig zu gefährlichen Situationen, wie etwa bei der Chance in der 22. Minute, als Götze diagonal in den Zwischenlinienraum schob und dann gepaarrt mit den in die Tiefe gehenden Brown, Ekitike und Knauff Tempo erzeugte.
Hinzu kam, dass Ekitiké sich infolge dieser Muster oft links ausscherte und Anton wiederholt im 1v1 band. Auf der gegenüberliegenden Seite war es häufig Knauff, der Schlotterbeck band und dadurch Kristensen das Durchschieben ermöglichte. Diese Fixierungen eröffneten insbesondere Brown Raum für nachschiebende Läufe im Halbraum. Gleichzeitig erhielten dribbelnde Spieler etwas mehr Zeit, wodurch zusätzliche Dynamik und Optionen für Frankfurt im Angriff entstanden – gepaart mit einer starken Präsenz in der Box.
2-4-Aufbau für mehr Druckherumspiel
Der 2-4-Aufbau bot sich auch durch die flacheren Außenverteidiger Kristensen und Theate besser für das Ausspielen der Mannorientierungen an, da neben den vertikalen Optionen auch Möglichkeiten entstanden, den Druck um die Flügel herum zu lösen. Besonders Kristensen stand hier im Fokus, da Gittens aufgrund von Shkiris zentraler Präsenz ebenfalls etwas eingerückt agierte. Dadurch eröffnete sich für Kristensen in der Breite viel Raum.
Diese enge Staffelung implizierte zudem einen sehr seitlichen Pressingwinkel von Gittens, wodurch Kristensen mit einem guten ersten Kontakt die Situation oft direkt überdribbeln konnte. Über diese Aktionen fand man regelmäßig den diagonal abkippenden Stürmer Ekitiké, der es ermöglichte, den Zwischenlinienraum gezielt zu attackieren. Teils wurde er auch direkt von Trapp gesucht, dann löste aber oft Bensebaini seine Mannorientierung auf und rückte aggressiv auf Kristensen auf, dementsprechend schwer tat sich der Frankfurter bei diesen direkten Anspielen.
Die Variante über die Innenverteidiger auf die flachen Außenverteidiger hätte etwas häufiger zum Einsatz kommen können, da das Spiel auf Étikité im Zwischenlinienraum eine klare Schwachstelle des BVB anvisierte – besonders wenn er schnell aufdrehen konnte und darauf direkte Tiefe über Brown und Knauff erfolgte. Das eigentliche Problem lag jedoch darin, dass Theate Schwierigkeiten hatte. Im Gegensatz zu Gittens auf der anderen Seite kam die Pressingrichtung von seinem Gegenspieler Ryerson sehr vertikal und der Druck war schnell, wodurch Theate oft nicht flach auflösen konnte und den Ball verlor. Daher wurde der Muser auf beiden Seiten weniger bespielt.
Umschalt-Fokus der Eintracht
Frankfurt zeigte über die gesamte erste Halbzeit hinweg gute bis sehr gute Ansätze aus den etablierten Mustern. Dennoch fehlte es bis zum 1:0-Führungstreffer in der 18. Minute weitgehend an Ruhe, und die Partie war geprägt von ungenutzten Chancen im sehr vertikal ausgerichteten Spielaufbau sowie von Ballverlusten.
Höhere Aufbauphasen blieben in dieser Phase selten, da Ballgewinne meist direkt vertikal nach vorne gespielt wurden. Diese Herangehensweise erwies sich grundsätzlich als sinnvoll, da über die schnellen Spieler in der Breite, den ballnah abkippenden Ekitiké (wie beim Führungstreffer) und die tiefen Bewegungen von Götze regelmäßig Probleme für den Gegner erzeugt wurden. Anschluss- und Nachrückbewegungen, insbesondere durch den ballfernen Außenverteidiger, zählten zu den großen Stärken der SGE. Zudem suchte Frankfurt gezielt die Räume hinter den hochstehenden Außenverteidigern des BVB, ähnlich wie Leverkusen, um diese Überladungen im Umschaltspiel auszunutzen.
Bei Ballgewinnen über Kristensen oder Theate wurde jedoch nicht blind der erste Pass nach vorne gesucht. Stattdessen griff man häufig auf den Rückpass zurück und ging über Trapp.
Entgegengesetzte Bewegungspärchen
Wenn man dennoch mal strukturiert höher aufbaute, so tat man es in einem 3-1-2-4 / 3-2-5-System auf. Dabei war es interessant zu beobachten, wie die Eintracht versuchte, Dortmund zu bearbeiten. Immer wieder – besonders nach Rückpässen auf Koch – kippte der Sechser Šhkiri plötzlich in die Verteidigungslinie ab. Dadurch wollte er seinen Gegenspieler Groß mitziehen, um Raum für Koch im Andribbeln zu schaffen. Dies gelang ihm auch anfänglich, da Dortmund im 5-3-2 zwar immer wieder das Pressing auslöste, aber Guirassy weiterhin das Problem hatte, dass er nie im Bogenlauf durchpresste und immer etwas vor Koch die Intensität herausnahm. Dadurch wurde dieses Andribbeln möglich.
In den letzten Monaten gab es immer wieder Probleme, über den Halbraum und das Zentrum zu Tiefe und Tempo zu kommen. Dieses Mittel stellte zumindest einen Teil einer Lösung dar und wurde durch das Suchen des Zwischenraums von Anton und Can durch Ekitiké ergänzt. Dies gelang einerseits durch Götzes Bindung beim Abkippen zu Anton und andererseits, weil sich der BVB mit den Übergaben in der Verteidigungslinie schwer tat. Schlotterbeck verteidigte häufig mit Fokus auf Ekitiké, der oft im Zwischenlinienraum agierte. Ekitiké suchte jedoch häufig diagonal die andere Seite, wodurch Übergaben erforderlich wurden. Diese waren aufgrund der frühen Festlegung auf Schlotterbeck nur bedingt möglich, da gleichzeitig Knauff Can band und Götze Anton isolierte. Allgemein sah man also je zwei Pärchen mit entgegengesetzten Bewegungen: Koch und Skhiri sowie Götze und Ekitiké.
Dementsprechend agierte Ekitiké oft frei in diesen Szenen, aber leider fand die Eintracht nur selten das direkte Spiel in die Tiefe. Vielmehr suchte man das Spiel, um Druck auf den abkippenden Götze auszuüben. Anton zeigte sich im Herausverteidigen jedoch sehr aggressiv und ließ Götze nur wenig Zeit, sodass ein Aufdrehen in die Breite in Richtung Brown kaum möglich war.
Allgemein tat man sich in der letzten Linie zunehmend schwer, über die Halbverteidiger Theate und Collins zu spielen, da diese meist von Brandt und Gittens aggressiv angelaufen wurden. Daher war man auf ballnahe Bewegungen angewiesen, die oft aus dem Zentrum von Larsson/Skhiri und in der Breite von Brown/Kristensen kamen. Das Spiel tendierte eher in die Breite, wobei die Außenspieler jedoch Probleme mit dem direkten Gegenspielerdruck aus dem Rücken hatten. Durch die fehlende Besetzung des Zentrums zwischen der letzten Linie und den Sechsern fehlte zudem eine Option für einen drucklösenden Pass im Zentrum.
Die Sechser Larsson und Skhiri suchten die Halbverteidiger durchaus erfolgreich, da gerade Larsson sich in diesen kleinräumigen Situationen wohlfühlt und das Spiel antreiben kann. Dies wurde jedoch zu wenig genutzt, vielmehr ging der Blick oft nicht ins Zentrum. Irgendwann fokussierte man sich darauf, durch Abkippbewegungen von Götze und Brown Anton und Schlotterbeck herauszuziehen, um so den ballnah verschiebenden Ekitiké (oder teilweise auch Knauff) tief und lang anspielen zu können. Diese Bälle unter Gegnerdruck litten jedoch oft an schlechter Präzision.
Erst Probleme, dann kommt Couto
Borussia Dortmund hatte in der ersten Halbzeit große Probleme im höheren Aufbau aus dem 3-2-4-1/3-2-5. Zwar gab es insgesamt einige Aufbauphasen im zweiten und letzten Drittel, doch diese blieben ohne Erfolg. Die Gründe hierfür lagen in mehreren Faktoren:
- Brandt und Gittens positionierten sich häufig zeitgleich tiefer im Halbraum, um für die Halbverteidiger Schlotterbeck und Anton direkt vertikal anspielbar zu sein. Theate und Collins verteidigten diese Bewegungen jedoch konsequent auf Sprung und verhinderten dabei größere Lücken im Rücken. Die vom BVB offenbar geplanten Läufe von Guirassy in diese Räume konnten so kaum zur Geltung kommen, wodurch Frankfurt die resultierenden langen Bälle meist problemlos verteidigte.
- Gittens hatte auf der linken Breite allgemein Schwierigkeiten, da Götze sich immer wieder tiefer fallen ließ, um ihn gemeinsam mit Collins zu doppeln. Infolgedessen tat sich Gittens in 1v1-Duellen häufig schwer, und Dortmund suchte ihn im letzten Drittel deutlich seltener als in den vorherigen Spielen.
- Ryerson wurde auf der anderen Seite zwar nicht gedoppelt und dementsprechend häufiger angespielt, hatte jedoch in den direkten Duellen (6 von 10 verloren; 15 Ballverluste) gegen Brown immer wieder Schwierigkeiten und musste häufig auf den Rückpass zurückgreifen.
- Bensebaini agierte ungewohnt im Halbraum in der letzten Linie, was ihm sichtbar Probleme bereitete. Mehrfach hätte er früher Tiefe andeuten müssen, um dynamischer agieren zu können. Insgesamt zeigte er deutliche Schwächen im Scanning und in der Einschätzung, wann er sich anbieten oder sich vom Gegenspieler lösen sollte. Zwar schob er immer wieder diagonal in die Breite, um Gegenspieler mitzuziehen und Räume für Gittens für inverse Dribblings zu öffnen, doch diese Situationen konnten selten effektiv genutzt werden.
- Die Zentrumsspieler Groß und Nmecha ließen sich regelmäßig vor die Pressinglinie fallen, wodurch Dortmund situativ in einem 4-1-4-1 agierte, um eine Überzahl in der ersten Aufbaulinie gegen das 5-3-2 von Frankfurt zu schaffen. Diese Überzahl konnte jedoch nur eingeschränkt ausgespielt werden, da Frankfurt insbesondere durch Ekitiké wiederholt erfolgreich die ballferne Seite isolierte. Dadurch wurde die Progression in der Verteidigungslinie unterbunden, während gleichzeitig die Passoptionen in der Breite durch konsequente Mannorientierungen stark eingeschränkt blieben.
- Verlagerungen auf die ballferne Seite zum Schienenspieler blieben gegen die breite Fünferlinie von Frankfurt wenig effektiv, da man häufig zu langsam war und zu wenig kollektiv nachschob. Dies führte dazu, dass der ballferne Schienenspieler oft isoliert war und in solchen Szenen der Ball häufig verloren ging.
Dementsprechend musste in diesem Bereich eine Änderung vorgenommen werden, und Nuri Şahin brachte Couto für Bensebaini. Couto agierte fortan in der rechten Breite, während Ryerson auf die linke Seite rückte und Gittens in den linken Halbraum ging. Allgemein agierten nun die Halbverteidiger breiter, und Groß schob immer wieder als zweiter Innenverteidiger etwas tiefer und früher als noch in der ersten Halbzeit ein – Schlotterbeck agierte infolge dieser Muster breiter.
Frankfurt wählte in der zweiten Halbzeit einen deutlich kompakteren 5-4-1-Block mit Ekitiké als alleinigen Stürmer, der den tieferen Sechser (meist Groß) markierte und hin und wieder auch locker Can anpresste. Schlotterbeck wurde dabei nicht wirklich angelaufen, wodurch er immer wieder andribbeln konnte. Sie taten sich aber dennoch immer wieder schwer, da einerseits der Außenspieler im 5-4-1, Götze, immer wieder aus der Kompaktheit den diagonalen Passweg auf Gittens blockierte. Gleichzeitig war auch der Abstand auf den direkten Gegenspieler, Außenverteidiger Ryerson, immer so gering, dass Schlotterbeck diesen – besonders zu Beginn der 2. Hälfte – oft nicht anspielte. Das war eigentlich schade, denn mit einem guten ersten Kontakt hätte Ryerson Götze überdribbeln und anschließend Gittens ins 1v1 gegen Kristensen schicken können.
Zudem suchte Dortmund in der ersten Halbzeit vereinzelt Guirassy im Zwischenlinienraum, doch das wurde im 5-4-1 effektiv verhindert, da Skhiri den Deckungsschatten beim Ballspiel von Schlotterbeck auf den Stürmer hielt und ein Anspiel dadurch nicht mehr möglich war. Daher musste zu Beginn meist der Rückpass gesucht werden – erst zu Ende der Partie spielte man Ryerson an und brachte so auch Gittens besser ins Spiel.
Auf der anderen Seite tat man sich hingegen direkt deutlich einfacher als in der ersten Halbzeit, denn Couto wirkte im 1v1 gegen Brown deutlich aktiver als noch Ryerson. Meist agierte er ballnah etwas tiefer und setzte nach dem Anspiel von Anton mit dem ersten Kontakt direkt eine gute Aufdrehbewegung, um dann Brandt zu suchen, der in diesen Momenten in der Breite durchschob. Außerdem kam der Gegenspielerdruck von Brown oft nicht direkt, was Couto gefährlich ausnutzte, indem er im höheren Aufbau häufig den tiefgehenden Guirassy über einen Chip-Ball einsetzen konnte – so entstand bspw. die Chance in der 60. Minute. Das war auch möglich, weil Brandt immer wieder Theate aus der Fünferlinie zog, wodurch Guirassy im Zwischenraum durchschieben konnte.
Zudem hatte er bei Seitenverlagerungen einen deutlich positiven Effekt durch seinen extrem guten ersten Kontakt und suchte in diesen Szenen dann oft sofort das Dribbling gegen Brown, der immer wieder Probleme hatte, den Kontakt im Zweikampf zu finden. Auch zeigte sich eine Veränderung in der Breite, was das Einsetzen von nachrückenden Spielern betraf, denn Nmecha agierte in der zweiten Halbzeit etwas höher halbrechts, um für Couto erreichbar zu sein, und er fand ihn dann auch mehrmals. Auch Groß orientierte sich immer mehr auf die ballnahe Seite gegen Ende des Spiels und konnte mehrmals am Strafraumrand eingesetzt werden. Diese Anspiele wurden tendenziell jedoch gut von der Eintracht unterbunden, indem die direkten Gegenspieler sofort den Zweikampf suchten oder im sehr hohen Aufbau aus der Fünferlinie heraus verteidigten.
Die Schlussphase
Gegen Ende der Partie kam dann noch Karim Adeyemi für den rechten Halbraum. Tendenziell wäre ein Duo aus einem Couto in der Breite, der im Halbraum einen durchschiebenden Adeyemi einsetzen kann, genau das, was Dortmund in dieser Partie gebraucht hätte. Aber für mich wirkt diese Einwechslung in der 71. Minute fast etwas zu spät. Zwar schob Adeyemi zwar beim Ballspiel von Couto immer wieder durch, orientierte sich dabei jedoch zu nahe an Gegenspieler Theate. Tendenziell hätte er weiter ausscheren müssen, um sich vom direkten Gegenspieler zu lösen und in der Tiefe eine Option zu bieten – so war er isoliert.
Dortmund brachte am Ende noch Beier und Reyna für Nmecha und Ryerson und öffnete sich immer weiter hin zu einer totalen Offensive. Teils war nur Schlotterbeck als Restverteidiger vorhanden. Direkt in eine Druckphase Dortmunds fiel nach einem Konter das 2:0 für Frankfurt. Die Frankfurter verteidigten am Ende immer tiefer aus dem 5-4-1 – situativ 6-3-1 – während Dortmund immer weiter öffnete und immer ballnaher verschob. Besonders die Räume in der Breite blieben auch zum Ende eine extreme Schwachstelle, die schließlich auch zum 2:0 nach Ballverlust führte.
Fazit
Ein hochintensives Spiel mit viel Hin und Her, zahlreichen Zweikämpfen durch die Mannorientierungen und mehreren Wenden. Tendenziell steht jedoch auch auf beiden Seiten nicht ausgenutztes Potenzial, während Frankfurt vor allem aufgrund des immer wieder Umschaltens in die Breite gegen die aufgerückten Schienenspieler schlichtweg den Trumpf schlechthin in der Hand hatte. Şahin muss sich tendenziell fragen, ob nicht das Thema Restverteidigung oberste Priorität in der kommenden Trainingswoche und für die anstehende englische Woche haben sollte. Vermutlich steht auf dieser Prioritäten-Liste aber auch, dass es erneut ein Spiel war, in dem man gegen einen kompakten Block deutliche Probleme hatte; durch den frühen Treffer von Eintracht musste man zwangsläufig im Großteil des Spiels gegen einen eben solchen spielen und hatte damit seine Probleme.
Erst in der zweiten Spielhälfte bzw. insbesondere in der Endphase wurde das Spiel etwas schneller, offener und ansprechender für den BVB – was vor allem am eingewechselten Couto lag. Mehrmals fragte ich mich in der zweiten Hälfte, was wäre, wenn dieser Couto von Beginn an gespielt hätte – wenn Bensebaini nicht positionsfremd als Halbraumstürmer eingesetzt worden wäre? Dennoch ist es mehr als ein „Wäre“, was in diesem Spiel entscheidend war. Das zeigen auch die Daten: Dortmund hatte nur 0,89 xG und die Eintracht 1,70 (Opta) – was durchaus eine Ansage ist.
MX machte sich in Regensburg mit seiner Vorliebe für die Verübsachlichung des Spiels einen Namen. Dabei flirtete er mit der RB-Schule, blieb aber heimlich immer ein Romantiker für Guardiolas Fußballkunst. Aktuell ist er als Analyst in einem NLZ tätig.
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