Kompakt-Analyse: Valencia-Real 1:2 – ND

An Weihnachten lagen für die Fans des FC Valencia nicht nur Geschenke unter dem Baum, sondern auch im Estadio Mestalla: Carlos Corberán wurde als Nachfolger von Rubén Baraja verpflichtet. Für etwa 3 Millionen Euro holte Valencia den Spanier von West Bromwich Albion. Dort hatte Corberán nach 22 Spieltagen mit 35 Punkten den 7. Platz in der Tabelle belegt.

Der ehemalige Assistent von Marcelo Bielsa machte sich besonders durch seine taktische Flexibilität einen Namen: Corberán bevorzugt einen ballbesitzorientierten Stil (durchschnittlicher Ballbesitz: 54 %), passt seine Herangehensweise jedoch stets an den Gegner und die jeweilige Spielsituation an. Ein Beispiel hierfür war der Sieg gegen Tim Walters Hull City, bei dem West Brom mit nur 33 % Ballbesitz erfolgreich blieb. Häufig setzt Corberán auf Formationen wie 4-3-3 oder 4-2-3-1.

Seine Mannschaften zeichnen sich zudem durch aggressives Pressing und eine hohe Intensität im Spiel gegen den Ball aus – oft inspiriert von Bielsa mit einem Mann-gegen-Mann-Ansatz und einem zusätzlichen Spieler (+1) in der letzten Linie.

In seinem ersten Spiel als Valencia-Trainer wartet direkt eine der härtesten Herausforderungen, die der Fußball bereithält.

Die beiden Mannschaften in ihren Grundformationen

Der Spielaufbau der Valencias

Valencias tiefer Spielaufbau im 533

Valencia setzte im tiefen Aufbau auf eine 5-3-3-Formation, während Real Madrid in der ersten Halbzeit auf ein hohes Zustellen im 4-2-3-1 setzte. Allerdings pressten die Madrilenen nur sporadisch, was Tarrega und Mosquera häufig die Möglichkeit gab, anzudribbeln und das Pressing gezielt zu locken.

So auch in dieser Szene: Tarrega dribbelt einige Meter an, bevor Bellingham das Pressing auslöst. Mit dieser Pressingauslösung stellt Valencia eine Raute her, um dem Ballführenden mehrere Optionen zu öffnen.

Aufgrund des Drucks von Bellingham muss Tarrega jedoch seine Körperstellung anpassen, wodurch der Pass zu Guerra nicht mehr möglich ist. Guerra reagiert darauf, indem er sich weiter auf den Flügel bewegt und seinen Gegenspieler mitzieht. Dadurch entsteht zusätzlicher Raum für Barrenechea, der bereits freisteht. Dieser steht unbedrängt, weil Bellingham das Pressing auf den Innenverteidiger startet, statt Mbappé, der eigentlich der nominelle Stürmer ist und daher das Pressing starten sollte, umso keinen Spieler zuverschwenden.

In dieser Szene können sie den freien Barrenechea durch das Spiel über den dritten finden, dieser kann nun in den freien Raum aufdrehen und den Ball bis in die gegnerische Hälfte schleppen.

Wenn es Valencia gelingt, das Pressing der Madrilenen zu überspielen, zeigt sich vor allem ein Leitmotiv: gegenläufige Bewegungen.

Im Zentrum sah dies häufig wie folgt aus:

Hugo Duro kommt entgegen, und der Rechtsaußen Diego Lopez startet diagonal in seinen Rücken, doch nur selten wurden diese Momente nicht ausgespielt. Insgesamt war das Spiel Valencias von vielen suboptimalen Entscheidungen und technischen Fehlern geprägt – auch in dieser Szene.
Barrenechea nutzt die gegenläufige Bewegung zwar nicht, hat jedoch eine andere Idee:

Durch den angedeuteten Lauf von López zieht dieser Mendy mit sich, was einen großen Raum auf dem Flügel für Guerra öffnet. Da Valverdes Position einen direkten Pass auf die Außenbahn verhindert, spielt Barrenechea zunächst Foulquier an. Valverde reagiert sofort und schiebt aggressiv auf den Ballführenden.

Doch durch seine schlechte Körperstellung kann er den Ball aber nicht direkt auf den Flügel spielen, auch für einen direkten Klatschball auf Barrenechea, der nun Guerra anspielen könnte, benötigt er zu lange. Bellingham kann nachrücken und Valverde kann den Passweg zu Guerra schließen, wodurch auch diese aussichtsreiche Szene verpufft.

Ein weiteres häufig genutztes Muster der gegenläufigen Bewegung zeigte sich auf dem linken Flügel: Hier ließ sich Rioja oft entgegenkommend breit fallen, um seinen Gegenspieler möglichst weit wegzuziehen. Da Hugo Duro in der Mitte beide Innenverteidiger beschäftigte, öffnete sich ein großer Raum zwischen dem gegnerischen RIV und dem RV, der von André Almeida, dem nachstoßenden LZM, belaufen wurde.

In dieser Szene reagiert Almeidas Gegenspieler leicht verzögert, wodurch Almeida den tiefen Ball behaupten kann. Anschließend dringt er bis zur Grundlinie vor und schlägt eine Flanke an den zweiten Pfosten, wo jedoch kein Abnehmer bereitsteht

Dynamikwechsel in der zweiten Halbzeit

Mit dem Seitenwechsel änderte sich die Dynamik des Spiels komplett. Während Valencia in der ersten Halbzeit variabel zwischen einem 1-4-4-2, 1-5-3-2 und 1-5-4-1 agierte und zwischen Abwehr- und Mittelfeldpressing wechselte, fanden sie sich in der zweiten Halbzeit fast ausschließlich in einem 5-4-1-Abwehrpressing wieder. Dies lag nicht nur an Valencias Matchplan, sondern vor allem an Real Madrid, die in der Pause auf ein sehr mannorientiertes Angriffspressing umstellten. Durch dieses Pressing zwang Real Valencia zu zahlreichen (Aufbau)-Fehlern (z. B. vor dem 1:2 und dem Elfmeter) und drückte sie tief in die eigene Hälfte, aus der sie kaum noch herauskamen.

Ein Malus im Defensivspiel Valencias war ihr Verhalten bei Madrider Überladungen der linken Seite. Häufig verteidigte Valencia auf der überladenen Seite in Gleichzahl oder sogar Unterzahl, während sie auf der ballfernen Seite in Überzahl standen.

Beispielhafte linksseitige Überladung

In vielen solcher Situation agierte Valencia in einem 6-gegen-6 auf der linken Spielfeldhälfte. Doch durch die immense Qualität und die gut abgestimmten Bewegungsmuster von Real Madrid in Überladungen gelang es den Madrilenen immer wieder, gefährliche Szenen zu kreieren.

Ein Beispiel zeigt sich in dieser Szene:

Mendy, Bellingham, Mbappé und Rodrygo bieten Läufe an, ziehen dadurch die Gegenspieler weiter nach hinten und öffnen Vinícius die Möglichkeit, ins Zentrum zu dribbeln oder Mendy tief zu schicken.

Vinícius entscheidet sich für das Dribbling ins Zentrum, spielt auf Bellingham, der den Ball behauptet und auf den von außen nach innen eindringenden Mbappé weiterleitet. Allerdings stand Mbappé knapp im Abseits.

Auch das 1:1 fiel nach einem ähnlichen Muster: Eine Überladung der linken Seite, kombiniert mit Pässen in Überzahl und einem von außen nach innen eindringenden Lauf, diesmal von Modrić.

Die in der Einleitung erwähnten Stärken, wie die taktische Flexibilität und das intensive Pressing, waren dennoch erkennbar, was den Fans von Valencia wieder Grund zur Hoffnung gibt. Real Madrid hingegen festigt nach einem für ihre Verhältnisse holprigen Saisonstart immer mehr ihre Form. Es gelingt zunehmend, die Superstars effektiver in Kombinationen und gefährliche Angriffe einzubinden.

Fazit:

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass Carlos Corberáns Einstand auf jeden Fall Hoffnung macht. Gegen eine der besten Mannschaften der Welt zeigte Valencia gute Ansätze, stand sich aber oft selbst im Weg. Gleichzeitig muss man festhalten, dass Valencia auf die Überladungsmomente von Real Madrid nicht optimal vorbereitet war

Die in der Einleitung erwähnten Stärken, wie die taktische Flexibilität und das intensive Pressing, waren dennoch erkennbar, was den Fans von Valencia wieder Grund zur Hoffnung gibt. Real Madrid hingegen festigt nach einem für ihre Verhältnisse holprigen Saisonstart immer mehr ihre Form. Es gelingt zunehmend, die Superstars effektiver in Kombinationen und gefährliche Angriffe einzubinden.

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