Manchester City – Wigan Athletic 3:0
Dieses Wochenende trat Wigan gegen Manchester City an, welche sich in beeindruckender Form zeigen. In einem überaus fairen Spiel mit insgesamt nur 15 Fouls kann man Wigan nur ein Kompliment machen, dass sie nicht mit ruppigen Attacken den Gegner aus dem Spiel nehmen wollten. Doch Lob hin oder her, am Ende reichte es nicht für eine Überraschung und die Citizens trugen einen nie gefährdeten Sieg davon.
Wechselwirkung der jeweiligen Formationen
Die Gäste traten mit einem sehr engen 4-3-3-System an, wo Di Santo und Moses über die Außen kamen, während Rodallega einen sehr tiefen und mitspielenden Stürmer darstellte. Boyce und Figueroa auf den Außenverteidigerpositionen spielten sehr offensiv, insbesondere Boyce über rechts versuchte das Loch in der Formation Citys auszunutzen, was allerdings nie effektiv gelang. Im Zentrum stand man sehr kompakt, drei Spieler teilten sich verschiedene Aufgaben, Watson und Diame sicherten das defensive Zentrum, während McArthur halbrechts minimal höher agierte, um hier den Raum zwischen Silva und Clichy abzudecken, was nicht immer gelang. Alles in allem war das System ein riskantes, aber in der Theorie passendes, um der Offensive der Hausherren Paroli zu bieten.
City trat wieder in einem stark asymmetrischen System an, der nominelle linke Flügel Silva agierte wie gewohnt als Spielmacher und die linke Seite verwaiste. Tevez ersetzte im Sturm Dzeko und begann neben Sergio Agüero, während Milner auf der Doppelsechs der neue Partner für Yaya Toure statt Gareth Barry war. Die Viererkette war die übliche Stammformation mit Clichy und Richards auf den Seiten, während innen Lescott mit Abwehrchef Kompany begann. Johnson rückte im rechten offensiven Mittelfeld ins Team und agierte als tiefer inverser Flügelspieler, was wohl seine Idealposition darstellt, da er seine Dynamik, seine Flexibilität und seine Stärke im Dribbling aus der Tiefe gut einbringen kann, dazu kommt, dass er mit Richards einen guten Partner zum Hinterlaufen hat.
Von Beginn an war Manchester City die überlegene Mannschaft und es entwickelte sich ein Spiel auf ein Tor. Wigan konnte einige Konter setzen, dennoch war man im Chancenverhältnis mit 26:11 deutlich unterlegen. Neben der individuellen Qualität Citys waren einige weitere taktische Punkte für das 3:0 auschlaggebend, beim ersten Tor war es beispielweise eben diese tiefe Rolle Johnsons und seine Spielweise, die das 1:0 ermöglichten. Das zweite und dritte Tor hatten viel mit der Einwechslung Nasris zu tun, der noch mehr Kreativität ins Spiel brachte und zusammen mit Silva die Tore einleitete bzw. vorbereitete.
Pärchenbildung: Clichy und halblinker hängender Stürmer
Einer dieser Faktoren war, dass Clichy sehr fleißig den linken Flügel im Alleingang beackerte und mit zahlreichen Vorstößen nicht nur Breite ins Spiel brachte, sondern auch eine Anspielstation für den halblinken Stürmer darstellte. Die Rolle dieses hängenden Stürmers wurde abwechselnd von Silva und Agüero markiert, dieses Wechselspielchen entledigte sie nicht nur jeglichen Versuchen einer Manndeckung, sondern verschaffte ihnen generell mehr Raum – wenn man einen doppeln wollte, wurde immer das Zentrum oder die Seite für den anderen geöffnet. Clichy stieß also nach vorne und einer der beiden hatte den nötigen Raum, um von ihm den Ball zu erhalten oder einen Doppelpass zu spielen. Hier war die Rolle Tevez‘ ebenso wichtig wie die Aufstellung Milners im zentralen Mittelfeld, da beide mehr Dynamik mitbringen als Dzeko respektive Barry und deshalb das Pressing und das Absichern schneller und effektiver vonstatten geht.
Milner rückte oftmals in den halblinken Raum und bot eine sichere Anspielstation für die offensiven auf Linksaußen, ebenso sicherte er die Vorstöße von Clichy ab und half beim Spielaufbau mit. Eine aggressivere Mannschaft hätte ihn sicherlich vor einige Probleme gestellt, doch gegen Wigan war dem nicht so und mit Tevez gab es einen Spieler, der das Offensivspiel der eigenen Mannschaft auch in die Tiefe zog oder bei Ballverlusten fleißig nachsetzte.
Man darf Mancini ein Kompliment für diese Asymmetrie auf dem linken Flügel machen, da man nicht nur defensiv einigermaßen sicher stand, sondern dem offensiven Spielern Räume schaffen konnte.
Das Pärchen Micah Richards/Adam Johnson und wie sich dies auf Dzeko auswirkte
Auf der rechten Seite agierte man nicht so fulminant, wie auf der gegenüberliegenden, dennoch war es taktisch ebenso interessant und komplex. Richards konnte dank Johnson seine Offensivläufe sehr gut timen, da letzterer seine Rolle nicht nur invers, sondern auch klassisch verkörpern kann und sogar imstande ist, dass er für den aufgerückten Richards absichert. Bei dieser Variante wurde zwar die Viererkette in der Abwehr gesprengt, aber im Mittelfeld wurde der Raum in Ballnähe immer dicht gemacht und man konnte sich aktiver gegen Konter zur Wehr setzen.
Hier darf Tevez nicht vergessen werden, der durch seine aggressive Spielweise berühmt-berüchtigt ist und einer der besten Pressingspieler der Spieler ist. Einerseits machte er mit intelligenten off-the-ball-runs Räume im Zentrum auf, andererseits attackierte er bereits weit vorne oder nach Ballverlusten in der Offensive und ermöglichte so ein Spiel mit einem inversen Winger, zwei Stürmern und einem sehr offensiven Spielmacher, der vor einer offensivstarken Doppelsechs agiert. Dies war einer der Gründe, wieso Dzeko in diesem Spiel nicht denselben Effekt gebracht hätte, da er das Zentrum vorne verdichtet und Räume für Agüero genommen hätte. Ein Nachweis dafür zeigt sich darin, dass Nasris Einwechslung für Tevez die Stürmer noch tiefer positionierte und noch mehr auf den spielerischen Aspekt Rücksicht nahm, was dann mit zwei Toren belohnt wurde.
Toure und Milner – Mancinis Weg zur totalen Offensive?
Mit der offensiven Doppelacht in Person von Yaya Toure und Milner steigerte Mancini die Offensivkraft nach den letzten Spielen ein weiteres Mal. Einerseits erlaubte man mehr Geschwindigkeit beim Umschalten und Pressen, mehr spielerische Qualität im Spielaufbau und natürlich eine verbesserte Absicherung für Silva und Clichy. Letzteres zeigt sich besonders gut bei den Heatmaps, denn nicht nur Milner war vorrangig links zu finden, sondern auch Toure:
Dies hatte als Ursache, dass Johnson auf rechts gute Defensivarbeit leistete, während Clichy auf links sehr offensiv agierte und Silva oder Agüero ebenfalls nach links zogen und deshalb nicht nur Milner, sondern eben auch sein Partner Toure im linken Mittelfeld absicherten.
Wigans offenes System
Wie erwähnt zeigte sich Wigan teilweise sehr offensiv und beeindruckte mit seiner unorthodoxen Reaktion auf das System von Manchster City. Da der rechte Verteidiger keinen direkten Gegenspieler hatte und der linke Verteidiger mit Johnson einen sehr tief postierten Gegner hatte, spielten beide sehr offensiv, der Rechtsverteidiger Boyce war sogar nominell als Flügelstürmer auszumachen.
Ebenso gab es ein Loch zwischen dem zentralen Mittelfeld und der Innenverteidigung, was daran lag, dass die Innenverteidiger beim Attackieren des Mittelfelds der Citizens nicht teilnahmen und lieber in der Tiefe absicherten, was einige Zeit überraschend gut lief, obwohl man Silva und Co. oftmals zu viel Raum und dadurch Torchancen gewährte. Dennoch konnte man zumindest die qualitative Anzahl der Torchancen etwas senken, da man den Strafraum effektiver verteidigen konnte.
Fazit
In einem unterhaltsamen Spiel zeigte sich Manchester City abermals sehr stark und lässt auf eine spielerisch attraktive Zukunft hoffen. Einmal mehr hat man seine Mannschaft offensiver gemacht und gewann mit drei Toren und zu Null gegen das Team von Wigan, welches spielerisch unterlegen war, taktisch aber einige gute Ideen zeigte.
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