Liverpool FC – Arsenal 5:1
Liverpool zerstört Arsenal. Unsere Analyse lobt Arsenal dennoch. Natürlich nicht.
Zwei sehr frühe Tore …
Schon nach zehn Minuten führte Liverpool vor heimischem Publikum mit 2:0. Beide Male war es Abwehrmann Martin Skrtel, der nach einem Standard seine Mannschaft in Führung brachte. Dabei waren beide Treffer relativ billig, die man vermutlich sehr einfach hätte vermeiden können. Beim ersten Treffer war es ein Freistoß von Gerrard, bei dem Arsenals Abwehrlinie am Strafraum stand und zu viel Raum zum Torwart frei ließ. Liverpools Spieler starteten in die Tiefe und die Flanke kam unpassend für Arsenal als auch für Arsenals Torwart; stellt man sich jedoch tiefer und verteidigt nach vorne, würde sowas beispielsweise nicht passieren können.
Auch eine bessere Staffelung, besseres Verfolgen der Gegenspieler (klingt leichter als man glaubt) und bessere Abstimmungen hätten geholfen. Ähnliches war nämlich auch beim zweiten Tor zu sehen, wo Skrtel nicht gedeckt wird, aber auch die Räume nicht verschlossen sind. Skrtel läuft dann diagonal in Richtung Strafraummitte und erhält dort eine Flanke. Doch mit dem 2:0 im Rücken begann das wirkliche Spiel erst.
… und dann noch zwei ziemlich frühe
Die zwei nächsten Treffer waren keine Standards, sondern zeigten die folgende Spieldynamik symbolisch auf. Beim Treffer von Sterling war es ein schöner Angriff nach Balleroberung, beim Tor von Sturridge ein toller Pass Coutinhos, welche beide als „Tore nach Kontern“ in die Statistik eingehen dürften. Liverpool presste nicht mehr so hoch wie zu Spielbeginn, sondern konzentrierte sich nun auf ein Mittelfeldpressing, mit welchem Arsenal massive Probleme erhielt. Neben dem defensiven Umschalten hatte Arsenal auch im Offensivspiel einige Schwachpunkte.
Defensiv spielte Liverpool nämlich in einem 4-1-4-1, welches Arsenal weder mannschaftstaktisch noch strategisch oder gruppentaktisch ordentlich bespielen konnte. Besonders problematisch waren dabei die Staffelungen im zentralen Mittelfeld und auf den Flügeln. Die Außenverteidiger standen in der ersten Phase des Aufbauspiels phasenweise zu tief, wodurch Liverpools Außenstürmer sehr gut Druck ausüben konnten und die Verbindungen auf dem Flügel Arsenals zu Bruch gingen. Andererseits rückten die Außenverteidiger auch zu weit nach vorne, wodurch sie wiederum kaum anspielbar waren, sich teilweise selbst isolierten und zusätzlich noch für große Konterräume für Liverpool sorgten.
Ähnliches in weniger offensichtlicher, dafür aber noch häufigerer Ausprägung gab es im Mittelfeld zu beobachten. Arteta bewegte sich viel zwischen den Innenverteidigern, durchgehend ordentlich aufgefächert wurde allerdings nicht. Problematisch war aber auch eher die Bewegung Artetats im Verbund mit jener von Wilshere und Özil. Oftmals stand einer der beiden – zumeist natürlich eher Wilshere als nominell zweiter Sechser – neben Arteta. Liverpools 4-1-4-1 sorgte für große Kompaktheit im Mittelfeld und Arsenals Sechser fanden keine Passoptionen nach vorne.
Die Achter Liverpools rückten viel und oft heraus, wodurch sie Druck ausübten und Arsenal zur Ballzirkulation zwangen. Özil hatte immer einen Akteur in seiner Nähe, wodurch er ebenfalls kaum ins Spiel fand. Tauschten Özil und Wilshere die Position, blieb das Problem bestehen. Es gab keine Auffächerung im Zehnerraum, um Giroud oder die Flügelspieler einzubinden und sich in die offenen Halbräume Liverpools zu positionieren.
Dadurch standen die Reds überaus kompakt, ließen kaum Räume offen und konnten gefahrenlos auch kurzzeitig passiv sein, ohne instabil zu werden. Nach Balleroberungen hatten sie viel Raum zum Kontern und konnten mit ihren schnellen Akteuren in der offensiven Dreierreihe (Sterling, Sturridge, Suarez) Fahrt aufnehmen. Liverpools 4-1-4-1 lässt sich hierbei auch als 4-3-3 definieren und wir wollen es kurz unter die Lupe nehmen.
Liverpool dominiert im 4-1-4-1-/4-3-3
Auch wenn es defensiv meistens ein klar erkennbares 4-1-4-1 war, so hatten Liverpools Spieler eine 4-3-3-Rollenverteilung. Interessant war diese auch im zentralen Mittelfeld: Gerrard spielte einmal mehr als tiefster Mittelfeldspieler vor der Abwehr, kippte im Aufbauspiel einige Male ab, war hauptverantwortlich für die Ballzirkulation und agierte als eine Art Mittelfeldlibero hinter den beiden beweglichen Achtern im Defensivspiel. Diese beiden Achter wurden von Henderson und Coutinho gebildet.
Beide sind hierbei als kombinationsstarke Spieler anzusehen, wobei Coutinho über seine Wendigkeit, Kreativität und Spielstärke kommt, während Henderson noch etwas körperlicher und spielintelligenter in seinem Bewegungsspiel agiert. Defensiv orientierten sich kurzzeitig mannorientiert aus dem 4-1-4-1 heraus, ließen dann gelegentlich mit ihrem Herausrücken auf die gegnerischen Sechser ein 4-3-2-1 entstehen und offensiv sorgten sie für ein schnelles Umschaltspiel, an welchem sie sich situativ ebenfalls mit schnellen Vorstößen beteiligten. Ähnlich praktizierte auch Cissokho und Flanagan auf den Flügeln ihre Ausflüge nach vorne.
Interessanter war die Rollenverteilung im Sturm. Die Flügelstürmer zeigten eine tolle Abstimmung im Konter- und Offensivspiel. Dabei gab es auch viele positionelle Wechsel zwischen Sturridge und Suarez, wo einer für den anderen mit einrückenden Läufen Platz schuf, während der vorherige sich fallen ließ, im Zehnerraum als Anspielstation fungierte und von dort die offenen Räume wegen es schwachen defensiven Umschalten Arsenals nutzen konnte. Sterling auf links ergänzte diesen Angriff und sorgte mit einrückenden Läufen und schnellen Sprints ebenfalls für Gefahr. Arsenal, die in Umschaltmomenten oftmals in einem 2-4 bzw. 4-2 standen, hatten bis auf einzelne gute Aktionen von Koscielny und Mertesacker sowie Glück im Spiel auf Abseits kaum eine Chance gegen diese Konter.
Auch das im Pressing agierende 4-4-2 Arsenals wirkte unkoordiniert und wurde in einzelnen Szenen chaotisch zu einem 4-1-3-1-1, das die Hausherren gut bespielten. Gleichzeitig ließ Liverpool kaum eine Chance zu, nutzte die Flügel und ihre (situativ sogar zockenden) Offensivspieler sowie deren Synergien um eine katastrophale Leistung Arsenals zu bestrafen; nicht nur defensiv, sondern auch offensiv. Krönung für den Geometrie- und Taktikfan war dabei eine Szene in der 8ten (?) Minute, als Liverpool kurzzeitig sogar in einem 4-6-0 stand.
Die Ausrichtungen blieben in der zweiten Hälfte überwiegend gleich. Arsenal hatte dann mehr vom Spiel, Liverpool war nicht mehr so intensiv und konsequent wie zuvor, sowohl im Pressing als auch im (teilweise extrem guten) Gegenpressing. Zahlreiche mögliche Konter- und Gegenkonterversuche hatte Liverpool nämlich in der ersten Halbzeit schon im Ansatz erstickt und sich selbst neue Chancen erspielen können. Dies gab es in der zweiten Halbzeit nicht mehr so durchgehend, dadurch schaffte es Arsenal später sogar auf den ersten Torschuss, blieb aber ähnlich anfällig bei Kontern Liverpools.
Fazit
Mit einem tollen Sieg zementiert Liverpool seine Ansprüche auf die Top-Four, während Arsenal sich schon besorgt fragen darf, ob es mit Meisterschaft was wird. Auch auf das Spiel gegen die Bayern darf man gespannt sein. Zeigt man sich im Aufbauspiel ebenfalls so ideenlos, bei gegnerischem Gegenpressing so anfällig und so unkompakt im Defensivspiel wie in dieser Partie, dann könnte es nicht die einzige Klatsche im Februar gewesen sein. Interessant: Arsenal hatte 150 Pässe mehr, aber weniger lange Bälle und mehr Flanken als Liverpool. Folge: Liverpool mit doppelt so vielen Schüssen und mehr Torschüssen als Arsenal Schüsse hatte.
Bei Liverpool muss man zwar noch abwarten, allerdings wirkt dieses 4-3-3 bislang potenziell sehr stark und insbesondere die fünf offensivsten Spieler sind hervorragend besetzt und organisiert. Da dies auch bedeutet, dass es wohl vermutlich keine Rückkehr auf das 3-5-2 geben wird, posten wir eine bislang zurückgehaltene Analyse zum Liverpooler System der Hinrunde in den nächsten Tagen.
32 Kommentare Alle anzeigen
Flotscho 2. April 2014 um 14:00
wann kommt die Liverpool-Analyse? 🙂
der_bräter 10. Februar 2014 um 10:02
Abgesehen von den taktischen Fragen, denen ich weitgehend zustimmen würde:
Ich fand Arsenal individuell z.T. einfach furchtbar schlecht! Özil, Wilshere, Ox, Arteta haben zeitweise fast einen Fehlpass an den nächsten gereiht, gefühlt jeden wichtigen Zweikampf verloren. Selbst mit Ball wirkten die Liverpooler gedanklich und körperlich schneller als Arsenal ohne Ball…das fand ich echt krass, das hab ich schon lange lange nicht mehr gesehen, dass eine Mannschaft einfach auch so viel schneller ist als Arsenal. Özil übrigens für mich sogar der schwächste Londoner, das war mal wieder ein Spiel, bei dem man sich fragt, ob in Brasilien nicht lieber Kroos oder Götze auf der 10 spielen sollten. Özil und die anderen individuellen Schwächen waren sicherlich nicht der einzige Grund an sich für die Niederlage, aber krass wars allemal.
Koom 10. Februar 2014 um 10:26
Soll kein Özil-Bashing-Thread werden, aber ich denke, das Özil ein Spieler ist, der in einer (taktisch wie moralisch) gut funktionierenden Mannschaft das Schwert ist, das den Gegner zerlegt – aber er rettet dir kein Spiel, wo es gerade mal nicht läuft, weil er selbst dann schnell die Schultern hängen lässt, seine Fehlerquote ansteigt etc. Er ist gewissermaßen zu abhängig von seinem Team, während es auch Spieler gibt, die auch bei einer schlechten Mannschaftsleitung „kämpfen“. Würde da speziell Ribery nennen, der selten dazu neigt, in einem Spiel abzutauchen, während es bei Özil durchaus immer wieder mal drin ist.
Ob Kroos oder Götze da jetzt wesentlich stärker sind? Fraglich. Kroos wird zwar durchaus zurecht immer wieder gelobt, aber bislang sind mir noch keine Spiele von ihm in Erinnerung, wo er eben „trotz“ seiner Mannschaft stark agiert hat und nicht „wegen“. Götze wird auf der 10 noch nicht stattfinden, weder bei den Bayern noch der N11. Ich denke, momentan will man lieber seine Offensivstärke nutzen, also eher „falsche 9“ oder Aussenposition.
Falls er in Form kommt nach seiner ewigen Pause, würde ich wohl Schweinsteiger auf die 10 stellen. Mag er nicht, kann er aber durchaus sehr gut.
blub 10. Februar 2014 um 13:34
Körpersprache wird überbewertet. Özil hat ja auch bei 4 Toren vorsprung hängende Schultern und nen schlurfenden Gang.
Spieler die sich (defensiv) sehr stark über zweikämpfe definieren oder (offensiv) stark über dribblings habens leichter so rüber zu kommen das sie sich „gegen die Niederlage stemmen“. [Jones @ Schalke] Das ein einzelner Spieler so ein Spiel mal komplett dreht ist sowieso ein Mythos.
Das andere ist die Spielweise, Özil ist da nicht so dominant veranlagt. Der versteckt sich lieber irgendwo in nem Halbraum und spielt dann einen hollywood-liken pass nach dem anderen. Da ist er aber einerseits auf die gute Fütterung angewiesen, andererseits auf richtiges Starten etc.
Kroos macht halt Ballzirkulation in Engen räumen. Wenn eh grad keiner nen Ball stoppen kann ist das halt nicht so geil.
Das da man meinst das Ribery das machen könnte ist halt wieder der unterschied vom Passer zum Dribbler. Beim Dribbler SIEHT man das einfach besonders gut wenn er was riskantes probiert. Wenn Kroos mehr und direkter die tödlichen Pässe versucht geht natürlich erstmal die Fehlpassrate hoch.
Koom 10. Februar 2014 um 13:52
Ok, wir sind in einem Taktikblog, da ist die Aussage mit der überbewerteten Körpersprache absolut richtig. Führen wir das auch nicht weiter aus. 🙂
Ribery ist IMO nicht nur Dribbler, sondern dabei auch sehr physisch, was den Effekt noch verstärkt. Ein solcher Dribbler kann (muss aber nicht) in solchen Spielen durchaus den Unterschied machen.
Um mal von den Offensiven wegzugehen: Martinez. Für mich DER Grund, weswegen die Bayern das CL-Finale gewonnen haben. Die gesamte Mannschaft (inkl. Schweinsteiger und Lahm) ging im Rausch der Dortmunder unter, nur Martinez stemmte sich dagegen, verteidigte Bälle mit seiner Pressingresistenz und spielte kluge Bälle nach vorne. Nach und nach belebte dieser Initialfunke dann die restliche Mannschaft, die bis dato keinen Stich machte.
Ergo kann man es auf pressingresistente, dominante Spieler herunterbrechen, die es IMO braucht, wenn es einer Elf in einem Spiel gerade nicht gut geht. Das muss kein „Leitwolf“ sein, wie man in Deutschland immer wieder bemüht, aber so ein Quarterback scheint mir für die schlechten Momente entscheidend zu sein.
Bernhard 10. Februar 2014 um 14:03
Boateng war der Grund,weshalb die Bayern das Finale gewannnen. Kaum Fehlpässe, sehr wenige Fehler generell, und wie er Lewandowski aus dem Spiel nahm, war einfach weltklasse. Nicht zu vergessen sein Freistoß, der Robbens Tor einleitete.
Eine nette Beschreibung Özils,findet man in der aktuellen Ballnah-Ausgabe, TE hat sich einige Gedanken zu ihm gemacht.
Und ich muss anfügen, dass Özil seit seiner Karriere bei Real Madrid genauer verfolgte, die besten Schnittstellenpässe der Welt spielt. In Mourinhos konter-orrientiertem Real war Özil einfach nur klasse.
LZ 10. Februar 2014 um 14:16
Für mich ist Mesut Özil von Anfang an überschätzt bis gar weit und zwar bei Vergleichen Reals sogar mit Zidane, viel zu weit überschätzt. Unbestritten sind seine Qualitäten mit dem linken Fuß vieles auf engem Raum einfach aussehen zu lassen und gezielt gute Pässe in Richtung Tor zu spielen. Das hat schon Genialität und Bewegungsfluss aber er ist und bleibt, trotz dem damaligen Nationalmannschaftsboom, immer noch ein guter Linksfuß mit Schwächen im Torabschluss. Für mich schon immer überschätzt und niemals 50 Millionen wert. Wo bleiben seine offensiv vertikalen Läufe? Wo bleibt seine spritzige Dynamik, unabhängig des Spielstands? Und die Stärke bei tiefstehender Abwehr (kette) mit 6er davor, mal einen 6er im 1 vs. 1 aussteigen zu lassen und zielstrebig via Fernschuss zu treffen? Nein Mesut Özil spielt lieber ab. Mir war das immer schon zu wenig, außer bei der WM gegen Kambodscha und Tadschikistan, wo selbst ein Heiko Westermann das Offensiv-Dribbling gewinnt.
CF 10. Februar 2014 um 14:20
„Um mal von den Offensiven wegzugehen: Martinez. Für mich DER Grund, weswegen die Bayern das CL-Finale gewonnen haben. Die gesamte Mannschaft (inkl. Schweinsteiger und Lahm) ging im Rausch der Dortmunder unter, nur Martinez stemmte sich dagegen, verteidigte Bälle mit seiner Pressingresistenz und spielte kluge Bälle nach vorne. Nach und nach belebte dieser Initialfunke dann die restliche Mannschaft, die bis dato keinen Stich machte.“
Laut ein paar Aussagen von Sammer soll Schweinsteiger seine Bewegungsmuster an das Pressing der Dortmunder angepasst haben. Dadurch wurde dieses ineffektiver, die Mannschaft konnte sich besser befreien und zeigte bessere Ansätze.
Sammer:“wir waren im Aufbauspiel schlecht, sie pressten gut, also schuf Bastian Schweinsteiger Überzahl im Aufbauspiel“
Würde Sammer da sogar zustimmen und sagen, dass dies der Hauptgrund war für den Aufschwung der Bayern im Finale. Ich persönlich finde es komsich, dass einige zentralen Mittelfeldspieelr extrem unterbewertet werden und andere viel zu stark gesehen werden. Sie bekommen auf einmal Fähigkeiten zu gesprochen die sie gar nicht haben, der stratgesiche Einfluss wird überschätz und sie gelten als die Spieler, die das Spiel lenken und einen riesigen Einfluss auf das Spiel haben.
Martinez mag viele sehr gute taktische Eigenschaften haben, aber ist asu meienr Sicht in keiner Fähigkeit wirklich zu den besten zu zählen. Er ist ein solider Spieler, der in seiner Rolle sehr gut eingebunden war und deshalb serh viele gut Leistungen zeigte. Trotzdem würde ich ihn nicht als einen der Garanten des Tripels bezeichnen.
Koom 10. Februar 2014 um 14:40
Sagen wirs mal so: Er war in seiner Leistung im Finale direkt stabil und präsent und „lieferte“, während andere noch am Anpassen waren. Ich halte das auch für eine sehr unterschätzte Qualität. Mal abgesehen von seiner hohen Pressingresistenz gebe ich dir ansonsten recht: Martinez ist ansonsten wenig herausragend, aber gerade dieses Element schien mir im Finale auffällig am Wichtigsten.
Bernhard 10. Februar 2014 um 14:43
LZ:
„mit Schwächen im Torabschluss“
Also im Torabschluss gibt es viele Spieler die Schwächen haben. Robert Lewandowski, hatte vor kurzem eine Phase, in der er einfachste Tormöglichkeiten nicht verwertete. 2012/13 saß beinahe jeder Schuss von ihm. Ich finde es falsch, Torabschluss mit Positionierung gleichzusetzen. Nur weil Özil offensiv spielt, heißt das noch lange nicht, dass er seine Torchancen effizienz nützt.
„Für mich schon immer überschätzt und niemals 50 Millionen wert“
Den Wert eines Spielers zu schätzen, ist irrsinnig schwer. Durch die fortschreitende Kommerzialisierung des Fußballs, sind es längst nicht mehr taktische oder spierlische Kriterien, die beim Transfer ausschlaggebend sind.
Beispiel C.Ronaldo vs. Pirlo.
Der Portugiese ist der teuerste Transfer, und hat aus wirtschaftlicher Sicht viel Sinn für den spanischen Rekordmeister.
Der Italiener wechselte ablösefrei (!) von Milan zu Juventus, und ist aktuell ca. 7,5 Millionen € wert. Ich kenne mindestens zwei Autoren der SV, die für ihn mindestens 100 Millionen € zahlen würden.
„Wo bleiben seine offensiv vertikalen Läufe? Wo bleibt seine spritzige Dynamik, unabhängig des Spielstands?“
Wie auch beim Torabschluss, finde ich es nicht ganz richtig, von einem Spieler offensive Eigenschaften zu fordern, nur weil er eine offensive Position bekleidet. Klar, deine erwähnten Eigenschaften sind für jeden Spieler, egal auf welcher Position wichtig. Aber zum Beispiel ein Toni Kroos, erfüllt deine Kriterien genauso wenig, und kein Fußballer mit Verstand würde ihn als überschätzt bezeichnen.
„Und die Stärke bei tiefstehender Abwehr (kette) mit 6er davor, mal einen 6er im 1 vs. 1 aussteigen zu lassen und zielstrebig via Fernschuss zu treffen? Nein Mesut Özil spielt lieber ab.“
Abspielen ist kein Mittel der Feigheit, Ideenlosigkeit oder des mangelnden Qualität. Überspitzt formuliert, könnte man sogar sagen, dass er lieber den Ball in den eigenen Reihen behält, als einen risikoreichen Schuss abzugeben. Bei ballbesitz-orientierten Teams durchaus Usus. Sein Dribbling ist zwar nicht schlecht, aber unspektakulär, weshalb es ein wenig unterschätzt wird. Er ist jetzt kein C.Ronaldo, welcher sich, aller Gefahren und Spielsituationen zum Trotz, in einer Gruppe von Gegenspielern festdribbelt.
LZ 10. Februar 2014 um 16:33
CF: Ich wollte das nicht direkt in ein Özil-Bashing-Thead ausufern lassen – für mich bleibt er im Moment einfach überspielt.
Mit Schwächen im Torschabschluss, meine ich nicht die Effizienz (schon gar nicht im Vergleich zu einem Stürmer à la Lewandowski), sondern die Spielweise eben bevorzugt keinen Torabschluss zu suchen. Nach meiner persönlichen Einschätzung hat mir schon immer diese Zielstrebigkeit gefehlt, besonders in wichtigen Matches. Özil kann mit seinen Pässen durchaus effizient spielen, dass steht außer Frage, aber vorm Tor habe ich das leider noch nie direkt beobachten können, sodass er der Torschütze war. Pässe garantieren Chancen, Tore zählbare Erfolgserlebnisse. Ich würde mir also mehr von diesen Toren wie zum Beispiel vs. Neapel in der Champions League von ihm wünschen, ohne das zu fordern.
Wert des Spielers: gebe Dir absolut recht. In meinen Augen ist es Özil trotzdem nicht wert, nur, weil er mal ansehnlich bei Real spielte.
Vertikalläufe: ich meine früher deutlich mehr bei ihm ausgemacht zu haben, ich fordere in diesem Sinne also nichts. Özil kann das, nur hab ich das in letzter Zeit einfach vermehrt vermisst, besonders seitdem er bei Arsenal spielt und dieser Spielfluss mehr im Vordergrund steht, als aktiv schnelles Konterspiel mit Özil voran.
Den Kroos-Vergleich finde ich interessant – auch bei Kroos fehlt es mir an letztendlicher Qualität, aber das ist meine eigene Meinung. Vielleicht liegt das einfach am Tempo, oder der dann in meinen Augen fehlenden effizienter Eleganz. Aber das ist Jammern auf hohem Niveau.
Abspielen: klar, die Arsenal-Kombinationen sind teilweise weltweit wohl ein Unikat (gerade als Giroud immer besser wurde) und absolut sehenswert. Das hat sehr sehr wenig mit Ideenlosigkeit zu tun,a sl mir purem Genuss von Kreativität und hat echt unterhaltungswert. Trotzdem würde ich mir in Özils Spiel ein Schuss mehr Zielstrebigkeit wünschen. Das ist auch meistens gepaart mit Verantwortung und die muss man ihm ggf. dann absprechen, wenn er in wichtigen Momenten, wo es darauf ankommt, eben doch eher herumspielt, als zielstrebig das nötige Tor zu erzielen.
CF 10. Februar 2014 um 17:39
LZ: „CF: Ich wollte das nicht direkt in ein Özil-Bashing-Thead ausufern lassen – für mich bleibt er im Moment einfach überspielt“
Habe mich in irgend einer Weise in meinem Kommentar zu Özil geäußerter oder was meinst du damit? 😉
LZ 10. Februar 2014 um 17:42
Sorry! Das war eine Antwort an Bernhard:D
Bernhard:
Ich wollte das nicht direkt in ein Özil-Bashing-Thead ausufern lassen – für mich bleibt er im Moment einfach überspielt.
Mit Schwächen im Torschabschluss, meine ich nicht die Effizienz (schon gar nicht im Vergleich zu einem Stürmer à la Lewandowski), sondern die Spielweise eben bevorzugt keinen Torabschluss zu suchen. Nach meiner persönlichen Einschätzung hat mir schon immer diese Zielstrebigkeit gefehlt, besonders in wichtigen Matches. Özil kann mit seinen Pässen durchaus effizient spielen, dass steht außer Frage, aber vorm Tor habe ich das leider noch nie direkt beobachten können, sodass er der Torschütze war. Pässe garantieren Chancen, Tore zählbare Erfolgserlebnisse. Ich würde mir also mehr von diesen Toren wie zum Beispiel vs. Neapel in der Champions League von ihm wünschen, ohne das zu fordern.
Wert des Spielers: gebe Dir absolut recht. In meinen Augen ist es Özil trotzdem nicht wert, nur, weil er mal ansehnlich bei Real spielte.
Vertikalläufe: ich meine früher deutlich mehr bei ihm ausgemacht zu haben, ich fordere in diesem Sinne also nichts. Özil kann das, nur hab ich das in letzter Zeit einfach vermehrt vermisst, besonders seitdem er bei Arsenal spielt und dieser Spielfluss mehr im Vordergrund steht, als aktiv schnelles Konterspiel mit Özil voran.
Den Kroos-Vergleich finde ich interessant – auch bei Kroos fehlt es mir an letztendlicher Qualität, aber das ist meine eigene Meinung. Vielleicht liegt das einfach am Tempo, oder der dann in meinen Augen fehlenden effizienter Eleganz. Aber das ist Jammern auf hohem Niveau.
Abspielen: klar, die Arsenal-Kombinationen sind teilweise weltweit wohl ein Unikat (gerade als Giroud immer besser wurde) und absolut sehenswert. Das hat sehr sehr wenig mit Ideenlosigkeit zu tun,a sl mir purem Genuss von Kreativität und hat echt unterhaltungswert. Trotzdem würde ich mir in Özils Spiel ein Schuss mehr Zielstrebigkeit wünschen. Das ist auch meistens gepaart mit Verantwortung und die muss man ihm ggf. dann absprechen, wenn er in wichtigen Momenten, wo es darauf ankommt, eben doch eher herumspielt, als zielstrebig das nötige Tor zu erzielen.
Bernhard 10. Februar 2014 um 19:24
Von Bashing war meinerseits nie die Rede,ich hab halt nur argumentativ meine Sicht der Dinge teilen wollen.
🙂
Wolf 11. Februar 2014 um 12:04
Zum Thema Vertikalläufe: für deren Mangel wird Özil hier auch oft kritisiert, aber es sieht so aus, als wenn er wieder Geschmack an solchen Sachen gefunden hat. Hier ein Beispiel vom Southampton-Spiel:
http://www.101greatgoals.com/gvideos/mesut-ozils-excellent-50-yard-run-v-southampton-vine/
LZ 13. Februar 2014 um 01:17
Ja ich denke, wir werden schon nächste Woche gegen die Bayern wieder 1-2 mehr von diesen Läufen sehen (ggf. als Entlastung, wenn es gut läuft für Arsenal). Gegen Manchester wars heute jedenfalls wieder mal typisch stagnativ (als Passpieler) passiv. Und richtig, im Southampton-Spiel damals wurde es endlich mal ein rassiges Spiel, in dem Özil als Ballschlepper gezielt (Lauf-)Leistung in die freien Räume liefern musste – und zur Abwechslung nicht als Freigeist den Anforderungen Typ „entscheidender Schnittstellen-Passpieler“ kreierte. Würde Giroud mehr Doppelpass-Situationen in die Tiefe garantieren, könnte Özil auch besser vertikal starten. Ich wünsche mir einen Mesut gegen die Bayern, der es tatsächlich mal schafft, in wichtigen Spielen (zählbare) Akzente zu setzen und Verantwortung zu übernehmen. Das Fehlen vom in dieser Saison sehr starken Ramsey und allgemeine Formkrise könnten das sogar überlebensnotwendig für die Champions League machen. So, dass es wenigstens noch im Rückspiel spannend wird.
brolylucia 10. Februar 2014 um 03:48
also ich hab mir das spiel gerade nochmal angeschaut und muss sagen: bis zu der auswechslung von sturridge hat suarez so gut wie nur über rechts gespielt und sturridge in der Mitte und so oft getauscht haben sie mMn auch nicht. übrigens: gute analyse! 🙂
AP 8. Februar 2014 um 22:51
Dicke Finger. …. Die Läufe in die Tiefe starteten.
Özil wich imA zwar aus, aber weder gab es in dem Moment Überzahl, er isolierte sich quasi selbst und die Fehlpässe waren fast schon zu erwarten. Überladungen, geordneten Spielaufbau über die Außen, all dies habe ich vermisst.
miasanmia12 8. Februar 2014 um 22:35
Vielleicht ist es am Ende nicht mehr von Relevanz, aber man hätte noch erwähnen können, dass Szczesny bei allen Gegentreffern chancenlos war.
AP 8. Februar 2014 um 22:53
Das erste was ich mir beim 4:0? dachte, den geilen Pass von Coutinho hätte Neuer antizipiert und das Ding abgelaufen. Müsste mir die Szene nochmal ansehen.
miasanmia12 9. Februar 2014 um 11:32
Sehr gut möglich, aber in dieser Situation waren Koscielny und Mertesacker zu passiv. Man muss dann natürlich noch anerkennen, dass der Pass von Coutinho überragend gespielt war und Sturridge beide Innenverteidiger stehen lässt und den Ball perfekt einnetzt.
Hier kann man sich nochmal alle Tore ansehen: http://www.sky.de/web/cms/de/videos-premier-league.jsp?bctid=3171449734001&wkz=wxfsl1
CF 10. Februar 2014 um 14:23
Coutinho ist ein verdammt geiler Spieler, hat sich echt weiterentwickelt fand ihn bei Inter noch nicht so konstant Kreativ. Perfekt eingebunden ist der schon ziemlich gut, nicht Weltklasse aber macht echt Spaß, dem zu zusehen.
Adebar Storch 8. Februar 2014 um 18:42
Ich habe leider nur die letzten Minuten gesehen, aber mir ist dabei aufgefallen, dass Liverpool defensiv im 4-5-(0)-1 stand.
Anscheinend mit einem zockenden Suarez und zwischen der 5-Kette und suarez keinen Spieler der als Bindung zu Suarez fungieren könnte. (Sinnvoll gegen hochstehende Gunners).
Was aber markanter war, war dass die 5-Kette stets über die gesamte Breite agierte und die dahinter liegende 4-Kette sich stark in richtung Ball verschob. Dadurch waren meist räume auf der ballfernen Seite für hoch aufgerückte Gunners-Außenverteidiger.
War das eventuell auch ein geplanter Schlüssel von Wenger?
Eine Seite bespielen und dann schnell hinter die 5-Kette auf den aufgerückten Außenverteidiger spielen?
Wie gesagt konnte nur ein teil der zweiten Halbzeit gucken und die Tore im nachhinein.
blub 8. Februar 2014 um 17:38
Hat Özil einfach scheiße gespielt oder war Liverpools Kompaktheit so gut das sogar er keinen Raum gefunden hat?
Vor 10 Jahren war Gerrad mein Lieblingsspieler und unfassbarer weise ist er besser geworden seit er nicht mehr so viel laufen kann. 😉
AP 8. Februar 2014 um 17:50
Ich mag Özils Spiel gg den Ball grundsätzlich nicht, daher bin ich direkt befangen und sicherlich wenig objektiv in meiner Aussage. Aber er hat das 0:3 und das 0:4 wenn ich es richtig gesehen habe, direkt mit dem Fehlpass eingeleitet. Gut die Defensive am Anschluss war ja auch grotig aber das war sicherlich nicht gut von Ihm.
RM schreibt es richtig. Keine Rochaden, ich hab Özil einmal auf den Außen gesehen, als er die rechte Seite überlud aber das wars auch schon. Er hatte aber auch keine Bälle in gefährlichen Räumen, da Arsenals Spiel es heute nicht vorsah dahin zu kommen 🙂
Das Gegenpressing aber auch das Mittelfeldpressing von Pool muss man nochmal erwähnen. Bärenstark.
Ich sehe für Bayern beim einem Mittelfeld mit Cazorla, Arteta, Wilshere und Özil eig. keine Probleme zukommen.
Kopite 8. Februar 2014 um 17:31
Ich denke jedoch für dieses Spiel muss man den Faktor „Momentum“ ins Auge fassen. Schon ein Hammer wenn du nach zwei Standards in den ersten 10. Minuten 2:0 hintenliegts.
Hat natürlich den kompletten Gameplan über den Haufen geworfen. Jedoch darf das keine Ausrede für die desolate Leistung sein.
Trotzdem verwundert mich es dass gegen Pool die Verteidigung so weit aufrückte. Sollte man nach dem Evertonspiel schon gesehen haben dass sowas gewaltig nach hinten gehen kann.
AP 8. Februar 2014 um 17:04
Wahnsinn was Arsenal im Defensivverhalten ablieferte. Keine Abstimmung, keine Staffelung, keine Körpersprache, keine Zweikämpfe. Nichts.
Was ich mich frage.
1. Das die Pooljungs da vorne brutal sind und abgehen, wenn sie den Raum haben, war doch vorher klar. Wie naiv kann ich sein und so in die Konter laufen (Wenger).
In Dortmund haben sie es auch verstanden tief zu stehen und passiv zu verteidigen. Chelsea hat es doch gg Liverpool vorgemacht.
2. Warum reagiert Wenger nicht nach 20 min.? Beim 0:4 darf man doch gerne was versuchen. Oder hat er und ich habe es nicht erkannt.
Ich fand das Bild, als Arsenals 4er Kette mit den verzweifelten 6ern alleine gg die Offensive der Liverpooler da stand und nach gefühlten 2 min. kam der Rest langsam zurück, noch einen Tick krasser.
JFSM 8. Februar 2014 um 17:49
Vor dem Spiel hatte Wenger noch explizit vor einem furiosen Beginn seitens Liverpool gewarnt und angemerkt, dass seine Spieler extrem konzentriert und diszipliniert sein müssen. Hat ja leider nicht wirklich geklappt.
RM du erwähnst eigentlich alle wesentlichen Punkte in deiner Analyse sehr gut, als Ergänzung würde ich noch anmerken, dass Rodgers heute bewusst Sturridge öfters als vorderste Spitze sehen wollte. Die brutale Geschwindigkeit von ihm hat sich beim 4:0 ausgezahlt,wobei der Pass von Coutinho auch grandios war.
Arsenal war leider eine Katastrophe. Negativ herausheben (selbst wenn es bei so einem Spiel nicht wirklich fair ist) muss ich leider Özil. Das war eine 6. Die Gründe für die Niederlage lagen allerdings im mangelhaften Spielaufbau und der schlechten Organisation im Defensivverhalten, insbesondere nach Ballverlusten.
Gegen die großen Gegner verliert Arsenal wieder einmal öfter als dass sie Punkte holen. Die Niederlagen gegen Man City und Liverpool waren schallende Ohrfeigen. Die beiden nächsten Monate werden zeigen, wo es hingeht. Es erwarten sie fast ausschließlich sehr starke Gegner. Außerdem erobert das kleine Pony mit Ritter Hazard gerade Platz 1 der BPL;-)
AP 8. Februar 2014 um 17:53
Yo der liebe José macht’s mal wieder was… 🙂 defense win championships
RM 8. Februar 2014 um 18:31
Fandest du denn, dass Sturridge wirklich Mittelstürmer war? Die haben doch sehr oft getauscht und ich empfand eher das als Schlüssel, was ich auch so erwähnte. 🙂
Otto Korn 8. Februar 2014 um 22:08
Also ich habe nur die ersten 45 Minuten gesehen (das Spiel war ja entschieden und Arsenal wirkte nicht so als käme noch was von ihnen) und ich hatte auch den Eindruck, dass Sturridge häufiger ganze vorne agierte.
Eine Frage hätte ich noch, RM, du hast geschrieben „im Zehnerraum auffächern“. Meintest du damit Pendelbewegungen vom Zehner in die Halbräume und auf Außen oder wie meintest du das?
Ich fand Özil eigentlich recht beweglich, er hat sich auch weiter zurückfallen lassen oder war auf den Seiten (v.a. links) vermehrt anzutreffen. Oder täuscht mich da mein Eindruck?
AP 8. Februar 2014 um 22:48
Ich empfand es so, dass Suarez aus der Spitze sich die Bälle im zwischenraum abholte und Sterling und sturridge