Flamengo dominiert sich unpräzise zum Copa Sieg – FN

0:1

Im Finale der Copa Libertadores, die in den letzten Jahren von den Brasilianern dominiert wurde, trafen mit Palmeiras und Flamengo die beiden stärksten Mannschaften Brasiliens aufeinander. Parallel befinden sich die beiden auch noch einem Titelkampf in der brasilianischen Liga. Flamengo entschied das Endspiel deutlicher als das Ergebnis scheint mit 1:0 für sich. Wir werfen einen Blick auf die Gründe für den Sieg.

Flamengo agierte aus der gewohnten 4-2-3-1 Grundordnung. Die Elf von Trainer Filipe Luis war gespickt mit bekannten Namen aus Europa. Vor Torhüter Rossi bildeten Danilo und L.Pereira das Innenverteidigerduo. Flankiert wurden diese von Alex Sandro links und Varela rechts. Auf der Doppelsechs agierten Jorginho und Pulgar. Die flexible offensive Dreierreihe hinter dem erfahrenen Stürmer Henrique bestand aus Lino, de Arrascaeta und Carrascal.

Der leichte Underdog Palmeiras agierte unter Trainer Abel Ferreira aus einer 3-5-2 Grundordnung heraus. Miguel stand zwischen den Pfosten. Die Dreierkette bildeten von links nach rechts Cerqueira, Gomez und Fuchs. Die Flügelverteidiger gaben Piquerez links und Khellven rechts. Im Dreiermittelfeld agierte A.Pereira als Sechser etwas tiefer. Davor spielten Allan und Veiga als Achter. Die Doppelspitze setzte sich aus Roque und Lopes zusammen.

 

Palmeiras im aktiven Mittelfeldpressing

Von Beginn an ließ sich die Dynamik des Spiels schnell erkennen. Palmeiras zog sich in ein 5-3-2 Mittelfeldpressing zurück. Punktuell wollte man über Zugriffe nach aktivem Verhalten im Auslösen Ballgewinne erzielen und offensive Nadelstiche setzen. Die Pressingauslösung in der ersten Pressinglinie erfolgte gegen den 2+4 Flamengos hauptsächlich bei Querpässen in der ersten Aufbaulinie. Roque lief Danilo dabei in einem diagonalen Pressingwinkel aus dem Zentrum an und isolierte dadurch die diagonale Passoption ins Zentrum auf die Sechser. Durch die zentralere Positionierung der Sechser gegenüber der etwas breiteren Innenverteidiger konnte Roque mit seinem diagonalen Anlaufen zusätzlich den Passweg auf L.Pereira isolieren. Danilo wurde so zum Pass in die Breite auf Varela gezwungen.

Interessant war die Stafflung des Dreiermittelfelds hinter der ersten Pressinglinie. Der linke Achter Veiga agierte vor der Auslösung zwischen Pulgar und Jorginho. Während der Auslösung orientierte sich dieser mannbezogen auf den ballnahen Sechser Pulgar. Dadurch sollte nach dem erzwungenen Pass in die Breite der erneute Weg ins Zentrum isoliert werden. Lopes rückte als ballferner Stürmer auf Jorginho ein. Sechser Pereira setzte sich aufgrund der Hybridrolle von Veiga als +1 Überzahlspieler zentral ab. Der rechte Achter Allan lauerte als rechter Außenspieler agierend auf Zugriff auf Sandro. Die Mittelfeldreihe agierte so stark asymmetrisch nach rechts verschoben.

Die unbesetzte linke Seite war, gerade da Roque gegenüber Lopes der aktivere Spieler im Auslösen war, ein Problem.  Diese Lücke sollte bei Anspiel auf Varela Piquerez schließen. Piquerez musste jedoch aus der Kette einen weiten Pressingweg zurücklegen, um Varela effektiv unter Druck zu setzen. Dieser lange Pressingweg gab Varela einen entscheidenden Zeitvorteil, den dieser nutzte, um sich aufzudrehen. Zudem löste Roque ein paar Mal zu stürmisch auf eigene Faust aus, was den Zeitnachteil von Piquerez weiter vergrößerte. Das Problem des Zeitvorteils war aufgrund der Höhe der Außenverteidiger Flamengos vorhersehbar. Umso unverständlicher ist daher die tiefe Startposition von Piquerez. Dadurch, dass dieser zusätzlich aus der Breite heraus startete, erfolgte das Anlaufen in einem vertikalen Pressingwinkel, wodurch der diagonale Passweg in den Halbraum nicht isoliert wurde.

Flamengo wusste dies über diagonale Verbindungen ins Zentrum zu bespielen. Der rechte Außenstürmer Carrascal agierte etwas eingerückt im Halbraum und bot über vertikales Entgegenkommen eine diagonale Option ins Zentrum. Diese diagonale Linie ließ sich bis auf den etwas versetzt zu Stürmer Henrique agierenden de Arrascaeta fortsetzen. Der linke Halbverteidiger Cerqueira verfolgte das Entgegenkommen von Carrascal eng aus der Kette heraus.

Die Aggressivität der Halbverteidiger im Herausverteidigen gegen Anbindungen im Zwischenlinienraum war generell auffällig. So gingen diese konsequent die Wege der Offensivreihe mit. Flamengo setzte daher bewusst den Fokus darauf die Tiefe über Abkippbewegungen zu öffnen, um nach Überspielen der Auslösung über diagonales Spiel Dynamik zu erzeugen und auf möglichst direktem Weg die Tiefe zu attackieren. Ein entscheidender Faktor hierbei war der große Abstand zwischen den Sechsern und der letzten Linie im 2-4-4. Dadurch entstand ein möglichst großer Zwischenlinienraum, der dynamisch besetzt wurde.

Ziel dieses aggressiven Rausrückens von Cerqueira war es schon bei der Ballannahme unmittelbaren Druck auf Carrascal auszuüben und diesen gar nicht ins Aufdrehen kommen zu lassen. Trotz der physischen Überlegenheit von Cerqueira zeigte Carrascal gute Ansätze im Wandspiel. Durch gezieltes Aushalten des Drucks konnte Pulgar im Rücken von Veiga nachrücken und eine Ablage per Hacke erhalten. Hier offenbarte sich direkt eines der Grundprobleme von Flamengo im Spiel mit dem Ball. Nach erfolgreichem Lösen des Drucks traf man in dynamischen Situationen zu oft die falsche Entscheidung. Pulgar hätte nach der Ablage von Carrascal die Möglichkeit gehabt direkt den Tiefenlauf von Henrique, welcher die durch das Rausrücken von Cerqueira geöffnete Tiefe attackierte zu suchen und auch die progressive diagonale Verlagerung durch das Zentrum auf de Arrascaeta stellte eine gewinnbringende Möglichkeit dar. Stattdessen entschied sich Pulgar für einen unsauberen Querpass auf Jorginho.

Gerade das Zusammenspiel zwischen Stürmer Henrique und Carrascal harmonierte nach diagonalem Anspiel auf Carrascal sehr gut. Diese suchten sich über direkte Ablagen und Doppelpässe nach unterschiedlich getimtem Abkippen. Durch Henriques Abkippen wurde auch Gomez als Zentralverteidiger aus der Kette gezogen, was große Lücken in der Tiefensicherung öffnete. Diese wollten Carrascal und Henrique sehr direkt über Doppelpässe bespielen. Doch auch hier scheiterte es meist am finalen Pass – diesmal eher an der Ausführung als an der Entscheidung -, wodurch aus den vielversprechenden Aktionen wenig Torchancen für Flamengo heraussprangen.

Ein weiterer Grund für die Probleme von Palmeiras mit der Diagonalität war der fehlende Zugriff von A.Pereira. Durch seine Rolle als +1 Spieler im Zwischenlinienraum hätte dieser deutlich ballorientierter agieren können und für Mehrkampfsituationen mit den rausrückenden Halbverteidigern sorgen können. Die Positionierung im Zwischenlinienraum war häufig auch zu hoch. Dadurch, dass der Plan nicht war auf die Sechser zu springen, hätte sich A.Pereira deutlich tiefer positionieren können. Dies hätte den Vorteil gehabt diagonale Pässe in den Zwischenlinienraum abzufangen. Bei guter Kommunikation mit den Halbverteidigern hätten so auch Zuteilungen übergeben werden können, was die Tiefensicherung gestärkt hätte.

Jorginho manipuliert Pressingauslösung

Jorginho wurde im Laufe des Spiels zu einem wichtigen Faktor im Überspielen der Auslösung von Palmeiras. Zum einen suchte dieser gelegentlich über horizontale ballorientierte Bewegungen bei Ballbesitz von Varela die Überladung. Der ballferne Stürmer Lopes ging in seiner losen Mannorientierung den weiten Weg nicht mit. Diese Bewegung geschah vor allem, wenn die Angebote aus dem Halbraum fehlten. Konkret wurde hierbei die Hybridrolle von Veiga bespielt. So schob Pulgar etwas auf und zog Veiga mit, während Jorginho im Sechserraum eine horizontale Option für Varela bot. Dadurch gelang es aus dem Druck auf Pereira zu verlagern und neu aufzubauen.

Auch im Verzögern der Auslösung spielte Jorginho eine entscheidende Rolle. Auf der rechten Seite von Palmeiras kam es durch die eher passivere Haltung von Lopez seltener zur Auslösung. Diese griff durch die kürzere Pressingdistanz von Allan auf Sandro allerdings deutlich besser als auf der linken Seite. Auch der Pressingwinkel war durch das diagonale Anlaufen aus dem Zentrum heraus deutlich besser gewählt. Dadurch wurde der diagonale Passweg ins Zentrum isoliert und es blieb Sandro nur der lange Ball. Jorginho erkannte dies und kippte in der Folge mehrfach links in den Dreieraufbau. Durch die an Jorginho orientierte Startposition von Lopes verfolgte dieser das Abkippen mannorientiert. Lopes tat sich dadurch nun schwer aus dem Zentrum auf Pereira zu springen und auch ein Bogenlauf über Jorginho auf Zentralverteidiger L.Pereira war aufgrund der breiten Stafflung des Dreieraufbaus nur schwer umsetzbar. Dies führte dazu, dass Palmeiras gegen den Dreieraufbau kaum noch auslöste. Veiga agierte mannorientiert auf Pulgar, während Roque und Lopes die Querpässe auf die Halbverteidiger isolieren.

L.Pereira konnte so ohne Gegnerdruck in zentraler Position agieren. Ein zusätzlicher Vorteil des Abkippens von Jorginho war das Freiziehen des Zentrums. Mit Pulgar als alleiniger Sechser und direkte Gegnerbindung von Veiga öffneten sich diagonale Passwege von L.Pereira in die offensiven Halbräume. Gerade der Pass in den rechten Halbraum auf den abkippenden Carrascal mit seiner Qualität sich im Druck mit Rücken zum Tor über Dribblings und Wandspiel zu lösen waren besonders effektiv. Speziell Carrascal und Arrascaeta suchten diese Räume abkippend in den Halbräumen, um gegen die aggressiv rausrückenden Halbverteidiger Lücken in der Tiefensicherung zu reißen und sich über ihre Dribblingstärke aus dem Druck zu befreien. Der Fokus auf die rechte Seite ist durch die meist etwas nach aus Palmeiras Sicht rechts verschobenen Positionierung von A.Pereira zu begründen. Durch eine dezentere Mannorientierung von Veiga gegen Pulgar hätte der Pass von Jorginho auf Carrascal über Blocken des Halbraums besser isoliert werden können, da der Fokus im Aufbau Flamengos sowieso nicht auf dem Freispielen von Pulgar lag. Zudem hätte A.Pereira in seiner halbrechten Positionierung bei Aufdrehen von Pulgar noch eingreifen können.

Jorginho erkannte dieses Potential im Zentrum des Dreieraufbaus und kippte in der Folge häufiger zentral zwischen die Innenverteidiger ab. Dies hatte den Hintergrund, dass Jorginho noch einmal über andere Passqualität als der im Aufbau doch eher limitierte L.Pereira verfügte. Lopes löste durch das nun zentrale Abkippen seine Mannorientierung auf Jorginho auf und suchte den Mannbezug auf L.Pereira. Palmeiras verfiel gegen den Dreieraufbau immer mehr in Passivität.

Diese Passivität nutzte Flamengo für stärkere Rotationen der Offensivreihe. Die Außenstürmer rückten ein und sorgten für engere Abstände, was die Rotationen begünstigte. Auch die Außenverteidiger Flamengos reagierten auf den konstanteren Dreieraufbau und schoben etwas höher. Gerade Varela diente so für Carrascal in seinen Dribblings mit Rücken zum Tor als drucklösende Option. Dieser konnte im Anschluss den durch das Dribbling von Carrascal geöffneten Raum im Halbraum bedribbeln und den Tiefenball auf Henrique hinter den rausrückenden Gomez und Cerqueira suchen. Dies führte zur größten Chance im ersten Durchgang durch Henrique.

Die Rotationen der Offensivreihe Flamengos nach Einrücken der Außenstürmer wirkten willkürlich und intuitiv, lagen aber einem Muster zugrunde. Im Grunde wurde eine Seite – zumeist die linke – überladen. Zwei Spieler agierten dort um den abkippenden Spieler herum und sorgten für möglichst gute Ablageoptionen. Die drei ballorientierten Spieler kamen darüber in kleinräumige Kombinationen im Zwischenlinienraum. Diese Situationen waren durchaus aussichtsreich, da durch das Herausziehen des Halbverteidigers die Tiefe als Zielraum geöffnet wurde. Henrique lauerte als bewusst ballferner Spieler auf das Bespielen dieses Raumes durch diagonale Tiefenläufe. Über Abkippen konnte der ballferne Spieler jedoch auch als diagonale, drucklösende Verlagerungsmöglichkeit fungieren.

Auch wenn die Kombinationen im Zwischenlinienraum recht ansehnlich waren und man darüber mehrfach gefährliche Ansätze zeigte, fehlte es auch hier an der nötigen Präzision, um diese Situationen zielstrebig zu Ende zu spielen. Nach Ballverlust agierte Flamengo dank der engen Abstände auf der überladenen Seite sehr kompakt. Dies lag mit Sicherheit auch an der halbhohen Positionierung der Außenverteidiger, wodurch man gegen die langen Bälle von Palmeiras auf die Stürmer schnell viel Personal hinter den Ball brachte und so trotz progressiv geführten Dellen die Tiefe gut sicherte.

L.Pereira überdribbelt

Im Bespielen der Halbräume zeichnete sich im Laufe der ersten Halbzeit ein Fokuswechsel auf die linke Seite ab. Dies lag vor allem an den Reaktionen der Stürmer von Palmeiras auf die zunehmende Passivität gegen den Dreieraubau. Lopes wurde in der blockenden Rolle auf L.Pereira bei langem Ballhalten von Jorginho ungeduldig. Lopes ließ sich von Jorginho locken. Allerdings war der Pressingwinkel auf diesen nicht bogenförmig genug, wodurch Jorginho den eigentlich initial isolierten Pass auf L.Pereira an der Auslösung von Lopes vorbei spielen konnte.

L.Pereira gewann dadurch an Zeit am Ball. Durch Einschieben von Lopes bot sich die Chance diesen zu überdribbeln. Diese Chance nutzte L.Pereira auch wiederholt, was zwangsläufig Reaktionen im Block von Palmeiras hervorrief. L.Pereira nutzte das Momentum des Dribblings jedoch für vertikale Pässe in den linken Zwischenlinienraum und bediente dadurch die bereits erklärten Rotationen.

Ein Hauch von Simeone im 4-4-2

Palmeiras fand im ersten Durchgang trotz der hohen Frequenz an Ballverlusten im Spiel und den daraus resultierenden kontrollierten Ballbesitzphasen kaum über eigene Ideen mit Ball ins Spiel. Dies lag auch an der starken Arbeit Flamengos gegen den Ball, die einen wichtigen Grundstein zur Spielkontrolle legte.

Im Angriffspressing nach Abstoß agierte Flamengo gegen den ungewöhnlichen 4-1-1-2-2 Aufbau von Palmeiras aus einer 4-4-2 Struktur heraus. Die Viererkette von Palmeiras setzte sich aus den Flügel- und Halbverteidigern zusammen. Zentralverteidiger Gomez schob in diesen Situationen in den Sechserraum auf. Durch die unterschiedliche Höhenstafflung des Zentrums sollte zum einen diagonale Optionen in verschiedenen Ebenen schaffen, aber auch durch die hohe Positionierung der Achter eine kompakte Stafflung für zweite Bälle erzeugen. Jedoch fehlte es durch diese Anordnung an dynamisch besetzten Räumen. Zudem agierte Zentralverteidiger Gomez als Unsicherheitsfaktor im Spiel mit dem Rücken zum Tor.

Flamengo fiel es so auch leicht aus dem 4-4-2 heraus in den Zugriff zu kommen. Die Stürmer Henrique und de Arrascaeta agierten als erste Pressingauslöser. So schob der ballnahe Stürmer diagonal aus dem Sechserraum auf den angespielten Innenverteidiger und isolierte dabei direkt den Passweg in den Sechserraum. Dem ballfernen Stürmer wurde so auch genug Zeit verschafft, um auf Gomez zu fallen. Dadurch, dass Sechser A.Pereira bei Ballbesitz des Halbverteidigers durch die vertikale Stafflung zu Gomez quasi noch nicht anspielbar war verteidigten die Sechser von Flamengo zunächst in einer dezenten Mannorientierung auf die Achter.

Nach Anspiel auf den Flügelverteidiger fasste der ballnahe Sechser seine Mannorientierung enger, während der ballferne Sechser auf A.Pereira durchschob. Der diagonale Pressingwinkel der Außenstürmer aus einer zunächst halbräumigen Positionierung isolierte den Passweg auf A.Pereira und gab auch hier dem ballfernen Sechser die nötige Zeit nachzuschieben. Das Timing und die Ausführung der Pressingwinkel ist generell bei Flamengo herauszuheben. So wurde stets diagonal aus dem Zentrum auf den Flügel ausgelöst, während sich im Zentrum rechtzeitig von Mannorientierungen gelöst und durchgeschoben wurde. Dieses starke defensive Bewusstsein in der Organisation durch alle Phasen gegen den Ball aus dem 4-4-2 heraus erinnerte mit Blick auf die Vergangenheit von Trainer Filipe Luis etwas an Ex-Trainer Diego Simeone.

Palmeiras ließ kreative Lösungen gegen das hohe Anlaufen vermissen und setzte früh auf den langen Ball in Richtung Zielspieler Lopes. Roque agierte auf Verlängerungen und zweite Bälle lauernd. Lopes und Roque hatten jedoch gegen die Viererkette einen schweren Stand. Durch das Isolieren des ballfernen Achters, sowie Zentralverteidiger Gomez verteidigte Flamengo in der Verteidigungslinie mit einer 4gg2 Überzahl. Die Außenverteidiger konnten durch die fehlende Bedrohung auf dem Flügel recht eng agieren. Dies gab den Innenverteidigern die Sicherheit aggressiv aus der Kette auf Lopes herauszuverteidigen, wodurch dieser Probleme hatte sich in den direkten Duellen durchzusetzen. Selbst bei Verlängerungen in den Lauf von Roque tat sich dieser gegen die Überzahl von Flamengo verständlicherweise schwer.

Bei Aufbau aus dem Spiel heraus agierte Zentralverteidiger Gomez wieder positionsgetreu in der Dreierkette. Gegen den Dreieraufbau presste Flamengo deutlich passiver und beschränkte sich bis auf Ausnahmen aufs Blocken. Einzig bei Anspiel auf den rechten Halbverteidiger Fuchs löste Lino aus der linken Breite heraus aus. Die Stürmer gingen in Mannorientierungen auf Gomez und Cerqueira über. Palmeiras aigerte in diesen Drucksituationen sehr hastig und griff schnell auf den langen Ball auf die Stürmer zurück. Dadurch gelang es nicht einen Spielrhythmus zu etablieren.

Zweite Halbzeit

Zur Pause reagierte Palmeiras auf die Probleme im Blocken der diagonalen Passwege ins Zentrum. Wichtig war, dass man zur Pause nicht hinten lag. Dadurch war es möglich am eher passiven Matchplan festzuhalten und nur strukturelle, statt strategische Änderungen vornehmen zu müssen.

Man blieb also weiterhin im Mittelfeldpressing, stellte aber auf ein 5-4-1 um. Stürmer Lopes agierte passoptionsorientiert blockend. Veiga und A.Pereira stellten die Sechser mannorientiert zu. Die horizontale Mittelfeldstafflung profitierte merklich von der Umstellung auf eine Viererlinie. Die äußeren Mittelfeldspieler Roque und Allan konnten so aus dem Zentrum diagonal auf die Außenverteidiger das Zentrum isolierend blocken. Durch den kürzeren Pressingweg, sowie den diagonalen Pressingwinkel von Roque auf Varela im Vergleich zum vertikalen Springen von Piquerez in der ersten Halbzeit gelang es nun deutlich besser die gefährlichen Diagonalpässe auf Carrascal zu unterbinden. Auch aus dem Dreieraufbau tat sich Flamengo merklich schwerer gegen die kompakte Horizontalstafflung die Passwege von Jorginho aus in den Halbraum zu finden.

Palmeiras setzte deshalb nachvollziehbarerweise auf mehr lange Bälle. Diese waren gezielt durch Bewegungen der letzten Linie vorbereitet. Über vielfache Abkippbewegungen von Carrascal, Henrique und de Arrascaeta wurde versucht die immer noch eng mannorientiert herausverteidigenden Halbverteidiger zu binden. Die Tiefe belief anschließend meist Henrique oder Carrascal in den eigens zuvor freigezogenen Raum. So sollten isolierte Duelle in der Tiefe entstehen. Man erhoffte sich das durch die freien Räume ein Festmachen oder gar Überlaufen des Verteidigers gelingt. Die Dreierkette stellte sich allerdings mit zunehmender Spieldauer immer besser auf die Tiefenläufe ein und agierte deutlich stabiler. Ein weiterer Faktor war auch die verbesserte Stafflung im Sichern der Tiefe, da durch die tiefe Positionierung von Piquerez ein weiterer Verteidiger die Tiefe sichern konnte. Flamengo tat sich gegen das verbesserte Kettenverhalten schwer die Tiefenbälle in Torchancen umzumünzen. Bezeichnend für den fehlenden Zug zum Tor war, dass das entscheidende Tor des Abends durch Danilo in der 67. Minute nach einer Ecke erzielt wurde.

Als Folge der erzwungenen Direktheit von Flamengos Ballbesitzspiel und dem weiterhin auf Konter ausgelegten Spiel von Palmeiras ergab sich ein deutlich offeneres Spiel, das gerade nach dem 0:1 gemäßigtere Ballbesitzphasen vermissen ließ. Das Spiel war auch von vielen Fouls geprägt und wurde mit der abnehmenden Fitness beider Teams wilder. Palmeiras blies noch einmal zur Schlussoffensive und versuchte über eine Vielzahl an Flanken für Torgefahr zu sorgen, schaffte es jedoch nicht mehr den Ausgleich zu erzielen.

Fazit

Insgesamt geht der Sieg für Flamengo mehr als in Ordnung. Trotz der fehlenden Präzision und teilweise schlechten Entscheidungsfindung in der Vorwärtsbewegung dominierte man die Partie gegen ein bis auf die letzten 15 Minuten harmloses Palmeiras verdient.

Palmeiras fehlte es an einer klaren Idee im eigenen Ballbesitzspiel, um selbst etwas mehr Druck zu entfachen. Hinzu kamen die Probleme in der Pressingauslösung sowie Blocken des Halbraums im ersten Durchgang, was das Momentum klar auf Seiten von Flamengo schwingen ließ und den Matchplan von Abel Fereirra in Frage stelle.

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