United lockt Brighton – MX
Brighton & Hove Albion tut sich im Old Trafford schwer und beißt sich am Pressing von Manchester United die Zähne aus.
Nachdem sich Ruben Amorim und Manchester United zuletzt etwas aus der Krise geschossen hatten, ging es am Samstagabend gegen Brighton & Hove Albion, das seit fünf Spielen ungeschlagen war. Fabian Hürzeler setzte dabei auf eine 4-2-3-1-Grundordnung: Verbruggen hütete das Tor, davor bildeten Dunk und van Hecke die Innenverteidigung. De Cuyper und Wieffer agierten als Außenverteidiger, Ayari und Baleba besetzten die Achterpositionen. Rutter spielte als Zehner, während Mintah und Kadioglu die Flügel besetzten und Welbeck als Mittelstürmer auflief. United stellte dem ein 3-4-2-1 entgegen: Lammens im Tor, davor Yoro und Shaw als Halbverteidiger, zentral dazwischen de Ligt. Casemiro und Fernandes übernahmen die Achterrollen, flankiert von Dalot und Diallo als Wingbacks. Mbeumo und Cunha besetzten die Halbräume hinter Sesko, der die Rolle des alleinigen Stürmers einnahm.

Die Grundformation
Nach dem Spiel monierte der deutsche Coach, dass seine Mannschaft nicht jeden Pass und jeden Kontakt ernst genug genommen habe und phasenweise zu leichtfertig agiert sei. Doch wie kam es zu dieser Nachlässigkeit?
United im 5-4-1-Mittelfeldpressing
Relativ schnell kristallisierte sich im Spiel heraus, dass United gegen den Ball hauptsächlich aus einem Mittelfeldpressing heraus agierte. Dabei formierten sie sich in einer 5-4-1-Staffelung, mit Diallo und Dalot als Wingbacks sowie Mbeumo und Cunha als Flügelspielern, während Šeško die alleinige Spitze in der ersten Pressinglinie gab. Zunächst agierte Šeško dabei eher reaktiv und passoptionsorientiert gegen Dunk im linken Innenverteidigerraum. Die aktive Pressingauslösung suchte er erst, sobald Dunk auf den rechten Innenverteidiger van Hecke spielte.
Grundsätzlich impliziert das Provozieren eines bestimmten Passes stets, dass man alternative Optionen isolieren sollte – und genau das setzte United in der Anfangsphase um: Einerseits orientierten sich die Achter Casemiro und Fernandes eng mannorientiert an Baleba und Ayari, andererseits versuchte Šeško aus einer halbrechten Grundposition den Diagonalpass von Dunk auf Rechtsverteidiger Wieffer zu unterbinden. Diese strukturellen Absicherungsmechanismen gewährleisteten United den notwendigen Trigger, um aus dem Blocken heraus aktiv ins Pressing überzugehen.

United im 5-4-1 gegen Brightons 2-4-4
Das funktionierte tatsächlich über weite Strecken gut, wodurch Dunk immer wieder gezwungen war, den Pass auf van Hecke zu spielen. Dieser sah sich aufgrund des technisch sauber ausgeführten Bogenlaufs von Šeško mehrfach zum Andribbeln genötigt, was Brighton im Horizontalspiel einschränkte. Tendenziell konnte sich van Hecke jedoch dank seines guten Antritts mehrmals einen Vorteil im diagonalen Andribbeln in Richtung Halbraum verschaffen und Šeško in der ersten Pressinglinie überdribbeln.
Isoliert im Wandspiel
Grundsätzlich stellt ein Überdribbeln der ersten Pressinglinie eine solide Basis für das Progressionsspiel dar – so auch bei Brighton. Über die eng positionierten Achter eröffneten sich für den diagonal andribbelnden van Hecke immer wieder Optionen im Halbraum, die zusätzlich dadurch verstärkt wurden, dass United auf die entgegengesetzten Bewegungen in der Breite mit Übergaben reagierte: Linksaußen Cunha verfolgte die Abkippbewegungen von Kadioglu und schob horizontal weit in die Breite, während Wingback Dalot den diagonal durchstoßenden Wieffer übernahm. Durch das Herausschieben Cunhas wurde van Hecke schließlich die Vertikaloption im rechten Halbraum geöffnet.

Wieffer sucht den Halbraum
Dort agierte dann meist der diagonal durchschiebende Rechtsverteidiger Wieffer im Abkippen. Positiv hervorzuheben ist dabei, dass diese Bewegungen mit einer guten Dynamik ausgeführt wurden. Das Problem bestand jedoch darin, dass er einerseits vom eng herausrückenden Dalot sofort unter starken Gegnerdruck gesetzt wurde und andererseits Fernandes diagonal in den Halbraum nachschob. Dadurch sah sich Wieffer im Abkippen mehrfach einem 2-gegen-1-Überzahlpressing Uniteds ausgesetzt. Fernandes’ Herausschieben wurde insbesondere dadurch ermöglicht, dass Baleba als rechter Achter zwischen van Hecke und Dunk abkippte, um das Zentrum in der Restverteidigung abzusichern – eine Absicherung, die in der Vergangenheit nach weiten, diagonalen Andribbeln bei direkten Ballverlusten durchaus problematisch war.
Durch Balebas Entfernen aus dem Mittelfeld konnte Fernandes aggressiv ausschieben. Da Wieffer zudem leichte Schwierigkeiten im Druckspiel beziehungsweise beim Aufdrehen unter direktem Gegnerdruck zeigte, tat er sich mit diesen Situationen besonders schwer. Verstärkt wurde dies durch seine gruppentaktischce Isolation im rechten Halbraum. Einerseits wurde der Mittelstürmer häufig von Shaw und de Ligt gedoppelt und war gerade aufgrund von Wieffers Aufdreh-Problemen praktisch nicht in der Höhe anspielbar; andererseits fehlten ihm vom Stürmer auch unterstützende Abkippbewegungen, um horizontale Verbindungen bereitzustellen.
Generell lässt sich hier erneut das Thema fehlender Horizontalität anführen: Balebas Abkippen entzog dem rechten Halbraum eine wichtige Unterstützungsoption, die dort eigentlich für Kombinationsanschlüsse hätte sorgen können. Zusätzlich agierte Ayari als ballferner Achter oft zu tief und schob nicht konsequent unterstützend nach. Zwar boten sich Welbeck, teilweise auch Rutter, im ballfernen linken Halbraum an – und hatten dort auch Raum, da der ballferne Halbverteidiger diese Bewegungen im Zwischenlinienraum nicht aktiv verfolgte –, doch Casemiro ließ sich bei Wieffers Ballaktionen in den Zwischenlinienraum vor die Abwehr zurückfallen und isolierte die Verbindungsoption in Richtung Welbeck, abgesichert durch den einrückenden Mbeumo gegen Ayari.
Dadurch geriet Wieffer zunehmend in Anschlussprobleme. Auch Flügelspieler Kadioglu war durch sein (zu weites) Abkippen häufig isoliert in der rechten Breite. Ihm fehlten nach diesen Bewegungen passende Repositionierungsmuster, wodurch kaum Anschluss über die Außenbahn hergestellt werden konnte. Folglich blieb Wieffer meist nur das Aufdrehen oder das Dribbling nach innen – wo Fernandes, teils auch Casemiro, sofort Zugriff herstellen konnten. Teilweise bot sich auch Zehner Rutter im rechten Halbraum an, wurde dort jedoch von Halbverteidiger Shaw aufgenommen und tat sich überraschend schwer, sich in diesen 1-gegen-1-Drucksituationen durchzusetzen.
Man sah immer wieder, dass auch Rutter oder Welbeck Abkippbewegungen im Halbraum zeigten und von der ersten Aufbaulinie direkt unter Druck angespielt wurden. Tendenziell lässt sich hier auch beobachten, worauf Fabian Hürzeler mit seiner Kritik an der fehlenden Ernsthaftigkeit jedes Kontaktes anspielte. Gerade van Hecke suchte immer wieder im rechten Halbraum den abkippenden Rutter, der oft von Shaw verfolgt wurde. Rutter stand dabei jedoch zugleich unter direktem Druck von Shaw aus dem Rücken und vom diagonal herausrückenden Fernandes, während er häufig Dribblings nach innen suchte und so direkt in Fernandes’ Druck gelangte. Tendenziell lässt sich dies auch mit einer gewissen fehlenden Geduld und fehlenden Willen des Zurechtlegens des Gegners van Heckes in Verbindung bringen, der oft etwas unbedarft in den Druck spielte und dadurch Rutter in eine Unterzahlsituatuon brachte. Die Abkippbewegungen Rutters im Halbraum hatten dabei häufig nur eine bindende, indirekte Funktion (mehr dazu unten), anstatt gezielt angespielt zu werden, worauf die Systematik auch nur bedingt ausgelegt ist. Aus einer solchen Situation und einem Ballverlust von Rutter resultierte schließlich das 0:1.
Baleba als Connector
Zunehmend kamen Balebas Ausweichbewegungen jedoch früher und nicht erst nach van Heckes Andribbeln, sodass er mehrmals zentral aus diesen Bewegungen heraus angespielt werden konnte. Vorbereitet wurden diese Aktionen durch tiefere Positionierungen von Zehner Rutter im rechten Halbraum, wodurch er Fernandes – ursprünglich Balebas direkter Gegenspieler – band. Entsprechend schob Fernandes erst mit Verzögerung diagonal heraus, sobald Baleba angespielt wurde, während Shaw die Zuteilung auf Rutter übernahm. Durch den langen diagonalen Pressingweg konnte Fernandes allerdings nur bedingt Druck auf den aufdrehenden Achter ausüben.

Baleba bricht aus und gibt den Connector
Dadurch, dass Mbeumo nach Balebas zentralem Ballspiel raumorientiert im Halbraum verblieb, um den diagonalen Passweg auf Flügelspieler Minteh zu isolieren, konnte er sich teilweise vom Linksverteidiger De Cuyper lösen. De Cuyper wiederum verfügt über die technische Qualität, mit nur wenigen Kontakten den langen Ball zu spielen, wodurch Mbeumo kaum Druck auf ihn ausüben konnte. Zudem isolierte Mbeumos diagonaler Pressingwinkel den Vertikalpass nicht vollständig, sodass De Cuyper mehrfach den langen Ball auf den diagonal durchstoßenden Minteh suchen konnte. Dass daraus nicht mehr entstand, war vor allem Lammens’ gutem Herauslaufen geschuldet, denn die langen Pässe waren präzise in den Halbraum gespielt und Minteh konnte dank seines enormen Tempos Diallo mehrfach hinterlaufen.
Grundsätzlich hätte Baleba mehrfach die Option gehabt, Welbeck vertikal im Zentrum im Wandspiel zu suchen, da Ayari als ballferner Achter situativ ausschob und damit Casemiro mit sich zog, wodurch das Zentrum geöffnet wurde. Welbeck zeigte dabei auch Ansätze passender Laufwege ins Druckspiel, jedoch neigte Baleba eher dazu, Pässe um den Druck herum zu spielen – wohl auch, weil de Ligt sehr aktiv und eng gegen Welbeck verteidigte.
Gerade nach Umschaltsituationen oder dem Verlust von zweiten Bällen tat sich United zunehmend schwer, die Ausbrechbewegungen der Brighton-Achter eng zu verfolgen. Casemiro und Fernandes orientierten sich zunächst eher raumorientiert nach hinten, um den Zwischenlinienraum vor der Abwehr zu schließen, in den sich insbesondere Rutter immer wieder bewegte. Dadurch konnten Brightons Achter häufiger in den Raum zwischen Sesko und Casemiro/Fernandes ausbrechen und dank ihrer hohen technischen Qualität im Aufdrehen sowie in der direkten, diagonalen Spielfortsetzung gegen die dann verspätet und aggressiv nachschiebenden United-Achter den Ball sichern. Die anschließenden Anschlussaktionen verliefen jedoch häufig über die Außenverteidiger, die ihrerseits meist nur – quo diagonalen Pressingwinkel des direkten Gegenspielers – den Flügelspieler anspielen konnten. Das wirkte mit der Zeit etwas eindimensional und war hinsichtlich Spielkontrolle eher kontraproduktiv. Wünschenswert wäre hier gewesen, dass Welbeck und Rutter häufiger in die Breite ausweichen oder diagonal durchschieben, um zusätzliche Dynamik und anspielbare Optionen zu bieten. Denn durch die diagonalen Pressingwinkel der United-Flügelspieler gegen die Außenverteidiger wurden die Passwege ins Zentrum und in den Zehnerraum – und damit auch die Tiefe – meist effektiv isoliert.
Brighton sucht den Dreieraufbau
Aus dem Gefühl heraus, mit den ausweichenden Achtern mehr Dynamik erzeugen zu können, sah man bei Brighton nach rund 15 Minuten temporär auch vermehrt einen strukturell angelegten Dreieraufbau. Einer der Achter ließ sich dabei nun konstanter zwischen Dunk und van Hecke fallen, sodass sich ein 3-1-3-3 ergab. Grundsätzlich hebelte diese Anpassung den Übergang Uniteds vom Blocken ins Pressing ein Stück weit aus, da die Innenverteidiger — beziehungsweise im Dreieraufbau die Halbverteidiger — dadurch deutlich breiter agieren und direkter diagonal in die Breite andribbeln konnten. Šeško versuchte bei Ballbesitz des abkippenden Achters zunächst den diagonalen Passweg auf den verbliebenen Achter — der nun als Sechser im 3-1 tiefer agierte — zu isolieren. Dadurch verlängerte sich jedoch sein Pressingweg in die Breite auf den andribbelnden Halbverteidiger aber zusätzlich.

Struktureller Dreieraufbau
Grundsätzlich lohnt sich an dieser Stelle eine Diskussion darüber, weshalb die Achter — beziehungsweise in diesem Fall vor allem Casemiro in Richtung Baleba — nicht konsequenter jene tieferen Bewegungen verfolgten und Sesko dadurch direkter ermöglichten, auf die Halbverteidiger herauszuschieben. Zur Wahrheit gehört jedoch auch, dass ein mannorientiertes Herausschieben der Achter immer wieder Räume im Halbraum geöffnet hätte, die insbesondere Rutter und Welbeck aggressiv gesucht hätten — und die nach Anspielen über die breiten Halbverteidiger problemlos hätten bespielt werden können. Gleichzeitig ist der Einfluss eines einzelnen Stürmers gegen einen Dreieraufbau naturgemäß begrenzt. Selbst wenn Šeško nicht so stark passoptionsorientiert agiert hätte, hätte er kaum verhindern können, dass Brighton ihn im Andribbeln des Halbverteidigers überdribbelt.
Dementsprechend war es für United essenziell, das Andribbeln der Halbverteidiger anderweitig anzupressen und somit neue Mechanismen zu finden, um vom bloßen Blocken ins aktive Pressing überzugehen. Die Lösung lag nun darin, dass die Flügelspieler aggressiv auf die andribbelnden Halbverteidiger schoben. Das funktionierte durchaus gut, denn durch ihren vertikalen bzw. leicht diagonalen Pressingwinkel konnten die Flügelspieler die Passwege tief in den Halbraum unterbinden — und genau dieser Halbraum war zuvor die große Schwachstelle beim Herausschieben der Flügelspieler gewesen.
Bis dahin war es nämlich so, dass Uniteds Flügelspieler die Abkippbewegungen der gegnerischen Flügelspieler in der Breite übernahmen, während die Flügelverteidiger die durchschiebenden Außenverteidiger aufnehmen konnten. Durch das neue Pressingmuster jedoch mussten die Flügelverteidiger selbst die breiten Abkippbewegungen mitverfolgen. Dadurch wurde der Halbraum situativ anfälliger für Tiefenläufe, die Brighton vor allem über die Außenverteidiger vertikal anzubringen versuchte. Zwar konnten die Halbverteidiger Uniteds die durchstartenden Außenverteidiger aufnehmen, doch der horizontale Übernahmewinkel brachte naturgemäß Nachteile gegen tiefe, lange Bälle auf den durchstartenden Spieler mit sich. Diese tiefen Zuspiele wurden jedoch durch den vertikalen Pressingwinkel der Flügelspieler weitgehend unterbunden.
Toter Winkel bindet
Grundsätzlich versteht es Brighton sehr gut, auf einer Linie entgegengesetzte Bewegungen zu erzeugen. Rechts schiebt der Außenverteidiger durch, während Flügelspieler und Zehner sich fallen lassen; links lässt sich der Zehner tiefer fallen, der Stürmer kippt diagonal aus der Spitze ab und der Flügelspieler rückt ein. Dadurch entstehen zwangsläufig ständig Übernahmesituationen für die gegnerischen Achter aus deren totem Winkel heraus, was mit einem klaren Dynamiknachteil für sie verbunden ist. Diese Übernahmen aus dem toten Winkel haben zudem eine unkontrolliertere Note: Die United-Achter werden häufig in sehr aggressive Übernahmebewegungen aus der Unkontrolliertheit heraus gezwungen, wodurch immer wieder Räume im Rücken aufreißen. Genau diese kurzen Momente der Orientierungslosigkeit sucht Brighton.
Das Problem gegen United war jedoch, dass Brighton diese Bewegungsmuster zunächst kaum ausnutzen konnte. Zwar kippten Rutter und Welbeck mehrfach aus dem toten Winkel der Achter im Halbraum bzw. im Zentrum ab und konnten vom zentralen Innenverteidiger angespielt werden. Dadurch zogen sie Casemiro und Fernandes aus dem Mittelfeld – respektive aus dem Halbraum – intuitiv heraus, was immer wieder Räume in deren Rücken öffnete, die anschließend eigentlich über die Breite vorbereitet und dann im Zwischenlinienraum bespielt werden sollten.
Brighton gelang es aber zunächst vor allem im Zweieraufbau nur vereinzelt, genau diese Räume produktiv zu nutzen. United isolierte die Übergänge konsequent über die Flügelspieler, die mit diagonalen Pressingwinkeln die Weiterleitungen in jene Räume unterbanden. Erst mit der Umstellung auf den strukturelleren Dreieraufbau veränderte sich die Mechanik: Nun mussten die Flügelspieler Uniteds häufiger direkt auf die andribbelnden Halbverteidiger herausrücken, wodurch deren ursprüngliche Gegenspieler – die gegnerischen Außenverteidiger – nicht mehr diagonal angepresst wurden.

United passt sich an, Brighton sucht Lösungen
Gerade auf der linken Seite, wo Linksverteidiger De Cuyper noch stärker und konstanter die Breiten besetzte als sein Pendant auf rechts, musste Flügelverteidiger Diallo nun sehr weit und vertikal nach vorn durchschieben, um den Außenverteidiger anzupressen. Der dabei entstehende, deutlich vertikale Pressingwinkel isolierte jedoch primär den unmittelbaren vertikalen Passweg in der Breite, aber nicht den Diagonalpassweg nach innen. Dadurch, dass Achter Casemiro vorbereitend – durch Abkippbewegungen Welbecks beim Ballspiel von MIV Ayari, isoliert war, zog infolge der Stürmer (hier Rutter) diagonal in den Halbraum. Da Innenverteidiger de Ligt diese Bewegungen kaum aktiv verfolgte und Halbverteidiger Yoro an Minteh gebunden war durch Diallos Herausschieben, agierte Rutter so ohne direkten Gegenspieler im Zwischenlinienraum und konnte das Dribbling suchen. In diesen Mustern wurde Brighton am gefährlichsten.
Folglich bestand der Knackpunkt dieser gut vorbereiteten Muster jedoch in der Geschwindigkeit im Horizontalspiel. Das hauptsächliche Vorbereitungsmuster – die Isolation des Achters, um Räume neben ihm im Halbraum zu öffnen – erfolgte meistens beim Ballspiel des zentralen Innenverteidigers, während der geschaffene Raum erst beim Ballspiel von Linksverteidiger De Cuyper bespielt wurde. Oft gelang es nicht, die Verbindung zwischen Innenverteidiger, Halbverteidiger, Außenverteidiger und Zwischenlinienraum in einem Tempo zu bespielen, das Casemiro fortlaufend gebunden hätte. Dies hängt auch damit zusammen, dass gerade die ins Zentrum abkippenden Spieler nach dem Abkippen zu wenig Dynamik entwickelten. Stattdessen erkannte Casemiro mit der Zeit die Problematik, löste seine Mannorientierung auf den abkippenden Spieler im Zentrum auf und schob in den Halbraum aus, wodurch ein Spiel in den Zwischenlinienraum deutlich komplexer wurde.
Weitere Umstellungen bei United
Nach dem Treffer passte sich Manchester United etwas an: Die Halbverteidiger Yoro und Shaw verfolgten nun auch die diagonalen Abkippbewegungen ins Zentrum – die im Halbraum ohnehin bereits eng verfolgt wurden – konsequenter und weiter nach vorn, um etwaige Unterzahlsituationen zu vermeiden. Das funktionierte prinzipiell gut und unterband Brightons Druckablagen noch aggressiver. Ergänzend dazu fassten Casemiro und Fernandes ihre Mannorientierungen gegen Ayari und Baleba enger und verfolgten deren Ausbrechbewegungen, wodurch diese nicht mehr ohne Weiteres neben Šeško den Ball annehmen und sich aufdrehen konnten.

United direkter in den Mannorientierungen
Das konsequentere Verfolgen der Bewegungen in den Halbraum – insbesondere Ayaris – durch Casemiro ermöglichte es zugleich Flügelspieler Mbeumo, in seiner Grundposition etwas breiter zu agieren und De Cuyper direkter diagonal anzulaufen. Dadurch wurde dieser von Dunk kaum noch angespielt und konnte folglich auch nur selten Tiefenläufe auf Minteh beziehungsweise in den Zwischenlinienraum einbringen, was aufgrund der nun engen Verfolgungen ohnehin zunehmend schwieriger wurde. Vereinzelt konnten sich die Außenverteidiger zwar im Durchschieben in der Breite hinter den Flügelspielern Uniteds lösen und situativ ein 2-gegen-1 in der Breite herstellen, doch durch das +1 in Uniteds Verteidigungslinie waren weiterhin saubere Übergaben möglich, sodass die Gleichzahl schnell wieder hergestellt wurde. Allgemein zeigten auch die Flügelspieler infolge ein gutes Rückwärtspressing, wodurch gerade die Zwischenräume zwischen Außen- und Innenverteidigern (bei temporärer Viererkette aufgrund des Herausverteidigens) im eigenen Drittel gefüllt wurden und so die Tiefe gesichert.
Nach dem 2:0 agierte United zunehmend aus einem 5-3-2 heraus, um die erste Aufbaulinie (gerade bei Implementierung des Dreieraufbaus, welcher nun auch teils über einen tiefen De Cuyper zunehmend initiert wurde) Brightons mit dem Doppelsturm besser anlaufen zu können. Mbeumo agierte dabei neben Šeško, was gut funktionierte. Die temporären Dreieraufbauten wurden mit diagonalen Pressingwinkeln angelaufen, sodass die Halbverteidiger kaum den Zwischenlinienraum anspielen konnten und stattdessen in die Breite gedrängt wurden. Dort markierten die Außenspieler in der zweiten Pressinglinie die halbraumorientierten Spieler – also auch die durchschiebenden Außenverteidiger respektive breite Achter – und die Flügelverteidiger nahmen die Flügelspieler in der Breite auf. Die Problematik bestand vor der Systemumstellung darin, dass teilweise Zuordnungsprobleme auftraten: Die Flügelspieler im 5-4-1 liefen die Halbverteidiger an, sodass die Außenverteidiger zeitweise ohne direkten Gegenspieler agierten. Die daraus resultierenden Übergaben öffneten situativ Räume im Zwischenlinienraum.

Anpassung in das 5-3-2
Das Problem des 5-3-2 war jedoch, dass etwaige Ausbrechbewegungen zwischen den beiden Stürmern – eine allgemein große Schwachstelle des Systems – aus dem Mittelfeld heraus nicht mehr eng verfolgt werden konnten. Gerade bei tieferen Bewegungen von Rutter waren dadurch alle drei Mittelfeldspieler gebunden und konnten nicht herausverteidigen, wodurch Baleba mehrmals zwischen die Stürmer Uniteds ausbrach und anschließend einen Passwinkel in den Halbraum generieren konnte. Problematisch war jedoch, dass er diesen kaum auf Rutter im linken Halbraum suchte, obwohl sich dies durchaus angeboten hätte. Dies lag vermutlich daran, dass die Halbverteidiger Uniteds weiterhin aggressiv im Halbraum verteidigten und die äußeren Achter mannorientiert nachschoben, sodass ein Pass sonst in eine Überzahlpressing-Situation geführt hätte. Dementsprechend musste Baleba häufig den Weg auf den Halbverteidiger De Cuyper suchen. Zwar konnte Brighton beim Ausbrechen Balebas keinen direkten Übergang ins Pressing erzwingen, dafür ließen sich die Spieler gut über Passoptionen isolieren.
United im 4-4-2-Angriffspressing
Aus der zunehmenden Stabilität heraus wurde United – auch mit dem 1:0 im Rücken – sukzessive spielbestimmender, was sich vor allem im Angriffspressing ausdrückte beziehungsweise dadurch weiter befeuert wurde. Grundsätzlich agierte man dabei aus einer mannorientierten 4-4-2-Grundordnung, die das 2-4-4 Brightons weitgehend spiegelte. Für Brighton ging es dabei primär darum, mit der sehr breiten Innenverteidiger-Anordnung den Doppelsturm Uniteds auseinanderzuziehen, um Verbruggen etwas Zeit am Ball zu verschaffen sowie die Bogenläufe der Stürmer zu manipulieren und potenziell ein Überspielen entgegengesetzt des Bogenlaufs zu ermöglichen. Das Problem aus Brighton-Sicht: Mbeumo, der meist das Pressing mit einem nach links leitenden Bogenlauf aktivierte, führte dieses technisch so sauber aus, dass kein direkter Gewinn an Raum über Dunk möglich war. Gleichzeitig stellte der ballferne Sesko sowohl den Passweg auf den rechten Außenverteidiger Wieffer konsequent zu als auch den zum rechten Innenverteidiger Van Hecke.

Van Hecke schiebt die Breite frei
Dementsprechend war Brighton auf Alternativmuster angewiesen. Van Hecke schob dabei teilweise diagonal in den Halbraum durch und öffnete so den Passweg in die Breite auf den abkippenden Rechtsverteidiger Wieffer, der initial im Deckungsschatten Mbeumos isoliert war. Wieffer konnte sich in der rechten Breite teilweise aufdrehen, da er einen gewissen Dynamikvorteil gegenüber dem in der Grundposition eingerückten Cunha hatte. Dessen diagonaler Pressingwinkel implizierte zudem, dass der Vertikalpassweg nicht isoliert war.
Da Baleba weitgehend gegen Fernandes im rechten Halbraum isoliert war – Fernandes wählte bewusst die Außenseite seiner Mannorientierung, um Baleba für das Horizontalspiel aus der Breite zu isolieren – war Wieffer darauf angewiesen, den Vertikalpass auf Kadioglu zu suchen. Diese Vorhersehbarkeit hatte zur Folge, dass Dalot extrem aggressiv und direkt auf Kadioglu mitschob, wodurch dieser Probleme im 1-gegen-1 hatte. Das konsequente Verfolgen der Bewegungen von Wieffer durch Cunha sowie die enge Mannorientierung Shaws gegen Rutter führten schließlich dazu, dass Kadioglu aufgrund fehlender Folgebewegungen mehrfach den Ball gegen Dalot verlor.
Zwar schoben die Achter Baleba und Ayari immer wieder sehr tief, was typisch für Brighton ist, gerade wenn sie zunehmend in der Breite isoliert waren. Sie standen dadurch auch regelmäßig für Verbruggen als Anspielstation zur Verfügung, was Ablagespiele auf die sehr breiten Innenverteidiger, vor allem Van Hecke, ermöglichte. Dies war insbesondere möglich, weil Casemiro und Fernandes die sehr tiefen Bewegungen der Achter nicht immer eng verfolgten, um den Zwischenlinienraum zu sichern. So konnten die technisch starken Achter oftmals mit nur einem Kontakt ablegen.
Das Hauptproblem bestand jedoch darin, dass Van Hecke anschließend diagonal vom linken Stürmer angelaufen wurde, während Wieffer in der Breite in seinen Abkippbewegungen von Cunha verfolgt wurde. Entsprechend war er auf Abkippbewegungen in den Halbraum angewiesen, die gerade vom Stürmer Rutter kamen. Da Shaw diese Abkippbewegungen jedoch sehr eng verfolgte, tat sich Rutter unter Druck extrem schwer – insbesondere weil aufgrund der engen und sehr tiefen Unterstützungsbewegungen der Achter und der sehr tiefen Außenverteidiger kaum Unterstützung aus dem Halbraum oder der Breite kam. Er agierte dadurch sehr isoliert im 1-gegen-1 im Halbraum. Wenn ein Achter absicherte, konnte dieser zudem oft unterstützend in den Halbraum zurückschieben und so Überzahlsituationen herstellen, wodurch Rutter große Probleme bekam. Genau dies führte auch zum 2:0, als er den Ball verlor.
Über die sehr tief stehenden Achter und die Freiziehung des Zwischenlinienraums zwischen Abwehr und Mittelfeld durch die Mannorientierungen auf die tiefen Baleba und Ayari suchte Brighton teilweise auch den langen Ball, insbesondere auf Welbeck im Zentrum. Das Problem war jedoch, dass sein direkter Gegenspieler, de Ligt, in der Luft deutlich überlegen war und an diesem Tag kein Luftduell verlor. Da United über die asymmetrischen Achter und einen leicht tiefer stehenden Casemiro den Zwischenlinienraum vorbereitend absicherte, konnte man über den Brasilianer auch mehrmals die zweiten Bälle sichern – Brighton hatte hingegen sowohl über die sehr tief stehenden Achter als auch über die sehr breiten Flügelspieler Schwierigkeiten.
Zweite Halbzeit
Somit ging es mit 2:0 für Manchester United in die Pause, was durchaus verdient war. Die zweite Halbzeit begann ähnlich wie die erste: Brighton hatte direkt einige Ballverluste im Spielaufbau, insbesondere im Halbraum, und fing sich einige Kontersituationen von United ein, die vor allem über Restangreifer Šeško gut auf die im Halbraum durchschiebenden Mbeumo und Cunha abgelegt wurden.
Im tiefen Aufbau gewann Brighton etwas mehr Spielkontrolle, da United nicht mehr ganz so aggressiv und direkt presste wie in der ersten Halbzeit. Dennoch fand man kaum Tiefe, da United insbesondere über Shaw und Yoro weiterhin extrem gute und enge Verfolgungsbewegungen auf Rutter und Welbeck zeigte. Diese konnten sich so kaum aufdrehen und fanden die Tiefengeber in der Breite kaum. Das 3:0 resultierte aus einem Ballverlust von Rutter im Halbraum gegen Shaw, aus dessen Abkippen Šeško den Ball kontrollierte und auf den Tiefengeber Mbeumo im Restangriff ablegte.
Weiterhin agierte United im Mittelfeldpressing aus einem 5-3-2 heraus gegen den Dreieraufbau Brightons mit De Cuyper. Dabei fand man über die ausbrechenden Achter zunehmend die Halbräume, insbesondere mit Rutter im rechten Halbraum. Das Problem war jedoch, dass die Folbewegungen fehlten: Die Abkippbewegungen fanden zu weit ins Mittelfeld Uniteds hinein statt. Effektiver wäre es gewesen, lediglich in den Zwischenlinienraum vor der Verteidigungslinie abzukippen und dort in den freien Raum im Halbraum anzuspielen. So hätte ein Aufdrehen deutlich einfacher funktioniert. Meistens landeten die Pässe jedoch in dem engen Raum zwischen Außenspieler und dem zentralen Achter Fernandes, wodurch ein Aufdrehen kaum möglich war und meist nur ein Abprallen des Balls blieb.
Fazit
In der Schlussphase ließ sich United, insbesondere nach dem 0:3, zunehmend fallen. Gerade im 5-3-2 ist man beim tiefen Verteidigen anfällig für Halbfeldflanken, da die Außenspieler teils nur horizontale Pressingwinkel aufweisen, wodurch Flanken oftmals möglich werden – dies war auch bei Brighton zunehmend zu beobachten. Die Flügelspieler Brightons ließen sich früher fallen, um sich einen Zeitvorteil gegenüber den Flügelverteidigern Uniteds zu verschaffen, die sichtlich Mühe hatten, mit der Dynamik Schritt zu halten. So entstanden zunehmend 1-gegen-1-Situationen im letzten Drittel sowie Dribblings, da die Flügelverteidiger Uniteds nicht mehr konsequent und direkt herausverteidigten.
Nach der Auswechslung von Casemiro im linken Halbraum wurde deutlich, dass United dort anfälliger für Abkippbewegungen war. Kostoulas brachte durch seine extreme Ballsicherheit und seinen guten First Touch zusätzlichen Schwung in das Spiel Brightons. Er drehte sich deutlich aktiver auf, erzeugte direkteren Zug zum Tor und konnte den Druck den horizontalen Pressingwinkel von Uniteds Außenspielern in gewisser Weise durch sein direktes Aufdrehen abschirmen.
Am Ende gewinnt United verdient mit 4:2. Man zeigte eine insgesamt gute Leistung gegen den Ball, und die Anpassungen nach den Toren wirkten zumindest temporär. Zwar traf Brighton nicht in Topform, aber die Partie offenbarte durchaus Problemfelder, die man an einem normalen Tag nicht derart aufgezeigt hätte. Dennoch stellt das Spiel einen weiteren Schritt nach vorne für Ruben Amorim dar. Die Schlussphase darf allerdings maximal als ausreichend bewertet werden; gerade gegen weitere Topteams könnte eine solche Passivität in den letzten 20 Minuten noch deutlicher bestraft werden.
MX machte sich in Regensburg mit seiner Vorliebe für die Verübersachlichung des Spiels einen Namen. Dabei flirtete er mit der RB-Schule, blieb aber heimlich immer ein Romantiker für Guardiolas Fußballkunst.

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