Zwischen fehlender Stabilität und Verbindungsproblemen – MX

Tottenham Hotspur und die TSG Hoffenheim enttäuschen am Donnerstagabend in Sinsheim, wobei Hoffenheim sich in der zweiten Halbzeit gut anpasst, jedoch dennoch verliert. Es war ein Spiel der Ansätze und der Ambivalenz, in den beiden Teams zwar Momente des Potenzials zeigten, aber die nötige Konstanz und Präsenz vermissen ließen.

Christian Ilzer und die TSG Hoffenheim standen am vorletzten Spieltag der UEFA Conference League unter Zugzwang: Nur ein Sieg würde die theoretische Chance auf ein direktes Weiterkommen wahren. Der Österreicher setzte auf eine 4-2-2-2-Grundordnung. Oliver Baumann agierte wie gewohnt als Torspieler, davor bildeten Akpoguma und Nsoki das Innenverteidiger-Duo, flankiert von Jurásek auf links und Kadeřábek auf rechts. Die Doppelsechs bestand aus Stach und Becker, während im Halbraum Bischof – der in Kürze zum FC Bayern wechseln wird – und Hložek aufgeboten wurden. Im Sturm agierten Morstedt und Kramarić als Doppelspitze.

Die Grundformationen

Auf der Gegenseite lastete auch auf Ange Postecoglou und Tottenham erheblicher Druck. National befindet sich das Team in einer schwierigen Lage, und in der Conference League war ein Sieg nötig, um das Weiterkommen in der kommenden Woche in eigener Hand zu behalten. Die Spurs traten in einem 4-3-3 an, mit Austin im Tor. Die Innenverteidigung bildeten Dragusin und Davies, während Gray und Porro die Außenverteidigerrollen besetzten. Im Mittelfeld agierten Maddison, Bentancur und der junge Bergvall als zentrale Akteure. Die Angriffsreihe bestand aus Kulusevski, Richarlison und Son.

Hoffenheim im 4-4-2 pressend

Im Spiel ohne Ball formierten sich die Hoffenheimer grundsätzlich in einem 4-4-2, einer Grundordnung, die Ilzer bereits in den vergangenen Wochen und auch in Graz im Mittelfeldpressing erfolgreich genutzt hatte. In dieser Formation agierten Bischof und Hložek als Außenspieler, während Moerstedt und Kramaric die erste Pressinglinie bildeten. Der ballnahe Stürmer lief den ballführenden Innenverteidiger dabei nicht direkt an, sondern eher lose. Stattdessen fokussierte man sich in erster Linie darauf, das diagonale Andribbeln von Dragusin und Davies zu kontrollieren und gleichzeitig die diagonalen Passwege ins Zentrum zu blockieren. Ergänzend dazu übernahm der ballferne Stürmer immer wieder die Aufgabe, Bentancur, den zentralen Sechser, zusätzlich zu markieren.

Typisch für Ilzers Ansatz ist auch, dass die Stürmer immer wieder aus den diagonalen Verfolgungsbewegungen heraus in die Breite liefen, um mehr Druck in die Breite auszuüben und Rückpässe besser zu verhindern. Diese Herangehensweise über die Stürmer verdeutlicht jedoch indirekt, wie essenziell die Kompaktheit für Ilzers System ist. Ohne die geringen Abstände zwischen den Linien ist das Durchpressen der Stürmer und der daraus resultierende doppelte Druck nur schwer möglich. Wo die Kompaktheit nicht gewährleistet war, wie in einigen Szenen im Mittelfeldpressing, entstanden unvorteilhafte 1v1-Situationen, die den Vorteil des Systems deutlich schmälerten, da der Spieler so statt in ein 1v2 – mit durchpressenden Stürmer – direkt ins Duell gehen konnte.

Das Verhindern von Diagonalität durch den anlaufenden Stürmer brachte zwangsläufig auch einen Nachteil mit sich: Tottenham wurde vermehrt ins Spiel über die Breite gezwungen. Genau hier zeigte sich bei Hoffenheim eine gewisse Ambivalenz. Tottenham positionierte die Außenverteidiger häufig halbräumig, wodurch Bischof und Hložek bei Hoffenheim gezwungen waren, diese zu binden. Das Problem dabei war jedoch, dass die Breite, die systematisch eigentlich von den äußeren Mittelfeldspielern des 4-4-2 abgedeckt werden sollte, unzureichend gesichert blieb. Daraus entwickelte Tottenham einige Muster, die zunehmend zu einer Herausforderung für Hoffenheim wurden.

Tottenhams Breiten-Ansätze

Das „in die Breite“ erkannte wohl auch Postecoglou im Vorfeld der Partie als Schlüssel – allerdings in etwas tieferen Räumen. Entsprechend versuchte er früh, Muster zu etablieren, die eine effektive Breitenbesetzung begünstigten. Einerseits suchten die Halbraumspieler des 2-3-2-3, Bergvall und Maddison, dynamische Bewegungen in die Breite, die durch das Pressing der ersten Linie von Hoffenheim möglich wurden.

Ziel war es, kürzere Anbindungen der Innenverteidiger in die Breite herzustellen. Ergänzend dazu positionierten sich die Außenverteidiger Porro und Gray bewusst an den Außenspielern von Hoffenheim, Hložek und Becker, um diese halbräumig zu binden und den Breitenspielern mehr Raum und Zeit zu verschaffen.

Tottenham im Aufbauspiel

Hoffenheim reagierte darauf solide, insbesondere durch klare Übergaben. Der zentrale Mittelfeldspieler – in diesem Fall Becker – übernahm situativ den Außenverteidiger, während der Außenspieler entsprechend in die Breite verschieben konnte. Maddison hätte jedoch in einigen Situationen mehr aus dem seitlichen Pressingwinkel von Hložek machen können. Mit einem direkten Aufdrehen nach vorne hätte er den Druck durch die erste Linie ausgehebelt und gemeinsam mit Son ein 2v1 gegen Kadeřábek erzeugen können. Diese Option wurde jedoch zu selten genutzt.

Son ließ sich wiederholt abkippen, was Kadeřábek aus der Kette zog, doch fehlte es Tottenham dadurch häufig an einer konsequenten Höhenbesetzung. Dies führte dazu, dass viele Progressionsmöglichkeiten – insbesondere über die linke Seite – wirkungslos blieben. Obwohl Hoffenheim durch das Herausverteidigen der Außenverteidiger Räume im Halbraum öffnete, nutzte Porro diese Gelegenheiten zwar in vereinzelten Szenen erfolgreich, insgesamt aber zu selten, um dynamisch nachzuschieben. Auch Richarlison hätte sich in der Anfangsphase häufiger in diese Räume bewegen können, um die Angriffsdynamik zu verstärken.

Generell kann man positiv hervorheben, dass auf der rechten Aufbauseite immer wieder das Ablagespiel über den eingerückten Porro gesucht wurde. Bergvall, der sich in der Breite positionierte, zeigte ein hervorragendes Gespür für Spielsituationen im Gegnerdruck. Er erkannte relativ schnell in der Partie, dass Stach Porro nur lose markierte, wodurch Bergvall diesen immer wieder im Zentrum suchte. Diese Situation wurde gut genutzt, was zu effektiven Doppelpassmustern führte und die Aufbaustruktur auf der rechten Seite deutlich unterstützte.

…Halbraumspieler im Halbraum?!

Tottenhams alternative Aufbaustruktur

Ein wiederkehrendes Muster bei Tottenham war die Positionierung der Halbraumspieler. Sie hielten sich in ihrer gewohnten Grundposition auch oft halbräumig – statt in der vollen Breite – auf, jedoch häufig auf einer Höhe mit Bentancur, was ein 2-5-3-System entstehen ließ. Dieses Setup wurde oft begleitet von den tieferen – aber breiten – Bewegungen Kulusevskis und Sons.

Durch die Bindung von Hložek und Bischof durch die Halbraumspieler der Spurs war ein ballorientiertes Übergeben in die Breite für Hoffenheim kaum möglich. Stattdessen sahen sie sich gezwungen, über die Außenverteidiger herauszuverteidigen, was Schwächen im ballorientierten Verschieben ihrer Verteidigungslinie offenbarte. Dadurch entstanden wiederholt große Zwischenräume, die Tottenham versuchte, durch schnelles Nachrücken, besonders im Halbraum, zu nutzen. Besonders Bergvall schob mehrmals direkt in die Tiefe, jedoch tendenziell zu schnell, sodass er für Kulusevski in diesen Mustern kaum anspielbar blieb. Nsoki verteidigte jedoch mannorientiert und konnte die Bewegungen Bergvalls weitgehend isolieren.

Allgemein hatte Kulusevski große Probleme, vor allem unter dem Druck, der durch Kramarics durchpressen zusätzlich verstärkt wurde, während Rückpässe in die Verteidigungslinie konsequent unterbunden wurden. Kulusevski hatte dabei spürbare Schwierigkeiten, insbesondere bei seinem „first touch“, um sich aus diesen engen Situationen zu befreien.

Ein zusätzlicher Faktor war dabei auch, dass Kulusevski häufig gezwungen war, sich mit seinem schwachen Fuß aufzudrehen. In Kombination mit dem doppelten Druck von Hoffenheim führte dies zu erheblichen Problemen in der Verarbeitung und so konnte er auch Bergvall kaum diagonal im Halbraum erreichen.

2:0 und 50% Ballbesitz zur Halbzeit

Zum Ende der ersten Halbzeit konnte Hoffenheim die anfänglichen Probleme bei Tottenham nur bedingt ausnutzen. Besonders auffällig war, dass das charakteristische Durchpressen über die Stürmer immer seltener praktiziert wurde, weil Bentancur immer ballnäher verschob und so den ballnahen Stürmer zunehmend band, wodurch auch die Intensität im gesamten Pressing spürbar nachließ. Diese Veränderung ermöglichte es Tottenham, auch vermehrt Rückpässe zu spielen und neue Aufbauversuche zu initiieren, ohne konstant unter Druck zu stehen.

Son wurde zudem gegen Ende der Halbzeit regelmäßig in 1v1-Situationen im letzten Drittel gebracht, wodurch automatisch Dynamik entstand – begünstigt durch einige unglückliche Herausverteidigungsaktionen von Kadeřábek. Darüber hinaus liefen sich Richarlison und Maddison situativ immer wieder im Zwischenlinienraum frei. Die großen Zwischenräume im 4-4-2 von Hoffenheim boten Tottenham die Möglichkeit, diese Spieler gezielt anzuspielen und dadurch zusätzliche Dynamik in ihrem Offensivspiel zu erzeugen.

Hoffenheims Gegenpressing

Nichtsdestotrotz hatte Tottenham – trotz der frühen Führung und dem 2:0 noch vor der Pause – zum Ende der ersten Halbzeit nur knapp über 50 % Ballbesitz gegen Hoffenheim. Diese überraschend niedrige Quote lag einerseits daran, dass das Spiel insgesamt sehr zerfahren war: Viele Ballverluste und Fouls prägten die Partie, wobei Hoffenheim besonders im Halbraum gezielt auf körperliche Intensität setzte. Andererseits zeigten sich bei Tottenham allgemeine Probleme in der Abstimmung und den Verbindungen zwischen den Spielern. Besonders auffällig war der mangelnde Ballfluss: Immer wieder versprangen Pässe, und es kam zu Schwierigkeiten beim ersten Kontakt – ein entscheidender Nachteil, insbesondere bei einer Spielweise, die stark auf Breite und Zeitvorteile an der Seitenlinie setzt.

Über das 2-5-3 (bzw. 2-3-5 im letzten Drittel) offenbarte Tottenham zudem erhebliche Schwächen im Gegenpressing. Dies lag vor allem daran, dass die Ballverluste häufig in der Breite stattfanden und sich die umliegenden Spieler von dort meist vom Ball wegbewegten. Dadurch fehlte schlichtweg die nötige Ballung in der Nähe des Balles, um ein effektives, zugriffsorientiertes Gegenpressing zu ermöglichen, sodass Tottenham stattdessen häufig in ein Zurückfallen gezwungen wurde.

Hoffenheim sucht Moerstedt

Im Aufbauspiel von Ilzers Hoffenheim war in der ersten Halbzeit ein klarer Matchplan erkennbar: Anstelle eines flachen Aufbauspiels fokussierte man sich nahezu vollständig auf eine lange Auslösung der Bälle.

Grundsätzlich agierte das Team aus einem 2-3-5, wobei Kadeřábek und Jurasec in der zweiten Aufbaulinie eingerückt positioniert waren, jedoch situativ in die Breite ausschoben. Zwischen ihnen agierte Stach zentral, während Becker immer wieder aus der letzten Linie vorrückte und gelegentlich in den Zwischenlinienraum abkippte.

Die extreme Überladung der letzten Linie war dabei eng mit der Personalie Max Moerstedt verknüpft, der als Zielspieler fungierte. Der Stürmer driftete regelmäßig auf die linke Seite ab und suchte gezielt die Nähe zu Porro, um über lange Bälle anspielbar zu sein. Um ihn herum positionierten sich regelmäßig drei Spieler – in der Regel Bischof, Kramarić und ein weiterer Akteur – um die Besetzung um den Ball herum sicherzustellen.

Hoffenheims lange Bälle

Das zentrale Problem dieser Herangehensweise lag jedoch in der zu enge Positionierung der Spieler um Moerstedt. Die zweiten Bälle landeten oftmals in weiter entfernten Zonen (grüne Zone), die Tottenham aus dem 4-4-2/5-3-2 heraus gut zugreifen konnte. Besonders die Außenspieler Son und Kulusevski verschoben mehrfach hervorragend in diese Bereiche und leiteten daraus gefährliche Umschaltsituationen ein.

Beide Gegentreffer in der ersten Halbzeit resultierten aus Ballverlusten in diesen Zonen, die Hoffenheim nicht effektiv absichern konnte. Tottenhams schnelles Umschalten und präzises Spiel in die Tiefe machten die Probleme der langen Auslösungen deutlich sichtbar.

Allgemein präsentierte sich Moerstedt in den langen Bällen recht unglücklich. Zwar wurden die Bälle häufig gezielt auf Baumann zurückgespielt, doch mangelte es diesen Zuspielen oft an Präzision. Hinzu kam, dass sowohl Porro als auch Drăgușin an diesem Tag in der Luft äußerst dominant agierten.

Das isolierte Schicken von Moerstedt in ein Luftduell innerhalb einer stark besetzten Zone setzt zudem voraus, dass das Team eine gewisse Tiefenstaffelung hinter dem Zielspieler aufweist. Diese Tiefe wurde jedoch von Hoffenheim nur unzureichend hergestellt, was dazu führte, dass zweite Bälle auch in der Tiefe nur selten gesichert werden konnten.

Gegen Ende der Halbzeit verlagerte sich Hoffenheims strategische Ausrichtung zunehmend von langen Bällen hin zu flachen Aufbauaktionen, die vor allem über die rechte Seite initiiert wurden. Kadeřábek positionierte sich dabei zunehmend breiter, was sich als effektiv erwies, da sein direkter Gegenspieler Son aus einer halbräumigen Positionierung zunächst einen langen Pressingweg hatte und somit häufig zu spät kam. Dadurch konnte Kadeřábek angespielt werden.

Von dort versuchte Hoffenheim, schnell in die Tiefe auf Hložek oder Becker zu spielen. Diese Option wurde jedoch von Tottenham durch konsequente Mannorientierungen effektiv verteidigt. Beckers Abkippbewegungen wurden dabei häufig von Maddisons Deckungsschatten im Halbraum neutralisiert, während Stach überwiegend von Richarlison gedeckt wurde, wodurch die Verbindungen ins Zentrum stark eingeschränkt waren.

Umstellungen zur zweiten Halbzeit

Eine neue Ebene = mehr Tiefgang

Auch in der zweiten Halbzeit setzte Hoffenheim diese Herangehensweise fort, nun jedoch zunehmend aus einem 2-3-4-1 heraus, während Tottenham in einem 4-1-4-1 verteidigte. Die Außenverteidiger positionierten sich bereits in frühen Aufbauphasen in extremer Breite, um die Pressingwege ihrer direkten Gegenspieler maximal zu verlängern. Dieses Vorgehen erwies sich weiterhin als wirkungsvoll: Mit einem sauberen ersten Kontakt gelang es den Hoffenheimern gelegentlich sogar, die Gegenspieler im Dribbling zu überwinden.

Der größte Unterschied zur ersten Halbzeit lag in den Folgebewegungen aus der Breite. Im Vergleich zur ersten Hälfte verzichtete Hoffenheim auf eine strukturelle Überladung der letzten Linie. Der Fokus wurde stattdessen auf eine tiefere Besetzung gelegt, um Diagonalität zu erzeugen. Dies ermöglichte es, entweder direkt hinter die gegnerische Abwehrlinie zu spielen oder den Zwischenlinienraum zu nutzen, in dem vor allem Hlozek mehrfach anspielbar war.

Die Schlussphase

Zudem sah man immer wieder Rotationen zwischen beispielsweise Bischof und Becker, was zusätzliche Dynamik erzeugte. Kramaric ließ sich immer wieder in den Sechserraum fallen, wodurch man die Isolation des Sechsserraums über Richarlison auflösen konnte, da Tottenham diese weiten Wege in den Mannorientierungen nicht mitging. Dadurch konnte Kramaric mehrmals den Ball verteilen.

Positiv hervorzuheben ist auch, dass Akpoguma die weiten Bewegungen von Kaderabek in der Breite mitging und so eine permanente Rückpassoption schuf. Stach ließ sich derweil immer wieder fallen, um die Tiefe für Konter zu sichern – eine Lehre aus der ersten Halbzeit. Da Tottenham diese Breite nahezu durchgehend nicht verteidigen konnte, wurde das Pressing immer tiefer, wodurch der Druck der TSG kontinuierlich anstieg.

Zwar suchte man nun fast keine langen Bälle mehr, aber die breiten Außenverteidiger boten sich natürlich für Diagonalverlagerungen an, die man immer wieder suchte. Teilweise ließ sich auch Bischof weit in die Breite fallen, um dafür erreichbar zu sein. Diese Pässe kamen weitgehend gut an, da sie in freien Raum und nicht in eine Ballung gespielt wurden. Zudem ermöglichte das 2-3-4-1 einen deutlich besseren Zugriff auf die zweiten Bälle aufgrund der größeren Besetzung des Mittelfelds.

Für Tottenham hingegen blieb es weiterhin ein ähnliches Spiel wie in der ersten Halbzeit. Man hatte nach wie vor enorme Probleme mit dem Gegner im Rücken und technische Schwierigkeiten im Ablagespiel. Solanke brachte in der Sturmspitze etwas mehr Tiefenbesetzung, während Moore auf dem linken Flügel mehr Dribbelstärke zeigte. Die Problemfelder – besonders im letzten Drittel aus dem sehr statischen 2-3-5 – konnten insgesamt, trotz guter Einzelaktionen, kaum gelöst werden. Hoffenheim hingegen hatte schlichtweg eine bessere Ballbesitzstruktur und dominierte das Spiel mit knapp 61% Ballbesitz. Die Probleme im Gegenpressing führten schließlich auch zum 1:2-Anschlusstreffer.

Aufbaustruktur zu Ende der Partie

Gegen Ende der Partie stellte Ilzer auf eine Art 2-4-4 um, mit doppelt besetzten Flügeln, während auch die Spurs nun im 4-1-4-1 deutlich breiter verteidigten. Sie versuchten, die Verbindung zu den Außenverteidigern in die Breite direkt zu kappen, was ihnen sehr gut gelang. Sobald sie überspielt wurden, rückten die Außenverteidiger jedoch gut heraus. Auch die Zentrumsspieler wurden nun enger verfolgt, um Bewegungen zum Ball nachzuvollziehen. Erst als Moore in der 88. Minute die Freilaufbewegungen von Kaderabek nicht bemerkte, konnte sich Hoffenheim am Flügel lösen und den 2:3-Anschlusstreffer erzielen.

Insgesamt wurde durch die anfänglich breitere Staffelung von Tottenham jedoch der Halbraum besser zugänglich, welchen Hoffenheim immer wieder versuchte zu bespielen. Doch Moerstedt und Kramaric fanden an diesem Tag gegen die gut heraus verteidigenden Innenverteidiger von Tottenham nur wenig Lösungen. Mehrmals führten solche Szenen zu Entlastungsangriffen für Tottenham, die insgesamt auch die gefährlichsten für sie in der zweiten Halbzeit waren. Gerade als gegen Ende der Partie Solanke und Lankshear immer wieder auf Ballgewinne setzten, konnte man direkt vertikal nach Ballgewinn nach vorne spielen; auch das Tempo im Dribbling von Maddison kam dort mehrmals zur Geltung. Dabei spielte es natürlich auch in die Karten, dass man in Führung war und Hoffenheim unbedingt gewinnen musste.

Fazit

Das Fazit fällt insgesamt ambivalent aus. Beide Mannschaften befinden sich in einer schwierigen Phase, was sich in der Partie widerspiegelte – viele Fouls, Ballverluste und lange Bälle prägten das Spiel. Es war kein besonders überzeugender Auftritt zweier Teams, die personell und konzeptionell eigentlich mehr versprechen müssten. Beide Seiten ließen sich zu oft in die Flügel oder in spezifische Zonen drängen, was das Kombinationsspiel im zweiten Spielfelddrittel häufig fragmentierte und der nötigen Dynamik abging.

Dennoch waren auch gute, altbekannte Ansätze zu erkennen, vor allem bei Hoffenheim, bei dem derzeit jedoch die Präsenz und die notwendige Stabilität gegen stärkere Gegner fehlen. Was auch Ilzer auf der Pressekonferenz betonte: „Wir haben die Erkenntnis gewonnen, dass wir noch stabiler sein müssen, um die richtigen Ergebnisse zu erzielen. Im Duell Mann gegen Mann hat noch etwas gefehlt, Dennoch hat man auch gesehen, dass wir richtig gut Fußball spielen können. Wir machen uns ein gutes Spiel zunichte, wenn wir so leichte Fehler machen. Das war zu einfach für den Gegner.“

Postecoglous Mannschaft zeigte ebenfalls Defizite, besonders in den Bewegungen im Spiel mit Ball, der Präsenz im letzten Drittel und der Intensität im Spiel ohne Ball. Letztlich gewinnt jedoch die Mannschaft, die sich besser entlasten konnte, während die andere, hätte sie die zweite Halbzeit so gespielt wie die erste, wohl anders dastünde.

MX machte sich in Regensburg mit seiner Vorliebe für die Verübsachlichung des Spiels einen Namen. Dabei flirtete er mit der RB-Schule, blieb aber heimlich immer ein Romantiker für Guardiolas Fußballkunst. Aktuell ist er als Analyst in einem NLZ tätig.

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