Rundschau: Nottingham nach innen orientiert, Lewis-Skellys Positionsspiele – MX
Im dritten Teil des Boxing Days werfen wir in einer kompakten Rundschau einen Blick auf das Spiel zwischen Nottingham Forest und Tottenham Hotspur. Außerdem analysieren wir die gestrige Partie zwischen Arsenal und Ipswich.
Im Folgenden finden sich bewusst kompakt gehaltene Fokusanalysen, die sich auf die entscheidenden Spielphasen konzentrieren. Nachdem die Partie Manchester City gegen Everton bereits ausführlich beleuchtet wurde und wir gestern zwei Partien in einer Rundschau betrachtet haben, setzen wir dies heute fort.
Nottingham Forest v Tottenham Hotspur: 1-0
Hätte vor fünf Jahren jemand behauptet, dass Nottingham am Boxing Day als Favorit gegen Tottenham antritt, hätte man wohl auf einen Rückgriff ins Archiv von 1980 getippt. Doch nein, auch im Jahr 2024 ist das Realität. Ein wesentlicher Anteil daran liegt in der beeindruckenden Defensivleistung aus dem 4-2-4-Mittelfeldpressing. Mit 18,33 xGA stellt Nottingham aktuell die drittbeste Defensive der Liga.
Das wollen wir beim Sieg gegen Tottenham etwas genauer beleuchten, denn auch am Boxing Day kontrollierte Nottingham das Spiel vor allem über die Defensive. Mit nur rund 29 % Ballbesitz in beiden Halbzeiten überließ man Tottenham, das 71 % Ballbesitz verzeichnete, weitgehend die Initiative am Ball. Interessant war dabei, dass man an diesem Tag überwiegend im Mittelfeldpressing agierte – jedoch aus einem 4-2-3-1 heraus, das der eigenen Grundformation fast identisch ist.
Auch wenn Tottenham relativ tief aufbaute, gewährte Nottingham den Innenverteidiger bewusst viel Raum, um aus dem Mittelfeldpressing heraus agieren zu können. Es bestand oft gar nicht das Interesse, direkt ins Angriffspressing zu gehen. Dementsprechend war die Rolle von Stürmer Chris Wood gewissermaßen ambivalent: Einerseits sollte er die Innenverteidiger anpressen und unter Druck setzen, andererseits musste er beim Andribbeln der Innenverteidiger Drăguşin und Gray den richtigen Moment dafür finden, um die Kompaktheit des Pressingverbunds nicht zu gefährden.
Die Flügelspieler Elanga und Hudson-Odoi positionierten sich halbräumig, um primär diagonale, flache Eröffnungen direkt auf die Flügelspieler zu unterbinden. Zusätzlich agierten sie mannorientiert gegen Tottenhams Außenverteidiger, Udogie und Spence. Im Zentrum setzte Nottingham auf eine strikt umgesetzte Mannorientierung, bei der vor allem die aktive Positionierung auf der Innenseite der Zuordnung auffiel.
Diese Innenorientierung blockierte diagonale Verbindungen und erhöhte den Zugriff. Eine Außenseitenpositionierung hätte zwar punktuellen Druck ermöglicht, wäre jedoch passiver gewesen. Mit diesem Ansatz zwang Nottingham den Gegner zu reaktiveren Entscheidungen. Auffällig war zudem das Verhalten des ballfernen Flügelspielers, der weit nach innen schob, wodurch auch die ballferne Seite der Verteidigungslinie konsequent einrückte und die Kompaktheit erhöht wurde.
Durch die halbräumige Position der Flügelspieler Elanga und Hudson-Odoi konnte zwar oft der Pass auf die Außenverteidiger gesucht werden, doch zogen die Flügelspieler durch ihren diagonalen Druck häufig den Pass in die Breite vor. In diesen Szenen antizipierten bereits die Außenverteidiger Aina und Williams die ballnahen Bewegungen von Son und Johnson und setzten sie mit Druck von hinten sofort unter Druck, um das Aufdrehen zu verhindern. Dabei kam das innenorientierte Deckungsverhalten im Zentrum ins Spiel: Durch diese Struktur wurde das Zentrum von Tottenham aus der Breite weitgehend isoliert. Tottenhams Chancen kamen meist dann zustande, wenn Nottingham diese Innenorientierung fehlerhaft ausführte oder zu spät.
Kuluveski und Sarr versuchten zu Beginn der Partie immer wieder, den Raum hinter den herausgeschobenen Außenverteidigern zu attackieren, doch Nottingham hatte auch hier Mechanismen parat: Yates und Anderson füllten diesen Raum situativ aus, agierten temporär als Außenverteidiger, um Kuluveski und Sarr das Durchdringen in die Tiefe zu verwehren – auch die Innenverteidiger markierten diese beiden oft beim Durchschieben, die Übergaben verliefen seitens Forest sehr gut. Zudem rückten die ballfernen Flügelspieler oft auf die Halbraumspieler von Tottenham, um ballferne Verlagerungen zu verhindern. Meist blieb nur der Rückpass auf die Innenverteidiger, die jedoch weit auffächern mussten und ballnah verschieben sollten – eine Situation, die Wood antizipierte, um den Druck erneut zu erhöhen.
Ange Postecoglou war mit der Anfangsphase sichtbar unzufrieden, und auch seine Mannschaft nahm erste kleine Veränderungen vor. Zunehmend ließ sich Bentancur zwischen Gray und Dragusin fallen, um eine situative Dreierlinie zu bilden, die auch viel breiter agieren konnte. Diese Breite führte einerseits dazu, dass sich Wood im ersten Anlaufen schwerer tat und mehrmals überdribbelt wurde. Andererseits ermöglichte dieses weite, breite Andribbeln, dass die Verbindungen zu den Flügelspielern direkter gesucht werden konnten.
Allgemein versuchte Tottenham, mehr die eigene Initiative zu gewinnen. Einerseits suchte man nun mit den Flügelspielern und Außenverteidigern eine extrem breite Position, um Hudson-Odoi und Elanga herauszuziehen und ihnen den Deckungsschatten im Halbraum zu nehmen. Gleichzeitig versuchte man, die gegnerischen Außenverteidiger etwas in die Breite zu ziehen und so die Zwischenräume zu vergrößern.
Kulusevski und Sarr suchten fortan eine tiefere Ausgangsposition und liefen sofort im Halbraum durch, mit dem Ziel, den durch die breite Positionierung der Flügelspieler entstandenen Zwischenraum zu nutzen, sobald die Innenverteidiger etwa auf Höhe der Außenverteidiger mit dem Andribbeln waren. Diese direkte Tiefe überraschte Yates und Anderson durchaus, sodass es teils sogar dazu kam, dass die Innenverteidiger sie direkt in die Tiefe schicken konnten.
Vorher sprach ich davon, dass die zentralen Mittelfeldspieler von Forest, Yates und Anderson, manchmal neben die Innenverteidiger rückten, um genau diese Wege von Kulusevski und Sarr zu blockieren. Das war aber nun nicht mehr möglich, weil Sarr und Kulusevski nun eben tiefer spielten und Yates und Anderson diese Bewegungen eng mitgingen. Dadurch war der Weg für die Mittelfeldspieler, sich in die Verteidigungslinie einzuschieben, einfach zu weit. Ich war im Spiel ein wenig enttäuscht, dass die Verteidigungslinie von Forest nicht direkt höher schob, um den freien Raum zwischen den Linien zu schließen. Das geschah aber größtenteils nicht.
Was im Laufe des Spiels immer besser funktionierte, war der Übergang vom -1-Pressing durch Wood zu einem vollständigen 1:1-Pressing, sobald die Bälle auf die Innenverteidiger zurückgespielt wurden oder die Absände zwischen den Innenverteidigern zu groß wurde. Dadurch setzte Nottingham Tottenham mehrfach unter maximalen Druck, vor allem weil die Flügelspieler auf den ballführenden Innenverteidiger zustellten und Wood den ballfernen Innenverteidiger isolierte. Das wurde durch weitere enge 1:1-Duelle auf dem gesamten Feld ergänzt. Besonders bei den Spielsituationen, in denen Tottenham versuchte, direkt ins Zentrum zu spielen, konnte Nottingham einige sehr wertvolle Ballgewinne erzielen.
Über Gibbs-White sowie die Flügelspieler Elanga und Hudson-Odoi nutzte Nottingham diese Szenen, um mit hohem Tempo und Dribblings in Umschaltsituationen zu kommen – so auch beim Siegtreffer.
Tottenham stellte im Verlauf des Spiels zunehmend auf ein 4-1-4-1 um, wobei vor allem die Außenverteidiger flacher agierten. Diese Anpassung war durchaus sinnvoll, da sie die Pressingwege der Nottinghamer Flügelspieler aus deren halbräumiger Ausgangsposition verlängerte. Durch den damit verbundenen diagonalen Pressingwinkel erhoffte man sich mehr Optionen, entweder über ausschiebende Halbraumspieler oder über tiefer positionierte Flügelspieler die Breite des Spielfelds zu nutzen. Das Hauptproblem blieb jedoch bestehen: Tottenham-Spieler wurden häufig mit dem Rücken zum gegnerischen Tor angespielt, meist unter direktem Druck. Ein effektives Aufdrehen bzw. ein Dribbling gelang nur selten.
Die besten Ansätze zeigten sich, wenn Tottenham den Flügelspieler breit anspielte und der Halbraumspieler gleichzeitig durchschob, um Räume zu öffnen. Abseits davon blieb der Ansatz jedoch meist wenig ertragreich. Die Außenverteidiger von Nottingham agierten zunehmend auf Sprung, ließen die Ballannahme des Gegners zunächst zu, waren dann aber beim Spiel in die Breite sofort im Duell – mit einer aggressiven Zweikampfführung, die notfalls auch ein taktisches Foul beinhaltete.
Gegen Ende der Partie brachten vor allem Bergvall und Maddison mehr Ballkontrolle ins Spiel. Besonders im technischen Bereich und beim Aufdrehen im Halbraum unter Druck war eine klare Verbesserung erkennbar. Porro wurde später als Linksverteidiger eingewechselt und agierte extrem offensiv. Insgesamt entwickelte sich bei Tottenham einer Art 2-2-6-System mit einer überladenen letzten Linie, die durch lange Bälle der Sechser etwas mehr Tiefenspiel ermöglichte.
Nottingham fand jedoch auch in dieser Phase immer wieder Entlastung über schnelles Umschalten. Defensiv überzeugten sie mit einem tiefen 4-5-1/5-4-1, wobei sie meist mit allen Spielern ins eigene Drittel zurückschoben. Besonders die konsequente Besetzung vor der Box, etwa in Zone 14, war entscheidend. Dadurch unterband Nottingham mehrfach gefährliche Fernschüsse, unter anderem von Maddison, und stabilisierte so die Defensive.
Arsenal London v Ipswich Town: 1-0
Rund 200 Kilometer weiter fand am darauffolgenden Tag die Partie zwischen Arsenal und Ipswich statt. Für Arsenal stand einiges auf dem Spiel, denn gerade gegen Mannschaften aus der Tabellenregion von Ipswich – dem unteren Drittel der Tabelle – hatte das Team traditionell, aber auch in dieser Saison, immer wieder punktuelle Schwierigkeiten. Um den Anschluss an Liverpool, das ohnehin ein Spiel weniger absolviert hatte, nicht zu verlieren, war ein Sieg Pflicht.
In der ersten Halbzeit der Partie zeigte Arsenal wie erwartet eine dominante Spielweise mit höheren Aufbauphasen. Die Londoner agierten aus einer 3-3-4-Anordnung, während Ipswich zumeist ein hybrides 5-3-2-Mittelfeldpressing aufbot. Interessanterweise verzichtete Ipswich in seiner ersten Pressinglinie, bestehend aus den Stürmern Delap und dem ballfernen Flügelspieler Hutchinson, weitgehend auf aktives Anlaufen der Dreierkette von Arsenal. Stattdessen lag der Fokus darauf, den ballnahen Passweg auf Sechser Rice konsequent zu schließen und durch den ballfernen Stürmer die direkte Eröffnung in den ballfernen Halbraum zu verhindern.
Durch das hybride Hochschieben des ballfernen Flügelspielers ergaben sich insbesondere auf Arsenals linker Aufbauseite interessante Dynamiken. Lewis-Skelly nutzte dort regelmäßig die Räume, während ein immer wieder in den Zwischenlinienraum ausweichender Mitspieler versuchte, den rechten zentralen Mittelfeldspieler von Ipswich, Phillips, zu binden. Diese Bindung verhinderte ein aktives Herausrücken von Phillips auf Lewis-Skelly. Stattdessen musste Hutchinson den weiten Weg aus seiner Flügelposition zu Lewis-Skelly antreten, was jedoch meist nur zu einem Pressing von hinten aus einem ungünstigen Winkel führte. Dadurch erhielt Lewis-Skelly sowohl Zeit als auch Raum, um das Spiel gezielt anzutreiben.
Dementsprechend lässt sich durchaus der Schluss ziehen, dass Ipswichs erster Plan im Pressing nicht wie gewünscht funktionierte: Einerseits wollte man den ballfernen Halbraum über den zweiten Stürmer isolieren, doch Arsenal gelang es aufgrund des fehlenden Drucks auf die Dreierlinie häufig, über nur ein oder zwei Stationen in diese Räume vorzudringen. Zudem verschafften die initialen Deckungsschatten sowie die Struktur des Doppelsturms Arsenal Vorteile beim Ballspiel in ebenjenem Raum, da Ipswichs Bewegungen oft reaktiv blieben.
Aus diesem Antreiben von Lewis-Skelly resultierte mehrfach die Möglichkeit, den zunächst isolierten Rice anzuspielen. Dieser schob relativ früh diagonal in den ballnahen Halbraum, wodurch er sich vom direkten Gegenspieler Delap lösen konnte und anspielbar wurde. Delaps Weg zu Rice war ähnlich wie der von Hutchinson zu Lewis-Skelly – zu weit und zudem ungünstig aus einer zu ballfernen Pressingposition. Dadurch eröffnete sich über Rice eine nahezu optimale Möglichkeit zur Spieleröffnung.
Hin und wieder ließ sich Havertz dynamisch bis in den Sechserraum fallen, um Philips mit sich zu ziehen und den Raum in dessen Rücken zu öffnen. Punktuell versuchte Lewis-Skelly, diesen Raum zu füllen, was O’Shea mehrfach zum Herausrücken zwang. Dieses Herausrücken riss erhebliche Lücken in die Fünferkette von Ipswich und schadete der Defensivstruktur massiv – insbesondere, wenn Jesus als zusätzliche Unterstützung in diese Zonen schob.
Oft war das Einschieben von Lewis-Skelly in den Halbraum mit einem tiefer agierenden Trossard verbunden. Aus diesen tieferen Räumen konnte Trossard vermehrt ins Dribbling gehen und das direkte Duell mit Johnson suchen. Da Johnson diese tiefen Wege nur teils oder gar nicht mitging, besaß Trossard häufig viel Raum in der Ausgangsbewegung, um die Duelle zu suchen.
Gerade im sehr hohen Aufbau schob Lewis-Skelly bis in die volle Breite und auf die letzte Linie, während Trossard halbräumig einrückte. In diesen Szenen sollte Havertz den Halbraumverteidiger O’Shea binden, damit Lewis-Skelly und Trossard eine 3v2-Situation gegen ihn und den Flügelverteidiger Johnson kreieren konnten. Diese Überzahl wurde meist ausgespielt, indem Lewis-Skelly in der Breite angespielt wurde.
Johnson rückte heraus, wodurch Trossard frei in die Tiefe durchschieben konnte. Entschied sich O’Shea für Trossard, suchte Arsenal meistens das Ablagespiel auf den ballnah verschiebenden Stürmer Jesus, um den freien Spieler Havertz im Zwischenlinienraum anzuspielen.
Auf der rechten Seite bildeten Martinelli und Ødegaard immer wieder eine Pärchenbildung. Relativ schnell zeigte sich, dass die rechte Seite am effektivsten ins Spiel gebracht werden konnte, wenn nach einem Kombinationsspiel auf der linken Seite eine Verlagerung in den Halbraum, zum Beispiel auf Ødegaard, erfolgte. So konnte immer wieder eine 2v1-Situation auf der ballfernen Seite gegen den linken Flügelverteidiger Davis aufgebaut werden. Zusammen mit dem ballnah verschiebenden Jesus und sein Binden von Greaves wurde es dann sogar eine 3v2-Szene.
Dies war auch möglich, weil Szmodics beim Ballspiel von Saliba nach Verlagerungen in der Dreierkette von Arsenal in erster Linie den Deckungsschatten in die Breite auf Martinelli halten sollte, um diesen nicht in dynamische 1v1-Szenen zu bekommen. Dabei verlor er jedoch seinen direkten Gegenspieler Ødegaard aus den Augen, der in der Folge den Halbraum bespielen oder selbst durchschieben konnte, um die Tiefe anzugreifen. Cajuste markierte meist Rice im Sechserraum, wodurch er nicht in den Halbraum ausweichen konnte.
Alternativ brach Ødegaard, wie im Aufbau vor dem 1:0, gerne in die Breite aus, statt in den Halbraum. In dieser Position fühlt er sich ebenfalls wohl, wobei seine Entscheidung in solchen Szenen oft von der Positionierung von Jesus abhängt. War Jesus noch nicht ballnah verschoben, suchte Ødegaard, um Zeit zu gewinnen, lieber die Breite, um Martinelli einzusetzen oder selbst das Dribbling zu suchen. War Jesus bereits verschoben, suchte Ødegaard entweder selbst die Tiefe für einen langen Ball oder bot sich im Halbraum für das Spiel in den Zwischenlinienraum an.
Vor allem über diese Wege fand Arsenal in der ersten Hälfte zu viel Spielkontrolle, wobei auch durch Rotationen die Defensivstruktur von Ipswich weiter geschwächt wurde. Aus diesem Grund stellte McKenna in der Halbzeit auf ein 4-4-2 um. Über dieses System blieben die Grundmechanismen weitgehend erhalten, jedoch konnte Johnson – der zuvor als rechter Flügelverteidiger agierte – nun als äußerer Mittelfeldspieler im 4-4-2 die Bereiche vor der Verteidigungslinie im ballfernen Bereich besser abdecken. Dies führte indirekt auch zu einer mehr Druck im ballnahen Bereich.
Durch die Umstellung auf das 4-4-2 wurde Lewis-Skelly bei seinen ballnahen Bewegungen in ein Verteidigungsdreieck aus Johnson, dem zentralen Mittelfeldspieler Phillips und dem zweiten Stürmer Hutchinson isoliert. Dadurch war er fast nie anspielbar, und die diagonale Verbindung zwischen Trossard und Gabriel war zu Beginn der zweiten Halbzeit nicht mehr möglich. Tendenziell ist es schade, dass Havertz erst im späteren Teil der 2. Hälfte den entstandenen Zwischenraum, der durch O’Sheas Herausrücken auf Trossard entstand, dauerhaft besetzt oder belaufen hat – hierfür hätte es auch schon zu früheren Phasen Chancen gegeben. Insgesamt waren die Bewegungen und Verschiebungen im hinteren Bereich des 4-4-2 von Ipswich noch ausbaufähig.
Arsenal löste dieses Dilemma, indem man Lewis-Skelly in den Sechserraum verschob, wodurch er den Doppelsturm in der Höhe anband und gleichzeitig eine gewisse Zweiteilung in der Defensive von Ipswich herbeiführte. Dadurch wurde die Unterstützung des Doppelsturms in den tieferen Bereichen abgeschnitten. Rice agierte durch Lewis-Skellys Sechserrole zudem auch hoher, dies führte oft zu einem 3-1-6-System mit einem überladenen Zwischenlinienraum – meist verschob Lewis-Skelly als zusätzliche Unterstützung in den ballnahen Halbraum.
Über das Dreieck aus Ødegaard, Rice (später: Merino) und Martinelli gelang es Arsenal häufig, schnelle Kombinationsspiele zu entwickeln. Dies war besonders effektiv, weil Ipswich die im Zwischenlinienraum platzierten Spieler aus dem 4-4-2 nicht direkt markierte, sondern erst beim Ballspiel von Ødegaard. Arsenal versuchte daher, das Spiel mit hohem Tempo voranzutreiben, oft durch 1v1-Duelle der Breitengeber, ergänzt durch sofortige Tiefenläufe aller im Zwischenraum platzierten Spieler.
Zudem hatte Ipswich immer wieder Zuordnungsprobleme mit den Rotationen von Arsenal. Ein Beispiel dafür war, wenn Jesus plötzlich auf dem linken Flügel bis zum langen Pfosten durchschob oder Trossard aus dem Zentrum in die Tiefe lief – in diesen Situationen hatten die direkten Gegenspieler von Arsenal Übernahmprobleme.
Arsenal erzeugte immer wieder Überladungen, indem die Zentrumsspieler – meist Trossard/Jesus und Havertz – in die Halbräume verschoben und ihre Angriffe darauf fokussierten. Mit den Einwechslungen von Merino und Partey gab es noch mehr Überladungen auf der rechten Seite, wodurch Trossard oder Jesus – je nach Rotation – ballfern angespielt werden konnten. Ipswich verteidigte jedoch weiterhin sehr gut die Box aus einem 5-4-1, da Johnson im tiefen Verteidigen wieder in die Fünferreihe einrückte und Hutchinson als rechter Außenspieler agierte, statt als zweiter Stürmer.
Arsenal verteidigte weitläufig in einem 4-4-2/4-3-3, was in der breiten Ausrichtung nicht sonderlich kompakt wirkte, jedoch individueller etwas aggressiver umgesetzt wurde. Richtig gefordert wurde diese Verteidigung jedoch nur punktuell. Etwas an Stabilität verlor man insbesondere bei den Entlastungsangriffen und Umschaltmomenten von Ipswich. Dennoch reichte es für ein verdientes, aber in der Höhe zu geringes 1:0.
Hier sind noch die beiden Vorgänger-Artikel zum Fokus auf den Boxing Day respektive der Premier League!
Rundschau 1: Liverpool v Leicester, Fulham v Chelsea
MX machte sich in Regensburg mit seiner Vorliebe für die Verübsachlichung des Spiels einen Namen. Dabei flirtete er mit der RB-Schule, blieb aber heimlich immer ein Romantiker für Guardiolas Fußballkunst. Aktuell ist er als Analyst in einem NLZ tätig.
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