6-3-1 zum Punktgewinn – MX

1:1

Boxing Day Teil 1: Manchester City gegen Everton FC, Guardiola gegen Dyche. Wieder einmal hatte City die Spielkontrolle über den 2-3-Aufbau, doch Everton hatte anfangs Schwierigkeiten, passte sich jedoch im Laufe des Spiels durchaus sinnig an. Am Ende war Everton in den entscheidenden Momenten präsent und sicherte sich den Punkt.

Abbildung 1: Die Grundformationen

Die Gäste aus Liverpool reisten mit drei ungeschlagenen Spielen im Rücken nach Manchester, doch trotz der positiven Serie steckten sie weiterhin im Abstiegskampf – mit einem Spiel weniger. Formationsmäßig agierte Everton aus einem 4-3-3: Pickford im Tor, Mykolenko als Linksverteidiger und Coleman rechts, dazwischen Branthwaite und Tarkowski. Gueye als Sechser, davor Doucouré und Mangala. Auf den Flügeln agierten Ndiaye und Harrison, während Calvert-Lewin die Spitze besetzte.

City trat in einer 4-1-4-1-Formation an: Ortega im Tor, Lewis als Rechtsverteidiger, Gvardiol als Linksverteidiger, Akanji und Ake in der Innenverteidigung. Kovacic als Sechser, Foden und Silva dahinter halbraumorientiert, und Savinho sowie Doku in der Breite. Haaland in der Spitze. Nach der Niederlage gegen Aston Villa war für City wieder ein zählbarer Erfolg gefragt. Obwohl man in den vergangenen Spielen weitgehend die Spielkontrolle hatte, blieb der Erfolg aus.

City im 2-3-Aufbau, Everton im 4-5-1

Bereits zu Beginn der Partie ließ sich die grundlegende Aufbaustruktur von Manchester City klar erkennen. „The Citizens“ agierten in der ersten Spielphase aus einem 2-3-Aufbau, wobei Sechser Kovacic immer wieder vor die erste Pressinglinie des 4-5-1 von Everton abkippte. Dadurch entstand situativ eine asymmetrische 3-2-Struktur im Aufbau.

Interessant war hierbei die Rolle von Calvert-Lewin im Pressing. Der Everton-Stürmer orientierte sich selten direkt am ballführenden Innenverteidiger, sondern positionierte sich meist zwischen Kovacic und dem ballfernen Innenverteidiger. Dieses Verhalten diente dazu, die ballferne Seite für diagonale Verlagerungen abzuschirmen. Für die Innenverteidiger Aké und Akanji resultierte daraus jedoch ein spürbarer Zeitgewinn mit dem Ball, der ihnen Andribbelmomente und Raumgewinne ermöglichte.

Abbildung 2: Calvert-Lewin isoliert die ballferne Seite, Mangale rückt aus der zweiten Linie auf Ake heraus

Besonders auffällig war Evertons Interpretation der zweiten Pressinglinie. Die Außenspieler Harrison und Ndiaye sowie die Halbspieler Mangala und Gueye agierten in einer sehr kompakten Anordnung mit minimalen Abständen zwischen den Akteuren. Die Breite wurde lediglich situativ gehalten, wobei sich die Außenspieler vorrangig an den Flügelspielern Doku und Savinho orientierten. Auffällig war dabei, dass diese Orientierung nicht auf die Seitenlinie beschränkt blieb, sondern oft in halbräumlichen Positionen stattfand. Dieses Verhalten unterstützte die Verteidigungslinie bei der kompakten Organisation und erlaubte es insbesondere den Außenverteidigern, den Zwischenlinienraum enger zu halten und die Positionierung zu optimieren.

Darüber hinaus zeigten sich Evertons Anpassungen gegen die aus der passiven Positionierung von Calvert-Lewin Andribbel-Momente der City-Innenverteidiger. Ab einer bestimmten Höhe schoben die Halbraumspieler aggressiv auf die Innenverteidiger heraus. Dabei wurden die Mechanismen zur Sicherung des Flügels und zur Intensivierung des Pressings deutlich: Gueye übernahm im Mittelfeld den einrückenden Silva, während der Außenverteidiger eine engere Stellung zu Flügelspieler Doku einnahm. Harrison antizipierte diese Abläufe und schob bereits frühzeitig auf Außenverteidiger Gvardiol heraus, um mögliche Anschlussaktionen über die Flügel konsequent zu unterbinden.

Probleme der Toffees

Schon früh in der Partie wurde der enorme Laufaufwand für die „Toffees“ deutlich, wie auch an den Pfeilen der oben gezeigten Grafik zu erkennen ist. Dieser Aspekt entwickelte sich zum zentralen Knackpunkt im Defensivspiel von Everton. Die Abstände der Außenspieler zu den Außenverteidigern von Manchester City waren phasenweise zu groß, wodurch sich insbesondere Gvardiol mehrfach gegen Harrison behaupten konnte. Gvardiol nutzte dabei den diagonalen Pressingwinkel, um entweder den Rückpass auf den Innenverteidiger zu wählen oder Savinho in der Breite anzuspielen.

Hervorzuheben ist zudem die Rolle von Calvert-Lewin in der Anfangsphase. Seine Positionierung zwischen dem ballfernen Innenverteidiger – meist Akanji – und Kovacic wurde zum Problem. Kovacic konnte dadurch mehrfach ungestört angespielt werden, da Calvert-Lewin keinen Druck von hinten ausübte. Infolgedessen übernahm Kovacic häufig die Rolle des Ballverteilers und suchte mit Diagonalbällen den durchstartenden Savinho.

Diese Problematik resultierte aus einer Fehleinschätzung in Calvert-Lewins Pressingverhalten. Er versuchte, Akanji auf der linken Seite isoliert zu halten, agierte dabei jedoch zu eng an ihm. Dies vergrößerte den Abstand zu Kovacic erheblich, wodurch dieser viel Freiraum genießen konnte. Da Evertons Mittelfeld zudem mannorientiert agierte, entstand im Zentrum eine Überzahlsituation zugunsten von Manchester City, die diese geschickt ausnutzten.

Im höheren Aufbau zeigte sich ein weiteres charakteristisches Muster. Ndiaye agierte im tieferen Verteidigen als linker Schienenspieler in Evertons 5-4-1-Formation. Dies war vor allem der Positionierung von Citys Rechtsverteidiger Lewis geschuldet, der regelmäßig breit und hoch agierte. In Verbindung mit dem mannorientierten zentralen Mittelfeld, das sich stark auf die Ballseite verschob, blieb der Raum vor Ndiaye im rechten Halbraum weitgehend unbesetzt.

Savinho nutzte diesen Raum immer wieder durch Abkippbewegungen, was Citys Aufbau stark variabel gestaltete. Kovacic spielte dabei eine zentrale Rolle, indem er Savinho gezielt anspielte und so Verlagerungen initiierte. Mykolenko musste dementsprechend mannorientiert weit herausrücken, wodurch City im Rücken dieses Herausrückens gezielt Räume mit Foden und Haaland besetzte.

Dieses Muster wirkte wie ein bewusst vorbereitetes Mittel von City. Häufig suchten bereits Akanji und Aké mit langen Bällen Foden oder Haaland, die durch das Herauskippen von Savinho und das Öffnen der Räume durch Mykolenkos Herausverteidigen gezielt in Szene gesetzt wurden.

Diagonale Verbindung auf links

Auf der linken Seite formte Manchester City immer wieder eine diagonale Verbindung zwischen Aké, Gvardiol und Doku. Durch die situative Dreierkette mit Kovacic wurde den Innenverteidigern mehr Breite und den Außenverteidigern mehr Höhe ermöglicht. Dies hatte direkte Auswirkungen auf die Pressingwinkel der Everton-Spieler. So rückte der Außenspieler – im Bild Harrison – zunehmend seitlicher auf die Außenverteidiger heraus, wodurch der Druck auf die Außenverteidiger abnahm. Infolgedessen konnte Doku mehrfach in 1v1-Situationen gegen Coleman gebracht werden.

Abbildung 3: City mit diagonaler Verbindnung mit Gvardiol und Doku sowie 2v1 gegen Coleman

Ein weiterer taktischer Kniff war die Rolle von Silva. Während der Dreierketten-Aufbauphasen suchte er gezielt die Räume in Colemans Deckungsbereich, um diesen zu binden. Dadurch entstand für Doku mehr Raum und ein besserer Zugang zu 1v1-Duellen. Dieses Konzept war auch entscheidend beim 1:0 für Manchester City.

In der Ausgangsposition zum Treffer hatte City fast alle Spieler im Angriff im Zwischenlinienraum positioniert, den Everton im 5-4-1 offenließ. Die Folgebewegungen gingen aus diesem Zwischenlinienraum gezielt in die Lücken innerhalb der Abwehrkette von Everton. Durch die positionelle Raumaufteilung mit je einem Breitengeber und einem Halbraumspieler gelang es City, die Abwehrlinie Evertons auseinanderzuziehen und so die Zwischenräume zugänglich zu machen.

Allgemein zeigte sich, dass Manchester City über die linke Seite, die stärker auf Progression und 1v1-Duelle mit Doku ausgerichtet war, erfolgreicher agierte als über die rechte Seite. Dort setzte man vermehrt auf lange Bälle von Kovacic, die jedoch häufig von Pickford gut abgefangen wurden. Diese Ballgewinne durch Pickford ermöglichten Everton gerade nach dem ersten Gegentreffer einige ihrer Ballbesitzphasen.

Everton im 2-4-Aufbau, Ciy im 4-1-4-1

Abbildung 4: City im 4-1-4-1 gegen Evertons breites 2-4-4

Evertons Aufbau war stark auf Breite fokussiert. Sean Dyches Mannschaft agierte in einem 3-4-Aufbau, wobei Pickford als integraler Bestandteil der Torspielerkette eingebunden wurde. Durch die geringe Höhe der Ballbesitzphasen war Pickford regelmäßig aktiv im Aufbau und prägte damit die Struktur des Spiels mit Ball. Dyche setzte auf ein Konzept, das eine breite Staffelung mit vier Spielern in der Breite und vier im Zentrum vorsah.

Die Innenverteidiger Evertons suchten dabei häufig diagonale Andribbelbewegungen, um eine bessere Verbindung zu den Außenverteidigern herzustellen. Manchester City neutralisierte diese Ansätze jedoch sehr effektiv. Mit ihrem 4-1-4-1-Pressing agierten sie mannorientiert gegen die zentralen Mittelfeldspieler und begleiteten deren ballnahe Bewegungen auch bis zu einem gewissen Maße.

Citys Pressingmechanismen waren hierbei entscheidend. Stürmer Haaland isolierte den ballfernen Innenverteidiger, während der ballnahe Flügelspieler den Außenverteidiger unter Druck setzte. Dadurch blieb Everton oft nur der lange Ball auf die durchschiebenden Flügelspieler, die jedoch in der Regel schwer zu kontrollieren waren. Dieser hohe Druck auf den ballführenden Spieler schränkte Evertons Aufbau erheblich ein und machte die Ballbesitzphasen wenig effektiv.

Es war bedauerlich, dass Everton die Ansätze der Gegner von Ciy der letzten Wochen nicht in dieser Partie selbst umsetzen konnte, denn mit den richtigen taktischen Mitteln hätte man Manchester City durchaus herausfordern können. Besonders in der kleinen Entlastungsphase Mitte der ersten Hälfte zeigte Everton gute Ansätze: Die Flügelspieler agierten tiefer und verlagerten sich in die Breite, was die Außenverteidiger von City vor die Wahl stellte, „Balance halten“ oder „herausverteidigen“ zu müssen. Hier hätte man noch mehr situative Überzahlsituationen am Flügel erzeugen können, um City unter Druck zu setzen.

Ein weiteres ungenutztes Potenzial war das Abkippen von Gueye zwischen die Innenverteidiger. Diese Bewegung hätte das mannorientierte Zentrum von City mehr vor Entscheidungen gestellt, insbesondere in Bezug auf die Balance ihrer Verteidigungsstruktur. Doch auch diese Option wurde viel zu selten in Anspruch genommen, aber die gefährlichsten Chancen entstanden aus jenen Mustern.

Stattdessen verließ sich Everton strategisch häufig auf die Eröffnung durch hohe Bälle. Dies hätte, insbesondere aufgrund von Citys latenten Intensitätsproblemen, eine gute Strategie sein können – vor allem, wenn man aggressiv auf die zweiten Bälle gegangen wäre. Leider wurde diese Chance nicht genutzt. Die Abwehrreihe und die Zentrumsspieler verhielten sich zu passiv: Sie standen zu tief und verschoben nicht weit genug zum Ball. Dadurch gelang es City, eine 7-gegen-3-Situation im Duell um die zweiten Bälle zu kreieren. Das hatte zur Folge, dass City nicht nur die meisten dieser Bälle gewann, sondern sich anschließend auch problemlos befreien und zu ihrer ruhigen Ballzirkulation zurückkehren konnte.

Dyche stellt auf 4-4-2 um

Ab etwa der 20. Spielminute stellte Everton gegen den Ball auf ein direktes 4-4-2 um. Diese Umstellung war durchaus nachvollziehbar, da Mangala im 4-5-1 bereits zu einem bestimmten Zeitpunkt auf Aké herausrückte. Doch diese größere Flexibilität ging auf Kosten der strukturellen Kompaktheit, wodurch das defensive Konstrukt insgesamt etwas an Stabilität verlor. In Folge dessen wurde Gueye zum rechten Stürmer umfunktioniert.

Als rechter Stürmer ging Gueye sofort auf Aké, indem er im Bogen und mit Deckungsschatten auf Kovacic agierte und so den Druck auf Aké intensivierte. Calvert-Lewin hingegen behielt seine Rolle als isolierter Spieler auf der ballfernen Seite bei. In der zweiten Linie verteidigte man fortan in einer 1:1-Zuordnung, was die defensive Struktur etwas stabiler machte.

Im Laufe des Spiels orientierte sich Calvert-Lewin zunehmend direkt an Kovacic, anstatt auf den ballfernen Innenverteidiger zu achten. Diese Anpassung erleichterte zwar tendenziell die Verlagerung für Manchester City, verhinderte jedoch, dass Kovacic als zentraler Verbindungsspieler ohne Druck agieren konnte.

Auffällig war zudem die breitere Positionierung der Außenverteidiger von City im mittleren Aufbau, während die Flügelspieler eingerückt agierten. Dies veränderte den Pressingwinkel der Außenspieler Evertons im 4-4-2 deutlich, da sie seitlicher auf die Außenverteidiger zustellen mussten. Dadurch verschaffte ein guter erster Kontakt der Außenverteidiger City einen entscheidenden Vorteil.

Abbildung 5: Everton stellt auf 4-4-2 um, Gueye agiert als zweiter Stürmer, Lewis rückt ein, Savinho schiebt aus

Die eingerückte Position der Flügelspieler Doku und Savinho bot eine zusätzliche Dynamik. Sie starteten aus dem Halbraum beim Ballbesitz der Außenverteidiger antizipativ diagonal in die Tiefe. Diese Bewegungen ermöglichten es den Außenverteidigern, mit ihrem zweiten Kontakt direkt Pässe in die Tiefe zu spielen.

Auch Foden nahm eine leicht veränderte Ausgangsposition ein. Statt in der Linie des Mittelfelds zu bleiben, positionierte er sich höher hinter der zweiten Pressinglinie von Everton. Damit verschaffte er sich bei direkten Pässen aus der Tiefe einen Vorteil gegenüber seinem Gegenspieler Doucouré und unterstützte Citys Fokus auf mehr Direktheit, durch diese Anordnung eine 5v4-Überzahl gegen Evertons letzte Linie herzustellen.

Lewis rückt ein

Im Verlauf des Spiels veränderte Lewis seine Positionierung zunehmend. Zunächst begann er mit einer klassischen Rolle als Außenverteidiger im 2-3-Aufbau. Wie bereits in den vorangegangenen Wochen rückte er jedoch immer häufiger ins Zentrum in den Sechserraum ein, während Flügelspieler Savinho eine breitere und tendenziell tiefere Position einnahm. Diese Bewegungen von Lewis dienten dazu, die zweite Pressinglinie des 4-4-2 zu provozieren und die zentralen Mittelfeldspieler Evertons enger zueinander zu binden. Dadurch blieben Passwege in den Halbraum und Zwischenlinienraum offen. Als Ndiaye jedoch begann, Lewis auch zentral enger zu verfolgen, öffnete sich zunehmend der Passweg in die Breite auf Savinho, der dadurch mehr Einfluss auf das Spiel gewinnen konnte.

Abbildung 6: Unklare Zuordnungen gegen den eingerückten Lewis, 2v1 gegen Brantwaite durch Foden und Haaland

Die Abläufe im Pressing von Everton wirkten phasenweise inkonsequent und fehleranfällig. Besonders auffällig war der Bogenlauf von Gueye, der oft zu spitz ausgeführt wurde, da er fokussiert darauf war, Kovacic im Deckungsschatten zu halten. Kovacic nutzte diese Absicht jedoch gezielt aus, was Aké wiederholt die Möglichkeit gab, den Ball entgegen der Bogenlaufrichtung auf Akanji weiterzuleiten.

Die Abstimmung zwischen Ndiaye und Doucouré zeigte ebenfalls Schwächen. Ndiaye musste häufig weit einrücken, um Lewis zu verfolgen, oder übergab diese Aufgabe an Doucouré, wenn Savinho beispielsweise tief abkippte. Allerdings wirkten diese Übergaben teilweise zu flexibel, wodurch Mykolenko einige Male weit herausverteidigte, obwohl Ndiaye situativ bereits mehrmals begonnen hatte, Savinho zu übernehmen.

Dieses unsaubere Timing führte zu Lücken in der Everton-Defensive, insbesondere hinter Mykolenko. City konnte genau diese Räume über den Zwischenlinienraum anspielen: Foden nutzte das entstandene Loch mehrfach mit Läufen in die Tiefe, während Haaland im gleichen Moment in einem ähnlichen Winkel startete, um Branthwaite zu binden. Dadurch entstanden situativ 2-gegen-1-Situationen im letzten Drittel, die City vereinzelt in gefährliche Angriffe umwandeln konnte.

Everton wird stärker

In den ersten 25 bis 30 Minuten brannte im Etihad Stadium am Boxing Day bei City eigentlich gar nichts an. Die Gastgeber hatten das Spielgeschehen weitestgehend unter Kontrolle. Doch was dann geschah, könnte man in der Mediathek ihres Vertrauens wohl unter der Kategorie „Drama“ einordnen.

Denn plötzlich spielte Everton mit und das nicht mal schlecht. Woran lag das? Orel Mangaa agierte zunhemend als abkippende Sechs als mittlerer Innenvereidiger einer breiten Dreierreihe im höheren Aufbau, bis dahin schob auch Pickford nun häufiger in eine Dreier-Torspielerkette ein. Theoretischer Hintergedanke könnte sein, dass man weiß, dass Haaland den mittleren Part einer Dreierkette eher konservativ anläuft und so durchaus viel Zeit am Ball bleibt. Mit dem sehr breiten 2-4-4-Aufbau provozierte man ja schon in der Anfagsphase Zwischenräume in der ersten und zweiten Pressinglinie, aber nun nutzt man sie über den Dreieraufbau auch besser. Gerade Pickford traute sich nun, dass er auch mal das Spiel in den Druck auf abkippende Spieler im Halbraum spielt, auf diese hatte City keinen Zugriff, weil man teilweise zu spät auf die ballnahen Bewegungen reagierte. Oft genau nach diesem Spiel in den Druck folgte der direkte Rückpass auf Pickford, aber das Abarbeiten an Citys Defensivstruktur ist an diesen Tagen auch ein Abarbeiten an der Moral der Meister, zumindest merkte man, dass sie damit zunehmend Probleme bekamen.

Abbildung 7: Dreieraufbau gegen das mannorientierte City, Fokus auf Überladungen am Flügel

Hin und wieder zeigte man auch gute Alternativen zur bishe rangelegten Struktur. Oft schob Coleman als Flügelspieler hoch und Harrison suchtedie Ausweichräume im Zwischenlinienraum von City und suchte schnell das 1gegen1. Ein gewonnenes Duell bedeutet gegen enge, zenrale Mannorientierungen große Vorteile, da sich größere Anschlussräume ergeben und das gegnerische Team eine zusätzliche Deckung gegen den gewissermaßen überzähligen Dribbler auflösen muss. Dieser wiederum bringt bereits Dynamikvorteile aus der vorigen Aktionen mit, die sich im Idealfall in die folgenden Momente übertragen lassen..

Gegen den situativ hergestellten Dreieraufbau von Everton agierte City vermehrt in einer 4-3-3-Anordnung. Dabei wurden die Außenverteidiger Evertons zu einem zentralen Element im Pressing der „Citizens“. Citys Plan setzte darauf, dass die Innenverteidiger Evertons den Spielaufbau leiteten. So konnten die Flügelspieler von City aus dem Deckungsschatten auf die Außenverteidiger anlaufen, wodurch eine direkte Manndeckung der Außenverteidiger vermieden wurde.

Problematisch wurde es jedoch, wenn der Aufbau nicht über die Innenverteidiger, sondern direkt über andere Spieler erfolgte. In solchen Situationen hielten die City-Flügelspieler ihre ursprüngliche Position bei, während die Außenverteidiger Evertons – Coleman und Mykolenko – im Rücken der Angreifer ungedeckt blieben. Kam beispielsweise ein langer Ball von Pickford auf Harrison, konnte Coleman ohne großen Druck von Doku nachrücken. Gleichzeitig rückte Gueye aus dem Zentrum schnell in die Breite auf.

Diese Bewegungen führten zu einer starken Präsenz Evertons bei zweiten Bällen in den breiten Zonen, was letztlich auch den Ausgleich begünstigte. Die erste Halbzeit war somit eine klassische „Sowohl-als-auch“-Angelegenheit für Manchester City: Trotz dominanter Spielphasen ermöglichte die nachlassende Intensität zunehmend Entlastung für Everton. Die Gäste kamen immer besser ins Spiel und erhielten mehr Ballbesitz – eine Entwicklung, die sicherlich nicht im Sinne von Cheftrainer Guardiola war.

Zweite Halbzeit

Nach der Halbzeitpause nahm Sean Dyche eine taktische Anpassung vor und wechselte gegen den Ball vom 4-4-2 ins zunächst bedachte 4-5-1 zurück. Diese Umstellung zielte darauf ab, das nun konsequent umgesetzte Einrücken von Rico Lewis mannorientiert besser aufzufangen. Allerdings ging dies auf Kosten eines zweiten Stürmers, wodurch nahezu kein Druck mehr auf die erste Aufbaulinie von City ausgeübt wurde.

Die Innenverteidiger von City hatten dadurch mehrfach die Möglichkeit, extrem weit anzudribbeln, ohne ernsthaft unter Druck gesetzt zu werden. Auch das zuvor situative Herausrücken aus dem Zentrum auf andribbelnde Innenverteidiger nahm bei Everton spürbar ab. Dies führte dazu, dass Citys Flügelspieler häufiger in direkte 1-gegen-1-Situationen gelangten, vor allem in der Anfangsphase der zweiten Halbzeit. Gleichzeitig erhöhte sich die durchschnittliche Aufbauhöhe von City deutlich, was die Ballzirkulation noch stärker dominierte.

Genau in diese Phase fiel der Elfmeter für City – ein Moment, der das entscheidende Tor hätte bringen können, um Everton endgültig aus dem Spiel zu drängen. Doch dass ausgerechnet Haaland diesen Strafstoß vergibt, lässt sich wohl erneut unter der Kategorie „Drama“ einordnen. Eine kleine Anekdote am Rande: Unter Torspielern kursiert der Mythos, dass der erste Blick des Schützen nach dem Ablegen des Balls auf den Elfmeterpunkt die Richtung verrät, in die er schießen will. Und tatsächlich war dies auch bei Haaland der Fall. Ein weiterer Beweis für das Genie Jordan Pickford.

Die anschließende Phase war geprägt von Ballverlusten auf beiden Seiten, vor allem im zweiten Drittel. Dies spiegelte sich auch in den Passquoten wider: City erreichte hier nur 68 %, während Everton gerade einmal auf 32 % kam. Interessanterweise profitierte Everton dennoch stärker von dieser Dynamik, da sie über schnelle Entlastungsangriffe – etwa durch den „zockenden“ Calvert-Lewin – Gefahr entwickelten.

Grundsätzlich konnte Everton in dieser Phase die Qualitäten dribbelstarker Spieler wie Ndiaye oder Doucouré effektiv für Umschalt- und Entlastungsmomente nutzen. Auf der anderen Seite fehlte City die gewohnte Stabilität im Gegenpressing. Zwar rückte Kovacic als Sechser situativ ballnah aggressiv heraus, und auch die Außenverteidiger blieben oft hoch positioniert, doch die gruppentaktischen Mechanismen griffen nicht dauerhaft. Dies spielte Everton zusätzlich in die Karten.

Abbildung 8: 6-3-1 von Everton

Gegen Ende des Spiels wechselte Everton im Mittelfeldpressing häufig in ein 6-3-1. Damit gewährten sie den Citizens zwar längere Ballbesitzphasen, doch Citys Gefährlichkeit beschränkte sich in dieser Phase vor allem auf Dribblings. Diese konnten durch die überladene Verteidigungslinie Evertons nun besser neutralisiert werden, sodass auch durchstoßende Spieler wie Silva oder Foden effektiver übergeben und gebunden wurden.

Die Herausverteidigungen von Everton waren jedoch nicht immer technisch sauber und tendierten mitunter zur Überaggressivität. Trotzdem gelang es, die entstandenen Lücken schnell zu schließen, sodass City weder Passwege in diese Räume fand noch sie dynamisch belaufen konnte. Generell tat sich City schwer, gegen dieses kompakte System zu Tiefe zu kommen, da die Wege in die gefährlichen Räume konsequent durch die Sechserreihe abgedeckt wurden.

Fazit

Letztlich dominierte City das Spiel einmal mehr mit viel Kontrolle, allerdings ohne diese in den entscheidenden Momenten über den Ball zu behalten. Denn in diesen Phasen zeigte Everton mit ihren Entlastungsaktionen und am Ende doch klaren Mechanismen eine möglicherweise effektivere Kontrolle als die Gastgeber. Die hohe Präsenz der Gäste in der Verteidigungslinie – besonders aus dem 6-3-1 – und die klaren Zuteilungen bereiteten City in der Endphase erhebliche Probleme.

Ohne die entscheidenden Tore hätte man Citys Leistung wohl deutlich positiver bewertet. Ihre Herangehensweise war einmal mehr gut durchdacht und taktisch flexibel angepasst, doch am Ende scheiterte es an den entscheidenden Details – insbesondere vor dem Tor. Es fällt schwer, einen Abgesang auf Guardiola zu formulieren, doch diese Mannschaft wirkt zunehmend ratlos.

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