Abwechslungsreiche Nullnummer im Spitzenspiel

Während Leicester am vergangenen Spieltag gegen den FC Liverpool verloren hatte, war Manchester City ein deutlicher Sieg gegen den AFC Sunderland gelungen. Trotzdem konnte man vor der Partie zwischen Leicester und den Citizens durchaus davon ausgehen, dass der Spielstil der Mannschaft Ranieris gut zur Art des Ballbesitzfußballs Pellegrinis passen würde, was sich zum Teil auch bewahrheiten sollte. Das Spiel im Überblick:

  • Zu Beginn der Partie stellten Ranieris Anpassung der Grundordnung und ein ungewöhnlicher Linksfokus Manchester City vor Probleme im Spielaufbau und auch bei der Verteidigung zweiter Bälle.
  • Nach einer halben Stunde nutzten die Citizens konsequent die Breite des Platzes sowie Überladungen der Mitte und bespielten auf diese Art und Weise Leicesters Schwachstellen gegen den Ball.
  • Durch kleinere Halbzeitanpassungen und die Umstellung auf die bewährte 4-4-2-Grundordnung ab Mitte der zweiten Halbzeit kamen die Füchse wieder besser ins Spiel und konnten so vor allem ihre Umschaltsituationen besser ausspielen.

Grundabläufe und generelle Muster

Aufstellungen und grundsätzliche Bewegungsmuster beider Mannschaften.

Aufstellungen und grundsätzliche Bewegungsmuster beider Mannschaften.

Claudio Ranieri überraschte bereits vor dem Spiel mit der Nominierung von Inler für die Startelf. Das bedeutete, dass es mit dem Schweizer, Kante und Drinkwater drei zentrale Mittelfeldspieler und in der Folge eine Abkehr von der gewohnten 4-4-2- hin zu einer 4-1-4-1-Grundordnung gab. In dieser bekleidete Inler die Position vor der Abwehr, während Kante und Drinkwater beide auf den Achterpositionen starteten. Dabei war es Drinkwater, der immer wieder mit nach vorne stieß und versuchte den Zehnerraum zu besetzen oder im Sturmzentrum zusätzliche Präsenz neben Vardy zu schaffen. In der Offensive gab es zudem eine Abkehr vom gewohnten Rechtsfokus und eine verstärkte Nutzung der linken Spielfeldseite in Verbindung mit einem konsequenten Spiel auf zweite Bälle.

Gegen den Ball agierte Leicester gewohnt mannorientiert und stark leitend in den ersten beiden Pressinglinien. Vardy lief Otamendi und Mangala immer wieder im Bogen an, um Anspiele auf Außen oder den zweiten Innenverteidiger zu provozieren, dessen vertikale Passoptionen dann durch die herausrückenden Bewegungen von Kante oder Drinkwater blockiert werden sollten. Inler hatte dabei eine balancierende Rolle inne: Er hielt sich in der Regel nahe an der eigenen Viererkette auf, um diese bei Bedarf in der Breite verstärken zu können und das Herausrücken einzelner Akteure in den Zwischenlinienraum abzusichern. Aufgrund der teilweise sehr großen Abstände zwischen Mittelfeldband und Abwehr gab es vor der Viererkette immer wieder verwaiste Räume neben Inler, die aber zunächst nicht bespielbar waren bzw. von Manchester nicht bespielt wurden. Hatte Leicester nach der leitenden Phase Zugriff im Pressing erreicht, rückte Inler immer wieder auch mit nach vorne und füllte die verwaiste Position des herausgerückten Achters auf, sodass flache 4-4-2-Staffelungen entstanden.

City begann im Vergleich zu Leicester wie erwartet. Aus einer 4-2-3-1- / 4-4-1-1-Grundordnung heraus agierte Silva vom rechten Flügel stark eingerückt und hielt sich kaum in der Nähe der Seitenauslinie auf, sondern war meist im Halbraum zu finden. Dort pendelte er stark vertikal zwischen den Linien. Sterling spielte auf der Zehnerposition deswegen leicht nach links hängend und rochierte immer wieder zum Flügel heraus, wenn ballnah die Breite im Spiel benötigt wurde, Kolarov aber noch nicht mit aufgerückt war, was vor allem in den ersten Minuten der Fall war. Im weiteren Spielverlauf agierte der Serbe offensiver und Sterling konnte in seiner hohen Position oder in zentralen Spielfeldbereichen verbleiben. De Bruyne auf dem rechten Flügel hatte die Aufgabe ballnah für Breite im Spiel zu sorgen, rückte ansonsten aber auch oft zur Mitte, um Sagna den Flügel zu öffnen.

Gute Anfangsphase von Leicester

Typische Szene um zweite Bälle zu Spielbeginn mit personellen Vorteilen für Leicester im roten Spielfeldbereich.

Typische Szene um zweite Bälle zu Spielbeginn mit personellen Vorteilen für Leicester im roten Spielfeldbereich.

Dass die Außenverteidiger von Manchester zu Spielbeginn tief agierten und der Spielaufbau über die beiden Sechser Yaya Toure und Fernandinho lief, spielte Leicester in die Karten. Zum einen konnten sich Kante und Drinkwater direkt nach ihren Gegenspielern richten und diese mannorientiert verfolgen oder sie in ihrem Deckungsschatten verteidigen. Zum anderen konnte man über leicht sichelförmige Staffelungen der Mittelfeldreihe Schnittstellenpässe zwischen den oftmals leicht herausgerückten Achtern und den Flügelspielern hindurch in die Tiefe leicht verteidigen. City kam so nie über vertikale Bälle in den Zwischenlinienraum, sondern musste immer wieder über horizontale oder diagonale Zuspiele auf die Flügelspieler ausweichen, die in hohen Zonen leicht isoliert werden konnte.

Dazu kam, dass City in Folge des risikolosen Aufbauspiels kaum Bälle in dem 4-4-2- / 4-4-1-1-Mischformation angelegten Pressing gewinnen konnte. Oftmals begannen die Angriffe bei Torhüter Schmeichel, der die Bälle vom Boden aus teilweise bis kurz vor den gegnerischen Sechzehner spielte. Dort versuchte man im Anschluss den Kampf um zweite Bälle für sich zu entscheiden, um anschließend zu Torchancen zu kommen, was für mehr oder minder große Durchschlagskraft sorgte.

Manchesters Anpassungen vor der Halbzeit

Mitte der ersten Halbzeit veränderte Manchester dann die Breitenstaffelung in den einzelnen Mannschaftsteilen und Spielfeldbereichen. Die Flügelspieler rückten verstärkt zur Mitte ein, was in Verbindung mit Leicesters mannorientierter Spielweise dazu führte, dass diese die Räume am Flügel nicht mehr vollständig kontrollieren konnten. Über die aufrückenden Sagna und Kolarov konnte man das Spiel im zweiten Drittel in die Breite ziehen, um anschließend mit diagonalen Bällen in die Räume neben Inler und hinter Kante oder Drinkwater zu stoßen sowie Angriffe über die Flügel zu Ende spielen. Dass Leicester zwischen den Linien große Abstände zuließ, kam City in dieser Spielphase zu gute.

Leicesters kompakte Phase nach der Halbzeit

Nach der Halbzeitpause agierte Leicester dann im Vergleich zur Phase vor der Halbzeit gegen den Ball ähnlich, aber insgesamt tiefer. Das Mittelfeldband und die Abwehrkette spielten in der Folge enger aneinander. Dadurch konnte Leicester nach Verlagerungen der Citizens auf den Flügel notfalls diagonal in die Tiefe abfallen und den eigenen Zwischenlinienraum in der Mitte des Feldes sowie in den Halbräumen verschließen. Aus diesen kompakten, aber passiven Staffelungen war es anschließend gefahrlos möglich zum ballnahen Flügel zu schieben.

Problematisch war allerdings die schlechtere Kontrollierbarkeit der Halbräume im zweiten Drittel, die man jetzt nicht mehr so gut attackieren konnte, weil sich aus der sehr tiefen Staffelung weite Wege für die beiden Achter ergeben hätten. Die Tatsache, dass man in der Folge die Rückzugsbewegungen Manchesters vom Flügel zurück nicht mehr richtig begleiten konnte, führte dazu, dass Manchester nun zu längeren Ballbesitzphasen kam. Bei Kontern und Umschaltaktionen fehlte es Vardy zudem an Unterstützung.

Trotz dieser strategischen Nachteile Leicesters konnte Manchester keinen Nutzen aus dieser kurzen Phase des Spiels ziehen. Stattdessen wurde man immer direkter und bereitete Angriffe nicht mehr so sauber vor wie noch vor der Halbzeit. Die Folge waren unnötig enge Situationen, die dann oftmals in direkten Zweikämpfen und Ballverlusten mündeten.

Back to the roots

Nachdem zuvor schon Sterling und Aguero die Position getauscht hatten, kam Bony nach gut einer Stunde für den Argentinier in die Partie – an der Ausrichtung oder den gruppentaktischen Abläufen änderte das wenig, außer dass Silva von nun an noch klarer in die Mitte arbeiten sollte.

Anders die Einwechslung von Ulloa für Inler bei Leicester, die mit der Umstellung der Grundordnung auf ein 4‑4‑2‑ / 4-4-1-1-Grundschema einherging. Mit der Umstellung wechselte der Fokus in der Offensive auf die gewohnten Überladungen der rechten Seite und Leicester zeigte sich verbessert bei Umschaltaktionen, bei denen Ulloa als tieferer der beiden Stürmer gute Aktionen lieferte und als Ballschlepper und Fixpunkt in der Offensive diente. Auch gegen den Ball agierte man von nun an in der angesprochenen Grundordnung, nutzte dabei allerdings das schon zuvor gesehene tiefe Mittelfeldpressing. Darüber konnte man Citys Ballzirkulation dann zwar nicht mehr effektiv stören und zeigte teilweise sehr flache Staffelungen in der Endverteidigung, war aber trotzdem gefährlich bei Umschaltkationen.

Mit den Einwechslungen von King für Drinkwater, de Laet für Albrighton, Jesus Navas für David Silva und Iheanacho für Sterling gab es in der letzten Viertelstunde des Spiels auf beiden Seiten noch einige Spielwechesel. An der grundsätzlichen Spieldynamik änderte sich dadurch aber nichts mehr. Am Ende standen 10 zu 10 Torschüsse bei 58% Ballbesitz für Manchester City, was in dieser Art vielleicht auch irgendwie zu erwarten war.

Mario 31. Dezember 2015 um 16:37

Dir ist ein kleiner Fehler unterlaufen: Iheanacho kam für Sterling ins spiel.

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RT 1. Januar 2016 um 12:56

Jo. Ist ausgebessert – vielen Dank!

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