Training mit Ballfokus

Welcher Hobbyfußballer kennt sie nicht, diese qualvollen Runden um den Fußballplatz? Mit Tempowechseln, als Steigerungsläufe, in Intervallen oder als gemächliche Dauerfolter. Viele Trainer in den unteren Ligen sehen hierbei keinen Ausweg. Wie soll man sonst in den spärlichen zwei bis maximal vier Trainingseinheiten pro Woche seinen Spielern die nötige Kondition eintrichtern?

Manche gehen zumindest etwas „moderner“ vor. Beispielsweise wird das Aufwärmen mit Ball gemacht, die Läufe ohne Ball sind meist intensiv und kurz, um tunlichst lange Auszeiten vom Ball zu vermeiden. Viele gehen dabei sogar dazu über, dass sie ihre Spieler mit Sprints fordern, ihnen dazwischen kurze Pausen geben und quasi aktiv mit dem Ball zwischen den Einheiten zu regenerieren und bei niedrigerem Pulsschlag weiterhin an der Grundausdauer zu feilen. Die meisten nutzen die langen Winterpausen im Amateursport, um diese Grundausdauer über mehrere Wochen hinweg durch eine erhöhte Zahl an Trainings zu schaffen. Während der Saison werden dann Sprint- und Koordinationsübungen im Verbund mit Standards, Torschuss- oder Passübungen trainiert, wo man von der zuvor gelegten Basis zehrt.

Egal, wie man vorgeht – der Aspekt des Trainings mit Ball kommt oftmals zu kurz. Viele Trainer gehen dazu über, dass sie im Trainingslager Sprint- und Koordinationsübungen trainieren, unter der Saison aber selbst diese mit Ball machen. Insbesondere die Dortmunder mit Jürgen Klopp und natürlich dem Genie für Trainingsübungen, Zeljko Buvac, sind bekannt dafür und zeigen, wie erfolgreich man damit vorgehen kann. In diesem Artikel listen wir die Vor- und Nachteile auf, zeigen die Grundaspekte der Umsetzung und äußern uns auch taktisch wie philosophisch über die veränderte Trainingsauffassung.

Zeit und Aufwand

Beim Training geht es nicht nur um die Effektivität – also den maximalen Output unabhängig vom Input –, sondern auch um eine möglichst hohe Effizienz. Ob im Jugendfußball oder bei Weltklasseakteuren; bei beiden muss zwingend darauf geachtet werden, dass die Zeit am Trainingsplatz bestmöglich genutzt wird. Darum wird in der modernen Trainingsplanung versucht viele Aspekte innerhalb einer Übung zu vereinen.

„Klopp ist der Meister der Ansprache und Mannschaftsführung, Buvac der Meister der Trainingsinhalte und Strategie. Klopp ist zwar ebenfalls Fachmann, doch erst im Zusammenspiel mit seinem Co-Trainer Buvac kommen seine Fähigkeiten richtig zur Geltung.

Neben seinem analytischen Geschick zeichnet sich Buvac vor allem als Erfinder von komplexen Übungs- und Spielformen aus. Dort beweist er eine enorm kreative Ader und schafft es, 10 bis 15 Elemente aneinanderzureihen, ohne dass der Fluss verloren geht. Passspiel, Laufwege, der Abstand der Spieler zueinander, der Abschluss und all die anderen spielrelevanten Dinge können so in immer neuen Variationen durchgespielt werden.“ – im Tagesspiegel

Wie in diesem Zitat zu sehen, sind die Dortmunder in diesem Aspekt Vorreiter. Durch die Komplexität der Übung werden vielfältige Fähigkeiten trainiert und geschult. Grob vereinfacht kann man sagen: was die meisten Trainer in vielen Übungen isoliert voneinander machen, schaffen die Dortmunder (und manche andere) mit einer Übung und einem Bruchteil der Zeit. Gleichzeitig wird die Intensität der Übung erhöht. Wegen der vielen Anforderungen an den Spieler werden diese besser an das Spiel angepasst, wo sie in einer Spielsituation ebenfalls mit unterschiedlichen Komponenten konfrontiert werden: Tempo, Bedrängnis, Ballbehauptung, Ballsicherung, Abspiel, die richtigen Abstände zu den Mitspielern und die passende Bewegung. In einer isolierten Übung fallen insbesondere die letzten Aspekte weg.

Technik und Spielintelligenz

In gewisser Weise verringert die bessere Technik auch einige unnötige Laufwege, wie zum Beispiel Sprints nach unnötigen Ballverlusten und Zweikämpfe wegen schwacher Ballverarbeitungen. Bei den Spielern des FC Barcelona wird auch deswegen gesagt, dass sie „sich in Ballbesitz ausruhen“. Das bedeutet keineswegs Standfußball, sondern eine Verringerung der Laufintensität. Sie können ihr Lauftempo selbst wählen, ebenso wie die Anzahl und Länge ihrer schnellen Bewegungen – halten sie den Ball tief, agieren sie weniger dynamisch mit längeren Wegen des Balles und könnten mit geringerer Intensität das machen, was viele Trainer zwischen Sprintintervallen machen: aktive Regeneration.

Ein statischer Vergleich dazu – Barcelona kommt auf ungefähr 111 Kilometer pro Champions-League-Spiel, lag im Achtelfinale sogar an viertletzter Stelle aller Mannschaften. Der BVB hingegen kommt zumeist auf über 120 Kilometer, wobei man auch differenzieren muss. Dies liegt nicht an einer schlechten Trainingsmethodik oder vielen unnötigen Ballverlusten, sondern der extrem aufs Pressing fokussierten taktischen Ausrichtung, der proaktiven Spielweise und an einer richtigen Trainingsmethodik. Es ist ausgerechnet dieses Komplextraining, welches ihnen diese körperlich wie taktisch hochintensive Spielweise ermöglicht.

Dank dieser erhöhten Anforderungen und der Verpackung vieler Aspekte in eine Übung entsteht nämlich ein großer Nebeneffekt: die Spieler werden nicht nur intensiver, sondern auch öfter mit dem Ball konfrontiert. Damit werden ihre technischen und taktischen Fähigkeiten besser geschult.

Neben der besseren Technik und Entscheidungsfindung, welche unnötige Zweikämpfe und kurze Sprints verringert, steigt durch das Komplextraining und die vielen Spielformen im Ball auch die Spielintelligenz. Durch die höhere kognitive Beanspruchung und den erhöhten Umgang im Mannschaftsverbund, statt durch isolierte Einzelübungen, verbesserte sich Qualität und Effizienz der Läufe. Die Effektivität ist dabei bei gleichbleibend oder sogar höher. Manche Spieler kommen über ihre quantitative Laufarbeit – vorrangig Terrier wie Gennaro Gattuso oder Außenbahndauerläufer früherer Tage –, doch im modernen Fußball reicht dies kaum.

Auf den meisten Positionen pendeln sich die Spieler bis auf wenige Extrembeispiele in sehr ähnlichen Laufleistungen ein. Viele Akteure agieren bereits am Maximum und die Schwelle wird sich in den nächsten Jahren nicht mehr dramatisch erhöhen, wie es in den 70er Jahren der Fall war. Heutzutage geht es um die Qualität der Läufe. Laufe ich richtig im Pressing an? Nutze ich meinen Deckungsschatten ideal? Stehen wir im Verbund ordentlich und verschieben wir harmonisch? Bleiben wir kompakt in beide Richtungen? Bewegen wir uns im Aufbau- und Offensivspiel in die richtigen Räume und bilden Dreiecke?

Lionel Messi ist hier das positive Beispiel. Zumeist führt er die Laufleistung seiner Mannschaft an – von hinten. Ausgesprochen selten überschreitet er die zehn Kilometer, pendelte sich sogar sehr oft unter neun Kilometern ein. Nelson Haedo-Valdez kratzte gerne an den elf Kilometern, aktuell ist auch Klaas-Jan Huntelaar gelegentlich einer der drei laufstärksten Spieler seiner Mannschaft. Beide laufen viele Wege vergebens. Einer hat zumindest eine taktische Entschuldigung: Haedo-Valdez beackerte die gesamte Horizontale, presste extrem stark und verschob durchgehend mit. Huntelaar hingegen versucht sich ins Aufbau- und Offensivspiel einzuklinken.

Beide sind aber selten – im Gegensatz zu Messi – unter den Top-Fünf an Passgebern und –empfängern innerhalb ihres Teams zu finden. Dies mag auch auf die unterschiedliche Spielweise (insbesondere bei Valdez) und Höhe des Kollektivs zurückzuführen sein, aber die intelligentere Bewegung von Messi und natürlich auch seinen Mitspielern verstärkt diesen Effekt. Und die Bewegung der Mitspieler ist auch das Stichwort für den nächsten Absatz.

Einfluss auf die Kollektivtaktik

Durch die erhöhte Anzahl von Spielformen und die intelligentere Bewegung in Raum, Zeit und Mannschaftsverbund ergibt sich auch ein positiver Effekt auf das gesamte Team. Man wird eingespielter, lernt sich kennen und erhöht dadurch die Präzision und Effektivität im Ballbesitz.

Das „Kennenlernen“ bedeutet eine Vielzahl kleinerer Aspekte. Wann geht mein Partner Risiko, wann startet er ins Loch? Dies kann beispielsweise bei einem Flügelstürmer und einem Außenverteidiger beim Hinterlaufen enorm wichtig sein, damit man unter Druck blinde Pässe in den Raum schlagen kann und weiß, ob der Außenverteidiger aufrückte und nicht absicherte. Ein Kreativspieler weiß auch, auf welchen Fuß sein Mitspieler den Pass will, mit welcher Härte und in welche Zone. Sebastian Deisler gab dazu einst ein schönes Zitat ab:

„Ich hatte auf dem Feld nicht diesen einen festen Plan, ich habe gesehen, wo die Stärken und Schwächen meiner Mitspieler waren, ich habe gesehen, welchen Ball, welchen Pass wer braucht. Verstehen Sie, was ich meine? Das ist meine Intuition, meine Kreativität, das ist meine Fantasie. Das ist es, warum ich so gut Fußball gespielt habe in meiner guten Zeit.“ – In der Zeit, 2007

Allerdings ist nicht jeder ein einmaliges Talent wie Deisler. Welcher Spieler welchen Pass in welcher Situation braucht, ist eine Kunst, die kaum erlernbar ist – doch durch Abstimmung und das Kennenlernen untereinander, welches Zeit benötigt, kann man dem schon nahe kommen. Bestes Beispiel ist einmal mehr der FC Barcelona, wo bereits die U10 die Spielphilosophie der Großen pflegt, Kurzpässe austauscht und sich harmonisch im Raum bewegt. Hier anzunehmen, dass elf junge Deisler auf dem Platz stehen, ist falsch. Vielmehr verfolgen die Miniaturen der großen Zwerge eine gemeinsame Idee, werden nach gleichen Stärken ausgewählt und trainieren durchgehend mit Ball und in Spielformen. Daraus entwickeln sich dann auch zwei weitere Stärken neben der Eingespieltheit.

Die erste ist jener mythische Begriff der Passkommunikation, den insbesondere Marcelo Bielsa geprägt hat. Dieser unterscheidet laut eigener Aussage sogar 36 unterschiedliche Formen über einen Pass mit einem Mitspieler zu kommunizieren. Für einen Fußballlaien klingt dies wie eine Lüge, eine Übertreibung und – pardon – Schwachsinn eines Verrückten.

Im Endeffekt ist es „nur“ eine Sprache für Fußballbegabte. Andrés Iniesta und Xavi vom FC Barcelona (Extreme sind die besten Beispiele!) dienen hierbei als Vorbild. Spielt Xavi einen harten Pass, wird ihn sich Iniesta nur dann stoppen, wenn er sich sicher ist, dass er für ihn bestimmt ist. Dies weiß er durch die Kenntnis seiner Umgebung und die Präzision Xavis. Kommt ein Ball exakt mit übertriebener Härte auf Iniesta zu und steht ein Spieler in dieser Passlinie hinter ihm, dann wird er den Ball wohl in keinem von hundert Fällen stoppen. Der Ball ist schlichtweg nicht für ihn bestimmt und Iniesta weiß es.

Steht aber keiner hinter Iniesta, dann erhält der Pass eine andere Aussage, als „dorthin“ oder „du stehst falsch“. Jetzt heißt es: „Wir sind unter Druck, wir müssen die Passschnelligkeit und dadurch die Ballzirkulation erhöhen.“ Im Normalfall folgt ein schneller Pass von Iniesta, der dieser Anweisung folgt. Oftmals sind es sogar keine Pässe, sondern schnelle Abpraller nach hinten, wodurch ein schneller Ball auf die Seite oder in die Spitze folgen kann.

Abermals ist die Eingespieltheit, die erhöhte Spielintelligenz und die verbesserte Technik – alles Effekte des Trainings mit maximalem Ballfokus – Voraussetzung für eine höhere Kunst. Als zweiter großer Effekt der erhöhten Eingespieltheit und Spielintelligenz kommt die Anpassung an situative Veränderungen hinzu. Wird mit isolierten Übungen, beispielsweise statischen Flankenübungen, trainiert, dann entwickeln sich gewisse Schablonen im kollektiven Spiel. Viele Mannschaften früherer Zeiten errangen durch den Fokus auf einen Spielaspekt mit bestmöglicher Umsetzung zahlreiche Titel.

Die legendäre Kombination „Kaltz-Flanke, Hrubesch-Tor“ errang in den späten 70ern Kultstatus in der Bundesliga – mit durchschlagendem Erfolg. Doch aktuell sind einfache und penetrant wiederholte Spielzüge kaum noch zielführend. Das Niveau der Verteidigungsreihen in puncto Abstimmung, Übergeben und Staffelung ist stark angestiegen, hinzu kommt die Gegneranalyse, womit man sich im Training gezielt auf das Neutralisieren solcher schablonenartiger Angriffe konzentrieren kann. Dank der erhöhten Spielintelligenz sowie der verstärkten Konfrontation mit dynamischen Spielsituationen entwickelt sich eine größere Vielfalt und ein Ideenreichtum in der Gruppentaktik beim Knacken von Defensivblöcken oder dem Bespielen freier Räume.

Vielerorts, ob in Medien oder durch Experten, wird der Mangel an Straßenfußballern kritisiert. Auch einer der erfolgreichsten Bundesligatrainer der vergangenen Jahre hat sich zu dieser Problematik indirekt geäußert.

„Allerdings muss man den heutigen Spielern mehr erklären, was sie auf dem Platz tun müssen, als das früher der Fall war. (…) es wird anders über Fußball gedacht. Früher haben wir auf der Straße selbst Spielformen erfunden, das fördert die Kreativität und das Verständnis von Fußball. Dadurch entwickelst du einen bestimmten Instinkt und Fußballintelligenz. Heutzutage fehlt das oft, weil niemand mehr auf der Straße spielt.“ – Huub Stevens in der 11Freunde

Stevens führt weiter aus, dass er deswegen als Jugendtrainer seine Schützlinge beim PSV Eindhoven eine halbe Stunde „sich selbst überließ“. Früher wurden diese Aspekte in Spielformen in der Freizeit erarbeitet, aktuell gehört die freie Zeit meist dem Nachholen von Schulstoff oder der Zeit mit Freunden und Hobbys; die besetzte Zeit gehört zwar König Fußball, aber jenem geplanten Fußball in den Akademien und Jugendinternaten.

Dort wird aber oftmals zu sehr auf einzelne Aspekte geblickt und auf die Perfektion isolierter Fertigkeiten gedrillt, wodurch das Erlernen des individual- und gruppentaktischen Bespielens von Situationen vernachlässigt wird. Auch Bernhard Peters äußerte sich diesbezüglich bei einem exklusiven Interview auf unserer Seite:

„In der Tradition der Trainerausbildung fehlt in der Entwicklungstreppe eine entscheidende Stufe, nämlich zwischen der Ausbildung der Positionstechnik und der Anwendung im Spiel. Ich sehe in einer Stufe dazwischen das Erarbeiten von individualtaktischen und gruppentaktischen Prinzipien. Das macht man durch Spielphasenübungen, in denen man das Antizipieren,Wahrnehmen und Entscheiden in taktischen Situationen trainiert, mit halbaktiven oder aktiven Gegenspielern.

Man trainiert in speziellen Spielräumen, mit Provokationsregeln und unter speziellen Prinzipien, um diese Lösungen erfolgsstabil zu machen. Im Fußball gibt es zu oft nur Techniktraining, in denen ohne aktiven Gegnerkontakt trainiert wird, und dann gibt es das Spiel, aber die Stufe dazwischen fehlt. (…)Das ist eine Stufe, die im Hockey intensiver betrieben wird und wo sich der Fußball weiterentwickeln kann im Methodischen.

Du musst das trainieren, was das Spiel am Wochenende fordert: Ich bin auf jede sich schnell und ständig ändernde Spielsituation durch das variable Training von Entscheidungsverhalten stabil vorbereitet.“ – Bernhard Peters, Nationalmannschaftstrainer im Hockey

Diese Entscheidungsfindung kann durch die Erhöhung der Spielformen und die maximale Fokussierung auf den Ball trainiert werden – bei richtiger Behandlung der Spieler sogar gezielt und zwar ohne direkt Einzugreifen. Nahezu jeder Trainer arbeitet mit Korrekturen während des Trainings. Im Trainingsbetrieb werden Fehler aufgezeigt, ob taktischer oder technischer Natur, und umgehend korrigiert. Doch was tun, wenn die Zeit begrenzt ist?

Bei nur wenigen Minuten an Spielformen und gruppentaktischen Übungen werden oftmals nur individualtaktische Mängel angeschnitten – oder gar nichts. Schlimmstenfalls werden die sporadischen Fehler in den wenigen Minuten sogar übersehen oder gar aus Zeitmangel nicht ausgebessert. Durch die erhöhte Zeit am Ball und im Spiel werden die Akteure nicht nur öfter beobachtet, sondern die Situationen können problemlos wiederholt werden. Damit übt man die richtige Bewegung, kann automatisch und intrinsisch umlernen und langfristig gehen weniger Probleme unter. Dies erhöht die taktische Qualität des Einzelnen und der Gruppe, was die Leistung auf dem Platz verbessert.

Conclusio: Die Vorteile sind überraschend viele und nicht immer auf den ersten Blick erkennbar. In den meisten Aspekten entsteht sogar eine Plus-Plus-Situation. Die höhere Technik und Spielintelligenz verbessert den Einzelnen und das Kollektiv, was wiederum einander befruchtet. Dadurch wird auch eine höhere Stufe des Fußballs im Team, beispielweise das strategische Bespielen sich verändernder Situationen oder nonverbale Kommunikation auf dem Platz, erreicht. Die Liste ließe sich mit kleineren Aspekten noch unendlich fortführen.

Dies ist aber nicht das Ziel dieses Artikels, sondern ein objektiver, wenn objektiver Diskurs mit dieser Trainingsweise bzw. Trainingsphilosophie. Darum wird nun auf die (vermeintlichen) Nachteile eingegangen.

Weniger gezielte Physis?

Jener Punkt, den immer wieder genannt wird, ist das mangelnde Training der Athletik. Über Spielformen kann diese angeblich nicht ideal trainiert werden und bekanntlich ist Fußball ja Laufsport. Die Spieler stehen mit Nachspielzeit an die 100 Minuten auf dem Platz, laufen dabei 9-14 Kilometer und leiten Bälle innerhalb von einer halben bis maximal zwei Sekunden an den Mitspieler weiter.

Mit den jeweiligen Ballkontaktzahlen über die gesamte Spielzeit kumuliert erreichen sie Werte zwischen einer halben (der ehemalige Wolfsburger Innenverteidiger und aktuelle Juventus-Verteidiger Andrea Barzagli) und maximal drei Minuten (Bayernstar Franck Ribéry) am Ball pro Spiel.

Wieso sollte man die Spieler dann ausschließlich noch mit Ball trainieren? Die meisten laufen doch statistisch über 250 Meter pro Ballkontakt. Die Antwort ist eine einfache: Der Ball kann nur bei ordentlicher Technik so schnell verarbeitet werden, ohne dass ein Fehler bei der Annahme oder ein Ballverlust welcher Sorte auch immer entsteht. Und das Training mit Ball bedeutet keineswegs, dass die Physis nachlässt. Das einzige Problem dürfte sein, dass der jeweilige Trainer wissen muss, wie er diese beiden Aspekte à la Zeljko Buvac miteinander verbindet. Die Erfolge auf dem Trainingsplatz sind natürlich schwieriger messbar – dafür werden sie im Spiel erkennbar.

Allerdings trauen sich die meisten Trainer zu Recht nicht über diese Hürde, was jedoch weitestgehend auf ihre eigene Kompetenz sowie den Charakter ihrer Spieler zurückzuführen ist. Hierzu analysieren wir ein paar Aussagen und Zitate, welche es in der überaus interessanten Themenwoche von Spox zu lesen gab.

„Auch Mannschaften in der Bundesliga haben versucht, in verschiedenen Spielformen Konditionsarbeit zu machen. Aber durch Pulsmessungen in Echtzeit haben wir gesehen, dass sich einige Spieler dabei einfach verstecken. Man braucht dafür 20 absolut willige Profis und muss sie außerdem gut von außen coachen, um die Spieler anzutreiben, ständig in Bewegung zu sein. Und da wird der Unterschied zwischen Theorie und Praxis schnell spürbar.“ – Raymond Verheijen, dessen herausragendes Konzept wir in einem morgigen Artikel vorstellen werden

Das bedeutet nichts anderes, als dass vereinzelte Spieler die Spielformen nutzen, um sich auszuruhen. Das Problem liegt hierbei in der Auffassung von Spielformen begründet. Wenn in der Jugend gespielt wurde, dann war es eine Belohnung und/oder aktive Regeneration – keine Anstrengung, sondern ein Spaß.

Guus Hiddink und sein Konditionstrainer Jan Verheijen hingegen verbinden diese Aspekte. Wichtig ist dabei Hiddinks analytisches Geschick und Motivationsfähigkeit. Als Quelle dient natürlich abermals der sehr gute Artikel von Spox.

Der zu Pointen aufgelegte Verheijen reduziert diesen Unterschied freilich auf eine einzige Person: Wie kein zweiter sei Guus Hiddink in der Lage, eine komplette Mannschaft zu überblicken, anzutreiben und zu motivieren. Alle anderen sollten seinetwegen weiter auf die alte Art Kondition bolzen: „Wenn der Trainer nicht coachen kann, ist um den Platz zu laufen eine gute Alternative.“

„In vielen Ländern geht man davon aus, dass man zunächst einmal Fitness haben muss, um Fußball zu spielen. Wir sagen: Wenn Du Fußball spielst, bekommst Du Fitness“, erklärte Verheijen seine Methode. Keine einzige Runde seien die Südkoreaner während der Vorbereitung um den Platz getrabt. Keine Dauerläufe, keine Medizinbälle, nur Fußball.“

Die Südkoreaner sollten sich letztlich im eigenen Land dazu aufmachen, überraschend Vierter zu werden und ihre Gegner in Grund und Boden zu laufen. Auch Hiddinks Russen galten bei der Europameisterschaft 2008 als laufstärkste Mannschaft und abermals wurden Dopingvorwürfe laut – die Sbornaja schaffte es mit ihrer Mischung aus laufintensivem Spiel und Stärken im Umschalten bis ins Halbfinale.

An diesem Beispiel wird auch klar, was die Vor- und Nachteile sind. Als Vorteil ist – neben den bereits erwähnten Vorzügen des Trainings mit Ball – die perfekte Anpassung an die Begebenheiten des Spiels aus konditioneller Sicht zu nennen. Nachteilig ist aber die hohe fachliche und personelle Kompetenz, um ein solches Training effektiv umzusetzen.

Die Nachteile sind aber ein zweischneidiges Schwert und desweiteren überaus unterschiedlich. Ein Problem gibt es zum Beispiel für den Arbeitgeber. Der 08/15-Präsident / Vereinschef kann nicht wirklich unterscheiden, ob sein Trainer die richtige Methodik anwendet oder ob er sie überhaupt anwenden kann. Der zweite Nachteil ist schon weniger eindeutig, denn er liegt bei den Trainern. Für viele Trainer, die bspw. von Taktik und/oder Trainingsmethodik wenig Ahnung haben, wird es schwer, diese Trainingsart zu implementieren. Für sie ist es nachteilig – weil sie wegen mangelnder Kompetenz hinterherhinken. Für einen kompetenten Trainer hingegen ist es gar ein Vorteil, weil er dadurch durch seine fachliche Kompetenz auch in der Trainingsführung auswirken kann und er diesen Vorteil nicht einfach verlieren kann. Denn im Gegensatz zu (insbesondere taktisch) schwächeren Kollegen kann er die Anforderungen dieser Trainingsführung erfüllen.

Der Trainer muss andauernd ein Auge auf sämtliche Spieler haben, Nachlässigkeiten erkennen und Kommandos geben. Es sind eben deswegen analytisch starke Trainer mit dem nötigen Charisma wie José Mourinho, Josep Guardiola, Jürgen Klopp und Guus Hiddink, die ein Training mit maximalem Ballfokus ideal vermitteln können. Außerdem muss darauf geachtet werden, wann die Spieler beginnen müde zu werden. Fällt das Niveau ab, wird die Übung in Spielform kontraproduktiv und darum muss die Anzahl und Länge der Pausen sowie die Art derselben richtig gewählt werden, um die Intensität hochzuhalten. Neben diesen Komplikationen gibt es einen weiteren Faktor: Spaß am Training mag zwar schön und gut sein, doch intensive Laufeinheiten oder überharte Trainingssessions werden bewusst eingesetzt, um die Spieler fordern. Nicht (nur) körperlich, sondern auch mental.

Strafen & Mentalität

Es geht bei solchen Dauerläufen mit Medizinbällen insbesondere darum, den „inneren Schweinehund“ zu überwinden. Felix Magath ist einer jener verbliebenen Trainer, der diese absolute Härte propagiert. In seiner ersten Amtszeit beim VfL Wolfsburg ließ er den Hügel der Qualen aufschütten und zwang seine Spieler zum Lauf auf einen über 2300 Meter hohen Berg in der Schweiz – Grafitè kollabierte.

Im Oktober 2012 rationierte er das Wasser bei seiner zweiten Amtszeit beim VfL. Ziel war es hierbei die Spieler zu fordern, durstig zu machen und danach als „pädagogische Maßnahme“ das Wasser zu begrenzen, um einen positiven Effekt bei der mannschaftlichen Gemeinschaft zu erzielen. Nach der Niederlage gegen Mainz wurden die Spieler aus ähnlichen Gründen für über eine Stunde zum „Auslaufen“ geschickt. Vielerorts wird das Lauftraining als Strafe und zur Mentalitätssteigerung genutzt. Um über eine Stunde in einem (schnellen) Dauerlauf zu galoppieren, schult laut vielen Alttrainern nicht nur den Körper, sondern auch den Geist.

Nach Niederlagen können die Spieler auch gerne ein bisschen gequält werden, damit ihnen ihre schwache Leistung inklusive Konsequenzen schmerzlich vor Augen geführt werden kann. Einige Mannschaften müssen beispielsweise nach Niederlagen mit einem harten Sprinttraining und Ballentzug rechnen. Dies steht oftmals in keinem Verhältnis zur Ursache der Niederlage, die damit auch nicht bekämpft wird. Im Gegenteil.

Die Spieler werden körperlich erschöpft und geistig zermürbt, was in nachteiligen Trainingseinheiten darauf resultiert. Viel eher wäre eine Fehleranalyse und effektive Bekämpfung dieser Mängel zielführend. Allerdings mangelt es solchen Trainern an der Kompetenz dafür, weswegen sie auf das abgelutschte Mittel der Bestrafung durch Ball- und Spaßentzug zurückgreifen. Im Endeffekt bedeutet dies folgendes: der Trainer bestraft dadurch die Spieler für seine und nicht ihre Fehler.

Dies ist auch der Grundtenor, der wohl im aktuellen Fußball unter Trainern herrscht. In flachen Hierarchien und kameradschaftlichen Trainern, deren neue Generation von Taktikern und Analytikern geprägt ist, heißt es nicht: „Ihr habt Fehler gemacht. Ich bestrafe euch jetzt ohne Kontext und Verbindung zu den Fehlern und hoffe, ihr lernt eure Lektion und macht die Fehler nicht mehr.“

Das wäre auch, gelinde gesagt, einfach nur schlechtes Coaching. Das Motto lautet stattdessen, dass per Videoanalyse und darauffolgender Trainingsausrichtung verstärkt auf diese Fehler geachtet wird. Der mündige Profi ist kein Kind, welches es noch zu erziehen gilt. Die Fehler sollen in einem gemeinsamen Diskurs debattiert werden, ihre Relation zur Spielphilosophie aufgezeigt und dann in einer Wiederholung verbessert werden. Auch hier sollte das Training mit maximalem Ballfokus effektiver sein, als eine schnöde Dauerlaufeinheit.

Ist es auch in unteren Ligen möglich?

Fraglich ist, ob und inwiefern eine solche Trainingsmethodik im Breitensport umgesetzt werden kann.

Hierzu muss der Unterschied zum Spitzenniveau beachtet werden. Der moderne Fußball besteht aus Sprints und Verschieben, in den niedrigeren Klassen gibt es zumeist kein Pressing, oftmals keine Raumdeckung und keine Raumverknappung. Dies bedeutet eine durchgehende Verfolgung des Gegenspielers, was längere langsame Bewegungen bedeutet und weniger Sprintintervalle. Die vorkommenden Sprintintervalle sind allerdings öfters länger, weil die Absicherungen fehlen, Laufduelle nach langen Bällen häufiger vorkommen und der effektiv bespielte Raum seltener, aber weiter wechselt.

Desweiteren ist der Platz geringer. Ein Profifußballer muss auf einem circa 7140m² großen Platz agieren, ein Amateurspieler hingegen öfters sogar auf unter 5000m² – je nach Liga, Platzgröße und –qualität. Das Minimum in den unteren Ligen ist dabei bei 4050m² (90×45), wird aber vereinzelt sogar unterschritten. Der Unterschied ist in der Länge kaum sichtbar. Auch weil die meisten Profimannschaften eine deutlich bessere und präzisere Abseitsfalle ohne Libero nutzen, dürfte die Länge des effektiven Spielfelds in etwa gleich sein, die Breite aber weniger.

Dadurch ist das Verschieben im Raum, welches zumeist in der Breite stattfindet, bei den Profis weitläufiger. Kürzere Sprints sind dadurch häufiger, längere Sprints in die Tiefe des Raumes gibt es hingegen bei den Amateuren wegen der taktischen Ausrichtung öfter.  Darum muss überlegt werden, inwiefern ein maximaler Ballfokus umsetzbar ist. Ein Trainer alleine für 20 Leute – es gibt selten den Luxus von mehreren Assistenztrainern – dürfte Probleme haben, allen seinen Spielern auf die Beine zu schauen, sie durchgehend zu animieren und die Fehler sofort zu erkennen und auszubessern.

Ein klassisches Training ist bei mangelnder Kompetenz des Trainers, bei viel weniger Trainingseinheiten (30-40h/pro Woche bei Profis vs. 6h/pro Woche bei Amateuren)  und schwächerer Grundphysis der Spieler deswegen empfehlenswert; aber auch nur dann. Im Idealfall sollte es aber eine Mischung aus Komplexübungen, kurzen intensiven Sprintintervallen und vielen Spielformen sein, die mit dem Maximum an Motivation ausgeübt werden. Besitzen die Spieler jedoch die passende Eigenmotivation, den dazugehörigen Trainer, dann ist diese Trainingsmethodik auch auf niedrigstem Niveau umsetzbar. Und spätestens ab der Bezirksliga sollte man unter normalen Umständen Erfolge erzielen können. Meine persönliche Meinung: Ein spielformorientiertes Training ist in jeder Klasse und Liga mit leichten Anpassungen die beste Wahl.

Fazit

Zurück zu kehren zum düsteren Anbeginn des Fußballtrainings, als die Engländer ihren Spielern die gesamte Woche über den Ball verweigerten, damit sie im Spiel hungrig auf ihn seien, will natürlich keiner. Doch bis vor fünfzig Jahren stellte dies sogar den Standard dar. Die Brasilianer 1958 und 1970 gaben dem modernen Fußballtraining einen Tritt in die richtige Richtung. Sie arbeiteten mit damaligen Sportwissenschaftlern zusammen, stimmten ihr Training an den neusten Stand der Wissenschaft ab und wurden beide Male souverän Weltmeister. Der Klubfußball und Europa wurden erst ab den 70er-Jahren davon betroffen. Vereinzelt hatten Trainer wie Sepp Herberger sich darüber Gedanken gemacht – der Bundestrainer gab seinen Nationalspielern „Hausaufgaben“ –, aber wirklich durchgesetzt hatte sich noch nichts. Die Veränderung kam mit vier überaus erfolgreichen Trainern.

Dettmar Cramer bei den Bayern orientierte sich an modernen Stand der Wissenschaft und baute sein Training danach. Valeriy Lobanovskiy in der Sowjetunion hatte einen Stab von Ärzten, Statistikern und sonstigen, oftmals dubiosen Vertretern unterschiedlicher Zünfte als Berater, nach denen er sein Training ausrichtete. Rinus Michels nutzte die Quantität und war eher ein Vertreter der Magath- und Zebec-Schule, während Ernst Happel wohl am stärksten dem aktuellen Stand entsprach.

1964 propagierten die Amerikaner Walson und Logan das SAID-Prinzip. SAID  bedeutet „Specific Adaptations to Imposed Demand” („spezifische Anpassung an auferlegte Forderungen”).  Vereinfacht: was man dem Körper antut, darauf passt er sich an. Ernst Happel nutzte das: harte Ausdauereinheiten wechselten sich mit vielen Spielformen ab, er nutzte auch das „Entdeckungslernen“ nach Volker Finke schon in den 60ern. Damit wurde den Spielern die Taktik nicht verbal oder auf der Magnettafel vorgekaut, sondern in die Regeln von Trainingsspielen eingewebt. Tore zählten nur, wenn die gesamte Mannschaft über der Mittellinie aufgerückt war – stand der Gegner nicht vollzählig in seiner eigenen Hälfte und auf den richtigen Positionen, zählte das Tor sogar doppelt.

In den 80ern und 90ern haben dann Guus Hiddink beim PSV Eindhoven und Johan Cruijff beim FC Barcelona den Ballfokus ausgeweitet. Louis van Gaal zerstörte dann sogar die Idee von Dauerläufen komplett – beim FC Barcelona wurde seit diesem Jahrtausend kein Lauf mehr gemacht, der länger als drei Minuten am Stück dauerte. Die Erfolge dieser Trainer und Mannschaften sprechen für sich. Sie sollten als Fundament für viele Dinge dienen: für Trainer mit Unterstützung (Co-Trainer bspw.) ab der Kreisliga und spätestens ab der Bezirksliga als Standard.

Besonders wichtig sollte es im Bereich der Jugendförderung sein. Durch Komplexübungen zur besten Vermittlung einer Basis lassen sich schnell Fortschritte erzielen und auf diesem schnellstmöglich erreichten Fundament kann dann weitergearbeitet werden. Mit Spielformen lernen die Spieler zu harmonieren, kommunizieren verbal und nonverbal, reifen als Spieler und könnten ihr Potenzial ausschöpfen. Eventuelle Mängel in der Kondition, die sich im Normalfall nicht ergeben sollten, können dann in einem einzigen Trainingslager beim Übergang in den Erwachsenenfußball nachgeübt werden.

Dies spart Zeit, sorgt für die beste Entwicklung und: der Spaß am Spiel bleibt erhalten. Egal, auf welchem Niveau.

Anmerkung: Dieser Artikel erschien ursprünglich in der ersten Ballnah. Da sie aber generell für Trainer sehr wichtig ist und die kostenpflichtige Veröffentlichung bereits lange her ist, habe ich es mir erlaubt sie hier nochmal zu posten. Wir wollen in den nächsten Wochen und Monaten mehr in puncto Trainingstheorie arbeiten. Marco Henseling und ich schreiben gar ein Buch dazu. Ich hoffe deswegen, dass mir dieser Re-Post darum von keinem unserer damaligen Käufer übel genommen wird. 

Fabi 14. November 2014 um 19:56

Wie sollte dann beispielsweise ein Aufwärmen aussehen?
In irgendeiner Weise muss das Dehnen ja durchgeführt werden…

Antworten

Fabi 14. November 2014 um 19:58

Und welche Übungen könnte man anstelle eines langweiligen Hin- und Herlaufens machen?

Antworten

Peda 17. November 2014 um 10:54

Die Frage nach dem richtigen Aufwärmen finde ich sehr interessant!

Ich bin gerade dabei für meine Thekenmannschaft – wie der Piefke sagen würde 😛 – ein Aufwärmprogramm zusammenzustellen und zu etablieren, weil das bei uns bis dato komplett planlos abläuft.

Mein Letztstand läuft jetzt in etwa so aus, wobei ich die Dehnübungen aber durch die Übungen aus diesem Filmchen ersetzt habe, um das umstrittene statische Dehnen zu Umgehen und die oft vernachlässigten Themen Koordination und Balance stärker einzubringen. Sprich:

1) Lauf-ABC in lockerem Tempo (14 Bahnen à 15 Meter)
2) Movement Preps
3) Lauf-ABC in hohem Tempo (8 Bahnen)

Ein anschließendes Rondo fällt für mich eigentlich nicht mehr direkt unter Aufwärmen – bevor Ball oder Gegner ins Spiel kommen, sollte ich schon warm sein.

Was haltet ihr davon?

Antworten

vanGaalsNase 17. November 2014 um 12:18

Ein fünfminütiges lockeres Einlaufen sollte allemal ausreichen, um die Muskeln zu erwärmen, sodass man sodann lockere Spielformen (Rondo) machen kann. Startet Guardiola nicht sogar mit diesen Formen?!

Antworten

Peda 17. November 2014 um 15:26

Weiß ich nicht.

Guardiolas Spieler sind aber auch nicht zwischen 15 und 55 Jahre alt und trainieren öfter als zwei Stunden die Woche.

Außerdem spielen wir seit kurzem hauptsächlich auf Kunstrasen (Futsalgröße), da sollte dem Aufwärmen doch mehr Zeit eingeräumt werden, denke ich.

Antworten

vanGaalsNase 17. November 2014 um 16:32

„Guardiolas Spieler sind aber auch nicht zwischen 15 und 55 Jahre alt und trainieren öfter als zwei Stunden die Woche.“ – Was hat das damit zu tun? Vor jeder sportlichen Betätigung muss sich ausreichend erwärmt und gelockert werden. Egal, wie oft man Training pro Woche hat.

Und in wie fern wirkt sich der Spieluntergrund auf das Aufwärmen aus? Die Erwärmung der Muskeln findet durch Bewegung statt. Da ist es egal, ob auf Natur- oder Kunstrasen etc. Die Lockerung der Muskeln ist dahingehend schon eher entscheidend. Und diese lässt sich durch moderate Positionsspiele wie dem Rondo erreichen.

HW 17. November 2014 um 18:18

War nicht irgendwo zu lesen, dass die Bayern vor dem Training ein Aufwärmen im Fitness-Bereich machen? Übungnsformen sind mir aber unbekannt.

Kennt jemand die Gepflogenheiten verschiedener Bundesligisten?

Peda 18. November 2014 um 08:16

vanGaalsNase, da bin ich jetzt ehrlich gesagt ziemlich enttäuscht von deiner Antwort. Ich kann meine Ausführungen leider auf keine wissenschaftlichen Arbeiten sondern nur auf meine Beobachtungen und Erfahrung stützen, denke aber, dass meine Überlegungen nachvollziehbar sind und einen Sinn ergeben:

Je älter man wird, desto bewusster soll und muss man sich aufwärmen.
Je härter der Untergrund ist (Halle > Kunstrasen > Naturrasen), desto intensiver werden die Gelenke beansprucht, desto bewusster soll und muss man sich aufwärmen.

Spieler in bewegungsarmen Tätigkeiten (Studenten, Büro-Angestellte) müssen die aus dem Alltag geschwächte stabilisierende Muskulatur adressieren, um Verletzungen vorzubeugen.
Spieler in kraftaufwändigen Tätigkeiten (Handwerker, Landwirte) müssen die aus dem Alltag eingeschränkte Beweglichkeit (erhöhte Ruhespannung) adressieren, um Verletzungen vorzubeugen.

vanGaalsNase 18. November 2014 um 08:32

Denke nicht, dass Grund zur Enttäuschung besteht. Ich habe geschrieben, dass das ERWÄRMEN der Muskeln nicht vom Untergrund beeinflusst wird. Das LOCKERN hingegen schon (Zitat aus meinem letzte Post: “Die Erwärmung der Muskeln findet durch Bewegung statt. Da ist es egal, ob auf Natur- oder Kunstrasen etc. Die Lockerung der Muskeln ist dahingehend schon eher entscheidend.“).

Mittels geringintensiver Spielformen erreicht man eine Lockerung der Muskeln. Nebenbei werden die Muskeln aber weiter erwärmt, weil man sich dabei immer noch bewegt. Zwei Fliegen mit einer Klappe. Erst Erwärmung durch zyklisches Einlaufen (5 Minuten). Danach leichte Spielformen zur Lockerung (und nebenbei zur weiteren Erwärmung). Wie lange man diese Lockerungsspielchen durchführt, kann variiert werden. Ob 5 oder 10 Minuten…

Peda 18. November 2014 um 12:46

Wenn ich an deinen Selbstversuch denke, dann glaube ich, dass unsere (negativen) Erfahrungen sowie das Leistungsniveau auf dem wir spiel(t)en und trainier(t)en zu unterschiedlich sind, um da auf einen Nenner zu kommen.

Aber was meinst du jetzt genau mit Lockerung? Das „Ausschütteln“ aus dem Turnunterricht? Dyynamisches Dehnen? Andehnen?

@HW: ist das Aufwärmen im Fitness-Bereich geografisch oder methodisch gemeint?

Mir scheint die Sprachbarriere zwischen Deutschland und Österreich ist doch höher als angenommen… 😉

vanGaalsNase 18. November 2014 um 13:12

Wenn man mit einer sportlichen Tätigkeit beginnt, sind die Gelenke meist noch „steif“. Das sogenannte Skipping soll dies bspw. im Bereich der Fußgelenke beheben. Anstatt aber eine solch unspezifische Übung zu machen, werden leichte Spiele durchgeführt mit kurzen Richtungswechseln und kurzen Pässen. Dadurch werden die Gelenke gelockert und man verbindet das gleichzeitig mit einer spielnahen Übung. Dabei sind die Belastungen für Muskeln und Gelenke noch nicht allzu hoch. Und ich wiederhole: dabei wird sich automatisch weiter erwärmt.

Versteif‘ dich bitte nicht zu sehr auf Alter und Niveau. Ich erlebe zu oft, dass das als Ausrede benutzt wird, um unspezifische Übungen durchzuführen.

Ich würde einer solch simplen Sache wie dem Aufwärmen auch nicht so viel Aufmerksamkeit widmen, dass dadurch zu viel wertvolle Trainingszeit verloren geht. Ich hatte mal einen Trainer, dessen Aufwärmphase über 20 Minuten dauerte. Das ist beinahe ein Drittel der gesamten Trainingszeit. Unnötig zu erwähnen, dass während dieser Zeit unspezifische Übungen gemacht wurden.

Gh 18. November 2014 um 13:44

@vanGaalsNase: die Evidenz ist dürftig. Aber… (bitte vorher Beruhigungstee trinken!)

http://www.bcmj.org/council-health-promotion/injuries-youth-sport-evidence-based-injury-prevention-warm

vanGaalsNase 18. November 2014 um 14:08

Was soll das mit dem Beruhigungstee? Habe ich irgendwann den Eindruck erweckt, aus der Haut zu fahren?

Ich kenne das 11+ und weiß, dass seine Wirksamkeit nachgewiesen wurde. Aber welche Art des Einwärmens ist demgegenüber die Referenz? Andere ebenso unspezifische Aufwärmprogramme? Das wird nicht deutlich. Insgesamt überzeugt es mich nicht.

Peda 18. November 2014 um 16:09

Ich benutze weder Alter noch Niveau als Ausrede. Bei uns werden seit jeher die Anwesenden durch zwei geteilt und dann wird zwei Stunden non stop herumgestolpert. Da ist gezieltes Aufwärmen eine richtige Wohltat!

Wenn man sich außerdem bewusst macht, dass das Aufwärmen Bestandteil eines jeden Fußballtrainings ist – ja eigentlich jeder sportlichen Betätigung sein sollte! – und wie viel Zeit in Summe damit verbracht wird, dann halte ich es nicht für übertrieben dem einmal mehr Aufmerksamkeit zu schenken.

Und jegliche Übung ohne Ball als unspezifisch abzukanzeln ist mir dann doch zu dogmatisch.

RM 18. November 2014 um 19:15

„Und jegliche Übung ohne Ball als unspezifisch abzukanzeln ist mir dann doch zu dogmatisch.“

Oh, ich gehe sogar noch weiter: Sehr viele Übungen mit Ball sind ebenfalls nicht fußballspezifisch.

vanGaalsNase 18. November 2014 um 16:35

Das hat mit Dogmatik nichts zu tun, sondern entspricht einfach der Definition.

Wollen wir diese Diskussion etwas privater führen? Schreib‘ RM an. Der gibt dir dann meine E-Mailadresse.

Peda 19. November 2014 um 12:02

Ich hätte zwar um deine Adresse gefragt, aber RM will anscheinend auch selbst lieber hier weitermachen.

Wenn ihr beiden aber eh lieber i-Tüpferl reitets als zu diskutieren, dann spare ich mir die Zeit, das ist witzlos.

vanGaalsNase 19. November 2014 um 12:27

RMs Beiträge beziehen sich auf Gh. Das hat wenig mit der Diskussion zwischen Dir und Mir zu tun. Ich würde gerne weiter mit dir über mögliche Aufwärmprogramme schreiben. Weil das im Fall deiner Mannschaft sehr speziell ist, würde ich dafür eine „private Atmosphäre“ bevorzugen. Wenn du daran Interesse hast, frag‘ RM nach meiner Adresse.

Peda 20. November 2014 um 13:40

Die Anfrage ging vor zwei Tagen an die info-Mailadresse raus, bis dato ohne Antwort.

Gh 18. November 2014 um 17:14

Die Referenz war eine Kontrollgruppe, wie üblich bei einer Interventionsstudie führte die „business as usual“ durch, also ihr gewohntes Training/Aufwärmen. Aber das ist doch alles in der Studie nachzulesen. Dass dann spätere Studien spezifische Aufwärmprogramme vergleichen wäre wünschenswert. Der Tee war ein blöder Spruch.

Antworten

vanGaalsNase 18. November 2014 um 17:29

Ich weiß, dass das in der Studie steht. Dennoch wird nicht erklärt, wie „business as usual“ genau aussieht. Solange nicht klar ist, ob darunter auch Aufwärmprogramme sind, die mit leichten Spielformen kombiniert sind, ist das 11+ gegenüber solchen nicht als besser anzusehen. Ich gehe stark davon aus, dass solche Aufwärmformen nicht Gegenstand dieser Studie waren. Insofern ist die Evidenz des 11+ dürftig.

Gh 18. November 2014 um 19:18

Du sattelst das Pferd vom falschen Ende her. „Business as usual“ bei über 60 Clubs im Kontrollarm wird sehr heterogen ausgesehen haben. Wenn du deine präferierte Form des Aufwärmens 11+ gegenüberstellen willst musst du eine neue Studie machen. DEINE Form des Aufwärmens hat KEINE Evidenz (was nicht heisst, dass sie nicht viellecht 11+ überlegen ist… ich nehme an, für dich gute Gründe sprechen dafür). Aber bestehende Evidenz einfach zu ignorieren ist auch keine gute Taktik.

RM 18. November 2014 um 19:29

Soweit ich weiß, sagt VGN, dass er einfach nicht glaubt, 11+ wäre besser als seine Form des Aufwärmens. Dass er die Evidenz – 11+ ist besser als der Durchschnitt des 08/15-Aufwärmens – ignoriert, ist also nicht der Fall. Und er behauptete auch nicht, dass seine Methode mehr Evidenz hätte.

vanGaalsNase 18. November 2014 um 19:22

„Aber bestehende Evidenz einfach zu ignorieren…“ – Habe ich nirgends getan. Ich habe sie lediglich im Hinblick auf spezifischere Aufwärmprogramme in Frage gestellt.

Gh 18. November 2014 um 19:32

ja, und dann musst du zeigen, dass dein infrage stellen tatsächlich berechtigt ist, also eine Studie machen. Bis dahin gilt: 11+ ist die Aufwärmform mit der besten (aber nicht guten) Evidenz. Du hast natürlich ein gutes Recht, weiter deine eigene Erfahrung über diese Evidenz zu stellen, wenn du selber trainieren läßt. Aber daraus Empfehlungen für andere abzuleiten wird dann schwierig.

RM 18. November 2014 um 19:47

Einwand hierzu: Evidenzen werden überbewertet und nicht für alles werden sie benötigt (in dem konkreten Fall natürlich brauchbar, aber wollte es ‚mal gesagt haben).

Gh 19. November 2014 um 08:55

Da kann ich dir nur zustimmen. Die Frage: „Welches Aufwärmtraining (Art, Dauer) ist effektiver zur Vermeidung von Verletzungen in der darauffolgenden Trainings/Belastungsphase“ bietet aber ein schönes Feld für randomisierte kontrollierte Studien. Einen Einwand, den ich hier gelten lassen würde wäre: lohnt die Mühe nicht.

vanGaalsNase 14. November 2014 um 20:05

So weit ich weiß, ist das Dehnen in der Aufwärmphase noch immer hochgradig umstritten. Weiß also nicht mal, ob das überhaupt gemacht werden MUSS. Ich mache es jedenfalls nicht, sondern lasse nur nach dem Auslaufen (also erst am Ende des Trainings) kurz alle Muskelgruppen andehnen. Mein Einwärmen verläuft immer so, dass sich 5 Minuten locker eingelaufen wird, um die Muskeln zu erwärmen. Danach wird 5 Minuten (oder etwas mehr) ein lockeres Positionsspiel gemacht (el Rondo), sodass die Muskeln gelockert und ihre Bewegungsmöglichkeiten sowie die der Gelenke vergrößert werden.

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blub 14. November 2014 um 21:51

Also ich hab keinerlei Belege außer meinem gefühl, aber ich laufe erstmal locker ein paar minuten ein (z.B. Varianten aus dem LaufABC) dann einmal leichtes, „intuitives“ dehnen, danach die intensität etwas erhöhen (den motor anwerfen) und dann alle vergessenen muskeln und alles was sich „meldet“ nochmal gesondert behandeln.
Entweder ist es nur angewöhnt oder es hat wirkliche gründe, aber immer wenn ichs weglasse fühl ich mich die ersten 10 min in der belastung unwohl.
Ich hatte z.B. mal Adduktorenprobleme und seitdem brauchen die immer gesonderte aufmerksamkeit sonst meckern die nach 30 min.

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Lenn 14. November 2014 um 22:18

Wie dein Aufwärmen genau aussieht sollte vor allem auch stark vom Alter abhängig sein, vor der Pubertät geht es grundsätzlich mehr darum, sich an die Umstände (Ball,Platz etc.) zu gewöhnen als den Körper in Schwung zu bringen.
Selbst bei den Größeren würde ich grundsätzlich das Einlaufen mit koordinativ und auch psychisch fordernden Aufgaben verknüpfen.

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HW 17. November 2014 um 12:04

Ja, das Dehnen ist umstritten.

Das Aufwärmen soll den Körper auf die Bewegungen im Training vorbereiten. Daher gibt es „das“ Aufwärmen nicht. Es sollte abhängig von den folgenden Übungen sein.

Im Buch Funktional Training von Michael Boyle, dass ich gerade zur Hand habe, gibt es Übungen zum
– linearen Aufwärmen,
– linearen Aufwärmen mit dem Schwerpunkt Flexibilität und
– lateralen Aufwärmen.

Zum statischen Dehnen heißt es u. a.: „Aber statisches Dehnen muss zum richtigen Zeitpunkt mit den richtigen Zielen ausgeführt werde. Das Warm-up sollte dynamisch sein und den Sportler auf das weitere Training vorbereiten. Dehnübungen haben dagegen die Aufgabe, Muskeln, die sich während des Trainings kontrahiert haben, wieder zu strecken und damit Verletzungen oder Überlastungserscheinungen vorzubeugen.“ – S. 67

Aber das ist kein wissenschaftliches Buch und auch nicht Fußball spezifisch.

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Gh 15. November 2014 um 12:52

übers Dehnen fand ich folgende Ausführung ganz hilfreich (klar, keine Cochrane-Analyse, aber mal gut zusammengefasst und mit Literaturliste, falls man sich tiefer reinknien will)

http://www.dr-moosburger.at/pub/pub046.pdf

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Adlerträger 12. November 2014 um 18:41

An sich ein spannender Artikel. Man sollte aber vorsichtig sein, Magath die Kompetenz vollkommen abzusprechen. Der mann ist Deutscher Meister!

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RM 12. November 2014 um 20:23

Naja, der Fußball hat gewaltige Sprünge in den letzten Jahren gemacht. Ob Magath heute noch Erfolg haben könnte? Man würde einen Trainer aus den 50ern heute (weitestgehend) ebenfalls nicht mehr für kompetent halten, wenn sie sich nicht anpassen und aktualisieren. Magath tut das ja nicht, hat zumindest den Anschein. Dass er nicht komplett inkompetent ist, weiß man (passable Rollenzuteilungen, strategische Ausrichtung und in-game-Wechsel), dass er aber in seinen zwischenmenschlichen ‚Methoden‘ und trainingstechnisch absolut überholt ist, ebenfalls.

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Dr. Acula 11. November 2014 um 20:29

ganz starker Artikel! Insbesondere deshalb, weil ich als langjähriger Zuschauer von Barca spielen, leidenschaftlicher Kicker von der F- bis zur B-Jugend und Fußballfan einen Bezug zu allen hier genannten Dingen und Beispielen habe.. Der artikel hat mir gut gefallen, er ist in sich schlüssig und auch die Argumentation weis zu gefallen. Hut ab!

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AS 11. November 2014 um 18:28

Wenn sich jemand für eine interessante Lektüre zu diesem Thema interessiert:
Sperlich B, Hoppe MW, Haegele M: Ausdauertraining – Dauermethode versus intensive Intervallmethode im Fußball. Deutsche Zeitschrift für Sportmedizin. Heft 1, 2013.

Kleiner Auszug:
„Manche Trainer/innen propagieren, das Ausdauertraining im Fußball mit Ball zu trainieren. In der Tat haben etliche Studien die Effekte von HIIT mit Ball auf die Ausdauerleistungsfähigkeit untersucht (19, 45, 51, 67). Durch das Training mit Ball wird das Herzkreislaufsystem sowie der Stoffwechsel ebenso gefordert wie durch das Intervalltraining ohne Ball (47). Auch durch das Ausdauertraining mit Ball ist eine Zunahme der Sauerstoffaufnahme von 7- 9% nach 10- 12 Wochen zu erwarten (51, 67). (…) Letztlich ist die Intensität bei Spielformen mit Ball abhängig von der Zielstellung, Anzahl der Spieler, Spielfeldgröße und der Anfeuerung des Trainerstabs.“

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Lenn 11. November 2014 um 21:54

Ich nehme mal an, dass Haegele M. für Martin steht – falls ja: ein unfassbar lässiger Typ, u.a. in der Trainerausbildung beim wfv involviert und war letzte Saison beim VfB Leiter des Kinderfußballs, wo er extrem coole Dinge eingeführt hat, wie z.B. totale Rotation auf wirklich allen Positionen, d.h. inklusive Torspieler, und er hat auch so im Bereich Kinderfußball teils sehr coole Ideen, mit denen sich zu beschäftigen sich lohnt.

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RM 11. November 2014 um 22:25

Kannst du das weiter ausführen? = )

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Lenn 11. November 2014 um 23:40

Naja, bezieht sich teils mehr auf die Arbeit neben dem Platz als das tatsächliche Training. Was das angeht, gibt es eben einen sehr ganzheitlichen Ansatz, enorm viele Spielformen, eine grundsätzlich dominante Spielanlage, dann wie gesagt Positionswechsel inklusive Torspieler – bis auf den Torspielerwechsel (der den Spielern meiner Erfahrung nach sehr viel bringt- es ist, gerade wenn flacher Spielaufbau gefordert wird, technisch und taktisch, aber vor allem von der Verantwortung her – Fehler=Gegentor – eben doch anders, als die Feldpositionen) also nichts so besonderes.

Einzigartig vor allem im oberen Leistungsbereich ist dann aber die Konsequenz, mit der die Ziele im Kinderfußball neu definiert werden: Weg vom erfolgsorientierten Gewinnenmüssen, was sich dann auch bei vielen Bundesligisten darin äußert, dass man bspw. in der U10&11 jeweils Spieler im eigentlichen Abseits stehen lässt und dann lange Bälle spielt, strikte Manndeckung spielt usw., hin zur fußballerischen und menschlichen Weiterentwicklung der Spieler.
Das äußert sich dann eben darin, dass z.B. die letztjährige U10 des VfB, die damals neu zusammengestellt wurde (niedrigster Jahrgang), das erste halbe Jahr nahezu jedes Spiel/Turnier mindestens ein Gegentor nach Fehlpässen ihrer Torspieler kassierte – während es bei anderen Topmannschaften dieser Altersklasse dazu nicht kommen kann, weil dieses Risiko von vornherein nicht eingegangen wird, stattdessen wird der Ball auf Kosten technisch anspruchsvollen Spiels nach vorne geschlagen.

Dazu kommt eine in meinen Augen positiv zu sehende sehr große Menschlichkeit, soll heißen es dürfen zum Beispiel keine Zehnjährigen verpflichtet werden, die länger als soundsolange ins Training fahren müssen; er geht einfach weg von der furchtbaren Ergebnisorientierung, die leider deutschlandweit in der Jugendausbildung immer noch vorherrschend ist. Es ist eben ein Unterschied, Kinder so zu trainieren, dass sie im aktuellen Jahr maximale Ergebnisse erzielen oder so, dass sie sich optimal entwickeln (können).

Es sind also keine grundsätzlich revolutionären Ansätze, was diese Philosophie aber in meinen Augen so positiv erscheinen lässt, ist das konsequente Umsetzen von grundlegenden Prinzipien bei der Legung der Schwerpunkte in der Jugend- und vor allem Kinderausbildung, wo wir mMn. in Deutschland in der Breite wie auch in der Spitze aktuell noch sehr viel Luft nach oben haben.

Ist jetzt alles etwas wirr geworden, ich hoffe aber, die Essenz ist verständlich.

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Thomas 11. November 2014 um 23:48

1. Du darfst lässig nicht mit inkompetent verwechseln. Er ist nicht umsonst nicht mehr beim VfB.
2. Wirklich einzigartig, wie schonend und weitsichtig der VfB mit seinen Mannschaften umgeht. Man schaue sich nur die U15 an. Eine technische Augenweide mit dem klaren Fokus auf lange Bälle in die Spitze…ah ne meinte technischen anspruchsvollen Fussball.

Antworten

Lenn 12. November 2014 um 07:36

Ich sprach von Kinderfußball;)
U15 ist dann wieder was vollkommen anderes, weshalb ich auch nicht den VfB an sich gelobt habe.

JS 12. November 2014 um 07:48

Der Fokus auf das „gewinnen müssen“, führt auch zur Überförderung von Q1-Geborenen und generell zu einer ungünstigen Auswahl der Talente. Siehe

http://www.goalimpact.com/2014/10/a-new-look-at-football-players.html

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bsg 11. November 2014 um 12:53

wow

Antworten

HW 11. November 2014 um 08:51

Ich lese nur die ersten Zeilen und muss schon mit dem Kopf nicken. Es erinnert an meine Zeit im Jugendfußball, die lange her ist. Es erinnert mich daran, dass ich eine Mannschaft vor ein paar Jahren bei uns durch den Ort habe Laufen sehen (Konditionstraining im Januar bei Minusgraden und der Trainer fährt Fahrrad).

Dieses elende Langstrecken laufen ist für den Fußball doch völlig falsch. Fußball ist kein 10.0000 Meter Lauf, keine Leichtathletikdisziplin. So ein Training ist auch völlig unfunktional.

Das war auch ein Grund warum ich in der Jugend nur wenig im Training gelernt habe (mal abgesehen vom mangelnden Talent). Es wurde nicht erklärt warum man etwas macht und es wurden keine Stärken herausgebildet.

Gebt den Leuten den Ball, damit sie Spaß am Training haben und damit sie lernen im Spiel Entscheidungen zu treffen. Dazu Sprint- und Koordinationstraining und die meisten Teams sind besser gerüstet als die vor 20 Jahren.

Antworten

HW 11. November 2014 um 08:57

PS

Massives Ausdauertraining ist in der Jugend sogar ein Fehler, weil man damit die Sprintfähigkeiten schwächt. Was dann in den Muskelfasern weg ist, kommt im Alter auch nicht wieder.
Moderne Trainingslehre ist nicht nur relevant für den (Profi-)Sport, auch das Militär braucht keine Soldaten mehr, die 100 km von einer Oase zur nächsten marschieren; und Freizeitsportler, die z.B. Gewicht verlieren wollen, sollten sich auch nicht auf ein Ausdauerprogramm beschränken.

Antworten

AS 11. November 2014 um 18:44

Du sagst es aber selber: „massives“ Ausdauertraining. Außerdem hätte ich sehr starkes Interesse an einer wissenschaftlichen Quelle, die darstellt, dass „was dann in den Muskelfasern weg ist, kommt im Alter auch nicht wieder.“ Was im Alter abnimmt, zu welchen Umbildungen es durch Ausdauertraining kommt etc, ist klar. Dass aber ein Ausdauertraining in der Jugend irreversible Folgen hat – das habe ich in der Literatur so noch nicht gefunden.

Antworten

RM 11. November 2014 um 18:46

Langsamzuckende Muskelfasern können mWn nach nur in der Jugend (teilweise) zu schnellzuckenden Muskelfasern umgewandelt werden. Danach ist das nicht mehr möglich. Die Umwandlung von schnellzuckenden zu langsamzuckenden Muskelfasern ist jedoch immer möglich. Und für einen Fußballer natürlich ‚eher negativ‘.

Antworten

AS 11. November 2014 um 19:30

Ok, interessant. Danke! Ich war noch auf diesem Stand: „Nach Abbruch des Ausdauertrainings kehrt allerdings auch hier die vorübergehend umgewandelte Muskelfaser zu ihrem ursprünglichen Fasertyp zurück“ (Weinecke, 2004). Die Besonderheit der Jugend (Pubertät) diesbezüglich hatte ich tatsächlich noch nicht gelesen, deswegen meine Nachfrage.

Antworten

HW 11. November 2014 um 09:35

Bei einer Sache muss ich leicht widersprechen.

Gerade bei Amateur-Mannschaften mit einem Trainingsumfang von ca. 6h in der Woche sollte keine Zeit mit klassischem Training verschwendet werden. Wenn ich von den 6 Stunden schon 2 mit Ausdauerläufen beschäftigt bin, verringert sich das Training anderer Inhalte und mit dem Ball nochmal deutlich (um 1/3 der Gesamtzeit).
Aufgrund der knappen Personalsituation und mangelnder Kompetenzen der Trainer kann vielleicht nur „klassisch“ trainiert werden. Bezogen auf die Trainingszeit ist dies aber möglichst zu vermeiden. Ein weiteres Problem moderner Methoden ist wahrscheinlich der größere Aufwand in der Trainingsvorbereitung. Trainer müssen in diesen Methoden geschult werden und sie dann zeitaufwändig für jedes Training ausarbeiten. Ein Dauerlauf ist dagegen schnell „vorbereitet“. Allerdings zeigt ein großer Aufwand in der Trainingsarbeit der Mannschaft, dass der/die Trainer besonders engagiert ist/sind und auch sich selbst nicht dem Minimalprinzip unterwerfen. Und wenn keine Co-Trainer vorhanden sind müssen ein paar Führungsspieler dieser Verantwortung über nehmen. Das kann besonders in der Vorbereitung den Trainer entlasten und holt auch gleich das Team ins Boot, wenn es um Inhalte und den Zusammenhalt und Motivation geht.

Antworten

vanGaalsNase 11. November 2014 um 09:52

Und genau wegen dieses geringen Niveaus vieler Amateurtrainer sehe ich ein massives Problem in der Trainerausbildung. Ich kenne einige Übungsleiter, die sogar eine A-Lizenz haben, die aber fast ausschließlich klassisch trainieren lassen. Das kann nicht sein. Es ist kein Hexenwerk, sich mal etwas intensiver mit denjenigen Methoden auseinander zu setzen, die im Rahmen dieser kleinen Serie vorgestellt werden. Und die kommenden Artikel decken nur einen ganz geringen Teil dessen ab, was man heute unter „modernen Trainingsmethoden“ versteht.

Antworten

HW 11. November 2014 um 10:36

Wie gesagt, der Zeitaufwand für Trainer (neben Job, Familie usw.) ist natürlich groß. Aber es stellt sich schon die Frage, warum z. B. linear gelaufen wird (wenn man schon keinen Trainingsplatz zur Verfügung hat), anstatt die im Spiel auftretenden Intensitäten zu trainieren (Intervalle, Sprints mit Pausen), oder warum nicht mal Krafttraining gemacht wird.

Da es aber um Amateursport geht, kann man kein 100% perfektes Training erwarten. Für Erwachsenenteams ist das Ergebnis entscheidend, bei Spielern in der Ausbildung ist das was anderes.

Um fair zu sein. Die Erfahrung aus meiner Jugend habe ich vielleicht etwas negativ beschrieben. Wir haben selten lange Läufe gemacht, für die damalige Zeit war das vielleicht sehr modern. Schlimmer finde ich in der Nachbetrachtung den Schulsport. Da haben wir nicht gelernt wie man seine Leistung steigert oder wofür man ein Trainingsprogramm machen kann. Man macht ein paar Wochen Leichtathletik, Schwimmen, Turnen, Badminton usw. Ohne an einer Leistungssteigerung zu arbeiten oder über beanspruchte Muskeln aufzuklären. Gelernt hat man damals nichts. Die guten waren gut, die anderen nicht.

Antworten

vanGaalsNase 11. November 2014 um 10:41

Genau um solche Aspekte wird es sich am Mittwoch drehen.

Antworten

HW 11. November 2014 um 11:09

Da freue ich mich drauf.

druffundewerre 11. November 2014 um 10:50

Meiner Meinung nach spielt es eine große Rolle, was wir hier unter „Amateurbereich“ verstehen. Ich habe im Laufe meiner, ähem, Karriere, alle Klassen von der C-Klasse bis zur Verbandsliga kennengelernt. Im gehobenen Amateurbereich, unter den ich die Verbandsliga fasse, wird in der Regel 3 mal wöchentlich, in der Oberliga vermutlich 4 mal wöchentlich trainiert. Dort dürfte auch die Trainingsbeteiligung so hoch und zuverlässig sein, dass ein Trainer mit einer bestimmten Anzahl an Spielern planen und entsprechende Übungen vorbereiten kann. Von der C-Klasse bis zur Bezirksliga wird meist nur 2 mal wöchentlich trainiert (die Vorbereitung immer ausgenommen), so dass man dort nicht ein mal auf die 6 Wochentrainingsstunden kommt. Zudem kann dort in Abhängigkeit von Schichtarbeit, Tabellenstand, Wetter, Unlust, Verwandtengeburtstagen undundund die Trainingsgruppe auch mal auf 3-4 Leute schmelzen. Das erschwert natürlich ein gezieltes Arbeiten in der Gruppe und die wenigsten Trainer üben dann im Fast-Individualtraining mit ihren 3,4 Figuren einen sauberen Flachpass o.ä., wofür im normalen Traininigsbetrieb kein Raum ist. Ansonsten habe ich, Jahrgang 1974, wirklich viele bittere Erfahrungen mit Traineren im Aktivenbereich gemacht und also nicht nur in der Jugend fast nix gelernt, sondern auch im Aktivenbereich ganz wenig. Wie auch, unser E-2-Trainer hat uns 7jährige Jungs Entengang von der Toraus- bis zur Mittellinie machen lassen, was es mir heute nun wirklich nicht mehr zu geben scheint, und selbst in der Verbandsliga habe ich als Manndecker etliche Stunden mit Torschusstraining vergeudet.
Als Co-Spieler-Trainer (oder Spieler-Co-Trainer) in der Bezirksliga habe ich selbst übrigens die Erfahrung gemacht, dass viele Fußballer auch gar nicht so ungeheuer geistig gefordert werden wollen. Die wollten ihr gewohntes Training mit ewiger Dehnerei (weil man sich ja sonst automatisch verletzt..), Torschusstraininig und Spielchen. Neue Spielformen wurden nur schwer angenommen.

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vanGaalsNase 11. November 2014 um 11:00

Wenn man mit solchen Übungsformen groß wird, erachtet man sie irgendwann als die einzig Wahren. Diese Erfahrungen habe ich auch schon gemacht. Viele denken auch tatsächlich, dass Training quasi nur Bewegungstherapie ist. Als Möglichkeit sich zu verbessern, werden Trainings schon gar nicht angesehen. Und dieser Irrglaube muss aus dem (unteren) Amateurbereich verschwinden. Das muss in der Trainerausbildung anfangen.

Antworten

HW 11. November 2014 um 14:18

John Naisbitt, ein ehemaliger Top-Manager und Berater von US-Präsidenten, hat mal gesagt: „Eilen Sie der Parade nicht so weit voraus, dass die Menschen nicht mehr erkennen, dass Sie dazugehören.“

Soll heißen, Veränderung braucht Zeit und kleine Schritte helfen alle (Anführer und „Gefolge“) zusammen zu halten. Außerdem wird es auch immer Rückschläge geben.

Naisbitt sagte auch „Der Widerstand gegen den Wandel fällt, sobald seine Vorteile ersichtlich sind.“

Antworten

HW 11. November 2014 um 11:08

Ich habe mich schon in der Jugend aus dem Vereinsfußball verabschiedet (was ich auch etwas bereue). Es fehlte die Motivation (aus verschiedenen Gründen) und ich war zuletzt regelmäßig verletzt.

Irgendwann, als der Bauch dicker wurde*, hab ich dann mit einem individuellen Training (also kein Fußball) wieder angefangen. Ich beschäftige mich also nicht professionel damit, sondern aus meiner eigenen Motivation und habe deshalb mein Training immer wieder umgestaltet. Was ich aber besonders gelernt habe, ist die Motivation, bzw. Befriedigung, die mit dem regelmäßigen auch intensiven Training kommt.
Wir brauchen uns hier nicht um Hobby/Tresenteams zu unterhalten. Aber eine Lust am Sport sollte bei nem Bezirksligafußballer vorhanden sein. Und ich meine damit die Lust, die ihn Training und Erschöpfung fast schön vermissen lässt, wenn er mal eine Woche nicht trainiert.
Ich weiß natürlich auch, dass dieser Motivation viele, auch wichtige Dinge, im Weg stehen. Ein anstrengender Job, die Verpflichtung der Familie gegenüber. Besonders wenn Sportler selbst Kinder haben ist das wichtig. Andererseits muss man auch bereit sein für eine Sache für die man sich freiwillig gemeldet hat ein paar kleine Opfer zu bringen. Ansonsten ist man in der Thekenliga besser aufgehoben.

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Lenn 11. November 2014 um 21:58

Ich bin Trainer einer U11, und was man da von anderen Vereinen und Teams mitbekommt, ist enorm erschreckend – stupides warmlaufen und Rundenlaufen gehören hier (Stuttgart) bei gefühlt 95% der Teams zum absoluten Standart, der anders nicht vorstellbar ist. Von dem, was ich gesehen und mitbekommen habe, ist teils selbst im Nachwuchs von Bundesligateams ein tatsächliches Training mit Ballfokus nicht in jedem Fall gegeben – soweit man vom teils längeren Warm-up auf Training schließen kann, was aber im Kinderfußball durchaus der Fall sein sollte.

Antworten

t3lly 10. November 2014 um 23:40

Danke schon mal. Ganz werde ich es erst morgen lesen. Aber ich las eben Dettmar Cramer. Ich hatte ihn mal eine Woche als Trainer und war völlig begeistert von ihm. Glaube am Ende habe ich wegen dieser Erfahrung aufgehört zu kicken (er hat mich für das laienhafte Training meiner Trainer versaut) und er ist bestimmt ein Grund, weshalb ich heute Trainer bin.

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JimmyDream 11. November 2014 um 16:49

Ich hatte Cramer auch bei 2 Trainingseinheiten als „Gasttrainer“ und bei mir wars genau das Gegenteil, ich fand das Training furchtbar.
45 Minuten lang Kopfballpendel und 30 Minuten 9 gegen 9…davor hatte er uns 15 Minuten von seinen Erfolgen in den 70ern erzählt.
Das zweite Training „unter“ ihm ist mir weder positiv noch negativ in Erinnerung geblieben 😉

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Rekordmeister 11. November 2014 um 17:28

Erst werden hier die Buhrussen gelobt und dann wird HW wieder philosophisch. Fehlt nur noch sein Strohmann philo, dann ist die gesamte Rasselbande versammelt.

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HW 11. November 2014 um 20:23

Sorry, ziehe mich zurück.

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