Chelsea FC – Arsenal FC 6:0
Schnelle Gegenstöße und ein deutscher Nationalspieler als Tiefensprinter: Chelsea nimmt beim 6:0-Sieg Arsenal auseinander.
„We come to kill, and in 10 minutes we destroy. After that – easy“, sagte Mourinho nach dem 6:0-Kantersieg gegen Arsenal. Selten war die Spielanalyse eines Trainers martialischer – und selten brauchte ein Trainer weniger Worte, um eine perfekte Zusammenfassung einer Partie zu liefern. Mourinho setzte im London-Derby auf eine stabile Anfangself mit Matic und David Luiz auf der Doppelsechs. Arsene Wenger stellte in seinem 1000. Spiel als Arsenal-Coach ein offensives 4-1-4-1 auf.
Chelsea kontert Arsenal aus
Schon nach wenigen Minuten wurde deutlich, dass Arsenals Ausrichtung dem Gegner brutal in die Karten spielte. Das Mittelfeld war offensiv besetzt, Arteta agierte als einziger Sechser. Oft verließ Arteta jedoch seine Position, um das Zurückfallen von Cazorla auszubalancieren. Auch Oxlade-Chamberlain streute viele vertikale Läufe ein.
Die Folgen waren verheerend. Zwischen der tief agierenden Abwehr und dem hohen Mittelfeld klaffte eine riesige Lücke, in die Chelsea immer wieder hineinstoßen konnte. Oft stand hier nur Cazorla – und dieser verhielt sich im Umschaltmoment äußerst unklug und ließ sich vertikal herausziehen. Die Viererkette rückte nicht heraus, um den großen Zwischenlinienraum zu schließen – und wenn sie vorrückten, öffneten sie dank fehlendem Druck im Mittelfeld Tür und Tor für Schnittstellenpässe.
Eto’o ließ sich oft in dieses Loch fallen und konnte im Umschaltmoment völlig freistehend bedient werden. Schürrle sorgte in solchen Momenten für die Tiefe und startete hinter die Arsenal-Abwehr. So stand Schürrle nach nur wenigen Minuten frei vor Szczesny, die Szene wurde aber aufgrund einer vermeintlichen Abseitsposition abgepfiffen:
Dass Chelsea in den ersten zehn Minuten gleich drei große Konter durch das Zentrum einleiten konnte, lag nicht nur an den großen Abständen zwischen Arsenals Mannschaftsteilen. Schwerwiegender war, dass die Gunners keinerlei Präzision im Passspiel hatte. Chelsea setzte dabei gar nicht einmal auf ein aggressives Angriffspressing, sondern störte erst im zweiten Drittel. Doch auch ohne Druck kamen viele Anspiele der Gunners nicht an, selbst über kurze Distanzen.
Dadurch konterkarierte Arsenal die – potentiell interessanten – Überladungen der linken Seite. Rosicky rückte von rechts herüber, um Flachpasskombinationen über links aufzuziehen. Chelsea neutralisierte die Überladungen durch das Einrücken des gesamten Verbunds. Da Arsenal kaum Aggressivität ins Gegenpressing bekam, konnte Chelsea Konter mit schnellen Wechseln auf den freien linken Flügel bzw. Halbraum starten – oder einfach Schürrle schicken, der seinen Gegenspielern wieder und wieder davonlief.
Die rote Karte beendet das Spiel
Die erste Viertelstunde wurde zum Debakel für Arsenal. Chelsea ging früh mit 2:0 in Führung, auch weil Eto’o und Schürrle nur begleitet, nicht aber attackiert wurden. Nach den beiden Treffern und der skurillen roten Karte gegen Gibbs aka Gibbs-Chamberlaine setzte Chelsea auf ihr mechanisches Ballbesitzspiel. Sie ließen den Ball in den eigenen Reihen laufen und spielten den Ball immer wieder zurück zu den Verteidigern – wohl wissend, dass Arsenal mit zehn Spielern kein hohes Pressing wagen wird.
Ihr eigenes Offensivspiel litt ein wenig unter der Auswechslung Eto’os. Der Kameruner und Schürrle hatten interessante Wechselwirkungen, gerade was Eto’os Ausweichbewegungen und Schürrles Rolle als Tiefensprinter anging. Mit Torres und Schürrle waren plötzlich zwei Tiefensprinter auf dem Feld, die allerdings im ersten Kontakt nicht ganz so stark sind wie Eto’o. Schürrles Ausflüge in die Mitte verloren dadurch etwas an Effektivität.
Dafür überzeugte Chelsea in der Folge mit einem variablen Offensivspiel. Die vier offensiven Kräfte tauschten immer wieder die Positionen und brachten die Arsenal-Defensive durcheinander. Auch hatte dies den positiven Effekt, dass Arsenal Mittelfeld nach hinten gedrückt wurde, da Arsenal den Zwischenlinienraum gegen die vielen Bewegungen Chelseas schließen und tiefer stehen musste. Chelsea konnte so das risikofreie Ballbesitzspiel forcieren und fand immer einen Spieler zum Rückpass. In schnellen Umschaltsituationen hatte Chelsea jedoch noch immer viel zu viel Platz im Mittelfeld, wie vor allem das 4:0 zeigte.
Nach der Pause stand Arsenal für einige Zeit stabiler. Die eingewechselten Jenkinson und Flamini stabilisierten das Grundgerüst, Arsenal stand in einem defensiven 4-4-1. Als Rosicky nach einigen Minuten weiter nach vorne ging und Arsenal oft im 4-3-1-1 stand, fand Chelsea wieder Räume für die direkten Schnellangriffe. Die weiteren Tore erzielte Chelsea jeweils nach schnellen Spielzügen oder Fehlern Arsenals. Chelsea konnte das Ergebnis problemlos herunterspielen.
Fazit
Arsenal zeigte eine der schwächsten Saisonleistungen. Nicht nur, dass die Abstände zwischen Mittelfeld und Abwehr viel zu groß waren und die eigenen Überladungen nur wenig sinnvoll eingesetzt wurden. Die Analyse zeigt auch, dass Arsenals Versagen nicht rein taktischer Natur war. Individuell waren sie vollkommen unterlegen, sie gewannen kaum einen wichtigen Zweikampf und gaben Chelseas Angreifern oft nur Begleitschutz. Gäbe es wie im Tennis eine Statistik der „unforced errors“, Arsenal hätte einen persönlichen Saisonrekord aufgestellt.
Chelsea musste nicht einmal Druck ausüben, um das Spiel zu dominieren. Ihnen reichte es, mit Luiz und dem extrem intelligent agierenden Matic das Mittelfeld zu kontrollieren. Nach Ballgewinnen schickten sie Schürrle hinter die Abwehr, der sich als schneller Außenstürmer hervortat – das war’s. Das Pikante: Es war nicht einmal Chelseas bester Saisonauftritt – und dennoch war das Ergebnis auch in dieser Höhe hochverdient. Beeindruckend war vor allem ihre Geschwindigkeit und Effektivität im Konter.
5 Kommentare Alle anzeigen
Robert Brasco 23. März 2014 um 05:06
Ich bin ein bisschen verwundert, dass Chealsea mit der Formation anscheinend so spielstark ist. Ich hatte Luiz und Matic eher in die Kategorie Abräumer eingeordnet, und auch von der 4er Kette hätte ich keinen gelungenen Spielaufbau erwartet. Offenbar weit gefehlt, bin deswegen schon gespannt auf Chealsea gegen PSG. Trotzdem erwarte ich, dass PSG sich durchsetzen wird.
Ein Zuschauer 23. März 2014 um 14:21
Ernsthaft, Matic als reiner Abräumer!? Matic ist vermutlich zusammen mit Lahm der weltweit spielstärkste Sechser der in einem 4-1-4-1 spielen kann.
RM 23. März 2014 um 18:19
Mit Busquets und Baier, ja. Dennoch würde ich sowohl Matic als auch Luiz als Abräumer bezeichnen – technisch enorm(!) spielstarke Abräumer, Matic hat außerdem noch die Spielintelligenz wie kaum ein anderer.
miasanmia12 22. März 2014 um 22:21
Es war von Beginn an klar erkennbar, dass Arsenal mindestens ein weiterer holding midfielder in Form von Flamini fehlte. Dieser hätte bewirkt, dass die angesprochenen freien Zwischenlinienräume besser besetzt wären. Arteta alleine hätte dies nie und nimmer alleine bewerkstelligen können. Erst recht nicht gegen eine so mittelfeldlastige Mannschaft wie Chelsea! Wie schon angesprochen hat Chelsea dies mit Hilfe von tiefen Pässen in Richtung Schürrle exzellent ausgenutzt.
blub 22. März 2014 um 18:16
Arsenal war selten so instabil in der Anlage wie hier.
Ich blick aber immernoch nicht warum die Viererkette so unendlich viel platz gelassen hat. Da war so viel Platz, den hätte noch nichtmal Busquets abdecken können, mit Arteta ist das schon Selbstmord und mit Cazorla [ohne Worte]
Merte hat da nicht das beste MU, aber wer zu langsam zum zurücklaufen ist sollte halt vorwärts verteidigen und Koscielny sollte doch schnell genug für Schürle sein, wenns nur ums ablaufen geht.
Wie du richtig sagst war das spiel nach der roten vorbei. Ich bin nichtmal richtig impresed was Chalsea da abgeliefert haat. das war einfach Mourinho Standardprogramm.